Forenübersicht RSS

Pressespiegel:
Wer zweimal Tofu lecker nennt, gehört schon zum Establishment

Anzahl Beiträge in diesem Thread: 2

Hinweis: Momentan können keine Beiträge erstellt werden.

Wer zweimal Tofu lecker nennt, gehört schon zum Establishment

Autor: Achim Stößer | Datum:
Tofu (ein jahrtausendealtes Grundnahrungsmittel), so verkündet die dpa eurozentristisch, habe sich seit einiger Zeit "etabliert". Und natürlich wird Tofu (ungeachtet der - selbst im Artikel erwähnten - zahllosen Zubereitungsformen, vgl. FAQ "Tofu schmeckt mir nicht.") als "Fleischersatz" diffamiert, als ob nicht in Wahrheit "Fleisch" ethisch und auch kulinarisch nur ein äußerst minderwertiger Tofuersatz wäre.

Tofu hat sich etabliert

Autor: Achim Stößer | Datum:
Gesunder Fleischersatz - Viele Möglichkeiten zur leichten Zubereitung

von Eva Neumann, 20.01.06, 13:45h




Passt zum Beispiel zu Nudeln und Spargel: In Scheiben geschnittener Räuchertofu ersetzt für Vegetarier oft das Fleisch auf dem Teller. (Foto: dpa)



Was sich aus Sojabohnen alles machen lässt: Tofu kann zum Beispiel in Würstchenform auf den Tisch gebracht werden. (Foto: dpa)



Delikates aus Asien: Wer Speisen aus Tofu kennen lernen möchte, wird zum Beispiel in japanischen Restaurants fündig. (Foto: dpa)

Oberursel/Hannover/dpa. Was dem Europäer sein Käse, ist dem Asiaten sein Tofu: In seinem Ursprungsland China ist das Sojaprodukt seit seiner Erfindung vor zwei Jahrtausenden ein Grundnahrungsmittel. Dem westlichen Gaumen hingegen war die blasse Masse lange Zeit suspekt. Erst die Naturkostwelle der siebziger und achtziger Jahre hat Tofu hierzulande bekannter gemacht. Der Durchbruch kam mit der BSE-Krise: Tofu ist ein gesunder Fleischersatz und gleichzeitig ein wahrer Verkleidungskünstler, der sich noch dazu einfach zubereiten lässt.

Am Anfang steht die Sojabohne: Sie quillt in reichlich Wasser, wird vermahlen und kurz aufgekocht. Schalen und Faserstoffe werden abgesiebt - ein Soja-Drink bleibt übrig. «Wie bei der Quarkherstellung wird nun ein Gerinnungsmittel hinzu gegeben, so dass das Eiweiß ausflockt», erläutert Heide Ebrahimzadeh, Ökotrophologin bei der Reformhaus Fachakademie in Oberursel (Hessen). Die geronnene Masse wird von der Molke getrennt und gepresst. Zuletzt wird das Gerinnungsmittel abgewaschen. «Diese Prozedur ist sehr aufwendig und erfordert viel Erfahrung, so dass die Eigenproduktion zu Hause nicht zu empfehlen ist.»

Wer das naturbelassene Produkt einfach in die Pfanne wirft, wird enttäuscht sein angesichts des relativ neutralen, leicht säuerlichen Geschmacks. «Dieser vermeintliche Nachteil des Tofu ist jedoch genau seine große Stärke», sagt Thomas Schönberger, Vorsitzender des Vegetarierbundes in Hannover. «Tofu erlaubt alle erdenklichen Zubereitungsformen und geschmacklichen Ausrichtungen.»

Braten, Backen, Grillen, Kochen, Frittieren, Räuchern oder roh Genießen - alles ist möglich. Im Block wird Tofu als Schnitzel serviert, in Würfeln als Antipasti oder püriert als Brotaufstrich. «Leute, die noch nie von Tofu gehört haben, sind völlig verblüfft, wenn sie Rührei essen, das aus püriertem Tofu mit Kurkuma, Kräutersalz und Haferflocken zubereitet wurde», erzählt Alexander Nabben, Fachbuchautor aus Isny im Allgäu. Für die Weiterverarbeitung ist die richtige Konsistenz wichtig: Als Brotaufstriche eignen sich cremig-zarte Tofuarten, zum Frittieren und Braten eher feste Arten.

Besondere Bedeutung kommt der Würze zu. «Eine hervorragende Basis für herzhafte Gerichte ist marinierter Tofu», schlägt Ökotrophologin Ebrahimzadeh vor. «Für eine leckere Marinade eignen sich beispielsweise Sojasauce mit Knoblauch, Kräutern und Gewürzen.» Damit die Marinade gut einziehen kann, wird der Sojablock an mehreren Stellen eingestochen oder bereits vor dem Marinieren in Würfel geschnitten. Marinierter Tofu ist eine pikante Ergänzung zum Salat oder kann, in Bierteig getaucht, frittiert als Snack gereicht werden.

Weniger Arbeit macht es, ungewürzten Tofu vor dem Braten in Kräutersalz zu wenden oder mit Gewürzen zu spicken. Eine zurzeit besonders beliebte Alternative ist geräucherter Tofu mit seinem dezenten Aroma. Er eignet sich vor allem für Pfannengerichte und Salate. «Sehr lecker ist auch eine Kombination mit Algen, Meeresgemüse, Basilikum und Tomaten», sagt der Vorsitzende des Vegetarierbundes, Schönberger.

Außer Räuchertofu bieten die Hersteller diverse bereits gewürzte Varianten an. Daneben erobern Fertigprodukte von Aufschnittrollen über Bratlinge und Würstchen bis zu Würzpasteten den Markt.

Angesichts der pikanten Tofu-Vielfalt etablieren sich fruchtig-süße Tofu-Variationen nur schwer. «Mein Favorit ist Bananen-Kokos-Eis», verrät Fachbuchautor Nabben. «Ein Tofublock wird zerkrümelt, mit zwei Bananen, Agavensirup, Vanille und einer Dose Kokosmilch püriert und dann in die Eismaschine gegeben.» Schlemmerrezepte wie süße Cremes oder gehaltvolle Sahnetorten lassen sich mit Tofu mühelos verschlanken.

Denn das Soja-Produkt schmeckt nicht nur, es ist auch äußerst gesund. «Tofu ist cholesterin- und kalorienarm und enthält vor allem leicht verdauliche mehrfach ungesättigte Fettsäuren», erklärt Ebrahimzadeh. «Nicht nur für Vegetarier und Veganer, sondern für immer mehr Anhänger einer ausgewogenen Ernährung ist Tofu ein wichtiger Fleischersatz.» Immerhin enthält die Sojamasse mit bis zu 15 Prozent nicht nur viel Eiweiß, sondern noch dazu alle für den Menschen lebensnotwendigen Aminosäuren.

In Blockform geschnitten und in Folie eingeschweißt oder auch im Glas hält Tofu Einzug in immer mehr Supermärkte. Im Naturkost- oder Bio-Laden gibt es jedoch eine größere Auswahl. «Für viele Kunden ist ein wichtiges Argument, dass die Sojabohnen dort in der Regel aus ökologischem Anbau stammen, gentechnik- und schadstofffrei sind», sagt Schönberger.

In einer geschlossenen Packung ist Tofu gekühlt drei bis vier Wochen haltbar. Sobald die Packung geöffnet ist, sollte die Masse mit Wasser bedeckt und dieses täglich gewechselt werden.

http://www.mz-web.de/servlet/ContentServer?pagename=ksta/page&atype=ksArtikel&aid=1137662012841&openMenu=1013175941888&calledPageId=1013175941888&listid=1018881583538