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Produktanfrageforum:
Chlorella Mikropflanzen ("Algen")

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Chlorella Mikropflanzen ("Algen")

Autor: Ava Odoemena | Datum:
Diese Produktanfrage hat einen Bezug auf diesen Threadteil

1. Anfrage:

Zitat: Bioprodukte Prof. Steinberg Produktions und Vertriebs
GmbH & Co. KG

Sehr geehrte Damen und Herren,


immer mehr Menschen leben aus ethischen Gründen vegan, vermeiden also alle Tierprodukte. Als Tierrechtsorganisation hat Maqi (www.maqi.de) es sich zur Aufgabe gemacht, u.a. über Veganismus zu informieren. Immer wieder erreichen uns daher Anfragen nach veganen Produkten.

Die Chorella Alge ist im veganen Kontext besonders interessant, da sie eines der wenigen, pflanzlichen Lebensmittel darstellt das eventuell bioaktives B12 enthält. Veganer integrieren in der Regel B12 aus bakteriologischer Fermentation.

In den letzten Jahren kamen jedoch viele pflanzen/algenbasierte Produkte auf den Markt, z. B. Spirulina Algen, die angaben Vitamin B12 zu enthalten, wobei es sich aber dann mehrheitlich oder komplett um sogenannte B12-Analoga handelte die für den menschlichen Stoffwechsel nicht nur wertlos sind, sondern schlimmer als wertlos, da B12 Analoga die Aufnahme von bioaktivem B12 sogar behindern.

Deshalb meine Frage an Sie: Welche Form des Vitamin B12 befindet sich in den von Ihnen produzierten Chorella Algen, und wenn bioaktiv, mit welcher Methode wurde dies festgestellt?

Zweite Frage zu B12 wäre, ob Sie bereits über eine menschliche Studie verfügen, bei der B12 Mangelsymptome wie z.B. erhöhte Homocysteinwerte oder pernizöse Anämie mit der von Ihnen produzierten Chlorella Alge geheilt wurden, bzw. ob Sie eine solche Studie anstreben oder unterstützen würden.

Desweiteren würde mich noch interessieren, ob bei der Produktion der Alge irgendeine Form Produkte oder Substanzen zum Einsatz kommen, die vom lebenden oder toten Tier stammen. Dies betrifft auch z.B. Trägersubstanzen, die im Endprodukt dann nicht mehr enthalten sind, wie z.B. das Klären von Wein mit Hühnereieiweiß. Gesichert werden soll, ob Ihr Produkt vegan ist. Mit welchen Nährstoffen z.B. bringen Sie die Alge zum wachsen? Haben Sie für ihr Produkt Tierexperimente in Auftrag gegeben? Bitte teilen Sie mir mit welche Substanzen bei der Produktion verwendet werden (auch solche, die laut Gesetz nicht deklariert werden müssen). Welche Produktionshilfsstoffe werden verwendet (auch wenn diese im Endprodukt nicht mehr oder kaum noch vorhanden sind)? Welche entsprechenden Aussagen gelten für die Verpackungsmaterialien (beispielsweise kaseinhaltigen Kleber für die Etikettierung)?

Für Rückfragen stehe ich gern zur Verfügung.
Im voraus vielen Dank für Ihre Bemühungen.

Mit freundlichen Grüßen
--
Ava Odoemena


1. Antwort:

Zitat: Industriegebiet Lockstedter Chaussee, 38486 Klötze
TeI. 0049 (0) 3909/4726-0Fax: 0049 (0) 3909/510489
Bioprodukte Prof. Steinberg Produktions und Vertriebs
GmbH & Co. KG

Kötze, den 13.03.06



Ihre Anfrage via Email vom 12.03.06

Sehr geehrte Frau Odoemena,

vielen Dank für Ihre Anfrage und Ihr Interesse an unserer Chlorella und unseren Produkten. Unsere Chlorella ist erne ideale Nahrungsergänzung fUr Menschen, die sich vegan ernähren. Unter unseren Kunden sind viele Veganer. Dafür gibt es zwei Hauptgründe: Zum Einen enthalt die getrocknete Chlorella durchschnittlich 50% Proteine. Diese enthalten alle Aminosäuren, auch alle essentiellen, in einer ausgewogenen Zusammensetzung. Zum Anderen ist es der hohe Gehalt an Vitamin B12. Wit deklarieren 100 µg/100 g. Dieser Wert unterliegt natürlichen Schwankungen. Meist ist er abet etwas höher. Wir konnten auch schon 165 µg/100 g feststellen. Dies hängt wahrscheinlich (untersucht hat das noch niemand, ist aber zu vermuten) van der natürlichen mikrobiellen Begleitflora der Chlorella ab, da die Chlorella sehr wahrscheinlich Vitamin Bl2 auch nicht synthetisieren sondem "nur" akkumulieren kann. Wir lassen den Vitamin B12 - Gehalt mikrobiologisch bestimmen. D.h. der Wert gibt den, für diese Mikroorganismen, bioverfügbaren Gehalt an B12 an.

Zu den klinischen Studien und Erfahrungen mit Chlorella finden Sie ein kurzes Review als Anlage, publiziert von unserem Dr. Ecke in der Naturheilkunde. Ansonsten streben wir selbst erst einmal keine Studien an, da diese sehr langwierig und teuer sind. Die Nährstoffe fUr das Algenwachstum sind verschiedene Nährsalze vor allem Stickstoff und Phosphat und Kohlendioxid als Kohlenstoffquelle. Ansonsten brauchen sie noch viel Sonnenlicht fUr die Photosynthese, deshalb auch unser patentiertes Glasröhrensystem.

Andere interessante Fakten sind, dass unsere Biomasse garantiert frei van gentechnisch veränderten Organismen ist und auch kein allergenes Potential der Chlorella bekannt ist.

Es wurden keine Tierexperimente durchgeführt.

Bei den Algomed -Tabletten wird Stearat und Kieselsäure (beide pflanzlichen Ursprungs) als Tablettierhilfsstoff zugesetzt, die Presslinge bestehen aus 100% Chlorella ohne Zusatzsoffe. Ich hoffe ich habe Ihnen erst einmal alle Fragen beantwortet. Sollten Sie weitere Auskünfte benötigen stehen wir Ihnen gem zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen
Jörg Ullmann (Diplom-Biologe),
Produktionsleiter Mikroalgen


Antwort kam mit Druckpost inklusive einer Broschüre in der sich unter anderem auf eine Studie bezogen wurde, deren Initiatorin ich deshalb wie folgt kontaktierte:

1. Konkretisierungsrecherche

Zitat:

Your 1995 study and questions araising regarding bioaktive B12 in Chlorella Vulgaris

Dear Professor Rauma,

my name is Ava Odoemena, I'm a German vegan currently following up on a claim by a German Chlorella Vulgaris producer (www.bioprodukte-steinberg.de) that his microalgae contains bioactive amounts of B12 which are sufficient to supply the dietary needs for vegans. He uses your study from 1995 "Vitamin B12 status of longterm adherents of a strict uncooked vegan diet ("living food diet") is compromised" to justify his claim by citation.

While your study abstract suggest otherwise, there is one conclusion whereby the raw foodists who integrated Nori and Chlorella had better serum values of B12 than the others. Your team concluded: "On the basis of these results we conclude that some seaweeds consumed in large amounts can supply adequate amounts of bioavailable vitamin B-12."

The reason I'm contacting you, is that spirulina was offered with similar claims and it damaged the health of a lot of vegans and killed some children, people were thinking that spirulina offered a "natural" source of bioavailable B12 when in reality the B12 was in analogue form which is worse than useless as it blocks the absorption of bioactive B12.

I'm trying to help to avoid a similar situation appearing again with the rising popularity of chlorella, while not a nutritionist I gathered as much information on vegan nutrition as possible for a layperson so I can inform and educate other vegans, especially those types of vegans which are hard to reach by science - like raw foodists.

Unfortunately your mentioned study wasn't addressing, at least not in the excerpt that was available to me several points of importance , which could determine the validity of the chlorella claims.

1.) Of those raw foodists who integrated seaweed/algae into their diet, you did not specify how the strongly present B12 analogues in Nori interfered with the resorption of possible bioactive B12 in Chlorella.

2.) You focused only on serum values of B12, however, a blood B12 level measurement is a very unreliable test for vegans, particularly for vegans using any form of algae. Algae and some other plant foods contain B12-analogues that can imitate true B12 in blood tests while actually interfering with B12 metabolism. Blood counts are also unreliable as high folate intakes suppress the anaemia symptoms of B12 deficiency that can be detected by blood counts. Blood homocysteine testing is more reliable, with levels less than 10 mmol/litre being desirable. The most specific test for B12 status is methylmalonic acid (MMA) testing. If this is in the normal range in blood (<370 nmol/L) or urine (less than 4 mg /mg creatinine) then the body has enough B12. Many general practitioners also still rely on blood B12 levels and blood counts even today in 2006. These however are not adequate, especially in vegans.

Given these factors, can there really be any support, currently for Chlorella at all? Given that you did not design the study to include MMA and homocystein level testing, how do we know for example that the algae consuming vegans were not severely B12 deficient while showing false positive serum levels? If this information hasn't been factored in, it will be very difficult to determine the most positive outcome, which would be that the B12 analogues in Nori probably hindered the absorption of bioactive B12 in Chlorella v. if consumed together. This would indicate that consumption of Chlorella alone may provide enough bioactive B12 without having to consume large amounts.

However I'm somewhat deadlocked and restrained by my lack of access to both knowledge and detailed information to tie the strings together.

I was hoping that you could perhaps comment on my thoughts expressed in this email for me to find a direction again. It would be greatly appreciated.

Yours sincerely,
--
Ava Odoemena


Auf diese Konkretisierungsrecherche kam dann folgende, knappe Antwort von Professor Rauma:

Zitat: Dear Ava Odoema

Thank you very much for your mail.

I am aware about the analogue of vitamin B12 and you should see the response we have made in J of Nutrition Education few years ago. The analogue form also raises the blood level despite the fact it is not biologically active and hence using analogue vitamin B12 is more serious.

I let you know the exact number of the journal when I have more time to concentrate on the matter.

Greetings,

Anna-Liisa


Professor Rauma bestätigte also indirekt meine Befürchtung dass ihre Studie ziemlich wertlos war.

Mit den zusätlichen Informationen startete ich dann die 2. Anfrage:

Zitat: Konkretisierung der Anfrage

[Druckpost per Texterkennung digital übertragen]

> Industriegebiet Lockstedter Cbaussee, 38486 Kliitze
> TeI. 0049 (0) 3909/4726-0Fax: 0049 (0) 3909/510489
> Bioprodukte Pro'. Steinberg Produktionsund Vertriebs
> GmbH & Co. KG

> Klotze, den 13.03.06

> Ihre Anfrage via Email vom 12.03.06
>
> Sehr geehrte Frau Odoemena,
>
> vielen Dank für Ihre Anftage und Ihr Interesse an
> unserer Chlorella und unseren Produkten.

Sehr geehrter Herr Ullmann,

vielen Dank für Ihre prompte Antwort mit den vielen zusätzlichen Informationen zu Ihrem Produkt. Ich habe mir erlaubt, der Einfachheit halber den Druckbrief digital zu übertragen um die Kommunikation zu erleichtern.

> Unsere Chlorella ist eine ideale Nahrungsergänzung für
> Menschen, die sich vegan ernähren. Unter unseren
> Kunden sind viele Veganer. Dafür gibt es zwei
> Hauptgründe: Zum Einen enthält die getrocknete
> Chlorella durchschnittlich 50% Proteine. Diese
> enthalten alle Aminosäuren, auch alle essentiellen, in
> einer ausgewogenen Zusammensetzung.

Neuere ernährungswissenschaftliche Erkenntnisse belegen, dass entgegen früherer Annahmen der Körper durchaus in der Lage ist, auch zeitlich versetzt konsumierte Aminosäuren so zu kombinieren, dass eine Konzentration oder gar Abhängigkeit auf vegane Lebensmittel oder Nahrungsergänzungsmittel in denen alle essentiellen Aminosäuren auf einmal enthalten sind, nicht nötig ist. Selbst bei einer Durchschnittsernährung eines ernährungsphysiologisch uninformierten Veganers wäre Selbstgewalt nötig, um einen Proteinmangel zu bekommen auch wenn z. B. kein Soja konsumiert würde. Die Idee, dass pflanzliche Eiweiße minderwertig sind (weil oft nicht alle Essentiellen in einem Lebensmittel enthalten sind) und in der veganen Ernährung deshalb ein besonderes Augenmerk gelegt werden muss ist deswegen veraltet.

Das Anführen des hohen Proteingehaltes als Vorteil der Chorella wäre demnach nur für Veganer interessant, die gleichzeitig unter einer Mehrfachallergie leiden, wie z. B. gegen Nüsse , Soja und andere Hülsenfrüchte. Einen andere Gruppe sind Experimentalköstler wie Rohköstler, die nur Nahrung in ungekochtem Zustand konsumieren. Diese haben allerdings mit Veganismus (bei dem es um Ethik geht) in der Regel nichts zu tun und dies sollte eventuell in Ihren marketingtechnischen Überlegungen berücksichtigt werden. Für Rohköstler die obskuren Ernährungslehren folgen und z. B. aus rational nicht nachvollziehbaren Gründen kein Getreide oder Nüsse konsumieren, wäre aus ernährungsphysiologischer Sicht der hohe Proteinanteil von Chlorella interessant da sie eben einige vegane Eiweißträger ablehnen.

> Zum Anderen ist
> es der hohe Gehalt an Vitamin B12. Wir deklarieren 100µg/
> 100g. Dieser Wert unterliegt natürlichen
> Schwankungen. Meist ist er aber etwas höher. Wir
> konnten auch schon 165µg/100 g feststellen. Dies
> hängt wahrscheinlich (untersucht hat das noch niemand,
> ist aber zu vermuten) von der natürlichen
> mikrobiellen Begleitflora der Chlorella ab, da die
> Chlorella sehr wahrscheinlich Vitamin BI2 auch nicht
> synthetisieren sondern "nur" akkumulieren kann. Wir
> lassen den Vitamin BI2 - Gehalt mikrobiologisch
> bestimmen. D.h. der Weft gibt den, für diese
> Mikroorganismen, bioverfügbaren Gehalt an B12 an.

Ich hatte in meiner Anfrage jedoch konkret auf die Wichtigkeit hingewiesen, zwischen Analoga und bioaktivem B12 zu unterscheiden. Ob der Gehalt von B12 welches von Bakterien produziert wurde für *die Chlorella* bioverfügbar ist, ist für die menschliche Ernährungsphysiologie nicht relevant.

Relevant vor allem für Veganer die sich in der Angelegenheit auf Chlorella verlassen, ist einzig und allein ob Chlorella *für den Menschen* verwertbares, bioaktives B12 enthält. Wo die Chlorella dieses B12 nun letztendlich her hat, ist für den veganen Kontext nicht so wichtig, solange es nicht aus unveganen Quellen, z. B. aus pulverisierter Leber stammt, die mit ins Wasser gekippt wird. (Nur mal so als absurdes Beispiel.)

Nun ist es aber so, dass viele Messmethoden nicht zwischen Analoga B12 und echtem B12 unterscheiden, und dies führt u. a. dazu, dass Produkte als legitime B12 Quelle angeboten werden, die lediglich Analoga enthalten oder bioaktives B12 nur zu spurenhaften Anteilen. Dies ist unter Umständen fatal, denn Analoga B12 sind schlimmer als wertlos, da sie nicht nur falschpositive Serumwerte verursachen, sondern die Aufnahme von echtem B12 be- u. verhindern. Das ist ähnlich als ob man versucht mit Salzwasser seinen Durst zu löschen.

Viele Veganer haben sich, anstatt vernünftig leicht verfügbares, günstiges und veganes B12 in Reinform zu integrieren, in der Vergangenheit auf diese vermeintlichen B12 Quellen verlassen und sind krank geworden und haben so unverschuldet auch das Image von der veganen Ernährung als Mangelernährung mitgeprägt obwohl dies komplett vermeidbar gewesen wäre . Bevor ich also als Signalträgerin ein Produkt wie ihre Chlorella unterstützen kann, ist es von allergrößter Wichtigkeit definitiv auf veganem Weg herauszufinden, z. B. durch geeignete Messmethoden die zwischen echtem und Analoga-B12 unterscheiden können, ob Ihr Produkt definitiv echtes B12 beinhaltet. Denn wenn von den angegebenen 100-165µg/100g B12 90% Analoga sind, ist Ihr Produkt für Veganer und Andere nicht nur wertlos, sondern gefährlich da diese Analoga eben die Aufnahme von echtem B12, wie es z. B. in geringen Mengen in Conrflakes oder Hefeaufstrichen zugesetzt ist, verhindern.

Dies ist der eigentliche Hauptpunkt meiner Anfrage, und ich würde mich freuen wenn Sie hierauf noch einmal konkret eingehen um alle Zweifel auszuschließen.

> Zu den klinischen Studien und Erfahrungen mit
> Chlorella finden Sie ein kurzes Review als Anlage,
> publiziert van unserem Dr. Ecke in der Naturheilkunde.

Die einzigste Studie die sich in Ihrer Broschüre auf den B12 Gehalt von Chlorella bezieht fällt allerdings negativ aus:

http://www.ncbi.nlm.nih.gov/entrez/query.fcgi?cmd=Retrieve&db=PubMed&list_uids=7562085&dopt=Abstract
Rauma AL, Torronen R, Hanninen O, Mykkanen H. Vitamin B-12 status of long-term adherents of a strict uncooked vegan diet ("living food diet") is compromised.

Die Schlussfolgerung von Frau Professor Rauma, dass der Konsum verschiedener Algen eine B12 Quelle für Veganer darstellen könnte ist ein schwerer Trugschluss, der sich entweder aus fatalen Designfehlern der Studie ergab, oder aus dem ernährungspysiologischem Stand der Dinge in 1995. Denn das Team um Professor Rauma verließ sich auf Serumwerte von B12, die, wie gesagt bei dem Konsum von analogahaltigen Algen falschpositiv ausfallen können. Die beiden verlässlichen Methoden zur Feststellung des B12 Status bei Veganern, nämlich MMS und Homocysteinwerte kamen nicht zur Anwendung, weil wie gesagt sie Professor Rauma nicht bekannt waren oder zu dem Zeitpunkt einfach noch nicht in dem Zusammenhang zur Verfügung standen.

Für eine Aussage über den tatsächlichen B12 Gehalt von Chlorella Algen und dessen Bioverfügbarkeit für Menschen ist diese Studie also komplett wertlos.

Ich habe Frau Professor Rauma daraufhin angeschrieben und sie hat mir bestätigt dass damals der Analoga Problematik nicht Rechnung getragen wurde und ihre Aussage zur Studie im Journal for Nutrition Education korrigiert hatte, jedoch will sie nochmal im Detail auf meine Fragen eingehen und ich warte noch auf diese Antwort.

Allerdings gibt es doch noch ein kleines Fenster, denn die Veganer (es waren eigentlich Rohköstler und keine Veganer, aber das ist für diesen Sachverhalt jetzt nicht so wichtig), deren Serumwerte "besser" waren, konsumierten gleichzeitig Nori und Chlorella. Nun ist von Nori bekannt, dass sie sehr viel B12-Analoga enthält, und deshalb eventuell zur Blockade der Aufnahme von eventuell vorhandenem bioaktiven B12 in Chlorella geführt hat. Dies würde bedeuten, dass *wenn* Chlorella tatsächlich bioaktives B12 enthält, der Konsum unter Vermeidung gleichzeitigen Konsums von analogalastigen Lebensmittel zur Deckung des Bedarfs von B12 bei Veganern beitragen könnte. Nur, dazu müsste man eben unter *Ausschluss von Zweifel* klären wie es sich bei Chlorella nun denn tatsächlich verhält.

> Ansonsten streben wir selbst erst einmal keine Studien
> an, da diese sehr langwierig und teuer sind.

Als Alternative gibt es eben nur der Ausschluss von Zweifel bezüglich Analoga. Allerdings verfügen Sie als Biologe über besseren Zugang zu Detailwissen und Methoden und ich würde mich freuen wenn es mir gelungen wäre, Sie für die Lösung dieses Knackpunkts zu motivieren.

> Es wurden keine Tierexperimente durchgeführt.

Eine andere Problematik ist, dass Sie sich in der mir zugesandten Informationsbroschüre auf Tierexperimente beziehen und mit den Ergebnissen werben, damit ist das Produkt nicht nur nicht vegan, sondern insgesamt fragwürdig, da Experimente an Tieren eben nicht nur ein Gewalteingriff in das Recht auf Leben und Unversehrtheit von Tierpersonen darstellt, sondern auch nicht auf Menschen übertragbar sind, wie der neuste Fall in London mal wieder eindrücklich beweist. Sechs Probanden brachen bei einem Arzneimitteltest mit Organversagen zusammen wobei zwei momentan noch in Lebensgefahr schweben, obwohl das Medikament den üblichen Gewaltgang durch Tierversuche durchlief und daraufhin für Menschentests freigegeben wurde.

D. h., selbst wenn es sich herausstellt, dass Chlorella für den Menschen verwertbares, bioaktives B12 enthält und somit für Veganer interessant wäre, wäre das Produkt von Ihnen abzulehnen, es sei denn Sie filtern alle Studien aus dem Marketingmaterial heraus, die über Gewalt an Tierpersonen zustande kamen. Dies wäre nicht nur eine ethisch korrekte Vorgehensweise, sondern auch marketingtechnisch die richtige Entscheidung, da Veganer Signalträger für alle Zielgruppen Ihres Produktes sind und der Status Ihres Produktes im Netz veröffentlicht wird. Ein veganer Status jedoch spricht sich unter Veganern rasend schnell herum, weltweit und hier würden sich auch Ihre Absatzchancen im internationalen Raum erhöhen.

Ich würde mich freuen, wenn es mir gelungen wäre dass Sie die Konkretisierung meiner Anfrage nicht als Bedrohung sehen sondern als die Chance begreifen, die sie ist, denn obwohl bakteriell fermentiertes B12 in Reinform eine gute Gewährleistung für die Vollwertigkeit veganer Ernährung darstellt, ist es doch eher unbeliebt da es nicht direkt in Nahrungsmitteln vorhanden ist.

Mit freundlichen Grüßen,

Ava Odoemena


So, die Antwort bleibt noch aus, aber ich hoffe mal dass sie dran arbeiten und nicht die Rolläden runter gelassen haben und das Licht ausgeschaltet. Sehr spannend.
Textende<--|

Re: Chlorella Mikropflanzen ("Algen")

Autor: Ava | Datum:
Schreiendes Schweigen;-)

Ich ruf Montag oder Dienstag mal an...

Re: Chlorella Mikropflanzen ("Algen")

Autor: Ava | Datum:
So, habe gestern mal angerufen und Herr Ullmann meinte sinngemäß er sei noch nicht dazu gekommen meiner detaillierten Anfrage gerecht zu werden (Die Produktion läuft gerade an) und bat nochmal um 14 Tage Zeit. Allerdings ließ er schonmal durchklingen, daß die angewandte Testmethode der Leichmannii Test ist. Leichmanii ist ein Bakterium welches zur Bestimmung von B12 leider immer noch als Standard verwendet wird. Dies ist in sofern problematisch, da das Leichmanii Bakterium auch Analoga und sogenannte inaktive B12 Korrionide ('corriniods') für seinen Stoffwechsel nutzen kann, einen Umstand den es für eine Bestimmung von (für den Menschen) bioaktiven B12s diskreditiert.

Soll heißen, der Leichmanii Test, obwohl in den U.S. und offensichtlich Europa immer noch als Standard gelistet, ist eigentlich tot und kann in Anbetracht der "neuen" Wissenslage nicht mehr dazu dienen, verlässliche Aussagen über die für Menschen relevante B12 Qualität zu unterstützen. [Schneider Z, Stroinski A. Comprehensive B12. New York: Walter de Gruyter, 1987]

Ein anderes Bakterium bzw. Protozoa ist hier wesentlich geeigneter, nämlich Ochromonas malhamensis, denn dieser Organismus beschränkt sich auf bioaktives Cobalamin, benutzt also das gleiche B12 das auch für den Menschen von ernährungsphysiologischer Bedeutung ist und würde deshalb den Goldstandard zur Ermittlung dessen darstellen [Schneider Z, Stroinski A. Comprehensive B12. New York: Walter de Gruyter, 1987], wenn es da nicht ein klitzekleines Problem gäbe:-) Es handelt sich hier vermutlich um ein einzelliges Tier (ich habe das noch nicht genau recherchiert), nun kann man sich darüber streiten ob dies nur biowissenschaftliche Klassifizierungsrelevanz hat, oder ob es über Eigenschaften verfügt weswegen es für die Anwendung veganer Ethik in Betracht kommt. Vielleicht gibt es ja schon einen Thread im Forum wo das schon mal behandelt wurde.

Als Alternative für Ochromonas malhamensis gäbe es noch das Bakterium Arthrobacter Lochhead welches genau wie der Einzeller sich auf bioaktives B12 beschränkt und somit geeigneter zur Bestimmung ist als Leichmanii. [Goldberg MK, Hutner SH, Ford JE. Nutrition of a cobalamin-requiring soil bacterium. Can J Microbiol. 1959;3:329-334].

Gut, soviel wollte ich gar nicht schreiben da dies ja bereits die Anwort auf die noch zu erwartende Antwort ist:-) Es bleibt also spannend, und ich vermute diese Geschichte könnte sich noch hinziehen.

@Ava

Autor: Linda! | Datum:
habe mir mal erlaubt deinen ausführlichen Textpassagen zum Thema Tests aktives B12 für eine PA zu klauen, ich hoffe das geht i.O.?

Re: @Ava

Autor: Ava | Datum:
Linda! schrieb:
>
> habe mir mal erlaubt deinen ausführlichen Textpassagen zum
> Thema Tests aktives B12 für eine PA zu klauen, ich hoffe das
> geht i.O.?

Ja klar. Ist schließlich für das vegane Allgemeinwohl.

Re: Chlorella Mikropflanzen ("Algen")

Autor: Ava | Datum:
So, gestern kam eine *Zwischenmail* von Herrn Ullmann, der sich offensichtlich im Forum gefunden hat, hallo Herr Ullmann:-)

Auch auf anderen Foren wird dieser Thread inzwischen verfolgt, ich habe da auch noch "Beitragsschulden" weil ich versprochen hatte auf ein paar Sachen einzugehen.

So, jetzt erstmal das Neuste aus Klötze, bitteschön:

Zitat:
Sehr geehrte Frau Odoemena,

damit das „Schreiende Schweigen ;-)“ nicht allzu lange dauert, hier
schon einmal eine schnelle erste  Antwort:

Erst einmal zwei interessante Literaturempfehlungen:
1.      http://bibd.uni-giessen.de/gdoc/2000/uni/d000077/d000077a.pdf
2.      unter „LifeSave.org“  Vitamin B12 / Pathophysiology Text

Zweitens moechte ich mir, nach eingehender Lektuere der im Internet zu lesenden Geschichten ueber Vitamin B12, die Anmerkung erlauben, dass es mittlerweile anscheinend einige selbsternannte Pseudowissenschaftler gibt, die sehr viel, und leider mit Hilfe missinterpretierter oder/und veralteter wissenschaftliche Literatur, zum Vitamin B12 zu sagen haben. Dabei handelt es sich gerade bei diesem Vitamin um eins, ueber das viel geforscht wird und sich das Wissen darueber geradezu explosionsartig vermehrt.  Die Zitation von Literatur z.B. aus dem Jahre 1959 (Goldberg et al.; 1959) kann deshalb nur eine historische Betrachtung sein. Die Halbwertzeit von Wissen in den modernen Disziplinen wird derzeit mit 3 bis 5 Jahren kalkuliert. Da es aber um die Gesundheit von Menschen geht, sollte man hier doch sehr vorsichtig argumentieren und vor allem auch nicht voreingenommen bestimmte Literaturzitate in ihrer Wertigkeit wichten.

Chlorella ist eine Pflanze, die ohne, bioverfuegbares, Vitamin B12 nicht wächst. Axenische (keimfreie) Kulturen dieser Art gehen ein, da wichtige Stoffwechselfunktionen nicht aufrecht erhalten werden koennen. Nur mit der entsprechenden Begleitflora (Bakterien, die B12 synthetisieren) gedeiht Chlorella. Das Wachstum der Chlorella an sich ist also schon ein Nachweis fuer das Vorhandensein von bioverfuegbarem B12. Die Goldalge Ochromonas (eine einzellige, zur Mixotrophie befaehigte, geisselbewegliche Alge) wird von Ihnen ja anscheinend als adaequater Test fuer B12 anerkannt (Schneider & Stroinski, 1987), im Uebrigen fast 20 Jahre alt, der Artikel. Arthrobacter wird anscheinend ebenfalls der Vorzug bei der Bestimmung von B12 gegeben, gegenueber Lactobacillus z.B., mit Hinweis auf Literatur, die vor 47 Jahren publiziert wurde. Was wuerden wohl neuere Untersuchungen ergeben?

Fakt ist auch, dass der Mensch nicht erst in der neueren Zeit mit Vitamin B12 – Analoga konfrontiert wird, sondern schon seit es ihn gibt. Der Organismus kann mit dem Auftreten dieser anscheinend umgehen. Ein Hinweis sei noch gestattet. Wenn jemand ernaehrungsbedingt und nur ernaehrungsbedingt unter B12 – Mangel leidet, sollte bedacht werden, dass auch die Resorptionsfaehigkeit des Organismus mit beeintraechtigt ist und dieser erst langsam wieder an eine B12 – Aufnahme gewoehnt werden muss!

Bitte beachten Sie oben genannte Literatur.

Ich danke Ihnen im Uebrigen fuer die vielen Anregungen und diesen „fruchtbaren Briefwechsel“. Soviel wollte ich eigentlich gar nicht schreiben und ich hoffe, dass das nicht auch „schon die Antwort auf Ihre Antwort„ ;-) war.

Viele Gruesse aus Kloetze

Joerg Ullmann

(PS: Diese Email darf ohne weitere Genehmigung vollstaendig veroeffentlicht
werden.)

Joerg Ullmann
Production Manager (Microalgae)
Bioprodukte Prof. Steinberg Produktions- und Vertriebs GmbH & Co. KG
Lockstedter Chaussee
38486 Kloetze

Tel.: +49 (0)3909 4726 0
Fax:  +49 (0)3909 510489

info@bioprodukte-steinberg.de
www.bioprodukte-steinberg.de

Re: Chlorella Mikropflanzen ("Algen")

Autor: Jörg Ullmann | Datum:
...wir haben uns natürlich weiter mit dieser kontrovers diskutierten Thematik befasst und neuere Erkenntnisse in einem Review zusammengefasst:

http://www.omundernaehrung.com/sonderdrucke/nr_137_chlorella.pdf

Viele Grüße aus Klötze,
Jörg Ullmann

Re: Chlorella Mikropflanzen ("Algen")

Autor: Florian | Datum:

Also Fakt wäre (wäre, wie bei so allem) ist nun Schlussendlich:

Chlorella enthält Cyanobalamin und Hydroxocobalamin.

Natürlich weiß ich nicht ob der extrahierte Stoff identisch mit dem in der Pflanze ist aber diese Logik lässt sich auf alle Testergebnisse anwenden, natürlich auch auf die tierischen Produkte.

Ohne den Extrakt läst sich aber dennoch ein Erfolg im B12 Mangel mit Chlorella sehen.

Die UMMV Werte wurden mit Chlorella erniedrigt. Dies wäre ein Persönlicher Test aus einem Forum.

Re: Chlorella Mikropflanzen (

Autor: Florian | Datum:
Hier nochmal der vergessene Link, dass Chlorella Cyanocobalamin enthält:

http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/18247530

Re: Chlorella Mikropflanzen ("Algen")

Autor: Florian | Datum:
Mir ist da noch was eingefallen.
Logischerweise sollte man Chlorella nehmen welches unter freier Sonne gezüchtet würde, also nicht zwischen Glas oder anderes.

Chlorella Pyrenoidosa und Chlorella Vulgaris sollen die gleichen Sorten sein. Pyrenoidosa soll der alte Name sein und Vulgaris der neue. Vulgaris soll nach einer Aussage in Glasröhren gezüchtet werden.

Das wichtige dabei ist das unter gefilterten Sonnenlicht kein aktives B12 entstehen könnte. Und weites mehr denn Sonnenlicht wäre das nicht. Aktives B12 soll schon in einem Versuch nicht entstanden sein, weil Chlorella synthetisch gezüchtet wurde.

Hier der synthetische Versuch (kann in Google gesucht werden):
Pratt R, Johnson E. Deficiency of vitamin B12 in Chlorella. J Pharm Sci. 1968 Jun;57(6):1040-1.

Aus Taiwan soll wohl Chlorella mit geballter Sonnenkraft herkommen aber vorsicht dieses Chlorella hat schon Gifte angelagert die nicht an den Körper abgegeben werden sollen aber zu Unverträglichkeiten führen könnten.