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Antisexismusforum:
Feindbild Frau. Männliche Sexualität, Gewalt und die Abwehr des Weiblichen

Anzahl Beiträge in diesem Thread: 4

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Feindbild Frau. Männliche Sexualität, Gewalt und die Abwehr des Weiblichen

Autor: an | Datum:
Buchbesprechung:

Rolf Pohl
Feindbild Frau
Männliche Sexualität, Gewalt und die Abwehr des Weiblichen

Hannover 2004, Offizin Verlag

ISBN 3-930345-36-6


Sexuelle Gewalt ist männlich. Täglich konfrontieren uns die Medien mit Berichten über "normale" sexuelle Belästigungen, Vergewaltigungen oder gar Sexualmorde. Was sind die tieferen Ursachen für dieses Verhalten? Rolf Pohl kommt zu der Erkenntnis, daß diesen Gewaltformen eine ambivalente bis feindselige Einstellung zu Frauen zugrunde liegt, die als Tendenz bei fast allen Männern nachweisbar ist. Weiblichkeit wird von Männern unbewußt als Bedrohung erlebt und deshalb abgewehrt. Pohl weist nach, daß die gängigen Erklärungsversuche zu kurz greifen, die sexuelle Gewalthandlungen ausschließlich als Ausdruck männlicher Macht deuten und die Sexualität des Mannes unberücksichtigt lassen.
Der Autor verknüpft den Ursprung geschlechtsbezogener Gewalt mit der geschichtlich-gesellschaftlichen Entstehung und Entwicklung der männlichen Sexualität und ihrer phallisch-aggressiven Ausrichtung. Denn entscheidend sind nicht allein die Triebgrundlagen von Sexualität und Aggression, sondern ihre Bindung an das gemeinsame Objekt: die Frau. Die typisch männliche Gewaltbereitschaft entspringt einer aus Lust, Angst, Neid, Wut und Hass bestimmten unbewußten Einstellung zur Weiblichkeit.

Anhand einschlägiger ethnologischer und kulturvergleichender Studien zeichnet der Autor zunächst nach, wie unter dem Druck vorherrschender Männlichkeitsbilder die Verbindungen von Sexualität und Aggressivität auch in die Körper eingeschrieben werden. Männliche Initiationsriten unter Ausschluß der Frauen und der gesellschaftlichen Abwertung von Weiblichkeit sind für die kulturelle Erzeugung hegemonialer Männlichkeit entscheidend. Im weiteren untersucht Pohl die Wege der männlichen Sozialisation in westlichen Gesellschaften und setzt sich kritisch mit psychoanalytischen Erklärungsansätzen auseinander, die er mit neueren sozialpsychologischen Forschungen konfrontiert. Abschließend diskutiert der Autor das Verhältnis von männlicher Sexualität und Destruktionslust am Beispiel von Massenvergewaltigungen unter Kriegsbedingungen aus jüngster Zeit.

Hass und Gewaltbereitschaft gegenüber Frauen, so die Kernthese des Autors, ist auch als Ergebnis einer Leugnung und Abwehr der männlichen, auf den weiblichen Körper gerichteten Begierde zu verstehen. Die durch Frauen ausgelöste sexuelle Erregung bestätigt die Abhängigkeit des Mannes und entlarvt die im männlichen Autonomiewunsch enthaltene Idee vollkommener Beherrschung und Kontrolle als wahnhafte Illusion.

Wow...

Autor: Tanja | Datum:
... klingt ja kraß nach "Emma". ;-)

Allein aufgrund dieser Buchbesprechung hatte ich das Bild vom allzeit zur Fortpflanzung bereiten und jedem weiblichen Körper sabbernd hinterherrennenden armseligen Sklaven der eigenen Triebe vor meinem inneren Auge. Und wenn sie nicht f***** dürfen, fangen sie halt Kriege an. Jaja, so sind sie die Männer. *rofl*
Ok, und nun wieder ernsthaft: Hast Du das Buch gelesen (oder irgendjemand sonst)? Würde mich ja schon interessieren, was da sonst noch so drinsteht. Diese Buchbesprechung ist jedenfalls absolut sexistisch.

Tanja

Re: Wow...

Autor: Knulprek | Datum:
Tanja schrieb:
>
> ... klingt ja kraß nach "Emma". ;-)

In der Tat.


> Ok, und nun wieder ernsthaft: Hast Du das Buch gelesen (oder
> irgendjemand sonst)? Würde mich ja schon interessieren, was
> da sonst noch so drinsteht. Diese Buchbesprechung ist
> jedenfalls absolut sexistisch.

Google-Suche ergab als ersten Treffer:
http://www.offizin-verlag.de/buch.php3?ID=38&session=

Die Einleitung gibts hier:
http://www.offizin-verlag.de/aufsaetze/41b703445df8e/1.phtml
Hab allerdings im Moment keine Lust, das zu lesen.

Der ist an der Uni Hannover tätig:
http://www.sozpsy.uni-hannover.de/pohl/

Einige Highlights aus der Literaturliste:
- Ist der Mann zum Frieden reif?
- Paranoide Kampfhaltung. Über Fremdenhass und Gewaltbereitschaft bei männlichen Jugendlichen.
- Massenvergewaltigung. Zum Verhältnis von Krieg und männlicher Sexualität.
- Angst, Lust, Zerstörung. Männlichkeit als sozialer und sexueller Analphabetismus.
- Geil auf Gewalt. Über Liebe, Haß und Größenwahn bei männlichen Jugendlichen.
- Männlichkeit, Destruktivität und Kriegsbereitschaft.

Noch Fragen?

Re: Wow...

Autor: Tanja | Datum:
> Noch Fragen?

Nö. ;-)
Würde das Buch trotzdem gern lesen - schließlich muß man sich mit den Ideen solcher Leute befassen, um gegen Sexismus vorgehen zu können.

Tanja