"Totalbefreiung" zementiert die speziesistische Mensch-Tier-Dichotomie
Autor: Achim Stößer |
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Was soll eigentlich dieser Unfug von der "Totalbefreiungsbewegung" (statt Tierbefreiungs- bzw. Tierrechtsbewegung) etc., der in letzter Zeit grassiert? Wer bitte, außer Tieren, soll da befreit werden? Pflanzen? Roboter? Pilze? Planeten? Bakterien? Energiewesen von Alpha Centauri?
"Gemeint" ist damit, dass nicht nur nichtmenschliche Tiere, sondern auch Menschen befreit werden sollen. Doch dies im Gegensatz zu "Tierbefreiung" zu stellen, zementiert die speziesisitische Mensch-Tier-Dichotomie.
Stattdessen muss den Leuten klar gemacht werden, dass "Tierbefreiung" eben nicht auf nmT beschränkt ist.
Ich kenne niemanden, der „Totalbefreiung in Gegensatz zu Tierbefreiung“ stellt. Nicht umsonst hieß der TBK 2013 und heißt der TBK 2014 „Tier-/Totalbefreiungskongress“. Weil gesellschaftliche Tierbefreiung exakt dasselbe ist wie Totalbefreiung.
Und nein, Totalbefreiung heißt/bedeutet auch nicht (nur), „dass nicht nur nichtmenschliche Tiere, sondern auch Menschen befreit werden sollen“. Höchstens macht es das deutlicher als der Begriff „(gesellschaftliche) Tierbefreiung“, weil letzteres bei Unkundigen missverstanden werden kann im Sinne von „Nicht-Menschen-Befreiung“ (was es aber nie war). Totalbefreiung drückt einfach begrifflich aus, wovon gesellschaftlich tierbefreiend Aktive eh ausgehen (zumindest in der Theorie, leider selten konsequent in der Praxis): Jedwede gesellschaftliche Befreiung (also auch Tierbefreiung, die ja im Prinzip schon alles einschließt – eben weil Menschen auch Tiere sind) ist nur (sozusagen) „im Paket“ zu haben, (Struktur und Reproduktion von) Diskriminierung(sformen) kritisch zu beleuchten und widerständig zu begegnen, funktioniert nur im Zusammenhang, also intersektionell, und ohne allgemeine Herrschafts- und Ausbeutungs- (d. h. u. a. Kapitalismus-)Kritik ist das alles nur ein niedliches Hobby.
Ergo ist Totalbefreiung nichts Neues sondern das, was Tierbefreiung eh längst sein will oder vorgibt zu sein. (Außer bei denen, die darunter nur das Öffnen von Käfigen im engeren Sinne verstehen und sich über gesellschaftliche Zusammenhänge keine ernsten Gedanken machen.)
Totalbefreiung ist als Begriff nur eine deutlichere Einladung an andere Bewegungen (die den Begriff Tierbefreiung oft als Single-Issue-Begriff missverstehen), wobei immer klar ist bzw. gemacht wird, dass es ein aus der Tierbefreiungsbewegung kommender Begriff ist, der Antispeziesismus (und konsequenten, d. h. politischen Veganismus) integral beinhaltet.
Aber auch nach innen (in die Tierbefreiungsbewegung) hat der Begriff eine erinnernde Funktion: nämlich nicht doch immer wieder auf Single-Issue-Masturbation zurückzufallen.
> Ich kenne niemanden, der „Totalbefreiung in Gegensatz zu
> Tierbefreiung“ stellt. Nicht umsonst hieß der TBK 2013 und
Du kennst Dich also nicht? Denn auch Du machst das grade: z.B. sei "Totalbefreiung" (eben im Gegensatz zu "Tierbefreiung" (1)) "eine deutlichere Einladung an andere Bewegungen".
> heißt der TBK 2014 „Tier-/Totalbefreiungskongress“. Weil
Ein hervorragendes Beispiel. Der sogenannte "Tier-/Totalbefreiungskongress 2013", der Antiveganern wie Bergstedt ein Podium bot, gesponstert vom Mörderbund (konkret dem Vegetarierbundverein "Vegeterra", für den dann auch entsprechend [strike]antikapitalistisch[/strike] so bezahlte Werbung gemacht wurde).
Womit Ihr euch übrigens wohl jede Chance verspielt habt, von echten Tierrechtlern ("Tierbefreiung (1)" ist ja nur ein Unteraspekt von Tierrechten, die u.a. das Recht auf Freiheit beinhalten, auch wenn aus diesen Kreisen gern die Realität auf den Kopf gestellt wird und so getan, als sei "Tierbefreiung" etwas "besseres") ernst genommen zu werden (wo bleiben eigentlich die Bestrebungen, Menschenrechtsinitiativen in Menschenbefreiungsinitiativen etc. umzubenennen?).
Auch diesmal werden wohl Bergstedt und Konsorten wieder mit von der Partie sein. Wer sponsort (gaaanz antikapitalistisch, versteht sich) das Ding diesmal? McDonald's?
(Bezeichnend etwa auch das speziesexistische Anmeldeformular, in dem zwar "Rollstuhlbenutzer_innen" gegendert wurden, die Peinlichkeit Kinder_innen durch den Anglizismus Kids umschifft wurde, Hunde aber ganz einfach Hunde genannt wurden, ohne "_innen". Das aber nur am Rand.)
> gesellschaftliche Tierbefreiung exakt dasselbe ist wie
> Totalbefreiung.
Dann könntet Ihr ja statt des unsäglichen implizit speziesistischen Terminus Totalbefreiung den korrekten Begriff Tierbefreiung (oder besser Tierrechte) verwenden.
> der Begriff „(gesellschaftliche) Tierbefreiung“, weil
> letzteres bei Unkundigen missverstanden werden kann im Sinne
> von „Nicht-Menschen-Befreiung“ (was es aber nie war).
Dann muss man das "Unkundigen" eben beibrigen, statt den Speziesismus zu zementieren.
Diese "Argumentation" errinnert frappierend and die Ausreden, die Peta&Co bis vor wenigen Jahren benutzten, um von Vegetarismus zu faseln und dies damit rechtfertigten," eigentlich" Veganismus zu "meinen", aber das würde ja keiner verstehen.
> Totalbefreiung drückt einfach begrifflich aus, wovon
> gesellschaftlich tierbefreiend Aktive eh ausgehen (zumindest
> in der Theorie, leider selten konsequent in der Praxis):
Das drückt Tierbefreiung erst recht aus.
Nur präziser und ohne impliziten Speziesismus. Oder expliziten: Zitat aus Steven Bests "Totale Befreiung", meine Hervorhebung, zit.n. https://www.facebook.com/photo.php?fbid=10202258226197316&set=np.99526469.1160649321&type=1
Und ohne Gefahr, dass da irgendwelche Gäa-anhänger die "Erde" "befreien" wollen.
> Jedwede gesellschaftliche Befreiung (also auch Tierbefreiung,
"Auch" Tierbefreiung? Was denn noch? Hefebefreiung? Virenbefreiung? Magmabefreiung?
> die ja im Prinzip schon alles einschließt – eben weil
Nicht nur "im Prinzip".
> Totalbefreiung ist als Begriff nur eine deutlichere Einladung
> an andere Bewegungen (die den Begriff Tierbefreiung oft als
> Single-Issue-Begriff missverstehen), wobei immer klar ist
S.o.
> bzw. gemacht wird, dass es ein aus der Tierbefreiungsbewegung
> kommender Begriff ist, der Antispeziesismus (und
> konsequenten, d. h. politischen Veganismus) integral
> beinhaltet.
Wie der lächerliche Kongress 2013 (s.o.) ja eindeutig gezeigt hat, nicht?
> Aber auch nach innen (in die Tierbefreiungsbewegung) hat der
> Begriff eine erinnernde Funktion: nämlich nicht doch immer
> wieder auf Single-Issue-Masturbation zurückzufallen.
Ja, schön wär's. Aber die Widerstände gegen Maqi sind da halt immer massiv.
Auf die alten Kaffee aufwärmende Polemik (die u. a. so tut, als wüsstest Du nicht, dass wir die Vegetaria-Spende damals geerbt haben) geh ich mal nicht weiter ein.
Was soll diese Verdrehung bezüglich Tierrechten/Tierbefreiung? Oder hast Du wirklich gar keine Ahnung, was der Begriff der (gesellschaftlichen) Tierbefreiung überhaupt meint? Oder ignorierst Du das einfach?
Jörg Hartmann schrieb:
>
> Auf die alten Kaffee aufwärmende Polemik (die u. a. so tut,
> als wüsstest Du nicht, dass wir die Vegetaria-Spende damals
Du meinst das Sponsoring durch die Mörderbund-Stiftung "Vegeterra" ("VEGETERRA - Stiftung vegetarisch leben ist ein Projekt des Vegetarierbund Deutschland e.V. (VEBU)"), für die ihr dann entsprechend geworben habt.
Oder habt Ihr Euch auch von "Vegetaria", also "Hochwertige vegetarische Produkte auf pflanzlicher Basis" des hauptsächlich leichendealenden "Nahrungsmittel"-Konzerns Vion, ehemals "Bestmeat Company", ehemals u.a. "Norddeutsche Fleischzentrale AG und Hendrix Meat Group" kaufen lassen? Wusste ich bisher nicht. Nicht dass mich das überraschen würde.
Geerbt, soso. Nun, Erbschaften kann man ausschlagen.
> Was soll diese Verdrehung bezüglich
> Tierrechten/Tierbefreiung? Oder hast Du wirklich gar keine
> Ahnung, was der Begriff der (gesellschaftlichen)
> Tierbefreiung überhaupt meint? Oder ignorierst Du das einfach?
Ich schon: http://maqi.de/glossar/tierbefreiung. Du aber offensichtlich nicht. Oder sollte ich sagen "Ihr offensichtlich nicht", wenn ich mir so das ähnlich absurde Gefasel der Reformismusapologeten (Fiederike Schmitz, Matthias Rude, Chris Moser) dazu in der Franzinelli-Podiumsdikussion neulich beim Straßenverkaufsfest ("Vegan Street Day") in Stuttart so in Erinnerung rufe?
> Ich kenne niemanden, der „Totalbefreiung in Gegensatz zu
> Tierbefreiung“ stellt. Nicht umsonst hieß der TBK 2013 und
> heißt der TBK 2014 „Tier-/Totalbefreiungskongress“. Weil
> gesellschaftliche Tierbefreiung exakt dasselbe ist wie
> Totalbefreiung.
Wenn es dasselbe ist, wozu dann der Brückenschlag zwischen zwei identischen Konzepten?
Keine Ahnung, wer das so formuliert hatte. Das war natürlich ein Irrtum – auch schon weil da von „-rechten“ die Rede war, die nicht der Fokus einer echten (herrschaftskritischen) Befreiungsbewegung sind.
>Das war natürlich ein Irrtum – auch schon weil da von „-rechten“ die Rede war, die nicht der Fokus einer echten (herrschaftskritischen) Befreiungsbewegung sind.
Interessant. Wenn niemand Rechte erhalten soll (also Ausbeutung in Ordnung ist), wer wird dann befreit? Die Reichen, Mächtigen von den Fesseln der Gesetze?
Und wie deine Herrschafts“kritik” aussieht, möchte ich, glaube ich, nicht wissen.
"Total liberation" bedeutet Zusammenarbeit mir Mördern
Autor: Achim Stößer |
Datum:
Hier eine entlavende Facebookdiskussion (soweit ich sie noch retten konnte, ehe die Zensur zuschlug):
https://www.facebook.com/groups/225542135632/10152781163305633/?notif_t=group_comment_follow