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Pressespiegel:
Anspruch und Wirklichkeit

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Anspruch und Wirklichkeit

Autor: Achim Stößer | Datum:
Die SPD in Schleswig-Holstein ist für ein "Verbot der Pelztierhaltung" - dumm nur, daß Heide Simonis (SPD) immer wieder im "Nerz" durch die Gegend stolziert. Anspruch und Wirklichkeit - Wasser predigen und Blut saufen. Absurd: so, als würde ein "Tierrechtler" Käsepizza konsumieren oder auf Demos Schuhe aus Tierhaut tragen - also undenkbar.

SPD gegen Pelze - nur Heide Simonis nicht

Autor: Achim Stößer | Datum:
Von Volker Stahl
Kiel (Eigenb.)
Während die Sozialdemokraten in Schleswig-Holstein für ein bundesweites Verbot der Pelztierhaltung kämpfen, zeigt ausgerechnet Ministerpräsidentin Heide Simonis (SPD) eine Schwäche für Nerz - die Opposition registriert es mit Häme.

Wahlkampf in Schleswig-Holstein: ein sonniger, kalter Wintertag. Heide Simonis stattet der Lebenshilfe am Bad Schwartauer Papenmoor einen Besuch ab. Die SPD-Spitzenkandidatin steigt aus einem silberfarbenen Bus, ausnahmsweise ohne Hut. Sie trägt den roten Heide!-Schal - und einen Nerzmantel.
40 bis 60 Tiere mussten ihr Leben lassen, damit die Pelzträume der Ministerpräsidentin wahr werden konnten. Bis zu ihrem Tod durch Vergasung verbringen Nerze ihr rund siebenmonatiges Leben in engen Drahtkäfigen von 30 mal 60 Zentimeter Länge. Dass ausgerechnet die Landesmutter von Schleswig-Holstein sich nun in Pelz hüllt, ist ein schwerer Schlag für die eigene Partei und den grünen Koalitionspartner.

http://www.neue-oz.de/information/noz_print/nordwest/10349697.html

2001 hatte die Landesregierung im Alleingang den restriktivsten Pelztiererlass Deutschlands verabschiedet. Mit einer Initiative im Bundesrat für ein Verbot der Pelztierhaltung und -zucht war das nördlichste Bundesland vorerst gescheitert. "Die gängige Praxis halten wir nicht für artgemäß und wollen sie deshalb verbieten", zeigte der grüne Umweltminister Klaus Müller erst kürzlich ungeminderten Kampfgeist.

Auch der Koalitionspartner SPD zog konsequent mit. Die tierschutzpolitische Sprecherin Sandra Redmann hatte kritisiert, dass der Pelztierhaltungserlass in den meisten Betrieben nicht eingehalten werde: "Die Zustände auf den Pelzfarmen in Schleswig-Holstein sind ein Skandal. Das Leid der Tiere ist unverändert groß." Ihre Forderung: scharfe Kontrollen, notfalls auch Schließung von Pelzfarmen.

Zum Pelz ihrer Regierungschefin schweigt sich Redmann dagegen aus. Zu einer Stellungnahme ist sie - wie Müller - nicht bereit. Dabei wissen SPD und Grüne die Mehrheit der Bevölkerung hinter sich: laut einer Emnid-Umfrage von 2003 sind 70,4 Prozent aller Deutschen gegen Pelzfarmen.

Dieses deutliche Votum lässt die Ministerpräsidentin offenbar kalt. "Der Nerzmantel von Frau Simonis ist Privatsache", sagte Regierungssprecher Gerd Hildenbrandt. Auf den Einwand, dass Simonis den Pelz auch zu staatsoffiziellen Anlässen wie dem Besuch von Russlands Präsidenten Wladimir Putin trägt, erklärte Hildenbrandt: "Die Kleider gehören der Ministerpräsidentin und nicht dem Staat."

Der brüskierte Koalitionspartner ist dagegen um Schadensbegrenzung bemüht. Detlef Matthiesen, umweltpolitischer Sprecher der grünen Landtagsfraktion, will "keinen Affront gegen die SPD" und gibt sich tolerant: "Ich bin ohnehin kein strenger Feind von Pelz, besonders wenn er von Wildtieren stammt."

Die Opposition reagiert mit Häme. "Hier zeigt sich wieder einmal der Widerspruch zwischen Anspruch und Wirklichkeit", sagte Christian von Boetticher, designierter Agrarminister der CDU: "Rot-Grün handelt anders, als es redet." Deutliche Worte sind aus dem Lager der Tierschützer zu vernehmen: Einhelliges Urteil: "Einfach beschämend."

12.02.2005