Name: Achim Stößer Permalink: http://tierrechtsforen.de/13/942/945
Datum: 27.03.05 05:25
Briesen (MOZ) 12 000 Hühner der Sorte "Lohmanns Braune" stehen das ganze Jahr über im Stall der Fürstenwalder Fleisch- und Vieh GmbH in Briesen (Odervorland). Im Februar/März kauft der Betrieb ebenso viele Hennen dazu - um für das Osterfest vorzusorgen. 16 000 Eier legen die Tiere täglich.

Sortieren: 16000 Eier in vier verschiedenen Größen nimmt Monika Wachholz vom Förderband im Briesener Legebetrieb.
Von Regina Mattern
"Das ganze Jahr werden braune Eier verlangt, zu Ostern aber wollen alle weiße haben", sagt Hans-Georg Meise, Geschäftsführer der Fürstenwalder Fleisch- und Vieh GmbH. Es habe schon Vorschläge von Kunden gegeben, das Futter vor Ostern zu ändern, damit die Hühner weiße Eier legen. "Aber mit dem Futter hat das nichts zu tun, sondern mit der Rasse", erklärt Meise schmunzelnd.
24 000 Hennen stehen derzeit in zwei Ställen des Legebetriebes in Briesen, doppelt soviel wie die übrige Zeit im Jahr. Die Nachfrage nach Eiern ist in der Osterzeit stets besonders groß. Ist das Fest vorüber, verkauft der Betrieb an private Interessenten die ein Jahr alten, lebenden Hennen für 1,60 Euro, der Rest geht in einen Schlachtbetrieb. "Manche Leute lassen die Tiere dann noch auf ihrem Hof laufen. Da sie hier in Käfigen gehalten werden, sind sie da schon etwas desorientiert", sagt Meise. Und ganz aufgeregt würden sie, wenn sie mit einem Hahn konfrontiert werden. Den kennen sie ja nicht.
In keinem Großhandel sind die Eier aus Briesen zu finden. "Ein Zwischenhändler will auch nur verdienen, deshalb vermarkten wir das Produkt selbst", erläutert der Geschäftsführer. Die Eier gehen an Hotels, Gaststätten und Bäckereien der Region, aber auch in Haushalte.
Seit dem 1. Januar 2004 muss jedes Ei gekennzeichnet sein. "Kurz danach haben wir einige Kunden verloren", erinnert sich Hans-Georg Meise. Denn auf den Briesener Eiern steht als erste Ziffer eine 3, dann folgt DE. Käufer hatten vermutet, im Februar würden Eier vom Dezember angeboten. "3 DE" steht aber nicht für "3. Dezember". Die 3 bedeutet Käfighaltung, DE Deutschland. Das sei in jeder Packung nachzulesen. Es habe auch unseriöse Angebote gegeben. So wollte ein Kunde für Eier ohne Stempel jeweils einen Cent mehr bezahlen. "Der hätte dann möglicherweise seinen Stempel für Bodenhaltung aufgedruckt und sie teuer auf dem Markt in Berlin verkauft", äußert Meise seine Vermutung. Auf solche Dinge lasse er sich nicht ein.
276 Eier legt ein Huhn im Briesener Legebetrieb pro Jahr. Seit einiger Zeit würden immer mehr Privatleute Eier abnehmen. Das hänge mit der hohen Arbeitslosigkeit zusammen, sagt Meise. Eier kosten wenig, damit könne schnell eine Mahlzeit zubereitet werden. "Und wir merken auch, das zu Monatsbeginn mehr gekauft werden, am Monatsende weniger, da ist das Geld dann schon knapp."
Strenge hygienische Maßstäbe müssen die Mitarbeiter beachten. Es dürfe nur ein Mitarbeiter in einen Stall. Ist mal Not am Mann, muss sich der Beschäftigte umziehen und desinfizieren, bevor er den zweiten Stall betreten darf. "Wer den Slogan ‚Geiz ist geil‘ erfunden hat, sollte bestraft werden. Das ist totaler Unsinn. Qualität ist das A und O auch in der Landwirtschaft. Wer die nicht liefert, egal, ob bei Eiern, Getreide oder Milch kann nicht bestehen", weiß der Geschäftsführer.
Reich werden könne man mit der Eierproduktion nicht. "Wir kommen gerade so über die Runden, für Investitionen bleibt nichts übrig." Aber eines beschäftigt Hans-Georg Meise noch viel mehr: Nach dem Willen des Gesetzgebers soll die Käfighaltung Ende 2006 abgeschafft werden. "Bis dahin haben wir die Kredite für den Betrieb nicht abgezahlt. Da wir gezwungen werden aufzuhören, werden wir die Raten nicht abzahlen können, das muss dann der Bund übernehmen." Was später in den Hühnerställen passiere, sei noch nicht spruchreif.

Stempel: Automatisch erhält jedes Ei eine Kennung, die seine Herkunft nachweist.
Freitag, 25. März 2005 (18:08) http://www.moz.de/showArticle.php?OPENNAV=lokales&SUBNAV=f%FCrstenwalde&ID=52242
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