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Pressespiegel:
Das Versagen der Tierschutz-Logik

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Das Versagen der Tierschutz-Logik

Autor: martin | Datum:
Die durch die Medien gereichten Proteste von Tierschützern gegen ein Tierversuchsexperiment in Österreich mit 29 Schweinen, die zur Erforschung der Auswirkung von Lawinen getötet werden sollten, rufen bei einigen Artikeln erstaunliche Erkenntnisse hervor: Es gibt keinen ethischen Unterschied darin, Schweine für Experimente oder für Nahrung, also Leichenteile, zu töten.
Leider wird damit selten das eigene Verhalten hinterfragt, sondern es werden die Proteste der Tierschützer als unberechtigt zurückgewiesen.
Tierrechtler und solche, die es sein wollen, sollten daraus endlich lernen, daß Tierschutz nicht funktioniert - hier auf der psychologischen Ebene: Genauso, wie es nicht funktioniert, gegen die Ermordung von Schweinen für Tierversuche zu demonstrieren, während die Ermordung für Nahrung exorbitant größer und ethisch völlig unterschiedslos ist, funktioniert es nicht, gegen den "Pelz"-Verkauf von Geschäften zu demonstrieren, während dort gleichzeitig (die zehnfache Menge an) "Leder" verkauft wird, gegen "Gänsestopfleber" zu protestieren, während man sich selbst die Leichenteile anderer Tiere in den Rachen schiebt usw.
Das einzige was funktioniert sind logisch widerspruchsfreie Forderungen nach totaler Abschaffung aller Tierausbeutung und der notwendigen Konsequenz des Veganismus.

Die Wahl der Qual

Autor: martin | Datum:
Wenn Schweine für die Wissenschaft unter Schneemassen sterben, ist das keine Tierquälerei. Ob Forschung oder Schlachtbank, das Leid bleibt dasselbe.


Um die genauen Todesumstände von Lawinenopfern zu untersuchen, startete ein internationales Forscherteam Anfang des Jahres im Ötztal den Feldversuch: 29 Schweine sollten im Schnee vergraben werden und unter genauer Beobachtung für die medizinische Forschung sterben. Tierschützer setzten das Team mit hasserfüllten E-Mails und öffentlichen Protesten so unter Druck, dass sie den Versuch schließlich abbrachen – zehn Schweine waren bis dahin schon unter Schneemassen verendet, die übrigen Tiere kamen in die Obhut des Tiroler Tierschutzvereins. Die Tierschutzvereinigung Vier Pfoten und der deutsche Verein Bürger für artgerechte Nutztierhaltung hatten zudem Anzeige wegen Tierquälerei gegen drei der Wissenschaftler erstattet.


Die Staatsanwaltschaft Innsbruck hat die Ermittlungen nun nach nur einem Monat eingestellt, weil sie keine Anzeichen für Tierquälerei feststellen konnte. Das Forschungsprojekt sei zudem ordnungsgemäß eingereicht und genehmigt worden, hieß es. Die Entscheidung ist richtig, schließlich sind die Auflagen für einen solchen Tierversuch in Österreich ebenso wie in Deutschland hoch.

Sie müssen dem Ansatz der"drei R" entsprechen: Reduction, refinement und replacement. Also die Verringerung der Zahl der Tierversuche insgesamt, die Verbesserung der wissenschaftlichen Methoden und somit weniger Leid für die Tiere und schließlich – so weit möglich – den Ersatz von Tierversuchen durch andere wissenschaftliche Methoden.

Wenn aber Menschen unter Schnee verschüttet werden, zählt allein deren Rettung, es bleibt keine Zeit, die Antwort auf wissenschaftliche Fragen zu finden. Derer gibt es aber genug: Sterben Lawinenopfer, weil sie ersticken oder erfrieren? Ist eine erhöhte Kohlenstoffmonoxidkonzentration ausschlaggebend? Dieses Wissen wäre für Rettungsärzte Gold wert, sie könnten ihre Ersthilfemaßnahmen danach ausrichten und so Menschenleben retten. Unklar ist auch, warum manche Verschüttete erst nach ihrer Befreiung sterben.


Die geplanten Experimente mit den Schweinen waren auf diese Fragestellungen ausgerichtet, außerdem, so hofften die Forscher, ließen sich die Ergebnisse auch auf andere Formen von Unterkühlung oder Erstickung übertragen. Wie es die Richtlinie verlangt, sollten die Tiere dabei so wenig wie möglich leiden, deshalb wurden ihnen vor dem Transport Beruhigungsmittel verabreicht. Vor den Versuchen wurden sie betäubt und waren also nicht bei Bewusstsein, als sie im Schnee verendeten.

Das Versuchsdesign wurde sowohl von dem Klinikvorstand als auch von dem Tierschutzbeauftragten der Medizinischen Universität Innsbruck geprüft. Außerdem wurde es vom österreichischen Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung begutachtet, welches Projekte nur genehmigt, wenn es noch keine bekannten Ergebnisse auf diesem Forschungsgebiet gibt.

Nun könnte man anführen, dass die jährliche Zahl der Lawinentoten mit 140 weltweit zu gering ist, um den Tod von 29 höheren Säugetieren zu rechtfertigen. Doch dann müsste man sich mit derselben Vehemenz gegen sämtlichen Verzehr von Schweinen und anderen Säugetieren aussprechen. Vermutlich sind viele der Tierschützer, die sich gegen die Lawinenversuche mit Schweinen stark machen, Vegetarier. Doch noch ist sich die Gesellschaft einig, dass der Mensch Tiere zu seinem eigenen Nutzen töten darf. Nur quälen darf er sie dabei nicht.

Fest steht: Wären die Schweine nicht im Ötztal zu Versuchszwecken erfroren, wären sie auf der Schlachtbank gelandet. Da sie in beiden Fällen vor der Tötung betäubt werden, ist das zugefügte Leid auch in beiden Fällen gleich zu bewerten. Man kann nicht in dem einen Fall von Tierquälerei sprechen, während der andere gängige Praxis ist.

Dass die Versuche durch die Proteste der Tierschützer gestört wurden, ist also keine geglückte Bekämpfung von Tierquälerei, vielmehr haben sie ein wissenschaftlich gerechtfertigtes Experiment behindert. Mit den bisherigen zehn Schweinen ist die Studie der Lawinenforscher nicht repräsentativ, die Wissenschaftler müssen ihre Experimente fortsetzen.

http://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2010-03/schweine-im-schnee