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Es wurden 196 Beiträge gefunden:

Re: Ueganismus

Autor: gast
Datum:
Forum: antiSpe Fragen und Antworten
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>> (*)Gibt auch Utilitaristen. Die halten nichts von Rechten,
>> haben aber auch gute Gründe, vegan zu leben.
>
>So wie der unvegane Utilitarist Singer?

Ja, auch der hätte gute Gründe, Veganer zu sein ;)

Es gibt mehr Utilitaristen als den und ich schätze, einige Veganer werden auch darunter sein.

Gemeint habe ich aber, dass auch aus utilitaristischer Sicht Veganismus nötig ist (egal, was Singer sagt). Jedenfalls in ansatzweise normalen Situationen.

Ueganismus

Autor: Achim Stößer
Datum:
Forum: antiSpe Fragen und Antworten
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> (*)Gibt auch Utilitaristen. Die halten nichts von Rechten,
> haben aber auch gute Gründe, vegan zu leben.

So wie der unvegane Utilitarist Singer?

Achim

Flexitarische Utilitaristen

Autor: Claude
Datum:
Forum: Veganismusforum
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> Im deutschsprachigen
> Raum wird sie vor allem von Utilitaristen, aus dem Umfeld der
> Giordano-Bruno-Stiftung und der Effective-Altruism-Bewegung,
> die ja vor allem der "Ethik" des Unveganers Singer
> entspringt, propagiert.

Ja. Wobei manche halt einfach gewisse Fortschritte wie veganes Essen in der Mensa wollen. In Basel sollte es an der Uni-Mensa nur noch veganes Essen geben, doch wegen dem Druck der Antiveganer gibt's unterdessen kaum mehr veganes Angebot.

Einerseits würden viele dadurch überhaupt mal mit veganem Essen konfrontiert und könnten es ausprobieren. Manche glauben halt auch, dass Menschen die (aus welchen Gründen auch immer) weniger Unveganes essen eher vegan werden.

> Sehr aufschlussreich finde ich die Diskussion unter folgendem
> Beitrag in einer utilitaristischen Facebook-Gruppe:

Kannte ich nicht. So wie Jonas handeln ja einige (Risotto mit Käse essen). Das konnte ich nie verstehen.

> Fleischesser/Vegetarier/Veganer/Flexiganer? Egal Hauptsache
> (Utilitaristisch) für die Tiere:
>
Zitat: Jonas "Die Kategorisierung von "Veganer" vs.
> "Nicht-Veganer" ist unwichtig[...]“


Sie rechnen sich halt immer den Impact aus. Konsequenz kommt in der Formel nicht vor. Einzelne Individuen zählen auch nicht.

Claude

Re: Vergleich PeTA vs Vegan Society

Autor: auelb
Datum:
Forum: Veganismusforum
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Ich denke diese flexible veggie/veg/veg*n-Ideologie die nun auch von der Führungsriege der „Vegan Society“ vertreten wird, liegt derzeit einfach im Trend. Im deutschsprachigen Raum wird sie vor allem von Utilitaristen, aus dem Umfeld der Giordano-Bruno-Stiftung und der Effective-Altruism-Bewegung, die ja vor allem der "Ethik" des Unveganers Singer entspringt, propagiert.

Mit den Utilitaristen Adriano M. und Jonas V. bist du ja auch auf Facebook befreundet und hast vielleicht schon die Gelegenheit bekommen ihr Gedankengut kennenzulernen.

Diese Utilitaristen haben einfach ein merkwürdiges Verständnis von Veganismus

Sehr aufschlussreich finde ich die Diskussion unter folgendem Beitrag in einer utilitaristischen Facebook-Gruppe: https://www.facebook.com/groups/340254586101356/permalink/340255302767951/

Sie glauben man kann unvegan vegan leben.
Zitat: Jonas "Singer lebt vegan, mit sehr wenigen Ausnahmen.“


Fleischesser/Vegetarier/Veganer/Flexiganer? Egal Hauptsache (Utilitaristisch) für die Tiere:
Zitat: Jonas "Die Kategorisierung von "Veganer" vs. "Nicht-Veganer" ist unwichtig[...]“


Spenden, Spenden, Veganköstler:
Zitat: Jonas "Für eine Spende von ca. 15€ können wir einen US-Amerikaner dazu bringen, sich für ein Jahr lang vegan zu ernähren!“


Diese Menschen glauben tatsächlich, Veganer würden nach einigen Jahren wieder Unveganer. Das ist einfach Absurd. Veganer bleiben Veganer. Veganköstler, denen das ethische Fundament fehlt, bleiben unvegan.
Zitat: Jonas "Sagen wir, mit Überzeugen bringst du 20 Leute pro Jahr dazu, vegan zu werden, und sie bleiben für durchschnittlich 5 Jahre vegan (das wissen wir aus Studien, kann Quelle suchen falls nötig)“

Siehe auch die Tabelle in folgendem Utilitaristischen Artikel unter Punkt 7: http://www.utilitarian-essays.com/veg-ads.html

Adriano behauptet sogar, da Vegetarismus einen besseren Ruf genieße als Veganismus, sollte man Vegetarismus bzw. „veg“ propagieren.
Zitat: Adriano "Zweitens haben Vegetarier auch memetisch, d.h. punkto Veränderung der gesellschaftlichen Werte, einen ähnlich guten und je nach dem auch besseren Einfluss als Veganer.“


Utilitaristen ist ein abstraktes hypothetisches Gesamtwohl wichtiger als tatsächlich gerettete Individuen
Zitat: Adriano: "Francione, der Adoptionen empfiehlt, ist ein Dummkopf […] In diesem Fall sollte er empfehlen, an abolitionistische online ads zu spenden. Das rettet (selbst unter den konservativsten Berechnungen) extrem viel mehr Tiere als eine Adoption“

Er übersieht dabei, dass Veganismus keine Leben rettet, sondern nur das Morden stoppt. Nur Leute die zusätzlich Tiere egal welcher Spezies befreien oder adoptieren retten Leben.

Ein weiterer wichtiger Protagonist in dieser Flexi-Veg-Veggie-Cut-Out-Meat-On-Mondays-Bewegung ist wohl Nick Cooney. Eine Einführung in seine Ideologie und sein Buch „Change of Heart" gibt er hier: http://youtu.be/6y90xxiLTFE

Ein in diesem Zusammenhang auch aufschlussreiches Zitat vom GBS-ler Philipp Möller:
Zitat: Zuerst sollte ich aber einräumen, dass ich mich inzwischen eher als Flexiganer verstehe, mich also so häufig wie möglich pflanzlich ernähre, aber beispielsweise auf Reisen oder als Gast auch mal Käse zu mir nehme. [...] Wie unter Atheisten gibt es sicherlich nervige VeganerInnen, also vorwurfsvolle, hitzköpfige KampfveganerInnen, die mit ihrer Art meist vollkommen kontraproduktiv agieren[...]

http://www.vegpool.de/magazin/interview-philipp-moeller-vegan.html

Problematisch ist vor allem, dass dieser Trend von Leuten beworben wird, die von sich behaupten für Rationalität zu stehen. Aber eigentlich ist das ja nichts Neues, der Antiveganer Udo Pollmer ist ja auch in der GBS.

Nahziele

Autor: NEXTDAY
Datum:
Forum: antiSpe Fragen und Antworten
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Ich bin selbstredend gegen die Verwendung von Tierkörpern zur Bedürnisbefriedigung des Menschen. Diese schier grenzenlose blutige und leidvolle Ausbeutung muss beendet werden nur wie?

Habt ihr darüber nachgedacht? Wir leben nicht auf Utopia, wo sich Fuchs, Mensch, Frosch und Giraffe die Hände, Läufer, Pfoten etc. reichen und im Kreise tanzen. Bezugspunkt ist die Realität. Der individuelle Verzicht reicht nicht aus. Viele werden nie auf Fleisch verzichten wollen, was bleibt also?

Die zahlenmäßige Reduzierung der Ausbeutung/Tiermorde durch Preissteigerungen, wäre eine erste Antwort.

Durch unzureichende finanzielle Mittel wäre ein größere Anzahl von potentiellen Konsumenten ausgeschlossen, was natürlich einem gewissen Profitdenken widerspricht,.jedoch unlängst nicht bei allen (Veblengüter, Luxusgüter etc.). Der schreckliche "Warencharakter" der nicht-menschlichen Lebewesen wäre weiterhin präsent, jedoch in einem geringen Ausmaße, der Lebensraum würde jedoch vergrößert werden, da der Bedarf an Ackerland sinkt. Diese Steuerung des Preismechanismus wäre z.B. über Steuern (wie P.Singer es vorgeschlagen hat) möglich. - Was denkt ihr?

Massentierhaltung: In den Magen, aus dem Sinn

Autor: Achim Stößer
Datum:
Forum: Pressespiegel
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08.07.2012, 19:45
Von Tim Neshitov

Tiere, die ihr kurzes Leben knietief im eigenen Kot verbringen - das ist perverser als ein Luftangriff auf einen Zoo. Aber der Luftangriff stört uns viel mehr. Warum eigentlich?




Emir Kusturicas Film "Underground" beginnt mit dem Angriff der Luftwaffe auf Belgrad 1941. Die ersten Bomben fallen auf einen Zoo. Es ist Frühstückszeit, der Tiger bekommt seine 20 Kilo Fleisch, aber er frisst nicht, er spürt bereits, dass die Flugzeuge kommen. Eine Bombe trifft einen Teich voller Gänse, ein Affenbaby springt dem Zoowärter auf den Arm, der verletzte Tiger kann nicht mehr aufstehen, vor ihm schlackert eine Gans, sie pickt dem Tiger in die Nase, zwischen die Augen, in die Augen, bis sich der Tiger auf die Gans wälzt.

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Später irrt der Zoowärter mit Äffchen und Pony in den Trümmern umher, und sein Taufpate sagt: "Weine nicht, ich werde dir einen neuen Zoo bauen, und die Tiere wird man nun sowieso essen." Der Taufpate hat eine schwarze Katze mitgebracht, er putzt mit dieser Katze seine schwarzen Schuhe ab und gibt dem Zoowärter etwas Geld. "Kauf deinem Äffchen Milch und hör auf zu weinen, sonst lachen dich die Deutschen noch aus."

Der Film gewann 1995 die Goldene Palme in Cannes. Kusturica ging es nicht um Tiere, sondern um Menschen im Krieg. Tiere im Bombenhagel taugen einfach gut dazu, die Absurdität eines Krieges zu zeigen. Es ist absurd, Gänse zu bombardieren. Die Szene zeigt aber auch, wie vielfältig und irrational unser Verhältnis zu Tieren ist. Ein Krieg von Menschen gegen Tiere erscheint aus irgendeinem Grund perverser als ein Krieg von Menschen gegen Menschen. Und aus irgendeinem Grund stört uns die Vorstellung, dass sich ein Mann, der Katzen als Schuhbürsten benutzt, gleichzeitig um Affenbabys sorgen kann.

Dabei handelt dieser Mann nicht anders als ein Kind, das sich bei McDonald's ein "Happy meal" bestellt und ein Stück Burgerbrötchen aufhebt, um Tauben zu füttern. Das Kind hat beschlossen, dass einige Tiere liebenswert sind und andere - die man zu Burgern verarbeitet - zwar auch liebenswert, aber eben in dem Sinne, dass sie schmecken. Sie dienen einem Zweck des Menschen, der Ernährung, und zwar nur, weil der Mensch sie zu diesem Zweck bestimmt hat.

Auf Ernährung kann niemand verzichten, aber der Mensch käme biologisch auch ohne Fleisch aus, jeder Mensch. Mit einer Katze könnte man auch Schuhe putzen, aber man muss das nicht. Die Funktionen, die wir Tieren zuschreiben, sind willkürlich, auch wenn Tiere diese Funktionen in zigter Generation erfüllen. Das zeigt die Szene mit der Katze.

Das McDonald's-Kind hat natürlich nichts mit dem Kopf beschlossen. Ihm ist kaum bewusst, dass es eine Kuh isst beziehungsweise ein Stück Fleisch, in dem Hunderte Kuhteile zusammengehackt sind. Das Kind isst einen Burger so, wie es einen Apfel essen würde, es weiß nicht viel von der Massentierhaltung, von Bullen, die ohne Betäubung kastriert und gebrandmarkt werden, von Kühen, die knietief im eigenen Kot stehen und, wenn sie Pech haben, lebendig gehäutet werden.

Das Kind der Generation YouTube hat wahrscheinlich nicht den Film "Meet your meat" gesehen. Der Film wurde von Vegetariern gedreht, also von überzeugten Befangenen, aber er verdreht keine Fakten, sondern fasst das Wesen der Massentierhaltung anschaulich zusammen. Click-Rekorde bricht er keine - obwohl die Stimme im Off Alec Baldwin gehört.

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Man muss kein Vegetarier sein, um zu ahnen, dass Massentierhaltung nicht nur der Ernährung der Menschheit dient, sondern auch der Geldvermehrung der Fleischindustrie. Jeder Erwachsene, der es wissen will, weiß, dass Massentierhaltung Tierquälerei bedeutet. Man könnte das, was weltweit Milliarden Kühen, Hühnern und Schweinen widerfährt, einen Krieg von Menschen gegen Tiere nennen.

Dieser Krieg wäre noch perverser als ein Luftangriff auf einen Zoo, denn die Fleischindustrie will die Tiere ja keineswegs vernichten. Im Gegenteil: Sie produziert immer neue Tiere. Sie manipuliert ihr Erbgut, züchtet Monster heran, deren einziger Lebenszweck darin besteht, dieser Welt möglichst viel Brustfilet, Fett, Bauchlappen oder Eier zu hinterlassen. Diese Wesen sterben auf eine Weise, die jeden Schnitzelgenießer empören würde, wären im Keller des Nachbarn ein paar Katzen oder Hamster auf ähnliche Art umgekommen. Aber das Fleisch dieser Wesen schmeckt.

Und weil es schmeckt, sehen wir in der Massentierhaltung keinen Krieg gegen Tiere. Keiner hat ja den Tieren auch offiziell einen Krieg erklärt. Industrielle Mastbetriebe bestimmen zwar den Inhalt unserer Kühlschränke seit drei Jahrzehnten, aber sie haben die Art, wie wir über Tiere denken, kaum verändert.

Der Abschied von der traditionellen Landwirtschaft hätte für das Massenpublikum Fragen aufwerfen können, mit der sich bisher Philosophen und Zoologen beschäftigten: Wo liegen die Grenzen zwischen Mensch und Tier? Wie empfinden Tiere Schmerz? Wie viel Schmerz können wir verursachen und uns trotzdem wohl fühlen?

René Descartes (1596-1650) war überzeugt, dass Tiere weder Freude noch Schmerz empfinden. Ihre Schmerzensschreie seien unbewusste Reflexe, "wie das Quietschen einer Tür". Im 20. Jahrhundert beschloss Martin Heidegger: "Der Stein ist weltlos, das Tier ist weltarm, der Mensch ist weltbildend." Unsere Neigung, den Menschen in den Mittelpunkt des Universums zu stellen, führt zu der Neigung, Tierrechte von der Ähnlichkeit der Tiere mit uns selbst abhängig zu machen. Immer mehr Tierforscher fordern Grundrechte für Menschenaffen, weil deren Erbgut mit dem unseren bis zu 99,4 Prozent gleich sei.

Im Verhältnis zu Tieren sind alle Menschen Nazis", schrieb Isaac B. Singer, jüdischer Schriftsteller, Vegetarier und Nobelpreisträger. "Für die Tiere ist es ewiges Treblinka."

Das klingt unerhört, ist aber lediglich ein weiterer Versuch, den Anthropozentrismus zu überwinden. Bereits Michel de Montaigne fragte im 16. Jahrhundert: "Aufgrund welchen Vergleichs zwischen ihnen und uns schließt der Mensch auf die Dummheit, die er ihnen zuschreibt?"

Jacques Derrida war bis zu seinem Tod 2004 gegen den pauschalen Begriff Tier in Abgrenzung zum Menschen, weil dieser Begriff der Vielfalt der Tierwelt von der Ameise bis zum Affen nicht gerecht werde. Trotzdem aß Derrida gelegentlich Tiere. Geist und Magen können manch dialektischen Widerspruch aushalten.

Schweinshaxe oder Hundepenis

08.07.2012, 19:45

So wie Philosophen versuchen, den "Menschen" in Abgrenzung zum "Tier" zu definieren, definieren sich Nichtphilosophen oft darüber, welche Tiere sie essen oder nicht essen. In China kann man einen Hundepenis für 1,50 Dollar kaufen. Was sagt die Tatsache, dass jemand einen Hundepenis isst, über diesen Menschen aus?
Massentierhaltung Bild vergrößern

Das eine Tier wird ins Herz geschlossen - das andere verspeist. (© oH)

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Eigentlich nicht viel. Nicht mehr als die Tatsache, dass jemand Füße von Schweinen isst oder Lebern von Gänsen. Schweine sind genauso intelligent wie Hunde, und laut chinesischen Kochbüchern schmecken Hunde mindestens so gut wie Schweine. Aber wer wünscht sich einen Menschen zum Freund, der sich gelegentlich einen Hundepenis gönnt? Ein Schweinshaxenesser versteht sich immer noch besser mit einem Vegetarier als mit einem Hundepenisesser. Das nennt man "kulturellen Hintergrund". Es gibt auch den religiösen Hintergrund. Der ist interessant, weil rituelle Schlachter es schaffen, ihr Mitleid auszuschalten, in dem sie das Leid des Tieres sakralisieren.

Mitleid gilt als eine Fähigkeit, die den Menschen vom Tier unterscheidet. Der Mensch besitzt aber auch die Fähigkeit, sein Mitleid zu steuern. Warum sonst nimmt man an, dass Fische keinen Schmerz spüren, nur weil sie immer still bleiben? Oder wenn sie doch Schmerz empfinden, etwa wenn sie am Angelhaken zappeln, warum ruft dieser Schmerz in uns kein Mitleid hervor, über das man sprechen könnte, ohne selbst bemitleidet zu werden? Mitarbeiter von Mastbetrieben schalten ihr Mitleid aus, indem sie das Leid der Tiere professionalisieren. Menschen, die Hähnchenragout mit Sahne genießen, blenden das Leid dahinter einfach aus.

Statt Selbstreflexion hat die Massentierhaltung also eine Kulturtechnik verstärkt, auf die man heute angewiesen zu sein glaubt - Ausblendung. Wir können digital so viele Kriege und Naturkatastrophen verfolgen, dass wir sie gar nicht verarbeiten können. Das Prinzip "Aus den Augen, aus dem Sinn" funktioniert nicht immer, da manche Bilder allgegenwärtig sind. Aber das Prinzip "In den Magen, aus dem Sinn" funktioniert.

Tiere essen natürlich auch Tiere. Aber sie müssen sich dafür nicht rechtfertigen.

http://www.sueddeutsche.de/wissen/massentierhaltung-in-den-magen-aus-dem-sinn-1.1404711

Hühner in ihren überfüllten Käfigen [...] das ist ein KZ

Autor: Achim Stößer
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
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In einem Artikel des eher konservativen "deutsch-israelischen Onlinemagazins" haOlam heißt es:

Zitat: Haolam: Eine Vielzahl jüdischer Persönlichkeiten haben ihr Leben der Verteidigung von Tierrechten gewidmet. Wenn man ihre Motivationen nachliest, stößt man auch immer wieder auf deren Erfahrungen im Holocaust oder als Kinder Holocaustüberlebender. Ein Beispiel ist der Novellenschreiber und Nobelpreisträger Isaac Bashevis Singer, der in "The Letter Writer" den Protagonisten sagen lässt: "Für die Tiere sind alle Menschen Nazis; für sie ist es ein ewiges Treblinka." Für uns als Deutsche ist dieser Satz schwer zu akzeptieren. Man könnte ihn dahingehend missverstehen, dass Juden mit Tieren gleichgesetzt würden, obwohl es eigentlich um das persönliche Leiden geht. Fakt ist jedoch, dass die Erfahrung als "untermenschlich" behandelt zu werden, einige Überlebende der Shoah dazu geführt hat, eine Art "Röntgenblick" für Grausamkeit gegen Tiere zu entwickeln. Wo andere ein saftiges Steak sehen, hören sie die Todesschreie. Wo andere sich über das Leiden der Tiere in den Tötungsfabriken, in denen die Gesellschaft ihr Geschäft der "Fleischproduktion" verrichten lässt, keine Gedanken machen möchten, haben diese Menschen ein Bewusstsein und Mitgefühl für jene entwickelt, die als unter den Menschen stehend behandelt werden. Glauben Sie, dass einige der Gründer von Amirim durch die Verbrechen an den Juden in Deutschland und Europa motiviert wurden?


Dr. Anva Ohn-bar: Meine Kinder reagieren wütend, wenn jemand Tiere für Pelze, Schuhe, Taschen u.s.w. benutzt. Sie sind gegen den Missbrauch von Tieren. An den Holocaust denken Sie daran allerdings nicht. Sie könnten nichteinmal eine Fliege oder sogar einen Skorpion töten. Mein Großvater hat uns beigebracht, eine Tasse über das Insekt zu stülpen und ein Stück Papier drunterzuschieben, um es unverletzt ins Freie zu tragen, weil jedes Lebewesen das Recht hat zu leben. So haben auch wir unsere Kinder erzogen. Doch vielleicht ist der Holocaust auch ein Grund gewesen. Wann immer wir Hühner in ihren überfüllten Käfigen sehen oder auf einem Lastwagen: halbtote Körper übereinandergestapelt auf dem Weg zum Schlachthof, sagen wir: das ist ein KZ. Die Assoziation ist da, ständig.


Übrigens spiele ich in einer Theatergruppe mit: "The Secrets of Sound". Das Hauptziel der Gruppe ist es, die Erinnerung an den Holocaust wachzuhalten. Es ist reines Bewegungstheater - niemand spricht, so daß es keiner Übersetzung bedarf. Wir sind bereits in Lettland und Rumänien aufgetreten, bei internationalen Theaterfestivals, in Yad Vashem und und auf Gedenkveranstaltungen in ganz Israel.


Amirim, Israel: Das erste vegane Dorf der Welt
(meine Hervorhebungen)
http://www.haolam.de/index.php?site=artikeldetail&id=9364

The Abolitionist, Ausgabe 1 & 2

Autor: martin
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
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1831 startete der Fürsprecher der Sklavenbefreiung William Lloyd Garrison die Zeitschrift "The Liberator", um die Idee von der Abschaffung der Menschensklaverei populär zu machen. 180 Jahre später startet die erste abolitionistische Zeitschrift gegen die Tiersklaverei im Internet: "The Abolitionist" heißt sie und wird herausgegeben von der Tierrechtsgruppe Vegan UK um Rob Johnson. Zwei Ausgaben sind seither erschienen (Sommer und Herbst 2011) und bieten die Möglichkeit, ein erstes Resümee zu ziehen.


Ausgabe eins

Der Inhalt besteht nicht nur aus Kritik am Reformismus, so nötig sie ist. Die Herausgeber haben das Spektrum von Anfang an weiter gefasst. In der ersten Ausgabe folgt auf die Einleitung zum Abolitionismus ein Artikel über Internet-Aktivismus. Mit Blick auf die Rolle des Internets bei den Umsturzbewegungen des sog. Arabischen Frühlings wird dargelegt, dass Internet-Aktivismus alles andere als wirkungslos in der "realen" Welt sein kann. Komplementär dazu gibt es eine kritische Betrachtung über Veganismusaufklärung als Kampagne. Der Autor plädiert dafür, andere soziale Bewegungen dabei nicht zu vergessen; bleibt aber etwas unkonkret.

Eine Rubrik ist der veganen Ernährung gewidmet. Den Mythen vom Mangel bestimmter Nährstoffe wie Jod, B12, Kalzium, sowie der Unmöglichkeit veganer Schwangerschaft wird nachgegangen. Auch wenn es sich um eine Zeitschrift handelt, vermisst man hier zumindest einige Nachweise, die die Aussagen stützen, oder zumindest weiterführende Literatur.

Daran angelehnt finden sich in beiden Ausgaben Rezepte. In der ersten zwei, in der zweiten eines. Ein paar mehr Rezepte wären durchaus nicht zu viel gewesen. Daneben gibt werden vegane Produkte unterschiedlicher Art vorstellt (Kosmetik, Nahrungsmittel, Bücher). Diese Vorstellungen fallen allerdings recht kurz aus und es fehlen einige Informationen (wie Bezugsmöglichkeiten und Preise, bei Büchern die ISBN).

Die Kritik an reformistischen Tierschutzorganisationen beschäftigt sich vordergründig mit Kampagnen der großbritannischen Tierschutz-Gruppen Animal Aid und Viva!. Mit satirischen Ton wird hinterfragt, was beispielsweise die Verpflichtung zur Videoüberwachung in Schlachthäusern oder die Verhinderung eines Großbetriebes bringen soll (außer Spendengelder für die Organisationen). Denn solange der Konsum von Tierprodukten gleich bleibt, sind dies nur kosmetisch Änderungen, die eher noch ins Negative umschlagen, wenn die Kritik an vermeintlich "extremen" Formen der Tierausbeutung die reguläre Form ethisch besser erscheinen lässt.


Ausgabe zwei

Die zweite Ausgabe ist umfangreicher als die erste und kann das Niveau der Artikel steigern. Sehr positiv fällt z.B. der Artikel "Science is not the Enemy" auf. Denn es gibt leider zu viele Veganer, vor allem aus der Ecke der Esoterik und des Umweltschutzes, die über die Kritik an Tierversuchen eine allgemeine Technologie- und Wissenschaftsfeindlichkeit äußern. Dan Cudahys Plädoyer für faktenbasiertes Argumentieren geht in einer ähnliche Richtung, denn im Bereich von Veganismus, Tierrechtsphilosophie und Strategie sollte es eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein, dass man sich auf Fakten stützt, anstatt zu spekulieren, weil man sich die Arbeit der Recherche sparen will.

Mehr in die journalistische Richtung geht ein Artikel ("Penny's Story"), der über die unnötige Euthanasie eines Hundes berichtet. Darin wird verdeutlicht, wie schlecht der rechtliche Status selbst von sonst weitgehend gut behandelten "Haustieren" ist, da auch sie trotzdem nur das Eigentum von Menschen sind. Enthalten ist auch ein progressiver Auszug aus Gary Steiners nächstem Buch. Er kritisiert darin, dass die Philosophen Regan und Singer den Speziesismus noch nicht überwunden haben.

Die Kritik am Reformismus beschäftigt sich diesmal damit, wie von einer reformistischen Organisation versucht wird aus einer vegetarischen Perspektive die Eierindustrie zu kritisieren. Um diesen logischen Widerspruch zu kaschieren, gibt es alibihafte Hinweise auf Veganismus – versteckt und marginalisiert –, anstatt eine eindeutige Positionierung für den Veganismus. Ein Vorgehen, das der Standard unter reformistischen Organisationen ist, wie man auch an denen des deutschen Sprachraums immer wieder beobachten muss. Am Ende stehen zwei theoretische Artikel zum Abolitionismus, in denen – weitgehend gelungen – versucht wird, sein Konzept einfach und anschaulich zu erklären. Ein sehr notwendiges Vorhaben angesichts der öffentlichen Dominanz des (konventionellen wie reformistischen / neuen) Tierschutzes und des Unwissens, wie schädlich oder ineffektiv dessen Methoden sind.


Sonstiges

Das Layout ist überwiegend konventionell, aber deshalb nicht eintönig oder einfallslos. Farbige Elemente, Text- und Bildanordnungen und die Art der Heraushebung von Textzitaten werden immer wieder variiert. Nur eine Seite (S. 18) der ersten Ausgabe ist durch ihren Kontrasten nicht ganz gelungen. Bisher erscheint die Zeitschrift im PDF-Format; die Seiten sind jedoch nur in Form von eingebundenen Bildern enthalten. Sehr wünschenswert wäre die Ausgabe in Text, sodass sie auch durchsuchbar wäre.

Ein mögliche Gefahr für die zukünftige Entwicklung sehe ich darin, dass der theoretische Hintergrund des hier vertretenen Abolitionismus sehr auf Francione, heißt: auf die Rolle des Eigentumsstatus fokussiert ist. Die Rolle des Eigentumsstatus ist ohne Frage ein wichtiger Punkt, jedoch ist zu diskutieren, ob er tatsächlich diese zentrale Stellung hat. Daher ist es zu wünschen, dass die Herausgeber in der Theoriediskussion offen bleiben und ggf. auch andere Ansätze berücksichtigen.


Seite der Zeitschrift: http://www.theabolitionist.info/
Erste Ausgabe (Sommer 2011): http://www.theabolitionist.info/2011/issue_1.pdf
Zweite Ausgabe (Herbst 2011): http://www.theabolitionist.info/2011/Issue_2.pdf

Barry Kew über die Marginalisierung des Veganismus

Autor: martin
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
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Ich möchte auf einen lesenswerten Aufsatz zum Thema Veganismus aufmerksam machen (im "Tierrechtsforum" steht dieser Beitrag übrigens, weil es sich um Veganismus als Teil der Tierrechtsgedanken handelt, nicht um seine Praxis). Gemeint ist: It's a (Two-)Culture Thing: And how veganism has been sold short von Barry Kew, veröffentlicht in: Critical Society 7, Summer/Autumn 2011, 20–35 (erstmals in einer anderen Zeitschrift bereits im Jahr 2000 erschienen). Der Link zum Aufsatz: http://www.criticalsocietyjournal.org.uk/Archives_files/It%27s%20a%20%28Two-%29Culture%20Thing.pdf.


Vornweg zwei Kritikpunkte.

1) Er nutzt eine Theorie, die zwischen „blutiger“ und „unblutiger Kultur“ unterscheidet, ohne dass (zumindest mir) klar geworden wäre, wozu das nötig ist. Er benutzt sie, um Vegetarismus (neben anderen Formen von Nicht-Veganismus) vom Veganismus abzugrenzen und als ethisch unzureichend zu charakterisieren. Nur braucht es dafür keine solche Theorie. Was er tut, sieht letztlich sehr nach poststrukturalistischem / postmodernistischem Gebaren aus: Metaphernreiches Theorisieren ohne Erkenntnisgewinn. (Aufschlussreich in einem anderen Fall dazu ist Gary Steiner: Tierrecht und die Grenzen des Postmodernismus: Der Fall Derrida, in: ALTEXethik 27 (2010), 3–10 oder hier.) Damit in Verbindung steht, dass der Judaismus als Ausgangspunkt für die „unblutige Kultur“ nennt im Gegensatz zum Hellenismus. Ohne das weiter auszuführen ist das sehr fragwürdig.

2) Dass er den Eindruck erweckt, Carol Adams ginge so viel besser mit dem Veganismus um als die anderen Autoren, die er kritisiert, nur weil die zweite Auflage ihres Buches in dieser Hinsicht etwas besser sei als die erste. Auch das kann ich nicht nachvollziehen. Das Buch ist trotzdem weiterhin vor allem auf „Fleisch“-Kritik ausgerichtet und auf Vegetarismus als „Lösung“, womit es sich nahtlos in die Reihe der anderen Autoren einreiht.

Nun zum Positiven: Kew beschreibt hier, wie Veganismus als ethisches Grundlinie von all den Philosophen vernachlässigt wurde (und wird), die als Tierrechtsphilosophen bezeichnet werden oder sich selbst bezeichnen. Dagegen stellt er Lewis Gompertz. Er hat sich bereits 1824 in einem Buch (neben der Ablehnung von „Fleisch“) auch aus ethischen Gründen gegen Tiermilchkonsum und gegen die Benutzung von Pferden ausgesprochen. Damit war er sehr nah am Veganismus, ist heute aber fast unbekannt. Dagegen gilt Henry Salt als einer der Begründer der Tierrechte, obwohl er lediglich Vegetarismus forderte (andere Tierprodukte und den Einsatz von Pferden hingegen kaum kritisierte) und ebenso wie später Peter Singer deutlich hinter Gompertz zurückblieb. Singer und andere, die ihre Theorien Jahrzehnte nach der Gründung der Veganen Gesellschaft England entwickelten, sahen trotzdem keine Notwendigkeit, Veganismus als ethische Grundlinie zu setzen, sondern reden tlw. bis heute nur von Vegetarismus. Und das gilt nicht nur für die 1970er oder 1980er Jahre, sondern selbst in Bücher des letzten Jahrzehnts (von Waldau, DeGrazia, Rowlands, Garner, Bekoff u.a.) spielt Veganismus immer noch nur die Nebenrolle, falls er überhaupt erwähnt wird. (Inzwischen treten lediglich wenige Ausnahmen wie Francione oder Steiner eindeutig für Veganismus ein.)

Interessant ist auch die Parallele zum Abolitionismus. Die, die für konsequenten Veganismus eingetreten sind, forderten ebenfalls die Abschaffung statt der Regulierung der Tierindustrie. So heißt es im Magazin der Veganen Gesellschaft England von 1951 (ganzes Zitat und Quelle im o.g. Aufsatz):
Zitat: Our aim is not to make the present relationship between man and animal (which if honestly viewed is mostly one of master and slave) more tolerable, but to abolish it and replace it by something more worthy of man's high estate. In short, our aim is to set the creatures free – to return them to the balance and sanity of nature, which is their rightful place, and so end the historic wrong perpetrated when man first decided he had the right to exploit and enslave them.

Dagegen sind die Vegetarismus-befürwortenden Philosophen ebenfalls Befürworter des Reformismus; mal mehr (Singer, Garner), mal weniger (Regan).

Bleibt festzuhalten: Wenn man Veganismus will, muss man Veganismus fordern und fördern. Wenn man das Ende der Tierausbeutung will, muss man Abolitionismus fordern und fördern. Alles andere ist theoretisch wie auch praktisch schlicht und ergreifend Unsinn.

Christian Vagedes: veg up. die veganisierung der welt

Autor: Hannes Benne
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
Thema öffnen
Christian Vagedes: veg up. die veganisierung der welt, 1. Auflage Sichtverlag, 2011 Kiel

Christian Vagedes, Gründer der sgn veganen Gesellschaft Deutschland versucht mit seinem Buch „veg up. die veganisierung der welt“ zu zeigen, dass und warum die Welt vegan wird und dass dies schon diversen Persönlichkeiten – von Naturwissenschaftler wie Charles Darwin und Leonardo da Vinci, bis hin zu Esoterikern wie Rudolf Steiner, Wilhelm Reich; und diversen weiteren – bekannt war.
Einleitend erklärt Vagedes, dass er insbesondere in der westlichen Welt eine Aufbruchstimmung in Richtung vegane Gesellschaft sehe und prognostiziert, dass die Zahl der Veganer in Deutschland noch in diesem Jahrzehnt die Millionengrenze überschreiten werde.

Danach wendet er sich dem Kernthema seines Buches zu: den Ursachen und Motiven für die Veganisierung der Welt.
Eine der Ursache für eine unvegane Gesellschaft, welche in dem Buch hauptsächlich behandelt wird, ist für Vagedes der Umstand, dass Menschen derzeit den „Kampf“ der „Liebe“ vorziehen würden, woraus sich auch die Hauptaussage des Buches „Liebe statt Kampf“ ergibt. Als Beispiele für den Kampf werden diverse unvegane Praktiken aufgezählt.
Darauf folgend beschreibt er das, was er den Kafka-Effekt (im wesentlichen ein Synonym für Mitgefühl) nennt: Franz Kafka steht, nachdem er Vegetarier geworden ist, am Aquarium eines zoologischen Gartens und äußert die Bemerkung „Nun kann ich euch [die Fische] in Frieden betrachten; ich esse euch nicht mehr.“ Dies wird als Beispiel für den Sieg der Liebe über den Kampf genannt.
Ursächlich dafür, dass viele Menschen kein Mitleid mit Tieren empfinden bzw. den Kafka-Effekt nicht erleben würden, ist für den Autor etwas, das Wilhelm Reich als die „emotionale Pest“ bezeichnet und den Menschen die Lebensenergie entziehe. Diese „emotionale Pest“ wiederum sei verantwortlich für eine „biophysikalische Panzerung“ des Charakters. Diese Panzerung müsse immer wieder aufgebrochen werden; eine Möglichkeit zur Entpanzerung sei die von Reich entwickelte Vegetotherapie.
Notwendig für die Überwindung des „Kampfprinzips“ sei zudem ein „in Liebe idealisiertes Denken“ welches Kampf in Liebe transformiere und dazu führe, dass wir Tiere nicht mehr als Gegenstände, sondern als Wesen, welche wir respektieren und lieben, sehen. Was dann dazu führe, dass man vegan wird.
Daran anknüpfend wird ein Konstrukt mit der Bezeichnung „Geheimnis“ erklärt, welches man erkennen könne, wenn man die emotionale Panzerung überwunden habe und zu konzentriertem und freiem Denken fähig sei. Dieses Geheimnis beinhalte, dass wir einen nach Rudolf Steiner definierten „höheren Menschen“ in uns wecken und damit der Liebe zum Durchbruch und zum Triumph über das Kampfprinzip verhelfen würden. Eine derartige herbeigeführte Veganisierung eines Individuums sieht Vagedes als Schlüssel für die Etablierung einer veganen Gesellschaft: „erfolgt die veganisierung in diesem sinne, wird die welt veganisiert, denn: '(...) da läuterung höchst ansteckend ist, führt die eigene läuterung notwendigerweise zur läuterung der umgebung'¹⁷“.[17 gandhi: eine autobiographie, seite 576](S.124)

Er stellt allerdings nicht nur die Behauptung auf, Liebe sei ein hinreichendes Kriterium um vegan zu werden (was schon fragwürdig ist), sondern geht noch weiter und bezeichnet Liebe als notwendiges Kriterium für die Veganisierung der Welt, was offensichtlich unzutreffend ist, da es etliche Menschen gibt, die vegan leben, ohne Tiere zu lieben.


Speziesismus
Einen Gegensatz zu den Menschen, die vegan wurden, weil in ihnen die Liebe erwachte, sieht er in Menschen, die „aus einem “interesse“ heraus handel[n] – und nicht aus dem guten des guten selbst willen[...]“(S.134)
Diese Interessensteuerung nehme den Menschen die in ihnen verborgene Fähigkeit zur Selbsterkenntnis. Allerdings gäbe auch für interessengesteuerten Menschen einen Weg zur Veganisierung, dieser würde allerdings über den „komplizierten Umweg“ des Speziesismus/ Antispeziesismus führen. Vagedes erklärt anhand von Peter Singer - Zitaten das Gleichheitsprinzips und die Begriffe Speziesismus und Antispeziesismus. Singers Utilitarismus kritisiert er als lebensverachtend, weil er das Töten von Menschen und nichtmenschliche Tieren unter bestimmten Vorraussetzungen zulasse und Singer die Heiligkeit des Lebens nicht anerkenne. Daraus folgt für Vagedes eine ablehnende Haltung gegenüber dem Konzept des Antispeziesismus und der Interessensteuerung (an einigen Textstellen fragt man sich, ob er damit soetwas wie Interessenethik meint).
Weiterhin lehnt er Antispeziesismus ab, weil es eine Ideologie ist – eine Ideologie wie sein Anti-Antispeziesismus oder seine Vorstellung von einer durch Liebe erfüllten veganen Welt. Eine Erklärung dafür, warum Ideologien per se schlecht seien, liefert er nicht.

Nach seinen Ausführungen zum (Anti)Speziesismus verwundert es nicht, dass der Autor an der speziesistischen Mensch-Tier-Dichotomie festhält, welche sich zum einen in seiner Sprache („Menschen und Tiere“) und zum anderen in einigen seiner Aussagen bzw. in Aussagen anderer Personen, welche er zitiert, widerspiegeln.
Zudem soll an der Zucht von nichtmenschlichen Tieren festgehalten werden, beispielsweise um überzüchtete „Nutztiere“ zurück zu züchten um sie in Parks zu pflegen und auszuwildern. Andere Tiere, beispielsweise Schweine sollen dagegen bestimmte Aufgaben erfüllen: „schweine [...] sind dazu prädestiniert, ackerböden zu lockern und saaten unterzupflügen. man kann schweinen vermutlich keine größere freude machen, als sie große flächen bearbeiten zu lassen.“ (S. 261)

Religion
Laut Vagedes ist die Veganisierung der Welt etwas zutiefst christliches. Belegen möchte er dies mit Zitaten, welche überwiegend aus der Bibel und den Schriften von Rudolf Steiner stammen. Die unzähligen Stellen voller Gewalt, Speziesismus, Sexismus und Homophobie, welche so gar nicht in das Bild einer liebevollen und tierfreundlichen Bibel passen, werden dabei fast vollständig ignoriert.
Lediglich ein Hinweis auf den Kirchenkritiker Karlheinz Deschner findet sich: „ trotz einer mehrbändigen bereits verfassten kriminalgeschichte des christentums¹ können wir nicht das ganze christentum aus all diesen schwerwiegenden gründen pauschal aufgeben. man könne genau so gut das projekt der ganzen menschheit für vollständig gescheitert erklären, angesichts der schuld, die wir menschen durch unsere mörderischen handlungen als gattung auf uns geladen haben. jeder einzelne könne dann auf grund seiner fehler sein leben aufgeben.“ (S. 141/142)
Diese religiösen „Argumente“, in denen beispielsweise Christus, Franz von Assisi und weitere Personen als Veganer deklariert werden und da Vincis Abendmahl als Plädoyer für eine rein pflanzliche Ernährung gedeutet wird, ziehen sich über mehrere Kapitel hin.

Humanitäre Gründe:
Nach den Ausführungen über eine liebevoll christliche Veganisierung der Welt werden die humanitäre Motive für eine vegane Lebensweise behandelt. Vagedes erklärt wie verschwenderisch der Tierproduktionssektor im Umgang mit Ressourcen ist und schreibt: „der hunger existiert nur, weil eine minderheit von menschen, nämlich die sich nichtvegan ernährende menschheit in den wohlstandsregionen der welt, sich das (un)recht herausnimmt, nichtvegane nahrung zu konsumieren.“ (S. 228).
Die Menge der Unveganer als Minderheit zu betrachten, ist angesichts der Tatsache, dass in Europa, Amerika und Australien fast ausschließlich Nichtveganer leben und auch in Afrika und Asien – selbst wenn es dort Regionen mit sehr niedrigem Pro-Kopf-Verbrauch an Leichen gibt – die wenigsten Menschen konsequent vegan leben dürften, geht leider sehr weit an der Realität vorbei.
Auch die Aussage, dass der Welthunger nur wegen des Konsums von tierlichen Produkten existiere, ist sehr stark vereinfacht. Unveganismus ist (neben Armut, Verteilungsproblemen, usw.) ein Faktor, der sich negativ auf die weltweite Ernährungssicherheit auswirkt, allerdings ist Veganismus mMn kein hinreichendes Kriterium um den Welthunger zu beseitigen.
In der Forderung nach einer bioveganen Landwirtschaft ist Vagedes besonders eine Ablehnung von Gentechnik wichtig, in welcher er große Gefahren sieht: „[Gentechnik] gefährdet die biosphäre und damit das leben auf der erde im ganzen vermutlich mehr als alle seit menschengedenken bestehenden gefahren, vielleicht mit ausnahme von gleichzeitig auf auf allen erdteilen gezündete atombomben.“ (S.233)

Ökologie, Ökonomie und Gesundheit
Abschließen werden kurz drei sekundäre Argumente für eine vegane Lebensweise beschrieben: Ökologie (wobei Vagedes den Begriff als kaltherzig kritisiert und ihm missfällt, dass er von einem Eugeniker eingeführt worden sei), Ökonomie und Gesundheit.
Besonders eine ausführlichere Auseinandersetzung mit den gesundheitlichen Aspekten wäre notwendig gewesen. Im Bezug auf die Frage, ob eine vegane Ernährung zu Mangelerscheinungen führe, werden nur die beiden Nährstoffe Eisen und Vitamin B12 behandelt. B12 zu supplementieren, wird in „veg up“ nicht explizit empfohlen, stattdessen wird auf eine rohvegan Ernährung verwiesen: „eine roh-vegane ernährung versorgt den körper am besten mit vitamin b12. diese form der ernährung ist am darmfreundlichsten und begünstigt die aufnahme und produktion von vitamin b12. dagegen ist eine sogenannte „normalkost“ mit viel gekochtem, haltbargemachten und mit zusatzstoffen angereichterte ernährung abträglich, da der darm verschleimt und geschädigt wird, besonders, wenn dazu auch noch pharmazeutische medikamente wie antibiotika eingenommen werden.“ (S. 268)


Das Format
Das Buch ist komplett in Kleinschreibung geschrieben, was nicht sehr störend ist, die Lesbarkeit aber auch nicht gerade erhöht. Was dagegen stört, ist das Querformat, wodurch das Buch unbequem zu halten ist. Positiv finde ich Hinweis am Buch, dass darauf geachtet wurde bei der Herstellung keine unveganen Produkte wie Knochenleim zu verwenden.

Fazit
Neben den bereits erwähnten, finden sich in dem Buch zahlreiche weitere Kritikpunkte. Beispielsweise wird häufig von „rein pflanzlicher Ernährung“ gesprochen; Veganismus (den Begriff lehnt Vagedes – da es [so wie Idealismus, Expressionismus, Realismus...] ein -ismus ist – ab) geht natürlich über die Ernährung hinaus und „vegan“ ist nicht dasselbe wie „rein pflanzlich“, da Veganer bspw. auch Pilze und anorganische Stoffe wie Wasser und Salz konsumieren. Weiterhin vermisst man für einigen Behauptungen die Angabe von Quellen. Zweifelhaft ist auch, ob die von Vagedes so deklarierten Persönlichkeiten wirklich vegan sind.

Das Buch ist geprägt von einer anthroposophisch-esoterischen Ausrichtung sowie christlicher Propaganda. Für die brauchbaren Informationen, die sich in „veg up“ finden, lohnt sich der Kauf nicht; man findet sie besser aufbereitet in anderen Büchern oder im Internet.

Marc Pierschel: Vegan!

Autor: martin
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
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Eine deutsche aktuelle deutsche Einführung in den Veganismus in Buchform ist eine wünschenswerte Bereicherung, denn auch wenn man sich im Internet gut informieren kann, ist ein Buch im (Offline-)Alltag nicht zu ersetzen. (Zu einer empfehlenswerten englischen Einführung siehe hier.)
Das Buch Vegan! des Soziologen Marc Pierschel ist inzwischen in der zweiten Auflage erschienen und verspricht auf 150 Seiten unter anderem zu erklären, "wie Veganismus entstanden ist, wo sich unvegane Inhaltsstoffe verstecken können und auf welche Nährstoffe [man] bei der Ernährung besonders achten" sollte (Klappentext).


Inhalt

In acht Kapiteln und vier Anhängen wird fast das gesamte Feld des (ethisch motivierten) Veganismus abgedeckt. Dabei stößt eine (natürlich gewollt) kurze Einführung auch an ihre Grenzen. So wird z.B. das wichtiger werdende Thema vegane Kinder nur mit ein paar Sätzen bedacht. Abgesehen davon kann man jedoch behaupten, dass nichts Wichtiges fehlt.

Nach einer kurzen Definition, die die Unterscheidung zu Veganköstlern thematisiert (aber nicht ausdrücklich genug benennt), folgen ein paar Seiten über die Geschichte des Veganismus. Ein paar Kleinigkeiten sind nicht korrekt, so schuf J. Bentham nicht die Grundlage für den Tierrechts-, sondern den Tierschutzgedanken (wie es auch später auf S. 50 richtig heißt), und Ronnie Lee war nicht Begründer, sondern Mitbegründer der ALF.

Das zweite Kapitel beinhaltet, "was niemand wissen soll": Die Hintergründe der alltäglichen Tierausbeutung. Auf je knapp einer Seite wird die Ausbeutung von Hühnern, Rinder und Schweinen dargestellt, etwas kürzer die von Fischen, Schafen, Seidenraupen, Gänsen und weiteren Spezies. Ebenso gibt es Informationen zu Tierversuchen, Zoo, Zirkus, Jagd und Biohaltung. Am Ende kommt recht plötzlich etwas zur "Marx'schen Theorie" über die "Entfremdung im kapitalistischen System" (41). Das suggeriert, sozialistische oder andere Systeme seien grundsätzlich besser, was mit zweifelhaft erscheint, so war die (Massen-)Tierhaltung in sozialistischen Ländern nicht besser war als in kapitalistischen.

Kapitel drei handelt von "Tierschutz, Tierrechte, Tierbefreiung" und vermittelt die politischen und aktivistischen Unterschiede zwischen diesen Positionen, sowie die Unterscheide zwischen verschiedenen Ethiktheorien und schließt mit Hinweisen zum Sprache und Speziesismus. Auch diesen Kapitel kann als gelungen gelten, zu berichtigen ist nur, dass Singer durchaus eine klare Antwort auf die Frage gibt, ob es Unrecht ist nicht-selbstbewusste Tiere zu töten (die prinzipielle Antwort ist nein), und dass Kritik an den unveganen Richtlinien der ALF fehlt, was in einem Buch über Veganismus angebracht wäre.

Das nächste Kapitel beschäftigt sich mit dem gesundheitlichen Aspekt des Veganismus und geht näher auf einzelne Nährstoffe und ihre Quellen bei veganer Ernährung ein. Vorbildlich gibt es auch Hinweise zu wirksamen B12-Testverfahren (auch wenn zu testen bei den meisten Veganern eigentlich nicht nötig ist).

Kapitel fünf stellt die Frage, welche Produkte "100% vegan" (zur Formulierung siehe hier) sind bzw. wie dies zu erfragen ist. Es geht um versteckte Tierprodukte in bzw. bei Aromen, Brot, Zucker, Getränken usw. und es gibt eine Liste mit (weniger bekannten) Begriffen von Tierprodukten ("Sepia" oder "Albumen") und ihrer Erklärung. Richtigerweise wird auf die Notwendigkeit von Produktanfragen hingewiesen, um sichere Aussagen über die Veganität mancher Produkte machen zu können. Sehr zu kritisieren ist jedoch, dass bei den sechs Fragen, die hier vorgeschlagen werden, fünf Fragen des Produktanfragebaukastens unter leichter Umformulierung übernommen wurden, ohne dies als Quelle zu kennzeichnen oder in den Linkempfehlungen auf produktenfragen.tk zu verweisen, wie unabhängig von der Kennzeichnung der Quelle in diesem Kapitel naheliegend wäre.

In Kapitel 6 – "Vegan im Alltag" – wird eine andere Form der Wissensvermittlung benutzt: Statt Autortext gibt es hier zu unterschiedlichen Themen Aussagen von verschiedenen Veganern, die jeweils nur mit dem Vornamen genannt werden. Unter den Komplexen "Familienfeiern", "Eltern", "Schule und Beruf" usw. stehen mehrere Aussagen, jeweils ca. einen Absatz lang, die persönliche Erfahrungen und Tipps vermitteln. Auch wenn das für Abwechslung sorgt, fände ich die klassische Variante des Autortextes geeigneter, da sie Informationen besser auswählen und Redundanz vermeiden kann.

Die zwei letzten Kapitel sind etwas kürzer gehalten. Im siebten geht es speziell um "Soja, Seitan und Co." und gibt eine Übersicht über die wichtigsten Alternativprodukte, die daraus hergestellt werden. Kapitel acht ist ein kurzes FAQ. Hier finden sich also Antworten auf einige Standardfragen oder -aussagen wie "Was kannst du eigentlich noch essen?" oder "Menschen haben schon immer Fleisch gegessen". Hier hätte man bei einigen Antworten keine (rhetorisch gemeinten) Gegenfragen benutzen sollen, denn gerade in diesem Bereich sind solche Aussagen leider nicht so selbstevident, wie sie sein sollten.

Abgeschlossen wird das Buch durch verschiedene Anhänge: Eine Kurzerläuterung, was Veganismus bedeutet (für Restaurantbesuche etc.) in siebzehn verschiedenen Sprachen. Sechs Rezepte unterschiedlicher Art als Beispiele. Eine Tabelle über verschiedene Nährstoffe, wofür sie im Körper benötigt werden und in welchen Lebensmitteln sie enthalten sind. Hier wären allerdings Mengenangaben nützlich gewesen, denn die Information allein, dass ein Stoff irgendwo enthalten ist, sagt noch nicht viel. Und schließlich ein E-Nummernverzeichnis über definitiv und potenziell unvegane Zusatzstoffe, ihre Bezeichnung und E-Nummer.


Quellen & Layout

Insgesamt ist die Quellenarbeit Pierschels zufriedenstellend. Er bemüht sich bei allen wichtigen, selbst bei kaum anzweifelbaren Aussagen und Angaben um einen Quellennachweis. Es gibt nur wenige Stellen, an denen keiner zu finden ist und man sich einen gewünscht hätte. Leider wurde auch in diesem Buch, wie das oft der Fall ist, etwas unkritisch auf bestimmte Quellen vertraut, die man vorsichtiger hätte anfassen sollen. Dazu gehört die Schätzung des VeBu über die Anzahl der in Deutschland lebenden Veganer, die genaueren Schätzungen zufolge deutlich zu hoch ist, und ebenso die Bezugnahme auf die auch unter Veganern umstrittene "China Study".

Die vorhandenen Literatur- und Linkempfehlungen sind überwiegend in Ordnung. Positiv ist hervorzuheben, dass Bücher von Dunayer, Torres, Francione und Ach Aufnahme gefunden haben. Aber es gibt auch immer wieder die eine oder andere Irritation bei den Empfehlungen. So ist Foers Plädoyer für eine Reduktion des Tierproduktkonsums vom Veganismus recht weit entfernt, als dass es hier empfehlenswert wäre; und Links zu unveganen Organisationen wie Animals Angels oder Sea Shepherd sind ebenfalls deplatziert. (Auch fragt man sich, seit wann PETA eine "Tierrechtsorganisation" (79, 96) ist.) Zudem vermisst man einen Link zur einzigen aktuellen deutschsprachigen Seite über vegane Kinderernährung und -erziehung (veganekinder.de), gerade weil das Thema im Buch nur mit einem Absatz vertreten ist. Wie man auch veganismus.de allgemein vermisst oder silch.de in Kapitel 7.

Der mit einigen Schwarz-weiß-Bildern versehene Band ist solide gestaltet. Allenfalls hätten einige Lücken im Blocksatz mit etwas Handarbeit vermeiden werden können, ebenso wie zu große Abstände bei Aufzählungszeichen. Am stärksten stört, dass der Apostroph durchgängig auf dem Kopf steht. Auch Anführungszeichen außerhalb der Satzpunkte hätten nicht sein müssen und Binnen-I und "Gender Gap" sind weder grammatikalisch richtig, noch aus Gleichberechtigungsgründen notwendig.


Fazit

Insgesamt ist es eine für die Kürze des Umfangs gelungene Einführung, die alle wichtigen Themenbereiche abdeckt und keine schwerwiegenden inhaltlichen Fehler aufweist. An einigen Stellen, wie bei den Quellen und Links, sind jedoch ein paar Korrekturen und Nachträge notwendig.


Marc Pierschel: Vegan! Vegane Lebensweise für alle, 2., überarb. Aufl., compassion media, Münster 2011. 160 Seiten. 11 Euro.

Re: Und wieder mal die taz...

Autor: Achim Stößer
Datum:
Forum: Komplementärforum
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Nun ja, eine Erbse der Woche hätte sie wohl für ziemlich jeden Satz verdient.

Sie führt den unveganen, tierrechtsfeindlichen Speziesisten Singer als veganen Tierrechtler und Antisezisisten an,
ebenso die tierrechtsfeindliche Spendensammelorga Peta als Tierrechtsorganisation,
sie rechtfertigt ihre blutige, faschistoide, auf religiösen Wurzeln basierende, häufig quaireligiös praktizierte (vom Glauben an die magischen Stoffe in Unveganem, die Veganern fehlen würden bis zu den sommerlichen Brandopfern) Ideologie, indem sie Veganismus als faschistoide Religion zu diffamieren versucht (übrigens wie auch gern Theisten bezüglich Atheismus) - wäre fast schon lustig.

Jedes Argument, das ihr genannt wird, ist offensichtlich vergeblich: sie beantwortete offenbar die Kommentare auf ihre goebbelsche "Kolumne" per Mail, um auf ihr Bloggesabbel zu verweisen, meinen
Zitat: 15.08.2011 20:55 Uhr
von Achim Stößer:

Das ist so dumm, dass ich mir nicht die Mühe mache, auch nur einen der irrwitzigen Sätze zu widerlegen. Wer nicht von selbst draufkommt, kann es nachlesen, maqi.de, veganismus.de, antispe.de etc. ...

Ein Glück, dass ich das Käseblatt (pun intended) taz nicht abonniert habe, dagegen wirkt ja selbst die Bildzeitung fast seriös.

mit
Zitat: Hi,

gibt's auch Argumente, am besten an Hand der Kolumne?

Gern in mein Blog! Ich habe extra für Menschen wie Sie einen Blogartikel
eröffnet :-)

http://seeliger.cc/2011/i-love-weise-kaninchen/

Schöne Grüße und Danke für Ihre, wenngleich auch wenig inhaltliche,
Rückmeldung,

Julia Seeliger

--
Julia Seeliger | Redakteurin taz.de
taz, die tageszeitung
Rudi-Dutschke-Straße 23 10969 Berlin

Sie hat also weder verstanden, dass ich nicht gewillt bin, auch nur eine Sekunde zu verschwenden, ihr die Schnürsenkel ihrer Ignoranz zu binden, noch, dass jeder ihrer dümmlichen Phrasen durch die auf den genannten Websites zu findenden Fakten und Argumente widerlegt wird.

Sie war ja (nach eigenen Angaben) selbst mal "Veganerin" (allerdings fischleichenfressende(!)) - offenbar ist sie wie die Nikotiniker, die selbst unfähig sind, ihr inakzeptables Verhalten einzustellen, und grün vor Neid jeden, der etwas dagegen hat, dass sie andere - inklusive Kindern, nichtmenschlichen Tieren etc.) vergiften, als "militante Nichtraucher" zu diffamieren versuchen.

Ein hoffnungsloser Fall.

Achim

Re: Und wieder mal die taz...

Autor: martin
Datum:
Forum: Komplementärforum
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Wobei ich "schwachsinnig" zu pauschal finde. Erst Tierrechtsphilosophie mit Singer gleichzusetzen und dann Singer mit Abwertung von Behinderten gleichzusetzen schwankt mehr zwischen Nichtverstehen und absichtlichem Nichtverstehenwollen. Es mangelt nicht an Distanzierungen von Singer aufgrund seiner Ansichten über Tierrechte (nicht über Behinderte) bei diversen anderen Tierrechtsphilosophen, sodass die erste Gleichsetzung nur daraus resultieren kann, dass sie sich - wer hätte das gedacht - nicht informiert hat. Bzw. es nicht wollte, denn die Realität ist wohl etwas zu komplex, um sie in ein paar Sätze in einer Kolumne darzustellen, sodass das, was herausgekommen ist, falsch sein musste.

Ergo: Wer keine Kolumnen schreiben kann, sollte es lassen. Dann hätte sie sich die bemitleidenswerten Erklärungsversuche auch sparen können.

Die anderen Aspekte sind aber in der Tat nicht kommentierungsbedürftig. (Veganismus ist eine Religion - wie originell; Singer ist behindertenfeindlich - wohl bei den christlichen Fundamentalisten abgeschrieben.)

Re: Die Pflicht zur Verantwortung

Autor: Urs
Datum:
Forum: Allgemeines
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Das geht meines Erachtens schon sehr in die Richtung "Globale Gerechtigkeit". Wieso sollte man auch Menschen ausserhalb seines Nationalstaats moralisch berücksichtigen? Ist hier ja die zentrale Frage. In einem Seminar haben wir verschiedene Texte dazu gelesen.

Da wäre zum einen Singer, der auf unsere Hilfspflichten hinweist. Er macht darauf aufmerksam, dass wir uns ja verpflichtet fühlen, einem Kind, das am ertrinken ist, zur Hilfe zu kommen. Und dieses Kind unterscheidet laut Singer nichts von einem Kind, das in einem Land unter Hunger leidet (ausser der räumlichen Distanz). Deshalb haben wir die gleichen Pflichten allen Menschen gegenüber, egal wo sie sich auf der Welt befinden. Den Text gibt es sogar online:

http://www.utilitarian.net/singer/by/1972----.htm

Hätte da auch noch ein paar andere Texte von anderen Autoren.

Und wenn es wirklich um das "warum überhaupt moralisch handeln?" geht, dann könnte ich dir einen Text von Ursula Wolf zukommen lassen, worin sie die Erklärungsversuche für die Herkunft des moralischen Sollens untersucht.

Re: Kritik

Autor: martin
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
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> > Natürlich haben auch andere Ethik-Ansätze abwägende Elemente.
> > Es wäre jedoch terminologisch unsinnig, jede Form von
> > ethischer Abwägung als "utilitaristisch" zu kennzeichnen.
> > Utilitaristisch ist es, Abwägung als Hauptkriterium für alle
> > Entscheidungen anzusetzen; nicht wie andere Theorien,
> > lediglich bei Dilemma- oder Extrem-Situationen darauf
> > zurückzugreifen.
>
> Da Menschen sich nicht perfekt ethisch verhalten und zudem
> nicht alle Utilitaristen sind, braucht es staatliche Rechte
> und Regeln. Ausserdem hat man selten Zeit für genaue
> Abwägungen, und für Alltagsverhalten kann man sich an
> 'Faustregeln' halten, welche dann ähnlich sind wie die der
> Deontologen.

Das hat schon wieder nichts mit dem zu tun, was ich geschrieben habe. Ich schrieb, weshalb man Abwägungen nicht per se als utilitaristisch bezeichnen kann und du erklärst mir, wie sich Utilitaristen zu Gesetzen verhalten. Mir ist unklar, wie man so offensichtlich aneinander vorbei reden kann.

> Was würdest du nicht? Nach dem letzten Satz zu urteilen
> würdest du das 'kleinere Übel' nehmen, finde ich ja schon
> einmal gut. Ob man jetzt sagt, man hätte 'richtig' gehandelt,
> oder man hätte 'weniger falsch' gehandelt ist sowieso nur
> Semantik.

Nein, ist es nicht. Eines der Hauptprobleme am Utilitarismus ist, dass er nicht gerecht ist. Gerechtigkeit bedeutet, ein Individuum als Individuum angemessen zu behandeln. Beim Utilitarismus dürfen jedoch Menschen (tlw. massiv) geschädigt werden, nur weil das eine abstrakte Summe verbessert; sie werden geschädigt für etwas, wofür sie nicht verantwortlich sind. Auch das ist ein Grund, warum er gesellschaftlich nicht umsetzbar wäre. Menschen denken individualistisch, nicht kollektivistisch. (Aus dem gleichen Grund funktionier(t)en Kommunismus oder Sozialismus nicht.)

> Du hast doch vorher gerade zugegeben, dass man
> 'Rechtsverletzungen' abwägen kann, warum also wieder dieser
> Absolutismus? Es gibt Rechte, und es gibt RECHTE.

Ich habe gesagt, dass bei bestimmten Extremsituationen evt. auch ein abwägendes Element in die Überlegung einfließen kann. Ich habe nirgendwo gesagt, dass das das Erste wäre, was ich täte.

Beim Zugbeispiel würde ich mich auf erster Ebene auch wie der Gesetzeskommentar es sagt entscheiden. Natürlich ist es rein rechnerisch besser, wenn nur drei Menschen statt fünfhundert sterben. Dennoch ist es diesen drei Menschen gegenüber ungerecht, dass sie die Konsequenzen für etwas tragen müssen (und ihr Leben verlieren), was sie nicht verursacht haben.

> In Indien
> sind Kühe heilig, sie dürfen also in gewissen Regionen nicht
> geschlachtet werden. Die Folge: Lange Zwangsmärsche in der
> Hitze nach Pakistan, bei denen ein Grossteil der Tiere schon
> an erschöpfung stirbt. Die Inder würden ihren Kühen einen
> Gefallen tun, wenn sie sie selbst schlachteten.

Sie würden den Kühen einen wirklichen Gefallen tun, wenn sie nicht erst gar nicht ausbeuten würden. (Und sich selbst, würden sie sich von ihrem Theismus befreien.)

> Es ist nicht 'entweder oder'. Wenn man deinen Rechtsbegriff
> nehmen würde, dürfte ich mich nicht einmal gegen einen
> hungrigen Bären wehren! Ist doch Blödsinn.

Blödsinn ist wohl eher diese Unterstellung. Wo habe ich so einen Begriff vertreten? Wenn du dich über die angeblich falsche Darstellung des Utilitarismus aufregst, solltest du dir überlegen, ob du das gleich tun und anderen Positionen mit derartigen Strohmannargumenten begegnen solltest.

Natürlich ist Selbstverteidigung legitim, genauso wie es Selbstverteidigung gegen Menschen ist. Gesetze sind nicht, wie du unterstellst, absolut, sondern können durch andere, ggf. höherwertige Gesetze oder Regeln, überboten werden bzw. bei Verletzung gegen Normen aufgehoben werden.

> Ich esse Honig, zwar nicht 'rein', aber wenn's irgendwo in
> kleinen Mengen drinnsteckt. Gibst du mir also als
> Veganer-Guru die Erlaubnis, wieder massenhaft Fleisch, Eier
> und Käse zu essen, weil ich ja sowieso kein Veganer bin und
> Gradienten anscheinend scheissegal sind? Bitte gib mir diese
> Erlaubnis, ich hätte gerade Lust auf ein bisschen Salami!

Ich finde hier nichts, was auf mein Argument eingeht. Wer bewusst (vermeidbare) Tierprodukte konsumiert, ist nicht vegan. Wenn Singer und du bewusst Tierprodukte konsumieren, seid ihr nicht vegan. Das ist noch vor der ethischen Bewertung eine reine Definitionsfrage, die man mit Ja oder Nein beantworten kann.

> Einfach sagen 'ich lehne die
> utilitaristische Denkweise ab' ist kein Argument.

Es sollte auch kein Argument sein, sondern ein Hinweis darauf, dass das, was du sagtest, kein Argument ist, das auf diese Diskussion anwendbar ist. Man kann gerne gegen meine Utilitarismus-Ablehnung argumentieren, aber eben nicht mit solchen Argumenten, die voraussetzen, dass ich den Utilitarismus akzeptiert habe, weil ich das - nun ja - eben nicht habe.

> Nicht, dass es mich gross stören würde, dass viele Veganer
> Deontologen sind. Es sind generell mehr Menschen Deontologen
> als Utilitaristen, und ich finde es gut, dass es so zu vielen
> (naja, relativ gesehen leider) Veganern führt. Aber was mich
> stört, ist dass Singer hier zum Feindbild gemacht wird!

Abgesehen davon, dass ich kein Deontologe bin: Singer wird hier nirgendwo zum Feindbild gemacht. Zum einen wird lediglich die Hagiographie, die um ihn betrieben wird, kritisiert und widerlegt (durchaus in seinem Sinn, siehe seine Zitate, wo er kritisiert, dass ihm Positionen untergeschoben werden, die er nicht vertritt) und zum anderen wird seine Position schlicht abgelehnt. Er ist weder ein "Monster" noch ein "Feind".

> Deontologische Argumente hätten mich nie überzeugt, Veganer
> zu werden.(Aber stimmt, bin ich ja gar nicht, wenn es nach
> dir ginge; nach deiner Definition könnte ich ja genauso gut
> wieder Fleisch essen.)

Soweit ich mich erinnere, habe ich gesagt, dass wer Tierprodukte konsumiert, kein Veganer ist. Ich kann mich jedoch nicht daran erinnern, dass ich gesagt habe, dass wer sich als Veganer bezeichnet, aber deshalb keiner ist, so unvegan wie möglich leben 'dürfte' oder sollte.

> Willst du damit ernsthaft sagen, dass es dir egal wäre, wenn
> die Weltbevölkerung ab morgen nur noch halbsoviele
> Tierprodukte essen würde, wie jetzt (gleich verteilt, so dass
> niemand neu zum Veganer würde)?

Solche Fragen sind so unrealistisch gestellt, dass sie zu beantworten unsinnig wäre. (Man kann auch überlegen, wie viele Engel auf eine Nadelspitze passen, man kann seine Zeit aber auch sinnvoller nutzen.)

> Fleischesser werden dein 'Mörder' Gerede hören, und dich als
> fanatischen und naiven Tierliebhaber abstempeln, so dass sie
> sich nicht einmal mehr bewusst mit den Argumenten
> beschäftigen müssen. Dass du (bis zu einem gewissen Grad)
> Recht hast ist dann egal, sobald Menschen die Veganer in die
> 'die spinnen doch' Schublade stecken können, muss man sich
> gar keine Gedanken mehr machen.

Hier ist mir wiederum unklar, weshalb ich (a) einen Unveganer als erstes in einem Gespräch als Mörder bezeichnen sollte und (b) seit wann ich ein Tierliebhaber bin. Hingegen weiß ich, dass ich weder hier noch an anderer Stelle etwas geäußert habe, woraus man solche Schlussfolgerungen ziehen könnte.

> > Welche Indizien? Wenn man bedenkt, dass selbst Fruchtfliegen
> > Nozizeptoren haben, scheint es unwahrscheinlich, dass Bienen
> > sie nicht hätten. Und das wäre ein deutlicher Hinweis, dass
> > sie vermutlich empfindungsfähig sind. Jedoch ist die
> > Argumentation einfacher: Honig ist unnötig, daher ist es die
> > bessere Entscheidung, ihn zu vermeiden, solange man nicht
> > sicher sein kann, dass Bienen nicht empfindungsfähig sind.
>
> Hier: http://www.efsa.europa.eu/en/scdocs/doc/292.pdf

Dort steht:
Zitat: The social ants and bees, and to a lesser extent the wasps and termites, show considerable learning ability and complex social behaviour. There is evidence of inflexibility in their behaviour but the trend in recent research has been to find more flexibility. The small size of the brain does not mean poor function as the nerve cells are very small. A case might be made for some bees and ants to be as complex as much larger animals. They might be aware to some extent but we have little evidence of a pain system.

Dort steht nicht, dass es eindeutig wäre.

> Nacktmulle, die einzigen eusozial lebenden
> Säugetiere, haben kein Schmerzempfinden auf der
> Haut!

Du hättest den ersten Satz lesen sollen: "Nacktmulle sind die einzige bekannte Säugetierart, deren Haut die Substanz P fehlt." Dort steht, dass sie die einzigen sind. Mit einer Ausnahme auf eine Regel zu schließen, ist recht fraglich.

> Ja, für Singer und viele andere ist es das aber. Ich könnte
> dir jetzt vorwerfen, dass Empfindungsfähigkeit für mich kein
> wichtiges Kriterium ist. Dann würde ich mich aber DARAUF
> konzentrieren, und dich nicht SPEZIESISTEN nennen, nur weil
> dir Pflanzen oder Bakterien egal sind. Ich sehe nämlich ein,
> dass Unterschiede bestehen, genauso wie zwischen Personen und
> Ziegen unterschiede bestehen. Jetzt muss man nur noch klären,
> ob diese Unterschiede moralische Relevanz haben. Das hat
> nichts mit Speziesismus zu tun, und deshalb finde ich es eine
> Frechheit, Singer einen Speziesisten zu nennen. Du darfste
> gerne anderer Meinung sein, aber dann konzentriere dich bitte
> auf die Problematik.

Das tue ich und kann mich nur wiederholen: Es geht nicht darum, dass er sich auf das Kriterium des Zukunftsbewusstseins stützt (natürlich wäre das allein nicht speziesistisch), sondern dass er den Maßstab dieses Kriteriums an einer konkreten Spezies (dem Menschen) festmacht: Ein Recht auf Leben haben die Tiere, deren Zukunftsbewusstsein so (oder annährend so) wie das des Menschen ist; kein Recht auf Leben haben die, deren Zukunftsbewusstsein von dem des Menschen stark abweicht. Das ist wohl speziesistisch.

> > Interessen umfassend auch passive Interessen, d.h. einem Tier
> > muss nicht aktiv bewusst sein, dass es genau dieses Interesse
> > hat, um es zu haben. So kann z.B. ein Kind von zwei Jahren
> > kaum aktiv reflektieren, dass es Nahrung aufnehmen muss,
> > dennoch hat es zweifelsohne ein Interesse daran.
>
> Das zählt nicht, ohne Nahrung würde das Kind leiden. Wenn ein
> Interesse 'passiv' ist, dann merkt das Tier gar nicht, falls
> es verletzt würde! Und wenn dies zu keinem Leiden führt, wo
> liegt denn da das Problem?

Passiv heißt nur, dass es nicht bewusst reflektiert wird (nicht, dass es nicht wahrgenommen wird). Deine Frage hast du bereits selbst beantwortet: Das Problem liegt darin, dass es trotzdem (auch wenn es das Interesse nicht bewusst reflektieren oder artikulieren kann) leiden würde.

> Ausserdem hätten nach dieser
> Definition selbst Bakterien passive Interessen, die machen ja
> auch Stoffwechsel, ohne daran zu denken.

Nein, Bakterien sind nicht empfindungsfähig. Ich dachte ich hätte gesagt, dass Interesse natürlich kein Wert an sich ist (es ist auch im Interesse einer Maschine, geölt zu werden), sondern nur, insofern das betroffene Lebewesens empfindungsfähig ist.

> Aber
> dass jedes Empfindungsfähige Lebewesen 'leben will' stimmt
> nicht. Lebewesen verhalten sich so, ja, aber das tun Pflanzen
> auch! 'Nur empfindungsfähige' Tiere leben instinktiv und im
> Moment, was zählt ist nur Wohlbefinden oder Leid.

Nochmal: 1. Kriterium Empfindungsfähigkeit (daher fallen Pflanzen, Bakterien usw. raus.) 2. Kriterium Interesse.

Die Frage ist also, ob auch Tiere, die "nur instinktiv" leben, nicht trotzdem ein Interesse am Weiterleben haben. Singer sagt nein, ich (und nicht nur ich) sage ja.

Re: Kritik

Autor: ...Lukas
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
Thema öffnen
> Natürlich haben auch andere Ethik-Ansätze abwägende Elemente.
> Es wäre jedoch terminologisch unsinnig, jede Form von
> ethischer Abwägung als "utilitaristisch" zu kennzeichnen.
> Utilitaristisch ist es, Abwägung als Hauptkriterium für alle
> Entscheidungen anzusetzen; nicht wie andere Theorien,
> lediglich bei Dilemma- oder Extrem-Situationen darauf
> zurückzugreifen.

Da Menschen sich nicht perfekt ethisch verhalten und zudem nicht alle Utilitaristen sind, braucht es staatliche Rechte und Regeln. Ausserdem hat man selten Zeit für genaue Abwägungen, und für Alltagsverhalten kann man sich an 'Faustregeln' halten, welche dann ähnlich sind wie die der Deontologen. http://en.wikipedia.org/wiki/Two-level_utilitarianism

> Zur Antwort: Nein, wahrscheinlich würde ich das nicht. Der
> Unterschied ist nur, dass der Utilitarist hier von einer
> regulären und sauberen Entscheidung sprechen würde; ich würde
> von einer ethisch problematischen Entscheidung sprechen, die
> nicht gut ist, sondern lediglich das kleinere von zwei Übeln
> in einer (völlig unrealistischen) Extremsituation zu wählen
> bedeutet.

Was würdest du nicht? Nach dem letzten Satz zu urteilen würdest du das 'kleinere Übel' nehmen, finde ich ja schon einmal gut. Ob man jetzt sagt, man hätte 'richtig' gehandelt, oder man hätte 'weniger falsch' gehandelt ist sowieso nur Semantik.

> Zum einen "verurteile" ich Singer nicht als Utilitarist,
> sondern lehne seine Ansichten auch deshalb ab, weil ich
> Utilitarismus grundsätzlich ablehne. Zum anderen finde ich es
> bemerkenswert, ein unrealistisches Extremszenario zu
> entwerfen, mir eine Antwort zu unterstellen, die ich nicht
> gegeben habe, um so auf meine "Unmoralität" zu schließen.

Ich habe gar keine Antwort 'unterstellt', soweit ich mich erinnere habe ich den Konjunktiv oder 'wenn ..., dann...' gebraucht.

> Aber ebenso nur, wenn es um Fleischkonsum geht. Dass Töten
> von Tieren zum Konsum anderer Tierprodukte auch nicht ohne
> Leiden möglich ist, scheint er - wie gesagt - aus
> irgendwelchen Gründen auszublenden. Trotzdem würde ich
> zustimmen, dass was Nahrungsmittel angeht, der Utilitarismus
> i.d.R. ausreichend ist, um alle Tierprodukte auszuschließen.

Sehe ich auch so. Vielleicht sind vereinzelte Ausnahmen mit 'Familienhühnern' möglich, aber wo kommt das Huhn her? Ist es überzüchtet? Hat es genügen artgerechten Freiraum? usw...

> Trotzdem reicht er nicht, um Tierrechte zu begründen. Denn
> bei Tierversuchen gibt es, wenn auch wenige, sinnvolle
> Versuche, die rein utilitaristisch das Quälen und Töten von
> Tieren rechtfertigen würden. Daher ist es auch kein Wunder,
> dass Singer sich nicht gegen alle Versuche an
> (empfindungsfähigen) Tieren ausspricht, sondern meint, einige
> wären sinnvoll.

Du hast doch vorher gerade zugegeben, dass man 'Rechtsverletzungen' abwägen kann, warum also wieder dieser Absolutismus? Es gibt Rechte, und es gibt RECHTE. In Indien sind Kühe heilig, sie dürfen also in gewissen Regionen nicht geschlachtet werden. Die Folge: Lange Zwangsmärsche in der Hitze nach Pakistan, bei denen ein Grossteil der Tiere schon an erschöpfung stirbt. Die Inder würden ihren Kühen einen Gefallen tun, wenn sie sie selbst schlachteten.

Es ist nicht 'entweder oder'. Wenn man deinen Rechtsbegriff nehmen würde, dürfte ich mich nicht einmal gegen einen hungrigen Bären wehren! Ist doch Blödsinn. Ein Gesetzestext, der besagt, dass wir Tieren kein Leid zufügen dürfen, es sei denn es würde von einer Ethik-Kommission für medizinische Forschung genehmigt, würde doch schon ein gewaltiger Fortschritt für DICH sein, und für Utilitaristen wäre es perfekt. Auch Utilitaristen wollen Gesetzestexte, was wir nicht wollen, ist Dogmatismus.

> Zum Glück ist er keine Frau, sonst hätten die Medien
> irgendwann mglw. berichten können, dass er gerade "76%
> schwanger" ist.

Ich esse Honig, zwar nicht 'rein', aber wenn's irgendwo in kleinen Mengen drinnsteckt. Gibst du mir also als Veganer-Guru die Erlaubnis, wieder massenhaft Fleisch, Eier und Käse zu essen, weil ich ja sowieso kein Veganer bin und Gradienten anscheinend scheissegal sind? Bitte gib mir diese Erlaubnis, ich hätte gerade Lust auf ein bisschen Salami!

> Zum anderen ist diese Denkweise wiederum
> gerade die utilitaristische (auf die Weise X mehr Leid
> vermeiden als usw. - natürlich rein hypothetisch), die ich
> jedoch ablehne. Daher macht es keinen Sinn, auf diese Weise
> gegen mich argumentieren zu wollen.

Und Singer würde dir sagen, dass deine Denkweise die 'deontoligische' ist, die du dir sonst wohin schieben kannst. Nein! Das würde er nicht sagen, er würde eher Argumente vorlegen, warum deine Sichtweise unhaltbar ist. Du solltest deine Sicht einmal hinterfragen. Einfach sagen 'ich lehne die utilitaristische Denkweise ab' ist kein Argument.

Nicht, dass es mich gross stören würde, dass viele Veganer Deontologen sind. Es sind generell mehr Menschen Deontologen als Utilitaristen, und ich finde es gut, dass es so zu vielen (naja, relativ gesehen leider) Veganern führt. Aber was mich stört, ist dass Singer hier zum Feindbild gemacht wird! Deontologische Argumente hätten mich nie überzeugt, Veganer zu werden.(Aber stimmt, bin ich ja gar nicht, wenn es nach dir ginge; nach deiner Definition könnte ich ja genauso gut wieder Fleisch essen.)

> Ich wiederhole mich: "Diese Denkweise ist wiederum gerade die
> utilitaristische (auf die Weise X mehr Leid vermeiden als
> usw. - natürlich rein hypothetisch), die ich jedoch ablehne.
> Daher macht es keinen Sinn, auf diese Weise gegen mich
> argumentieren zu wollen."

Willst du damit ernsthaft sagen, dass es dir egal wäre, wenn die Weltbevölkerung ab morgen nur noch halbsoviele Tierprodukte essen würde, wie jetzt (gleich verteilt, so dass niemand neu zum Veganer würde)?

Anscheinend geht es dir gar nicht um das Tierleid, du scheinst da eine Ersatzreligion gefunden zu haben.

> Auch ansonsten die die Rechnung falsch. Wenn entweder die
> alle 50% vermeiden oder die Hälfte 100%, ist das Ergebnis
> (bis hier) identisch. Da Veganer jedoch auch neben
> Tierprodukten sonstige Tierausbeutung wie für Zoo und Zirkus
> vermeiden, wäre die Hälfte Veganer (selbst utilitaristisch)
> besser.

Stimmt schon, du bräuchtest aber immer noch eine riesige und unrealistische Menge an Veganern.

> Würde ich bezweifeln. Auch rational denkende Nicht-Veganer
> dürften mir zustimmen, dass jemand, der Tierprodukte
> konsumiert, nicht als vegan bezeichnet werden kann.

Für dich gibt's nur zwei Kategorien, Mörder und Veganer. Ich sage, dass ein '99% Veganer' besser ist, als ein Vegetarier, was wiederum besser ist, als ein Fleischesser.

Fleischesser werden dein 'Mörder' Gerede hören, und dich als fanatischen und naiven Tierliebhaber abstempeln, so dass sie sich nicht einmal mehr bewusst mit den Argumenten beschäftigen müssen. Dass du (bis zu einem gewissen Grad) Recht hast ist dann egal, sobald Menschen die Veganer in die 'die spinnen doch' Schublade stecken können, muss man sich gar keine Gedanken mehr machen.

Wer mit 'wäääh, du frisst Tierleichen und Menstruationsprodukte, du Mörder und Kuh-Vergewaltiger, Tiere sind meine Freunde!!!' argumentiert, schadet dem Veganismus mehr, als er nützt. (Vor allem, wenn man mit Fleischessern redet. Bei Vegetariern könnte es noch funktionieren.)

> Welche Indizien? Wenn man bedenkt, dass selbst Fruchtfliegen
> Nozizeptoren haben, scheint es unwahrscheinlich, dass Bienen
> sie nicht hätten. Und das wäre ein deutlicher Hinweis, dass
> sie vermutlich empfindungsfähig sind. Jedoch ist die
> Argumentation einfacher: Honig ist unnötig, daher ist es die
> bessere Entscheidung, ihn zu vermeiden, solange man nicht
> sicher sein kann, dass Bienen nicht empfindungsfähig sind.

Hier: http://www.efsa.europa.eu/en/scdocs/doc/292.pdf

Ausserdem leben Bienen eusozial, ein Schmerzempfinden würde individuelle Bedürfnisse fördern, was im Kommunismus des Bienenstaates eine Katastrophe wäre. So dumm ist die Evolution nicht. Nacktmulle, die einzigen eusozial lebenden Säugetiere, haben kein Schmerzempfinden auf der Haut!http://de.wikipedia.org/wiki/Nacktmull#Schmerzunempfindlichkeit Und Säugetiere haben normalerweise alle Schmerzempfinden, bei Insekten ist das sowieso schon unwahrscheinlich.

Aber wenn man Herrn Achim Stösser glauben sollte, habe ich ja keine Ahnung von Biologie...

> Ich sagte deutlich, dass für mich das relevante Kriterium
> nicht das Zukunftsbewusstsein, sondern die
> Empfindungsfähigkeit ist. Hier gibt es keinen signifikanten
> Unterschied und daher auch keine Rechtfertigung zur
> Ungleichbehandlung.

Ja, für Singer und viele andere ist es das aber. Ich könnte dir jetzt vorwerfen, dass Empfindungsfähigkeit für mich kein wichtiges Kriterium ist. Dann würde ich mich aber DARAUF konzentrieren, und dich nicht SPEZIESISTEN nennen, nur weil dir Pflanzen oder Bakterien egal sind. Ich sehe nämlich ein, dass Unterschiede bestehen, genauso wie zwischen Personen und Ziegen unterschiede bestehen. Jetzt muss man nur noch klären, ob diese Unterschiede moralische Relevanz haben. Das hat nichts mit Speziesismus zu tun, und deshalb finde ich es eine Frechheit, Singer einen Speziesisten zu nennen. Du darfste gerne anderer Meinung sein, aber dann konzentriere dich bitte auf die Problematik.

> Tiere, die empfindungsfähig sind, haben Interessen. Daher ist
> Empfindungsfähigkeit bei praktisch allen Tierethik-Theorien
> das weitgehend unbestrittene Grundkriterium. "Interesse" ist
> jedoch ein Begriff, mit dem man an konkreten Fällen besser
> arbeiten kann.

Das einzige bewusste Interesse, dass diese Tiere haben, ist dasjenige, 'nicht leiden zu wollen'.
Ich kenne einen Veganer, der mir sagt, dass es unethisch wäre, Seitan zu essen, der nach Fleisch schmeckt, weil es bewusst den Tierfleisch Geschmack nachahmt und das nicht im Interesse des Tieres läge! Dann hat er noch behauptet, dass man den Tieren ihre 'Gene' nicht nehmen darf, also dass in-vitro Fleisch unethisch sei. Das erinnert mich an Animal Farm, "alle Tiere sind gleich." Nein: Wir können menschliche Interessen nicht analog auf Tiere übertragen. Ein Tier stört sich nicht an in-vitro Fleisch, und wenn dadurch 50 Milliarden von Tieren von Leiden erlöst werden, dann ist sogar ein einmaliger Nadelstich gerechtfertigt, um die Produktion davon zu starten. Aber das ist ein anderes Thema.

> Interessen umfassend auch passive Interessen, d.h. einem Tier
> muss nicht aktiv bewusst sein, dass es genau dieses Interesse
> hat, um es zu haben. So kann z.B. ein Kind von zwei Jahren
> kaum aktiv reflektieren, dass es Nahrung aufnehmen muss,
> dennoch hat es zweifelsohne ein Interesse daran.

Das zählt nicht, ohne Nahrung würde das Kind leiden. Wenn ein Interesse 'passiv' ist, dann merkt das Tier gar nicht, falls es verletzt würde! Und wenn dies zu keinem Leiden führt, wo liegt denn da das Problem? Ausserdem hätten nach dieser Definition selbst Bakterien passive Interessen, die machen ja auch Stoffwechsel, ohne daran zu denken.

> Wenn dir jemand plötzlich den Arm abtrennt, hast du damit
> also kein Problem, da du wohl kaum jeden Moment eine
> "bewusste zukunftsbezogene Vorstellung" formulierst, alle
> Gliedmaßen behalten zu wollen. Trotzdem ist das Abtrennen
> auch ohne eine aktive Vorstellung sicher nicht in deinem
> Interesse.

Ich nehme an, dass es mir weh tun würde. Ausserdem würde später leiden, mit nur noch einem Arm, da ich gewisse Aktivitäten nicht mehr oder schlechter ausführen könnte. Das Problem hier ist LEIDEN. Wenn mir mein Arm egal wäre, wär's wohl kein Problem. Wenn mir ein Zauberer den Blinddarm herauszaubern würde, ohne dass ich es in Zukunft je merken würde oder den Blinddarm brauchen würde, wär mir das egal.

> Die Kurzform: Ethik dient der gesellschaftlich vereinbarten
> Berücksichtigung ethischer Interessen und am Leben zu bleiben
> ist im Interesse jedes empfindungsfähigen Lebewesens.

Gesellschaftlich vereinbart? Denkst du da an Rawls + Anti-Speziesismus? Finde ich gut, es gibt Schlimmeres:) Aber dass jedes Empfindungsfähige Lebewesen 'leben will' stimmt nicht. Lebewesen verhalten sich so, ja, aber das tun Pflanzen auch! 'Nur empfindungsfähige' Tiere leben instinktiv und im Moment, was zählt ist nur Wohlbefinden oder Leid.

> Mythologisch ist für mich dagegen der Utilitarismus. Wo soll
> dieses Prinzip, dass das meiste Glück die beste Lösung ist,
> herkommen, sodass sich jeder dieser kollektivistischen
> Diktatur beugen muss, egal, wie viel Schaden ihm zugunsten
> von anderen zugefügt wird, nur weil dadurch eine abstrakte
> Summe verbessert werden kann?

Eigentlich geht es gar nicht so um das Glück, Leid ist viel zentraler. Jedes empfindungsfähige Lebewesen meidet das Leid, Leid selbst ist DER Bewusstseinseindruck für 'meide mich!', 'mach sofort, dass dies aufhört!'. Man muss nur Leid mit Leid vergleichen. Egal wie viel Freude es den Römern gab, einem Tiger zuzusehen, der im Kolosseum einen Christen verspies, es war nicht ethisch gerechtfertigt; es sei denn, die Römer würden aus Langeweile(!) mehr Leiden, als der Christ. Und das ist praktisch unmöglich. Selbst wenn es noch so viele Römer sind, könnten sie sich auch anders amüsieren (z.B. eine Orgie veranstalten). Ausserdem sollte man als Utilitarist sowieso versuchen, eine 'Interessen-Harmonie' herzustellen. Den Römern sollte es gar nicht Freude bereiten, zuzusehen wie der Christ stirbt, denn dies würde ja schon andere Interessen verletzten. Also müsste man die Römer da versuchen, zu erziehen. Heute haben wir das schon grösstenteils erreicht, nur wenige Menschen würden noch in ein Kolosseum gehen, wenn dort Leute getötet würden. Jetzt müssen wir erreichen, dass Leute ihre Vorliebe für Fleisch sich abgewöhnen!

Singer: "nichts gewußt"?

Autor: Achim Stößer
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
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> Ich kann mir vorstellen, dass er es darum nicht tut, weil
> 'vegan' auch Dinge beinhaltet, gegen die Singer nichts hat.

Z.B. Eierfressen.

> darauf hin, dass Bienen eben nicht empfindungsfähig sind. Ob
> Singer, als er die Bücher schrieb, über das
> Geschlechtsproblem (männliche Küken werden vergast) bei
> (Freiland)Hühnern zur Eierproduktion gewusst hat, weiss ich
> nicht, wahrscheinlich nicht. Und eben, wie im obigen

Jaja, die beliebte Ausrede, "wir haben nichts gewußt". Was kommt als nächste, "Wenn das der [strike]Führer[/strike]Tierrechtsphilosoph wüßte"?

Wie, der Papst ist katholisch? Hitler soll Antisemit gewesen sein? Na sowas ...

Es spräche ja nun auch nicht gerade für Singer, wenn er nichteinmal die grundlegensten Fakten zu dem Thema, über das er ausführlich "philosphiert", kennt. Nichtsdestotrotz weiß er es inzwischen gezwungenermaßen, von denen, die im Gegensatz zu ihm, Veganer, Antispeziesisten und Tierrechtler sind, darauf aufmerksam gemacht.

Wo also bleibt seine Revision seiner damaligen Aussage? Wo seine Konsequenz - das Eierfressen sein zu lassen (wobei ich wette, dass er sich beim Tierproduktkonsum weder auf Eier noch auf solche aus dieser Art der Gefangenhaltung beschränkt)? Eben.

Ganz davon abgesehen, dass das Vergasen oder Vermusen der männlichen Küken ja nun keineswes der einzige Grund ist, keine "Freilandeier" zu konsumieren (vielmehr der, der von hypokritischen Tierschützern gelegentlich kritisiert wird (siehe Künast in VsM), womit dann, wenn etwa durch Sexen vor dem Schlüpfen, sobald diese Methode ausgereift ist und angewandt wird, die Eier garantiert ein Tierschutzsiegel bekommen werden).

Dass Lukas ausgerechnet diesen, und nur diesen, anführt, ist vielsagend. Kein Wort über Qualzüchtung, Ermordung der Hennen, wenn die "Legeleisting" nachlässt - und schon gar nicht über die Gefangenhaltung. Und auch wenn Lukas einige Leute mit seiner Vernebelungstaktik für dumm verkaufen kann, dass Singer "damals" glaubte, die "Freilandeier" würden von frei lebenden Bankivahühnern in Indonesien gesammelt, wird ihm selbst der Dümmste nicht abnehmen. Was impliziert, dass Singer eben diese Gefangenhaltung von Hühnern gutheißt (guthieß in "Animal Liberation" und seine Ansicht nach meinem Kenntnisstand bis dato nicht revidiert hat). Selbst wenn er dies glaubte: dass er "damals" wohl zumindest nicht glaubte, die "Freilandeier" würden an Eierbäumen wachsen, impliziert, dass Singer eben diese Ausbeutung von Hühnern gutheißt (guthieß in "Animal Liberation" und seine Ansicht nach meine Kenntnisstand bis dato nicht revidiert hat).

Stellt sich also die Frage, weshalb Lukas derartig abstruse Sinegrapologetik betreibt.

Meine Vermutung (ohne ihn zu kennen und mehr zu wissen als das, was hier in den Beiträgen steht): er ist sich als Veganer ausgebender (maximal) Pseudoveganer, der so seine speziesistische Tierausbeutung (vor sich oder für den Fall der Aufdeckung prophylaktisch) zu rechtfertigen versucht.

Achim

Singer ist (und bleibt) Unveganer, ergo speziesistischer Tierrechtsverletzer

Autor: Achim Stößer
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
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> "Dieser Beitrag wurde 3717 mal gelesen" -- Traurig!

Stimmt. Viel mehr müssten sowas lesen, dann käme vielleicht niemand auf den Gedanken, ausgerechnet diesem Singer einen "Ethikpreis" zu verleihen.

> schrecklichen Link verwiesen... Hier die Richtigstellung (von
> jemandem, der Singers Bücher gelesen hat, was beim Autor
> dieses Beitrags wohl nicht der Fall ist):

Ich wette, Martin hat weit mehr von und über Singer gelesen als er.

Nicht, dass nicht wenige Aussagen Singers allein schon genügen würden ...

> Singer IST ein Gründer der Tierrechtsbewegung, für ihn sind

Dieser Unfug ist wohl zur genüge widerlegt (auch in diesem Thread). Es immer und immer wieder zu behaupten macht es nicht wahrer.

> trotzdem setzt er sich für Tierrechte ein. Kürzlich wurde er

Er setzt sich nachweislich gegen Tierrechte ein (und vereltzt sie massiv). Kleiner, aber feiner unterschied.

> Böses gemeint ist, ist vollkommen irreführend. Grössenteils
> lebt Singer nämlich vegan, und er hat sich in seinem

Das tun die meisten Menschen (mehr Kartoffeln als Kühe etc. essen), wenn man "vegan" so absurd definiert.

> Lebenswerk wie nur wenige andere Philosophen für
> nichtmenschliche Tiere eingesetzt!

Was nicht für ihn, sondern lediglich gegen das andere ethisch minderbemittelte Philosphenpack spräche.

> Als gefragter Philosoph reist er an viele Kongresse, und
> manchmal ist es in gewissen Gegenden schwierig, schnell an
> veganes Essen zu kommen. Dann erlaubt er sich halt manchmal

Ja, er stürzt daurnd mit dem Flugzeug in den Anden ab (wo sonst kommt man, erst recht als "gefragter Philosph", der zu "kongressen reist", nicht "schnell an veganes Essen"?). Zum Glück gibt's in den Anden en masse "Freilandeier".

> Freilandeier, wenn er in der Welt herumreist um die Leute zu
> überzeugen, ethischer zu handeln (so ein Bösewicht, oder, wer
> tun denn sowas?).

Ein Unveganer wie Singer z.B.

Wie kommt er bei seinen Reisen denn eigentlich "schnell an" Freilandeier? Die Gefangenhaltungsform der Hühner, von denen die Menstruationsprodukte, die Singer frißt, stammen, ist also "schnell" zu ermitteln und man kommt da "schnell an" solche aus der sogenannten "Freilandhaltung", nicht aber an Kartoffeln?

> "speziesistischer" -- Frechheit! Sowas macht mich wütend,
> mehr dazu weiter unten.

Ja, als - wie es scheint - Singeranbeter macht es ihn wütend, berechtigte Kritik an ihm zu hören, schon klar.

> "Er ist sich zumindest bewußt, daß er nie für Veganismus
> argumentiert hat - im Gegensatz zu Leuten, die sein Buch
> zitieren, ohne es gelesen zu haben:"
>
> Komplette Fehlinterpretation, und das 'ohne es gelesen zu
> haben' ist offensichtlich voll von Ironie. Singer sagt nur,
> dass das Töten von Tieren nicht grundsätzlich falsch ist.

Nein, das sagt er nicht "nur". Er sagt z.B. auch, dass man Eier fressen (ergo Hühner quäöeln, einpferchen, ermorden) darf - und tut es auch.

> Trotzdem kann man sich für den Veganismus aussprechen, wenn
> man ihn mit 'Leid verhindern' begründet, und dies hat Singer
> auch ganz klar und oft getan!

Mit der Hand un der unveganen Keksdose? Sehr glaubwürdig.

> "Und nicht zuletzt rechtfertigt er billigsten Speziesismus
> mit absurden Argumenten:"
>
> Der Autor dieses Beitrages weiss anscheinend nicht, was
> Speziesismus ist. Ist es speziesistisch von mir, wenn ich
> einem Bakterium keine Grundrechte gebe? Nein, das Bakterium

Wer hier nicht weiß, was Speziesismus ist, ist offensichlich.

Er weiß nichteinmal, was eine Spezies ist.

> ist zwar eine Spezies, trotzdem gibt es RELEVANTE KRITERIEN,

Ein Bakterium ist also eine Spezies. Faszinierend. Nein, ist es natürlich nicht. Nichteinmal "Bakterien sind Spezies" trifft es, vielmehr bilden Bakterien eine der drei Domänen, in die Lebenwesen unterteilt werden. Das nur am Rand.

Zitat: Speziesismus
Diskriminierung von Individuen aufgrund ihrer Art­zugehörigkeit (analog zu Rassismus, Sexismus etc., also zur Diskriminierung aufgrund der Zugehörigkeit zu einer ethnischen Gruppe bzw. einem Geschlecht).

Dies ist nicht zu verwechseln mit der Berück­sichtigung tatsächlicher und relevanter Unter­schie­de zwischen Individuen.

http://maqi.de/glossar/speziesismus


> die Menschen von Bakterien unterscheiden, z.B. die
> Empfindungsfähigkeit.

Singer ist nicht wegen seiner Darmbakterien Spzeisist, sondern weil er z.B. Hühner ermordet. Und diese unterscheiden sich eben diesbezüglich nicht von etwa diversen anderen Spzeies etwa von Menschenaffen.

> Unsere Gesellschaft erlaubt das Abtreiben von
> empfindungsfähigen Föten. Ob der Fötus, oder das Baby,

Weil Abtreibung in "unserer Gesellschaft" erlaubt ist, ist also Eierfressen ethisch vertretbar?

Interessant. Nur ist Abtreibung in Deutschland idR bis zum dritten Monat, in anderen Ländern gar nicht oder bis zur Geburt erlaubt. Ja was denn nun? Das allein zeigt schon, dass aus der Tatsache, dass etwas legal ist, offensichtlich kein ethischer Handlungsmaßstab abzuleiten ist.

> innerhalb des Mutterleibes oder ausserhalb davon ist, hat
> keinen Einfluss auf den Bewusstseinszustand davon. Wenn man
> also konsequent ist, dürfte man auch nach der Geburt
> 'abtreiben', solange das Baby von den mentalen Fähigkeiten
> noch einem Fötus ähnelt. Singer hat jedoch eingesehen, dass

Ich finde, Lukas' "mentale Fähigkeiten" "ähneln" auch "einem Fötus" (gemeint ist wohl: denen eines Fötus). Und nun?

In einer Erzählung von Dick ist postnatale "Abtreibung" erlaubt, bis jemand zur Person wird. Person ist, wer Differentialgleichungen lösen kann ...

> Jedenfalls, Singer bringt das plausible Argument, dass die
> Fähigkeit der Selbsterkenntnis, dass man seine eigene

Diese ist mittlerweile nicht nur z.B. bei Primaten und Walen, sondern auch diversen Vögeln nachgewiesen. Dumm gelaufen für den erierfressenden Menschenaffenrechtler, oder?

> Ausserdem hat man zeigen können, dass Schimpansen und
> womöglich andere Menschenaffen 'Voraussicht' und
> Selbsterkenntnis besitzen. Und siehe da: Singer will ihnen
> Rechte geben. Das ist gut und vollkommen konsequent. Wer

S.o.

> sagt, Singer sei ein Speziesist, ist entweder ein Idiot, oder
> jemand, der seine Werke nicht einmal annähernd gelesen hat,

Ich sage, Singer ist ein Speziesist (und kann das zudem belegen - mit Singerzitaten, die nicht aus dem Kontext gerissen sind). Ergo bin ich (der ich "seine Werke [...] annähernd gelesen" habe), ein Idiot.

Nun, dazu gibt es wohl geteilte Ansichten.

Achim

Das Wohl von vielen, das Wohl von einzelnen

Autor: Achim Stößer
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
Thema öffnen
> Ausserdem, bezüglich deinen 'elementaren Rechten', wenn du
> vor der Wahl stehst, ein Tier schmerzlos zu töten um tausende
> Tiere vor Qual und Tod zu retten, würdest du es tun? Falls
> ja, unterscheidet dich nichts vom Utilitarismus, ausser eben,
> dass das 'töten an sich' auch als 'schlechte Konsequenz'
> zählt. Falls nein, was ist das denn für eine absurde und
> unethische Moralvorstellung? 'Richtig zu handeln' bedeutet
> doch, die Welt besser machen. Und wenn anstatt einem Tiere
> tausende qualvoll sterben, dann ist das klar schlechter. Du
> meinst, hier Singer als Utilitarist verurteilen zu können,
> aber wenn du wirklich lieber tausendmal mehr Leid willst, als
> nötig wäre, dann bist doch du derjenige, der unmoralisch denkt.

Zwei Züge rasen aufeinander zu, es wird tausend Tote geben. Es sei denn, Du verstellt eine Weiche, so dass einer der Züge auf ein Nebengleis fährt, dort aber zwingend die drei Gleisarbeiter töten wird. Laut der mir viorliegenden Ausgabe des Schönke-Schröder (dem Strafrechtskommentar; in diesem ist in etwa dieses Beispiel zu finden ist), ist dies nicht zulässig, da diese Handlung zum Tod der drei Gleisarbeiter führt. Und das, obwohl dadurch 997 Menschen weniger sterben.

Und nun?

Ein Flugzeug mit hunderten Passagieren abschießen, das von einem Theisten entführt wurde, um so einen Terroanschlag zu verhindern?
Zitat: "Wenn ein von Terroristen gekapertes Flugzeug einen Angriff auf unser Gemeinwesen richtet, müssen Menschenleben gerettet werden können", sagte Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) der "Bild am Sonntag". Vor einigen Wochen hatte der Minister mit ähnlichen Aussagen einen heftigen Streit ausgelöst. Einen Abschussbefehl dürfe man nicht öffentlich ankündigen, hatte der Koalitionspartner SPD gewettert. Das sei verfassungswidrig. Kanzlerin Angela Merkel hatte daraufhin in internen Gesprächen Zurückhaltung bei Sonntagsinterviews angemahnt. http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,509884,00.html


Jedenfalls ist mir bislang nicht zu Ohren gekommen, dass Singer sämtlich greifbaren Unveganer ermordet hätte, um dadurch jeweils pro Ermordetem "22 Schweine, außerdem sieben Rinder, zwanzig Schafe, sechshundert Hühner, [...] unzählige Fische [...] und viele andere Tiere" zu retten (kein Wunder, würde das doch auch gleich Selbstmord implizieren, da Singer ja Unveganer ist).

Und Lukas? Wieviele Unveganer hat er wohl schon ganz utilitaristisch um die Ecke gebracht?

Nun ja, von jemandem, der sich darüber aufregt, dass Singer als Unveganer bezeichnet wird, nur weil er unvegan ist, ist wohl nicht viel Logik zu erwarten ...

Dagegen hat selbst Spock sein "The needs of the many outweigh the needs of the few; or the one" letzlich revidiert. Manche Autoren von SF-Filmen sind wohl ethisch weiter als Singer. Naja, ist ja auch nicht so schwer.

Achim

Take on me: Singer nimmt es mit Kant auf - oder?

Autor: Achim Stößer
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
Thema öffnen
> Und schlussendlich noch das absurdeste Beispiel:
>
> [So Singer takes on Kant for arguing that "humans have an
> inherent dignity that makes them ends in themselves, whereas
> animals are mere means to our ends".
>
> (So argumentiert Singer mit Kant, dass "Menschen eine
> inhärente Würde haben, die einen Selbstzweck darstellt,
> wogegen Tiere nur Mittel für unsere Bedürfnisse sind".)]
>
> Das ist schlichtweg falsch übersetzt. Eigentlich hiesse es
> "Also widerspricht Singer Kant, welcher argumentiert, dass
> Menschen eine inhärente Würde haben, welche ihnen einen
> 'Selbstzweck' gibt, während dem Tiere nur Mittel zu unseren
> Zielen sind."

Wie übersetzt man "Untiefe" (was ja sowohl eine besonders flache Stelle als auch eine besonders große Tiere bezeichnen kann)? Richtig, es hängt vom Kontext ab.

Ähnlich verhält es sich mit "to take on", das zwei praktisch diametral gegenteilige Bedeutungen haben kann. So kommt es durchaus vor, dass jemand auf die Frage "could you take on sb else's kids" ("würdest du jemandes Kinder [an Kindes statt] annehmen?") antwortet: "kommt drauf an, wie viele es sind und ob sie bewaffnet sind", weil es eben auch "könntest Du es mit [ihnen] aufnehmen" heißen könnte. Mögliche Übersetzungen von "to take on" sind u.a. "annehmen, auf sich nehmen, übernehmen, sich aufregen, antreten gegen, [jemanden] einstellen, engagieren, sich anlegen mit, es mit jdm. aufnehmen" usw.

Wie also ist "Singer takes on Kant" hier zu übersetzen?

Betrachten man den Kontext ("One Man's Animal Husbandry"), so handelt es sich um einen Artikel, in dem die Autorin sich über Singers Aussagen (konkreter Anlaß: seine Befürwortung von Zoosexualität) auslässt:
Zitat: So Singer takes on Kant for arguing that "humans have an inherent dignity that makes them ends in themselves, whereas animals are mere means to our ends."

Thus, it's wrong for animals to be a means to an end when it comes to food, but somehow this scholar finds a loophole for sex.


Sie könnte damit also meinen:
1. Obwohl Singer sich mit Kant anlegt (dies entspräche grob Lukas' "Übersetzung"), weil dieser Tiere als Mittel zum Zweck betrachtet, verhält Singer sich hypokritisch, indem er Tiere eben (entgegen seiner angeblich Ablehnung der kantschen Aussage) sehr wohl als Mittel zum Zweck (zwar nicht zum Verzehr, wohl aber zum Zweck der Befriedigung der sexuellen "Bedürfnisse") betrachtet. Sie würde damit also zum Ausdruck bringen, dass Singer ein Heuchler ist, der Wasser predigt ("it's wrong for animals to be a means to an end when it comes to food", paraphrasiert: "Kants Tiere als Zweckmittel ist falsch"), aber Wein säuft ("but somehow this scholar finds a loophole for sex", paraphrasiert: "nmT zum Zweck der Triebbefriedigung missbrauchen ist okay").
2. Singer übernimmt Kants Betrachtungsweise (dies entspäche Martins Version), dass Tiere Mittel zum Zweck sind, jedenfalls, wenn der Zweck Sex ist.

Weder das eine noch das andere spricht für Singer, völlig unabhängig davon, welche Übersetzung nun die "richtige" ist, und ...

> Also sagt Singer gerade das Gegenteil, im Gegensatz zu Kant
> ist er dafür, das Tierwohl auch zählt! So eine Sauerei, das
> ist doch Rufmord....

... damit ist Martins Übersetzung eben keineswegs "Rufmord", sondern wäre allenfalls - wenn sie denn falsch wäre - eben nichts als ein versehentlicher Übersetzungsfehler einer alles andere als leicht zu übersetztenden Textstelle.

Eine "Sauerei" natürlich ohnehin nicht - dieser Terminus offenbart lediglich Lukas' Speziesismus. Der uns hier noch eine Erklärung schuldig ist, wieso Zoosexualität dem "Tierwohl" ("im Gegensatz zu Kant ist er dafür, das Tierwohl auch zählt") dienen soll.

Im gleichen Artikel steht übrigens: "You could say Singer's take on(!) animal rights is: You can have sex with them, but don't eat them."

Zu all dem noch der Hinweis, dass es in Martins obigem Beitrag, soweit ich das beurteilen kann, ja nun eben nicht primär direkt um Singers inakzeptable Ansichten geht, sondern vielmehr um deren - durch ihn verschuldete! *) - Rezeption, insbesondere deren Darstellung in den Medien.

Achim

*) Natürlich ist niemand gegen falsche Darstellung in der Presse gefeit; so behauptete etwa die "Deutsche Welle" Rußland kürzlich, ich sei Fruktarier - "Следует отметить, что Штёссер придерживается крайней формы веганства – фруктарианства" -, was ja nun offensichtlich völliger Blödsinn ist. Worum es geht, ist die zutreffende Darstellung der abstrusen Singerschen Thesen. Und das betrifft keineswegs nur seine Befürwortung von Zoosexualität, sondern auch seine Tierrechtsverletzung, seinen Unveganismus und seinen Speziesismus (sowohl in der Theorie als auch der Praxis)

Re: Kritik

Autor: martin
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
Thema öffnen
> Du beziehst dich auf fundamental-ethische Rechte, das gibt's
> für Utilitaristen nicht. Wenn du aber daraus schliesst, dass
> auch politische Rechte keinen Sinn machen, liegst du völlig
> falsch. Aus pragmatischen Gründen machen sie sehr wohl Sinn,
> und Singer unterstützt gewisse Rechte auch in diesem Sinne.

Sicherlich lehnen Utilitaristen Rechte als politisches Instrumentarium nicht grundsätzlich ab. Jedoch würden sie sie nicht so verwenden, wie man heute den Begriff des Rechts versteht. Und da sich die Forderung nach Tierrechten an die Forderung von Menschenrechten anlehnt, ist das nicht das utilitaristische Rechtsverständnis. Singer weiß das und hat sein Buch nicht umsonst "Animal Liberation" statt "Animal Rights" genannt und auf den Unterschied dieser Benennungen mehrfach hingewiesen.

Das zweite Problem, ihn als "Begründer der Tierrechtsbewegung" zu bezeichnen, liegt darin, dass es zwar einige Tierrechtler gibt und die Anzahl durchaus steigt, aber bis heute nicht genug, um von einer "Bewegung" zu sprechen.

> Ausserdem, bezüglich deinen 'elementaren Rechten', wenn du
> vor der Wahl stehst, ein Tier schmerzlos zu töten um tausende
> Tiere vor Qual und Tod zu retten, würdest du es tun? Falls
> ja, unterscheidet dich nichts vom Utilitarismus, ausser eben,
> dass das 'töten an sich' auch als 'schlechte Konsequenz'
> zählt. Falls nein, was ist das denn für eine absurde und
> unethische Moralvorstellung? 'Richtig zu handeln' bedeutet
> doch, die Welt besser machen. Und wenn anstatt einem Tiere
> tausende qualvoll sterben, dann ist das klar schlechter.

Natürlich haben auch andere Ethik-Ansätze abwägende Elemente. Es wäre jedoch terminologisch unsinnig, jede Form von ethischer Abwägung als "utilitaristisch" zu kennzeichnen. Utilitaristisch ist es, Abwägung als Hauptkriterium für alle Entscheidungen anzusetzen; nicht wie andere Theorien, lediglich bei Dilemma- oder Extrem-Situationen darauf zurückzugreifen.

Zur Antwort: Nein, wahrscheinlich würde ich das nicht. Der Unterschied ist nur, dass der Utilitarist hier von einer regulären und sauberen Entscheidung sprechen würde; ich würde von einer ethisch problematischen Entscheidung sprechen, die nicht gut ist, sondern lediglich das kleinere von zwei Übeln in einer (völlig unrealistischen) Extremsituation zu wählen bedeutet.

> Du
> meinst, hier Singer als Utilitarist verurteilen zu können,
> aber wenn du wirklich lieber tausendmal mehr Leid willst, als
> nötig wäre, dann bist doch du derjenige, der unmoralisch denkt.

Zum einen "verurteile" ich Singer nicht als Utilitarist, sondern lehne seine Ansichten auch deshalb ab, weil ich Utilitarismus grundsätzlich ablehne. Zum anderen finde ich es bemerkenswert, ein unrealistisches Extremszenario zu entwerfen, mir eine Antwort zu unterstellen, die ich nicht gegeben habe, um so auf meine "Unmoralität" zu schließen.

> Woher nimmst du dieses 'elementare Recht'?

Aus meinem kontraktualistischen Verständnis (sowie aus der Analogie zu Rechten vergleichbarer Menschen).

> Singer hat
> geschrieben, dass es IN DER THEORIE möglich wäre, Tiere ohne
> Leid glücklich leben zu lassen, sie dann schmerzfrei zu
> töten, und dann die Endprodukte zu konsumieren. Praktisch
> wird das nur in den allerwenigsten Fällen, wenn überhaupt,

Ja, ich habe (an dieser Stelle) schließlich auch seine Theorie kritisiert. Dennoch würde das auf seine Praxis ebenso zutreffen, da er mehrfach den Konsum von Eiern gutgeheißen hat und die Eier- genauso wie die Fleischproduktion in allen heutigen Formen eindeutig nicht ohne das Töten der Tiere möglich ist, auch nicht bei Eiern aus sog. Alternativhaltungen. Ihm ist das zweifellos bekannt, aber es scheint ihn aus irgendwelchen Gründen nicht zu stören.

> 'Animal Liberation' habe ich gerade nicht zur Hand, aber ich
> erinnere mich, dass er dort ähnlich argumentierte (z.T.
> gleiche Passagen).

Aber ebenso nur, wenn es um Fleischkonsum geht. Dass Töten von Tieren zum Konsum anderer Tierprodukte auch nicht ohne Leiden möglich ist, scheint er - wie gesagt - aus irgendwelchen Gründen auszublenden. Trotzdem würde ich zustimmen, dass was Nahrungsmittel angeht, der Utilitarismus i.d.R. ausreichend ist, um alle Tierprodukte auszuschließen. Trotzdem reicht er nicht, um Tierrechte zu begründen. Denn bei Tierversuchen gibt es, wenn auch wenige, sinnvolle Versuche, die rein utilitaristisch das Quälen und Töten von Tieren rechtfertigen würden. Daher ist es auch kein Wunder, dass Singer sich nicht gegen alle Versuche an (empfindungsfähigen) Tieren ausspricht, sondern meint, einige wären sinnvoll.

> Singer ist, wie schon gesagt, zu 99% Veganer.

Zum Glück ist er keine Frau, sonst hätten die Medien irgendwann mglw. berichten können, dass er gerade "76% schwanger" ist.

> Stell dir vor
> er hat Recht mit seinem Argument, dass er Leute als
> 'Extremist' antagonisieren würde. Dann würde er damit mehr
> Leid verhindern, als der Konsum von Freilandeiern verursacht.

Zum einen wäre eine totale Tierproduktvermeidung auch utilitaristisch zu begründen und damit gäbe es keinen Vorwurf des "Extremismus". Zum anderen ist diese Denkweise wiederum gerade die utilitaristische (auf die Weise X mehr Leid vermeiden als usw. - natürlich rein hypothetisch), die ich jedoch ablehne. Daher macht es keinen Sinn, auf diese Weise gegen mich argumentieren zu wollen.

> Bravo, mit dieser Argumentation schadest du den Tieren! Für
> viele Fleischesser ist die Vorstellung, auf 'vegan'
> umzustellen, undenkbar schwierig. Wenn du mit deinem
> Puritäts-Scheiss kommst, werden sie es gar nicht erst
> versuchen. Man sollte die Leute ermutigen, ihr
> bestmöglichstes zu tun, und sie für Teilerfolge loben.

Welche Strategie besser ist, ist ein völlig anderes Thema, als die Frage, ob jemand, der Tierprodukte konsumiert, vegan ist. Und die Strategie-Frage wurde auch schon oft genug besprochen, das müssen wir hier nicht wiederholen.

> Natürlich immer darauf hinweisen, dass es doch auch noch
> weiter geht, und irgendwann kommt man dann auch zu
> Veganismus.

Wissentlich keine Tierprodukte zu konsumieren ist kein "noch weiter", sondern ein Mindeststandard, um als vegan zu gelten. Wenn er vorsätzlich Tierprodukte konsumiert, wie er es tut, ist er nicht vegan. Schlicht und ergreifend.

> Wenn 1000 Menschen ihren Tierproduktskonsum
> halbieren, und bei den Tierprodukten, die gekauft werden,
> darauf achten, dass es nicht Massenproduktion ist, dann ist
> das Endresultat besser, als wenn die Hälfte strikte Veganer
> würden.

Ich wiederhole mich: "Diese Denkweise ist wiederum gerade die utilitaristische (auf die Weise X mehr Leid vermeiden als usw. - natürlich rein hypothetisch), die ich jedoch ablehne. Daher macht es keinen Sinn, auf diese Weise gegen mich argumentieren zu wollen."

Auch ansonsten die die Rechnung falsch. Wenn entweder die alle 50% vermeiden oder die Hälfte 100%, ist das Ergebnis (bis hier) identisch. Da Veganer jedoch auch neben Tierprodukten sonstige Tierausbeutung wie für Zoo und Zirkus vermeiden, wäre die Hälfte Veganer (selbst utilitaristisch) besser.

> Das erstere ist gut vorstellbar, das letztere scheint
> leider, zumindest kurzfristig, utopisch. Seien wird doch ein
> bisschen pragmatisch!

Da "pragmatisch" in diesem wie in ähnlichen Fällen eine Umschreibung für "opportunistisch" ist, verzichte ich dankend. Aber dazu habe ich mich schon oft genug geäußert (z.B. hier), weshalb ich nicht vorhabe, das zu wiederholen.

> aber auf Fleischesser kann das sehr antagonisieren wirken.

Würde ich bezweifeln. Auch rational denkende Nicht-Veganer dürften mir zustimmen, dass jemand, der Tierprodukte konsumiert, nicht als vegan bezeichnet werden kann.

> Und alle Indizien deuten
> darauf hin, dass Bienen eben nicht empfindungsfähig sind.

Welche Indizien? Wenn man bedenkt, dass selbst Fruchtfliegen Nozizeptoren haben, scheint es unwahrscheinlich, dass Bienen sie nicht hätten. Und das wäre ein deutlicher Hinweis, dass sie vermutlich empfindungsfähig sind. Jedoch ist die Argumentation einfacher: Honig ist unnötig, daher ist es die bessere Entscheidung, ihn zu vermeiden, solange man nicht sicher sein kann, dass Bienen nicht empfindungsfähig sind.

> Ob
> Singer, als er die Bücher schrieb, über das
> Geschlechtsproblem (männliche Küken werden vergast) bei
> (Freiland)Hühnern zur Eierproduktion gewusst hat, weiss ich
> nicht, wahrscheinlich nicht.

Seine Aussage, dass der Eier konsumiert, ist wenige Jahre alt. Man kann wohl davon ausgehen, dass ihm dies inzwischen durchaus zu Ohren gekommen sein dürfte. Aber scheinbar sieht er kein Problem darin.

> > Im Zitat geht es um Hühner und Mäuse, nicht um Bakterien.
>
> Ich weiss, ich wollte dir nur erklären, dass es nicht
> speziesistisch ist, Wesen mit verschiedenen relevanten
> Kriterien ungleich zu behandeln. Das scheinst du nicht
> verstanden zu haben.

Ich sagte deutlich, dass für mich das relevante Kriterium nicht das Zukunftsbewusstsein, sondern die Empfindungsfähigkeit ist. Hier gibt es keinen signifikanten Unterschied und daher auch keine Rechtfertigung zur Ungleichbehandlung.

> Wie gesagt, es war nur ein Vergleich. Und zwar einer, der
> deine Doppelstandards aufzeigen sollte. Föten sind
> empfindungsfähig, trotzdem darf man sie abtreiben, wir sehen
> das nicht als gleich schlimm an, wie wenn man einen
> Erwachsenen Menschen töten würde.

Sicher war es ein Vergleich, nur ein völlig unnötiger (s.o.). Ansonsten scheinst du davon auszugehen, dass ich damit einverstanden wäre, dass auch wahrscheinlich empfindungsfähige Föten abgetrieben werden. Das ist nicht der Fall.

> Krümel hat oben geschrieben, dass Wesen mit 'Interessen'
> Rechte verdienen. Wer sagt mir, wer oder was ein 'Interesse'
> hat?

Tiere, die empfindungsfähig sind, haben Interessen. Daher ist Empfindungsfähigkeit bei praktisch allen Tierethik-Theorien das weitgehend unbestrittene Grundkriterium. "Interesse" ist jedoch ein Begriff, mit dem man an konkreten Fällen besser arbeiten kann.

> Ich find das ein schwammiges Kriterium. Wenn sich ein
> Tier instinktiv so verhält, als ob es Leben wolle, hat es
> dann ein 'Interesse' dazu?

Interessen umfassend auch passive Interessen, d.h. einem Tier muss nicht aktiv bewusst sein, dass es genau dieses Interesse hat, um es zu haben. So kann z.B. ein Kind von zwei Jahren kaum aktiv reflektieren, dass es Nahrung aufnehmen muss, dennoch hat es zweifelsohne ein Interesse daran.

> Interessen sind für mich BEWUSSTE zukunftsbezogene
> Vorstellungen.

Wenn dir jemand plötzlich den Arm abtrennt, hast du damit also kein Problem, da du wohl kaum jeden Moment eine "bewusste zukunftsbezogene Vorstellung" formulierst, alle Gliedmaßen behalten zu wollen. Trotzdem ist das Abtrennen auch ohne eine aktive Vorstellung sicher nicht in deinem Interesse.

> Ausserdem, wer sagt, dass 'töten' überhaupt AN SICH schlecht
> sein muss?

Ich zumindest nicht.

> Aus pragmatischen Gründe wäre es
> immer noch absolut zwingend, Mord immer strengstens zu
> bestrafen, sonst würde die Gesellschaft schlichtweg nicht
> funktionieren. Das 'Lebensrecht für alle empfindungsfähigen
> Wesen' finde ich komplett mythologisch. Du argumentierst,
> also ob das sonnenklar wäre. Aber wie begründest du es denn?

Die Kurzform: Ethik dient der gesellschaftlich vereinbarten Berücksichtigung ethischer Interessen und am Leben zu bleiben ist im Interesse jedes empfindungsfähigen Lebewesens.

Mythologisch ist für mich dagegen der Utilitarismus. Wo soll dieses Prinzip, dass das meiste Glück die beste Lösung ist, herkommen, sodass sich jeder dieser kollektivistischen Diktatur beugen muss, egal, wie viel Schaden ihm zugunsten von anderen zugefügt wird, nur weil dadurch eine abstrakte Summe verbessert werden kann?

> > Ja, Zukunftsbewusstsein ist ethisch relevant. Aber es ist
> > nicht ethisch relevant in Bezug auf Grundrechte wie das Recht
> > auf Leben (sonst hätten alle Menschen, die kein
> > Zukunftsbewusstsein haben - wie Neugeborene, geistig schwer
> > Behinderte usw., das Argument sollte bekannt sein -, kein
> > Lebensrecht und könnten z.B. als Organspender benutzt und
> > getötet werden). Daher ist eine Ziege zu töten (ohne sich in
> > einer Konfliktsituation zu befinden) ethisch genauso
> > verwerflich, wie einen Menschen zu töten.
>
> Da sich deren Umfeld um Neugeborene oder geistig
> Schwerstbehinderte kümmert, wäre es in den meisten Fällen
> verwerflich, die Tötung dieser Menschen zu unterlassen. Wenn
> jetzt aber ein Paar ein Kind hat, und das im fünften Monat
> wegen schwerster Behinderung abtreibt, ist dies dann
> akzeptabel? Nach heutigem Recht schon. Was, wenn das Kind im
> 8ten Monat überlebensfähig auf die Welt kommt, jedoch
> schwerstbehindert, und die Eltern das Kind, falls sie früher
> von der Behinderung gewusst hätten, abgetrieben hätten? Ob
> innerhalb oder ausserhalb des Bauches kann doch keinen
> intrinsischen Unterschied machen. Eine Regelung zur
> schmerzfreien Tötung in Spezialfällen, wenige Tage nach der
> Geburt, könnte man zumindest in Erwägung ziehen, wenn die
> Eltern denn dafür wären. Da sowas bei Religiösen und anderen
> Menschen wohl viel Wut und Leid auslösen würde, müsste man es
> sich gut überdenken, aber ich sehe Singers Vorschlag als gut
> begründet. Wenn man nie gängige Normen hinterfragen würde,
> würden die Leute heute noch Menschen verurteilen, die
> vor-ehelichen Sex hätten!

Auch dieser ganze Absatz hat nichts mit dem von mir besprochenen Problem zu tun. Es ging darum, dass Zukunftsbewusstsein kein ethisches relevantes Kriterium für das Lebensrecht von nichtmenschlichen Tieren ist. Warum du hier stattdessen über Abtreibungen redest, ist mir völlig unklar.

> > Er ist Speziesist, weil er als Maßstab für sein Kriterium die
> > menschliche Spezies ansetzt. Er argumentiert nicht direkt mit
> > dem Begriff Spezies, aber indirekt steht sie hinter seinem
> > Kriterium. (Auch das ist nicht gerade unbekannt, siehe Great
> > Ape Project.)
>
> Das ist Blödsinn, er setzt bei relevanten Unterschieden an.
> Singer einen Speziesist zu nennen ist falsch und unredlich.

Ich habe eben gesagt, warum Zukunftsbewusstsein (in dieser Frage) kein ethischer relevanter Unterschied ist. Aber das scheinst du ausgeblendet zu haben.

Re: Kritik

Autor: ...Lukas
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
Thema öffnen
Danke für die sachliche Antwort.

> "einfach nicht 'absoulut geltend'" ist eine nette
> Umschreibung für jemanden, der dem Utilitarismus völlig
> logisch folgend Rechte grundsätzlich ablehnt.

Du beziehst dich auf fundamental-ethische Rechte, das gibt's für Utilitaristen nicht. Wenn du aber daraus schliesst, dass auch politische Rechte keinen Sinn machen, liegst du völlig falsch. Aus pragmatischen Gründen machen sie sehr wohl Sinn, und Singer unterstützt gewisse Rechte auch in diesem Sinne.

Ausserdem, bezüglich deinen 'elementaren Rechten', wenn du vor der Wahl stehst, ein Tier schmerzlos zu töten um tausende Tiere vor Qual und Tod zu retten, würdest du es tun? Falls ja, unterscheidet dich nichts vom Utilitarismus, ausser eben, dass das 'töten an sich' auch als 'schlechte Konsequenz' zählt. Falls nein, was ist das denn für eine absurde und unethische Moralvorstellung? 'Richtig zu handeln' bedeutet doch, die Welt besser machen. Und wenn anstatt einem Tiere tausende qualvoll sterben, dann ist das klar schlechter. Du meinst, hier Singer als Utilitarist verurteilen zu können, aber wenn du wirklich lieber tausendmal mehr Leid willst, als nötig wäre, dann bist doch du derjenige, der unmoralisch denkt.

> Singer ist der
> Meinung, Tiere "schmerzfrei" zu töten sei in Ordnung, obwohl
> dies gegen ein elementares Recht, das Recht auf Leben,
> verstößt. Er ist gegen "Massentierhaltung", aber für sog.
> Alternativhaltungen und damit eindeutig Tierschützer, kein
> Tierrechtler.[/quote]

Woher nimmst du dieses 'elementare Recht'? Singer hat geschrieben, dass es IN DER THEORIE möglich wäre, Tiere ohne Leid glücklich leben zu lassen, sie dann schmerzfrei zu töten, und dann die Endprodukte zu konsumieren. Praktisch wird das nur in den allerwenigsten Fällen, wenn überhaupt, getan.

Hier ein Auschnitt aus 'Practical Ethics':

"Apart from taking their lives there are also many other things done to animals in order to bring them cheaply to our dinner table. Castration, the separation of mother and young, the breaking up of herds, branding, transporting, and finally the moments of slaughter -- all of these are likely to involve suffering and do not take the animals' interests into account. [...] In any case, the important question is not whether animal flesh could be produced without suffering, but whether the flesh we are considering buying was produced without suffering. Unless we can be confident that it was, the principle of equal consideration of interests implies that it was wrong to sacrifice important interests of of the animal in order to satisfy less important interests of our own; consequently we should boycott the end result of this process."

'Animal Liberation' habe ich gerade nicht zur Hand, aber ich erinnere mich, dass er dort ähnlich argumentierte (z.T. gleiche Passagen). Mit diesem Argument ('equal consideration of interests' folgt aus dem anti-Speziesismus Argument) lässt sich der Veganismus begründen. Es ist in der Tat schade, dass Singer nicht näher auf das Leiden, dass auch(!) bei der Freilandei-Produktion oder bei bio Milchkühen verursacht wird, trotzdem spricht das Argument für sich selbst. Und Singer ist, wie schon gesagt, zu 99% Veganer. Stell dir vor er hat Recht mit seinem Argument, dass er Leute als 'Extremist' antagonisieren würde. Dann würde er damit mehr Leid verhindern, als der Konsum von Freilandeiern verursacht. Es ist also nicht so, dass er es aus Bequemlichkeit tut. Allerdings muss ich zugeben, dass ich von seiner Arguementation in dieser Hinsicht nicht vollkommen überzeugt bin.

> Und da es "ein
> bisschen vegan" ebenso wenig wie "ein bisschen schwanger"
> gibt, folgt daraus, dass er nicht vegan lebt.
> Das zweite Argument ist ebenso schwach: Es ist völlig egal,
> wie viel er sich für was eingesetzt hat. Wenn er nicht vegan
> ist, ist er nicht vegan.

Bravo, mit dieser Argumentation schadest du den Tieren! Für viele Fleischesser ist die Vorstellung, auf 'vegan' umzustellen, undenkbar schwierig. Wenn du mit deinem Puritäts-Scheiss kommst, werden sie es gar nicht erst versuchen. Man sollte die Leute ermutigen, ihr bestmöglichstes zu tun, und sie für Teilerfolge loben. Natürlich immer darauf hinweisen, dass es doch auch noch weiter geht, und irgendwann kommt man dann auch zu Veganismus. Wenn 1000 Menschen ihren Tierproduktskonsum halbieren, und bei den Tierprodukten, die gekauft werden, darauf achten, dass es nicht Massenproduktion ist, dann ist das Endresultat besser, als wenn die Hälfte strikte Veganer würden. Das erstere ist gut vorstellbar, das letztere scheint leider, zumindest kurzfristig, utopisch. Seien wird doch ein bisschen pragmatisch!

Ich möchte Singer hier nicht entschudligen, als Philosoph hat er natürlich eine Vorbildfunktion, und sein Argument ist schon etwas dürftig, aber ich sehe schon ein, wie 'Extremismus' (Veganismus ist nicht 'extrem' im schlechten Sinne natürlich, wird aber oft so von aussen wahrgenommen!) kontraproduktiv wirken kann. Du scheinst hier in diesem Beitrag ein gutes Beispiel davon zu geben, für viele Veganer machen deine Aussagen wohl Sinn, aber auf Fleischesser kann das sehr antagonisieren wirken. (Zum Glück sind in diesem Forum sowieso fast alle Veganer.)

> Zudem war das Argument zweiteilig: Das Problem ist nicht nur
> sein eigener Unveganismus, sondern auch wie er ihn öffentlich
> rechtfertigt und damit dem (Real-)Veganismus gerade durch die
> Gewichtung seiner Aussagen aufgrund seiner Autorität immens
> schadet.

Ja, da hast du wohl Recht, das ist Schade!

> Eigentlich nicht. In seinem Buch plädiert er - wie er auch
> selbst sagt, siehe Zitat - [n?]irgendwo für Veganismus, sondern
> rechtfertigt Tierproduktkonsum, d.h. es liegt nicht einfach
> daran, dass er nur 'vergessen' hätte, den Begriff "vegan"
> ausdrücklich zu benutzen.

Ich kann mir vorstellen, dass er es darum nicht tut, weil 'vegan' auch Dinge beinhaltet, gegen die Singer nichts hat. Falls Bienen z.B. nicht empfindungsfähig sind, sähe er kein Problem damit, Honig zu essen. Und alle Indizien deuten darauf hin, dass Bienen eben nicht empfindungsfähig sind. Ob Singer, als er die Bücher schrieb, über das Geschlechtsproblem (männliche Küken werden vergast) bei (Freiland)Hühnern zur Eierproduktion gewusst hat, weiss ich nicht, wahrscheinlich nicht. Und eben, wie im obigen Abschnitt, den ich zitiert habe, klar zur Sprache kommt, rechtfertigt Singer unnötiges Tierleid nicht! Und unnötig ist es immer, ausser wenn dadurch noch mehr(!) Leid verhindert werden könnte, was in gewissen medizinischen Tierversuchen (längst nicht aber in allen, oft sind die unnötig und ungenau), wenn überhaupt, der Fall sein kann.

> Im Zitat geht es um Hühner und Mäuse, nicht um Bakterien.

Ich weiss, ich wollte dir nur erklären, dass es nicht speziesistisch ist, Wesen mit verschiedenen relevanten Kriterien ungleich zu behandeln. Das scheinst du nicht verstanden zu haben.

> Diesen ganzen Absatz hätte man sich sparen können, hätte man
> beachtet, dass es im Ziat um - ich wiederhole mich -
> eindeutig empfindungsfähige Hühner und Mäuse, nicht um
> Bakterien, Embryonen oder Feten geht.

Wie gesagt, es war nur ein Vergleich. Und zwar einer, der deine Doppelstandards aufzeigen sollte. Föten sind empfindungsfähig, trotzdem darf man sie abtreiben, wir sehen das nicht als gleich schlimm an, wie wenn man einen Erwachsenen Menschen töten würde.

Krümel hat oben geschrieben, dass Wesen mit 'Interessen' Rechte verdienen. Wer sagt mir, wer oder was ein 'Interesse' hat? Ich find das ein schwammiges Kriterium. Wenn sich ein Tier instinktiv so verhält, als ob es Leben wolle, hat es dann ein 'Interesse' dazu? Schon heute gibt es Roboter, die das auch tun, ist es jetzt Mord, wenn man da auf den 'off' Knopf drückt? Oder zählt doch nur die Empfindungsfähigkeit? Dann aber wäre da wirklich kein Unterschied zwischen Mensch und Ziege. Interessen sind für mich BEWUSSTE zukunftsbezogene Vorstellungen. Hühner oder Mäuse haben das höchstwahrscheinlich nicht. Bei Kühen oder Schweinen ist es schon weniger klar.

Ausserdem, wer sagt, dass 'töten' überhaupt AN SICH schlecht sein muss? Wenn ich nie geboren wäre, könnte ich mich auch an nichts stören. Wenn mich jemand im Schlaf schmerzlos töten würde, würde ich ja auch nichts davon mitkriegen, es wäre so, wie in den 13.7 Milliarden Jahren vor meiner Geburt -- nichts würde wahrgenommen, und leiden tut auch niemand. Natürlich hat töten enorme Auswirkungen auf das Umfeld, man hat Angst davor, man trauert um Leute / Tiere usw. Man könnte nicht unplausibel argumentieren, dass es 'nur' auf die indirekten Konsequenzen darauf an käme. Aus pragmatischen Gründe wäre es immer noch absolut zwingend, Mord immer strengstens zu bestrafen, sonst würde die Gesellschaft schlichtweg nicht funktionieren. Das 'Lebensrecht für alle empfindungsfähigen Wesen' finde ich komplett mythologisch. Du argumentierst, also ob das sonnenklar wäre. Aber wie begründest du es denn?

> Ja, Zukunftsbewusstsein ist ethisch relevant. Aber es ist
> nicht ethisch relevant in Bezug auf Grundrechte wie das Recht
> auf Leben (sonst hätten alle Menschen, die kein
> Zukunftsbewusstsein haben - wie Neugeborene, geistig schwer
> Behinderte usw., das Argument sollte bekannt sein -, kein
> Lebensrecht und könnten z.B. als Organspender benutzt und
> getötet werden). Daher ist eine Ziege zu töten (ohne sich in
> einer Konfliktsituation zu befinden) ethisch genauso
> verwerflich, wie einen Menschen zu töten.

Da sich deren Umfeld um Neugeborene oder geistig Schwerstbehinderte kümmert, wäre es in den meisten Fällen verwerflich, die Tötung dieser Menschen zu unterlassen. Wenn jetzt aber ein Paar ein Kind hat, und das im fünften Monat wegen schwerster Behinderung abtreibt, ist dies dann akzeptabel? Nach heutigem Recht schon. Was, wenn das Kind im 8ten Monat überlebensfähig auf die Welt kommt, jedoch schwerstbehindert, und die Eltern das Kind, falls sie früher von der Behinderung gewusst hätten, abgetrieben hätten? Ob innerhalb oder ausserhalb des Bauches kann doch keinen intrinsischen Unterschied machen. Eine Regelung zur schmerzfreien Tötung in Spezialfällen, wenige Tage nach der Geburt, könnte man zumindest in Erwägung ziehen, wenn die Eltern denn dafür wären. Da sowas bei Religiösen und anderen Menschen wohl viel Wut und Leid auslösen würde, müsste man es sich gut überdenken, aber ich sehe Singers Vorschlag als gut begründet. Wenn man nie gängige Normen hinterfragen würde, würden die Leute heute noch Menschen verurteilen, die vor-ehelichen Sex hätten!

> Er ist Speziesist, weil er als Maßstab für sein Kriterium die
> menschliche Spezies ansetzt. Er argumentiert nicht direkt mit
> dem Begriff Spezies, aber indirekt steht sie hinter seinem
> Kriterium. (Auch das ist nicht gerade unbekannt, siehe Great
> Ape Project.)

Das ist Blödsinn, er setzt bei relevanten Unterschieden an. Singer einen Speziesist zu nennen ist falsch und unredlich.

> Ist korrigiert (d.h. gelöscht).

Da es jetzt weg ist, hier noch einmal festgehalten: Im originalen Beitrag stand zuerst, nicht wörtlich aber in etwa sinngemäss folgendes:

'''Dass Singer Tiere wie Kant nur als 'Mittel zum Zweck' betrachtete, den Menschen jedoch als ein Wesen mit'Selbstzweck' und Würde betrachtete.'''

Dies ist natürlich völlig falsch, Singers Utilitarismus ist ja gerade das Gegenteil von Kants Theorie, und ausserdem zählt für Singer jegliches Leid / Wohl, ob es jetzt im Körper eines Menschen, Tieres, oder in Zukunft möglicherweise Roboters geschieht.

Das ist wohl alles, was ich hierzu zu sagen habe, falls ich nochmals auf weitere Kommentare antworte wird es kurz sein. Ich hoffe, dass ich einigen Leuten hier aufzeigen konnte, dass Singer nicht das 'Monster' ist, als das er hier (ich übertreiben natürlich ein wenig) ursprünglich vorgestellt wurde.

Re: Kritik

Autor: martin
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
Thema öffnen

> Lukas sprach mich gestern bezüglich des Singer-Threads an und
> bat mich seine Reaktion darauf an Martin weiter zu leiten/
> ins Forum zu stellen:

Wer ist Lukas bzw. wieso kann er hier nicht selbst schreiben? (Wäre schlicht einfacher für eine Diskussion, auch wenn er offenkundig kein sehr großes Interesse an einer Diskussion hat.)

> "Dieser Beitrag wurde 3717 mal gelesen" -- Traurig!

Ich möchte vorweg sagen, dass der Beitrag zwei Jahre alt ist und ich ihn heute nicht mehr so schreiben würde. Allerdings betrifft das vordergründig die Formulierungen (und ggf. Übersetzungen), nicht aber den grundsätzlichen Inhalt.

> Das sind die schlechten Seiten des Internets, solcher
> Blödsinn aus dritter, vierter oder fünfter Hand wird dann
> immer weiterverbreitet.

Den Teil verstehe ich nicht. Wieso sind Aussagen, die er in Interviews gegeben hat, aus "dritter usw. Hand"? Von einer kleineren redaktionellen Nachbearbeitung abgesehen, ist es das, was er wörtlich gesagt hat.

> "Peter Singer wird in etlichen Artikeln, Webseiten und
> Büchern über Veganismus und Tierrechte (naja, meist
> Tierschutz und "Tierethik") als "Begründer der Tierrechte"
> und dgl. bezeichnet und immer wieder zu diesen Themen
> interviewt. Da er allerdings kein "Tierrechtsphilosoph" ist,
> sondern eben speziesistischer Tierschützer und Unveganer,
> richtet das immensen Schaden an."
>
> Singer IST ein Gründer der Tierrechtsbewegung, für ihn sind
> Rechte einfach nicht 'absolut geltend' wie bei Deontologen,
> trotzdem setzt er sich für Tierrechte ein.

"einfach nicht 'absoulut geltend'" ist eine nette Umschreibung für jemanden, der dem Utilitarismus völlig logisch folgend Rechte grundsätzlich ablehnt. Ich zitiere mich aus Bequemlichkeit selbst:
Zitat: Singer benutzt den Begriff [des Rechts] nur der Einfachheit halber, doch eigentlich sei die "Redeweise von Rechten [...] in keiner Weise notwendig" (Peter Singer: Animal Liberation. Die Befreiung der Tiere, Reinbek bei Hamburg 1996, S. 37). [...] Dabei geht es hier nicht nur um den begrifflichen Gebrauch des Wortes "Recht". Singer ist der Meinung, Tiere "schmerzfrei" zu töten sei in Ordnung, obwohl dies gegen ein elementares Recht, das Recht auf Leben, verstößt. Er ist gegen "Massentierhaltung", aber für sog. Alternativhaltungen und damit eindeutig Tierschützer, kein Tierrechtler.

Wenn er gegen Rechte ist, kann man dann also sagen, er setze sich "für Rechte" ein? Die Medien können das in ihrer Vereinfachung tun (was nicht heißt, dass das richtig wäre), aber bei fundierteren Diskussionen sollte ein solcher, nicht gerade marginaler Unterschied entsprechend berücksichtigt werden.

(Nebenbei: Gerade am Punkt mit dem "immensen Schaden" hat sich im Übrigen bis heute nichts geändert. Wann immer von "Tierrechten" die Rede ist, wird es praktisch mit seinem utilitaristischen Ansatz gleichgesetzt.)

> Kürzlich wurde er
> von der Giordano Bruno Stiftung mit dem Ethikpreis für sein
> Engagement bezüglich 'Grundrechte für Menschenaffen' geehrt,
> es ist also absurd zu behaupten, dass er sich nicht für
> Tierrechte einsetzen würde.

Warum? Nur weil die gbs den Begriff "Recht" in ihrem Titel benutzt? Das ist eine etwas schwache Begründung.
Dazu kommt: So sehr ich die gbs in anderen Bereichen auch schätze, aber eine tierrechtlerische Position vertritt sie nicht (mehr dazu findet man über die Suchfunktion). Dazu kommt außerdem: Das Great Ape Project wird zwar von u.a. Singer getragen, setzt seine Ethik aber nicht prinzipiengetreu um. Es wäre nachlässig, nicht zwischen Projekt und Theorie zu unterscheiden.

> Grössenteils
> lebt Singer nämlich vegan, und er hat sich in seinem
> Lebenswerk wie nur wenige andere Philosophen für
> nichtmenschliche Tiere eingesetzt!

Nun ja, dieser Einwand widerlegt sich bereits selbst. Wenn es "größtenteils" ist, ist es nicht vollständig. Und da es "ein bisschen vegan" ebenso wenig wie "ein bisschen schwanger" gibt, folgt daraus, dass er nicht vegan lebt.
Das zweite Argument ist ebenso schwach: Es ist völlig egal, wie viel er sich für was eingesetzt hat. Wenn er nicht vegan ist, ist er nicht vegan.

Zudem war das Argument zweiteilig: Das Problem ist nicht nur sein eigener Unveganismus, sondern auch wie er ihn öffentlich rechtfertigt und damit dem (Real-)Veganismus gerade durch die Gewichtung seiner Aussagen aufgrund seiner Autorität immens schadet.

> Als gefragter Philosoph reist er an viele Kongresse, und
> manchmal ist es in gewissen Gegenden schwierig, schnell an
> veganes Essen zu kommen. Dann erlaubt er sich halt manchmal
> Freilandeier, wenn er in der Welt herumreist um die Leute zu
> überzeugen, ethischer zu handeln (so ein Bösewicht, oder, wer
> tun denn sowas?).

Er verhält sich so aus reiner Bequemlichkeit. Denn ein Professor einer Eliteuniversität wird wohl in der Lage sein, Eiprodukte zu vermeiden (Kongresse finden im Übrigen nicht in der Wüste statt). Als "böse" bezeichnete ich ihn nicht. Die Frage ist, ob jemand, der aus reiner Bequemlichkeit unvegane Produkte konsumiert ethischer verwerflich handelt. Offensichtlich ja.

(Wobei es genau genommen keine reine Bequemlichkeit ist. Die Rechtfertigung, (solche) Tierprodukte zu konsumieren, geht schließlich lückenlos aus seiner Ethik-Theorie hervor. S.o., s.u.)

> und das 'ohne es gelesen zu
> haben' ist offensichtlich voll von Ironie.

Eigentlich nicht. In seinem Buch plädiert er - wie er auch selbst sagt, siehe Zitat - irgendwo für Veganismus, sondern rechtfertigt Tierproduktkonsum, d.h. es liegt nicht einfach daran, dass er nur 'vergessen' hätte, den Begriff "vegan" ausdrücklich zu benutzen. Wer das Buch tatsächlich gelesen hätte, dem müsste das aufgefallen sein. Wem das nicht aufgefallen ist, hat es demzufolge nicht gelesen (oder verstanden).

> Singer sagt nur,
> dass das Töten von Tieren nicht grundsätzlich falsch ist.
> Trotzdem kann man sich für den Veganismus aussprechen, wenn
> man ihn mit 'Leid verhindern' begründet, und dies hat Singer
> auch ganz klar und oft getan!

Das schon etwas Wortklauberei bezüglich meiner Formulierung. Natürlich kann man er sich auch als Unveganer für Veganismus aussprechen und er hat auch nicht aktiv davon abgeraten. Dennoch spricht er sich nicht ausdrücklich dafür aus, wie es immer wieder behauptet wird, sondern rechtfertigt im Gegenteil Tierproduktkonsum.

> Der Autor dieses Beitrages weiss anscheinend nicht, was
> Speziesismus ist. Ist es speziesistisch von mir, wenn ich
> einem Bakterium keine Grundrechte gebe?

Im Zitat geht es um Hühner und Mäuse, nicht um Bakterien.

> Nein, das Bakterium
> ist zwar eine Spezies, trotzdem gibt es RELEVANTE KRITERIEN,
> die Menschen von Bakterien unterscheiden, z.B. die
> Empfindungsfähigkeit.

Hühner und Mäuse sind empfindungsfähig.

> Unsere Gesellschaft erlaubt das Abtreiben von
> empfindungsfähigen Föten. Ob der Fötus, oder das Baby,
> innerhalb des Mutterleibes oder ausserhalb davon ist, hat
> keinen Einfluss auf den Bewusstseinszustand davon. Wenn man
> also konsequent ist, dürfte man auch nach der Geburt
> 'abtreiben', solange das Baby von den mentalen Fähigkeiten
> noch einem Fötus ähnelt. Singer hat jedoch eingesehen, dass
> dies a) missbraucht werden kann, und b) in der Gesellschaft
> bei vielen Leuten Wut und Unverständnis hervorrufen würde,
> deshalb hält er trotzdem fest, dass es Sinn macht, Menschen
> uneingeschränkt direkt nach der Geburt Rechte zu verleihen.
> Aber eben, Singer macht den Unterschied zwischen 'Person' und
> nur empfindungsfähigen Wesen, und das scheint ja Sinn zu
> machen! Wenn ein Fötus im Mutterleib abgetrieben wird, ist
> das ja wohl weniger problematisch, als wenn jemand auf der
> Strasse einen erwachsenen Menschen erschiesst. Als Atheist
> solltest Du das sowieso einsehen, Bewusstsein entwickelt sich
> graduell, es macht nicht einfach *zack* und dann ist eine
> 'Seele' da.

Diesen ganzen Absatz hätte man sich sparen können, hätte man beachtet, dass es im Ziat um - ich wiederhole mich - eindeutig empfindungsfähige Hühner und Mäuse, nicht um Bakterien, Embryonen oder Feten geht.

> Jedenfalls, Singer bringt das plausible Argument, dass die
> Fähigkeit der Selbsterkenntnis, dass man seine eigene
> Existenz von Vergangenheit bis in die Zukunft versteht, dass
> man Zukunftspläne und Wünsche hat, ethische Relevanz hat. Ist
> es wirklich gleich schlimm, wenn jemand eine Ziege tötet, als
> wenn jemand einen Menschen tötet?

Ja, Zukunftsbewusstsein ist ethisch relevant. Aber es ist nicht ethisch relevant in Bezug auf Grundrechte wie das Recht auf Leben (sonst hätten alle Menschen, die kein Zukunftsbewusstsein haben - wie Neugeborene, geistig schwer Behinderte usw., das Argument sollte bekannt sein -, kein Lebensrecht und könnten z.B. als Organspender benutzt und getötet werden). Daher ist eine Ziege zu töten (ohne sich in einer Konfliktsituation zu befinden) ethisch genauso verwerflich, wie einen Menschen zu töten.

> Singer scheint einen guten
> Punkt zu haben... Und weil er eben ein (für ihn?) relevantes
> Kriterium bringt, ist er sicherlich kein Speziesist!

Er ist Speziesist, weil er als Maßstab für sein Kriterium die menschliche Spezies ansetzt. Er argumentiert nicht direkt mit dem Begriff Spezies, aber indirekt steht sie hinter seinem Kriterium. (Auch das ist nicht gerade unbekannt, siehe Great Ape Project.)

> Ausserdem hat man zeigen können, dass Schimpansen und
> womöglich andere Menschenaffen 'Voraussicht' und
> Selbsterkenntnis besitzen. Und siehe da: Singer will ihnen
> Rechte geben. Das ist gut und vollkommen konsequent.

Ja sicher, nur macht das nicht weniger speziesistisch. Denn die Frage ist nicht, ob er die menschliche Speziesgrenze überschreitet, sondern ob wie er argumentiert (s.o.).

> und sich nur auf irgendwelche Interviewpassagen ohne Kontext
> bezieht.

Wenn ich den Kontext irgendwie verfälscht haben sollte, bin ich gespannt darauf zu hören wie und wie der richtige Kontext lautet.

> Das ist schlichtweg falsch übersetzt. Eigentlich hiesse es
> "Also widerspricht Singer Kant, welcher argumentiert, dass
> Menschen eine inhärente Würde haben, welche ihnen einen
> 'Selbstzweck' gibt, während dem Tiere nur Mittel zu unseren
> Zielen sind."

Ist korrigiert (d.h. gelöscht).

Re: Kritik

Autor: Krümel
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
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Da ich mich nur dunkel erinnern kann Singer gelesen zu haben, kurz nachdem ich vegan wurde, kann ich zu den Inhalten nicht so viel sagen, trotzdem einige Anmerkungen.

> "Unveganer -- ja, Singer macht
> Ausnahmen, wenn er sich bei Gästen aufhält. Er rechtfertigt
> dies, indem er sagt, dass 'auf Extremismus beharren'
> kontraproduktiv wäre, und er so weniger Leute überzeugen
> könnte. Hat er Recht?

Wenn man sich nicht traut unvegane Produkte öffentlich abzulehnen, weil man befürchtet als Extremist darzustehen, dürfte es schwierig werden dem Gegenüber zu erklären was Tierrechte sind und warum eine vegane Lebensweise notwendig ist.


> Ich weiss nicht, ich finde es etwas
> zweifelhaft, aber ihn deshalb als 'Unveganer' zu bezeichnen,
> auf eine Art, die vermuten lässt, dass damit etwas ganz ganz
> Böses gemeint ist, ist vollkommen irreführend.

Als Unvegane wird eben jemand bezeichnet, der nicht vegan lebt. Dies ist bei ihm doch offensichtlich zutreffend. "Böse" ist das insofern, dass Tiere darunter leiden müssen.

> Als gefragter Philosoph reist er an viele Kongresse, und
> manchmal ist es in gewissen Gegenden schwierig, schnell an
> veganes Essen zu kommen. Dann erlaubt er sich halt manchmal
> Freilandeier, wenn er in der Welt herumreist um die Leute zu
> überzeugen, ethischer zu handeln (so ein Bösewicht, oder, wer
> tun denn sowas?).

Wenn er nicht gerade Vorträge in irgend ner Sibirischen Eiswüste hält, sollte es doch kein Problem sein veganes Essen zu bekommen, oder sich welches mit zu nehmen. Selbst wenn man dann mal ein paar Tage nicht so abwechlungsreich essen kann, wie vllt gewünscht.


> "Er ist sich zumindest bewußt, daß er nie für Veganismus
> argumentiert hat - im Gegensatz zu Leuten, die sein Buch
> zitieren, ohne es gelesen zu haben:"
>
> Komplette Fehlinterpretation, und das 'ohne es gelesen zu
> haben' ist offensichtlich voll von Ironie. Singer sagt nur,
> dass das Töten von Tieren nicht grundsätzlich falsch ist.
> Trotzdem kann man sich für den Veganismus aussprechen, wenn
> man ihn mit 'Leid verhindern' begründet, und dies hat Singer
> auch ganz klar und oft getan!

Zumindest in animal liberation scheint er nicht für Veganismus argumentiert zu haben. An welchen Stellen tut er es denn?

> Der Autor dieses Beitrages weiss anscheinend nicht, was
> Speziesismus ist. Ist es speziesistisch von mir, wenn ich
> einem Bakterium keine Grundrechte gebe? Nein, das Bakterium
> ist zwar eine Spezies, trotzdem gibt es RELEVANTE KRITERIEN,
> die Menschen von Bakterien unterscheiden, z.B. die
> Empfindungsfähigkeit.

Ich, und ich bin mir sicher Martin sieht das genau so, fordere Grundrechte die den Interessen der Tiere entsprechen. Weswegen ein Bakterium keine Grundrechte hat.

> Unsere Gesellschaft erlaubt das Abtreiben von
> empfindungsfähigen Föten. Ob der Fötus, oder das Baby,
> innerhalb des Mutterleibes oder ausserhalb davon ist, hat
> keinen Einfluss auf den Bewusstseinszustand davon. Wenn man
> also konsequent ist, dürfte man auch nach der Geburt
> 'abtreiben', solange das Baby von den mentalen Fähigkeiten
> noch einem Fötus ähnelt. Singer hat jedoch eingesehen, dass
> dies a) missbraucht werden kann, und b) in der Gesellschaft
> bei vielen Leuten Wut und Unverständnis hervorrufen würde,
> deshalb hält er trotzdem fest, dass es Sinn macht, Menschen
> uneingeschränkt direkt nach der Geburt Rechte zu verleihen.
> Aber eben, Singer macht den Unterschied zwischen 'Person' und
> nur empfindungsfähigen Wesen, und das scheint ja Sinn zu
> machen! Wenn ein Fötus im Mutterleib abgetrieben wird, ist
> das ja wohl weniger problematisch, als wenn jemand auf der
> Strasse einen erwachsenen Menschen erschiesst. Als Atheist
> solltest Du das sowieso einsehen, Bewusstsein entwickelt sich
> graduell, es macht nicht einfach *zack* und dann ist eine
> 'Seele' da.

Sobald das Kind soweit entwickelt ist, dass man ihm Interessen zusprechen könnte, wäre es eben problematisch diese zu verletzten. Wenn das Kind also schon im Mutterleib ein Interesse daran hat, nicht getötet zu werden sehe ich es zu diesem Zeitpunkt als falsch an, es abzutreiben. Bei der Abtreibungsfrage stellt sich für mich also die Frage, bis wann es erlaubt ist.

Kritik

Autor: Krümel
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
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Lukas sprach mich gestern bezüglich des Singer-Threads an und bat mich seine Reaktion darauf an Martin weiter zu leiten/ ins Forum zu stellen:

Zitat: "Dieser Beitrag wurde 3717 mal gelesen" -- Traurig! Das sind die schlechten Seiten des Internets, solcher Blödsinn aus dritter, vierter oder fünfter Hand wird dann immer weiterverbreitet. Ich habe schon etlicher Veganer gegen Singer schimpfen gehört, die nicht einmal Ansatzweise(!) Singers Sicht widergeben konnten! Viele haben auf diesen schrecklichen Link verwiesen... Hier die Richtigstellung (von jemandem, der Singers Bücher gelesen hat, was beim Autor dieses Beitrags wohl nicht der Fall ist):

"Peter Singer wird in etlichen Artikeln, Webseiten und Büchern über Veganismus und Tierrechte (naja, meist Tierschutz und "Tierethik") als "Begründer der Tierrechte" und dgl. bezeichnet und immer wieder zu diesen Themen interviewt. Da er allerdings kein "Tierrechtsphilosoph" ist, sondern eben speziesistischer Tierschützer und Unveganer, richtet das immensen Schaden an."

Singer IST ein Gründer der Tierrechtsbewegung, für ihn sind Rechte einfach nicht 'absolut geltend' wie bei Deontologen, trotzdem setzt er sich für Tierrechte ein. Kürzlich wurde er von der Giordano Bruno Stiftung mit dem Ethikpreis für sein Engagement bezüglich 'Grundrechte für Menschenaffen' geehrt, es ist also absurd zu behaupten, dass er sich nicht für Tierrechte einsetzen würde. "Unveganer -- ja, Singer macht Ausnahmen, wenn er sich bei Gästen aufhält. Er rechtfertigt dies, indem er sagt, dass 'auf Extremismus beharren' kontraproduktiv wäre, und er so weniger Leute überzeugen könnte. Hat er Recht? Ich weiss nicht, ich finde es etwas zweifelhaft, aber ihn deshalb als 'Unveganer' zu bezeichnen, auf eine Art, die vermuten lässt, dass damit etwas ganz ganz Böses gemeint ist, ist vollkommen irreführend. Grössenteils lebt Singer nämlich vegan, und er hat sich in seinem Lebenswerk wie nur wenige andere Philosophen für nichtmenschliche Tiere eingesetzt!

Als gefragter Philosoph reist er an viele Kongresse, und manchmal ist es in gewissen Gegenden schwierig, schnell an veganes Essen zu kommen. Dann erlaubt er sich halt manchmal Freilandeier, wenn er in der Welt herumreist um die Leute zu überzeugen, ethischer zu handeln (so ein Bösewicht, oder, wer tun denn sowas?).

"speziesistischer" -- Frechheit! Sowas macht mich wütend, mehr dazu weiter unten.

"Er ist sich zumindest bewußt, daß er nie für Veganismus argumentiert hat - im Gegensatz zu Leuten, die sein Buch zitieren, ohne es gelesen zu haben:"

Komplette Fehlinterpretation, und das 'ohne es gelesen zu haben' ist offensichtlich voll von Ironie. Singer sagt nur, dass das Töten von Tieren nicht grundsätzlich falsch ist. Trotzdem kann man sich für den Veganismus aussprechen, wenn man ihn mit 'Leid verhindern' begründet, und dies hat Singer auch ganz klar und oft getan!

"Und nicht zuletzt rechtfertigt er billigsten Speziesismus mit absurden Argumenten:"

Der Autor dieses Beitrages weiss anscheinend nicht, was Speziesismus ist. Ist es speziesistisch von mir, wenn ich einem Bakterium keine Grundrechte gebe? Nein, das Bakterium ist zwar eine Spezies, trotzdem gibt es RELEVANTE KRITERIEN, die Menschen von Bakterien unterscheiden, z.B. die Empfindungsfähigkeit.

Unsere Gesellschaft erlaubt das Abtreiben von empfindungsfähigen Föten. Ob der Fötus, oder das Baby, innerhalb des Mutterleibes oder ausserhalb davon ist, hat keinen Einfluss auf den Bewusstseinszustand davon. Wenn man also konsequent ist, dürfte man auch nach der Geburt 'abtreiben', solange das Baby von den mentalen Fähigkeiten noch einem Fötus ähnelt. Singer hat jedoch eingesehen, dass dies a) missbraucht werden kann, und b) in der Gesellschaft bei vielen Leuten Wut und Unverständnis hervorrufen würde, deshalb hält er trotzdem fest, dass es Sinn macht, Menschen uneingeschränkt direkt nach der Geburt Rechte zu verleihen.
Aber eben, Singer macht den Unterschied zwischen 'Person' und nur empfindungsfähigen Wesen, und das scheint ja Sinn zu machen! Wenn ein Fötus im Mutterleib abgetrieben wird, ist das ja wohl weniger problematisch, als wenn jemand auf der Strasse einen erwachsenen Menschen erschiesst. Als Atheist solltest Du das sowieso einsehen, Bewusstsein entwickelt sich graduell, es macht nicht einfach *zack* und dann ist eine 'Seele' da.
Jedenfalls, Singer bringt das plausible Argument, dass die Fähigkeit der Selbsterkenntnis, dass man seine eigene Existenz von Vergangenheit bis in die Zukunft versteht, dass man Zukunftspläne und Wünsche hat, ethische Relevanz hat. Ist es wirklich gleich schlimm, wenn jemand eine Ziege tötet, als wenn jemand einen Menschen tötet? Singer scheint einen guten Punkt zu haben... Und weil er eben ein (für ihn?) relevantes Kriterium bringt, ist er sicherlich kein Speziesist! Ausserdem hat man zeigen können, dass Schimpansen und womöglich andere Menschenaffen 'Voraussicht' und Selbsterkenntnis besitzen. Und siehe da: Singer will ihnen Rechte geben. Das ist gut und vollkommen konsequent. Wer sagt, Singer sei ein Speziesist, ist entweder ein Idiot, oder jemand, der seine Werke nicht einmal annähernd gelesen hat, und sich nur auf irgendwelche Interviewpassagen ohne Kontext bezieht.

Und schlussendlich noch das absurdeste Beispiel:

[So Singer takes on Kant for arguing that "humans have an inherent dignity that makes them ends in themselves, whereas animals are mere means to our ends".

(So argumentiert Singer mit Kant, dass "Menschen eine inhärente Würde haben, die einen Selbstzweck darstellt, wogegen Tiere nur Mittel für unsere Bedürfnisse sind".)]

Das ist schlichtweg falsch übersetzt. Eigentlich hiesse es "Also widerspricht Singer Kant, welcher argumentiert, dass Menschen eine inhärente Würde haben, welche ihnen einen 'Selbstzweck' gibt, während dem Tiere nur Mittel zu unseren Zielen sind."

Also sagt Singer gerade das Gegenteil, im Gegensatz zu Kant ist er dafür, das Tierwohl auch zählt! So eine Sauerei, das ist doch Rufmord....

Nochmals '3717 mal gelesen', wie oft wurden diese Argumente weiterverbreitet, ohne dass man die Fakten überprüft hat? Einfach nur traurig sowas.

Zukunftsbewusstsein, Interessen

Autor: martin
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
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> > Weder Singer noch Salomon würden Menschen, die kein
> Zukunftsbewusstsein haben, ein elementares Lebensrecht
> absprechen.
>
> Aber ist der Grund dafür nicht ein indirekter? Z. B. das
> Verbot, einen schlafenden Menschen zu töten, ergibt sich
> daraus, dass andernfalls jeder Mensch im Prinzip ständig
> damit rechnen müsste, im Schlaf getötet zu werden - was ihn
> ja auch im Wachzustand belasten würde. Daneben können
> natürlich auch die Angehörigen ein Interesse daran haben,
> dass die Menschen nicht getötet werden.

Das erste würden sie, soweit ich weiß, nicht anführen, da beide sagen, 'normale' Menschen hätten ein Zukunftsbewusstsein; der Grund ist also, dass man ihre zukünftigen Wünsche und Pläne auch durch das unbewusste Töten (wie im Schlaf) frustieren würde.

Das zweite benutzt zumindest Singer, aber eher, um das Töten von Tieren zu rechtfertigen, als um gegen das von Menschen zu argumentieren. Er sagt, dass es Tieren egal wäre, wenn ein Mitglied ihrer Gruppe stirbt. Dem widersprechen jedoch inzwischen viele ethologische Beobachtungen. Auf der anderen Seite gibt es auch einige Menschen, auf die es nicht zu trifft. Deshalb ist das kein überzeugendes Argument.

> Insgesamt sehe ich, was dieses Problem angeht, einfach keinen
> Anthropozentrismus. Es wird versucht, die Rechte auf
> tatsächlich vorhandene Vermögen zurückzuführen.

Ja natürlich, aber der Maßstab dieser Vermögen, der zur Überprüfung angesetzt wird, ist der menschliche. Deshalb ist es anthropozentrisch.

In einem ähnlichen Zusammenhang gibt es eine Analogie (von wem, weiß ich nicht mehr, habe ich irgendwo bei Gary Steiner gelesen): Wenn z.B. ein Engländer untersuchen wollte, ob ein anderer Mensch - z.B. ein Chinese - Sprache beherrscht, und er ihn etwas reden lässt, kein Wort versteht (weil der Chinese nicht Englisch, sondern Mandarin spricht) und zur Schlussfolgerung kommt, dieser Mensch wäre nicht sprachfähig (da er kein Wort verstanden), wäre das absurd. Der Maßstab, um Fähigkeiten oder Eigenschaften zu messen oder zu bewerten, muss dem Individuum angemessen sein und nicht jemand anders.
Ethische Maßstäbe sollten das gleiche Kriterium erfüllen.

> Und während
> es für das Verbot, einem Lebewesen Schmerzen zuzufügen,
> ausreicht, dass das Lebewesen Schmerzen empfinden kann,
> braucht man für das Tötungsverbot eben mehr. Z. B. das
> "Zukunftsbewusstsein".

Das war an dieser Stelle etwas kurz formuliert. Etwas ausführlicher: Die Empfindungsfähigkeit ist ein hinreichendes (aber nicht notwendiges) Kriterium, um auf den Besitz eines Bewusstseins zu schließen (egal, wie rudimentär es ist). Lebewesen, die ein Bewusstsein haben, haben Interessen. Mit Bezug auf die Empfindungsfähigkeit u.a. das Interesse am Weiterleben, denn wenn sie empfindungsfähig sind, versuchen sie alles zu vermeiden, was ihnen schaden bzw. sie (potenziell) töten könnte. Man schadet ihnen deshalb, wenn man sie tötet, da man damit ihr Interesse verletzten würde. (Dieses Interesse ist nicht aktiv reflektiert, aber es ist durch die Eigenschaft des Überlebenswillens, der sich aus der Empfindungsfähigkeit ergibt, passiv vorhanden.)

Deshalb erfasst das Kriterium der Empfindungsfähigkeit auch menschliche Grenzfälle wie Säuglinge, geistig behinderte Menschen, Demente usw., mit denen alle anderen, tierrechtsgegnerischen philosophischen Ansätze Probleme haben (aber es erfasst nicht z.B. wenige Tage alte Embryonen).

> Daneben kann man gegen die Tötung von
> bestimmten Tieren aber auch einwänden, dass deren Angehörige
> durch den Verlust belastet werden. Man müsste das eben für
> jeden Einzelfall abwägen.

Halte ich wie gesagt für kein gutes Kriterium. Ein Säugling, der einfach irgendwo ausgesetzt wird (nicht etwa in einer Babyklappe abgegeben wird o.ä.), hat keinerlei Angehörigen, die von seinem Tod betroffen wären. Trotzdem hat er ein Interesse am Weiterleben.

Re: Michael Schmidt-Salomons Ansichten über TR

Autor: Dahumm
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
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> Weder Singer noch Salomon würden Menschen, die kein Zukunftsbewusstsein haben, ein elementares Lebensrecht absprechen.

Aber ist der Grund dafür nicht ein indirekter? Z. B. das Verbot, einen schlafenden Menschen zu töten, ergibt sich daraus, dass andernfalls jeder Mensch im Prinzip ständig damit rechnen müsste, im Schlaf getötet zu werden - was ihn ja auch im Wachzustand belasten würde. Daneben können natürlich auch die Angehörigen ein Interesse daran haben, dass die Menschen nicht getötet werden.

Insgesamt sehe ich, was dieses Problem angeht, einfach keinen Anthropozentrismus. Es wird versucht, die Rechte auf tatsächlich vorhandene Vermögen zurückzuführen. Und während es für das Verbot, einem Lebewesen Schmerzen zuzufügen, ausreicht, dass das Lebewesen Schmerzen empfinden kann, braucht man für das Tötungsverbot eben mehr. Z. B. das "Zukunftsbewusstsein". Daneben kann man gegen die Tötung von bestimmten Tieren aber auch einwänden, dass deren Angehörige durch den Verlust belastet werden. Man müsste das eben für jeden Einzelfall abwägen.

Theresa Bäuerlein: Fleisch essen, Tiere lieben

Autor: martin
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
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Antivegane Bücher haben zurzeit Konjunktur. Diese Entwicklung ist grundsätzlich positiv zu bewerten. Denn sie zeigt, dass dieses Thema eine solche Bedeutung erlangt hat, dass Gegenreaktionen nötig werden. Eine negative Seite hat es aber auch: Es ist frustrierend, diese Bücher zu lesen. Nicht weil, ihre Ansichten nicht mit den meinen übereinstimmen (das wusste ich bereits, bevor ich eines davon aufschlug), sondern weil die Argumentation unglaublich schlecht ist. So verhält es sich auch mit Fleisch essen, Tiere lieben von Theresa Bäuerlein.


Eine Frage der Naivität

Vor kurzem habe ich das Buch von Lierre Keith gelesen. Bäuerleins Buch zu lesen, hätte ich mir deshalb sparen können, denn argumentativ gibt es keine wesentlichen Unterschiede. Das könnte auch daran liegen, dass Bäuerlein sich – freundlich formuliert – recht stark an Keith anlehnt. Das spiegelt sich in etlichen direkten Zitaten (S. 14, 20, 28, 49, 72, 81, 107, 109, 112, 114, 124), von den zahlreichen Paraphrasierungen nicht zu reden. Ungefähr den gleichen Anteil an wörtlichen Übernahmen hat noch einmal Michael Pollan. Dabei stört mich weniger die Einfallslosigkeit, gut ein Drittel des Buches aus Zitaten und Paraphrasierungen von Keith und Pollan aufzubauen. Es ist mehr ein Hinweis darauf, dass hier fast nichts Neues zu finden ist. Daneben füllt sie einen nicht unwesentlichen Teil mit illustrierenden Zeitungszitaten und Erzählungen aus ihrem Privatleben. So überrascht es nicht, dass nicht viel übrig bleibt, wenn man das Buch auf die Argumente reduziert.

Eine Parallele zu Keith ist die gleiche Methode, mit der Bäuerlein versucht, Veganer als "naiv" darzustellen; dass sie keine Ahnung hätten "wie Lebensmittel produziert werden, welche Stoffe sie enthalten und wie sich das auf unsere Körper und den Planeten auswirkt" (15). Sie unterstellt, dass Veganer glaubten, "mit der Wahl des Tofuburgers sei der Weltrettung [!] Genüge getan" (15). Da fragt sich, wer hier naiv ist. Keith liefert für diese Behauptung angebliche Zitate von Veganern aus nicht genannten Internet-Foren. Bäuerlein kann das überbieten. Ihr "Nachweis" ist ein Gespräch auf einer Party mit einer (für den Leser) anonymen Person, die nicht einmal Veganer ist, sondern Omnivor. Der Punkt ist nicht, dass ich die Authentizität infrage stelle. Personen, auf die diese Unwissenheit zutrifft, gibt es sicherlich. Der Punkt ist die Lächerlichkeit, eine Verallgemeinerung ("Veganer wissen nichts darüber") auf dem Einzelfall eines Unveganers zu begründen.

Das gleiche an einer anderen Stelle: Mit Verweis auf Keith schreibt sie von einem "Veganer", der einen Zaun durch die Serengeti bauen würde, damit die Karnivoren nicht mehr die Herbivoren töten (107). Wie wir uns erinnern, hat Keith nirgendwo nachgewiesen, wer das wo geschrieben hat und ob der Veganer war. Aber Bäuerlein – genauso ungezwungen im Umgang mit Quellen – breitet diese selbstverständlich absurde Vorstellung weiter aus. Müsste ich anhand eines Beispiels erklären, was ein Strohmannargument ist, ich hätte eins.

Auch andere Parallelen sind frappierend. Keith wusste nicht so recht, worüber sie eigentlich schreibt, indem sie Veganer, Vegetarier, Makrobiotiker und weitere zusammenmischte. Bäuerlein hat ein ähnliches Problem mit Begriffen. Sie nennt Peter Singers Animal Liberation ein "Standardwerk für Tierrechtler", in dem er "Veganismus" vertreten würde (110). (Und ja, das sind wörtliche Zitate aus ihrem Buch.) Nun ist es nicht (nur) so, dass sie einfach keine Ahnung hätte, wie das schließlich oft vorkommt. Denn im gleichen [!] Kapitel ihres Buches zitiert sie Singer zwei weitere Male, wie er einmal Unveganismus rechtfertigt und einmal das Töten von Tieren zu Nahrungszwecken. Spätestens hier hätte sie merken müssen, dass an den vorherigen Aussagen etwas nicht stimmen kann. Dass sie das nicht tut, lässt daher vermuten, dass auch sie keine Ahnung hat, worüber sie schreibt. (Tatsächlich ist in Animal Liberation nirgendwo von Veganismus die Rede und von Tierrechten nur an der Stelle, an der Singer sagt, dass er sie ablehnt.[1])

Dass Vegetarismus außerdem nicht gesund ist, erklärt sie mit Berufung auf u.a. die Weston-Price-Stiftung (woher kennen wir das doch gleich?). Die Grundaussage lautet: Nicht Fette (ins. Cholesterin) machen dick, sondern letztendlich Kohlenhydrate. Die Verbindung zum Veganismus ist recht vage und wird auch nicht näher erläutert, denn wer Tierprodukte durch pflanzliche ersetzt, nimmt nur unwesentlich mehr Kohlenhydrate auf. Dabei erreichten nicht einmal Vegetarier die Höhe der Verzehrs-Empfehlungen für Kohlenhydrate. Veganer, die noch etwas mehr Kohlenhydrate aufnehmen, dürften somit im Optimum liegen.[2]

Nicht fehlen darf natürlich das Soja-Bashing. Eines von zwei Argumenten ist sogar neu. Zum einen (nicht neu) sei das meiste Soja gentechnisch verändert. Ja, und zwar das, was in der "Tierfutterindustrie" landet; aber nicht das für Soja-Nahrungsmittel, wie sie hier in Mitteleuropa konsumiert werden. Deren Bohnen stammen aus Österreich, Frankreich und den USA und die Hersteller, die viel in Bioläden absetzen, achten auf Gentechnikfreiheit. (Abgesehen davon, dass Bäuerlein hier kein konkretes Argument gegen Gentechnik anbringt, sondern nur ein diffuses "langfristige Folgen sind bisher unbekannt" (97).) Zum anderen (das ist neu) wären Hexan-Rückstände in manchen Soja-Produkten gefunden worden. In der "Studie", auf die verwiesen wird, werden auffälligerweise fast keine konkreten Werte genannt, an denen man überprüfen könnte, wie stark der Grenzwert überschritten wurde. Auch das bleibt also sehr vage. Zudem bezieht sie sich nur auf US-amerikanische Produkte und Bäuerlein bemüht sich nicht plausibel zu machen, inwiefern das auch auf europäische Produkte zutreffe.


Tierausbeutung als "gegenseitiger Vorteil"

Der interessanteste Teil ist (oder: wäre), wie sie die grundlegende Frage, auf die die anderen Fragen erst aufbauen, beantwortet: Darf man Tiere für Nahrungszwecke töten, obwohl es Alternativen gibt? Wie eine Einleitung dazu liest sich die Feststellung, dass es keine Ernährungsweise gibt, die "niemandem schadet, ja, die den Tod völlig ausklammert […]. Dies gilt selbst für eine vegane Ernährungsweise" (29). So weit so richtig und nun wartet man auf das dazugehörige Argument, denn dieser Gemeinplatz wird es wohl noch nicht gewesen sein. Und man wartet und wartet. Aber es kommt nichts. Das Kapitel endet mit der Feststellung, dass auch das "Veganertum" (31) nicht "nachhaltig" sei. Die ethische Argumentation, auf die man gerne eine Antwort erhalten hätte, hat sie hier mal eben übersprungen.

Das Warten geht lange Zeit weiter. Im Kapitel neun ändert sich das noch nicht. Das ganze Kapitel ist gegen den Vegetarismus gerichtet, weil die ethischen Unterschiede zwischen der Erzeugung von Fleisch und von anderen Tierprodukten wie Tiermilch und Eier minimal sind. Damit hat sie wiederum recht, doch beweist das nur, dass ethisch motivierte Vegetarier Veganer werden müssten. Und so wartet man auch nach diesem Kapitel immer noch auf die ethischen Argumente gegen Veganismus.

Viele Kapitel später kommt die Autorin doch noch darauf zurück. Sie beginnt mit einem Argument, das die philosophische Diskussion nicht einmal mit Fingerspitzen anfasst, das unter populären (um nicht zu sagen: populistischen) Autoren jedoch langsam aber deutlich zum Klassiker wird: Die Tiere wollen in Wirklichkeit ausgebeutet und getötet werden, denn das ist alles nur Teil einer Art Symbiose. "Menschliche Sklaven haben sich ihre Herren niemals ausgesucht. Tiere aber haben im Prozess der Domestizierung wahrscheinlich genau das getan." (108) Das Verb "aussuchen" verbinden die meisten Menschen mit einer gewissen Freiwilligkeit, aber das muss wohl falsch sein. Denn komischerweise braucht man Zäune und Mauern, um die Tiere, die sich das "ausgesucht" haben, einzusperren; und komischerweise braucht man Elektrozangen, Gaskammern und Bolzenschussgeräte, um sie daran zu erinnern, doch bitte ihren Teil des "gegenseitigen Vorteils" einzulösen. Denn trotz dieser großartigen Symbiose, haben sie irgendwie etwas dagegen, "uns mit Fleisch zu versorgen" (110).


Die Kunst zu Düngen

Auch in Sachen Ökologie findet sich das gleiche wie bei Keith. In Ermangelung an Argumenten muss Bäuerlein jedoch des Öfteren zu (vermeintlich) wirksamen Formulierungen greifen. So sei die Tatsache, dass die Tierindustrie 18% der weltweiten Treibhausgase verursache, "aus dem Zusammenhang gerissen" (14; ebenso im "Welt"-Interview, 02.05.2011), da dies nur dadurch zustände käme, dass Rinder mit Getreide ernährt werden nicht mit Gras. Der geneigte Leser fragt sich, aus welchem Zusammenhang das nun gerissen sein soll. Rinder werden mit Getreide ernährt, also sind die 18% in diesem Zusammenhang völlig korrekt. Es ist für die Tierausbeutungsindustrie auch notwendig, Getreide und anderes "Kraftfutter" zu geben, weil mit einer Grasernährung allein die "Leistungen" bei der Mast und der Eier- und Milchproduktion einbrechen würden.

Auch Bäuerlein lässt sich wie Keith ausführlich darüber aus, dass die Herstellung von Stickstoffdünger mit Hilfe von Erdöl und andere Praktiken der Landwirtschaft umweltschädigend sind. Auch sie vergisst (an der betreffenden Stelle) zu erwähnen, dass die extrem hohen Ernten notwendig sind, um Nahrung für die sog. Nutztiere zu beschaffen, das Problem also die Unveganer sind, nicht die Veganer. Sie behauptet, Kunstdünger würde Umweltverschmutzung verursachen, weil der Überschuss ins Grundwasser, in Flüsse und Seen gespült würde (48). Eigenartigerweise ist das nur von Tierdünger bekannt. Denn die ständig anfallenden Exkremente der sog. Nutztiere (d.i. der Tierdünger) muss auf den Feldern entsorgt werden, während Kunstdünger genau dosiert werden kann und kein Landwirt einen "Überschuss" an (eingekauftem, nicht irgendwie anfallendem) Kunstdünger hat, den er loswerden müsste. Da wundert es auch nicht, dass ihre Quelle für diese Aussage ein Blog-Beitrag ist (in dem auch keine weitere Quelle zu finden wäre). Behauptung stützt sich auf Behauptung, aber Hauptsache, es ist eine Fußnote vorhanden. (Sicherlich ist rein theoretisch auch eine Überdüngung mit Kunstdünger möglich. Das wäre aber Folge falscher Anwendung und keine des Düngers selbst.)

Mit der Ablehnung von Kunstdünger und unter völligem Ignorieren nicht-tierlicher organischer (und anderer) Düngemethoden, die ebenfalls wie bei Keith nicht einmal der Erwähnung geschweige denn Widerlegung wert sind, kommt sie zum Schluss, dass nur Tierausbeutung "nachhaltige" Landwirtschaft garantiere. Ich verweise zu diesen Aspekten auf die andere Rezension.


Nachhaltig tot

Kehren wir noch einmal zu ihrem Hauptargument zurück. Im FAZ-Interview (18.05.2011) umreißt sie es wie folgt:
Zitat: Das Argument "meat is murder" ist damit zu entkräften, dass man sagen kann, dass jede Ernährungsweise den Tod von Lebewesen beinhaltet. Das lässt sich nicht vermeiden. Die entscheidende Frage ist nicht, ob man nur Pflanzen isst oder auch mal Tierprodukte. Die wichtige Frage lautet: Was schadet weniger? Wenn Lebensmittel nachhaltig produziert werden, ist es für die Umwelt beinahe egal, ob ich Fleisch oder Pflanzen esse. Sowohl pflanzliche als auch tierische Produkte können schaden. Es kommt auf den Zusammenhang an, in dem sie hergestellt werden.

Bis "Was schadet weniger?" ist es richtig. Nur macht sie dann den Sprung zur Umwelt, was das vorhergehende einschränkt auf: Was schadet der Umwelt weniger? Die richtige Frage ist jedoch: Was schadet nach allgemeinen ethischen Maßstäben weniger?

Die argumentative Basis ist, dass "Nachhaltigkeit" wichtiger sei als das Leben von Tieren. So kann man einfach argumentieren, dass Tierausbeutung in Regionen, wo Pflanzenanbau kaum möglich ist, ökologisch besser ist (oder zumindest sein könnte). Die Frage, die sie nicht klärt, ist jedoch, ob diese Argumentationsbasis berechtigt ist. Ist Umweltschutz wichtiger als das Wohl von (empfindungsfähigen) Individuen?

Grundsätzlich nein und das ist gut so. "Die Natur" ist kein empfindungsfähiges Wesen, sondern besteht zum größten Teil aus anorganischer Materie und zum zweitgrößten aus (immer noch nicht-empfindungsfähigen) Pflanzen oder Bakterien, Mikroben usw. Erst an dritter Stelle kommen empfindungsfähige menschliche und nichtmenschliche Tiere. Und nur wegen dieser gibt es überhaupt den Umstand, dass die Zerstörung der ersten beiden Gruppen ethische Relevanz besitzen kann. Es bleibt die Unterordnung: Empfindungsfähige Lebewesen sind wichtiger als nicht-empfindungsfähige Lebewesen oder bloße Materie. Auch bei umweltbewussten (oder umweltschützerischen) Menschen gilt das. Niemand, der ernst genommen werden will, würde von Krankenwagen fordern, langsam zu fahren, um nicht vermehrt Treibstoff zu verbrauchen. Oder würde es ablehnen, Schwerverletzte mit Hubschrauber oder Flugzeug zu transportieren, statt mit sparsameren (aber eben langsameren) Verkehrsmitteln. Und hier geht es nur um Verletzung. Wenn es wie beim eigentlichen Thema darum geht, Individuen aus Umweltgründen zu töten, entspricht das argumentativ (zum Glück) weitgehend akzeptierten ethischen Standards nicht.


Fazit: Wenig originell, wenig originär und argumentativ oberflächlich. Auch dieses Buch hat nur eine kleine Zielgruppe: die speziesistischen Umweltschützer. Der Normalverbraucher, der hier eine Argumentationsgrundlage gegen Veganismus erhoffte, wird spätestens dann das Gesicht verziehen, wenn ihm klar wird, dass Bäuerleins Konzept nur mit einer starken Einschränkung des Tierproduktkonsums funktioniert. Und der kritische Tierrechtler wird sich schlicht langweilen.


Theresa Bäuerlein: Fleisch essen, Tiere lieben, Ludwig-Verlag 2011, 160 Seiten, 13 Euro.



______

[1] Dt. Ausgabe (2. Aufl., Reinbek 1996), S. 37; neuste englische Ausgabe (3. Aufl., New York 2009), S. 8.
[2] Leitzmann/Keller: Vegetarische Ernährung, 2. Aufl., Stuttgart 2010, S. 189.

Re: Michael Schmidt-Salomons Ansichten über TR

Autor: martin
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
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Sehr überzeugend finde ich seine Argumentation immer noch nicht.

> Michael Schmidt-Salomon Peter Singer ist persönlich nicht nur
> Vegetarier, sondern Veganer.

Nein, Singer ist Vegetarier, was sich auch völlig logisch aus seiner tierethischen Position ableitet.

> auf die Forschung ethische Güterabwägungen vor (die andere
> gerne übergehen - obwohl sie die Früchte dieser Forschung in
> Form von Medikamenten sehr wohl in Anspruch nehmen!)

Hatten wir hier im Forum ja schon einige Male: Was nicht vermeidbar ist (da alle Medikamente getestet werden, ist es nicht vermeidbar, tierversuchsgetestete Medikamente zu konsumieren), kann man anderen nicht ohne weiteres vorwerfen. So ziemlich die gesamte Menschheit baut in irgendeiner Form auf materiellen und geistigen Gütern auf, die direkt oder indirekt auf Sklaverei zurückgehen. Trotzdem heißt das nicht, dass z.B. Menschen im Süden der USA, wo viele Straßen ursprünglich von Sklaven gebaut wurden, keine Sklavereigegner sein können oder dürfen, nur weil sie diese Straßen nutzen.

> Aber: Peter Singer deshalb gleich abzusprechen, Tierrechtler
> zu sein (von ihm hat ja auch Francione - bei aller Differenz
> - Wesentliches übernommen!), geht echt zu weit! (Wo wäre die
> Tierrechtsbewegung denn ohne Singers "Animal Liberation"?)

Fragt sich: welche Tierrechtsbewegung? Aber auch sonst ist es ein eher schwaches Argument, da Singer Tierrechte in "Animal Liberation" ablehnt und man eine positive Wirkung (falls vorhanden) durch diese Fehlinterpretation wohl kaum ihm zuschreiben kann.

> Ist es Mord, wenn du
> deinen Hund von Würmern befreist?

Das ist das denkbar schlechteste Beispiel. Hätte er lieber das genommen, dass man beim Laufen auch Insekten tötet. Da müsste man noch differenzierter argumentieren, aber Parasiten zu töten ist schlicht und eindeutig Notwehr.

> Das wirst du hoffentlich
> nicht so sehen, was zeigt, dass auch du Differenzierungen
> zwischen verschiedenen Lebensformen vornimmst.

Auch Tierrechtsphilosophen wie Francione nehmen Differenzierungen vor. Der Unterschied zu Singer und Salomon ist nur, dass sie es nicht auf anthropozentrischer Grundlage tun. Letztere differenzieren danach, wie ähnlich ein Tier dem Menschen ist; in diesem Fall, ob es ein Zukunftsbewusstsein hat:

> Das Töten von Menschenaffen ist ein noch größeres
> ethisches Übel als das Töten von Ziegen. Schmerzen empfinden
> natürlich beide, aber: Menschenaffen haben im Unterschied zu
> Ziegen ein Bewusstsein ihrer selbst, können die Zukunft
> antizipieren, weshalb für sie lebensbedrohliche Situationen
> eine zusätzliche emotionale Dimension besitzen, die Ziegen
> nicht kennen.

Weder Singer noch Salomon würden Menschen, die kein Zukunftsbewusstsein haben, ein elementares Lebensrecht absprechen. Was übrig bleibt, ist die Empfindungsfähigkeit und die ist bei Menschen, Affen und Ziegen im Grundlegenden gleich. Alle drei wollen nicht getötet werden, alle drei sollten nicht dürfen werden (wenn es keine Notwehr oder berechtigte Euthanasie ist).

Singers Position zu Behinderten

Autor: martin
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
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Was hat das mit dem Thema dieses Thread zu tun? (Außer, dass es sich um die gleiche Person handelt, was allerdings etwas wenig ist.) Es dient einer Diskussion nicht, Texte in voller Länge zu zitieren und nichts dazu zu sagen. Insbesondere, wenn der Zusammenhang zur Diskussion nicht ersichtlich ist.

Das einzig, halbwegs relevante, was ich hier herauslesen kann, ist, dass auch Schmidt-Salomon nicht immer ordentlich recherchiert. Sonst hätte er nicht gesagt, Singer ernähre sich "seit Jahrzehnten [..] vegan". Singers letzte Aussage, dass er sich nicht vegan ernährt, stammt von 2006 (siehe Ausgangsbeitrag) und es ist nicht wahrscheinlich, dass sich dies grundlegend geändert hätte.

Re: Michael Schmidt-Salomons Ansichten über TR

Autor: Krümel
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
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Urs schrieb:
>
> Ich denke, es liegt zum grossen Teil auch daran, dass MSS die
> falsche Literatur zur Berücksichtigung nichtmenschlicher
> Interessen liest. Auch in seinen Buchempfehlungen auf der HP
> seines neuen Buches "Leibniz war kein Butterkeks" finden sich
> in Bezug auf Tierethik nur die Sachen von Singer und auch
> (noch wesentlich schlimmer) Hoerster. Es wäre an der Zeit,
> dass man ihm etwas von einem Vertreter von TierRECHTEN
> nahelegt. Francione, Rowlands oder das Buch, der Rezension
> Martins folgend, von Johann S. Ach zum Beispiel.

Zumindest von Francione scheint er Informationen bezogen zu haben...

Zitat:
Michael Schmidt-Salomon Peter Singer ist persönlich nicht nur Vegetarier, sondern Veganer. Aber es stimmt, dass er (bei einigen Tieren) nicht im Töten das ethische Übel sieht, sondern in den Haltungsbedingungen. Auch nimmt er in Bezug auf die Forschung ethische Güterabwägungen vor (die andere gerne übergehen - obwohl sie die Früchte dieser Forschung in Form von Medikamenten sehr wohl in Anspruch nehmen!) Ich persönlich halte Singers Position insgesamt für besser begründet und auch für differenzierter als die Position von Francione (kann aber hier nicht auf Einzelheiten eingehen). Natürlich kann man in diesem Punkt anderer Meinung sein. Aber: Peter Singer deshalb gleich abzusprechen, Tierrechtler zu sein (von ihm hat ja auch Francione - bei aller Differenz - Wesentliches übernommen!), geht echt zu weit! (Wo wäre die Tierrechtsbewegung denn ohne Singers "Animal Liberation"?)
vor 15 Minuten


Zitat:
Michael Schmidt-Salomon Hallo Detlev: Ist es Mord, wenn du deinen Hund von Würmern befreist? Das wirst du hoffentlich nicht so sehen, was zeigt, dass auch du Differenzierungen zwischen verschiedenen Lebensformen vornimmst. In diesem Sinne würde ich Jane Goodall, die in vielen Punkten ganz andere Positionen vertritt als Singer oder wir, auch verstehen: Das Töten von Menschenaffen ist ein noch größeres ethisches Übel als das Töten von Ziegen. Schmerzen empfinden natürlich beide, aber: Menschenaffen haben im Unterschied zu Ziegen ein Bewusstsein ihrer selbst, können die Zukunft antizipieren, weshalb für sie lebensbedrohliche Situationen eine zusätzliche emotionale Dimension besitzen, die Ziegen nicht kennen. Ich weiß: Francione differenziert so nicht - aber gerade darin liegt m.E. sein größter theoretischer Fehler...
vor 9 Minuten


Von seiner Facebookpinnwand.

Re: Peter Singer, Speziesist und Unveganer

Autor: Veit Dorian
Datum:
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[fehlerhafte Formatierung korrigiert, Quelle ergänzt - Moderator]

Zitat: Zur Debatte um Peter Singer

Stellungnahme von Michael Schmidt-Salomon (26.05.2011)

Dass der Philosoph Peter Singer in Deutschland mit dem „Ethik-Preis der Giordano-Bruno-Stiftung“ ausgezeichnet werden soll, quittierten einige Menschen mit Unverständnis oder gar Empörung. Hat Peter Singer nicht dazu aufgerufen, behinderte Kinder zu töten? Oder war dies bloß ein schlimmes Missverständnis? Michael Schmidt-Salomon versucht, Licht ins Dunkel der Debatte zu bringen.

Die Vergabe des Ethik-Preises der Giordano-Bruno-Stiftung an die Initiatoren des „Great Ape Project“, Paola Cavalieri und Peter Singer, hat leider zu Missverständnissen geführt, die ich als Vorstandsprecher der Stiftung gerne aus dem Weg räumen würde.

1. Wir zeichnen Peter Singer für seine herausragenden Leistungen als Tierrechtler aus – insbesondere für die Initiierung des Great Ape Project (gemeinsam mit Paola Cavalieri). Begleitend zur Preisverleihung haben wir eine Broschüre verfasst, die noch einmal begründet, warum den Großen Menschenaffen gewisse Grundrechte eingeräumt werden sollten.

2. Dass Peter Singer in seinen Schriften unter anderem auch für Sterbehilfe votiert hat, betrifft unsere Preisverleihung nicht direkt, jedoch würden wir als humanistische Stiftung niemals einen Mann auszuzeichnen, der auch nur im Entferntesten „Hetze gegen Behinderte“ betreibt. Ich gebe zu: Ausgelöst durch die Debatte der 1990er Jahre hegte auch ich damals gegen Peter Singer einen solchen Verdacht. Dann aber las ich seine Bücher und erkannte, dass die damaligen Diskussionen auf Missverständnissen, Fehlinterpretationen und (auch das kam vor!) böswilligen Unterstellungen beruhten. Ich kann nur jedem empfehlen, vermeintliche „Zitate“, die aus Singers Büchern stammen sollen, kritisch zu überprüfen – und auch gedruckte Interviews äußerst skeptisch zu betrachten.

Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie solche Interviews häufig zustande kommen: Selbst wenn man das Interview redigiert und autorisiert hat, erlebt man am Schluss oft böse Überraschungen. Allzu häufig werden wichtige Passagen – vermeintlich oder tatsächlich aus Platzgründen – herausgestrichen, so dass man seine eigenen Aussagen kaum noch wiedererkennt. Bedenken sollte man in diesem Zusammenhang auch, dass Deutsch für Peter Singer eine Fremdsprache ist, was die Angelegenheit noch einmal problematischer macht. Fakt ist: Würde ich von Peter Singer nur dieses eine, immer wieder zitierte Spiegel-Interview aus dem Jahre 2001 kennen, hätte ich ganz bestimmt nicht zugestimmt, ihn mit einem Ethik-Preis auszuzeichnen. Allerdings gibt dieses Interview Singers Positionen streckenweise nur sehr verzerrt wieder – während der Anfang des Interviews in Ordnung ist, ist der Schluss geradezu ein Musterbeispiel für schlechten bzw. politisch manipulativen Journalismus.

Was sagt Peter Singer wirklich?

Wenn das Spiegel-Interview nicht repräsentativ ist, welche Positionen vertritt Peter Singer denn tatsächlich in Bezug auf den gesellschaftlichen Status behinderter Menschen? In dem maßgeblichen Buch zu dieser Thematik „Muss dieses Kind am Leben bleiben? – Das Problem schwerstgeschädigter Neugeborener“ (Helga Kuhse/Peter Singer, Harald Fischer Verlag 1993) heißt es dazu: „Wir meinen (…), dass die reichen Nationen sehr viel mehr tun sollten, um behinderten Menschen ein erfülltes, lebenswertes Leben zu ermöglichen und sie in die Lage zu versetzen, das ihnen innewohnende Potential wirklich auszuschöpfen. Wir sollten alles tun, um die oft beklagenswert schlechte institutionelle Betreuung zu verbessern und die Dienstleistungen bereitzustellen, die behinderten Menschen ein Leben außerhalb von Institutionen und innerhalb der Gemeinschaft ermöglichen“ (S.26). Schreibt so ein Mann, der „gegen Behinderte hetzt“?!

Es stimmt, dass Peter Singer in den 1980er Jahren – im Rekurs auf frühere Modelle in verschiedenen Kulturen – vorschlug, Säuglinge bis 28 Tage nach der Geburt nicht als volle Rechtspersonen zu behandeln. Unter bestimmten Bedingungen wäre es somit Eltern möglich, schwerstgeschädigte Neugeborene zu töten, ohne deshalb angeklagt zu werden. Philosophisch begründet wurde dieser Vorschlag mit der unbestreitbaren Tatsache, dass Säuglinge in diesem Alter (ob behindert oder nichtbehindert!) noch keine „Personen im empirischen Sinn“ sind, da sie noch nicht über ein Bewusstsein ihrer selbst verfügen, die Zukunft noch nicht antizipieren können etc. Spätestens 1993 (siehe die deutsche Ausgabe von „Muss dieses Kind am Leben bleiben?“) revidierte Singer jedoch diesen Vorschlag (mit dem er unerträgliches Leid durch das langsame Sterbelassen schwerstgeschädigter Neugeborener im Zeitalter der Gerätemedizin mindern wollte!). Er schloss sich der Argumentation Norbert Hoersters an, der dargelegt hatte, dass nur die Geburt „als Grenze sichtbar und selbstverständlich genug“ sei, „um ein sozial anerkanntes Lebensrecht zu markieren“ (S.251). Singer bestätigte, dass es problematisch ist, den rechtlichen Status eines Menschen vom Alter abhängig zu machen. Denn: Würde die Vorstellung in das öffentliche Denken eingehen, „dass ein Kind mit dem Augenblick der Geburt nicht zugleich auch ein Lebensrecht besitzt, sinke möglicherweise die Achtung vor kindlichem Leben im allgemeinen“(S.251f.)

Singers Philosophie ist nicht „behindertenfeindlich“, sondern „behindertenfreundlich“

Angesichts „des Leids, das der Status quo für die schwergeschädigten und kranken Kinder und ihre Familien bedeutet“, stellten Kuhse/Singer, wie zuvor schon Hoerster, zwei Forderungen auf: a) „Eltern eines schwerstgeschädigten Kindes [müssen] zu jedem Zeitpunkt und unabhängig vom Alter des Kindes die Möglichkeit haben, das Kind ohne eigene Kosten in einer staatlichen Institution unterzubringen (Wir gehen natürlich davon aus, dass diese Institutionen über genügend Mittel verfügen, um einen hohen Betreuungsstandard zu garantieren.)“
b) „Aktive und passive Euthanasie sollte immer dann erlaubt sein, wenn jemand unter einer unheilbaren Krankheit so sehr leidet, dass ein Weiterleben nicht in seinem oder ihrem Interesse ist. (…) Die erste Bedingung befreit die Familie von der Belastung, ein schwerstbehindertes Kind aufziehen zu müssen – wenn sie denn davon befreit werden will. Die zweite Bedingung stellt sicher, dass ein Kind dasselbe Lebensrecht besitzt wie wir alle, aber nicht, wie zur Zeit noch, gezwungen werden kann, ein elendes Leben weiterzuleben“ (S.252).

Man könnte diese Position etwa auf den folgenden Nenner bringen: 1. Jeder Mensch hat ab der Geburt ein Lebensrecht, aber keine Lebenspflicht. (Manchmal ist das Leben leider mit solchen Qualen verbunden, dass es unethisch wäre, es unbedingt aufrechterhalten zu wollen.) 2. Kranke und Behinderte sollten mit allen Mitteln gefördert werden – Krankheit und Behinderung jedoch nicht! Ich halte diese Differenzierung nicht für „behindertenfeindlich“, sondern, ganz im Gegenteil, für „behindertenfreundlich“. Dies sage ich nicht nur als philosophischer Theoretiker, sondern auch ganz bewusst vor dem Hintergrund meiner eigenen praktischen Erfahrungen: Vor einigen Jahren arbeitete ich sehr intensiv mit einem „Förderverein für Familien mit chronisch kranken und schwerstbehinderten Kindern“ zusammen. Daher weiß ich, wie groß die Belastung dieser Familien ist. Die Gesellschaft lässt sie allzu häufig im Stich – ein Status quo, der auf keinen Fall hingenommen werden darf, worauf Peter Singer völlig zu Recht hingewiesen hat. (Auch wenn es exotisch klingen mag: Die Behindertenverbände wären m.E. gut beraten, Singer nicht als „Gegner“ wahrzunehmen, sondern vielmehr als „potentiellen Verbündeten“ im Kampf für menschenwürdigere Lebensverhältnisse.)

„Einer der klarsten und mitfühlendsten Denker unserer Zeit“

Um dem Philosophen und Menschen Peter Singer gerecht zu werden, sollte man seine Aussagen zur Sterbehilfe im Kontext seiner sonstigen Veröffentlichungen sehen. Lesen Sie beispielsweise sein Buch „Leben retten“ (erschienen 2010 im Arche Literatur Verlag), in dem er nach Wegen sucht, die absolute Armut zu beseitigen, oder „Wie sollen wir leben?“, ein Buch, das ethische Alternativen zum „Egoismus unserer Zeit“ aufzeigt (1999 bei dtv erschienen). Denjenigen, die ernsthaft glauben, einen linksliberalen, jüdischen Gelehrten (der drei seiner Großeltern in deutschen Konzentrationslagern verlor!) durch Nazivergleiche diskreditieren zu müssen, empfehle ich dringend Singers Buch „Mein Großvater. Die Tragödie der Juden von Wien“ (2003 im Europa Verlag erschienen). In diesem Zusammenhang frage ich mich mittlerweile ernsthaft: Worauf ist es eigentlich zurückzuführen, dass Peter Singer ausgerechnet hier in Deutschland so scharf angegriffen wurde und wird? Liegt es wirklich daran, dass wir aus den Gräueln des Nationalsozialismus mehr gelernt haben als der Rest der Welt – oder ist es vielleicht so, dass gerade wir in entscheidenden Punkten noch immer viel zu wenig daraus gelernt haben?

Als jemand, der von Berufswegen sämtliche Bücher Singers gelesen hat, bleibe ich bei dem Statement, das ich in der gbs-Pressemitteilung vom 13.5.2011 abgegeben habe: Ich halte Peter Singer für einen „klarsten und zugleich mitfühlendsten Denker unserer Zeit“ (auch wenn ich nicht mit allen seinen Positionen übereinstimme). Seine Achtung vor dem Leben geht soweit, dass er sich seit Jahrzehnten schon vegan ernährt und einen Großteil seines Einkommens für wohltätige Zwecke spendet. Glauben Sie wirklich, dass ein solcher Mann, „Hetze gegen Behinderte“ betreibt? Glauben Sie wirklich, dass es in irgendeiner Weise gerechtfertigt sein könnte, ihn mit Faschisten auf eine Stufe zu stellen?

Der beste Weg, solche Vorurteile zu überprüfen, ist die Lektüre von Singers Büchern. Wem dies zu mühsam ist, dem seien (zumindest!) die folgenden Video-Dokumentationen ans Herz gelegt:

ABC-Sendung “Talking Heads” mit Peter Singer (2007, 3 YouTube-Videos):
http://www.youtube.com/watch?v=-lu9sc4FWLw
http://www.youtube.com/watch?v=7vu9W2a7CZ8
http://www.youtube.com/watch?v=roHsBMYc48M
A Good Life: According to Peter Singer (2009, 3 YouTube-Videos):
http://www.youtube.com/watch?v=wx-lW9Nv1js
http://www.youtube.com/watch?v=B1K-XVmmuUo
http://www.youtube.com/watch?v=XuS7ZQ5k7YU

[Quelle: http://hpd.de/node/11627]

Singer, Interessengleichheit u.a.

Autor: martin
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
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> das ging bei mir dann vom einen auf den anderen Tag,

Das darfst du aber nicht zu laut sagen. Sonst wirst du von Kaplanisten und anderen Reformisten darüber belehrt, dass du nicht existierst. (Um Missverständnisse zu vermeiden: Das war Ironie.)

> zu erwähnen, dass mein Anspruch an mich als vegan lebendes
> Individuum sich vermutlich mit dem euren an euch deckt,

Wobei es eigentlich nicht "unser" Anspruch ist, sondern die auf Donald Watson zurückgehende Definition.

> Also, ich hab' Singers "Praktische Ethik" als einziges Werk
> von ihm und übrigens auch als so ziemlich einziges Werk der
> Tierrechtsszene

Um Tierrechte geht es dort, wie auch sonst bei Singer, nicht. Eher um Tierschutz.

> und ja, auch wenn ich gerade bei Singers
> Interview-Kommentaren reichlich geschockt bin, über so viel
> inkonsequenz, neuerdings(?!),

Inkonsequent ist er nicht und auch nicht neuerdings. Seine utilitaristische "Tiere haben kein Lebensinteresse"-Position hat er von Anfang an (also seit Anfang der 1970er) vertreten und nie wesentlich geändert. Insofern ist er recht konsequent, nur ist er kein Tierrechtler und kein Veganer, wie immer wieder behauptet wird.

> Aber ein großer Punkt den das Buch
> für mich geleistet hat, und auf den ich momentan den größten
> Teil meiner Ethischen Ideologie aufbaue ist die Idee der
> "Interessengleichheit".

Ein sinnvolles Prinzip, dass er allerdings weder erfunden noch gepachtet hat. Sich darauf zu beziehen geht auch ohne Singer.

> Sprich: Ich glaube nicht, dass es irgendein Recht für
> irgendjemanden, beispielsweise auf "Leben" gibt, aber jedes
> Wesen, dass dieses "Interesse teilt" (was natürlich überaus
> abstrakt anmutet) hat das gleiche Recht wie jedes andere
> Individuum auch,

In dem ersten Satzteil scheint etwas zu fehlen. Du meinst wohl, es gibt kein gott- oder naturgegebenes Recht. Das ja, aber wenn ein Lebewesen ein Interesse hat, sollte es dann wiederum auch ein Recht darauf bekommen.

> So, und nun kommt noch die (in euren Ohren vermutlich
> speziezistische) Überlegung dazu, dass Individuen abhängig
> von ihrem Bewusstsein, vor allen Dingen, unterschiedliche
> Interessen haben, und man diese von Individuum zu Individuum
> anders gewichten muss,

Warum sollte das speziesistisch sein? Diese Position ist eigentlich Standard unter Tierrechtlern. So würde niemand ein Wahlrecht für nichtmenschliche Tiere fordern, weil sie eben kein Interesse an Politikpartizipation haben. Gleiheit heißt sowohl gleiches gleich zu behandeln (z.B. Lebensinteresse) als auch ungleich ungleich (z.B. Wahlrecht).

> Anwendung findet meine ich vor allem Fälle wie:
> Abtreiben muss prinzipiell erlaubt sein.

Nunja, dass Abtreibung nicht grundsätzlich verboten werden sollte, meinen alle vernünftigen Menschen (ein paar Theisten ausgenommen). Die Frage ist jedoch, bis zu welchem Alter des Fötus es erlaubt sein soll. Hier gehen die Meinungen auseinander.

> Ich würde, gäbe es garkeine andere Möglichkeit der Ernährung
> (sehr unwahrscheinlicher Fall), jagen gehen.

Was hat das mit der Interessengleichheit zu tun?

> Es ist keine unheimliche Tragödie, wenn ich versehentlich mit
> meinem Fahrrad auf dem Weg irgendwohin nach einen Regen, mal
> einen Regenwurm oder eine Schnecke überfahre.

Genauso wenig, wenn du einen erwachsenen Menschen überfährst. Der Grund ist allerdings nicht unterschiedliches Interesse, sondern dass beides ein Unfall ist.

> der das gern kommentieren möchte, falls nicht, würde ich euch
> zumindest darum bitten mir, Bücher/AutorInnen zu nennen, die
> eine glaubwürdige Ethik vertreten und meinem grob skizierten
> Modell überlegen sind, in euren Augen.

Sieh dich hier mal um, aber lies vorher die Texte zu den Büchern, da nicht alle Empfehlungen sind und auch die Empfehlungen kritisch betrachtet werden dürfen und sollen.

Re: Singer: ''Wir sollten Fische human töten.''

Autor: Paul Philipp Wellmann
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
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Grüßt euch, geschätzte Tierrechtler!

ich nehme diesen thread mal als Anlass meinen ersten Eintrag in diesem Forum hier zu hinterlassen.

Vielleicht nur kurz zu meiner "Geschichte" an die sich nahtlos mein Wunsch nach Gedankenaustausch anschließen wird...

Bin 20 und es ist noch nichteinmal ganz ein Jahr her, dass ich den Entschluss, den ich schon mit 16 gefasst hatte endlich bereit war umzusetzen - nämlich vegan zu leben. Und das ging bei mir dann vom einen auf den anderen Tag, obgleich ich leider am Anfang noch sehr gutgläubig bzw. uninformiert war und einiges an Fehlern machte, die ich mittlerweile ganz gut ausschließen kann.

Es wäre vielleicht noch gut (da ich gleich über Singer rede) zu erwähnen, dass mein Anspruch an mich als vegan lebendes Individuum sich vermutlich mit dem euren an euch deckt, sprich: kein Fleisch, keine Milchprodukte, keine Eier, kein Leder, keine Gelatine kein Honig, kein Bienenwachs, kein casein... niente eben. (Das nur, damit ich nicht gleich, vielleicht, als inkonsequent dargestellt werde.)

Also, ich hab' Singers "Praktische Ethik" als einziges Werk von ihm und übrigens auch als so ziemlich einziges Werk der Tierrechtsszene - und ja, auch wenn ich gerade bei Singers Interview-Kommentaren reichlich geschockt bin, über so viel inkonsequenz, neuerdings(?!), würde ich dieses Werk dazu zählen - gelesen. Im ausgehenden Sommer des letzten Jahres etwa, und genau darauf werde ich mich gleich nur beziehen können.

Utilitarismus macht für mich nicht viel Sinn, was Singer als Präferenz-Utilitarismus einführt auch nur bedingt, sprich, es gibt Argumentationsstränge die Sinn machen, anderen steh' ich sehr skeptisch gegenüber. Aber ein großer Punkt den das Buch für mich geleistet hat, und auf den ich momentan den größten Teil meiner Ethischen Ideologie aufbaue ist die Idee der "Interessengleichheit".
Sprich: Ich glaube nicht, dass es irgendein Recht für irgendjemanden, beispielsweise auf "Leben" gibt, aber jedes Wesen, dass dieses "Interesse teilt" (was natürlich überaus abstrakt anmutet) hat das gleiche Recht wie jedes andere Individuum auch, unabhängig seiner Spezies, dass dieses Interesse gewahrt bleibt. Hinzu kommt jetzt noch eine Gewichtung der Interessen, das Interesse auf "Unversehrtheit" ist beispielsweise Größer als jenes "etwas leckeres zu Essen haben zu wollen".
So, und nun kommt noch die (in euren Ohren vermutlich speziezistische) Überlegung dazu, dass Individuen abhängig von ihrem Bewusstsein, vor allen Dingen, unterschiedliche Interessen haben, und man diese von Individuum zu Individuum anders gewichten muss, was sich darin niederschlägt, dass ein Großteil der Menschen und Menschenaffen (aber eben nicht alle) komplexere Interessen besitzen, als die meisten anderen Individuen verschiedener Spezies. Als Beispiele in denen das Anwendung findet meine ich vor allem Fälle wie:
Abtreiben muss prinzipiell erlaubt sein.
Ich würde, gäbe es garkeine andere Möglichkeit der Ernährung (sehr unwahrscheinlicher Fall), jagen gehen.
Es ist keine unheimliche Tragödie, wenn ich versehentlich mit meinem Fahrrad auf dem Weg irgendwohin nach einen Regen, mal einen Regenwurm oder eine Schnecke überfahre.


ok, soweit - vermutlich gibt es sowieso manchen unter euch, der das gern kommentieren möchte, falls nicht, würde ich euch zumindest darum bitten mir, Bücher/AutorInnen zu nennen, die eine glaubwürdige Ethik vertreten und meinem grob skizierten Modell überlegen sind, in euren Augen.

seid fröhlich,
phyirus

Re: Michael Schmidt-Salomons Ansichten über TR

Autor: Urs
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
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Ich denke, es liegt zum grossen Teil auch daran, dass MSS die falsche Literatur zur Berücksichtigung nichtmenschlicher Interessen liest. Auch in seinen Buchempfehlungen auf der HP seines neuen Buches "Leibniz war kein Butterkeks" finden sich in Bezug auf Tierethik nur die Sachen von Singer und auch (noch wesentlich schlimmer) Hoerster. Es wäre an der Zeit, dass man ihm etwas von einem Vertreter von TierRECHTEN nahelegt. Francione, Rowlands oder das Buch, der Rezension Martins folgend, von Johann S. Ach zum Beispiel.

Re: Michael Schmidt-Salomons Ansichten über TR

Autor: martin
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
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> Fragt sich nur ob MSS Veganer ist und wenn nicht, warum nicht?

Das ist eher unwahrscheinlich. Er meint lediglich, dass vielleicht Menschenaffen ähnliche Grundrechte haben sollten. Für andere Tiere gilt das nicht. Das beruht auf der anthropozentrischen Sichtweise, dass der Mensch der Maßstab ist: Wer Selbstbewusstsein oder Zukunftsbewusstsein wie Menschen aufweist, hat auch Grundrechte. Diese Anthropozentrik schließt praktisch alle Tiere, die nicht zu den Primaten gehören, aus.

Unter der neueren Tierrechtsphilosophie ist es dagegen weitgehender Konsens, dass dieser Anthropozentrismus das Problem ist und Tiere nach ihrer Menschenähnlichkeit bewertet werden sollen, sondern nach der grundlegenden ethisch relevanten Eigenschaft der Empfindungsfähigkeit. Denn es ist nicht klar, wieso Selbst- oder Zukunftsbewusstsein überhaupt ethisch relevant sein sollen. Aus der obigen Feststellung, dass Säuglinge kein Zukunfts- oder Selbstbewusstsein haben, müsste folgen, dass dieses Kriterium (für Grundrechte) nicht relevant ist. Genau diesen Punkt überspringt er in diesem Text.

Das auch bekannte Argument, dass Menschen mehr leiden würden als andere Tiere, ist überhaupt fraglich. "Deshalb spürt ein Mensch, der an Krebs erkrankt ist, neben den physischen auch psychische Qualen, die eine krebserkrankte Maus nicht kennt." (Dieses Beispiel stammt übrigens von Peter Singer.) Es ist fraglich, weil es nicht auf alle Fälle zutrifft (falls es in diesem überhaupt stimmt). Gerade weil viele nichtmenschliche Tiere nicht Trost aus dem Wissen schöpfen können, dass ein aktueller Schmerz nur vorübergehend ist, leiden sie ggf. stärker als Menschen, die wissen, dass der Schmerz vorübergeht. (Beispielsweise bei einem medizinischen Eingriff.)

Ausführlicher hat MSS sich im "Manifest des evolutionären Humanismus" (2006) geäußert. Im Kapitel "'Macht euch die Erde untertan'? Warum wir uns vom Speziesismus verabschieden sollten" sagt er zwar, dass die Interessen von Tieren berücksichtigt werden müssen, zitiert aber Singer mit obigen Maus-Beispiel, das zur Feststellung dient, dass diese Interessenabwägung "sorgfältig" geschehen muss. Bei Hühner ist das ein "Recht auf Freilandhaltung", was ignoriert, dass sie ein Interesse daran haben, grundsätzlich nicht ausgebeutet und getötet zu werden. Diese Ungleichbehandlung der Interessen rechtfertigt er wie gesagt mit dem Personenstatus der Menschen.

Weiter argumentiert er, es sei nicht speziesistisch, die Sonderstellung des Menschen an seinen Personeigenschaften festzumachen. Das ist kaum überzeugend und hieße analog, es wäre nicht rassistsich, wenn man jemanden nicht aufgrund seiner Ethnie (analog Spezies), sondern nur aufgrund seiner Hautfarbe (analog 'Personeneigenschaften') diskriminiere. In diesem wie in jenem Fall ist die Eigenschaft an die Spezies bzw. an die Ethnie gebunden. Tiere bestimmter Spezies haben nie Personeneigenschaften wie Menschen bestimmter Ethnien (fast) immer bestimmte Hautfarben haben. Das wäre also nur Speziesismus/Rassismus durch die Hintertür.

Aber immerhin ist die säkulare Szene progressiver in Sachen Tierrechte - notwendigerweise, denn die beruhen größtenteils bekanntlich auf der Evolutionsbiologie -, wenn sie auch oftmals nicht über Flexitarismus und Tierschutz hinauskommt.

Johann S. Ach: Tierversuche und moralischer Individualismus

Autor: martin
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
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Johann S. Ach: Warum man Lassie nicht quälen darf. Tierversuche und moralischer Individualismus (= Tierrechte – Menschenpflichten, Bd. 2), Fischer-Verlag, Erlangen 1999

Johann Ach, derzeit Privatdozent am Institut für Ethik, Geschichte und Theorie der Medizin der Universität Münster, befasst sich vordergründig mit ethischen Fragen des Klonens bzw. der Gentechnik, der Nanotechnologie, Organtransplantation, Euthanasie und vergleichbaren Bereichen. Er hat sich aber wiederholt auch mit tierethischen Fragen beschäftigt. Der Titel des Buches (der wahrscheinlich vom Verlag stammt) – das fällt im Vornherein unangenehm auf – ist reichlich kontraintuitiv: Statt eines populärwissenschaftlichen Textes, den man vermuten könnte, erwarten den Leser philosophisch anspruchsvollere Reflexionen.

Anthropozentrismen

Das Thema der biomedizinischen Tierversuche hat Ach, wie man im Vorwort erfährt, nicht deshalb gewählt, weil die anderen speziesistischen Praktiken weniger problematisch wären, sondern weil Tierversuche als die noch am Besten rechtfertigbare Praktik ein Gradmesser für Grundfragen der Tierethik darstellt. Dabei setzt er an der Grundfrage an. Nicht: welche Tiere dürfen für Tierversuche benutzt werden, sondern: dürfen wir überhaupt irgendwelche Tiere dafür benutzen?

Im ersten Kapitel gibt es einführend allgemeine Informationen zu Tierversuchen in der biomedizinischen Forschung. An eine Übersicht über die Anzahl der Tierversuchstiere und die Verwendungsweise bzw. Einsatzgebiete schließt sich die Frage an, ob Tierversuche notwendig sind. Sie spaltet sich in zwei Unterfragen: Sind Tierversuche übertragbar? und: Gibt es Alternativen? Die erste Frage bleibt bei Ach umstritten, teilweise jedenfalls besteht Übertragbarkeit. Die zweite Frage wird ähnlich beantwortet: Es gibt zwar Alternativen, aber ein vollständiger Ersatz aller Tierversuche ist (zurzeit) nicht möglich. Die Antworten mögen unschön klingen, doch bilden sie die Voraussetzung dafür, sich überhaupt mit der ethischen Frage von Tierversuchen zu beschäftigen. Denn wären Tierversuche eindeutig unnötig und problemlos ersetzbar, stünde fest, dass sie per se unethisch sind und eine Untersuchung erübrigte sich.

In Kapitel zwei klärt der Autor die Bedeutung des Begriffs "Moralischer Status". Dieser beruht auf den Eigenschaften oder Fähigkeiten, "die ein Wesen haben muß, damit man berechtigterweise sagen kann, es habe moralische Ansprüche". In der Folge unterscheidet er einen vollen, beschränkten und abgeleiteten moralischen Status. Die Abstufung bezieht sich darauf, wie stark die nichtmenschlichen Tiere in jeweilige ethische Theorien einbezogen werden. Antispeziesistische Tierethik gehört in die erste, die alltägliche Doppelmoral in die zweite und die kantische und neukantische Ethik in die dritte Kategorie. Weitere Anmerkungen betreffen die Art der Moralkonzeption (anthropozentrisch, pathozentrisch, biozentrisch und holistisch – zu diesen Begriffen vgl. das Glossar) und die Unterscheidung von verschiedenen Arten des Anthropozentrismus (streng vs. weich sowie axiologisch vs. epistemologisch). Die letzte Unterscheidung betrifft die "Reichweite der Moral". Nach dem axiologischen Anthropozentrismus kommen nur (und zwar alle) Menschen als Inhaber eines moralischen Status in Frage. Der epistemologische bezieht sich dagegen auf die Auffassung, dass nur Menschen ein Konzept von Moral haben. Hier entsteht oft der naturalistische Fehlschluss, dass aus dem zweiten die Normativität des ersten geschlossen wird (weil nur Menschen ein Konzept von Moral haben, sollen auch nur die moralisch berücksichtigt werden). Ergänzen kann man, dass auch der epistemologische Anthropozentrismus inzwischen fragwürdig ist, da bei diversen Tieren (nicht nur, aber vor allem Menschenaffen) der Besitz einer "Proto-Moral" vermutet wird.

Rechte des Einzelnen

Achs Kernpunkt in diesem Buch, und damit sind wir in Kapitel drei, ist das Prinzip des Moralischen Individualismus. Diese interessenorientierte Moralkonzeption definiert er so: "Jedes einzelne Wesen ist nach Maßgabe seiner Interessen gleich zu berücksichtigen." Der Individualismus steckt hier in dem "jedes einzelne […] nach Maßgabe seiner Interessen". Denn eine beliebte Methode zur Rechtfertigung diverser Diskriminierungsformen (nach Ethnie, Geschlecht oder Spezies) ist es, ein Individuum nach den Eigenschaften anderer (nämlich des Stereotyps) zu bewerten. Das wird hier verhindert. Und warum sich die Ethik an Interessen orientierten sollte (und nicht an Tugenden, Imperativen, "Glück-Kalkulationen" o.Ä.), erklärt Ach über Funktion der Ethik: Sie ist Hilfe zur Lösung sozialer Probleme. Diese Probleme müssen immer neu betrachtet werden, je nach dem, welche Interessen (die sich natürlich ändern können) betroffen sind. Zugrunde liegt damit die Verknüpfung des Prinzips der Gleichberücksichtigung (Gleiches soll man gleich behandeln) und des Interessen-Prinzips (alle betroffene Interessen müssen berücksichtigt werden).

Geklärt hat Ach damit zwei Bausteine: was ethisch berücksichtigt werden soll (Interessen) und wie (individuell und nach dem Gleichheitsprinzip). Es fehlt, wieso bzw. welche Interessen von Belang sind. Dazu diskutiert er im Folgenden die Positionen von Nelson, Feinberg, Bentham und Singer, um zu zeigen, dass plausibel ist, "Empfindungsfähigkeit als das entscheidende Kriterium anzusehen". Hier wird zudem die Frage diskutiert, warum und wie man nichtmenschlichen Tieren den Besitz von Interessen zuschreiben kann. Darauf haben alle etwas andere Antworten. Ach macht dabei auch auf die Begründungslücke bei Singer aufmerksam, dass dieser von Empfindungsfähigkeit zu Interessen überleitet ohne das zu plausibilisieren. Als vorläufiges Fazit sieht er den Sentientismus (Grundlage ist die Empfindungsfähigkeit) als am Besten geeignet. Der ist zu unterscheiden von Leidensfähigkeit als Grundlage, das wäre Pathozentrismus.

Ein Verdienst ist Achs nun folgende ausführliche Diskussion des Interessenbegriffs. Das umfasst Unterscheidung zwischen rationalem (A hat das Interesse an X) und objektivem Interesse (X ist in As Interesse), die er aufgrund diverser Probleme durch die Unterscheidung zwischen Standard-Bedeutung und abgeleiteter Bedeutung von Interesse ersetzt. Die abgeleitete Bedeutung ist ein Interesse, das an einen Wunsch (Bewusstseinszustand) gekoppelt ist. Daher können unbelebte Objekte oder Kategorien (Steine, Meere, Arten, Pflanzen usw.) keine Interessen in diesem Sinn aufweisen. Diskutiert werden Freys Einwände. Der meint, nichtmenschlichen Tieren könnten keine Interessen zugeschrieben werden, da ihnen die sprachlichen Fähigkeiten fehlten, um Interessen, Wünsche und Überzeugen zu haben. Das ist aus linguistischen und kognitiven Gründen falsch (dazu genügt der Hinweis auf nicht-sprechende Kleinkinder, die trotzdem Überzeugungen haben). Sowie der zweite Einwand, dass auch Gegenstände nach der Interessenethik berücksichtigt werden müssten, da sie objektive Interessen hätten (z.B.: es ist im Interesse des Traktors, geölt zu werden). Das wiederum kann nicht gegen Achs Theorie vorgebracht werden, da Gegenstände nicht empfindungsfähig sind. Als letztes wird Ursula Wolfs "Moral des generalisierten Mitleids" diskutiert, die er verwirft, da sie, kurz gesagt, auf keiner plausiblen Begründung beruht.

Unhaltbar

Innerhalb einer interessenorientierten Moralkonzeption kommt also nach Ach ein moralischer Status allen Entitäten zu, sofern sie Wunschsubjekte waren, sind oder sein werden. Im vierten Kapitel werden verschiedene pro-speziesistsiche Positionen diskutiert, die die Koextensions-These (d.h.: alle und nur Menschen sind Mitglieder der moralischen Gemeinschaft) vertreten. Dieser Speziesismus, der behauptet, dass das Menschsein mit einer bestimmten Fähigkeit oder Eigenschaft verbunden ist, muss daher zwei Fragen klären: Erstens, dass diese Fähigkeit oder Eigenschaft allen und nur Menschen zukommt, und zweitens, dass sie ethisch relevant ist. Gelingt das nicht, ist er nicht haltbar.

Als solche möglichen Fähigkeiten oder Eigenschaften werden diskutiert: Vernunft, Moralfähigkeit, Autonomie und Sprachfähigkeit. Es bleibt zwar fraglich, ob diese Eigenschaften auch von nichtmenschlichen Tieren geteilt wird, es also sein kann, das eine oder mehrere wirklich nur Menschen zukommt (was vor allem davon abhängt, wie man diese Begriffe definiert). Dies ist aber insofern unwichtig, als sie kaum ethisch relevant sind. Denn auch menschlichen Grenzfällen wie Kleinkinder und Behinderte fehlen diese Eigenschaften meistens. Um eine prospeziesistische Argumentation also überhaupt auf einer dieser (oder anderer) Eigenschaften basieren zu können, wäre es notwendig, zuvor die menschlichen Grenzfälle einzuschließen (dabei aber weiterhin alle nichtmenschlichen Tiere auszuschließen). Auch hierfür werden verschiedene Argumente diskutiert (sehr ausführlich der Rawlssche Kontraktualismus), die entweder logisch instabil sind oder denen es an Plausibilität mangelt. Das Fazit: "Der anthropozentrisch motivierte Speziesismus erweist sich […] als unhaltbar."

Tötungs- und Tierversuchsverbote

"Darf man Tiere töten?" ist die Überschrift des fünften Kapitels. Hier werden konzise anhand verschiedener Theorien Möglichkeiten für ein Tötungsverbot betrachtet. Der klassische Utilitarismus z.B. kann in vielen Fällen keine guten Gründe für ein Tötungsverbot anführen. Der Präferenz-Utilitarismus Singers wiederum differenziert zwischen zwei Klassen: Personen und Nicht-Personen. Für die ersten, die zukunftsorientierte Wünsche haben, besteht ein Tötungsverbot, für die anderen nicht. Das hält Ach für inadäquat, weil dies eine radikale Dichotomie etabliert, die – so kann man ergänzen – die Kontinuität der Intelligenz (und damit Zukunftsbezugsfähigkeit) unter den Tieren ignoriert. Das zweistufige Argument für das Tötungsverbot des Autors selbst soll zeigen, warum es falsch ist, ein empfindungsfähiges Lebewesen zu töten, und warum es jedoch noch verwerflicher ist, ein selbstbewusstes Lebewesen (z.B. höheres Säugetier) zu töten als ein nicht-selbstbewusstes (z.B. ein Insekt). Beides erklärt sich aus den Interessen. Während alle auch "nur" empfindungsfähigen Lebewesen, wie Ach ausdrücklich festhält, ein Recht auf Leben haben, kann man das Leben zusätzlich selbstbewusster Lebewesen höher werten, da sie mehr Interessen besitzen (zusätzlich zu den gegenwartsbezogenen auch die zukunftsbezogenen).

Während viele Ethiker, die sich mit Tierversuchen auseinandersetzen, es von Vornherein für vorausgesetzt halten, dass Versuche an Menschen verboten und an nichtmenschlichen Tieren erlaubt sind, beginnt Ach im sechsten Kapitel dagegen mit der Frage nach der Rechtfertigung von Versuchen an Menschen. Anhand von fünf Begründungsmodellen lotet er aus, "wie human- und tierexperimentelle Forschung überhaupt moralisch gerechtfertigt werden kann" und "welche Experimente als moralisch zulässig gelten können". Alle betrachteten Modelle rechtfertigen biomedizinische Forschung an Menschen in gewisser Hinsicht, jedoch stark eingeschränkt, weil es Bedingungen gibt: Menschen müssen zustimmen, informiert sein und dürfen nicht geschädigt werden. Für nichtmenschliche Tiere müsste theoretisch das gleiche gelten. Sein Entscheidungsmodell, das beantworten helfen soll, welche Tierversuche gerechtfertigt sein können, umfasst die Entscheidungsparameter "wissenschaftliche Qualität der Forschung", "Wahrscheinlichkeit wichtiger biomedizinischer Erkenntnisse" und "Belastung/Leiden der Tiere". Sein Fazit, ob Tierversuche zulässig sind, fällt nach einer Abwägung überwiegend negativ aus. Er unterscheidet allerdings genauer. So sind Tierversuche an empfindungslosen Tieren (Mikroorganismen) erlaubt, an bloß-empfindungsfähigen Tieren könnten nicht-invasive Eingriffe in Ausnahmefällen (unter besonderen Umständen) erlaubt sein. Als Maßstab für die Frage, welche Tierversuche erlaubt sind, lässt sich zusammenfassen, "daß ein Tierversuch erst dann als gerechtfertigt gelten kann, wenn wir dazu bereit wären, zu demselben Zweck auch ein Experiment an einem Menschen mit vergleichbaren Eigenschaften und Fähigkeiten durchzuführen". Abschließend betont er, um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen, nochmals, dass nach dem Moralischen Individualismus jedem selbstbewussten Lebewesen ein "Recht auf Leben" zukommt, "wie wir es von jedem normalen erwachsenen Menschen […] kennen".

Kommentar und Fazit

Grundlegend positiv am Buch ist die philosophische Herangehensweise an Fragen und Probleme. So steht am Anfang oft eine Begriffsklärung. Z.B.: Was heißt "notwendig" bei der Behauptung, "Tierversuche sind notwendig"? Erst nach dieser Frage wird weiterdiskutiert und damit die öffentliche und ungenaue Diskussion entwirrt, die sich allzu oft fraglos auf Begriffe stützt, deren Definition eigentlich das Kernproblem ist. Gleichermaßen erfolgt auch die Diskussion der prospeziesistischen Argumente, z.B. nur Menschen hätten Autonomie oder Sprache. Was Autonomie und was Sprache ist, wird meist gar nicht differenziert, sodass diese Argumente unplausibel bleiben müssen.

Über die Gewichtung, die die einzelnen Themen im Buch erfahren, könnte man sich streiten. Einiges scheint etwas zu lang, anderes etwas zu kurz. Das jedoch ließe sich nur schwer als objektive Kritik anbringen. Der Sprachstil ist nicht abgehoben oder unverständlich, aber auch nicht anspruchslos und einige philosophische Ausdrücke ("ceteris paribus" usw.) sollte sich der Leser aneignen (dergleichen lässt sich unkompliztiert googeln). Dass Ach schließlich Tierversuche nicht generell ablehnt, könnte Tierrechtler skeptisch machen, muss aber einerseits vor dem Hintergrund gesehen werden, dass es auch empfindungslose Tiere (diverse Einzeller) gibt und dass vom oben zitierten Diktum ausgehend kaum einer der derzeit üblichen Tierversuche der ethischen Abwägung standhalten würde.

Fazit: Ohne schwer verständlich geschrieben zu sein, eignet sich das Buch dennoch weniger für Einsteiger in Sachen Tierethik. Fortgeschrittene werden dafür von neuen Aspekten und Argumenten, sowie vom philosophischen Anspruch allgemein profitieren. Achs Verdienst ist, einen nicht geringen Beitrag zur theoretischen Fundierung der (antispeziesistischen) Tierethik im Allgemeinen und für die interessenbasierte Theorie im Besonderen geleistet zu haben. Alle Tierrechtler, die sich an einer sentientistische Interessenethik orientieren, werden in diesen Überlegungen eine Grundlage finden.

Milgram-Experiment und Fleischessen

Autor: Marton
Datum:
Forum: Veganismusforum
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Keinem Veganer ist es ganz leicht, Nichtveganern zu begegnen und über diese Thema zu sprechen.
Dazu fiel mir ein, mich weniger Veganismus, sondern eher dem Fleischessen zu nähern.
Man kennt das Milgram-Experiment und sein recht unfaßbares Ergebnis, und ich glaube, die beiden Dinge haben miteinander zu tun. Menschen haben wahrscheinlich ein tiefer ausgeprägtes und konkreteres Empathievermögen als andere Tiere. Schon Kinder lesen den Gesichtsausdruck anderer und reagieren darauf. Sie fühlen Freude und Schmerz gleichsam mit und lernen, daß das sie verpflichtet. Jeder ist auch mitgenommen von Filmen, in denen Menschen sterben oder leiden. Allerdings lernt man nach dem Authoritätsmodell, daß das aufgehoben werden kann. Tötende Soldaten (also alle) sind keine unmoralische Wesen sondern amoralische. Ich hoffe, das ist klar, sie genießen das nicht unbedingt, sondern sind einprogrammiert durch jede Menge reflexartiger Rituale und Abläufe. Und - ganz entscheidend - versichert, daß jemand anderes dafür die Verantwortung trägt.
So sind Kinder, wie das Peter Singer (auch wenn er nicht vegan ist), glaube ich, recht verständlich vor Augen führt, zuerst entsetzt, wenn sie erfahren, daß Tiere durch Menschenhand sterben, und wollen kein Fleisch essen. Doch nachher, über die Autorität der Erwachsenen, kriegen sie eine Hirnwäsche verpaßt: man soll keine Menschen töten, doch wenn sie böse sind, dann dürfen das auch in einer guten Welt die dafür vorgesehenen schon. Das sind Polizisten und Soldaten. Eine runde schöne Welt. (Übrigens, alle Militär-Minister heißen Verteidigungsminister. Wieso kann's da überhaupt Kriege geben, wenn sich alle nur verteidigen?)
So wird die Empathie abgetötet und eingeprägt, daß die Tiere dafür da sind usw-usw und die Kinder beruhigt, daß ihre Welt nicht aus den Fugen geraten ist. Das wird ihnen erleichtert,sie sehen ja gar nicht, wie das passiert, kriegen "leckere" brutzelnde Brathähnchen, und vor allem nehmen Erwachsene ihnen die Verantwortung ab.
Das macht die Sache schwer, denn oft kann man mit dem Hinweis: "stimmt leider alles nicht" keine Strukturen durchbrechen, die über Jahrzehnte im Hirn befestigt sind. Man kann über Moral reden, aber dann lachen und sagen die dann, dann bin ich eben unmoralisch, es schmeckt aber (wie man auch sagt, ich komm halt in die Hölle, da ist aber die Gesellschaft besser).
Ich glaube, sowas passiert, wenn der bloße Hinweis dafür, man sollte damit aufhören, auf taube Ohren stößt.

Francione/Garner: The Animal Rights Debate. Abolition or Regulation?

Autor: martin
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
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Gary L. Francione, Robert Garner: The Animal Rights Debate. Abolition or Regulation?, Columbia University Press, New York 2010.

Wer es zu kritisieren wagt, wenn Tierschützer mal wieder eine Reform der Tierausbeutung statt deren Abschaffung fordern, wird damit abgespeist, die Reformen würden doch "den Tieren helfen". Dass sie das nicht tun, wird ignoriert, nicht widerlegt. Denn Diskussionen um das Thema Abolitionismus oder Reformismus werden von den Reformisten vermieden oder abgewürgt. Die Reformisten, die sich mit dem Abolitionismus wirklich auseinander setzen (oder es immerhin versuchen), sind selten. Mit entsprechend hohe Erwartungen sieht sich das vorliegende Buch konfrontiert. Hier stellen die Vertreter beider Positionen nicht nur ihre Sicht der Dinge dar, sondern diskutieren auch direkt miteinander.

Einig, so liest man im Vorwort, sind sich die Autoren darüber, dass der traditionelle (alte) Tierschutz versagt hat. Uneinig sind sie, wie man dieser Situation begegnen soll, welches also der bessere strategische Ansatz ist, um Tieren jetzt und in Zukunft zu helfen. Francione vertritt den tierrechtlerischen/abolitionistischen Ansatz und Garner vertritt dagegen den, wie er es nennt, protektionistischen/tierschützerischen Ansatz (bei Abolitionisten als "Neuer Tierschutz" bezeichnet). Der Abolitionismus steht dafür, dass man nichtmenschliche Tiere überhaupt nicht nutzen darf und die Tierausbeutung abgeschafft werden muss, was nicht durch Reformen erreichbar ist. Der protektionistische (neutierschützerische) Ansatz sagt, das langfristige Ziel der Abschaffung sei durch Reformen erreichbar. Wobei Garner unklar dahingehend bleibt, ob die Tierausbeutung komplett abgeschafft werden soll.

Gegliedert ist das Buch in drei Teile. Erstens die Darstellung des abolitionistischen Ansatzes durch Francione. Zweitens die Darstellung des protektionistischen Ansatzes durch Garner. Drittens eine Diskussion zwischen beiden Autoren nach diesbezüglichen Leitthemen.

Francione setzt sich ersten Abschnitt seines Teils mit der ethischen Dimension des Tierschutzes auseinander. Während der Tierschutz behauptet, nichtmenschliche Tiere dürften für menschliche Zwecke genutzt werden, solange es "human" geschieht, argumentiert er für ethische Gleichberechtigung. Er zeichnet nach, wie der Gedanke des Tierschutzes – Tiere leiden zwar, aber sie "schmerzlos" zu töten ist in Ordnung – von Bentham über Mill bis Singer entwickelt und vertreten wurde. Sie alle gehen davon aus, dass nichtmenschliche Tiere einen geringeren ethischen Wert haben und daher das Töten von Tieren gerechtfertigt sein kann und grundsätzlich weniger ethisch verwerflich ist als das Töten von Menschen. Francione hält dagegen, dass die einzige notwendige Vorraussetzung für ethische Berücksichtigung Empfindungsfähigkeit ist (nicht das von Utilitaristen behauptete, ominöse Zukunftsbewusstsein). Er legt dar, weshalb alle Tiere mit der Fähigkeit zur perzeptuellen Wahrnehmung notwendigerweise ein Interesse am Weiterleben haben und schließt damit, die unterschiedliche ethische Grundhaltung zwischen meist konsequentialistischen Tierschützern und eher deontologischen Tierrechtler zu erläutern.

Der zweite Abschnitt widmet sich der Frage der Strategie: die Meinung, dass Tierschutzreformen Tiere signifikant schützen würden oder könnten. Das beruht auf drei fehlerhaften Grundannahmen der Reformisten: (1) dass Tierschutz die Situation der Tiere verbessere und Leiden verringere; (2) dass Tierschutz die Produktionskosten erhöhe und dadurch die Produkte teurer würden, sodass die Nachfrage wegen der höheren Preise sinke; (3) dass Tierschutz das öffentliche Bewusstsein hinsichtlich der Tierausbeutung negativ (also gegen die Tierausbeutung) beeinflusse. Alle drei Punkte fallen glatt durch, wie Francione mit konkreten Zahlen und Belegen nachweisen kann. Die Wirkung von Reformen ist stattdessen, dass der Tierschutz nicht oder nur marginal verbessert wird, dafür die Produktionskosten sinken, die Tierausbeuterunternehmen mehr Gewinn machen, die Verbraucher ein gutes Gewissen vermittelt bekommen, die Nachfrage steigt und die Tierschutzorganisationen über die Medienaufmerksamkeit mehr Spenden generieren können.

Im dritten Abschnitt antwortet Francione auf Kritik am Abolitionismus wie den Einwand, Veränderung müsse schrittweise erfolgen. Die Antwort ist, dass sie selbstverständlich schrittweise erfolgen muss, es aber mittels Reformismus nicht weitergeht. Seine Methode sieht dagegen den Veganismus als ethisches Mindestmaß an – was Reformisten ablehnen, sie bezeichnen Veganismus als "zu schwierig". Es soll zusätzlich an der ethischen Überzeugung der Menschen gearbeitet werden, dass nichtmenschliche Tiere keine nutzbaren Ressourcen sind, sondern Lebewesen, denen in Personenstatus und entsprechende Rechte zustehen. Dafür sollen neben diversen Einzel- und Gruppenaktivitäten nach Möglichkeit Massenkommunikationsmittel genutzt werden. Francione bezieht Stellung gegen "Single-Issue"-Kampagnen (Einzelzielkampagnen und Randbereiche) und sog. "militante direkte Aktionen", plädiert dagegen nochmals für die Adoption von Tieren aus Tierheimen.

Anschließend stellt Garner im zweiten Teil des Buches sein reformistisches Konzept vor. Im ersten Abschnitt will er die ethischen Parameter klären. Er verteidigt den Utilitarismus vor dem Vorwurf, tierschützerisch (gemeint ist wohl: speziesistisch) zu sein, da er Menschen und andre Tiere gleichermaßen berücksichtige. Das ist jedoch fragwürdig, da der Utilitarismus, wie u.a. von Singer vertreten, bei der Bewertung von Freude oder Präferenzen anthropozentrisch ist und damit den Speziesismus über die Hintertür wieder hereinholt.

Im zweiten Abschnitt nimmt er eine Abwägung zwischen den Stärken und Schwächen der beiden Positionen vor. Die Tierschutzposition schneidet schlecht ab, weil sie die Sonderstellung des Menschen nicht überzeugend begründen kann, die Tierrechtsposition (für die er allerdings nur Regans Theorie in Betracht zieht), weil das Konzept des Personseins anfällig sei. Gegen die Tierrechtsposition bringt er auch das Argument des fehlenden Zukunftsbewusstseins vieler nichtmenschlicher Tiere und dass Freiheit für sie weniger von Wert sei als für Menschen. Deshalb seien Tiere nicht rechtlos, aber mehr als sie vor unnötigem Leiden zu bewahren sei nicht notwendig. Damit sei das Essen von Tieren nicht rechtfertigbar, aber z.B. ihr Einsatz in manchen Tierversuchen.

Im dritten Abschnitt verteidigt er den Protektionismus. Sein erstes Argumente ist etwas schwach: Die "meisten Tierrechtsgruppen" würden reformistisch agieren und es wäre unwahrscheinlich, dass sie alle unrecht hätten. Sein zweites Argument ist, Abolitionismus versuche Praktiken abzuschaffen, die selbst der Reformismus über Jahre nicht ändern konnte. Das jedoch zeigt m.E. eher die Unfähigkeit des Reformismus. Im Folgenden will Garner den Vorwurf, Reformismus sei kontraproduktiv, widerlegen. Sein erster Einwand dazu: Reformen sind ethisch wünschenswert, wenn sie Leiden signifikant reduzieren. Das tun sie jedoch nur, wenn man wesentliche Faktoren (wie die Gesamtzahl der ausgebeuteten Tiere) ignoriert. Diese einberechnet bleibt nicht viel von dieser Reduzierung übrig, teilweise stellt sich eher eine Erhöhung heraus. Problematisch macht die Diskussion, dass Garner eine eigenartige Vorstellung von Tierrechten hat, so spricht er vom "Recht nicht unnötig zu leiden" und von "Jahrzehnten", in denen "Tierrechtsgruppen" abolitionistische Ziele verfolgt hätten, sodass man sich fragt, welche Gruppen das sein sollen. Der Großteil seiner Argumentation folgt seiner Theorie der Tierrechte, die nicht das Recht auf Leben, sondern auf möglichst wenig Leiden als Grundprinzip ansieht. Das macht es ihm leicht, grundsätzliche Kritikpunkte der Abolitionisten zurückzuweisen, es wäre jedoch genauso leicht, seine Argumentation deshalb von Grund auf abzulehnen. Fraglich ist zudem seine Schlussfolgerung, abolitionistischer Aktivismus sei auf Veganismuskampagnen beschränkt. Auch wenn diese z.Z. die wichtigsten sind (oder sein sollten), gibt es weitere Möglichkeiten.

Im vierten Abschnitt argumentiert er insbesondere gegen die Konzentration auf Veganismus, die er als "moralischen Kreuzzug" bezeichnet. Stattdessen sei es nötig, in die politische Diskussion einzugreifen, nicht (nur) in die ethische. Der Grund ist, dass das Verhalten Einzelpersonen als "persönliche Entscheidung", staatliche Gesetze dagegen als allgemeingültig angesehen werden. Das ist sicher richtig, ändert jedoch nichts daran, dass man erst einmal eine genügend große Anzahl an Personen braucht, um sinnvollen Gesetzesvorschlägen das nötige Gewicht zu verleihen und diese Personen bekommt man nur, indem man sie einzeln überzeugt. Wenn Garner weiter ausführt, dass die Interessen der Tiere ein gesellschaftliches Thema werden müssen (im Gegensatz zum Veganismus als persönliche Wahl), kann man ihm nur zustimmen. Dass er das als ein Gegenargument zum Abolitionismus ansieht, liegt wahrscheinlich daran, dass er diesen (fälschlicherweise) auf Veganismuskampagnen reduziert. Weiter meint er, eine soziale Bewegung müsse die Verbündeten nehmen, die aufgrund der aktuellen Diskussion bekommen kann (wie beispielsweise das Verbot der Fuchsjagd in England auch durch die Klassengegensätze erreicht wurde oder den Gestank als Argument gegen neue Tierhaltungseinrichtungen). Die negativen Effekte solchen Vorgehens thematisiert er jedoch nicht.

Im abschließenden fünften Abschnitt rechtfertigt er seine bisherigen Strategievorschläge mit der Unterscheidung zwischen einem moralischen Diskurs und einem politischen. Weil auf der moralischen Ebene keine Gemeinsamkeiten mit dem Großteil der Bevölkerung erreicht werden können, dürfe man sich im politischen Diskurs nicht an moralischen Zielen orientieren, sondern müsse "pragmatisch" bleiben.

Während die ersten beiden Abschnitte Zusammenfassungen von Positionen sind, die man auch einzeln nachlesen könnte, ist die Diskussion als dritter Teil des Buches der Teil, der es besonderes interessant macht.
Im ersten Abschnitt wird der ethische Status der Tiere diskutiert. Francione nimmt die Position ein, dass Tiere ein Interesse am (Weiter-)Leben und ein Recht darauf haben; Garner, dass sie kein Interesse am Weiterleben, sondern nur an möglicht wenigem Leiden und nur darauf ein Recht haben. Es wird diskutiert, ob Singer tierschützerisch/reformistisch ist oder nicht und ob tierliches Leben weniger Wert ist als menschliches. Garner versucht diese Superiorität zu verteidigen, Francione zeigt, wie fragwürdige eine solche Position ist. Bei der Frage, ob (und wenn wie) Tiere autonom sind, kritisiert Francione vor allem, dass u.a. Garners Bewertung Menschen als Maßstab nimmt. In gleicher Weise werden das fehlende Zukunftsbewusstsein und seine ethischen Implikationen behandelt. In den letzten Abschnitten legt Francione dar, dass Garners "Recht nicht zu leiden" semantisch brüchig und (da Tiere trotzdem als Ressourcen gebraucht werden dürfen) praktisch nicht umsetzbar ist, da jede Form der Ausbeutung Leiden beinhaltet. Diese beiden Punkte kann Garner nicht überzeugend ausräumen.

Im zweiten Abschnitt der Diskussion kritisiert Francione den Reformismus als ethisch inkonsequent und kontraproduktiv, weil er den Tierausbeutern ökonomisch hilft. Garner sieht aufgrund seiner ethischen Position hier keine Inkonsequenz und meint, Reformen könnten soweit verbessert werden, dass sie für die Tiere Verbesserungen schaffen.
Als erstes geht es darum, wieso angenommen werden kann, dass Reformen nützlich sein sollten. Francione meint, es liegt primär an den Vorteilen für das Spendensammeln durch die Tierschutzorganisationen. Dass Reformen die Tierausbeutung ökonomisch effektiver machen, ist Garner bewusst, versucht es aber damit zu rechtfertigen, dass sie trotzdem Wert seien, durchgeführt zu werden. Francione macht deutlich, dass zwar einzelne Betriebe wegen Reformen schließen mussten, aber noch nie eine Reform einen Industriezweig beendet hat. Die Kritik, dass Reformen den Verbrauchern ein gutes Gewissen verschaffen und den Konsum stabilisieren oder erhöhen, stellt Garner wegen fehlender Statistiken infrage. Seine Antwort ist jedoch wenig überzeugend, da u.a. Tierschutz-Labels mit der "Tierfreundlichkeit" der Produkte werben, was keinen Sinn machen würde, würde diese Eigenschaft nicht von den Verbrauchern gefragt. Bemerkenswert ist jedoch, dass Garner die Unwirksamkeit von Tierschutzreformen tlw. eingesteht und Veganismusaufklärung für auch wichtig hält. Schließlich weicht er auf die Schiene aus, man könnte Reformismus und Abolitionismus parallel betreiben. Francione macht auch klar, dass Veganismusaufklärung natürlich nicht sofort alle Menschen vegan macht, aber einen wesentlich besseren Effekt haben als der jetzige Reformismus. Ausführlich diskutiert wird auch der Vorwurf, Abolitionismus würde mehr Leid in Kauf nehmen. Das beruht jedoch auf falschen Annahmen und der Nicht-Beachtung, dass das Leid durch angeregten Mehrkonsum nur verschoben wird. Als Beispiel für eine erfolgreiche Gesetzesänderung führt Garner das Verbot der Fuchsjagd mit Hunden in England an, was nicht überzeugen kann, da das Gesetz zum einen nicht effektiv durchgesetzt wird und zum anderen kein Fuchs weniger gestorben ist, da die "normale" Jagd auf Füchse weiterhin erlaubt ist. Sein zweites Beispiel, das Verbot der Legebatterien, ist auch keine gute Wahl.

Im dritten Abschnitt verteidigt Francione seinen Ansatz, dass die vornehmliche Strategie Veganismusaufklärung sein müsse, während Garner die Wichtigkeit von legislativen Veränderungen betont.
Garner räumt ein, dass es zwar richtig ist, dass politischer Wandel aus ethischen Wandel folgt, aber dass es auch umgekehrt der Fall sein kann. Francione entgegnet, dass er politischen Aktivismus nicht ablehnt, dass dieser aber zurzeit auf ineffektive Reformen beschränkt und deshalb nicht sinnvoll ist. Garner betätigt sich hier auch auf seinem eigentlichen Gebiet und spricht von politischen Theorien (z.B. über das Gruppenverhalten von Menschen), die es wert sind, näher bedacht zu werden. Übereinstimmung zwischen den beiden Autoren gibt es in der Ansicht, dass Reformen für die Tierausbeutungsindustrie hilfreich und nützlich sind und dass Abwehrhaltung gegen selbst nützliche Reformen ihre Ursache darin haben, grundsätzlich keinerlei "Eingriffe" zu akzeptieren. Also keineswegs Zeichen ihrer Nützlichkeit sind. Der Kritik, dass Tierschutzorganisationen Reformen durchführen, weil sich damit leichter Spenden sammeln lassen, kann Garner nicht ganz zustimmen, bringt aber auch keine wirklichen Gegenargumente. Undeutlich ist er außerdem bei der Frage, wie dieses nach seiner Meinung "gerechtfertige Ausmaß an Schmerz" sein oder wie es bestimmt werden soll.

Die Diskussion, wie leider viele Diskussionen, geht zum Teil aneinander vorbei. Die sehr unterschiedlichen Grundlagen (was unter Tierrechten zu verstehen sei) machte beide Argumentationen größtenteils richtig, aber nur wenn man ihre jeweilige Grundlage akzeptiert. Statt über die Schlussfolgerungen (z.B. welche Strategie die geeignetere ist) zu diskutieren – was Sinn des Buch sein sollte –, müsste man die Grundpositionen diskutieren. Es macht wenig Sinn, sich über die ethische Inkonsequenz des Reformismus zu unterhalten, wenn die eine Partei diese Inkonsequenz nicht sieht, weil sie andere ethische Vorstellungen hat. Die Diskussion des dritten Teils ist daher gewinnbringend, da es auf dieses Problem Bezug nimmt. Es bringt unter Umständen den Diskurs nicht voran, aber ermöglicht eine direktere Auseinandersetzung mit Pro- und Contra-Argumenten und hilft insbesondere, die eigenen Positionen dort klarer zu formulieren, wo es Verständnisschwierigkeiten gibt, die der Autor selbst nicht bemerkt.

Garner geht leider nicht immer auf die vorgebrachten Punkte ein, vor allem die problematischen. So weicht er aus bei der Frage, ob er (was konsequent wäre, wäre er, wie er sagt, antispeziesistisch) geistig behinderte Menschen für die gleichen Experimente heranziehen würde, wie es jetzt mit anderen Tieren ähnlicher kognitiver Leistung getan wird. Erst bei der nächsten Frage gesteht er eine solche Schlussfolgerung umständlich ein.

Die Diskussion insgesamt ist zwischen den beiden Autoren relativ ausgeglichen, wobei Francione meistens die Rolle des Fragenden einnimmt. Da Garners Fähigkeit, Inhalte allgemeinverständlich zu vermitteln, beschränkter ist und ist die Diskussion ein wenig francione-lastig. Das ist einerseits gut, da er die bislang weniger beachtete Position vertritt, die meist noch totzuschweigen versucht wird, andererseits hätten die Leser, die sich um weiterführend mit der Debatte beschäftigt haben, mehr von diesem Buch gewinnen können, wäre Garners Position genauer und differenzierter dargestellt worden.

Fazit: Grundlegend neu ist fast alles, was hier zu lesen ist, nicht. Dennoch sind die Zusammenfassungen der jeweiligen Positionen (Teile eins und zwei des Buches) nützlich, denn es ist einfacher, etwas mehr als Hundert Seiten zu lesen als beispielweise Franciones vier andere Bücher (was sie natürlich nicht ersetzt). Der Popularisierung des Themas wird dieses Buch hoffentlich helfen, damit die Diskussion in Gang kommt und zumindest einige Tierschützer bzw. Reformisten die Problematik ihrer Position einsehen und zumindest diskutieren.

Re: oberflächliche Kritik

Autor: martin
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
Thema öffnen

> Ich bin mir sicher, dass diejenigen (ernstzunehmenden)
> AktivistInnen eatinganimals kaum als Referenzwerk für
> aufgeklärten Veganismus und Tierbefreiung wählen werden -

Sicher, das Problem ist nur, dass es fast nur opportunistische Aktivisten gibt und dass die Öffentlichkeit diese von den anderen nicht unterscheiden kann.

> genausowenig wie animal liberation von P. Singer, es hat sich
> ja auch unter Nicht-Spezialisten rumgesprochen, dass Singers
> Personenkonzept zu wenig Spielraum bietet für ein umfassendes
> Lebenskonzept.

Bei Menschen geht das schon. Und auch dieses Buch wird immer noch von etlichen unreflektiert empfohlen und gelobt.

> Wie gesagt, ist das Buch auch nicht ernst zu nehmen. Dass es
> eine gewisse Klientel gibt, die auf dieses Werk "anspringt",
> scheint mir, der eigentliche Streitpunkt zu sein.

Wenn es die öffentliche Wirkung betrifft, muss man es leider sehr ernst nehmen.

> Ist es gut, dass - wenigstens - auf oberflächliche Art und
> Weise - sagen wir mal auf Tierschutz-Niveau - Grausamkeit an
> Tieren in den Medien präsent ist oder verdammen wir all
> solche wenig durchdachten, unterkomplexen Werke, weil sie
> "die Wahrheit" auf ein überschaubares Maß runterschraubt?

Es geht nicht um Vereinfachung oder (wie ich schon sagte), dass man das Thema "auflockert" oder in anderer Weise vereinfacht, sodass man ein breiteres Publikum erreicht. Sondern das Problem sind die Aussage (das Was nicht das Wie). Es wäre weder schwierig zu lesen noch schwer zu verstehen gewesen zu erklären, dass auch die Tiere, denen es vergleichsweise besser geht als denen in der üblichen Massentierhaltung immer noch ein Interesse am Weiterleben haben und daher jede Form von Tötung falsch ist.

> Wenn man sich - wie Sie und ich - intensiv mit dieser
> Thematik beschäftigt, dann scheint es in der Tat so, dass es
> immer mal wieder ein "leichtes", aber medienwirksames Buch
> über Verbrechen an Tieren gibt, dass im Endeffekt keinen
> Effekt hat. (Z.B. Singer/Animal Liberation, Precht/Noahs
> Erbe, Coetzee/Schande, ...)

Es hat keinen Wirkung zum Positiven, aber das ist auch ein Effekt. Die Diskussion hat sich schon lange von der Haltung des alten Speziesismus verabschiedet, der sagt, man kann mit nichtmenschlichen Tieren machen, was man will. Den Befürwortern der Tierausbeutung ist klar, dass so eine Haltung nicht bestehen kann. Die Diskussion hat schon lange auf die Tierschutzbeteuerungen wie bei Singer und Foer umgeschenkt, die sich absolut einig sind, dass man mit Tieren etwas nett umgehen muss und damit die Diskussion von der eigentlichen Frage, wo man Tiere überhaupt töten darf, ablenken.

> Etwas versöhnlich überlegt: Diese Bücher bieten Angebote,
> sich weiter mit dem Thema auseinanderzusetzen. Safran Foer
> schreibt ja auch nichts Falsches; er schreibt eben nur nicht
> das Richtige.

Doch, er schreibt einiges Falsches. Zum Teil fachlich Falsches, zum Teil ethisch Falsches. Und die Widersprüche, in die er damit gerät, stören ihn nicht sonderlich.

Re: oberflächliche Kritik

Autor: Tom Cat
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
Thema öffnen
@martin:
Ich bin mir sicher, dass diejenigen (ernstzunehmenden) AktivistInnen eatinganimals kaum als Referenzwerk für aufgeklärten Veganismus und Tierbefreiung wählen werden - genausowenig wie animal liberation von P. Singer, es hat sich ja auch unter Nicht-Spezialisten rumgesprochen, dass Singers Personenkonzept zu wenig Spielraum bietet für ein umfassendes Lebenskonzept.
Dass Safran Foer nicht intelligent sei, berührt gar nicht meine Behauptung. Insofern bin ich mit ihnen sogar einer Meinung.
Stil finde ich immens wichtig und Safran Foer kann gut schreiben - siehe seine anderen Bücher. Schließlich schreibt er keine trockene Abhandlung sondern, sagen wir, einen Doku-Roman.
Gerade wenn man viel liest, vor allem in diesem Bereich, finde ich einen guten Stil eine unglaubliche und wichtige Erscheinung.
Wie gesagt, ist das Buch auch nicht ernst zu nehmen. Dass es eine gewisse Klientel gibt, die auf dieses Werk "anspringt", scheint mir, der eigentliche Streitpunkt zu sein.
Ist es gut, dass - wenigstens - auf oberflächliche Art und Weise - sagen wir mal auf Tierschutz-Niveau - Grausamkeit an Tieren in den Medien präsent ist oder verdammen wir all solche wenig durchdachten, unterkomplexen Werke, weil sie "die Wahrheit" auf ein überschaubares Maß runterschraubt?
Wenn man sich - wie Sie und ich - intensiv mit dieser Thematik beschäftigt, dann scheint es in der Tat so, dass es immer mal wieder ein "leichtes", aber medienwirksames Buch über Verbrechen an Tieren gibt, dass im Endeffekt keinen Effekt hat. (Z.B. Singer/Animal Liberation, Precht/Noahs Erbe, Coetzee/Schande, ...)
Etwas versöhnlich überlegt: Diese Bücher bieten Angebote, sich weiter mit dem Thema auseinanderzusetzen. Safran Foer schreibt ja auch nichts Falsches; er schreibt eben nur nicht das Richtige.

Tierversuche: Utilitarismus für Tiere, Kantianismus für Menschen

Autor: martin
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
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In der Wissenschaftszeitschrift "Gehirn und Geist" ist ein Streitgespräch über die ethische Zulässigkeit von Tierversuchen zu lesen, das sich über dem üblichen Niveau befindet und sich daher eine Betrachtung lohnt. Es diskutieren (pro) Wolf Singer vom Max-Planck-Institut für Hirnforschung und (contra) Klaus Peter Rippe von der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe. Hier kommentierte Auszüge (aus: http://www.wissenschaft-online.de/artikel/1053452).

Man sieht, dass (Wolf) Singer (Peter) Singer gelesen hat (jedenfalls genauso utilitaristisch denkt).
Zitat: Für mich reduziert sich das Problem auf die Beurteilung der Leidensfähigkeit. Hier besteht ein wesentlicher Unterschied zwischen Mensch und Tier. Zum Beispiel sind Tiere nicht in der Lage, ihren eigenen Tod zu antizipieren, weil ihnen bestimmte Frontalhirnstrukturen fehlen. Sie begreifen ihr Leben nicht als endlich. Dazu kommt ein sozialer Aspekt: Die speziell für Laborversuche gezüchteten Tiere wachsen in Forschungsinstituten auf – ihnen fehlt die Sozialisierung in einem Rudel oder einer Herde. Wenn solch ein Tier stirbt, gibt es in der Zuchtkolonie keine Trauer. Deshalb glaube ich: Wenn ich das Leben einer Ratte opfere, erzeuge ich weniger Leid, als wenn ich die Suche nach den Ursachen bislang unheilbarer Krankheiten einfach unterlassen würde. Wir müssen einen Kompromiss finden, bei dem Kosten und Nutzen in einem möglichst ausgewogenen Verhältnis stehen.

Darauf Rippe:
Zitat: Die Argumente, die eindeutig dafür sprechen, gelten heute nicht mehr. Wir Menschen haben keine moralische Sonderstellung, etwa weil wir Gottes Ebenbild wären – oder weil wir durch unsere Vernunft einen absoluten Wert besäßen. Da sich Mensch und Tier nicht kategorial unterscheiden, sind Kosten-Nutzen-Abwägungen ethisch nicht haltbar.

Die Antwort hätte genauer ausfallen können, aber im Grunde hat er Recht. Man könnte es auch so formulieren: Auch wenn nichtmenschliche Tieren ihr Leben nur als endlich begreifen, ist das noch keine Rechtfertigung sie in ihren fundamentalen Interessen anders als Menschen zu behandeln. Was Singer hier beantworten müsste: Würde er Menschen, bei denen (aufgrund einer Behinderung, eines Unfalls usw.) diese Frontalhirnstrukturen beschädigt sind und die nur im Jetzt leben (das trifft zeitweise auf Menschen, die an einer Form von globaler Amnesie leiden, zu) auch das Recht auf Leben absprechen? Sicherlich nicht und alle anderen Menschen würden das auch nicht tun, weil der Besitz von Zukunftsbewusstsein schlicht kein ethisch relevantes Kriterium ist.
Für das zweite Argument gilt das gleiche: Selbst wenn die Tiere nicht oder kaum sozialisiert sind, ist das eine schlechte Rechtfertigung. Nur weil "es keine Trauer gibt", wenn (schlecht integrierte) Waisenkinder sterben, würde auch das wohl kaum als Rechtfertigung für ihre Verwendung in tödlichen Versuchen akzeptiert werden. Abgesehen davon, dass Singer sich hier widerspricht. Wenn er für Leidensfähigkeit (die individuell ist) plädiert, sollten sozialen Aspekte irrelevant sein.

Auch das letzte Argument kann die Verwendung von nichtmenschlichen Tieren (aber nicht Menschen) in Tierversuchen nicht begründen: "Wenn ich das Leben einer Ratte opfere, erzeuge ich weniger Leid, als wenn ich die Suche nach den Ursachen bislang unheilbarer Krankheiten einfach unterlassen würde." - Wenn man das Leben von ein paar Hundert Menschen opfert, würde man weniger Leid erzeugen, als wenn man sie für Heilmittel gegen Krankheiten wie AIDS oder Malaria einsetzen würde, an denen Millionen Menschen leiden. Sinnvoll wäre es ohnehin, da man hier mit Tierversuchen bisher kaum weiterkommt, mit Menschenversuchen aber deutliche Fortschritte machen würde. Trotzdem ist es untersagt, weil die meisten Menschen eben nicht utilitaristisch denken, sondern Menschen das Grundrecht haben, nicht gegen ihren Willen als Mittel zum Zweck gebraucht zu werden.

Auf die weitere Argumentation von Rippe:
Zitat: Nur in einer echten Dilemma-Situation sind Güterabwägungen unvermeidlich: Entweder stirbt das eine Lebewesen oder das andere – es besteht keine Chance, beide zu retten. Oft instrumentalisieren wir Lebewesen aber nach dem Motto: Ich füge einer Kreatur Leid zu, um aus meiner Sicht möglicherweise ein positives Ziel zu erreichen.

antwortet Singer:
Zitat: Das machen wir doch in der Rechtsprechung andauernd. Wir sperren Triebtäter weg, um größeres Leid zu vermeiden, und fügen ihnen somit Leid zu, indem wir ihre Freiheit beschränken. Wir handeln also sogar innerhalb unserer eigenen Spezies genau so, wie Sie es kritisieren.

Diese Auffassung von Justiz ist - gelinde gesagt - etwas fragwürdig. Die Bestrafung von Straftätern ist keine Kosten-Nutzen-Abwägung, sondern eine Bestrafung wegen des durch die Person verursachten Schadens. So muss man sich bei dieser Analogie fragen: was haben die Mäuse den krebskranken Menschen getan und was die Affen den HIV-Positiven? Die Rechtssprechung folgt vielmehr genau dem, was Rippe sagt: es gibt ein Instrumentalisierungsverbot. Unschuldige/Unbeteiligte dürfen nicht gegen ihren Willen zum größeren Nutzen anderer missbraucht werden. Deshalb wurde es in Deutschland vom Verfassungsgericht auch untersagt, dass entführte Flugzeuge abgeschossen werden dürfen, selbst wenn dadurch weniger Menschen sterben würden, als wenn es noch zusätzlich in irgendein Gebäude fliegt. Denn so würde man die Passagiere als Mittel zum zweck gebrauchen und das ist in unserem zum Glück nicht utilitaristischen Rechtsverständnis nicht erlaubt.

Unfreiwillig zutreffend ist Singers folgender Vergleich über die "Dressur" der Versuchsaffen:
Zitat: Nein, das ist wie jede Art von Dressur. Wenn Sie in einen Delfinpark gehen, machen die Tiere ihre Salti auch nicht aus Jux und Tollerei. Noch dazu werden sie nur zur Unterhaltung der Zuschauer dazu motiviert. Nach jedem gelungenen Salto bekommt der Delfin einen Fisch. Nichts anderes tun wir: Unsere Tiere erhalten eine Belohnung, dursten müssen sie deshalb nicht.

Natürlich ist beides genauso falsch und natürlich macht ein Unrecht ein anderes Unrecht nicht besser.

Auf die Frage nach der anthropologischen Differenz (also dem, was den Menschen grundsätzlich von anderen Tieren unterscheidet), hat Singer diese Theorie:
Zitat: Ein Alleinstellungsmerkmal kennzeichnet uns allerdings: Die Fähigkeit, an Götter zu glauben und moralisch zu handeln. Meiner Meinung nach ist das ein kategorialer Unterschied. Der Mensch ist ein Kulturwesen – Bonobos bauen eben keine Kathedralen.

Abgesehen davon, dass der Besitz von Religion eher gegen die Menschen spricht, ist die Antwort hierauf - wie so oft - erstens falsch, zweitens irrelevant. Gerade bei Affen ist der Besitz von Kultur nachgewiesen ist und selbst wenn es nicht so wäre, rechtfertigte das immer noch keine fundamental unterschiedliche ethische Behandlung.
So auch Rippe:
Zitat: Aber gibt uns allein der Umstand, dass wir Kulturwesen sind, einen höheren Wert? Der Mensch pflegt Traditionen und besitzt eine abstrakte Sprache – und konnte sich so aus bestimmten Naturzwängen lösen. Aber es fällt mir schwer, an dieser Stelle einen Wertunterschied auszumachen, schon gar keinen kategorialen.

Nachdem Rippe es ihm nochmals zu erklären versucht hat, antwortet Singer weitsichtig (aber ihm wohl immer noch unbegreiflich):
Zitat: Singer: Dann dürften wir auch keine Nutztiere halten.
Rippe: Das wäre die logische Konsequenz.
Singer: [...] Wir dürften kein Fleisch mehr verzehren, keine Lederschuhe mehr produzieren. Stadtverwaltungen müssten aufhören, im Rahmen der Schädlingsbekämpfung jährlich zigtausende Ratten mit Gerinnungshemmern zu vernichten.

Man freut sich über so viel Einsicht, allerdings kommen dann auch gleich die Strohmannargumente. Einmal: "Dann müsste ab sofort jede pharmakologische Entwicklung stillstehen.", was unterstellt, dass ohne Tierversuche gar keine Entwicklung mehr möglich sei, was falsch ist. Und einmal: "Wenn ethisch kein Unterschied mehr gemacht werden darf, müssen wir die Folgen zu Ende denken.", was wiederum die Gleichheitsunterstellung ist. Natürlich gibt es auch innerhalb der Tierrechte immernoch Unterschiede in der ethischen Berücksichtigung von Menschen und anderen Tieren, genauso wie es auch innerhalb der Menschenrechte Unterschiede innerhalb der Menschen gibt.

Singer gerät dann leicht in Verzweiflung, was seine Argumentation nicht besser werden lässt:
Zitat: Ich verstehe nicht, wieso Sie keinen kategorialen Unterschied zwischen Mensch und Tier erkennen können. Dass wir überhaupt ethische Überlegungen anstellen, dass wir unsere Toten begraben und Treueschwüre eingehen – genügt das nicht bereits?

Rippe: "Aber aus den zugegeben einzigartigen empirischen Fähigkeiten des Menschen folgt keine moralische Sonderstellung." Dazu versucht es Singer nochmals mit der Moralität:
Zitat: Die Moral an sich ist bereits ein Kulturprodukt. Die Tatsache, dass wir moralisch handeln können, kennzeichnet uns allein.

Und wieder: erstens falsch, zweitens irrelevant. Falsch, weil bei vielen Tieren eine Proto-Moral vermutet wird (schon aufgrund der Tatsache, dass ethisches Urteilen angeboren ist in Verbindung damit, dass es eine evolutionäre Kontinuität gibt). Irrelevant, weil auch Kleinkinder und manche geistig Behinderte Moral nicht verstehen und keine moralischen Entscheidungen treffen können und deshalb noch lange nicht in tödlichen Experimente eingesetzt werden dürfen.

Auf die Unsinnigkeit dieser Denkweise hingewiesen, kommt Singer schließlich zu:
Zitat: Rippe: [...] »Wir bauen Kathedralen« ist lediglich eine empirische These – was wir vielmehr brauchen, ist ein Werturteil. Oder könnten wir sagen: »Weil wir Kathedralen bauen, dürfen wir Primaten töten, die dies nicht tun«? Und vor allem: Ich selbst kann keine Kathedralen bauen, bin ich damit weniger wert als jene, die es können?
Singer: Das sage ich nicht. Ich würde es eher so formulieren: Weil wir denkende Wesen sind, tragen wir die Verantwortung dafür, das Leid auf dieser Welt so weit wie möglich zu minimieren und eine Kompromisslösung – für Tier und Mensch – zu finden.

Und damit dreht sich Singer im Kreis. Seine These funktioniert nur unter der Voraussetzung, dass man die speziesistisch-utilitaristische Haltung bereits aktzeptiert hat und Menschenleben mit anderem Tierleben aufwiegt (wohlgemerkt aber nicht auch andersherum). Um das zu aktzeptieren, braucht man jedoch eine ethische Begründung, die hier der Utilitarismus selbst ist - womit Singers Argument zu einem Zirkelschluss geworden ist.

Man hat es schon fast vermisst, dann kommt es aber noch: das vermeintliche Dilemma-Szenario.
Zitat: Ich habe einmal mit Tierschützern folgendes Gedankenexperiment durchgespielt: Sie stehen auf der Frankfurter Mainbrücke und sehen, wie ein Mann und sein Hund ins Wasser fallen. Beide kämpfen um ihr Leben. Was tun Sie? Ein Tierschützer sagte darauf: »Ich würde das Leben retten, das mir räumlich am nächsten ist, denn hier ist die Chance zu retten am größten. Wenn der Hund näher ist, hole ich ihn zuerst raus.« Als ich fragte, was wäre, wenn der Mensch dann stürbe, antwortete er: »Leben ist gleichwertig.« An diesem Punkt war für mich die Diskussion nicht mehr möglich – ich würde in jedem Fall den Menschen zuerst retten.

wen man in einem Dilemma (d.h. einer Ausnahmesituation) rettet, sagt nichts über das richtige oder falsche Verhalten in Nicht-Ausnahmesituationen aus. wenn es nicht ein Hund, sondern das eigene und ein fremdes Kind wäre und man das eigene rettet, statt das fremde, heißt es noch nicht, dass man deshalb fremde Kinder in AIDS-Experimenten einsetzen darf. Und Tierversuche sind, wie Rippe weiter oben bereits sagte, keine Dilemma-Situationen.

Singers wieder einmal utilitaristische Rechtfertigung:
Zitat: Einfach weil ich weiß, dass dieser Mensch wahrscheinlich ein großes Umfeld von Trauernden hinterließe, während der Hund außer dem Mann möglicherweiseüberhaupt niemanden hat, der sich um ihn kümmert.

führt Rippe entsprechend ad absurdum:
Zitat: Wenn zwei Menschen vor dem Ertrinken stünden, würde ich auch nicht sagen, retten wir lieber denjenigen mit der größeren Familie als den eigenbrötlerischen Junggesellen.

Wie gesagt: unser Gesetz ist zum Glück nicht utilitaristisch. Der Mörder einer kinderlosen Person bekommt keine geringere Strafe als der Mörder einer Mutter oder eines Vaters, weil Menschenleben unabhängig ihres sozialen Umfelds gleichwertig sind.

Daraufhin versucht es Singer mit Schuldzuschiebung:
Zitat: Dann würde mich eins interessieren: Fast die gesamte Technik der Transplantationsmedizin beruht auf Ergebnissen aus Tierversuchen, das Gleiche gilt für Antibiotika und noch viele andere Medikamente. Müssten Sie die folglich verweigern, wenn Sie sie als Patient eigentlich bräuchten?

Wie auch Rippe antwortet: die Nutzung von Dingen, die auf ethisch abzulehnende Praktiken zurückgehen, bedeutet nicht die Sanktionierung dieser Praktiken. Wenn man auf den Strßaen der Südstaaten der USA fährt, heißt das nicht, dass man Sklaverei befürwortet, obwohl diese Straßen tlw. von Sklaven gebaut wurden, oder wenn man sich antike Bauwerke ansieht, dass die auf sie zurückgehende Sklavenarbeit damit auch heute gutgehießen werden muss.

Reichlich absurd wird es am Ende, wenn Singer bei einem Ende der Tierversuche unterstellt:
Zitat: Der Aberglaube würde wachsen. Die Wunderheiler hätten Zulauf, die Handaufleger, die Krebsbeschwichtiger. In so einer Welt möchte ich nicht leben.

Warum die Ersetzung der zum größten Teil unwissenschaftlichen Tierversuche durch wissenschaftliche Methoden die Unwissenschaftlichkeit fördern sollte, bleibt unklar.

Das Schlusswort hat natürlich Singer: "Tun wir etwas, werden wir schuldig, tun wir nichts, werden wir auch schuldig.", was erneut unterstellt, ohne Tierversuche gäbe es keinen medizinischen Fortschritt. Wie schuldig machen sich eigentlich die Wissenschaftler und Politiker, die weiterhin an nicht-funktionierenden Versuchsmodellen aus Profit- oder Prestigegründen festhalten, anstatt wirksame Hilfe zu leisten?

Interessant ist auch, dass hier die Unterstellung, Tierversuchsgegner seien emotional und nicht objektiv, diesmal nicht aufkommt, sondern die Entwicklung in die Gegenrichtung geht und Singer seinerseits "auf die Tränendrüse drückt": "weil ich weiß, welches enorme Leid entsteht, wenn etwa eine junge Mutter an einem Ovalkarzinom erkrankt, Metastasen bekommt und kahlköpfig in ihrem Zimmer liegt, neben sich die weinenden Kinder." - Wenn dieser Strategiewechsel mal gut geht...

Die Diskussion zeigt nicht nur, dass Tierversuchsbefürworter ein großes Problem haben, zwischen Tierschutz (Utilitarismus) und Tierrechten (meistens Deontologie) zu unterscheiden und sich vom Speziesismus zu lösen (warum Menschen gegenüber anderen Tieren genauso wenig eine Sonderstellung einnehmen, wie Männern gegenüber Frauen, Farbige gegenüber Weisen etc.), sondern auch, dass sie die Heuchelei erkennen, wenn jemand nur Tierversuche ablehnt, aber nicht sonstige Formen der Tierausbeutung. Tierversuchsgegner ohne tierrechtlerisch-abolitionistischen Hintergrund sind daher argumentativ zum Scheitern verurteilt.

Re: Bitte um Literaturempfehlungen für Einsteiger

Autor: martin
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
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> Ich suche momentan ganz explizit nach Büchern
> (deutschsprachig/englischsprachig), die für Einsteiger in den
> Themenkomplex Tierrechte/Veganismus geeignet sind (d.h. nicht
> auf irgendwelche speziellen Randbereiche oder
> Fachdiskussionen abheben, sondern auf die Fragen,
> Befürchtungen [Vorurteile?] und Ängste von Anfängern
> eingehen), ohne jedoch dabei auf reformistische Gleise
> (Vegetarismus, Tierschutz, etc.) zu geraten.

Hier müsste man Veganismus und Tierrechte schon unterscheiden, weil die meisten Bücher sich auf eines von beiden konzentierten. Ein Buch, dass beide Themen (gleichwertig ausführlich) behandelt, ist mir nicht bekannt.

Empfehlenswert wären (zu den Einschränkungen/Abstrichen siehe in dem von Tobi verlinkten Thread):

zu Tierrechten
- Francione: Indroduction to Animal Rights
- Francione: Animals as Persons
- Dunayer: Speciesism
- Wolf: Tierethik

zu Veganismus:
- Torres/Torres: Vegan Freak

Wobei nur die hier jeweils erstgenannten explizit als Einführungen konzipiert sind. (Evt. noch DeGrazia: Animal rights. A very short introduction, aber dazu kann ich nichts weiter sagen.) In diesem Bereich musst du dich daher wohl oder übel an den Umstand gewöhnen, dass man auch speziellere Bücher lesen und sich dabei die Kompetenz erwerben muss, die jeweiligen Ansätze im Spektrum der Diskussion einzuordnen. Wobei mit "spezieller" nicht gemeint ist, dass sie zwangsläufig schwer verständlich wären, sondern dass jeder Philosoph einen bestimmten Ansatz vertritt (z.B. Steiner: Holismus; Rowlands: Kontraktualismus; Regan: (erweiterter) Kantianismus; Singer: Utilitarismus; Francione, Wolf: Sentientismus usw.), diese aber nicht unbedingt antispeziesistisch sind, sondern leider auch viel Neuspeziesismus dabei ist. Für einen Überblick, der nach Ansätzen geordnet ist und aus kürzeren Beiträgen besteht, könnte auch der Reclam-Band "Texte zur Tierethik" hilfreich sein.

Es ist auch durchaus nicht falsch, neuspeziesistische und reformistische Literatur zu lesen, man sollte es nur mit dem entsprechenden kritischen Abstand tun (den man ohnehin, bei allem, was man liest, haben sollte).

Beim Thema Veganismus sieht es insofern besser aus, dass man hier im Internet bereits umfassende Informationen findet.

Gary L. Francione: Animals as Persons

Autor: martin
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
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Gary L. Francione: Animals as Persons. Essays on the Abolition of Animal Exploitation, Columbia University Press, New York 2008

Francione dürfte jedem, der sich intensiver mit zeitgenössischer Tierrechtstheorie auseinandersetzt, ein Begriff sein. Wie Gary Steiner im Vorwort zum vorliegenden Buch konzise und treffend herausstellt, war und ist Francione einer der ersten, die mit der Singer-Regan-Dominanz brechen. Denn diesen beiden haben das anthropozentrische Denken noch nicht überwunden und gestehen nichtmenschlichen Tieren nur in Hinblick auf menschenähnliche Merkmale Rechte zu. Auch ist er einer der ersten, die die Schädlichkeit des Reformismus klar benannten und unermüdlich kritisiert haben. Drei Bücher von ihm wurden hier bereits besprochen, diesmal erwartet den Leser etwas anderes: Eine Aufsatzsammlung bestehend aus sieben Beiträgen, fünf jüngeren und zwei älteren Datums, die hierfür nochmals überarbeitet wurden, sowie eine umfangreiche Einführung.

In der Einleitung beschreibt Francione vier historische Entwicklungen über den Umgang mit nichtmenschlichen Tieren, auf die sich die nachfolgenden Essays beziehen: (1) Vor dem 19. Jahrhundert wurden Tiere teilweise als Dinge angesehen, denen sogar Schmerzempfindung abgesprochen wurden. Grundsätzlich sah man keinen Anlass, sie moralisch zu behandeln (vertreten durch Descartes, Locke und Kant). (2) Dann kam im 19. Jahrhundert allen voran in England der Tierschutzgedanke auf. Tiere zu nutzen ist richtig, nur solle man es "human" tun und "unnötiges" Leiden vermeiden (vertreten durch Bentham). (3) Im Kontrast dazu kam im 20. Jahrhundert die Tierrechtsposition (Abolitionismus) auf, deren Position es ist, dass jede Form von Tierausbeutung falsch ist und man sie abschaffen, nicht umgestalten soll. (4) Als vermeintliche Verbindung von zwei und drei, aber als tatsächlicher Rückschritt etablierte sich der Neue Tierschutz (Reformismus), der die Rhetorik der Tierrechte übernommen hat, aber auf der praktischen Ebene lediglich Tierschutz betreibt in der irrigen Hoffnung, damit irgendwann einmal die totale Abschaffung erreichen zu können.
In diesem Überblick nimmt Francione bereits zentrale Positionen seiner Ausführungen in den Aufsätzen voraus und erleichtert damit den Einstieg in die Argumentation. Er kritisiert z.B. an Singer, dass dieser Zukunftsbewusstsein für ethisch relevant hält und dass das Greate Ape Project nur eine neue Hierarchie etabliert, statt die alten abzuschaffen.

Der erste Aufsatz ist eine Zusammenfassung seiner zentralen Positionen. Die erste ist der Abolitionismus: Die Position, dass Tierschutzreformen nicht in der Lage sind, relevante Interessen der Tiere wirklich zu schützen, da nichtmenschliche Tiere als Eigentum gelten und daher ihre Interessen nur dann "geschützt" werden, solange es für den Eigentümer von Vorteil ist. Wenn dagegen die Missachtung von (meist ökonomischem) Vorteil ist, gibt es keine Möglichkeit, sie juristisch zu verhindern, da das Eigentumsrecht überwiegt; ein Faktum, dass wie Francione zeigt historisch bereits beim römischen und us-amerikanischen Sklavenrecht bestand. Um Tiere durch das Gesetz sinnvoll zu schützen, müssen sie den Personenstatus erlangen und das geht nicht durch Reformen, die die Ausbeutung zementieren, sondern nur durch Aufklärung der Menschen über Tierrechte und Veganismus.
Die zweite Position ist eine Tierethik, die nicht anthropozentrisch ist. Er argumentiert gegen Benthams und später Singers Auffassung, dass Tiere zwar ein Interesse daran hätten, nicht zu leiden, aber kein Interesse am Weiterleben hätten und über kein Selbstbewusstsein verfügten. Dem widerspricht einmal der Überlebenstrieb, der zeigt, wie stark das Interesse am Weiterleben ist; und andererseits die Tatsache, dass jedes Lebewesen mit einem Bewusstsein notwendigerweise ein Selbstbewusstsein haben muss (wenn ein Tier Schmerz empfindet, muss es zwangsläufig die Vorstellung haben, dass es selbst es ist, das diesen empfindet, und nicht irgendein anderes Tier). Letztlich stellt er infrage, wieso bestimmte Eigenschaften (wie Selbsterkennung) überhaupt ethisch relevant sein sollten, da diese Kriterien auf dem Menschen als Maßstab beruhen.

Im zweiten Aufsatz reagiert Francione auf Kritik an seinen Büchern Animals, Property, and the Law und Rain without Thunder. Da weiterhin behauptet wurde, dass man den Status der Tiere durch Tierschutzreformen verbessern könne, ohne dass dadurch andere Nachteile entstünden, weshalb er verschiedene "Siege" der Tierschützer auf ihre tatsächlichen Wirkungen hin betrachtet. Wenig überraschend lassen sich bei allen die (wirklichen) Gründe finden: die Reformen erhöhen die Produktivität, verringern die Kosten oder schaffen neue Absatzmärkte, indem die Produkte als "tierschutzgerecht" vermarktet werden. Nicht vermittelt wird dagegen ethisches Umdenken. Dabei muss man nicht gerade lange nach diesen tatsächlichen Gründen suchen. Die Kommentare der Tierausbeuter und Ausbeutungsbetriebe, die sie über jene Reformen machen, sind eindeutig.
Im Weiteren klärt er Missverständnisse über die Bedeutung des Eigentumsstatus und setzt sich mit den falschen Alternativen der Neuen Tierschützer auseinander, dass man entweder Tierschutz betreibe oder gar nichts tun könne, sowie ihrer Meinung, Veganismus als Minimalstandard sei übertrieben. Auch die Zunahme von Anwälten, die sich auf Tierrecht (Singular) spezialisieren, kann kaum als Fortschritt gesehen werden. Sie sind nicht an der Abschaffung der Tierhaltung (meistens "Haustiere" betreffend) interessiert, denn dieses Gebiet stellt ihre Einnahmequelle dar. Francione schlussfolgert: "Die Ziele einer Bewegung sollten sich in ihren Methoden spiegeln. Wenn das Ziel Abschaffung ist, ist Tierschutz eine Methode, die zu diesem Ziel weder in Hinsicht der moralischen Theorie, noch der praktischen Strategie passt."

Der dritte Essay richtet sich gegen die von ihm als "similar minds"-Theorie bezeichnete Ansicht, dass nichtmenschliche Tieren nur dann Rechte erhalten sollten, wenn sie menschenähnliche Eigenschaften und Fähigkeiten aufweisen, wenn also ihr Intellekt dem menschlichen ähnlich ist. Vertreten wurde dies unter anderem durch das Greate Ape Project, dass Menschenaffen Rechte wegen ihrer Menschenähnlichkeit zuspricht. Dagegen steht nicht nur die empirisch bestätigte Nutzlosigkeit dieses Ansatzes (es gibt weiterhin keinen nennenswerten Schutz für Menschenaffen), sondern auch, dass nicht klar ist, wie ähnlich die menschenähnlichen Eigenschaften sein müssen, um als ethisch ausreichend zu gelten. Tiere nach ihrer Menschenähnlichkeit zu bewerten schafft nur neue Hierarchien, statt die alten abzubauen. Stattdessen spricht sich Francione dafür aus, dass alle Tiere, die empfindungsfähig sind und dadurch Interessen besitzen (es geht ihm also nicht um Pathozentrismus), ethisch relevant sind.

Cass Sunstein ist wie auch Bentham und Peter Singer einer deren, die die Meinung vertreten, dass nichtmenschliche Tiere kein Interesse am Weiterleben hätten. Außerdem dass der Eigentumsstatus der Tiere nicht das primäre Problem ist und man an der Regulierung (Reformierung) der Tierausbeutung arbeiten sollte, nicht an deren Abschaffung. Hier reagiert Francione auf eine Rezension Sunsteins, in der er diese Punkte gegen Francions Rain without Thunder vorbringt. Gegen den ersten Punkt führt Francione die bereits aus dem ersten Aufsatz bekannten Argumente an. Gegen die Meinung, der Eigentumsstatus sei in der Praxis kaum relevant, gibt er zu bedenken, dass dieser bereits die Wahrnehmung beeinflusst, da Eigentum immer als Dinge angesehen werden und Dinge haben per se keinen inhärenten ethischen Wert. Die fehlerhafte Analyse hinsichtlich des Eigentumsstatus entsteht bei Sunstein durch Beschränkung auf sog. Haustiere, die natürlich besser behandelt werden als "Nutztiere", in Verbindung mit selektiver Wahrnehmung, denn auch Haustiere haben juristisch nur den Status als Eigentum. Solange Tiere Eigentum sind, sind wir nicht in der Lage ihren inhärenten Wert zu erkennen, was notwendig ist, um sie nicht nur als Ressource zu behandeln, schlussfolgert Francione.

Im fünfen Aufsatz werden zwei Fragen zu Tierversuchen diskutiert: Erstens, ob sie notwendig sind, und zweitens, ob sie ethisch gerechtfertigt sind. Zur ersten Frage gibt er unter anderem zu bedenken, dass es in der Vergangenheit fatale Fehlentscheidungen wegen der Ergebnisse aus Tierversuchen gegeben hat, dass die Ergebnisse je nach Methode stark abweichen, dass sie nicht direkt und oft nur schlecht indirekt übertragbar sind und dass viele Tierversuche sinnlose Fragestellungen verfolgen. Dennoch kann man nicht über absolute alle Tierversuche sagen, dass sie völlig nutzlos wären. Die zweite Frage dagegen beantwortet er abschlägig. Nach der Diskussion verschiedener Rechtfertigungsversuche für den Speziesismus, steht am Ende die Tatsache, dass man die Nutzung von nichtmenschlichen Tieren in Experimenten aufgrund von ethisch angeblich relevanten Merkmalen wie Intelligenz, aber die Nicht-Nutzung von (z.B. geistig behinderten) Menschen nicht kohärent rechtfertigen kann. Argumente, die solche Menschen einzuschließen versuchen, sind wenig plausibel. Da also alle Tierversuche ethisch nicht gerechtfertigt sind, müssen auch die, die nützlich sein können, unterlassen werden.

Der sechste Aufsatz ist eine Buchbesprechung eines Sammelbandes von Carol Adams und anderen Feministen, die die Auffassung vertreten, dass Konzept der Rechte patriarchal sei und außerdem die Hierarchie der Menschen über andere Tiere stütze. Dagegen stellen sie die feministische Ethic of Care (Fürsorgeethik), durch die die Gerechtigkeit gegenüber Tieren gewährleistet werden soll. Dagegen erklärt Francione, dass der Rechteansatz sinnvoll und notwendig ist, denn Rechte bieten einen nicht-verhandelbaren Schutz, während die Fürsorgeethik schwammig ist. Elementar für Francione ist auch ihre Funktion als Gegenspieler zum Tierschutz, der lediglich die Reformierung der Tierausbeutung vorsieht, die die Tiere nicht schützt, sondern nur besser ausbeuten lässt, wohingegen Rechte Tiere tatsächlich schützen können. Die Fürsorgeethik dagegen ist in den meisten Fällen tierschützerisch: Mehrere Autoren meinen, dass Vegetarismus (!) nicht in jedem Fall zwingend notwendig sei und man eher dafür sorgen sollte, dass die Tiere möglichst wenig leiden. Andere verteidigen Tierversuche unter bestimmten Umständen oder den Gebrauch von Pferden als Reitobjekte. Daher bezeichnet Francione es als ironisch, dass sie die Hierarchie des Rechteansatzes angreifen, aber selbst Tiere als hierarchisch untergeordnete Objekte behandeln. Die Fürsorgeethik würde nur dann funktionieren, wenn sie auf Tiere angewandt wird, die bereits den Personenstatus haben. Zur Etablierung von (natürlichen, nicht juristischen) Rechten für Tiere, ist sie nicht ausreichend.

Der letzte Aufsatz ist eine Gegenargumentation gegen die Auffassung von Tom Regan, dass nichtmenschliche Tiere in Konfliktsituationen geopfert werden dürfen, weil ihr Leben qualitativ weniger wert sei als das von Menschen, wie er in seinem vieldiskutierten Lifeboat-Scenario behauptet. Nach einer zusammenfassenden Wiedergabe Regans Position problematisiert Francione den Versuch, den Schaden, der beim Tod eines menschlichen oder nichtmenschlichen Tieres entsteht, zu vergleichen. Dennoch betont er, dass Regans Szenario außerhalb seiner generellen Theorie steht, insofern, dass sie sich auf einen Konfliktfall bezieht und nicht auf die generelle Tierausbeutung übertragen lässt, die man damit daher nicht rechtfertigen kann. Somit haben Regans Kritiker, die meinen, seine ganze Theorie sei dadurch zerstört, unrecht. Trotzdem bleibt es problematisch, dass er nichtmenschliche Tiere hier generell gegenüber Menschen abwertet.
Im Postskriptum zu diesem (älteren) Aufsatz verschärft Francione seine Kritik und ist sich nicht mehr sicher, ob diese Position Regans Theorie wirklich nicht gefährdet. Er geht auf Regans Verteidigung im Vorwort der zweiten Auflage von The Case of Animal Rights ein. Hier meint Regan unter anderem, dass es nicht speziesistisch sei, da es auf einer Fall-zu-Fall-Unterscheidung beruhe. Das tut es jedoch nicht, sondern es beruht auf der speziesinhärenten Eigenschaft von Hunden, angeblich ein qualitativ geringerwertiges Leben zu haben. Regans Position ist daher speziesistisch.

Formale Kritik könnte man dahingehend anbringen, dass einige Aussagen (über die Vermeidbarkeit des Tierproduktkonsums und die Bedeutung des Eigentumsstatus) wiederholt werden und auch einige argumentative Ausführungen teilweise wortgleich übernommen sind. Diese Wiederholungen sind jedoch dem Umstand geschuldet, dass die Einzelaufsätze aus verschiedenen Zusammenhängen stammen und solche Grundsätzlichkeiten zu wiederholen notwendig war. Zudem sind es nur Wiederholungen, wenn man den Band von vorne nach hinten durchliest. Für Leser einzelner Aufsätze sind diese Bestandteile dagegen notwendig.
Benutzerfreundlich macht das Buch ein "Reference Guide" zu ausgewählten Themen, eine Art erweitertes Stichwortregister. Hier werden zu mehreren Kernthemen (Tierausbeutung, Tierrechte/Abolitionismus, Neuer Tierschutz/Reformismus und Tierrecht) jeweils in einem Satz Kernaussagen wiedergegeben und dann auf die entsprechenden Seitenzahlen verweisen, unter denen dies behandelt wird.

Fazit: Obwohl es eine Aufsatzsammlung ist, ist es wahrscheinlich der beste Einstieg in Franciones Philosophie und zugleich in Kernpunkte der gegenwärtigen Tierrechts- und Antispeziesismusdiskussion. Wer nach Aktualität sucht und nicht immer wieder die gleichen Grundlagen der vielen Einführungsbücher lesen will, ist hier genau richtig. Die Überblicksartigkeit der einen Aufsätze macht es für Einsteiger geeignet und durch die Tiefgründigkeit anderer Aufsätze ist es für Fortgeschrittene absolut zu empfehlen.

Selbst- und Zukunftsbewusstsein

Autor: martin
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
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> leider wird nicht eine Schweineleiche weniger gefressen
> werden, wenn man Schweinen attestiert, dass sie ein
> Selbstbewusstsein haben.

Ja, habe ich auch ungefähr so geschrieben. Für die ethische Praxis sind solche Intelligenztests recht wirkungslos.

> Aber du hast Recht: Das Töten von Mit-Tieren, welchen die
> Fähigkeit zum Bewusstsein abgesprochen wird, wird legitimiert
> werden.

Nicht nur das. Es ist eine Methode, bei der nichtmenschliche Tiere immer verlieren: Wenn die eine Eigenschaft oder Fähigkeit entdeckt wird, wird darauf verwiesen, dass sie die nächst höhere nicht haben (haben sie Bewusstsein, haben sie aber kein Selbstbewusstsein; haben sie Selbstbewusstsein, haben sie aber kein Zukunftsbewusstsein; haben sie Zukunftsbewusstsein, haben sie aber keine höheren sprachlichen Fähigkeiten usw.). Das ist einer der zentralen Gründe, weshalb Dinge wie das Greate Ape Project keine Türöffner (für die Rechte auch anderer Tiere als Menschenaffen), sondern Sackgassen sind.

> Wer den Spiegeltest nicht besteht, dem wird
> unterstellt, dass er auch seine Ermordung nicht mitkriegt.
> Pervers praktisch ist die Denke!

Ja, das auch. Nur Tiere mit Selbstbewusstsein könnten auch ein ein Zukunfts- (oder Todes-)Bewusstsein haben, heißt es bei Leuten wie Peter Singer, weshalb für alle ohne dieses Bewusstsein ihre Tötung kein Leid erzeugen würde. Abgesehen von der Fehlerhaftigkeit dieser Annahme ist auch der Besitz eines Zukunftsbewusstseins ethisch natürlich nicht relevant.

Wie ich heute zufällig gelesen habe, entwickeln Kinder erst ab dem dritten Lebensjahr ein Selbst- bzw. Ich-Bewusstsein. Der Logik der Leute, die den Besitz von Selbstbewusstsein für ethisch relevant halten, haben Kinder unter drei Jahren kein Lebensrecht.

Der schmale Grad zwischen Menschen und anderen Affen

Autor: martin
Datum:
Forum: Videodokumentation
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"Anthropologische Differenz" nennt man den Unterschied zwischen Menschen und anderen Tieren. Sie wurde mit der Zeit immer weiter eingeschränkt: ganz früher hieß es, Menschen seien von Gott geschaffen, "Tiere" nicht. Das hat sich mit der Evolutionstheorie erledigt: Menschen sind Tiere und gehören zu den Menschenaffen. Die weiteren Merkmale - nur Menschen haben: Sprache, Bewusstsein, Selbstbewusstsein, Zukunftsbewusstsein, Selbsterkenntnisvermögen, Reflexionsvermögen usw. - wurden seitdem durch zahlreiche ethologische und neurologische Studien widerlegt. Die Fähigkeiten des Menschen sind in der Natur nicht einzigartig.

Das ist auch der Thema der Sendung Wie menschlich sind Menschenaffen?. Weitere als nur dem Menschen zustehenden Fähigkeiten wurde in jüngerer Zeit bei Affen nachgewiesen: Emotionalität, Kultur und kulturelle Vererbung, Werkzeuggebrauch, Planen und Agieren in Gruppen und schließlich - was die letzten Zweifel, ob Menschen und Affen verwandt seien überzeugen dürften - das Führen von Kriegen.

Zitat: Menschen nutzen Werkzeuge, entwickeln Kulturen, planen ihr Handeln, führen Kriege und zeigen Mitgefühl. All dies unterscheidet die Menschen von den Tieren. Doch wie ist es mit unseren nächsten Verwandten – den Menschenaffen? Wie ähnlich sind sie uns in ihrem Verhalten? Um diese Frage zu klären, müssen Menschenaffen in ihrer natürlichen Umgebung beobachtet werden. Anfang der 1960er-Jahre sandte der Paläontologe Louis Leakey drei Forscherinnen in den afrikanischen und südostasiatischen Urwald: Jane Goodall nach Tansania zu den Schimpansen, Diane Fossey nach Uganda zu den Berggorillas und Birute Galdikas nach Borneo zu den Orang-Utans. Die Wissenschaftlerinnen sollten herausfinden, wie sich die nächsten Verwandten des Menschen in freier Wildbahn verhalten. Den drei Frauen gelangen bei ihren Langzeitbeobachtungen bis dahin ungekannte Einblicke in das Verhalten der Menschenaffen. Seitdem entdecken Verhaltensforscher immer wieder neue Verhaltensformen, die nur einen Schluss zulassen. Schimpansen, Bonobos, Gorillas und Orang-Utans sind viel menschlicher als früher angenommen.


Menschenaffen zeigen Mitgefühl

Das Schimpansenmännchen Zyon hat den siebenjährigen Cuba adoptiertWenn ein Mensch einem anderen Menschen hilft, gilt das als Zeichen für Mitgefühl. Doch wie soll die gleiche Handlungsweise bei den Menschenaffen bewertet werden? Ist es ein Beweis für ihre Menschlichkeit? Tatsache ist, dass Forscher des Max-Planck-Instituts (MPI) für evolutionäre Anthropologie im Nationalpark Tai (Elfenbeinküste, Westafrika) beobachtet haben, dass erwachsene Schimpansen verwaiste Jungtiere adoptieren. Besonders erstaunlich ist, dass nicht nur Schimpansenweibchen die Adoptivmutterschaft übernehmen, sondern auch Männchen. Es kann sich also nicht um ein instinktives Verhalten handeln, wie es möglicherweise bei Weibchen der Fall wäre. Den Wissenschaftlern bleibt nur eine Erklärung: Die Schimpansen zeigen Mitgefühl.


Menschenaffen nutzen Werkzeug

Der Schimpanse hat den Stock extra für das Pulen in Nüssen zurechtgestutztDer Gebrauch von Werkzeugen galt lange Zeit als die menschliche Besonderheit schlechthin. Mittlerweile haben genaue Beobachtungen in der Wildnis gezeigt, dass auch Menschenaffen Werkzeuge benutzen. Zum Beispiel verwenden Schimpansen Zweige, die sie je nach Gebrauch zurechtstutzen: kurze Zweige für das Mark der Nüsse und lange, um Ameisen zu angeln. Die Vorbereitung des Werkzeugs deutet darauf hin, dass die Schimpansen eine Vorstellung davon haben, was sie mit dem Werkzeug anfangen wollen. Auch benutzen sie Steine und Holzstücke, um Nüsse zu knacken. Gorillas können gezielt mit Steinen werfen und Orang-Utans bauen sich aus Blättern Regenschirme.


Menschenaffen entwickeln Kulturen

Schimpansengruppen im Nationalpark Tai entwickeln unabhängig von anderen Gruppen verschiedene „Nussknacker“-KulturenKultur bedeutet vereinfacht, dass erlerntes Wissen von einer Generation an die andere weitergegeben wird. So entstehen Sitten und Gebräuche, die für den jeweiligen Kulturkreis typisch sind. Genau dieses wurde bei verschiedenen Schimpansengruppen, die räumlich getrennt leben, beobachtet. Die Schimpansengruppen entwickelten unabhängig voneinander unterschiedliche Arten, Nüsse zu knacken. Diese "Nussknackerkultur" wird innerhalb der Gruppe von Generation zu Generation weitergeben. Die Leipziger Forscher beobachteten auch, dass Bonobos bestimmte Blätter als Medikament nutzen. Sie kauen sie nur dann, wenn sie ihren Darm von Parasiten befreien möchten. Auch hier ist es wahrscheinlich, dass das Wissen um die positive Wirkung von Generation zu Generation weitergegeben wird.


Menschenaffen planen ihr Handeln

Kleines Geschenk – großer Erfolg: Für Fleisch gibt es mehr SexSchimpansen und Bonobos jagen andere Affen und Tiere. Während die einen das Opfer in den Bäumen verfolgen, schneiden die anderen den Fluchtweg am Boden ab. Ist die Beute gefasst, teilen sie die Jäger untereinander auf. Ihr Vorgehen lässt nur einen Schluss zu: Sie gehen planvoll vor und koordinieren ihre Jagd untereinander. Doch die Voraussicht der Menschenaffen geht noch weiter, wie die Forscher Cristina Gomes und Christophe Boesch vom MPI für evolutionäre Anthropologie im Tai-Nationalpark beobachtet haben. Demnach haben Schimpansenmännchen bei den Weibchen sexuell besonders viel Erfolg, wenn sie ihnen Fleisch geschenkt haben.


Menschenaffen führen Kriege

Treffen fremde Schimpansengruppen aufeinander, gibt es StreitTreffen Schimpansengruppen aufeinander, kommt es immer wieder zu extrem heftigen Auseinandersetzungen zwischen den Gruppen. Gelingt es einer Gruppe einen Fremdling zu isolieren, so endet das für das Tier in der Regel tödlich. Die Opfer werden manchmal sogar verspeist. In Uganda wurde beobachtet, dass eine Gruppe von Schimpansen das Gebiet einer anderen Schimpansengruppe angreift. Die Schimpansen greifen also gemeinsam fremde "Territorien" an und verteidigen ihre eigenen gegen fremde Schimpansen. Sie führen somit regelrecht Krieg gegeneinander. Was genau hinter dieser Aggressivität steckt, ist noch nicht geklärt. Allerdings weiß man das beim Menschen auch nicht. Es bleibt nur der Schluss, dass es praktisch kein menschliches Verhalten gibt, das nicht auch bei den Menschenaffen beobachtet werden kann. Für die Philosophen Paola Cavalieri und Peter Singer gehen die biologischen und sozialen Gemeinsamkeiten sogar so weit, dass sie Menschenrechte für die Menschenaffen fordern. Immerhin folgte die spanische Regierung ihrem Aufruf und plant, Menschenaffen ähnliche Grundrechte einzuräumen wie Menschen.


Autor: Hilmar Liebsch

Stand: 06.10.2009

(wdr.de/tv/quarks/sendungsbeitraege/2010/0803/001_affe.jsp)

Sonst besteht die Sendung aus Intelligenz-Tests und -Vergleichen. Das Ergebnis: Menschen sind nicht unbedingt intelligenter, sondern ihre Intelligenz hat sich nur auf eine bestimmte Weise spezialisiert.

Ob übrigens die Dominanz des Menschen über die Erde auf seine besondere Intelligenz schließen lasse, ist fraglich, wenn man bedenkt, wie diese Dominanz ausgeübt wird.

Es wäre Zeit, Affen und andere Tiere auch entsprechend ihrer Fähigkeiten zu berücksichtigen - dazu gehört, dass man sie nicht im Studio vorführt oder im Zoo einsperrt. Die Ähnlichkeit darf dabei nicht zu Fehlschlüssen verleiten. Affen sollten nicht deshalb entsprechend ihrer Interessen behandelt werden, weil sie besonders menschlich sind (wie Neuspeziesisten meinen). Sondern entsprechend ihrer Fähigkeit, Interessen zu haben - was auch für alle anderen Tiere, die ein Bewusstsein und damit Interessen haben, gelten muss.

Gary L. Francione: Introduction to Animal Rights

Autor: martin
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
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Gary L. Francione: Introduction to Animal Rights. Your Child or the Dog? (Mit einem Vorwort von Alan Watson), Temple University Press, Philadelphia 2000

Nach seinem Buch über den Status nichtmenschlicher Tiere auf der juristischen Ebene und seiner Analyse des Neuen Tierschutzes, wendet sich Francione hier dem Allgemeinen zu. Einer Einführung in die Tierrechte, die in manchen Teilen auf seiner bisherigen Arbeit aufbaut, das heißt einen juristischen Einschlag hat.

Das Vorwort bietet eine Einführung in das Thema, die wichtigsten Punkte des Buches und eine kurze Übersicht über Franciones Arbeit. Ansonsten ist es etwas eigenartig, da von einem Pseudo-Vegetarier geschrieben, der eigentlich nichts mit Tierrechten zu tun hat. Hier hätte sich eine geeignetere Person finden lassen können.

Einleitend nennt Francione zwei menschliche Grundüberzeugungen: Erstens, dass in Konfliktsituationen Menschen anderen Tieren bevorzugt werden, aber dass zweitens dennoch prinzipiell unnötiges Leiden vermieden werden soll. Auf die erste kommt er später zurück, die zweite, so stellt er fest, steht im Widerspruch zur Realität, da "die überwältigende Mehrzahl unserer Tiernutzung nur durch Gewohnheit, Konvention, Bequemlichkeit und Genuss gerechtfertigt werden kann", sodass all diese Tierausbeutung per Definition "unnötig" wäre. Vorweg nimmt er auch die prinzipielle Lösung, das ist: gleiche Interessen gleich zu behandeln und die Tiere mit entsprechenden Rechten auszustatten. Das klingt heute vertraut, ist aber verschieden von den bis dato prominenten Ansätzen Singers und Regans, von denen er sich abgrenzt. Die Bezugnahme auf "Interessen", die die Basis seiner Tierrechtstheorie bilden, ist keine metaphysische Annahme, sondern wird über physiologische und theoretische Hintergründe der Tiere erläutert.

Das erste Kapitel bietet einen Abriss des Status der Tiere in der menschlichen Gesellschaft mit Blick auf die philosophische Tradition und gegenwärtige Situation. Da sich dieser Status der Tiere – das was ihnen die Menschen offiziell zugestehen – im Verlauf der Geschichte deutlich gebessert hat, kann das heutige Verhältnis nur noch als "moralische Schizophrenie" bezeichnet werden: Die Menschen tun genau das Gegenteil von dem, was sie behaupten. Tieren dürfe keine unnötigen Leiden zugefügt werden, dennoch ist praktisch die gesamte Tierausbeutung eindeutig unnötig und wird durch das tägliche Konsumverhalten unterstützt. Francione gibt eine knappe Übersicht über die Realität der Tierausbeutungspraxis, von der 'normalen' Landwirtschaft über Jagd und "Fischerei", Zoo, Zirkus, Rodeo, Hunderennen bis zu "Pelz". Diese Dinge sind mit dem Argument, das hier verursachte Leiden sei "nötig", nicht zu rechtfertigen. Den Anschein, zu gewissem Grad gerechtfertigt werden zu könnten, besitzen höchstens Tierversuche zur medizinischen Forschung. Dem wird im zweiten Kapiteln nachgegangen, wo Francione auf die wissenschaftliche Unzuverlässigkeit eingeht, die Fehlschlüsse er Vergangenheit (z.B. dass Asbest ungefährlich sei), den wirtschaftlichen und politischen Hintergrund und das Ignorieren von Tierschutzbestimmungen durch die Experimentatoren. Tierversuche könnten besser begründet werden als die sonstige Ausbeutung, dennoch kommt er zu dem Schluss, dass sie ethisch nicht zu rechtfertigen sind.

Den "Grund für unsere moralische Schizophrenie" benennt er im dritten Kapitel. Dieser liege darin, dass Tiere Eigentum seien (das Thema, dass er in seinem ersten Buch ausführlicher behandelt hat). Nach kurzer Rekapitulation der rechtlichen Grundlagen, werden die Gründe für die Wirkungslosigkeit von Tierschutzgesetzen aufgezählt: Tiere werden massenhaft von den Gesetzen einfach ausgenommen; die Gesetze werden so ausgelegt, dass jede Tierquälerei, solange (oder sobald) sie in der Produktion nötig ist, als "unvermeidlich" eingestuft wird; viele Tierquäler können sich leicht damit herausreden, dass sie das Tier nicht quälen, sondern z.B. nur disziplinieren wollten; die Gerichte nehmen als Voraussetzung an, dass Tierhalter aus ökonomischen Gründen kein unnötiges Leid verursachen würden; und schließlich sind die Strafen, wenn überhaupt einmal eine Verurteilung erfolgt, äußerst gering. Der Wert, den die Tiere vor dem Gesetz haben, ist ihr Wert als Objekt. Wenn die Vermeidung von Qualen und Leiden unproduktiv wäre, werden sie nicht verboten. Sog. Haustiere, auf die er noch kurz zu sprechen kommt, werden individuell i.d.R. besser behandelt, werden juristisch dennoch meist nur am Marktwert gemessen. Nichtmenschliche Tiere sind rechtlich gesehen durch und durch vom Eigentumsstatus bestimmt.

Dagegen steht das vierte Kapitel mit einem Gegenprinzip: "Das Heilmittel für unsere moralische Schizophrenie: Das Prinzip der gleichartigen Behandlung", so wie Überschrift. Grundaussage ist, dass gleiche Interessen gleich behandelt werden sollen – ohne speziesistische (oder rassistische oder sexistische) Vorurteile. Ungleiche Interessen betrifft dies nicht, daher bräuchten nichtmenschliche Tiere kein Wahlrechte oder ähnliche weiterführende Rechte. Die Unterscheidung von basalen und nicht-basalen Rechten verdeutlicht, weshalb das Recht, nicht als Ressource gebraucht werden zu dürfen, auf der legalen Ebene das erste Recht auf dem Weg in die Emanzipation sein muss. Das ist der erste Schritt, vergleichbar mit der Abschaffung der Menschensklaverei im 19. Jahrhundert. Nach Verbot der Sklaverei gab es weiterhin Diskriminierung, es war somit nicht einzige Schritt, aber eben der erste. Der nächste Schritt ist die Anerkennung gleicher inhärenter Werte. Am Ende der Entwicklung muss man dahin gelangen, den nichtmenschlichen Tieren einen (auch rechtlichen) Personenstatus einzuräumen.

Das fünfte Kapitel ("Robots, Religion, and Rationality") behandelt häufige Gegenargumente: (1) Tiere haben keine Interessen, sondern verhielten sich eher wie Roboter. (2) Gott hat uns die Erlaubnis gegeben, die Tiere als Mittel zum Zweck zu benutzen. (3) Weil Tiere kein Selbstbewusstsein, kein rationales Denkvermögen hätten, dürfe man ihnen Grundrechte versagen und (4) auch wenn Tiere inhärenten Wert besäßen, wäre er geringer als der der Menschen.
(1) erklärt er als (biologisch, ethnologisch) falsch und ethisch irrelevant. Gegen (2) weist er einerseits darauf hin, dass dieses "Argument" bei Nicht-Gläubigen hinfällig wird, benutzt andererseits allerdings die Apologetik angeblich tierfreundlichen Bibel-Stellen. Schließlich kommt er aber darauf zurück, dass in der Bibel auch Sklaverei und Todesstrafe gerechtfertigt werden und sie daher eine schlechte Quelle für moralische Standards darstellt. (3) hält er Darwins und dessen Entdeckung, dass alle (bewusstseinsfähigen) Tiere aufgrund ihrer Evolution aus gemeinsamen Vorfahren ähnliche Fähigkeiten haben und diese daher prinzipiell vorhanden, nur zu einem unterschiedlichen Grad ausgeprägt sind; er stützt sich zudem auf neuere Forschung zur Kognition, die sagt, dass Sprach- und Erinnerungsfähigkeit nicht notwendig dafür sind, ein Bewusstsein auszuprägen. Letztlich sind auch die hier noch bestehenden Unterschiede ethisch irrelevant. Die Antwort auf (4) lautet, dass selbst wenn er geringer wäre, er nie so klein sein könnte, dass die Grundinteressen, die durch Tierrechte geschützt werden sollen, nicht gedeckt wären (denn die ergeben sich aus biologischen Tatsachen, die nicht verhandelbar sind).

Jeremy Bentham und dem Utilitarismus ist ein eigenes, das sechste Kapitel, gewidmet. Der Grund dafür ist, dass zuerst er die These vertrat, dass Tiere nicht leiden sollten, aber man sie dennoch ausbeuten darf, weil sie über kein Zukunftsbewusstsein verfügen würden. Das, was heute von Peter Singer fortgesetzt wird, bei dem es heißt, da nichtmenschliche Tiere kein Interesse am Fortbestehen ihres Lebens hätten, sei das Töten dieser für sie kein Verlust. Francione hält dagegen, dass nichtmenschliche Tiere natürlich ein Interesse daran haben, am Leben zu bleiben, wie sich empirisch zweifelsfrei feststellen lässt und das schon aus evolutionären Gründen so sein muss (der Überlebenstrieb ist bekanntermaßen einer der stärksten Triebe). Er erklärt weiter, dass Tiere, die empfindungsfähig sind, Selbstbewusstsein besitzen müssen, da eine Empfindung von Schmerzen ohne lokale Zuordnung ist möglich ist; sowie dass sie Zukunftsbewusstsein besitzen, was empirisch überprüfbar und ethologisch wahrscheinlich ist. Widersprüche und Ungereimtheiten in Singers Ansichten über die angeblichen Interessen nichtmenschlicher Tiere (nicht nicht leiden zu wollen, sondern nur nicht zu sehr) und ähnliche Aussagen, kritisiert der Autor und verweist darauf, dass Benthams und Singers Position im Endeffekt nicht von der von Kant und anderen zu unterscheiden ist (von denen sie sich angeblich abheben): Alle sind einig, dass nichtmenschliche Tiere keine grundlegenden Rechte (auf u.a. Leben) benötigen, sondern sie nur vor "Grausamkeiten" bewahrt werden sollen. Bentham und Singer behaupten es, aber wenden das Gleichheitsprinzip nicht konsequent an, denn sonst ließe sich die Position, die sie vertreten, nicht rechtfertigen.

Das letzte Kapitel greift die Frage des Untertitels auf ("Dein Kinder oder der Hund?"). Tierrechtsgegner behaupten, weil man in einer Notsituation (wie einem brennenden Haus, in dem sich z.B. ein menschliches Kind und ein Hund befinden) eher den Menschen als den Nichtmenschen rettet (bzw. es tun sollte), hätten nichtmenschliche Tiere auch generell keine Rechte. Eine sehr angreifbare Annahme, deren vordergründiger Fehler es ist, aus Extremsituationen Regeln für Normalsituationen abzuleiten. Weiter fehlerhaft ist, dass Konflikte erst produziert werden und somit künstliche Dilemmata geschaffen werden, die nicht notwendig bestehen müssten (in dem Kurzfilm Losdenken heißt es auf dieses Szenario bezugnehmend: es gibt kein brennendes Haus). Nach dem Nachweis, dass auch Lebensraumkonflikte und Tierversuche keine Dilemmata darstellen, wird die hypothetische Situation, wie man sich bei wirklichen Konflikten verhalte soll bzw. was daraus folgere, behandelt. Die Antwort ist denkbar einfach: Sollte es wirkliche Dilemmata-Situationen geben, bedeutet die Entscheidung, egal wie sie ausfällt, nicht, dass der Benachteiligte deshalb gleich alle Rechte verlöre bzw. keine hätte.

Der Anhang bietet in der Frage-Antwort-Form Erwiderungen auf zwanzig häufige Fragen und Rechtfertigungen in Sachen Tierrechte. Wie es sich mit "Haustieren" verhalte; dass Tierausbeutung "natürlich" oder "Tradition" sei; bei welchen Tieren man die Grenze zieht; was mit Insekten sei; ob Tier- und Artenschutzgesetze sinnvoll sind; ob durch Tierrechte nicht Menschen abgewertet würden und andere mehr. Dieser Teil ist auch online zugänglich: http://www.abolitionistapproach.com/faqs/

Zu kritisieren gibt es Kleinigkeiten. Die im dritten Kapitel erläuterte Tatsache, dass Tiere Eigentum sind, erklärt, warum Tierschutzgesetze nutzlos sind, jedoch nicht – wie es im Titel heißt – den "Grund unserer moralischen Schizophrenie". Der juristische Status ist eher die Folge als der Grund. Hier hätte man eher psychologische, kulturelle und soziale Hintergründe erwartet, insofern ist der Titel ungeeignet. Außerdem verwendete Francione hier noch den Begriff "Vegetarismus", wo er eigentlich Veganismus meint, wie durch die Umschreibung deutlich ist. Den Fehler hat er jedoch inzwischen behoben und betont, dass unmissverständlich von Veganismus gesprochen werden muss.

Fazit: Im Sinne einer Einführung ist das Verhältnis zwischen Breite der Thematik und abgehandelten Aspekte sowie der Tiefe der Analyse gut getroffen. Einerseits werden soziale, juristische, philosophische und alltägliche Gebiete behandelt, andererseits ist Analyse nicht zu oberflächlich und nicht zu tief. Auf der einen Seite, wie bei den FAQs ist es entsprechend allgemein, bei den philosophischen Problemen wird es auch anspruchsvoller. Von den erwähnten Kleinigkeiten abgesehen, kann man das Buch als gelungen bezeichnen.

Singer: ''Wir sollten Fische human töten.''

Autor: martin
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
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Im englischen Guardian hat Peter Singer einen Artikel anlässlich der Studie, die Anzahl die weltweit getöteten Fische schätzt (mehr als eine Billion), geschrieben. Sein Fazit ist das, was man erwartet:
Zitat: We need to learn how to capture and kill wild fish humanely – or, if that is not possible, to find less cruel and more sustainable alternatives to eating them.

Wir müssen lernen, Wildfische human zu fangen und zu töten - oder, wenn das nicht möglich ist, weniger grausame und nachhaltigere Alternativen dazu finden.

(guardian.co.uk/commentisfree/cif-green/2010/sep/14/fish-forgotten-victims)

Damit suggeriert er, dass a) das Umbringen von Nicht-Wildfischen (solchen von "Zuchtfarmen"), die mit Storm betäubt werden, nicht grausam (und völlig unnötig) wäre; dass b) es möglich wäre, Wildfische auf eine nicht-grausame Art und Weise umzubringen (nein, dass ist es nicht); und c) dass wir nach einer Alterantive suchen müssten. Lieber Peter Singer, wir kennen die Alternative, sie heißt Veganismus. Aber das scheint Ihnen bei Ihren Bemühungen um "Freilandeier", "Fleisch von human geschlachteten Tieren" und krudem Reformismus entgangen zu sein. Dabei ist es ganz einfach: Vegan werden und die Fische leben lassen.

Jonathan Safran Foer: ''Recht auf Leben klingt irgendwie merkwürdig.''

Autor: martin
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Jonathan Safran Foers Buch "Eating Animals", das morgen unter dem Titel "Tiere essen" auch in Deutschland erscheint, hat einige Chancen, den Peter-Singer-Effekt zu wiederholen. Singers Buch "Animal Liberation" wurde und wird bis heute mit der Zuschreibung als Tierrechtsliteratur gehandelt, obwohl Singer dort eindeutig nicht für Tierrechte eintritt, eindeutig nicht für Veganismus und nur halbherzig für Vegetarismus plädiert. Foer seinerseits ist noch weniger progressiv und sein Buch wird dennoch ähnlichermaßen als Plädoyer für Vegetarismus [!] durch das Internet gereicht. Dabei sind auch seine Aussagen völlig eindeutig: Tiere haben keine Rechte und etwas weniger "Fleisch"-Konsum ist ausreichend. Mit der zweiten Aussage dürften nicht einmal Vegetarier-Organisationen übereinstimmen - das interessiert sie, da sie etwas vom Medienrummel abhaben wollen, reichlich wenig.

Etliche Interviews wurden vorab mit Foer geführt und in vielen Artikeln gibt es Zitate aus dem Buch, sodass der Inhalt, auch ohne es gelesen zu haben, deutlich ist. Zu sagen hat er u.a.:


Über "Fleisch"-Konsum

Zitat: Wenn ich Vorträge halte, komme die Leute im Anschluss zu mir und erzählen, sie seien seit vier Tagen Vegetarier, seit sie mein Buch gelesen haben. Ich bin dann immer geneigt, zu sagen: Iss einmal in der Woche Fleisch. (vebu)


Zitat: Ein Freund von mir hat gesagt, ich würde ja gern mit dem Fleischessen aufhören, aber wenn meine Großmutter mich einlädt, gibt es immer Roastbeef, das esse ich so gern. Ich hab ihm gesagt: Dann iss das Roastbeef! Aber iss kein Fleisch mehr in Restaurants oder bei McDonald’s. Darauf antworten manche: Aber das ist doch scheinheilig. – Okay, dann sei eben scheinheilig! Das Ziel ist ja nicht, ethisch rein zu sein, sondern die Welt besser zu machen. (zeit)

Natürlich hat das Vermeiden von Tierausbeutungsprodukten nichts mit Reinheit zu tun und "die Welt besser zu machen", während man sogar hinter dem Minimum an möglicher Verbesserung zurückbleibt, ist gelinde gesagt eine eigenartiger Ratschlag.

Zitat: "Die Rhetorik des Vegetarismus ist wirklich überzogen und sehr ärgerlich", sagt Safran Foer. "Nehmen Sie T-Shirts, auf denen ,Fleisch ist Mord' steht - ich weiß nicht, ob das andere Menschen überzeugt oder ob es sich nicht nur für den gut anfühlt, der es trägt." Die Frage sei: "Was willst du mit deiner Botschaft erreichen?" (taz)

Immerhin ist er ehrlich: er weiß nicht, ob es funktioniert. Wenn er es wüsste, hätte es sich seine pseudorhetorische Frage sparen können.


Über Konsequenz

Zitat: Wir missverstehen radikalen Wandel und denken, das bedeute, dass ein Individuum sich komplett verändern muss. (taz)


Zitat: Ich verstehe, wenn jemand sagt, er liebe Fleisch, er könne nicht Vegetarier werden. Ich verstehe aber nicht, wenn jemand sagt, er könne nicht einmal die Woche weniger Fleisch essen. (taz)


Zitat: SPIEGEL ONLINE: Nach drei Jahren Recherche zum Thema "Massentierhaltung und Fleischproduktion" haben Sie sich entschieden, auf Fleisch zu verzichten. Fiel es Ihnen schwer?

Foer: Nein. Aber es ist eine sehr persönliche Entscheidung, und ich würde sie nicht von anderen verlangen. (spiegel)


Zitat: Als das Buch gerade erschienen war, habe ich zum ersten Mal mit ihr über das Thema gesprochen. "Glaubst Du, dass Tiere Schmerzen empfinden können?" habe ich sie gefragt, und sie sah mich an, als habe ich die dümmste Frage der Welt gestellt. Dann antwortete sie mir: "Natürlich tun sie das. Und was wir ihnen antun, ist wirklich schrecklich. Aber ich bin zu alt, um mich noch zu ändern." Dafür habe ich volles Verständnis. (spiegel)


Zitat: Ich würde jedenfalls niemandem zum Vorwurf machen, Würste zu essen, ich finde nur, man muss das nichts dauernd tun. (stern)


Zitat: Ich liebe Würste auch, ich esse sie nur nicht. Das heißt, in München habe ich einmal eine Ausnahme gemacht. Meine Frau, die auch Vegetarierin ist, ging auf den Viktualienmarkt, und als sie zurückkam, sagte sie, sie müsse mir etwas erzählen, sie habe doch eben tatsächlich eine Weißwurst gegessen. Sie habe nicht widerstehen können, so gut hätten die ausgesehen. Ich habe dann auch eine gegessen, und sie war wirklich unglaublich gut. Ich bin nicht die Sorte Vegetarier, die so tut, als vermisste man nichts. Das tut man. Aber - na und? Ich würde jedenfalls niemandem zum Vorwurf machen, Würste zu essen, ich finde nur, man muss das nicht dauernd tun. (faz)



Über die Rechte der Tiere

Zitat: Tierrecht ist eine Sache, die diskutiert werden kann. Ich bin überzeugt davon, dass meine Thesen in Eating Animals Thesen sind, auf die wir uns alle verständigen müssen. Wenn es jedoch darum geht, Tiere zu töten oder auch nicht, dann betreten wir weniger objektiven Boden. Dort müssen wir in unserem Unterbewusstsein nach Recht und Unrecht forschen. Ich habe meine eigenen Gefühle bei der Sache. (vebu)

Es erschrickt es wenig, wenn er in seinem Unterbewusstsein nach Recht und Unrecht forscht, statt sich an ethische Debatten, die naturwissenschaftlich und philosophisch fundiert sind, zu halten. Aber zum Glück leben wir nicht in einer Welt, wo es - wie er suggeriert - akzeptiert ist, dass Ethik Privatsache ist.

Zitat: Tiere töten ist nichts, bei dem man dabei sein möchte. Aber wenn wir mal von einem wirklich guten Bauernhof ausgehen, dann sprichst Du vom Recht des Tieres auf Leben, was irgendwie merkwürdig klingt. (vebu)


Zitat: Beim Fleischessen geht es auch nicht hauptsächlich um Leben und Tod, sondern um Quälen oder Nichtquälen. Ob wir es grundsätzlich in Ordnung finden, Fleisch zu essen, ist eine beinah hypothetische Frage angesichts der Tatsache, dass 99 Prozent unseres Fleisches aus Massentierhaltung stammen, in der die Tiere auf eine Weise dahinvegetieren, die viele von uns verwerflich finden. Wenn Sie mich also fragen, ob ich das Töten von Tieren falsch oder richtig finde, wüsste ich nicht mal genau, was antworten. (zeit)


Zitat: Diese Frage des Tötens ist kompliziert. Einmal besuchte ich eine Farm, eine Ausnahmefarm an der kalifornischen Küste. Die Kühe hatten so viel Platz, wie sie sich nur wünschen konnten, das beste Gras. Die Kälber bleiben dort bei ihren Müttern, sie können all das tun, was Kühe gerne tun. Sie werden so geschlachtet, dass sie der Tod in fast allen Fällen schmerzlos ereilt. Ist das schlimmer, als gar nicht erst geboren zu werden? Würden Sie ein solches Leben nicht dem Gar-nicht-erst-geboren-Werden vorziehen? Das sind sehr komplizierte Fragen. (zeit)

"Ist es nicht besser, wenn die Tiere eine kurze Zeit leben, als wenn sie gar nicht leben würden?" Die Antwort lautet natürlich nein. Die Nicht-Existenz verursacht kein Leiden im Gegensatz zum Geschlachtet-Werden.

Zitat: Es ist ein Plädoyer für den Vegetarismus, aber gleichzeitig auch ein Plädoyer für eine andere, klügere Tierhaltung und eine angemessene Art, Fleisch zu essen. (welt)

Damit ist es nicht einmal ein Plädoyer für Vegetarismus, denn "Fleischessen" und Vegetarismus funktioniert nicht parallel.

Zitat: Dem Mitleidsgebot – du darfst die dir verwandten Tiere überhaupt nicht töten, nur weil sie dir schmecken – weicht Foer aus. Er sei, schreibt er, »nicht allgemein dagegen, Tiere zu essen«. Das Glück der Tiere und die Qualität ihres Fleisches liegen ihm mehr am Herzen als ihr Recht auf Leben. Für ihn gibt es, was für mich undenkbar ist: »ethisch unbedenkliches Fleisch«. (zeit2)

So sieht Foers Glück der Tiere aus: das Glück, geschlachtet zu werden.


Über die Behandlung von Tieren

Zitat: Ich meine nicht, dass Tiere auf Leinen gebettet werden sollen. Die Frage ist: Behandeln wir sie als das, was sie sind, oder sind sie für uns eben nur Massenartikel, wie Steine oder Holzstücke. (main-netz)


Wer davon nichts wusste, sich aber wunderte, wieso ein "Plädoyer für Vegetarismus" so eine breite Medienresonanz erfährt, weiß es jetzt. Weil Foer unmissverständlich für Tierausbeutung eintritt. Ein bisschen weniger bitte, aber Rechte für Tiere kommen ihm nicht auf den Teller.


Quellen

stern: stern.de/kultur/buecher/jonathan-safran-foer-tiere-essen-us-schriftsteller-macht-vegetarier-leben-schmackhaft-1593413.html
vebu: vebu.de/menschen/interviews/464-qjonathan-du-hast-mein-leben-ruiniert
faz: faz.net/s/RubBE163169B4324E24BA92AAEB5BDEF0DA/Doc~EB9AD01EFB92E4DF8BA4943664954D784~ATpl~Ecommon~Scontent.html
zeit: zeit.de/2010/33/Vegetarismus-Interview
zeit2: zeit.de/2010/33/Vegetarismus-Essay?page=4
main-netz: main-netz.de/nachrichten/kultur/kultur/art4214,1314377
spiegel: spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,711543,00.html
welt: welt.de/die-welt/kultur/literatur/article8997710/Das-grosse-Weggucken.html
taz: taz.de/1/archiv/digitaz/artikel/?ressort=ku&dig=2010/08/14/a0030&cHash=11befe6b60

Re: Peter Singer, Speziesist und Unveganer

Autor: Monique Weiß
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
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Diese Kritik ist hart aber trotz allem ist er ,wenn er auch wieder zum Fleischessen zurück gekehrt sein sollte ein Mensch der dieses Thema mir nahegebracht hat und Dank seines Buches welches ich in der Zeit meines begins zum Übertritt in den Vegetrarismus als meine Bibel angesehen habe ,um andere aufklären zu können warum und weshalb ich mich dazu entschieden habe.Natürlich wußte ich das auch schon vorher aber nicht in welchem Außmaß Tiere für diese Konsumgesellschaft augebeutet werden und wie weit das Leid reicht.Allein aus dem Grund habe ich soviel Respekt vor Peter Singer.Animal Liberation"Die bEFREIIUNG DER tIERE" WAR SOMIT MEIN ERSTES BUCH dieser Art und jetzt lese ich weiter viele Ethikbücher die sich mit dem Thema beschäftigen, das ich gern selbst ein Buch schreiben möchte.D.H. viel mehr ein Bildband was zeigt warum ich Vegetrarier wurde und mich so sehr für den Tierschutz interessiere wie niemals zu vor.Ich selbst wurde im März dieses Jahres das Opfer von Haustierdiebstahl auf Grund illegaler Tierfänger wegen Pelzhandel.Ich verlor meine Katze die seit 13 Jahren mein treuer Freund war für solch niedere Absichten.Sie wurde noch lebendig in einem Transorter gehäutet und ich konnte ihr nicht helfen.Alle Stationen der Suche,die Suchzettel,meine Gedanken beim Artikel in der Zeitung das die Katzenkiller im Südharz unterwegs sind und meine Zeit der Wut ,Trauer und verarbeitung dieses ganzen Themas bis hin zur Tierethik allgemein würde ich gern in einem Bildband festhalten.Viell. auch zur Aufklärung an andere jüngere Menschen die sich dem Thema nur vorsichtig nähern ohne viel lesen zu wollen.Denen BIlder von Peta und A.L.F. vielleicht helfen.

was halten sie davon??


Liebe Grüße MOnique Weiß

[Formatierung korrigiert - Moderator]

Gary L. Francione: Animals, Property, and the Law

Autor: martin
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
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Gary L. Francione: Animals, Property, and the Law (Vorwort von William Kunstler), Temple University Press, Philadelphia 1995 (2. Aufl. 2007)

Neben einem Ratgeber für Schüler und Studenten, der ihnen hilft in ihrer Ausbildung keine Tierversuche durchführen zu müssen (Vivisection and Dissection in the Classroom: A Guide to Conscientious Objection, Amer 1992), ist dieses Buch seine erste umfangreiche Veröffentlichung. Dem geht jedoch bereits eine mehr als zehnjährige Erfahrung und viele Aufsätze voran.

Das zentrale Anliegen des Buches ist die Frage zu beantworten, weshalb Tierschutzgesetze seit ihrer Einführung völlig unfähig waren und sind, die nichtmenschlichen Tiere auch wirklich signifikant vor Schaden zu schützen, wozu sie – wie man meinen könnte – da sein müssten. Den wesentlichen Grund hierfür identifiziert er darin, dass nme. Tiere auf rechtlicher Ebene als Eigentum ihrer Besitzer gelten. Kommt es nun zu einem Konflikt im Bereich des Tierschutzes, gilt es die Interessen des Eigentümers gegen die seines Eigentums (der Tiere) abzuwägen. Es ist klar, dass die Interessen der Eigentümer an ihrem Eigentum immer höher gewertet werden als umgekehrt und deshalb bei Konflikten immer zugunsten der Ausbeuter entschieden wird. Im Tierschutzgesetz heißt es, "unnötiges" Leiden sei verboten, doch was nötig und was unnötig ist, bestimmen die Anforderung der industriellen Tierausbeutung, nicht die Interesses der Tiere. Tierschutz kann deshalb nur dann "Fortschritte" machen, wenn er mit den Interessen des Eigentümers nicht kollidiert.

Diese Feststellung hat weitere Implikationen. Die Interessen des Eigentümers sind immer auf den Erhalt seiner Tätigkeit und Berufsgrundlage gerichtet. D.h. jede Veränderung, die seine Grundlage angreifen würde, ist nicht in seinem Interesse. Da sein Interesse immer überwiegt, können – auf juristischer Ebene – Tierschutzverbesserungen bereits theoretisch nie zu einer Abschaffung führen (auch nicht "langfristig"), sondern entsprechen den ökonomischen Interessen des Tierausbeuters und sind für ihn nützlich.
Notwendig ist es, das System zu ändern. Nichtmenschliche Tiere, so Francione, müssen einen juristischen Status erlangen, der es gewährleistet, dass ihre Interessen im Konfliktfall nicht automatisch den Interessen des Ausbeuters untergeordnet werden. Sie müssen rechtlich aufgewertet werden, d.h. ihr Status als Eigentum anderer zu gelten, muss abgeschafft und sie müssen mit fundamentalen Rechten versehen werden: den Grundrechten wie sie heute allen Menschen zustehen.

Diesem Nachweis wird in drei Haupt-Teilen nachgegangen. Der erste behandelt das Tierschutzrecht als Teil der Ausbeutungsstrategie (er nennt dieses Prinzip legal welfarism). Hier erfährt man u.a., dass um die Belange von Tieren vom Gerichtssaal fernzuhalten, das Konzept der Klageberechtigung angewandt wird, d.h. dass Kläger um einen Klageanspruch zu erheben, selbst vor Gericht erscheinen müssen. Bei nichtmenschlichen Tieren ist dies nicht möglich, sodass das Tierschutzgesetz nur von den staatlichen Stellen eingeklagt werden kann und diese denkbar wenig Interesse an einem über das Minimum hinausgehenden Wohl der Tiere haben. Verboten sind grundlegend nur solche Grausamkeiten, die nicht ökonomisch gerechtfertigt sind, z.B. die Tiere verhungern zu lassen. Alle anderen sind erlaubt.
Francione diskutiert weiterhin den rechtlichen Status nichtmenschlicher Tiere seit den Anfängen der neuzeitlichen Rechtsdiskussion und zeigt, wie selbst "Haustiere" vor dem Gesetz nur selten einen höheren Wert haben als den Marktwert als Eigentum des Besitzers. Er befasst sich außerdem mit rechtlichen und philosophischen Argumenten gegen Tierrechte und wiederholt schließlich in der Zusammenfassung den wesentlichen Punkt: "[S]o lange wie Tiere im rechtlichen Sinne als Mittel für menschliche Zwecke betrachtet werden, verlangen gesetzliche Standards, die 'humane' Behandlung fordern und 'unnötiges' Leiden verbieten, nichts anders als dass die Interessen der Tiere gegen die menschlichen Interessen abgewogen werden – eine Abwiegung, die immer zugunsten der menschlichen Eigentumsrechte ausfällt."

Im zweiten Teil wird die Unwirksamkeit der Gesetze gegen Tierquälerei (Anticruelty Laws) betrachtet. Obwohl es heißt, die Gesetze dienten dazu, die Tiere "um ihrer selbst willen" zu schützen, kennen die Verurteilungen, die sich auf sie berufen, nur zwei Begründungen: die Grausamkeit schade der öffentlichen Moral oder den Fall, dass nicht irgendein Nutzen für die Menschen bzw. ihrer Ausbeutung der Tiere abgeleitet werden konnte. Kann hingegen ein Nutzen gerechtfertigt werden, sind die Grausamkeiten, die die Praktik erzeugen, sofort gerechtfertigt. Ob die Quälerei der Tiere unter "unnötiges Leiden" fällt ist, wie nachgewiesen wird, ist eine Entscheidung, die sich an der Notwendigkeit der Ausbeutungsmethode orientiert, nicht am Wohl des Tieres. Selbst wenn Veterinäre die Praktik als Grausamkeit bezeichnen und selbst wenn es Alternative gibt, können die Praktiken nicht über das Tierschutzgesetz geahndet werden, insofern sie eine Funktion im Produktionsprozess haben (das trifft z.B. bis heute auf das betäubungslose Kastrieren zu).

Im dritten Teil behandelt Francione im Detail die Gesetzgebung zu Tierversuchen, da sie in den USA – wie auch in anderen Ländern – der Bereich mit den striktesten gesetzlichen Auflagen darstellt. Hier lautet die Beschränkung bereits unverblümter, dass der Tierversuch dann gerechtfertigt ist, wenn er einen Nutzen für den Menschen hat. Jedoch kann praktisch jeder Versuch irgendeinen Nutzen haben, weil er zwangsläufig irgendwelche Informationen erzeugt und ist somit automatisch gerechtfertigt. Ob diese Informationen überhaupt relevant, bereits vorhanden oder nutzbar sind, ist unwichtig.
Diese Gesetze zum "Schutz" der Tiere verlangen lediglich "ausreichend Nahrung, Wasser und eine halbwegs saubere Umgebung", d.h. betreffen die Faktoren, die notwendig sind, damit das Tier gesund genug ist, um verwertbare Daten zu liefern. Vor den körperlichen und psychischen Verletzungen der Experimente werden sie nicht geschützt – wenn die Versuchsanordnung das Hungern vorsieht, tritt die Anforderung nach "ausreichend Nahrung" automatisch außer Kraft. Auch diese Gesetze schützen also nur die menschlichen Interessen (verwertbare Daten), nicht die Tiere selbst. Die Betrachtung der Gerichtsurteile, die sich auf den Animal Welfare Act beziehen, bestätigen, dass der Schutz dort aufhört, wo er für die Ausbeuter nicht produktiv ist, sondern ihre Möglichkeiten einschränken würde – er ist nichts weiter als ein "symbolisches Gesetz".

Manche Tierausbeuter behaupten damals wie heute, dass das Tierschutzgesetz den Tieren "Rechte" verleihen würde. Das es nicht so ist, wird offenkundig, wenn man dagegenhält, was ein Recht ist: der Schutz der eigenen Interessen, auch wenn andere von der Missachtung der Interessen profitieren würden (so Francione an anderer Stelle). Das Tierschutzgesetz schützt die Interessen der Tiere (z.B. auf Nahrung) nur solange sie niemandem in Wege stehen. Profitiert jemand von der Missachtung der Interessen (sollen die Tiere zu experimentalen Zwecken verhungern), werden sie fallen gelassen. Daher konstituieren Tierschutzgesetze nichts, was einem Recht vergleichbar wäre. Sie sind kein Weg zur Abschaffung der Ausbeutung, sondern Instrumente derselben.

Im Epilog überlegt Francione, mit welchen Strategien der Eigentums-Status der Tiere geändert werden kann. Die Variante des Utilitarismus von Singer kommt aus bekannten Gründen nicht in Frage; die Variante eines etwas abgeschwächten Speziesismus ist ähnlich unbefriedigend; die Meinung, "Tierschutzverbesserungen" seien ein notwendiger Schritt auf dem Weg zu Tierrechten, ist praktisch wie theoretisch fehlerhaft und kontraproduktiv. Eine positive Möglichkeit auf dem Weg zu Tierrechten hingegen wären Verbote bestimmter Teilbereiche der Tierausbeutung. Dieses Thema wird er aber in seinem nächsten Buch noch ausführlicher diskutieren.

Formal gesehen, machen die kurzen Zusammenfassungen am Ende jedes Unterkapitels das Buch zwar übersichtlich (außerdem wird es durch ein Register erschlossen), sind aber auch Merkmal seines Charakters als etwas, das einem Jura-Fachbuch nahe kommt. Es hat lange und detaillierte Ausführungen und die Diskussion mancher Fall-Beispiele ist auch recht umfangreich wie überhaupt der dritte Teil an sich. Wer nicht direkt an der rechtlichen Diskussion interessiert ist, wird vorzugsweise eher zu seinen nächsten Büchern greifen, die dieses als theoretische Grundlage voraussetzen, wofür man es insofern nicht gelesen haben muss, da man schon mit rein empirischer Erfahrung nicht zu einem anderen Schluss kommen kann, als dass die Verbesserung von Tierschutzgesetzen völlig nutzlos ist.

Fazit: Trotz aller Ausführlichkeit legt das Buch die theoretische Grundlage für den Umstand wie das Tierschutzrecht den Eigentumsstatus der Tiere festigt und die ökonomischen Interessen der Tierausbeuter schützt. Damit hat es trotz 15 Jahren nichts von seiner Aktualität eingebüßt, denn bis heute besteht der Großteil der sog. Tierrechtsbewegung aus Tierschützern, die zum einen mit dem Tierschutzgesetz argumentiert und zum anderen versuchen, dieses zu "verbessern". Ein bereits auf theoretischer Ebene hoffnungs- und vor allem nutzloses Unterfangen.
Tierschützer verkünden vermeintliche Erfolge, wenn sei die Praxis der Produktion in der Tierausbeutungsindustrie ein kleinwenig geändert haben. Sie verschwenden dabei nicht eine Minute daran zu überprüfen, ob es der Industrie als solcher auch geschadet hat oder nur den Erneuerungen der Produktionsmethoden hinterhergelaufen ist (wie bei den "Abschaffungen" von Kastenständen für Schweine, Anbindehaltung von Kälbern oder betäubungsloser Kastration). Das Tierschutzgesetz (mit allen seinen "Verbesserungen") ist Ausbeutungsinstrument und kein Schritt auf dem Weg zur Abschaffung.

Re: Peter Singer, Speziesist und Unveganer

Autor: Achim Stößer
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
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Jaja, und Singer hat die Autobahn gebaut.

Laaangweilig.

Achim

Re: Peter Singer, Speziesist und Unveganer

Autor: bunbury
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
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LilaLinda schrieb:
>
> Aber trotz aller Kritik, die es vielleicht zu äußern gibt,
> hat er etwas getan und auf das Leid der Tiere aufmerksam
> gemacht.
> Es gibt Menschen, die nur aufgrund der Massentierhaltung
> überhaupt darauf aufmerksam geworden sind, dass Tiere auch
> würdige Wesen sind.


Wir halten fest: Sowohl Tierausbeuter Peter Singer als auch die Massentierhaltung sind ein wahrer Glücksfall für die Tierrechtsbewegung! Wer hätte das gedacht...


> Weil es ein nicht mehr zu akzeptierendes
> Ausmaß angenommen hat.

Interessant. Wieviel Mord ist denn noch akzeptabel?


> Er hat auf etwas Furchtbares aufmerksam gemacht, hat


Der Mann beutet andere Tiere aus. Da kann er auf noch so viel Furchtbares aufmerksam machen - mit Tierrechten hat er nichts am Hut.

> Diskussionen hervorgerufen, hat das Ganze mehr ins Licht der
> Aufmerksamkeit gerückt.

Der Mann propagiert Tierproduktkonsum. Da kann er noch so viele Diskussionen hervorrufen - er schadet der Tierrechtsbewegung.


> Das ist ein Verdienst. Ein Guter.
> Auch das muss man sehen.

Singer beutet aktiv andere aus, genau wie Du es tust. Vielleicht wird es Zeit, die rosarote Brille mal abzunehmen.


> Zumindest liegt es nahe, wenn es einem um das Wohl der Tiere
> geht, dass man das, unabhängig von anderen Meinungen über
> ihn, schätzt und, wenn es einem tatsächlich nur um das Wohl
> der Tiere geht, auch froh darüber ist.

Ich soll froh darüber sein, dass jemand Menschenrechte für Menschenaffen fordert, gleichzeitig aber auf die Rechte derer, die dem Menschen weniger ähneln, scheißt? Irgendwie fällt es mir schwer, Deinen Enthusiasmus zu teilen...

Erbse der Woche für Antideutschen

Autor: martin
Datum:
Forum: Komplementärforum
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Zitat: Auch der Vorschlag des Veganer-Papstes Peter Singer, großen Menschenaffen wegen ihres Verwandtschaftsverhältnisses zum Homo Sapiens Menschenrechte zu verleihen (»The Great Ape Project«), zielt nur auf den ersten Blick auf Integration.

(jungle-world.com/artikel/2010/26/41221.html)

"Veganer-Papst"? Mal sehen: Peter Singer ist 1. weder selbst Veganer (isst "auswärts" vegetarisch, isst "Freilandeier" usw.) und 2. propagiert keinen Veganismus, sondern manchmal Vegetarismus, viel lieber aber noch "happy meat" (in etwa: "Bio-Fleisch"). Siehe http://tierrechtsforen.de/petersinger. Und solche Leute sollen "Veganer-Papst" sein? Peinlich...

Peinlich ist auch der restliche, typisch antideutsche Versuch, Veganismus (und damit Tierrechte) irgendwie über Singer in Verbindung mit Euthansie zu bringen. Nur da Singer kein Tierrechtler ist, kein Veganer, keine Tierrechte und keinen Veganismus fordert (und damit in Tierrechtsdiskussionen sein Name nur in Zusammenhang mit Distanzierungen fällt), ist das äußerst schwierig und scheint nicht ohne solche lächerlichen Zuschreibungen wie oben zu funktionieren. In diesem Sinne: viel Spaß mit der Erbse.

Utilitarismus

Autor: martin
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
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Marton schrieb:
>
> Entschuldige, aber zum Tierversuchsthema will schon lange au
> smir heraus: ist es denn bitteschön auch in Ordnung -- rein
> utilitaristisch, versteht sich -- 40 Menschen umzubringen,
> wenn das 200 (tausend) Affen das Leben rettet?

Nein, das gibt es in keiner utilitaristischen Ausrichtung. Damit gehst du - an und für sich nicht falsch - davon aus, dass das Leben von nichtmenschlichen Tieren und Menschen gleichwertig ist, dann würde das zutreffen, aber auch Utilitarier (ob traditionelle wie Jeremy Bentham oder Präferenz-Utilitarier wie Singer) sind Speziesisten und "retten" sich darin, dass Menschen und andere Tiere nicht auf einer Ebene stehen und deshalb nicht direkt verrechnet werden können.

Wie Urs angedeutet hat, gibt es für Singer lediglich bei schwer behindert geborenen Säuglingen den seltenen Fall, dass sie mit manchen ("höher entwickelten") geistig gesunden und voll entwickelten (ausgewachsenen) Tieren (Menschenaffen oder Delfine) auf einer Stufe stehen bzw. ggf. diese Tiere auch den Vorrang haben könnten. Das ist aber auch bei ihm ein seltener Ausnahmefall, ansonsten sind - wie die zahlreichen Zitate belegen - nichtmenschliche Tiere per se weniger wert als Menschen. Das gründet er auf der (wissenschaftlich fragwürdigen udn ethisch irrelevanten) Annahme, dass sie kein Zukunftsbewusstsein hätten und daher keine "Präferenz" (daher Präferenz-Utilitarismus) weiterleben zu wollen. Menschen haben diese Präferenz (eben außer geistig schwerbehinderten Säuglingen, die auch kein Zukunftsbewusstsein hätten), deshalb könne man eine höhere Anzahl an nichtmenschlichen Tieren nicht gegen Menschen aufwiegen.

Singer und Tierversuche

Autor: martin
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
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Ein weiterer Nachtrag: Singer findet - in völliger Übereinstimmung mit seiner utilitaristischen Philosophie - Tierversuche in Ordnung, wenn man ihm deren Nutzen vorrechnet.

Der Experimentator meint, mit Versuchen an 100 Affen 40'000 Menschen helfen zu können (natürlich nur rein hypothetisch) und Singer antwortet:
Zitat: Well, I think if you put a case like that, clearly I would have to agree that was a justifiable experiment. I do not think you should reproach yourself for doing it, provided—I take it you are the expert in this, not me—that there was no other way of discovering this knowledge. I could see that as justifiable research.

(Nun, ich denke, wenn Sie sich für eine solche Sache einsetzen, würde ich eindeutig zustimmen, dass das ein gerechtfertigtes Experiment wäre. Ich denke nicht, Sie sollten sich deshalb Vorwürfe machen, vorausgesetzt - ich nehme an, dass Sie der Experte sind, nicht ich -, dass es keinen anderen Weg diese Erkenntnisse zu erlangen gibt. Ich würde das als gerechtfertige Forschung ansehen.
(Times Online, 26.11.2006)

Regan

Autor: martin
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
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> Naja, ich erachte es mehr als schwierig zu sagen, dass Regan
> keine Tierrechtsphilosophie geschrieben hat und vertritt.

Das habe ich so nicht gesagt. Aber - das meinst du wahrscheinlich - ich würde schon sagen, dass er kein Tierrechtler ist.

Tierrechte definieren wir analog zu Menschenrechten. Wenn man das hier analogisiert, würde das bedeuten, man müsste jemanden einen Menschenrechtler nennen, der im Normalfall zwar die Menschen der eigenen Gruppe mit denen einer anderen Gruppe gleichstellt, aber bei konkurrierenden Interessen die eigene Gruppe höher wertet. Da das dem Gleichheitsgrundsatz widerspricht, denke ich nicht, dass man diese Person einen Menschenrechtler nennen würde.
Diese Person hätte zwar eine Theorie über die Rechte von unterschiedlichen Menschen-Gruppen aufgestellt, wäre aber im politischen Sinn kein Menschenrechtler, da er einen Grundsatz der Menschenrechte nicht erfüllt hätte. Weshalb...

> speziesistisch ist, ändert nichts an der Tatsache, dass es
> trotzdem eine Theorie von Tierrechten darstellt.

...man hier eher sagen sollte/müsste, Regan vertritt eine (deontologische) Tierethik, die mit einem Rechteansatz arbeitet. Aber im politischen Sinn ist er kein Tierrechtler. (Im Praktischen ohnehin nicht, da er mit Reformisten zusammenarbeitet.)
Das ist m.E. das gleiche wie die von manchen geäußerte Behauptung, Singer dürfe nicht speziesistisch genannt werden, weil er in seiner Theorie die (traditionelle) Speziesgrenze überschreitet. Jedoch wäre jemand, der die Menschen einer anderen Hautfarbe und denen der eigenen Hautfarbe gleichstellen würde, aber die Menschen einer dritten Hautfarbe weiterhin diskriminiert, immer noch ein Rassist. Um nicht-rassistisch zu sein, müssen alle Menschen (wieder: Gleichheitsgrundsatz) gleich behandelt werden, nicht nur mehr als bisher. Für den Speziesismus gilt das gleiche, daher ist Singer immer noch Speziesist, wenn auch kein traditioneller.

Gary Steiner - Interview

Autor: martin
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
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Ein lesenswertes Interview hat tier-im-fokus veröffentlicht, worin Steiner auch in wenigen Sätzen die Problematik mit Tom Regan und Peter Singer, die von vielen immer noch für Tierrechtsphilsophen gehalten werden, auf den Punkt bringt.

Zitat: “Wir sollten willens sein, Verantwortung zu übernehmen”

Copyright: tier-im-fokus.ch
URL dieser Seite: www.tier-im-fokus.ch/interview/steiner

Der amerikanische Philosoph Gary Steiner hat sich intensiv mit der Mensch/Tier-Beziehung in der westlichen Tradition auseinander gesetzt. Klaus Petrus von tier-im-fokus.ch unterhält sich mit ihm über Tierrechte, menschliche Vorurteile und was wir tun können, um sie zu überwinden.

Du hast Dich in Deinen Büchern ausführlich mit der Mensch/Tier-Beziehung in der westlichen Tradition beschäftigt. Gibt es so etwas wie ein Leitmotiv, das in all diesen Jahrhunderten immer wieder auftaucht?

Ja, in der Geschichte der westlichen Philosophie war “Herrschaft” das dominierende Konzept der Mensch/Tier-Beziehung.

Seit Hesiod waren DenkerInnen der Überzeugung, dass wir den Tieren grundsätzlich überlegen sind. Und dass Tiere prinzipiell von der Sphäre der Gerechtigkeit ausgeschlossen sind. Hesiod erzählt uns, dass Zeus zwar den Menschen das Naturrecht oder den Sinn für Gerechtigkeit verliehen habe, nicht aber den Tieren, da diese unfähig seien, der “Gerechtigkeit zuzuhören”.

Aristoteles und die Stoiker haben diesen Gedanken dann weitergesponnen und behauptet, dass Menschen – im Gegensatz zu Tieren – am “logos” teilhaben, also denken können und fähig sind, eine Sprache zu gebrauchen. Und genau wie Hesiod waren sie davon überzeugt, dass nur Menschen an Fragen der Gerechtigkeit partizipieren können.

Was darauf hinausläuft, dass nichts, was wir den Tieren antun, ungerecht sein kann...

Richtig. Und diese Ansicht hat die westliche Denkweise in all den Jahrhunderten massgeblich dominiert. Zwar gab es einige Philosophen wie Pythagoras, Empedokles, Plutarch, Porphyr oder Schopenhauer, die versucht haben, so etwas wie eine moralische Gleichheit zwischen Menschen und Tieren zu begründen. Die Wertvorstellungen der westlichen Kultur zeigen aber, wie hartnäckig wir nach wie vor an der von Hesiod eingeführten, gängigen Meinung festhalten. Allein der Blick auf unsere Essgewohnheiten genügt, um diese These zu untermauern …

Weshalb ist es für den westlichen Menschen derart wichtig, sich von anderen Tieren abzugrenzen?

Ich denke, dieses Verlangen entspringt dem verzweifelten Wunsch des Menschen, sich als einzigartiges Lebewesen zu begreifen. Und zwar als Lebewesen, das ein Recht darauf hat, alle nicht-menschlichen Wesen als Ressourcen zur Befriedigung seiner eigenen Bedürfnisse zu gebrauchen.

In der Antike behaupteten die Stoiker, dass die Menschen aufgrund ihres Vernunftvermögens die einzigen gottesähnlichen Wesen seien. Und dass wir deswegen Tiere und andere Lebewesen als blosse Mittel für all jene Tätigkeiten benutzen dürfen, die nötig sind, um am göttlichen logos teilzuhaben.

Im Mittelalter räumten Augustinus und Thomas von Aquin zwar ein, dass Tiere leidensfähige Wesen sind. Aber sie bestritten, dass wir ihnen aufgrund dieser Tatsache einen eigenen moralischen Status einräumen sollten. Denn nur Menschen, nicht aber Tiere, wurden als Gottes Ebenbilder erschaffen, lautete ihre Begründung.

Für den Heiligen Thomas bedeutete das: Wir sollten Tiere nur deshalb nicht leiden lassen, weil Grausamkeit gegenüber Tieren uns Menschen dazu verleiten könnte, auch gegenüber anderen Menschen grausam zu sein.

Auch in der Neuzeit dominierte die Auffassung, dass die Fähigkeit zur Vernunft ein Zeichen der moralischen Überlegenheit sei. Der bekannte Naturforscher und Philosoph René Descartes stritt Tieren nicht bloss jegliches Vernunftvermögen ab, er meinte zudem, dass Tiere über kein geistiges oder mentales Leben verfügen. Wissenschaft und Vernunft, so seine Überzeugung, würden beweisen, dass Menschen die “Herrscher und Besitzer der Natur” seien. So gesehen erstaunt es nicht, dass Descartes die Tiere als Automaten betrachtete, die wir mit gutem Recht für Experimente, als Nahrungsquelle und anderes mehr benutzen dürfen.

All diese Ansichten über die Einzigartigkeit des Menschen sind letztlich Bemühungen, die menschliche Vorherrschaft über Tiere und die restliche Natur zu rechtfertigen. Man könnte gar so weit gehen und darüber mutmassen, ob es sich dabei nicht um subtil verschleierte Versuche handelt, die Unvermeidlichkeit des Todes zu leugnen …

Gab es in der Neuzeit aber nicht auch einen Wandel? Jedenfalls werden Philosophen wie John Stuart Mill und vor allem Jeremy Bentham häufig als Beispiele zitiert, die zu einem veränderten Bild der Mensch/Tier-Beziehung beigetragen haben.

Tatsächlich ist Bentham bekannt dafür, dass für ihn die Frage, ob Tiere in moralischer Hinsicht zu berücksichtigen sind, nicht davon abhängen darf, ob sie vernünftig sind oder sprechen können. In einer berühmten Fussnote seines Buches An Introduction to the Principles of Morals and Legislation schreibt er: “Die Frage ist nicht: Können sie denken? Oder: Können sie sprechen?, sondern: Können sie leiden?” Aufgrund dieser Aussage meinen viele, Bentham sei ein überzeugter Verfechter von Tierrechten gewesen.

Nun steht in dieser berühmten Fussnote aber noch etwas anderes, das sehr viel seltener zitiert wird...

Genau. In derselben Passage, in der Bentham behauptet, dass Empfindungs- oder Leidensfähigkeit das entscheidende Kriterium für moralische Berücksichtigung sei, heisst es zudem:

“Wenn es nur um das Essen von Tieren geht, gibt es einen sehr guten Grund, warum es uns erlaubt sein soll, dass wir sie essen wie es uns beliebt; es gereicht uns zum Vorteil und ihnen niemals zum Nachteil. Sie haben keine jener langfristigen Erwartungen zukünftigen Unglücks, die wir haben… [und] haben niemals einen Nachteil davon, tot zu sein.”

Für Bentham hat der Mensch also das Recht, Tiere zu töten und zu verzehren. Seine Begründung ist die folgende: Nicht-menschliche Tiere sind nicht in der Lage, Ereignisse in ferner Zukunft vorwegzunehmen, Menschen hingegen schon. Deswegen stellt der Tod für Tiere einen weniger grossen Verlust dar als für uns Menschen. Darüber hinaus, so Bentham, sei der Tod eines Tieres, der von Menschenhand herbeigeführt wird, in jedem Fall schneller und mit weniger Schmerzen verbunden, als wenn dieses Lebewesen in freier Wildbahn gestorben wäre.

John Stuart Mill, den Du ebenfalls erwähnst, vertritt eine andere Auffassung. Er postulierte eine Hierarchie verschiedenartiger Wünsche oder Bedürfnisse. Konkret gibt es nach Mill intellektuelle und soziale Bedürfnisse, zu denen bloss menschliche Wesen fähig sind. Diese Bedürfnisse stehen aber über den physischen Bedürfnissen, die vor allem nicht-menschliche Tiere haben. Entsprechend glaubte Mill, dass “es besser ist, ein unzufriedener Narr zu sein als ein zufriedenes Schwein”.

Diese Einsicht hat natürlich Konsequenzen: Im Falle eines Konflikts zwischen menschlichen und tierlichen Bedürfnissen sind wir grundsätzlich dazu berechtigt, unsere eigenen Bedürfnisse über jene der Tiere zu stellen.

Die moderne Tierethik stellt diesen Grundsatz in Frage und postuliert eine – wie auch immer geartete – “Gleichheit von Mensch und Tier”. Peter Singer und Tom Regan gelten als Aushängeschilder dieser Strömung, die auch “Tierbefreiungsbewegung” oder “Tierrechtsphilosophie” genannt wird. Wie siehst du das?

Im Grunde schliesst Peter Singer direkt an die Überlegungen von Bentham und Mill an. Auch er ist der Ansicht, dass Tiere durchaus ein Interesse daran haben, Leiden zu vermeiden und dass wir dieses Interesse in moralischer Hinsicht berücksichtigen sollten.

Und auch Singer glaubt, dass Tiere – oder jedenfalls die meisten Tiere – kein Interesse an einer fortdauernden Existenz haben. Wie im Zusammenhang mit Bentham schon erwähnt, öffnet eine solche Sicht Tür und Tor für eine Vielzahl von Möglichkeiten, den Tod von Tieren zu rechtfertigen.

In diesem Zusammenhang lohnt es sich anzumerken, dass Singer ausdrücklich sagt, wir Menschen hätten keine kategorischen Pflichten gegenüber anderen Tieren. Insbesondere seien wir nicht grundsätzlich dazu verpflichtet, vegetarisch oder vegan zu leben.

Der Tierrechtler Tom Regan scheint anderer Meinung zu sein...

Auf den ersten Blick schon. Ob wir Tieren einen moralischen Status einräumen sollten, hängt nach Regan nicht davon ab, ob es sich dabei um empfindungsfähige Wesen handelt, sondern ob sie – wie er es nennt – “Subjekte-eines-Lebens” (”subject-of-a-life”) sind. Und anders als Singer, der wie Bentham und Mill ein Utilitarist ist, vertritt Regan einen sogenannt deontologischen Standpunkt, der es ermöglicht, von kategorischen Pflichten zu sprechen.

Allerdings glaubt auch Regan, dass wir Menschen aufgrund unserer besser ausgereiften kognitiven Fähigkeiten gegenüber Tieren einen übergeordneten moralischen Status haben.

So vertritt er in seinem berühmten Rettungsboot-Beispiel die Auffassung, dass beliebig viele nicht-menschliche Tiere geopfert werden sollten, wenn es darum geht, nur einen einzigen Menschen zu retten. Regan argumentiert hier im Wesentlichen wie Singer: Die Tatsache, dass sich Menschen an Vergangenes erinnern können und einen Sinn für die ferne Zukunft haben, bedeutet, dass sie durch den Tod mehr zu verlieren haben als andere Tiere. Deshalb sollten wir dem Leben und den Interessen der Menschen höhere Priorität einräumen als dem Leben und den Interessen der Tiere.

Also bleiben auch Singer und Regan letztlich in den gängigen Vorurteilen der westlichen Tradition verhaftet?

Ja. Singer und Regan gelten zwar als die einflussreichsten zeitgenössischen Befürworter der Idee, dass wir Tieren einen direkten moralischen Status einräumen sollten. Aber auch ihre Ansichten sind – wenn vielleicht auch entgegen ihrer eigenen Absichten – von anthropozentrischen Vorurteilen durchsetzt.

Der Anthropozentrismus ihrer Theorien besteht darin, dass sie dogmatisch behaupten, die menschliche Fähigkeit zu abstraktem Denken sei ein Beleg dafür, dass uns ein höherer moralischer Wert zukommt als nicht-menschlichen Tieren.

Doch welchen Sinn macht die Annahme, dass die Fähigkeit zu abstraktem Denken irgendetwas mit dem moralischen Status zu tun hat?

Nehmen wir an, es gäbe tatsächlich eine solche Verknüpfung zwischen kognitiven Fähigkeiten und moralischem Status. Dann müssten wir konsequenterweise intelligenteren Menschen einen höheren moralischen Wert beimessen als weniger intelligenteren Menschen. Das aber tun wir nicht – oder wir sollten es zumindest nicht tun.

Dass wir in unserem Umgang mit Tieren von einer solchen Verknüpfung ausgehen, nicht aber, wenn es um Menschen geht, ist reiner Speziesismus, oder anders gesagt: eine moralische Ungleichbehandlung von Lebewesen, nur weil sie zu dieser und nicht zu jener Spezies gehören.

Was braucht es, um diese auf die Vorherrschaft des Menschen pochende, anthropozentrische Sichtweise zu überwinden?

Mir scheint, das grösste Hindernis bei der Überwindung des Anthropozentrismus sind menschliche Vorurteile. Wir sind Erben einer sehr langen Tradition. Und diese Tradition hat uns permanent darin bestärkt, dass wir in unserem Handeln keinerlei Rücksicht auf nicht-menschliche Tiere nehmen müssen.

Tatsächlich wurde unser Leben durch die Nutzung von Tieren wesentlich einfacher und angenehmer. Wir setzen sie als Lasttiere ein, wir gebrauchen sie für Experimente, als Nahrungsquellen oder zur Unterhaltung. Diese Verwendung von Tieren ist so tief in unserem Alltag und unserem kulturellen Bewusstsein verankert, dass die Aussicht, diese anthropozentrischen Gewohnheiten abzulegen, entmutigend, beängstigend und beinahe unmöglich scheint.

Um den Anthropozentrismus zu überwinden, müssten die Menschen einen immensen Akt der Selbst-Aufopferung vollbringen: Wir müssten willens sein, genau jene Verantwortung zu übernehmen, die wir seit Jahrtausenden energisch von uns weisen. Und wir müssten bereit sein, auf all diese raffinierten Rationalisierungen zu verzichten, welche die Ausbeutung der Tiere zum Zwecke des menschlichen Wohlbefindens rechtfertigen sollen. Schlussendlich müssten wir die moralische Gleichheit von Menschen und nicht-menschlichen Tieren anerkennen.

Und was hätte das für Konsequenzen?

Dieses Zugeständnis hätte eine Forderung nach einem strikten Veganismus zur Folge, also die kategorische Ablehnung, Tiere als Nahrungsquellen, usw. zu verwenden.

Dies ist allerdings ein “Opfer”, zu dem viele Menschen schlichtweg nicht bereit sind, weil sie es beispielsweise mögen, Fleisch zu essen. Die Behauptung, dass es keine moralische Rechtfertigung gibt, tierliche Produkte zu konsumieren, ist für sie völlig fremd.

Apropos Essgewohnheiten: Du hast jüngst in der “New York Times” eine Kolumne über Thanksgiving geschrieben, eine Form von Erntedankfest, das für die amerikanische Bevölkerung offenbar sehr wichtig ist. Worum ging es in diesem Text?

Der Artikel erschien am 22. November 2009, dem Sonntag vor Thanksgiving. Truthähne sind die traditionelle Hauptspeise bei diesem Anlass, und einige Leute glauben, dass sie die moralischen Probleme, die mit dem Töten von Tieren für den menschlichen Bedarf verbunden sind, durch den Kauf von “Freiland-Truthähnen” minimieren oder sogar vermeiden können.

Genau dieses Verhalten habe ich in meinem Artikel kritisiert, indem ich u.a. darauf verwiesen habe, dass die Vorschriften des Landwirtschaftsdepartments der Vereinigten Staaten für die Bezeichnung “Geflügel aus Freilandhaltung” so gut wie bedeutungslos sind. Damit zum Beispiel auf einen Truthahn diese Bezeichnung zutrifft, ist es nicht nötig, dass er sich nur schon eine einzige Sekunde im Freien aufgehalten hat – er muss lediglich “Zugang zum Freiland” haben.

Wie war die Reaktion?

Sie war enorm. Ich habe nach Erscheinen des Artikels rund 400 Emails erhalten, die ich alle beantwortet habe, und auch jetzt melden sich noch ab und zu Leute bei mir.

Eine Woche, nachdem mein Text publiziert wurde, veröffentlichte die “New York Times” eine Vielzahl von LeserInnenbriefen. Obwohl ich meinen Artikel nicht primär an VegetarierInner oder VeganerInnen richtete, unterstützten etwa 90 Prozent der Antworten, die ich per Email erhielt, meine Sichtweise, und diese Reaktionen stammten überwiegend von VegetarierInnen, VeganerInnen oder von Leuten, die sagten, dass sie ernsthafte Bedenken bezüglich ihres Fleischkonsums hätten.

Die restlichen zehn Prozent der Reaktionen waren eher skeptischer Art, einige wenige waren sehr kritisch. Diese kritischen Antworten stammten von Leuten, die sich darüber empörten, Tiere in moralischer Hinsicht mit Menschen zu vergleichen. Auch fanden sie meine Behauptung abwegig, dass die Nutzung von Tieren zu menschlichen Zwecken in jedem Fall einer Rechtfertigung bedarf.

Dann gab es noch einige kritische Reaktionen von veganen AktivistInnen; sie waren der Meinung, dass mein Artikel zu konfrontativ sei und dadurch Menschen abgeschreckt würden, die sich womöglich für eine vegane Lebensweise entschliessen möchten.

Die unterschiedlichen Lager, auf die Du jetzt anspielst, gibt es auch innerhalb der Bewegung: Auf der einen Seite stehen die sogenannten TierschützerInnen, die sich primär für artgerechte Tierhaltung, also für Reformen in der Tiernutzung einsetzen, auf der anderen sind da TierrechtlerInnen, welche einen abolitionistischen Standpunkt vertreten und die Abschaffung (= abolition) der Tiernutzung fordern. Wie denkst Du über diese Debatte?

Tatsächlich gibt es diese Diskussion und sie ist recht heftig.

TierschützerInnen glauben, dass bestimmte Formen der Tiernutzung erlaubt sind. Allerdings, so sagen sie, sind wir verpflichtet, Tiere, die wir für unsere Zwecke nutzen, “human” oder “artgerecht” zu behandeln. Der Gedanke dahinter ist, an einem Beispiel gesagt, dieser: Einem Huhn, das vor der Schlachtung unter sonst gleichen Umständen weniger leidet, geht es insgesamt besser als einem Huhn, das aufgrund bestimmter Haltungsbedingungen mehr leiden muss.

Wie Du sagst, sind TierrechtlerInnen dagegen der Auffassung, dass jegliche Tiernutzung grundsätzlich ungerechtfertigt ist. Auch sind einige von ihnen davon überzeugt, dass die Massnahmen der TierschützerInnen letzlich nur dazu beitragen, dass die KonsumentInnen mit einem guten Gewissen auch weiterhin Tiere ausbeuten. Mit anderen Worten: Diese Massnahmen haben bloss den Zweck, die Tierausbeutung schön zu reden.

Natürlich, auf den ersten Blick macht der Gedanke, dass es einem Huhn, das vor der Schlachtung weniger leidet, insgesamt besser geht, durchaus Sinn. Und doch ist diese Sichtweise äusserst irreführend. Denn sie versperrt den Blick auf den kulturellen Kontext, in dem Tiernutzung stattfindet, und damit auf eine Tatsache, die TierschützerInnen offenbar nicht erkennen oder bewusst nicht erkennen wollen, nämlich: dass wir im Endeffekt die Hühner töten.

Auch wenn wir einräumen, dass Tierschutzgesetze oder -verordnungen das Dasein von Nutztieren verbessern – und ich bin nicht überzeugt, dass sie dies auch wirklich tun –, sollten wir nicht vergessen: Letztlich stellen solche Bestimmungen die gesetzliche Erlaubnis dar, Tiere für unsere Zwecke zu nutzen. Genau darin besteht aber das Problem, denn man sollte einsehen, dass die Tiernutzung grundsätzlich nicht erlaubt sein dürfte.

Nun ist es aber eine Tatsache, dass wir von Tierrechten noch weit entfernt sind. Was meinst Du: Wie lässt sich die Forderung, Tiere nicht mehr für unsere Zwecke zu nutzen, umsetzen?

Ich denke, dass sich die Anerkennung von Tierrechten schrittweise entwickeln wird, falls dies denn überhaupt je der Fall sein sollte.

Auch ich kam stufenweise zum ethischen Veganismus. Und noch immer bin ich bestrebt, Änderungen in meinem Leben vorzunehmen, die mich näher an das Ideal der Anerkennung des moralischen Wertes von Tieren bringen.

Ich hatte schon immer eine starke Beziehung zu Tieren, eine Art “verwandschaftliches Band”. Irgendwann musste ich aber einsehen, dass es einen fundamentalen Widerspruch zwischen meiner Achtung für Tiere und der Tatsache gab, dass ich Fleisch und andere tierliche Produkte konsumierte. Zu diesem Zeitpunkt verwandelte ich meine “Tierliebe” in einen spezifisch moralischen Respekt gegenüber diesen Lebewesen. Damals hörte ich auf, Fleisch zu essen.

Also der “klassische Weg”: Vom Fleischkonsum zum Vegetarismus und dann zum Veganismus...

Ja, für mich war der Vegetarismus tatsächlich der erste Schritt, die Rechte der Tiere zu respektieren.

Allerdings habe ich dann weiter nachgedacht und mich über die Praktiken der Ei- und Milchproduktion informiert. Und so kam ich zu einer weiterführenden Einsicht: Der Gebrauch von Tieren als Nahrungslieferanten ist grundsätzlich falsch, und zwar einerlei, ob wir die Tiere töten oder nicht. (Erst später erkannte ich, dass wir diese Tiere ja ohnehin töten, auch wenn die Produktion von Milch und Eiern sie per se nicht tötet.) Zu jenem Zeitpunkt habe ich aufgehört, jegliche tierlichen Produkte zu essen und bezeichnete mich als “Veganer”.

Nun ist vegan zu leben aber nicht bloss eine Sache der Ernährung, oder?

Ganz richtig. Und tatsächlich führten mich weitere Überlegungen zu dem Schluss: Wenn es falsch ist, Tiere zum Zwecke der Ernährung zu gebrauchen, dann muss jede Form der Nutzung von Tieren falsch sein, die deren Freiheit beeinträchtigt. Also kaufte ich auch keine Produkte mehr aus Leder, Wolle oder Seide.

Heutzutage versuche ich herauszufinden, welche Produkte ausser Nahrung und Bekleidung – wie zum Beispiel Medikamente – tierliche Substanzen enthalten oder auf der Nutzung von Tieren beruhen. Auch solche Produkte verwende ich nicht mehr.

Letztlich hat mich dieser schrittweise Prozess im Gedanken bestärkt, dass die Tiernutzung derart in unserem Leben verankert ist, dass es unmöglich ist, jede Form der menschlichen Ausbeutung von Tieren aus der Welt zu schaffen.

Ich denke, wir müssen einsehen, dass der strikte Veganismus eine Form der Achtung von Tierrechten darstellt, die der Philosoph Immanuel Kant “regulatives Ideal” nannte: Es ist dies eine Zielsetzung, die eine nie endende Aufgabe nach sich zieht, und die niemals voll und ganz erreicht werden kann. Dennoch müssen wir immer wieder versuchen, diese Aufgabe noch besser zu verrichten.

Abgesehen von theoretischen Überlegungen: Was bedeutet Dir selbst der Veganismus?

Der Veganismus ist eine der zentralen moralischen Verpflichtungen, die mein gesamtes Leben bestimmen. Er ist eine Haltung, die für mich genau so wichtig ist wie mein Gefühl der moralischen Verantwortung gegenüber anderen Menschen.

Für mich ist die vegane Lebensweise Ausdruck von Bescheidenheit, Pietät und Entschlossenheit, mein eigenes Leben so zu leben, dass es den Göttern – wenn es sie denn gäbe – gefallen würde. Sie ist Zeichen einer (wie ich es nennen möchte) “zärtlichen Rücksicht” auf alle empfindungsfähigen Lebewesen. Und sie ist eine Anerkennung der Tatsache, dass mein eigenes Leben nicht mehr zählt als das Leben all jener Wesen, die bewusst danach streben, ihr eigenes Potenzial und ihren angemessenen Platz im kosmischen Plan der Dinge zu verwirklichen.

Aus dem Amerikanischen von Florian Wüstholz.

Nicht verständlich ist mir, warum tier-im-fokus bei der Frage nach Tierschutz vs. Tierrechte nicht zwischen Neuen Tierschützern und Tierrechtlern unterscheidet. So sieht es aus, als ob die Neuen Tierschützer, weil sie behaupten, die Abschaffung anzustreben, unter die Tierrechtler gerechnet werden müssten. Das wäre natürlich unsinnig, denn primär ist immer noch, was man tut, nicht was man behauptet. Wer Tierschutz-Aktionen durchführt und Tierschutz-Ziele verfolgt, ist Tierschützer, egal was er oder sie behauptet damit angeblich erreichen zu wollen oder welchen Namen sich die Organisation selbst gibt.

Joan Dunayer: Speciesism

Autor: martin
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
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Joan Dunayer: Speciesism, Ryce Rublishing, Fairborn Court (Maryland) 2004

Joan Dunayer hat Master-Abschlüsse in englischer Literatur, Erziehungswissenschaften und Psychologie an der Universität Princeton erworben. In ihrem früheren Buch, Animal Equality - Language and Liberation, beschäftigte sie sich mit den verschiedenen Facetten des Sprachspeziesismus. Dieser Aspekt kommt auch im vorliegenden Buch durch einige Vorbemerkungen zum Tragen.

Den drei Hauptkapiteln (Altspeziesismus, Neuspeziesismus und einem dritten Teil über Antispeziesismus, "Animal Equality" benannt) ist die Definition von Speziesismus vorgeschoben. Speziesismus ist nicht leicht zu definieren wie die fehlerhaften und unvollständigen Definitionen von Singer und Regan zeigen. Im Falle Singer ist sie selbst speziesistisch, was bei ihm nicht verwundert. Dunayers Definition lautet schließlich: Speziesimus ist "die Ablehnung (failure) in Einstellung (attitude) oder Praxis, nichtmenschlichen Lebewesen gleiche Berücksichtigung und Respekt zu gewährleisten". Zwar ist positiv, dass auch "Respekt" erwähnt wird (was die Antwort z.B. darauf ist, warum man auch natürlichen Todes gestorbene Tiere nicht essen soll), dennoch mutet das "Lebewesen (being)" missverständlich an, da unter Lebewesen bekanntermaßen auch Pflanzen zählen und hier sind die Unterstellungen von Forderungen nach Pflanzenrechten nicht mehr weit sind. Zudem fallen beim Begriff "nonhuman" Menschen heraus, weshalb diese Definition, die den Begriff "Spezies" zu vermeiden scheint, missverständlich ist.

Die drei Hauptkapitel sind in jeweils drei gleiche Unterkapitel geteilt, die parallelisiert werden. Sie befassen sich jeweils mit 1. Weltbild, 2. Gesetzgebung/Gesetzeslage und 3. Aktivismus der Bereiche Alt-, Neu- und Antispeziesismus.

Die erste Gruppe, die Altspeziesisten, sind Menschen, die jegliche ethische Berücksichtigung nichtmenschlicher Tiere ablehnen. Dunayer bespricht als primäre Merkmale dieser Position den Mangel an Empathie; die religiöse Vorstellung der Gottesebenbildlichkeit der Menschen; die Weigerung, nichtmenschliche Tiere als Individuen anzusehen; die Zuschreibung von besonderen Merkmalen oder Eigenschaften an Menschen, die nur Menschen besäßen (wie "Seele", Fähigkeit zum Vertragsschluss, ein "höherwertiges" Leben, eine größere Leidensfähigkeit, höhere Intelligenz und überlegene Moralität). Sie erläutert dabei die Fehlerhaftigkeit dieser Argumentationsmuster und das falsche Verständnis dieser Gruppe davon, was Tierrechte bedeuten. Sie unterlegt ihre Ausführungen mit kontrastierenden Studien, die die falschen Annahmen ins Reich der Mythen verweisen.

Der zweite Punkt, die Gesetzeslage, demaskiert die gegenwärtigen Tierschutzgesetze als durch und durch altspeziesistisch: Nichtmenschliche Tiere sind Eigentum ohne irgendwelche Rechtsansprüche. Alle Gesetze, die sich auf Tiere beziehen, schützen nicht die Tiere, sondern die menschlichen Interessen an ihnen. Ein Tier zu töten ist nur verboten, wenn damit das Eigentumsrecht (o.Ä.) eines anderes verletzt wird. Das zeigt sich auch in Artenschutzgesetzen, die eben Arten, keine Individuen schützen. Wenn die Populationen hingegen "zu groß" werden, darf und soll umgebracht werden. Gesetze gegen "Grausamkeit" richten sich nicht einmal nach der Grausamkeit, sondern nach den Bedingungen der Tierausbeutung. So werden in manchen dieser Gesetze Spezies, die für "Jagd, Fischerei und Tierhaltung" relevant sind, schlichtweg ausgelassen oder noch so brutale Methoden gelten nicht als "brutal" - Tierquälerei wird nur dort beschränkt, wo sie nicht Teil des normalen Betriebs der Tierausbeutungsindustrie ist. Das Tierschutzgesetz (in den USA wie hier) dient gleichermaßen dazu, Tierquälerei als legal und damit gerechtfertigt erscheinen zu lassen, statt sie zu verbieten. Das zeigt sich auch deutlich darin, was bei Tierversuchen praktisch alles erlaubt ist (das Injizieren toxischer Stoffe in empfindliche Organe gilt hier eben nicht als "Tierquälerei"). Auch der (amerikanische) "Humane Methods of Slaughter Act", der "humanes" Umbringen gewährleisten soll, bezieht sich nur auf Säugetiere. Fische, von denen eine wesentlich höhere Anzahl an Individuen ermordet wird, müssen überhaupt nicht betäubt werden. Ihr Fazit: "'Tier-Gesetze', die Ausbeutung und andere Formen des Missbrauchs billigen, sind Sklavengesetze, Instrumente speziesistischer Unterdrückung."

Im Kapitel zur "old-speciesist advocacy" zeigt sie, dass traditioneller Tierschutz im speziesistischem Eigeninteresse liegt und daher nie so weit geht, dass er Tiere über das Maß, was mit diesem Eigeninteresse vertretbar ist, schützen würde. So sollen Tierversuche eingedämmt, aber nicht verboten werden. Menschen dieser Prägung offenbaren sich auch dadurch, dass sie speziesistische Sprache benutzen und als "objektiv" verteidigen. Beispiele für altspeziesistischen Aktivismus sind Kampagnen für "humanes Schlachten", größere Käfige oder die Ausweitung von Tierschutzgesetzen. Solche Ziele signalisieren, dass Tierausbeutung in Ordnung sei, solange sie nur "tierschutzgerecht" durchgeführt wird. Diese Gesetze werden dann von den Tierausbeutern als Rechtfertigung für ihr Tun herangezogen. Es wird dabei auf einzelne Bereiche (wie das Schäbelkupieren oder die Kastration) fokussiert, nicht auf die Ausbeutung an sich, von der stattdessen abgelenkt wird. Nicht zu letzt fallen Altspeziesisten dadurch auf, dass sie manche Tierrechtsbegriffe vermeiden und von einer "rein pflanzlichen Ernährung" statt von "Veganismus" sprechen.

Neuspeziesismus wird im zweiten Teil behandelt. Angefangen mit dem neuspeziesistischen Weltbild stellt Dunayer heraus, dass solche Menschen, die Grundrechte auf nichtmenschliche Tiere ausweiten wollen, aber das nur auf bestimmte Spezies und zwar auf solche, die dem Menschen möglichst ähnlich sind. Als Vertreter stellt sie Peter Singer und seine Ideen von "ersetzbaren" Tieren vor (ein Tier zu töten (insofern es kein Menschenaffe ist) ist unproblematisch, wenn es durch ein anderes ersetzt wird). Sie zeigt dabei, wie Singers Positionen, nichtmenschliche Tiere hätten kein Zukunftsbewusstsein, weniger soziale Bindungen u. dgl., von der Ethologie längst widerlegt sowie inhärent speziesistisch sind. Die neuspeziesistische Annahme, Menschen wären aufgrund höherer Intelligenz zu bevorzugen, funktioniert nur, wenn man menschliche Intelligenz als Standard setzt, was – wiederum – speziesistisch ist. Nicht wenig solcher Argumentation beruht auf dergleichen Zirkelschlüssen. Neben Singer erachtet auch Tom Regan menschliches Leben pauschal für wichtiger und ist daher dem Neuspeziesismus zuzuordnen.

Die neuspeziesistischen Gesetzesvorschläge sehen vor, höher entwickelten Säugetieren wie Menschenaffen oder Delfinen Grundrechte zu gewähren. Dunayer diskutiert hier einige der willkürlichen Kriterien für diese Annahme (wie den Spiegeltest oder genetische Ähnlichkeit zum Menschen) und deren inkonsistente Umsetzung. Vor allem der Ansatz, nichtmenschliche Tiere nach ihrer Ähnlichkeit zum Menschen zu hierarchisieren, beruht auf schlichtem Anthropozentrismus. In Analogie würde die Vergabe von Menschenrechte aufgrund der Hautfarbe (ihrer "Hellhäutigkeit") als rassistisch abgelehnt.

Als neuspeziesistische Kampagne nennt sie das Great Ape Project als die bekannteste. Dabei ist nicht der Fokus auf Affen das Problem, sondern die Argumente dafür, die auf ethisch irrelevante (und anthropozentrische) Kriterien wie "komplexe Individualität", Selbstbewusstsein usw. beruhen. Strategisch ist es gleichermaßen fragwürdig, weil man von der Basis solcher Argumente aus, die Rechte nicht auf andere Spezies ausdehnen kann, denn alle anderen Tiere sind immer nur noch weniger menschenähnlich. Dabei besteht das Problem nicht darin, dass nicht Affen zuerst Rechte bekommen sollten, sondern dass die Argumentation dafür speziesistisch ist und das Ergebnis daher die anthropozentrische Hierarchie nur verschieben, nicht beseitigen würde.

Der dritte Teil über Antispeziesismus ("Animal Equality") beginnt entsprechend der Reihenfolge mit der Vorstellung eines antispeziesistischen, (wirklich) tierrechtlerischen Weltbildes. Die Idee der Tierrechte ist es, nichtmenschlichen Tieren nicht per se die gleichen Rechte wie Menschen zuzusprechen, sondern 'nur' die Rechte für die Fällen, wo gleiche Interessen berührt werden. Diese Rechte sollten (entgegen Regan) auch gleich stark gewichtet werden. Auf der anderen Seite dürften nichtmenschlichen Tieren natürlich genauso in den Fällen Schaden zugefügt werden, in den das auch bei Menschen erlaubt ist (z.B. in Fällen der Notwehr). Und schließlich sollte Tierrechte entgegen der neuspeziesistischen Vorstellung für alle Tiere mit Bewusstsein gelten, jedoch nicht für solche ohne eindeutige Anzeichen eines Nervensystems.

Eine nichtspeziesistische Gesetzgebung gelte als ein Hauptziel, den Status nichtmenschlicher Tiere als Besitz abzuschaffen und der wichtigste Schritt der Emanzipierung nichtmenschlicher Tiere auf gesetzlicher Ebene ist die Zusprechung des Personenstatus. Dessen Ausweitung ist dabei nur die logische Fortführung der letzten Ausweitung auf ehemalige (nicht-weiße) Sklaven, die zuvor auch als Eigentum, nicht als Personen galten. Dass Delfine bereits jetzt zweifelsfrei den Personenstatus selbst auf speziesistischer Grundlage verdienen würden, wurde unlängst festgestellt (doch rationale Argumente haben die speziesistische Ideologie bisher wenig beeindruckt). Neben dem Recht auf Leben müssten nach Dunayer auch weitere Rechte, wie die auf Freiheit und auf Integrität des Lebensraums, verankert werden.

Als Strategien auf dem Weg dorthin nennt sie die Adoption/Aufnahme von Tieren und Tierbefreiungen. Daneben können solche Gesetze befürwortet werden, die Teilbereiche der Tierausbeutung für mindestens eine Spezies komplett abschaffen, d.h. darunter fallen nicht die "Abschaffungen" von einzelnen Tierausbeutungsformen wie "Legebatterien" zugunsten von "Alternativhaltungen". Da dies nur begrenzt wirksam ist, ist der Boykott der Tierausbeutungsindustrie eine der wichtigsten Strategien: das bedeutet vegan zu leben und andere dazu zu motivieren. Die Verbreitung von Veganismus und die Aufklärung über und Forderung nach Tierrechten (und nicht nach mehr Tier"schutz"), so Dunayer abschließend, bilden das Fundament für die Öffentlichkeitsarbeit.

Das Buch profitiert insgesamt als Einstiegswerk neben seinem konzisen Umfang von seiner klaren Gliederung in drei mal drei Teile durch die Parallelisierung der Unterkapitel, zudem ist es durch ein Register erschlossen. Nur bedingt gelungen, aber auch nur bedingt lösbar, ist das Problem, dass einige unter Altspeziesismus diskutierte Einwände gegen Tierrechte auch von Neuspeziesisten vertreten werden und umgekehrt. Wobei andererseits auch nicht behauptet wurde, es gäbe es klare Trennung. Beiden ist schließlich Speziesismus.
Die Argumentation wird von einer Mischung aus individuellen Erfahrungen und dem Zitieren von wissenschaftlichen Untersuchungen getragen, wobei letzteres jedoch z.T. etwas zu ausführlich geschieht. An manchen Stellen wäre hier eine Einschränkung nicht abträglich gewesen. Positiv im Weiteren ist die eindeutig ablehnende Haltung gegenüber Undingen wie Religion, Tierschutz, Reformismus und Artenschutz.

Jedoch einige kritische Aspekte an Dunayers Werk. Im achten Kapitel spricht sie davon, dass Menschen andere Tiere (menschliche und nichtmenschliche) töten dürften, wenn sie ansonsten verhungern würden. Im neunten heißt es scheinbar mit Bezug darauf: "However, individual humans could hunt unless emancipated nonhumans had a legal right to life." Das könnte als Rechtfertigung für das Inuit-Pseudoargument herangezogen werden, vor dem auch im deutschen Raum selbst erklärte Tierrechtler nicht sicher sind. Ich denke nicht, dass in Extremsituationen der Rechtsschutz aufgehoben werden darf, auch wenn es mildernde Umstände wären. Es verletzt basale Rechte und ist daher in jedem Fall "immoral", weshalb mir ihre Rechtfertigung dafür zu leicht von der Hand geht.
Unvorteilhaft verkürzt ist die Erklärung von abolitionistischen Gesetzen (s.o.). Die Teilabschaffung eines Bereichs ist nämlich nur unter solchen bestimmten Bedingungen, die negative Nebenwirkungen ausschließen, sinnvoll. Ansonsten besteht auch hier die Gefahr, dass es mehr oder minder nur Verschiebungen der Ausbeutungsprobleme sind, denn wenn durch ein Verbot des Experimentierens mit Spezies X, die Experimente dann mit Spezies Y durchgeführt werden, entspricht das der Definition, ist aber kein Fortschritt.

Vehemente Kritik für ihren Umgang mit Francione und dessen Werk bekam sie von Jeff Perz in seiner Rezension "Anti-Speciesism". Er weist darin sehr ausführlich nach, dass sie zum einen wesentlich stärker auf Franciones Theorie aufbaut, als sie es durch Quellenverweise deutlich macht. Zum anderen, dass ihre Kritik an Francione auf aus dem Zusammenhang gerissenen Zitaten beruht, bspw. wenn es um das "eine Recht, kein Eigentum zu sein" geht, was sie als einziges Recht, das Francione fordern würde, darstellt, während es für ihn (wie er auch deutlich, in den Quellen, die sie zitiert, schreibt) lediglich die Voraussetzung dafür ist, überhaupt bedeutungsvolle Rechte zu etablieren (im Gegensatz zu den gegenwärtigen Tierschutzgesetzen).
Dunayer antwortete darauf. Sie bemüht sich hier damit gegenzuargumentieren, dass einige der Kritikpunkte von Perz frühere Arbeiten von ihr nicht berücksichtigt haben. Jedoch geht sie nur auf einige der Kritikpunkte ein, viele bleiben unberührt, sodass sie v.a. den zweiten Vorwurf, die fehlerhafte Interpretation und Wiedergabe Franciones Arbeit nicht wirklich ausräumen kann. Sie anerkennt jedoch die Kritik, dass ihre Speziesismus-Definition nicht ganz gelungen war (wie auch oben angedeutet). Die neue lautet nunmehr: "A failure, on the basis of species, to accord anyone equal consideration.”
Perz antwortete wiederum und geht ausführlich auf alle von ihr vorgebrachten Gegenargumente ein.

Fazit: In Übersichtlichkeit und Aufbau ist es gelungen, auch in der Diskussion der gegenwärtigen Varianten des Speziesismus dürfte man kaum eine konzisere Darstellung finden. Perfekt ist es jedoch nicht, sofern man überhaupt Perfektion erwarten könnte und besonders ihre Kritik an Francione ist kritisch zu lesen.

Bob Torres und Jenna Torres: Vegan Freak

Autor: martin
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
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Bob Torres und Jenna Torres: Vegan Freak. Being vegan in a non-vegan world, 2., überarb., erw. und akt. Aufl., PM Press, Oakland 2010

Bob Torres ist bereits bekannt als Autor von [url= http://tierrechtsforen.de/1/7645/8178]Making a Killing[/url]. Er betreibt zusammen mit seiner Frau Jenna den Vegan-Freak-Radio-Podcast (wo leider seit längerem keine neue Sendung erschien) und den Verlag Tofu Hound Press, wo Bücher zur Praxis des Veganismus erscheinen.

Auch dieses Buch beschäftigt sich mit Veganismus im Alltag und möchte eine Einführung für noch völlig Uninformierte sein. Nötig wäre (auch gerade im deutschen Raum) eine nicht-elektronische Einführung allemal, denn die bisherigen erschrecken mit falschen Fakten, haarsträubender Rechtfertigung von Tierausbeutung unter "bestimmten Bedingungen" oder Verharmlosung von Tierschutz oder Vegetarismus.

Die Annährung an das Thema bietet Kapitel eins, das mit veganen Stereotypen aufräumt und eine Definition bietet, die nicht wie so viele Definitionen schwammig oder falsch ist, klar macht, dass es keine "artgerechte" Tierausbeutung oder "humane" Tierausbeutungsprodukte gibt. Aus bekannten empirischen und psychologischen Gründen sprechen sie sich gegen das Veganwerden über den überflüssigen und behindernden Umweg des Vegetarismus aus und stellen dafür ihre "Cold Tofu"-Methode vor, die besagt, sofort und für drei Wochen ausnahmslos alle unveganen Produkte zu vermeiden und sich währenddessen über Veganismus zu informieren. Hier gibt es auch allgemeine Hinweise zum Kochen und ein sympathisches Plädoyer gegen Fertiggerichte.
Auf der anderen Seite erklären sie den Veganismus auch negativ, d.h. sie zeigen, was er nicht ist: Er ist keine Methode der Selbstdarstellung, "mal eine Ausnahme zu machen" ist nicht in Ordnung, eine absolute Vermeidung aller Tierprodukte ist nicht erreichbar (z.B. was tierversuchsgetestet Medikamente betrifft), er bedeutet keinen Genussverzicht, er ist kein Prominentenkult, keine Mode und er bedeutet nicht sich hinter Begriffen wie "rein pflanzlich" oder "Veggie" zu verstecken.

Im zweiten Kapitel wird der ethische Hintergrund behandelt. Hier beginnen sie mit der mit unserem Lieblingsrechtfertigungsversuch "Pflanzenrechte". Im Weiteren erläutern sie das Phänomen der "moralischen Schizophrenie" (der unterschiedlichen Behandlung von "Haus-" und "Nutz"tieren) und das Grundproblem, nm.en Tieren auf gesellschaftlicher Ebene keinen besseren Status einräumen zu können, solange sie nur Eigentum anderer sind und ihnen kein inhärenter Wert zuerkannt wird (das ist ein Hauptgrund für die Wirkungslosigkeit von Tierschutz). Stattdessen ist es notwendig, gleiche Interessen gleichermaßen zu berücksichtigen. In diesem Zusammenhang befassen sie sich auch mit einigen der beliebtesten Rechtfertigungsversuche für Reformismus und ermutigen zu eigeninitiativem Aktionismus, statt an große Organisationen zu spenden. Kritische Kommentare zum Umwelt-(Pseudo-)Veganismus sind auch Teil dieses Abschnitts.

"Hell is other people" ist das dritte Kapitel, das zum Thema des Buch-Untertitel kommt. Sie geben hier Hinweise, wie man in einer unveganen Welt trotz der ständigen, oft ungewollten Interaktionen mit Unveganern (im Klartext: vielen dämlichen Kommentaren) ruhig und gelassen bleibt. Ausgehend von der Analyse, warum Unveganer so aggressiv reagieren (weil ihre kognitive Dissonanz gegenüber der von ihnen verursachen Tierausbeutung gestört wird, mit der sie eigentlich sehr zufrieden sind), geben sie generelle Tipps im Umgang mit Veganismus (wie z.B. das Wort "vegan" nicht zu vermeiden oder sich über Hintergründe zu informieren um Bescheid zu wissen). Insgesamt raten sie zu umgänglichem, aber ehrlichem und unmissverständlich pro-veganem Verhalten (im Gegensatz zu den "Ratschlägen" Neuer Tierschützer, die empfehlen Allergien vorzuschieben). Weitere Ratschläge beziehen sich auf den Umgang mit der Familie, Partnerschaft, Freunden und Arbeitskollegen bzw. direkt Familien- oder Geschäftsessen, sowie dem Umgang mit Vegetariern und sogenannten Ex-Veganern.

Das vierte Kapitel dreht sich um vegane Ernährung an sich. Sie geben allgemeine Hinweise (typische Alternativprodukte) und auch konkrete Beispiele wie ein u.a. ein Mittag- oder Abendessen aussehen könnte, sodass es auch für total Ahnungslos anschaulich wird. Im Weiteren gehen sie auf einige Nährstoffe näher ein – wenn auch nicht sehr ausführlich – und auch beim B12 machen sie nicht die typischen Fehler (wobei sie sich bzgl. eines geeigneten Tests nicht sehr eindeutig ausdrücken). Der zweite Teil gibt Hinweise zum Einkaufen. Es gibt Informationen über versteckte Tierprodukte (tierkohleraffinierter Zucker, gelatinegeklärte Säfte) und nicht zu erwartende unvegane Stoffe (Vit. D3, diverse Aromen). Sie raten jedoch, am Besten stark verarbeitete Produkte zu vermeiden. Zum Essen in Restaurants finden sich wiederum sowohl allgemeine Tipps, als auch konkretere Hinweise zu Restauranttypen, wo es sowohl um versteckte Produkte als auch um wahrscheinlich vegane Angebote geht. Zum Schluss kommt das Thema Essen beim Unterwegssein zur Sprache.

Den Abschluss bilden das fünfte und sechste Kapitel. Ersteres widmet sich dem Thema Gebrauchsgegenstände und betrifft Schuhe, sonstige Kleidung, Hygiene- und Kosmetikartikel, Medikamente und weitere, kleine Dinge. Das letztere – programmatisch "Go vegan, stay vegan" benannt - ist das Abschlusskapitel mit einigen Hinweisen zu Möglichkeiten der Veganismusaufklärung anderer Menschen. Hier wie auch im ganzen Buch machen sie Mut, Veganismus nicht nur als im Alltag manchmal lästige Antihaltung zu empfinden, sondern sein Anderssein aktiv und mit Freude anzunehmen: embrace your vegan freakdom.

Das Buch ist nicht zu dick und hat, was selten ist, eine angenehm zu lesende Schrifttype. Die Autoren liefern die wichtigste Argumenten, ohne zu viele Details und Zahlen zu nennen. Sehr positiv ist vor allem, wie bereits erwähnt, dass sie keinen typischen Unsinn verbreiten, wie Peter Singer sei Tierrechtler oder Veganer oder "Freilandhaltung" u.Ä. als besser als sonstige Formen der Tierausbeutung zu bezeichnen. Die Sprache ist entsprechend unkompliziert und humoristisch aufgelockert, jedoch eben englisch, denn eine Übersetzung liegt bisher nicht vor. Die leichte Umgangssprachlichkeit bedingt, dass man aufgrund ungewohnter Wörter vielleicht nicht jede Pointe versteht, aber das Verständnis der wichtigen Themen beeinträchtigt das nicht.

Kritisch ist zum einen ein Bereich anzumerken, der eigentlich nicht ihre Schuld ist, nämlich dass das Buch an manchen Stellen, gerade bei konkreten Hinweisen, USA-spezifisch ist. Das betrifft z.B. konkrete Produktmarken, die es hier nicht gibt. In die gleiche Kategorie fallen die (sehr wichtigen) Hinweise zum Weiterinformieren, die sich zwangsläufig auch nur auf Englischsprachiges beziehen. Ein anderer Bereich ist, dass man sich um den Umfang der Einführung streiten kann, manche vermissen vielleicht konkrete Rezepte, anderen Nährstoffe oder ihnen sind die thematisierten Nährstoffe nicht genau genug behandelt. Auch die Notwendigkeit von Produktanfragen ist nur mit einem Hinweis erwähnt.

Fazit: Ihr Ziel, so schrieben sie im Vorwort, sei es gewesen, die ethische Theorie der abolitionistisch-veganen Bewegung mit der alltäglichen Praxis zusammenzubringen und zwar mit etwas Humor. Das kann man als gelungen betrachten, denn als Einführung in die theoretischen und praktischen Aspekte des Veganismus, ist das Buch das aktuellste und beste, was sich auf dem Markt befindet.

Tierrechtsaktivismus ist kein Marketing

Autor: martin
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
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> Was erreicht PETA denn Deiner Meinung nach (Positives)? PETA
> kann, dadurch, dass es sich durch Spenden finanziert, erst
> dann in die Position kommen, Veganismus zu fordern, wenn er
> durch andere schon halbwegs etabliert ist.

Das ist auch der Grund für den derzeitgen Alibi-Gebrauch der Veganismus-Forderung, wobei PETA selbst überhaupt nichts dazu beigetragen hat, Veganismus gesellschaftsfähig zu machen.

> Routinemäßig über Leichen zu gehen ist schon etwas anderes
> als "große Scheiße gebaut haben" (man beachte die Zeitform!),
> fndest Du nicht?

Wer den Schaden, den PETA und andere Tierschutzspendensammelorganisationen anreichen noch einmal systematisch haben will:
- Veganismus wird auf der praktischen Ebene als Mode proklamiert, wirklich konsequenter Veganismus gilt als "fanatisch" und übertrieben.
- Veganismus wird auf der theoretischen Ebene meist erst gar nicht erwähnt, sondern überall von Vegetarismus gesprochen und damit die falsche Dichotomie (wie Vegetarismus und Veganismus als eigenlich das gleiche hinstellt) weiter verfestigt.
- Tierrechte werden auf der praktischen Ebene lächerlich gemacht und als Showeinlage für die Medien mit nackter Haut und unveganen Prominenten aufbereitet, sodass niemand Tierrechte als progressive soziale Bewegung ernstnehmen kann.
- Tierrechte werden auf der theoretischen Ebene weiterhin unhinterfragt mit Peter Singer und damit mit Utilitarismus gleichgesetzt, demzufolge Tiere kein Interesse am Leben haben, sondern nur daran, möglichst wenig zu leiden.

All das spiegelt sich eins-zu-eins in ihrem reformistischen Aktionismus. Newsletter, die 1. einen Randaspekt (oft irgendwo im Ausland) thematisieren, 2. nicht eine persönlichen Änderung des Konsumverhalten proklamieren, sondern lediglich zum 3. Spenden aufrufen, was mit sieben Links zur Spendenseite unterlegt wird, kommen nicht "zufällig" zu Stande, das ist kalkuliertes Spendenmarketing.

> auch nicht. Genausowenig halte ich eine
> Tier"schutz"organisation für unterstützenswert, die dazu
> auffordert,
> statt Gänsen Enten umzubringen, und diese vorher ein klein bisschen weniger zu quälen.

In diesem Fall haben sie nicht dazu aufgefordert (was nichts heißt, in anderen Fällen gibt es solche Aufforderungen), sondern es als "Erfolg" verkauft, d.h.: vermarktet, denn solchen Organisationen kommt es nicht darauf an, wirklich etwas zu verbessern, sondern irgendetwas zu ändern (egal wie nutzlos, egal wie schädlich), um das als Erfolge vermarkten zu können.

Singer über Tierproduktkonsum (Fortsetzung)

Autor: martin
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
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Singer hat sich mal wieder zu etwas geäußert, zu dem er lieber nichts mehr sagen sollte (Hinweis von hier):
Zitat: If we are going to eat animal products then I think there's a heavy responsibility on us to make sure that the animals didn't suffer. And that might involve a bit of going to local markets, or, at the very least, buying certified organic, given the present system.

And that will definitely be better than the factory farm production. I think those are options.

Wenn wir Tierprodukte essen haben wir die große Verantwortung sicherzustellen, dass die Tiere nicht leiden. Und das kann in der gegenwärtigen Situation bedeuten, heimische/lokale Märkte zu besuchen und zumindest zertifizierte Bioprodukte zu kaufen.

Und das würde definitiv besser sein als die Massentierhaltung. Ich denke, dass sind die Möglichkeiten.


("From farm to fork", ABC Australien, 25.03.2010, http://www.abc.net.au/lateline/content/2010/s2856547.htm)

Ich überlege gerade, ob Kofi Annan so etwas sagen würde: "Wenn wir Genozid begehen, sollten wir sicherstellen, dass die Menschen nicht leiden. Das kann bedeuten, die sie nicht zu Tode zu prügeln, sondern ordentlich zu erschießen." Aber ich bin ziemlich sicher, dass er das nicht machen würde, denn er meint es mit den Menschenrechten ernst. Singer hingegen hält bekanntlich nichts von Tierrechten, aber dass er sie ständig mit Füßen treten muss, ist irgendwie unnötig.

Gary Steiner: Animals and the moral community

Autor: martin
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
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Gary Steiner: Animals and the moral community. Mental life, moral status, and kinship, Columbia University Press, New York [u.a.] 2008

Nachdem Steiner in seinem vorherigen Buch (Anthropocentrism and Its Discontents) eine Analyse der wichtigsten Grundlage des Speziesismus und damit eine Hauptursache für die Abwehr der Zuweisung von Rechten an nichtmenschliche Tiere gegeben vorgelegt hat, behandelt er die dort identifizierten Argumente (unter den neueren wissenschaftlichen Erkenntnissen) jetzt direkt unter der ethischen Fragestellung.

In der ersten Hälfte des Buches beschäftigt er sich mit der Behauptung, viele oder alle nichtmenschlichen Tiere würde es an der Fähigkeit zu abstraktem Denken mangeln. Im Weiteren will er zeigen, dass die Gemeinsamkeiten zwischen menschlichen und nichtmenschlichen Tiere weniger darin bestehen, dass nichtmenschliche Tiere wie Menschen seien, sondern Menschen wie nichtmenschliche Tiere, weil viele mentale Operationen und Verhaltensweisen auf einer sub- oder vor-rationalen und vor-sprachlichen Ebene erfolgen. Zudem geht er darauf ein, dass die Bewertung von kognitiven Fähigkeiten bei nichtmenschlichen Tiere nicht in einem System, das an Menschen gemessen wird, beruhen muss. Im Hauptteil des Buches widmet er sich der Frage nach einer angemessenen Basis für die Begründung eines ethischen Status von nichtmenschlichen Tieren. Er weist die Annahme, die kognitiven Fähigkeiten seien der Bezugspunkt, zurück zugunsten des Empfindungsvermögens (die Fähigkeit Freude und Schmerz zu empfinden). Er argumentiert dabei nicht mit der utilitaristischen Position, sondern mit der Tatsache, dass Menschen mit nichtmenschlichen Tieren eine Gemeinschaft bilden („that sentience is a capacity shared by all beings for whom the struggle for life and flourishing matters"). Alle empfindungsfähige Lebewesen haben eine Verwandtschaft (kinship), die sie zu einer Gemeinschaft werden lässt, die allen eine angemessene Ethik zuteil werden lassen soll. Zuletzt will er die Möglichkeit, das umzusetzen ohne auf den Liberalismus zu verzichten, aufzeigen.

Kapitel eins behandelt „Arguments against rationality in animals". Die Diskussion besteht darin, dass einige Forscher in tierlichen Verhaltensweisen nur instinktgesteuerte Operationen sehen (wollen), während andere den Tieren Bewusstsein zusprechen. Bereits bei den von Steiner angeführten Beispielen wirkt die erste Position nicht sehr überzeugend. Dazu kommt, dass diese Studien Rückschlüsse auf das Innenleben aus bloßen äußeren Beobachtungen abzuleiten können glauben. Das änderte sich zwar mit einer Schwerpunktverlagerung von Verhaltens- zu kognitiver Ethologie, warf aber auch neue Schwierigkeiten auf. Dazu gehört die Ungenauigkeit der (an Menschen orientierten) Begriffe und tlw. der philosophische Rahmen. Problematische Begriffe sind z.B. „Glaube/Ansicht" (belief), „Wunsch" (desire) und „Begriffsvermögen" (conceptual ability), die bereits was Menschen anbelangt nur schwer eindeutig definiert werden können. Zudem der Umstand, dass Handlungen automatisch (pre-reflective) ausgeführt werden nicht bedeutet, keine Reflexion darüber anstellen zu können (was bei nichtmenschliche Tieren behauptet wird). Die Diskussion verläuft in zwei Richtungen: Ob nichtmenschliche Tiere Intentionalität besitzen (Wünsche, Ängste, Hoffnungen) und ob sie abstrahierte Konzepte bilden können. Das jedoch hängt eigentlich zusammen (Konzepte zu haben bedingt Intentionalität).
Die Argumente gegen Vernuft (rationality) in nichtmenschlichen Tieren stützen sich auf die Annahmen, ihr Verhalten sei instinktgesteuert, sie könnten keine Urteile fällen oder keine Gedanken über Gedanken haben (propositional thoughts). Das wird meist an die Behauptung gebunden, sie besäßen keine Sprache. Steiner bezeichnet jedoch bereits die Vorgehensweise, Tiere anhand der Faktoren Intentionalität und Konzept zu charakterisieren als fehlerbehaftet.
Bevor er sie überwinden will, will er die Fehlerhaftigkeit dieser Methode in Kapitel zwei anhand der Argumente für Vernunft in Tieren aufzeigen. Dazu verweist er nochmals auf die definitorische bzw. begriffliche Ungenauigkeit und Beliebigkeit von Begriffen wie „Rationalität". Das Problem liegt zudem darin, dass die Zuschreibung von z.B. konzeptionellem Denken eine Form von Anthropomorphismus ist. Nötig ist eine Sichtweise, die anerkennt, dass subjektives Bewusstsein und instinktiv-„programmiertes" Verhalten vereinbar sind.
Die Forschung bestätigte, dass nichtmenschliche Tiere in gewisser Hinsicht vernunftbegabt sind, zeitliches Denken besitzen und Emotionen ihre Handlungsweisen beeinflussen. Sie sind außerdem unabhängig von ihren sprachliche Fähigkeiten zu Prädikation fähig. Bei allem Beurteilen sind die beiden Extreme (Anthropomorphismus und Reduktionismus – das Bewerten nach nur den äußerlich sichtbaren Aktionen und Reaktionen) zu vermeiden.
Als spezifische Argumente für Intentionalität bei nichtmenschlichen Tieren zählt auch die mathematische Fähigkeit. Sie wurde nachgewiesen durch Beobachtungen von geometrischem Verständnis und dem von Farben, der Anwendung der Zahl/Entität null (womit menschliche Kinder tlw. Probleme haben) sowie natürlich Zählen und Rechnen an sich. Im Weiteren stellt Steiner verschiedene Positionen zu Themen der Prädikation vor, welche für die Zuschreibung von Konzepten eine wichtige Rolle spielt.

„An associationist model of animal cognition" wird im dritten Kapitel diskutiert. Es soll die bisherigen Extrempositionen, nichtmenschliche Tiere besäßen umfassende Intentionalität oder gar keine, vermeiden und zeigen, dass sie auch ohne das volle Spektrum intentionaler Intelligenz eine komplexe Gedankenwelt besitzen. Steiner sagt, die Vorstellungen, die nichtmenschliche Tiere besitzen, sind eher wahrnehmend (perceptual) als intentional und sind mit Zielen eher als Träger von komplexen Assoziationen denn als Träger von begrifflichen Abstraktionen verbunden. Sie können Assoziationen zwischen Erinnerungen und gegenwärtigen Eindrücken herstellen. „What we must recognize is that animals have mental representations with nonconceptual content, and that these representations are the basic units for the formation of associations that guide animals in their practical activities." Zum Ende betont er, dass es nicht nötig ist, nichtmenschlichen Tieren Rationalität zuzusprechen, um zu erkennen, dass sie auch mit „nur" wahrnehmenden und assoziativen Fähigkeiten über zukünftige Ereignisse nachdenken und diese planen können.

Das vierte Kapitel spannt schließlich den Bogen zur Tierrechtsfrage: „Liberal Individualism and the Problem of Animal Rights". Das Problem bisheriger Positionen (wie die Singers) ist, dass der ethische Status nichtmenschlicher Tiere daran gemessen wurde, sie ähnlich ihr Verstand dem des Menschen ist. Die Gegenposition, wie von Francione vertreten, ist, dass das Vorhandensein oder die Ausprägung kognitiver Besonderheiten irrelevant für ethische Wertigkeit sind. Kognitive Fähigkeiten sind an sich nicht unwichtig, die Frage dabei ist jedoch, welche dieser relevant sind und in welchem Umfang (da unter „Tiere" alles vom Bandwurm bis zum Affen zusammengefasst wird, diese aber unterschiedlich zu behandeln sind). Nach Steiners Meinung wäre ein hinreichendes, aber nicht notwendiges Kriterium die Fähigkeit zu wahrnehmender Erfahrung (perceptual experience).
In einem kurzen Abriss der Tierethik zeigt Steiner, dass nichtmenschlichen Tiere durchaus Verstand und Denkfähigkeit zugestanden wurde, aber immer als intellektuell geringwertig eingestuft wurden. Das Problem sieht er auch im Liberalismus selbst begründet. Das beweist sich an Regans Ansatz, der den Kantischen ausbaut, und dennoch anthropozentrisch (und damit speziesistisch) bleibt. (Für Singer, der trifft das auch zu, da er Tiere zu töten unproblematisch findet, da sie nicht zukunftsbewusst seien. Die Behauptung, der Tod eines nichtmenschlichen Tiere sei für dieses ein geringerer Verlust, weil es weniger intelligent ist, als ein Mensch, zeigt seinen Speziesismus darin, dass das, wenn es um unterschiedlich intelligente Menschen geht, nicht behauptet wird.) Francione dagegen meint, dass nichtmenschliche Tiere, da sie empfindungsfähig sind, Interessen haben. Da Rechte Mittel sind, um Interessen zu schützen, müssen auch nichtmenschliche Tiere, da sie Interessen haben, die Rechte zugestanden werden, die auch für die menschlichen Interessen (z.B. an körperlicher und psychischer Unversehrtheit) gelten. Voraussetzung dafür ist, ihnen den Personenstatus zuzugestehen, d.h. anzuerkennen, dass ihr Leben einen Selbstwert hat und nicht ein Zweck für andere ist. Franciones Ansatz beruht dennoch auf Liberalismus, da er mit Begriffen wie Interesse, Rechte und Personalität (personhood) arbeitet.
Steiner meint, über die rationalen Argumente hinaus, spielt auch die gefühlte Verwandtschaft (felt kinship) eine Rolle bei der Anerkennung ethischer Rechte, da ihre Anerkennung die Voraussetzung dafür ist, dass der Personenstatus wahrgenommen wird.

In Kapitel fünf stellt er sein „Ideal of Cosmic Holism" vor (Holismus umfasst eigentlichnoch mehr Entitäten als der Biozentrismus). Dieser besagt, Menschen und andere Tiere aufgrund ihrer Verwandtschaft als Teile eines größeren Ganzen anzusehen. Ethisch zu handeln bedeutet, seinen Platz in diesem zu finden, anstatt die menschliche Überlegenheit über die Natur zu behaupten. Das benötigt natürlich eine Abkehr vom Anthropozentrismus, der Basis dafür, Menschen als die „Herren und Besitzer" über die bzw. der Natur anzusehen. Steiner diskutiert die Einwände (eher Rechtfertigungsversuche), nichtmenschliche Tiere müssten dann auch menschliche Rechte wahrnehmen oder Menschen müssten eingreifen, wenn sich Tiere untereinander Leid zufügen. Dies ist Unsinn, da es auf der anthropozentrischen Position, Menschen seien die Beherrscher der Natur und hätten daher dieser Verpflichtung, beruht.
Die Verwandtschaft (kinship) zwischen Menschen und anderen Tieren beschreibt er als analog zu der, die zwischen den Menschen besteht (und Grundlage des Antirassismus ist). Er gibt aber auch zu bedenken, dass dies bei nichtmenschlichen Tieren schwieriger umzusetzen ist. Problematisch sehe ich hier die Formulierung „mystery" im folgenden, seine Position zusammenfassenden Satz: „Only by recognizing that nature transcends us and opens itself up to us as an irreducible mystery can we find the modesty needed for relating to other beings as fellow members of a community of which we are neither the origin nor the sovereign."

Das letzte Kapitel behandelt die politische Umsetzung seines Ansatzes („'Cosmo-Politics'. Grounding Liberal Individualism in Cosmic Holism"). Kosmischer Holist zu sein bedeutet nach seinem Ansatz, die ethische Gleichwertigkeit von empfindungsfähigen Lebewesen anzuerkennen. Das bedeutet Pflichten der Gerechtigkeit gegenüber nichtmenschlichen Tieren wahrzunehmen, auf der Grundüberlegung, dass sie „teleological centers of life" und viele empfindungsfähig sind, deren Leben für sie von Bedeutung ist.
Zu Beginn diskutiert er die Vorwürfe gegen Holismus bzw. in seiner Umsetzung als Umweltbewusstsein (environmentalism). Anhand dieser und dem Argument, dass zentrale Planung, hier die Festlegung von Regeln über alle Menschen in hypothetisch zoo- oder ökozentrischen Gesellschaften, schließt er, dass solche Festlegungen Individualität unterdrücken und tendenziell totalitär sein könnte. Die andere Seite, der liberale Individualismus, wirft die fundamentale Frage auf, was getan werden müsste, damit die Menschen von sich aus die (natürlichen, nicht juristischen) Rechte nichtmenschlicher Tiere zu achten. Steiner argumentiert für die Einbindung (incorporation) eines Bewusstseins des größeren Ganzen (larger cosmos), sodass die Menschen nicht in den Zustand verfallen, sich anderen Tieren als ethisch überlegen anzusehen. „It is to acknowledge that our closest (and perhaps true) kin in the cosmos are not gods but rather animals."
Ein frühes Konzept eines ganzheitlichen Denkens sieht Steiner bei Schopenhauer, der sagte, dass Menschen und andere Tiere die grundlegende Gemeinsamkeit teilen, vom Willen angetrieben zu sein. In seiner letzten Zusammenfassung, was kosmischer Holismus bedeute, macht Steiner klar, dass dieser universellen Veganismus erfordert und die Abkehr von den historischen Herrschaftsansprüchen über nichtmenschliche Tiere.


Fazit: Diverse Positionen zu kognitionswissenschaftlichen und ethologischen Theorien über die Art und Weise der Intelligenz von nichtmenschlichen Tieren werden ausführlich diskutiert. Dies ist sicher nicht uninteressant, jedoch für den „Tierrechtsalltag" sicherlich zu philosophisch und ausführlich. Diese Frage zu diskutieren ist dennoch notwendig, da die vermeintlich fehlende Intelligenz bis heute das Hauptargument für den Ausschluss nichtmenschlicher Tiere aus der ethischen Berücksichtigung ist.
Sein eigener Ansatz bringt wichtige Themen zur Sprache, z.B. dass die Menschen nur mit guten Argumenten allein nicht zu überzeugen sind. Den Speziesismus an der Vorstellung der behaupteten (inkommensurablen) Einzigartigkeit des Menschen innerhalb der Natur anzugreifen, ist eine wichtige Überlegung. Klar zu machen, dass Menschen mit (fast) allen anderen Tieren eine (ohnehin biologische) Gemeinschaft bilden, ist ein geeigneter Punkt, den Anthropozentrismus anzugreifen.
Diesen Ansatz jedoch als gesamtheitlichen/kosmischen Holismus zu formulieren, scheint mir zu weit zu gehen. Holismus geht weiter als der Biozentrismus, auch wenn Steiner ihn meist in Zusammenhang mit „empfindungsfähigen" Tieren nennt, und wurde zudem durch religiöse Vorstellungen (Pantheismus) geprägt. Dafür scheint mir der Zoozentrismus geeigneter zu sein – auch, um Missverständnissen vorzubeugen. Der Einwand, dass solche Konzepte tendenziell zu Unterdrückung führen können, ist m.E. zu spekulativ und die Notwendigkeit von Durchsetzungsmechanismen zu wichtig, die ohnehin bis zur Umsetzung solcher Ansätze auf der psychischen Ebene notwendig wären.

Gary Steiner: Anthropocentrism and Its Discontents

Autor: martin
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
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Gary Steiner: Anthropocentrism and Its Discontents. Animals and their Moral Status in the History of Western Philosophy, University of Pittsburgh Press, Pittsburgh 2005

Gary Steiner ist Professor für Philosophie an der Bucknell Universität und veröffentlichte bereits einiges über Ethik-Theorie, zuletzt wieder auch mit Tierrechtsbezug ("The Moral Status of Animals"). Letztes Jahr ist er durch seinen proveganen Artikel "Animal, Vegetable, Miserable" in der New York Times aufgefallen (er selbst ist auch Veganer).

Anthropozentrismus, schreibt Steiner in der Einleitung, ist die Haltung, die grundlegend beinhaltet, menschliche Existenz als höherwertiger denn nichtmenschliche Existenz zu betrachten. Ein Hauptargument von den Stoikern bis Kant war: "that all and only human beings are worthy of moral consideration, because only human beings are rational and endowed with language", nur Menschen seien zu Selbstbestimmung und moralischer Verantwortung fähig.

Bevor er geschichtlich einsteigt, wirft er im ersten Kapitel einen Blick auf die zeitgenössischen Debatten über den Status nichtmenschlicher Tiere. Meistens wird der Status nichtmenschlicher Tiere anhand ihrer Fähigkeiten (Selbsterkenntnis, Zukunftsbewußtsein usw.) gemessen, wohingegen er selbst Kognition und Empfindungsfähigkeit zugrunde legen würde.
Die gegenwärtig bekanntesten Theorien, die nichtmenschliche Tiere ausdrücklich betreffen, sind Singers Utilitarismus und Regans deontologischer Ansatz. Singer macht die Empfindungsfähigkeit zum Hauptmerkmal ethischer Berücksichtigung überhaupt und schließt nichtmenschliche Tiere ein; Regan fokussiert auf Fähigkeiten wie Erinnerung, Selbsterkenntnis und Zukunftsbewußtsein, wobei dies jedem Lebewesen, das dies aufweist, einen inhärenten Wert verleiht. Diese Position selbst beinhaltet jedoch Anthropozentrismus, der sich in Regans "lifeboat"-Szenario eröffnet (wonach in bestimmten Situationen nichtmenschliche Tiere grundsätzlich weniger Wert haben als Menschen, vgl. hier).
Er zitiert auch Rosalind Hursthouse, die sich für Vegetarismus aus Tugendhaftigkeit ausspricht, da "Fleischessen" eine Maßlosigkeit sei. Es sei jedoch nicht per se ethisch falsch und der anthropozentrische Charakter, der solcher Tugendethik zugrunde liegt, dürfte offensichtlich sein. Sie könnte jedoch erweitert werden, wie Ansätze Martha Nussbaums und Sapontzis nahelegen, um damit doch auf nichtmenschliche Tiere selbst Bezug nehmen zu können. Auch den Ansatz, die (physischen und psychischen) Fähigkeiten zu berücksichtigen, scheitert, da dies nur auf höher entwickelte Tiere zuträfe.
Im Weiteren gibt er einen Überblick über die derzeitige Verhaltensforschung und der Frage nach den kognitiven Fähigkeiten von nichtmenschlichen Tieren, da diese teilweise als ethisch relevantes Kriterium angesehen werden und seit den Stoiker behauptet wird, nur Menschen hätten Sprache und Vernunft. Zwar ist durch diese Forschung von der Einzigartigkeit des Menschen nicht viel übrig geblieben, jedoch zeigen die Experimente auch Probleme wie Anthropomorphisierung und viele Interpretationsschwierigkeiten (z.B. daß die Identifizierung von Objekten nicht aussagt, ob das Tier damit auch eine Vorstellung davon hat, was ein Objekt ist) und letztlich ist das Bewußtsein der meisten Tiere auch eher auf die Gegenwart beschränkt. Die klassischen Vorstellungen von der totalen Vernunftlosigkeit von nichtmenschlichen Tieren sind jedoch hinfällig.
Der Linguist Vygotsky, der die Unterschiede bei der Kommunikation zwischen Kindern und Erwachsenen, die verschiedene Konzepte von Sprache haben, beschrieb, eröffnet damit ein besseres Verständnis für das Geistesleben von nichtmenschlichen Tieren. So z.B., daß der Intellekt der Tiere auch unabhängig von Sprache funktioniert und daher sie nicht weniger intelligent sind, nur weil sie keine komplexe Sprache besitzen.

Die Kapitel zwei bis vier behandeln die antiken Theorien von den Vorsokratikern über Aristoteles und den Stoikern bis Plutarch und Porphyrios.
Was einige überraschen dürfte ist, daß vor den bekannten, tief-speziesistischen Positionen Aristoteles, die das Vorbild für spätere Philosophen wurden, es Meinungen gegeben hat, die zwischen menschlichen und nichtmenschlichen Tieren eher eine Kontinuität als eine Trennung sahen. Dazu gehören Homer, Hesiod, Pythagoras und Empedokles. Homer benutzte Tier-Metaphern oftmals in einer Hinsicht, die besagt, daß im "Töten und Getötetwerden" menschliche und nichtmenschliche Tieren sich gleichen. Menschen sind bei ihm nicht grundsätzlich höhergestellt und in der Argus-Szene der Odyssee werden dem Hund Emotionen zugesprochen. Hesiod warnt in seiner Prometheus-Geschichte davor, daß die Anwendung von Gewalt (gegen Menschen und nichtmenschliche Tiere) negative Folgen nach sich zieht. Pythagroas, das relativ bekannt, hat Tiere als Nahrungsmittel abgelehnt, es ist aber unklar, ob das aus rein ethischen Gründen erfolgte. Seine Beweggründe könnten anthropozentrischer Natur sein, wenn es – gemäß seiner "Seelen-Lehre" – nur das Ziel war, die "Seele" möglichst rein zu halten. Gestützt wird es dadurch, daß er bestimmte Tierarten als Opfertiere gutgehießen hat, und umgekehrt, daß er manchen Pflanzen "Seelen" zugesprochen hat. Empedokles war eindeutiger mit seinen Aussagen und lehnte das Essen oder Opfern von Leichenteilen eindeutig ab, jedoch auch einer "Seelen-Reinkarnations-Theorie" wegen. Dennoch hält Steiner fest, daß es hier noch keine metaphysische Trennung zwischen Menschen und nichtmenschlichen Tieren gab sowie bereits Positionen, die spätere Kritiker des Anthropozentrismus einnahmen.
Bei Platon gibt es auch eine "Seelen-Wanderungs-Lehre", weshalb er nichtmenschliche Tiere nicht grundsätzlich als niedriger ansieht, aber dennoch den graduellen Unterschied hervorhebt. Aristoteles ist der Ursprung für die Behauptung, nichtmenschliche Tiere besäßen keine Vernunft. Er sagt auch, daß sie für Menschen "da" seien, jedoch sieht Steiner hier eine Mißinterpretation der betreffenden Textstelle, da sie Aristoteles ein teleologisches Naturverständnis unterstellt. Er habe eher gemeint, daß sie von ihrer Natur her dem Menschen unterlegen sind. In seiner Würde-Definition schließt er nichtmenschliche Tiere aus, sie haben weiterhin keine Sprache und Logik, wobei er grundlegende Fähigkeiten anerkennt. Hier geht Steiner nochmals ausführlich darauf ein, warum die Messung von Intelligenz an der Sprachfähigkeit falsch ist. Man muß schließlich nicht die Fähigkeit haben, etwas zu benennen (was viele nichtmenschliche Tiere oft nicht können), um es zu verstehen (d.h. ein logisches Konzept davon zu haben). Ähnliches gilt für den Besitz von Erinnerungsvermögen, dessen Unterschied Aristoteles anführt.
Die Stoiker unterscheiden vernunftbegabte und nicht-vernunftbegabte Wesen und weisen dem Menschen, aufgrund seiner Vernunftbegabtheit, eine starke Überlegenheit über alle nicht-vernunftbegabten Wesen zu. Nichtmenschliche Tieren besitzen ihrer Meinung nach grundsätzlich keine Vernunft und damit auch keine Gefühle oder Dinge wie Weisheit und Reflexionsvermögen. Menschen hätten daher keinerlei Verpflichtungen gegenüber anderen Tieren. Die Fähigkeiten der nichtmenschlichen Tiere wird als etwas gesehen, was später Instinkte genannt wird, und gilt für die Stoiker nicht als Vernunft. Wie zu erwarten, existieren die nichtmenschlichen Tiere für die Menschen, genauer gesagt sei die gesamte Welt nur für vernunftbegabte Wesen erschaffen (und das seien Götter und Menschen). Nichtmenschliche Tiere werden zudem von der Gerechtigkeit ausgeschlossen. Den Ursprung liegt darin, daß Aristoteles nichtmenschlichen Tiere Vernunft absprach. Das kulminierte darin, daß die Stoiker negierten, nichtmenschlichen Tieren überhaupt Gerechtigkeit widerfahren lassen zu müssen.
Plutarch hingegen kritisierte die Stoiker dennoch für ihre Ansichten über nichtmenschliche Tiere. Für ihn stand fest, daß sie sehr wohl vernunftbegabt sind, außerdem empfindungsfähig und im Besitz von Emotionen, und daß aufgrund ihrer Fähigkeiten man (indirekte) Pflichten gegenüber ihnen wahrnehmen muß. Daraus leitet er ab, daß "Fleischessen" eine nicht zu rechtfertigende Form von Barbarei, sowie auch unnötig ist. Jedoch nicht mehr, denn die Natur rechtfertige den sonstigen Gebrauch von Tieren, z.B. als Arbeitskraft. Er erkannte, daß die Intelligenz von Tieren nicht an ihre Fähigkeit Sprache zu produzieren, gebunden ist. Von Plutarch ausgehend forderte der Neuplatoniker Porphyrios Ende des dritten Jahrhunderts "abstinence from killing animals". Er, wie viele seiner christlichen oder andersartig theistischen Vorgänger wie auch Nachfolger bis heute, stützt das auf den üblichen religiösen Anthropozentrismus in der Version, daß das Töten von Tieren die eigene Reinheit beschmutze oder "Gott" verärgere.

Den Theorien des christlichen Mittelalters über Descartes bis zu den Empiristen, Utilitariern und Kant sind die Kapitel fünf bis sieben gewidmet.
Der Status der nichtmenschlichen Tiere im christlichen Mittelalter beruht auf dem Dominanzanspruch, der in der Bibel (Genesis) festgelegt wurde. Das Christentum forcierte den bis dahin stärksten und absolutesten Anthropozentrismus: "it is God’s will that man exploit nature for his proper ends." Die Anweisungen, die Natur und die nichtmenschlichen Tiere nach gutdünken auszubeuten, finden sich zahlreich (1, 2). Dennoch habe einige Theologen versucht, diesen Wortlaut irgendwie (mit viel, viel Exegese) zurechtzubiegen. Nicht so St. Augustinus von Hippo, der festhielt, daß nichtmenschliche Tiere für den Menschen geschaffen wären. Da sie vernunftlos (und natürlich ohne "Seele") seien, hätten sie keinen Anteil an "Gottes Wahrhaftigkeit". Bei Origenes liest man praktisch das gleiche. Basilius bekräftigt die Ansicht, daß nichtmenschliche Tiere vernunftlos sind und deshalb die vernunftbegabten Menschen die Herrschaft über sie haben. Auch Johannes Chrysostomos' Ansicht, etwas nett zu Tieren sein zu sollen, erweist sich beim nähren hinschauen als "overwhelmingly anthroprocentrist". Auch seine Meinung ist es, daß alle nichtmenschlichen Tiere ausschließlich dafür geschaffen wurden, um dem Menschen zu dienen. Ausführlicher beschäftigt sich Steiner mit Franz von Assisi, der von der Kirche als Vorzeigefigur für "guten christlichen Umgang" mit Tieren gebraucht wird. Nur ist sein angeblich so nettes Verhalten gegenüber nichtmenschlichen Tieren (falls man es als nett bezeichnen will, sie mit Predigten zu quälen) historisch nicht belegt, sondern beruht nachweislich auf Hinzudichtungen und bewußten Verfälschungen späterer Chronisten. In dessen eigenen Schriften findet sich erwartungsgemäß auch keine Aussagen, die "Liebe oder Mitgefühl" für nichtmenschliche Tiere fordern. Den Höhepunkt des christlichen Anthropozentrismus bildet Thomas von Aquin, der die auf der aristotelischen Trennung zwischen vernunftbegabten und vernunftlosen Tieren basierende Negation der ethischen Berücksichtigungen von nichtmenschlichen Tieren "perfektioniert". Diese seinen von so primitiven Instinkten beherrschaft, daß die praktisch wie "Uhren" funktionierten. Und weil Gott sie für den Menschen erschaffen habe, sei es egal, wie man sich ihnen gegenüber verhalte. Auch bei ihm gibt es max. indirekte Pflichten (ein Tier zu töten, daß jemand anderes Eigentum ist, ist falsch, weil man damit dessen Eigentumsrechte verletzt).
René Descartes ist, auch wegen des Einflusses seiner Theorie, ein eigenes Kapitel gewidmet. Seines Erachtens gibt es keinerlei ethische Verpflichtung des Menschen den anderen Tieren gegenüber. Da sie keine "Seelen" haben, muß man auch keinen Skrupel besitzen, sie lebend aufzuschneiden (Vivisektion). Ihre Schreie dabei sind rein mechanischer Natur, da sie keinen Schmerz verspüren könnten. Einige neuere Kommentatoren sind der Meinung, dies seien alles Mißinterpretationen, da Descartes Tieren nirgendwo Gefühle abspräche. Seine eben genannten Aussagen jedoch sind eindeutig belegt, sodaß sie zu ignorieren auf selektivem, revisionistischem Lesen beruht. Descartes' Position geht auf eine zurück (vertreten von u.a. Montaigne), die besagt, daß das, was näher an der Natur ist, dem unterlegen und diestbar ist, was naturentfernter ist. Daher sind nichtmenschliche Tiere wie auch "unzivilisierte" Menschen zivilisieren als Ressource bestimmt bzw. sind Menschen "fundamentally superior". Die Ansicht, nichtmenschliche Tiere seien nur Maschinen, ergibt sich daraus, daß sie keine Sprache, keine "Seele" und keine Gedanken hätten. Gemessen wird das an der Differenz der Qualität dieser Dinge im Vergleich zu Menschen, also eine anthropozentrische Sichtweise par excellence. Die "Art von Seele", die er ihnen zuspricht, ist die wie sie auch Pflanzen haben, d.h., daß sie Lebewesen sind (mehr aber nicht). Ein Bewußtsein und Reflexionsvermögen spricht er ihnen kategoriell ab. Dies alles sei auch Ausdruck dafür, daß sie keinen freien Willen besäßen und das wiederum ist der Grund, warum er sie aus der moralischen Gemeinschaft ausgeschließt.
Die Empiristen (Hobbes, Locke, Hume) haben das Bestehen von fundamentalen Unterschieden (in Bewußtsein, Intelligenz etc.) negiert – entsprechend ihrer Auffassung von Wahrnehmung. Die bestehenden Unterschiede sind für sie qualitativer Natur. Nichtmenschliche Tieren besitzen Gedanken, aber sie besäßen keine Sprache, kein Reflexionsvermögen und ihre Denkfähigkeit sei daher begrenzt. Dies (das Fehlen abstrakten Denkens) rechtfertige einen Ausschluß aus der Moral und die natürliche Überlegenheit der Menschen rechtfertige die Dominanz. Außerdem wiederholt z.B. Locke die Leier von der göttlichen Rechtfertigung der Unterdrückung. Hume setzt nichtmenschliche Tiere, aufgrund ihres Mangels an Vernunft, auf die gleiche Stufe wie Pflanzen und Sklaven. Die Utilitarier wie Bentham und Mill hingegen setzen die Empfindungsfähigkeit als die Kategorie, die zählt, im Gegensatz zu den bisherigen, Intelligenz und Sprache. Aber viel bringt das den Tieren auch noch nicht, denn Bentham ist gleichzeitig der Meinung, die hätten kein Zukunftsbewußtsein, deshalb der Tod per se nichts Negatives sei, und verknüpft das mit dem Rechtfertigungsversuch, ein Tod durch Menschen sei weniger grausam als ein natürlicher Tod. Mill meint, die negativen Empfindungen müßten zwar berücksichtigt werden, aber dabei seien die Interessen der Überlegenen (Weiße über Schwarze, Menschen über nichtmenschliche Tiere) stärker zu berücksichtigen, da "pleasure" nicht nur in ihrer Quantität, sondern auch in ihrer Qualität zu sehen sei und diese würde bezogen auf Menschen die von nichtmenschlichen Tieren übersteigen. Eine Gebrauch zu menschlichen Zwecken ist grundsätzlich erlaubt. Kant wiederum weist Freude und Schmerz als Basis für moralische Berücksichtigung zurück und nennt den Personenstatus als Voraussetzung, der darin bestehe, daß man um seiner selbst willen existiert, was der Fall ist, wenn man Vernunft besitzt. Nichtmenschliche Tiere sind demnach keine Personen, sondern Dinge, und damit keiner moralischen Berücksichtigung wert, außer den "indirekten Pflichten".

Die Strömungen, die die psychischen Fähigkeiten nichtmenschlicher Tiere anerkannten und eine ethische Berücksichtigung nicht negierten, standen vor der Frage, wie das geschehen solle, welche Fähigkeiten bzw. welche Spezies wie bzw. wann relevant sind und in welchem Umfang. Positionen mit diesen Fragen werden in den letzten drei Kapiteln (Conceptions of Continuity: Schopenhauer, Darwin, and Schweitzer; Postmodern Conceptions of the Human-Animal Boundary und Rethinking the Moral Status of Animals) behandelt.
Die ersten Position werden vom damaligen Hintergrund der Romantik (Condillac, Rousseau, Herder) erklärt, der "a sense of continuity" zwischen menschlichen und nichtmenschlichen Tieren formulierte, das sich aus ihrem Natur-Verständnis und ihrer Bevorzugung von Gefühlen gegenüber dem Verstand ergab. Condillac wertete Menschen dennoch immer noch als höherwertig, da ihre Sprache und Vernunft komplexer sei. Rousseau meint ähnlich, daß der Unterschied zwischen Menschen und anderen Tieren gradueller Natur ist, wobei nichtmenschliche Tieren jedoch nur von Instinkten angetrieben seien. Herder sieht, daß auch nichtmenschliche Tiere Sprache besitzen und er koppelt daher die menschliche Überlegenheit an die komplexere Sprache sowie das Reflexionsvermögen und die Vernunft. Er hält an der aristotelischen Trennung fest und meint auch, nichtmenschliche Tieren seien für den Menscheng geschaffen. Schopenhauer formuliert ausgehend von seinen Vorstellungen über den Willen, daß sich nichtmenschliche Tiere von Menschen in der Qualität, nicht im Vorhandensein desselben unterscheiden. Sie hätten jedoch keinen Charakter und kein Erinnerungsvermögen, weshalb sie sich nicht an vergangenes Leid erinnern könnten, und sie könnten nicht frei wählen. Die Basis der Moralität ist s.E. Mitgefühl und nichtmenschliche Tiere müßten direkt, nicht nur indirekt, in die Moral einbezogen werden. Praktisch heißt das, daß Vivisektion und "Fleischessen" nicht verboten, aber eingeschränkt werden sollten. Insgesamt, so Steiner, unterscheidet sich Schopenhauers Anthropozentrismus also den vorherigen Versionen wie von Kant wenig. Darwin bewies, daß Menschen und Affen auf gemeinsame Vorfahren zurückgehen und daß es keinen fundamentalen Unterschied in den mentalen Funktionen und dem Vorhandensein von Emotionen und Sprache gibt, da diese Dinge von niedriger entwickelten Tieren an bei allen Tieren vorhanden waren. Zudem bestätigt er nichtmenschlichen Tieren die Fähigkeit, mentale Konzepte zu bilden. Die Grundlage für Moral sieht er in den sozialen Instinkten (die auch nichtmenschliche Tiere besitzen), welche für die Gruppenselektion relevant sind. Daher ist es jedoch auch nicht evolutionsbiologisch normal, andere Spezies in die Moral einzubeziehen und Darwins Aussage, die nobelste Eigenschaft des Menschen sei "disinterested love for all creatures", ist ohne wirklichen Beleg. Seine Forderung nach weniger Vivisektion bzw. Verbot "unnötiger Qualen" ist wiederum anthropozentrisch. Schweitzer formulierte eine biozentrische Ethik, in die er alles, was lebt (auch Pflanzen), einbezogen sehen wollte. Diese beruhe auf einem "aktiven Mysitizismus" und sei religiös geprägt. Die "Ehrfurcht vor dem Leben" rufe nicht nur zu mitfühlendem Handeln auf, sondern auch zu einer "inneren Perfektion" des Menschen. In seiner theistischen Arroganz glaubt er auch, nur Jesus habe eine genuin vollständige Ethik entwickelt (und Atheisten seien ohnehin unmoralisch). Des Weiteren sei das Ausbeuten von Tieren als Ressourcen nicht per se schlecht, da Menschen aufgrund ihrer kognitiven Überlegenheit die moralischen Werte selbst festlegen könnten.
Im postmodernen Liberalismus besteht weiterhin die genuin anthropozentrische Annahme, Menschen besäßen den höchsten und reinsten ethischen Status und nicht-menschliche tierliche Interessen seien daher untergeordnet. Eine dieser Positionen vertritt Heidegger, der meint, nichtmenschliche Tiere unterscheiden sich von Menschen v.a. in ihrer Unfähigkeit Sinn zu erzeugen und ihrem Mangel an Todesbewußtsein, da erst dieses dazu führe, Sinnfragen zu stellen. Zudem hätten sie zwar "Dasein", aber keine Existenz, was er aus einem vermeintlichen Mangel an Sprachfähigkeit und Logik herleitet. Im Weiteren bezeichnet er sie immerhin nicht als "weltblind" (wie Steine), sondern nur "weltarm", d.h. die Stärke iher Beziehung zur Welt ist geringer als bei Menschen. Damit hat er auch die Position inne, den kognitiven Unterschied nur als relativ zu bezeichnen, zudem macht er klar, daß daraus keine Überlegenheit des Menschen zu schließen ist. Kritik erfährt diese Haltung von Levinas und Derrida. Levinas richtet sich v.a. gegen die Auffassung, die Sprachfähigkeit sei das Hauptkriterium für die Einbeziehung in die Ethik. Er hält dagegen, die Fähigkeit den anderen wahrzunehmen und seine Interessen den seinen unterzuordnen sind die Grundlagen für die Ethik. Als KZ-Gefangener formuliert er auch die Parallelen zwischen dem Umgang der Nazis mit Menschen und mit nichtmenschlichen Tieren. Derrida will den Subjektbegriff, der die Grundlage für den Ausschluß nichtmenschlicher Tiere zu sein scheint, da er nur auf Menschen zuträfe, dekonstruieren. Das tut er insbesondere beim Heideggers Vorstellung von Todesbewußtsein, da dies so Derrida keine adäquate Kategorie sei (weder biologisch noch kulturell).
Das letzte Kapitel ("Rethinking the Moral Status of Animals") beginnt mit der Formulierung des Problems, daß ein ethischer Ansatz gebraucht wird, der zwar die Einzigartigkeit des Menschen anerkennt, aber nicht eine Vorherrschaft über andere Tiere mittransportiert. Luc Ferry wirft alle Ansätze, die nichtmenschliche Tiere mit einbeziehen, in den Topf, sie beruhten auf der Methode, dies durch eine Teilhabe am "kosmischen Ganzen" zu formulieren. Dieser Ansatz, der auch in der Deep Ecology bzw. dem (grünen) Primitivismus angelegt ist, besitzt jedoch die Gefahr, den Menschen einem abstrakten Kosmos-Begriff unterzuordnen. Er selbst meint, nur Menschen hätten eine volle Beherrschung über sich und ihre Natur und seien daher höherwertig. Jedoch die generelle Unterstellung, dies sei faschistoid, stellt Steiner mit Verweis auf Sax richtig. Diese zwei Extreme – der anthropozentrische Liberalismus und der nicht-anthropozentrische Holismus – in Einklang zu bringen, ist schwierig. Die Heidegger-Schüler Jonas und Löwith haben es versucht und gehen dabei auf Vorstellungen griechisch-antiker Denker zurück. Löwith "seeks a return to nature and its eternaly cycles", jedoch ohne den Menschen aufgrund seiner angeblichen Nähe zu den Göttern höher zu werten. Jonas sieht das Problem im Technikverständnis, das dazu führe der Natur ihren Selbstwert abzuerkennen, weil sie nur als manipulierbares Objekt gesehen wird. Seine Ethik soll sich daher in der Natur begründen. Aber auch sein Ansatz ist, näher betrachtet, nicht unproblematisch und daher umstritten. Als letztes kommt Steiner, wie bereits zu Anfang des Buches, auch die kognitive Ethologie und ihrer Bedeutung für das Mensch-Nichtmensch-Verhältnis zurück. Er hält fest, daß die kognitiven Fähigkeiten kein Maßstab für die Zuweisung von ethischen Rechten sein sollten. Grund dafür ist auch, wie bereits am Anfang ausgeführt, daß die kognitiven Fähigkeiten nicht genau zu ermitteln sind, "because we cannot examine the inner mental states of the experimental subjects directly". Die Experimente sind immer an (Zeichen-)Sprache gebunden, die jedoch keine adäquate Meßgröße für Intelligenz darstellt. Auch weist er nach, daß die Fähigkeiten der meisten Tiere sich im Laufe ihrer Entwicklung durch Lernen verbessern und daher nicht nur Instinkte sein können, da diese statisch sind. Zudem konnten Emotionen wie Reaktionen ähnlich wie Hilflosigkeit ('sogar' bei Ratten) nachgewiesen werden. Die nähere Untersuchung von Bienen hat ergeben, daß selbst sie eine Art von Selbstbewußtsein besitzen müssen, was (ungeachtet der Frage, ob diese Eigenschaft überhaupt ethisch relevant sein sollte) nahe legt, daß auch wirbellose Tiere beachtet werden müssen. Die letzte vorgestellte Position ist die Paul Taylors, der einen Biozentrismus vorschlägt, bei dem nicht der Personenbegriff im Vordergrund steht, sondern der Respekt vor der Natur. Auch Steiner selbst entwickelt eine Ethik, die in seinem Buch "Animals and the Moral Community" nachgelesen werden kann.

Fazit: Hier kann man ausführlich nachlesen, daß und wie Anthropozentrismus, gepaart mit und bedingt durch Theismus, die historisch entscheidenden Bezugspunkte des Speziesismus waren und größtenteils bis heute sind. Den Menschen galten nichtmenschliche Tiere nur als Mittel zum Zweck, sich selbst sahen sie als "Krone der Schöpfung". Die nicht-theistische Version wandte sich von der "Gottebenbildlichkeit" als Ursache für die Höherwertung des Menschen ab und der Höherwertung aufgrund vermeintlicher definitiver Unterschiede der kognitiven Fähigkeiten zu. In seiner Analyse gibt Steiner nicht nur die verschiedenen Positionen wieder, sondern erklärt sie in ihrem Kontext, stellt Querverbindungen her, interpretiert anhand der und gegen die Forschungsmeinung. Insbesondere gegen die nicht-theistische Version führt er die Erkenntnisse der Verhaltens- und Gehirnforschung an, die die Annahme der absoluten Einzigartigkeit des Menschen negieren. Zudem verweist er auf die grundsätzliche Problematik vieler Forschung, die nichtmenschliche Tiere an menschlichen Maßstäben messen und damit die Eigenständigkeit deren Intelligenz verwischen.
Viele Kapitel enthalten eine Zusammenfassung bzw. Kurzübersicht an ihrem Anfang oder Ende, sodaß auch ein Schnellzugriff möglich ist, der auch über das Register ermöglicht wird.

Re: englische Tierrechts-Seiten; Temple Grandin

Autor: martin
Datum:
Forum: antiSpe Fragen und Antworten
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> denke aber die Informationen auf beiden Seiten sind nicht
> komprimiert genug als Lektüre für jemanden, der eigentlich
> kein wirkliches Interesse an der Sache hat und quasi zufällig

Durchaus, aber es eignet sich zumindest um einzelne Fragen zu verlinken.

> Aha, interessant. Etwas unglücklich ist vielleicht die "Jesus
> Freaks"-Assoziation, die die Bezeichnung "veganfreaks" gleich
> bei mir auslöste.

Wobei ich glaube, daß "freaks" ein im Englischen so geläufiges Wort ist, daß es dort nicht so genau assoziiert wird.

> Ja. Und trotzdem hält der Normalbürger PETA für eine
> Tierrechtsorganisation und ist offenbar gleichzeitig sogar
> selbst Tierrechtsexperte, so dass er sich berufen sieht, der
> unwissenden Veganerin aufzuzeigen wie falsch sie damit liegt
> zu behaupten, dass jemand (ihm bisher vollkommen
> Unbekanntes), der hilft die Ausbeutungsmaschinerie zu ölen,
> kein Tierrechtler ist.

Ich habe z.Z. die Diskussion, daß mir jemand erklären will, Tierschützer seien ja Tierrechtler, weil es ein "Recht" ist, in einem Käfig von 750 statt 450 qcm zu sitzen.
Der Versuch, den Tierrechtsbegriff aufzuweichen, ist auch eine Strategie der Tierrechtsverletzter, denn wenn sie Tierschutz als Tierrecht ausgeben, können sie weiterhin Tierrechte verletzten mit dem Hinweis, Tieren würden ja "Rechte" zugestanden.

Einen Kommentar, der näher darauf eingeht, ist dieser (darin kann man auch sehen, was PETA USA in letzter Zeit so für sinnvolle Dinge getan hat):

Zitat: Tonight is the HBO premiere of a film about Temple Grandin, who designs slaughterhouses. I regard Grandin as no different than Hermann Goering, the Nazi official who (along with others) designed death camps during WWII. A note of historical interest: the final passage way to the gas chamber at Treblinka was known as the "Road to Heaven." Grandin's ramp that leads cows to the stunning machine is known as the "Stairway to Heaven."

A difference between Grandin and Goering is that Grandin received an award from PETA.

It is interesting that tonight, ARZone is having Bruce Friedrich of PETA as a guest, claiming that he is an "animal rights activist" and that PETA is an "animal rights organization."

I respectfully suggest that if "animal rights" is a meaningful term, neither of these claims is true.

Let us look at some of the evidence:

As I stated, PETA actually gave Grandin a "Visionary" award for her slaughterhouse design efforts. See http://www.peta.org/feat/proggy/2004/winners.html#visionary I regard that as obscene.

PETA gave an award to Whole Foods Market, claiming that it has "consistently done more for animal welfare than any retailer in the industry, requiring that its producers adhere to strict standards." Strict standards? I regard that as deception. The animals sold at Whole Foods are treated in ways that would constitute torture were humans involved. PETA actively encourages the belief that Whole Foods sells "happy meat" and, thereby, encourages consumption of Whole Fooids animal products. See http://www.peta.org/feat/proggy/2004/winners.html#retailer

PETA has tried to discourage advocates from demonstrating in front of Whole Foods to rebut the "happy" meat propaganda, suggesting that they protest "other major food retailers."


PETA kills a large number of the animals it rescues. See this article from Newsweek magazine: http://www.abolitionistapproach.com/media/links/p2900/newsweek-magazine.pdf

The stock answer that we hear from PETA is that they have to kill these animals because there are no homes for them. But that is complete nonsense. PETA is pulling in over $30 million dollars annually. PETA has the resources to ensure that it finds home for every animal that it "rescues." Indeed, the great shame of the U.S. mainstream animal movement is that it has hundreds of millions of dollars and yet many healthy animals are being killed every day. There is absolutely no need for this. I should note that there have been phenomenal results reached with relatively little money by the increasingly active "no kill" movement.

In any event, how can a multimillion dollar animal "rights" organization kill ONE healthy animal?

PETA has become an ally with the meat/animal products industries, helping them to identify economically inefficient practices and thereby increasing the production efficiency of institutional exploitation. Please take a look at this essay: http://www.abolitionistapproach.com/peta-and-kfc-no-differences-of-opinion-about-how-animals-should-be-treated/#more-144

PETA praises and supports fast-food restaurants. For example, PETA praises McDonald's as "'leading the way' in reforming the practices of fast-food suppliers, in the treatment and killing of
its beef and poultry." (L.A. Times, Feb. 23, 2005, at F2 (quoting Lisa Lange of PETA)). This encourages people to continue to consume animals.

PETA uses sexism and misogyny in its campaigns. If speciesism is wrong because it is like racism and sexism, then we should not use sexism (supposedly) to promote human rights. Does anyone think this:

http://www.peta.org/feat/stateoftheunion10/

is going to do anything for animals.

Would Martin Luther King have had a campaign proclaiming that he'd "rather go naked than sit in the back of the bus"? No, of course not.

PETA claims to be a consistent vegan is a bad thing, a matter of "personal purity," narcissistic cultural fad," and "fanatical obsession." These are the words of Bruce Friedrich. PETA maintains that if we stick with our veganism in situations in which others think that were being too strict and that this turns them off, we have acted immorally and we have an obligation NOT to be vegan in those circumstances: "If you do something that prevents another person from adopting a vegan diet, if your example puts up a barrier where you might have built a bridge, that hurts animals." (“Personal Purity vs. Effective Advocacy,” at http://www.abolitionistapproach.com/animal-rights-debate/endnotes/222.pdf )

Should we, in order to build a bridge to racists, participate in a white power march or fail to object when a racist joke is told in our presence? Should we, in order to have greater influence with our friends on the issue of sexism, go along to a strip club or fail to object when our friends make sexist and misogynistic comments?

PETA does everything it can to make the movement look just plain crazy. In New York Magazine, the following statement appears: "For Singer, and for Newkirk, bestiality is not, in all circumstances, prohibited. “If it isn’t exploitation and abuse, it may not be wrong,”
she has said.
http://www.abolitionistapproach.com/media/links/p3017/the-rise.pdf

One of PETA's leading spokespersons is Pamela Anderson. But PETA had no problem with Anderson promoting the opening of a New York steakhouse/"gentlemen's club" (strip bar). See http://www.tmz.com/2009/04/17/pam-anderson-sells-out-for-strip-steak/ PETA's response: "Pam is not a host but may be attending as an invited guest, and since steakhouses nowadays have some of the best salad bars and veggie
options around, we're sure she'll find plenty to eat should she attend."

[...]

PETA takes positions with respect to the interests of nonhumans that would never be considered as acceptable if applied to humans. That is what speciesism is.

When those who claim to believe in animal rights think that PETA and Bruce Friedrich represent animal rights, they are confused in my judgment. And if the term "animal rights" has now become so amorphous that it can apply to an organization that kills "rescued" animals, gives awards to slaughterhouse designers and "happy" meat peddlers, claims that being a consistent vegan is "fanatical" (as Friedrich himself does), and forms partnerships with industry that make animal exploitation more economically efficient, then I suggest that "animal rights" is a simply meaningless term.

Jean-Claude Wolf: Tierethik

Autor: martin
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
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Jean-Claude Wolf: Tierethik. Neue Perspektiven für Menschen und Tiere, 2. durchgesehene Auflage, Harald-Fischer-Verlag, Erlangen 2005 (Original 1992)

Der Autor ist zur Zeit Professor für Ethik und politische Philosophie an der Universtiät Freiburg in der Schweiz.

Wolf will laut Vorwort ein "Prolegomenon zu einer systematische Tierethik" geben, ohne "eine bestimme Theorie zu verteidigen", sondern verschiedene Argumente darstellen und prüfen. Die eigene Meinung verschweigt er hier dennoch nicht und die lautet, "daß es im Rahmen des Utilitarismus einen direkten moralischen Grund gegen die Tötung bloß empfindungsfähiger Wesen gibt", was sich weniger gegen Singer richtet, sondern eher über ihn hinausgehen soll. Verwunderlich ist seine Vorstellung, mit der "erweiterten Anwendung der goldenen Regel des Jesus von Nazareth" eine Tierethik begründen zu können. Bei dieser Regel ist weniger die Anwendungsbreite das Problem, sondern die Tatsache, daß man unethisches Verhalten anderer wollen kann und man damit berechtigt wäre, die Rechte anderer zu verletzen.

Die Einleitung gibt einen Schnellüberblick über die bisherige philosophische Beschäftigung mit Ethik bezogen auf Mensch-Nichtmensch-Verhältnisse (antike Positionen, Darwinismus, Behaviorismus, Tierpsychologie) bzw. die Sicht auf nichtmenschliche Tiere i.A. (Tierfabeln, Tiersymbolik und -metaphorik). Daran schließt sich ein Überblick über die Tierethikforschung an, der mit Arnold Gehlen beginnt (auch Singer (mit Rückgriff auf Salt) fehlt nicht) und die Einordnung von Tierethik in die Ethikdisziplinen. An Sätzen wie "Die Tierethik richtet sich an alle Menschen, aber sie richtet sich zusätzlich an einige ausgewählte Personen bzw. ihre Amts- und Rollenfplichten – [...] Nutztierhalter, Tierhändler, Jäger und Schlächter" etc. sieht man, daß "Tierethik" an sich keineswegs mit Tierrechten gleichzusetzen ist, sondern erst einmal nur ethische Fragestellungen in Hinblick auf nichtmenschliche Tiere betrifft. Aussagen wie "auch der moralische Wandel von der karnivoren Lebensweise zum Vegetarismus kann auf bereits akzeptierten Elementen der Moral aufbauen – nämlich Mitleid, artgerechte Tierhaltung" ordnen den Vegetarismus zumindest der Tierausbeutung zu, ist aber unkommentiert dahingehend, daß es keine "artgerechte Tierhaltung" geben kann.

Im ersten Kapitel wird gezeigt, wie der Darwinismus die bisherigen entscheidenden Merkmale des Speziesismus (Einmaligkeit des Menschen in Entwicklung, Intelligenz usw.) unterminierte, wohingegen die Religion mit der Gottebenbildlichkeit ihn aufrecht zu erhalten versucht(e). Dabei versagte die Theologie auch in der Erklärung der Schmerzempfindung bei nichtmenschlichen Tieren, wohingegen die Evolutionstheorie es als Warnsignale erklären konnte.
Wolf führt hier die Unterscheidung zwischen einem radikalen und einem milden Speziesismus an. Der erste erlaube keinerlei Berücksichtigung tierlicher Interessen, der zweite hingegen versucht, Tierausbeutung als in bestimmten Fällen unvermeidlich und damit unter Auflagen rechtfertigbar zu etikettieren (er ist also praktisch der Vorläufer der Übernahme der Tierschutzidee durch die Tierausbeutungsindustrie). Er wiederlegt hier auch die Merkmale der Handlungs- und Autonomiefähigkeit als ethisch relevant.

"Folgen des Behaviorismus" ist das zweite Kapitel und erklärt am Beispiel der Tierexperimentatoren, wie der Behaviorismus, eine der ideologische Grundlage des Speziesismus bildet, da er vor moralischen Zweifeln "schützt". Diese Wissenschaftsrichtung betrachtet bei der Untersuchung von nichtmenschlichen Tieren in Tierversuchen lediglich die Reiz-Reaktions-Schemata (das reine "Verhalten") und klammert die psychischen Vorgänge bewußt aus. Es ist praktisch die Fortsetzung Descartes' Ansicht von nichtmenschlichen Tieren als "Maschinen", die rein mechanisch reagieren und deren Leiden in keiner Weise berücksichtigt werden muß bzw. erst gar nicht als faktisch gegeben akzeptiert wird. Fehlte dieser Behaviorismus, müßte die Empfindungsfähigkeit der Tiere akzeptiert werden, erschwert das die Verbrechensausübung.

Das dritte Kapitel ("Der moralische Status von Tieren") beginnt mit den Vorläufern und Wolf mag Recht haben, wenn er Singer und Regan als "wichtige Stationen" bezeichnet, aber hier darf man eben nicht Tierethik mit Tierrechten verwechseln. Sie bemühen sich nur um "die angemessene Behandlung von Tieren", was bei Singer eben "schönes Schlachten" bedeutet. Grundlage für ihn ist der Pathozentrismus, der alleine eben nicht ausreicht.
Nach einigen Worten zum Sentientismus (der nicht mit Utilitarismus gleichzusetzen ist), skizziert er die Positionen Singers (Utilitarismus) und Regans (deontologischer Ansatz). Viele, die Singers "Praktische Ethik" nicht gelesen haben (und damit dessen Implikation auf seine Ethikkonzeption nicht kennen), hätte ein Blick in dieses Buch (Erstausgabe 1990) jedenfalls weitergeholfen, denn dort steht, was ich eben sagte: "Es gibt also keine direkten moralischen Gründe […] gegen die rasche und schmerzlose Tötung von Tieren." Wolf hatte hier schon früher eingewendet, daß nichtmenschliche Tiere als Personen anzusehen gegen tierrechtsverletzenden Utilitarismus helfen könnte. In Bezug auf Regan erläutert er den Unterschied zu Singer und verweist letztlich auch (wenn auch nur indirekt) auf dessen Speziesismus ("Man könnte sagen, daß sein Buch eigentlich 'The Case for Mammal Rights' heißen müßte", aufgrund dessen Ausschluß "niedrig entwickelter" Tiere). Daneben bietet Wolf Überlegungen, die Interessenberücksichtigung aufgrund von Bewußtsein belegen und "Pflanzenrechte" (oder "Naturrechte") widerlegen, sowie Anmerkungen zur Tugendethik. Er erörtert die Position von Mary Midgley, die "kaum an der Erörterung von Konflikte zwischen Menschen und Tieren und deren Auflösung interessiert" ist, sondern eher an der psychologischen Komponente. Sie kommt zum Schluß, eine der Wurzeln des "Humanchauvinismus" stecke in der "Unterdrückung und Mißhandlung von Bestandteilen unserer eigenen Natur" (was hauptsächlich auf die Emotionen bezogen ist).

Das vierte Kapitel widmet sich den "Tierversuche[n] aus moralischer Sicht" und verweist zu Anfang auf das Problem des speziesistischen Rechtfertigungsversuchs, geistig behinderte Menschen moralisch zu berücksichtigen, aber nichtmenschliche Tiere nicht. Diese Menschen werden berücksichtigt, obwohl sie keine "vollwertigen" Personen sind und werden können, mit dem Verweis auf Schmerzempfindung sowie dem Vorhandensein von Wünschen und Gefühlen, also das, was man bei nichtmenschlichen Tieren mit Bewußtsein auch annehmen kann. Auch sollten, so Wolf, Tiere ohne ZNS im Zweifelsfall berücksichtigt werden. Nach Überlegungen, weshalb Schmerzen eigentlich als negativ bewertet werden können/müssen, legt er dar, weshalb Experimente an nichtmenschlichen Tieren "ebenso problematisch sind wie schmerzhafte Experimente an Babys oder an geistig Behinderten". Dabei richtet er sich u.a. gegen das Argument des fehlenden Zukunftsbewußtseins und argumentiert hier gegen den Singers Unsinn (der aufgrund des angeblich fehlenden Zukunftsbewußtseins in einer "schmerzfreie, schnelle Tötung" keine Rechte-Verletzung sieht).
Wolf richtet sich im Weiteren gegen kontraproduktive Argumente gegen Tierversuche (wie deren Bezeichnung als Folter oder der Experimentatoren als Monster oder den Begriff Vivisektion), doch beim Thema "Fleischessen" empfiehlt er Reformismus und meint, "rituelle Tieropfer [seien vielleicht] mit einer generellen Ehrfurcht vor Tieren vereinbar" (nur ist jemand, der mit "Ehrfurcht" getötet wurde genauso tot wie jemand, bei dem das nicht der Fall ist).
Als letztes widerlegt er zwei gängige speziesistische Argumente, zum einen die Behauptung, Menschen hätten aufgrund ihrer "einzigartigen" kognitiven Eigenschaften mehr moralische Berücksichtigung verdient oder daß nur Menschen einen Wert hätten, weil nur sie selbst moralischen handeln könnten. Und zum anderen, nur Menschen seien "beseelt" und "ein Abbild Gottes". Leider wendet er sich nicht gegen diesen unsinnigen Theismus, sondern spricht von Dingen wie "das große Werk der Erlösung".

Um "Ethik, Politik und Tierversuche" geht es im fünften Kapitel. Er nennt "Mitleid" und Tugenden als Prinzipen des "Tierschutzes" und spricht sich gegen Radikalismus in der Tierbewegung aus. Zumindest seine Ablehung argumentativer Fehlargumente (Gesundheit, persönliche Reinheit, Esoterik usw.), die erneute Verurteilung der Wissenschaftsfeindlichkeit von manchem Antivivisektionismus und die Verurteilung von Gewalt gegen Menschen als Aktionsform, sind zustimmungwürdig.

"Interspezieskonflikte", das sechste Kapitel, beginnt mit einem einem "differenzierten Argument gegen Tierversuche", das letztlich gegen "aggressive Tierversuche" gerichtet ist, aber nicht gegen alle. Danach verteidigt der die "Tierethik" gegen den Vorwurf, behindertenfeindlich zu sein (wem man das wohl zu verdanken hat?).

Das siebte Kapitel ("Warum moralisch sein in bezug auf Tiere?") beginnt mit der Frage, warum man überhaupt moralisch handeln sollte. Die Position, weil "Tugend ihr eigener Lohn" sei, findet er unbefriedigend; die Position, man erhielte "himmlischen Lohn", sieht er als Beispiel für "naives Verdienstdenken", das v.a. gesellschaftlich nicht weit führe. Die Position, die Funktion von Moral bestehe "in der Aufrechterhaltung von Eigeninteresse und Geschäftsordnung", sieht er im Utilitarismus vertreten (Gesamtnutzen stehe im Vordergrund), aber es beantworte auch nicht, warum man als Individuum moralisch handeln solle. Er stimmt vielmehr Mill zu, der meint, die Vermeidung von Fremdschädigung ist auch mit dem Individualwohl vereinbar und daher vermeidbar.
In Bezug auf nichtmenschliche Tiere führen viele Positionen zu Negativantworten. Letztlich scheint laut Wolf ein starker Alturismus erforderlich zu sein. Weitere Motive seien Mitleid, Sanktionsdruck von Pro-Tier-Organsitationen und letztlich Kritik an menschlichem Umgang mit der Natur im Allgemeinen.
Im Weiteren kritisiert er auffällig die Kontraproduktivität der Tierschutzbestrebungen, Reformen zu erwirken, die "das Leiden reduzieren". Vielmehr bedürfe es die Einwirkung auf das Wahrnehmungs- und Urteilsvermögen" der Bevölkerung. Diese fast zwanzig Jahre alte Feststellung hätten einige mehr berücksichtigen sollen. Letztlich läßt sich die Notwendigkeit moralischer Berücksichtigung von nichtmenschlichen Tieren nicht allgemein, d.h. mit einem konkreten Argument, beantworten.

Im neuen Nachwort plädiert er ausdrücklich auf der Empathie als relevantem Motiv und nimmt seine Verurteilung des Radikalismus etwas zurück.

Fazit: In seiner Analyse verschiedenen Positionen, Richtungen und auch einzelner Argumente leistet das Buch viel auf wenig Raum. Bei Fragen der konkreten Praxis gibt es jedoch die genannten negativen Inhalte, auch wenn diese nicht sehr dominant sind.
Wenn man es mit seinem Zeitbezug liest, ist es als Einführung, was Tierethik bedeutet (und vor allem auch, was sie nicht bedeutet), empfehlenswert, wobei neuere Strömungen hier nicht vertreten sind.

Erbse für einen indymedia "Autor"

Autor: Steffen
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Forum: Komplementärforum
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Ein unglaublich bescheuerter "Artikel" auf indymedia:
Bemerkenswert ist, dass der Begriff, auf den sich diese "Kritik" bezieht, neben der Überschrift noch etwa acht von neun mal falsch geschrieben wird...

Zitat: Antispezismus - eine Kritik Rafael Sebastián Guillén Vicente 28.01.2010 12:23Derzeit breitet sich, insbesondere in der linken Szene eine Ideologie namens „Antispeziesmus“ aus. Doch was hat es damit auf sich? Dies möchte Ich versuchen in diesem Artikel näher zu erläutern. Das grossartige Aufplustern der Tierrechtsbewegung zum „Antispeziesmus“, und somit zum trendigen Vegriff von einer ethischen Qualität eines Antirassismus oder Antisexismus, ist für meinen Begriff schlicht gefährlicher Unsinn. Zurück geht dieser Begriff auf Richard D. Ryder einen britischen Psychologen der diesen Begriff in einem selbst herausgegebenen Flugblatt , welches er 1970 in Oxford herausgegeben hatte, zum ersten Mal verwendete. Ryder, der im westentlichen von den Schriften Peter Singers beeinflusst war, verstand unter ihm eine Art „Artenagoranz“. Genauso wie die Rassisten ungerechtfertigt die Interessen ihrer eigenen Rasse bevorzugten, würden die Anhänger der Artenarroganz ungerechtfertigt die Interessen der Mitglieder ihrer eigenen Art über diejenigen aller anderen Lebewesen stellen. Wir Menschen haben es nach Jahrhunderttausenden endlich geschafft, dass der Schutz unserer Minderheiten - Kranke, Behinderte, Alte - zum allgemein anerkannten ethischen Gebot werden konnte. Die geforderte Gleichsetzung Mensch-Tier würde diese positive Entwicklung wieder zunichte machen. Vor allem würde angewandter Speziesmus zu einer völlig unübersichtlich verzweigten Nischen Gesellschaft zahlloser gleichberechtigter Minderheiten führen, in der unsere menschlichen Minderheiten nur einige unter sehr vielen wären. Unsere Alten, Kranken, Behinderten und anderen Minoritäten würden sang- und klanglos untergehen zwischen den Interessen all der Orang-Utans, der Bonobos, der Delphine, Ameisen, Schildkröten….. etc. etc. Alles Gattungen, denen eine wahrhaft antispeziestische Gesellschaftsform mit keinem Argument eine ebenso bemühte und intensive Förderung wie der unseren vorenthalten könnte. Wozu dies in der Praxis führt, hat vor Jahren schon mal der -„Philosoph“ und Euthanasie Befürworter Peter Singer angedeutet, als er laut darüber nachdachte wieso eigentlich Behinderte oder Kranke oder Säuglinge mehr Rechte haben sollten als gesunde Säugetiere wie Affen, Pferde oder Hunde. Ein konkretes Beispiel: Wieso eine Million € für ein Heim für ein oder zwei Dutzend menschlicher Behinderter ausgeben, wenn ich für die gleiche Summe hundert oder zweihundert Berggorillas ein sicheres, artgerechtes Biotop verschaffen kann? Für einen „normalen“ Menschen keine Frage, für einen praktizierenden Antispeziesisten aber ein Problem, dass er aus Antispeziesistischer Sicht nur abwägend – nur auf Kosten der Menschen lösen könnte. Die Welt des Menschen und die des Tieres lassen sich nicht miteinander vermischen. Dies würde entweder den Untergang der Tiere bedeuten, oder aber die Übernahme „eiskalter“ evolutionärer Kriterien auf den Menschen. Eugenik, Zuchtauslese und am Ende auch Auschwitz liessen mal wieder grüssen. Diese menschenverachtenden Denkweisen manistifzieren sich in der Praxis von Antispeziesten Tierhaltungsbetriebe mit Konzentrationslagern gleich zu setzen und somit auf unsägliche Weise den Holocaust zu relativieren. Vollkommen unausgegoren auch die Tragweite des formulierten Gesellschafts-Ideals. Welche Tiere sollten dem Menschen rechtlich-ethisch gleich gesetzt werden? Nur höhere Säugetiere? Alle Wirbeltiere? Oder gar überhaupt alles Lebendige? Das Dilemma: Die geringste Einschränkung würde von Anfang an die Bankrotterklärung des eigenen, ach so hohen Ideals bedeuten, während keinerlei Einschränkung nur das Chaos noch unübersichtlicher machen und das Ende jedweder lebensfähigen Gesellschaft nur um so schneller und unausweichlicher mit sich bringen müsste. Linke, die sich als „Antispeziesten begreifen machen, verstehen die klassische Triple Oppression als verkürzt und sehen den Speziesmus als in einem Atemzug Kapitalismus, Rassismus und Patriarchat. Dies bedeutet in der Praxis das ein Mensch, der auf welche Weise auch immer, antispeziestisch handelt, gleich zu setzten ist mit Nazis und Sexisten. In der Praxis sieht man das daran, das Antispeziesten die Fahne der Antifaschistischen Aktion verwenden. Diese war ein Teilbereich des Roten Frontkämpferbundes der, 1923 erstmals in Erscheinung getreten, es sich zur Aufgabe gemacht hatten den aufstrebenden Faschismus zu bekämpfen. Was bleibt ist eine sehr fragwürdige Idiologie, der einen Ansatz bietet die Linke Szene in Deutschland noch weiter zu spalten. Der Verfassungsschutz hätte es nicht besser erfinden können.

Re: Scientific Thinking And Moral Philosophy

Autor: martin
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Forum: Videodokumentation
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Von ihm kennt man ja schon einige Aussagen in diese Richtung.

http://tierrechtsforen.de/13/1914
http://tierrechtsforen.de/16/19/36

Schade jedoch, daß er (durch Singer?) der utilitaristischen Position zugeneigt ist. Wobei sie selbst auch für Tierrechte geeignet wäre. Singer umgeht das nur damit, daß er nichtmenschlichen Tieren einfach ein Zukunftsbewußtsein (und ähnliche, spezifischere Fähigkeiten) abspricht, um eine Tötung als nicht-verletzend darzustellen. Wohingegen er andere Fähigkeiten nicht zusätzlich berücksichtigt (daß nichtmenschliche Tiere in manchen Fähigkeiten höherentwickelt sind und daher darin mehr leiden (können) als Menschen). Was die berücksichtigten Kriterien angeht also letztlich auch nur speziesistische Auswahl nach Bedarf.

Der ethischen Grenzfall, den er anspricht, ist utilitaristisch - wie mir scheint - eindeutig zu lösen (komisch, daß er das nicht ausspricht). Interessenethisch wäre er fast noch leichter zu lösen.
Allerdings ist das mal wieder so ein Beispiel, daß so unrealistische ist, daß seine Beantwortung keine wirkliche Aussage über den Ethik-Ansatz bietet. Denn die Entscheidung zwischen einem Menschen und der gesamten Tierheit (sieben Millarden Menschen und X Billionen andere Tiere) ist eigentlich eindeutig. (Lediglich die Begründung erfordert noch ein paar Sätze mehr.)

Neuer Tierschutz par excellence: PETA

Autor: martin
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Forum: Komplementärforum
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PETA-Präsidentin Newkirk fühlte genötigt, auf Victor Schonfelds Artikel "Five fatal flaws of animal activism" (in welchem er sich gegen solche Organisationen und Reformismus i.A. wandte) zu antworten: "A pragmatic fight for animal rights".

Ihre Argumente sind – richtig geraten – die gleichen Wiederholungen wie gewohnt.

Es sei möglich, für Abschaffung und Reform gleichzeitig zu arbeiten (ohne darauf einzugehen, wie der Industrie ökonomische Vorteile zu verschaffen diese schwächen soll). Da steigert sich noch darin, daß das angeblich der "einzige Weg" sei, Veränderungen zu erreichen.

Eines der Lieblingsargumente: Abolitionistisches Vorgehen würde den Tieren nicht helfen, solange bis die Abschaffung nicht erfolgt wäre (was hier mit einem Singer-Zitat "bestätigt" wird). Daher würden Abolitionisten ihre Ideale auf Kosten der Tiere, denen "wenigstens eine Verbesserung" nicht zukommen würde, umsetzen.
Das ständige Gerede über das angebliche Funktionieren von sozialen Veränderungen scheint hier überraschenderweise plötzlich völlig auszusetzen. Abolitionistisches Vorgehen bedeutet in erster Linie Menschen von Veganismus zu überzeugen und damit der Tierausbeutung die wirtschaftliche Grundlage (die Nachfrage nach den Produkten) zu entziehen. Jeder, der in seinem Gewerbe Umsetzeinbußen hat, wird nach dem Grund suchen und ihm entgegenzuwirken versuchen. Wenn der Grund Berücksichtigung von Tierrechten ist, wird versucht werden, durch vermeintliche Verbesserungen das Gewerbe als ethisch unbedenklich darzustellen. Abolitionismus führt zu selbst zu Reformen und "Verbesserungen der Haltungsbedingungen", aber ohne die negativen Auswirkungen mitzunehmen. Darüber hinaus hilft der den "jetzt lebenden" Tieren, da jeder neue Veganer die Tierleben rettet, die für seinen Nicht-Konsum nicht umgebracht werden (pro Jahr zwei Hühner (Eikonsum), sechs "Mast"hühner usw.), während Reformismus oftmals die Anzahl der ausgebeuteten Tiere erhöht.
Abolitionismus ist die beste und als Strategie einzig nachhaltig wirksame Methode, "jetzt lebenden" Tieren zu helfen.

Sie ignoriert auch sonst die längst gebrachten Argumente, wie wenn die Behauptet, Reformen würden langfristig auch der Tierbefreiung helfen. Daher wieder die Frage: Wie sollen Dinge, die die Industrie stärken, den Verbrauchern ein gutes Gewissen geben und damit die Nachfrage erhöhen, irgendwie "langfristig" zur Abschaffung beitragen?

Zuletzt verteidigt sie die dümmlichen PETA-Aktionen als "harmlose Streiche". Und nein, Aktionen die Tierrechte trivialisieren und lächerlich machen, sind nicht "harmlos", sondern höchst schädlich.

Newkirks Verteidigung ist jedoch positiv zu sehen, denn die Notwendigkeit dazu zeigt, daß immer mehr Menschen gibt, die solchen Tierschutz (egal ob alten oder neuen) ablehnen und wirklich Tierrechtsarbeit machen.

Susanna Harringer: Manche Tiere sind gleicher

Autor: martin
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Susanna Harringer: Manche Tiere sind gleicher. Konzepte von Tierschonung, Tierbefreiung, Tierrecht und Tierverteidigung und ihr politischer Anspruch, Diss., Guthmann-Peterson-Verlag, Wien [u.a.] 2002

Susanna Harringer studierte Sozialwissenschaften, Politikwissenschaft und Publizistik. Sie absolvierte außerdem eine Buchhandelslehre und ist momentan als wissenschaftliche und literarische Lektorin tätig.

Das Ziel ihrer Arbeit ist "die Beziehungen zwischen Menschen und Natur bzw. nm.en Lebewesen in der abendländischen Geistesgeschichte zu verfolgen und die theoretischen Ansätze, auf die die moderne Tierrechtsbewegung sich beruft, zu erklären". Dabei bringt sie auch wiederholt eine feministische Sicht hinein, da diese ihres Erachtens bisher zu wenig rezipiert wurde.

Das erste Kapitel beschäftigt sich damit, "wie und warum sich in der westliche Philosophie das Bild des Menschen immer weiter von dem der Natur entfernt". Wobei ein eigentlicher Anfang fehlt, denn ihr Beginn mit der griechischen Antike zeigt bereits einen stark verfestigten, kaum zu steigernden Speziesismus. Die primär anthropozentrische Ausrichtung verstärkte sich im Mittelalter weiter und in der frühen Neuzeit wurde die Natur durch die "neue mechanistische Philosophie" zum Objekt (reduziert auf "ein ausbeutbares und nützliches Ding"). Dortiger Höhepunkt ist Descartes mit seiner Vorstellung der Tiere als Maschinen, die keine Schmerzen empfinden können (und deren Schmerzensschreie rein mechanisch sind und dem Ticken einer Uhr entsprächen).
Daran anschließend zeigt Harringer, wie die Natur mit weiblichen Attributen gesehen und der Herrschaft der männlichen Wissenschaftler untergeordnet wurde. Gegen Descartes Mensch-Nichtmensch-Dichotomie wandten sich der Darwinismus und der Marxismus. Darwin habe die "Verbindung zwischen natürlichen Wesen [...] hauptsächlich als Kampfzusammenhänge" gesehen und dagegen stehe Kropotkin mit seinem Werk "Gegenseitige Hilfe in der Tier- und Menschenwelt". Der Marxismus meint, im Kapitalismus habe die Natur nur einen Wert, wenn es ein Wert für die Menschen ist. Er selbst wolle den Subjekt-Objekt-Konflikt (zwischen Mensch und Natur) mit der Etablierung einer klassenlosen Gesellschaft gelöst wissen. Das ändert allerdings nichts an der hierarchischen Trennung von "Mensch und Tier" und die Sonderstellung des ersten, weshalb im Marxismus selbst kaum antispeziesistisches Potenzial zu finden ist.
Danach führt sie Horkheimer und Adorno an, auf die an anderer Stelle ausführlicher eingegangen wird, und geht noch näher auf "Feminismus und Natur" ein. Was gut daran sein soll, daß "die amerikanischen Feministinnen [..] mehrheitlich völlig selbstverständlich Vegetarierinnen" sind, bleibt ungeklärt. Die Feministin Mary Wollstonecraft (1759-1797) hatte dabei bemerkenswerterweise bereits die Heuchelei des Tierschutzes erkannt und formuliert. Eine nachhaltige Wirkung blieb dem jedoch versagt (auch innerhalb des Feminismus).
Als letztes beschäftigt sie sich mit dem "jüdisch-christliche[n] Komplex", zu dem ich mir auch die bekannten Einzelheiten sparen kann, denn wesentlich Neues ist hier nicht zu lesen. Daß Harringer in diesem Zusammenhang im "sorgfältigen" Umbringen durch "ausgebildete" Schlachter und dem Fressen nur "weniger Tierarten" ein "Vermeiden von Tierleid durch Rücksichtnahme auf besondere Situationen" sieht, ist etwas bedenklich. Genauso, daß der Theist Andrew Linzey ein "Tierrechtler" gewesen sein soll, da Theismus und Tierrechte eben nur schwer zusammenpassen.

"Konfliktfelder, auf denen sich der Kampf der Tierrechtsbewegung abspielt" ist das zweite Kapitel. Zu diesen Feldern zählt sie den "tierindustrielle[n] Komplex", mit "Massentierhaltung", für die sie die bekannten Folgen wie Krankheiten, Verhaltensstörungen usw. der Tiere beschreibt. Aber auch hier wundert die Relevanz, daß die armen Bauern von großen Firmen in die "Intensivhaltung" gezwungen worden seien, oder daß "jeder persönliche Kontakt zwischen Mensch und Tier [..] verloren[geht]". Das würde implizieren, freiwillige "Massentierhaltung" oder "Alternativhaltung" bzw. Ausbeutung mit "persönlichem Kontakt" seien irgendwie akzeptabler.
Danach folgt das Übliche zu Ökologie, Gesundheit (der Menschen), Ressourcenverschwendung usw., sowie zu Tiertransporten und Randbereichen wie Tierversuche, "Pelz", "Jagd", "Zoo" und "Zirkus".
Etwas umfangreicher bespricht sie anschließend das "Fleischessen", wobei es auch als "Faktor in der Geschlechterdifferenzierung" diene. Gesellschaften, in denen Leichenteile eine große Rolle spielen, sind von geschlechtlicher Arbeitsteilung gekennzeichnet, wobei Frauen mehr arbeiten würden. "Fleisch" sei darüber hinaus die "Inkarnation des Patriarchats" (Adams), wobei sie auch im Weiteren wieder von "ethische[m] Vegetarismus" spricht (was auch immer das sein soll) statt von Veganismus.

Das dritte Kapitel ("Konzepte, die sich der Ausbeutung widersetzen") beginnt sie mit Vegetarismus (inwiefern auch immer der sich der Ausbeutung widersetzen soll); ist der Meinung, Hitler sei Vegetarier gewesen (was auch für das Jahr 2002 schlecht recherchiert ist), und wirft Tierschutz und Tierrechte durcheinander. Danach betrachtet sie "historische Störmungen" des Vegetarismus (die, wie bekannt, von Theismus oder anderer Anthropozentrik geprägt waren) und "erste[] Tierrechtstheoretiker", worunter angeblich Salt und Nelson fallen. Man wartet auch nicht lange darauf, bis Singer und Regan als Tierrechtsphilosophen bezeichnet werden, was nach Kaplan zitiert wird – ein bemerkenswerter Zirkelschluß -, und auch Balluch gesellt sich noch dazu. Immerhin sind ihr dann doch noch einige Inkonsistenzen bei Singer und Regan aufgefallen, aber ohne daraus die notwendigen Schlüsse zu ziehen. Als "feministische" Sicht gibt sie abschließend Adams Ansichten ausführlich wieder, denen zufolge die Tierausbeutung eine "männliche Konstruktion" sei (was nicht nur unlogisch klingt, sondern auch ist).

Das vierte Kapitel ("Die Bewegung") soll das "politisches Selbstverständnis der Tierrechtsbewegung" behandeln. Analog dazu, daß sie das letzte Kapitel mit Vegetarismus begann, beginnt sie dieses mit - richtig - Tierschutzgesetzen. Auch hier erkennt sie die anthropozentrische Ausrichtung und auch hier zieht sie nicht die notwendigen Schlußfolgerungen. Besser sind ihre Aussagen zu speziesistischer Sprache und dem "KZ-Vergleich" (womit sie wahrscheinlich die Analogie meint). Zuletzt überprüft sie die von Young entwickelten "fünf Kriterien der Unterdrückung".

Fazit: Als Kurzübersicht über die (fast ausschließlichen) Fehlentwicklungen der Vergangenheit ist es eigentlich nützlich, wäre da nicht die eigenartige Kommentierung, die nicht selten an einer Verharmlosung bestimmter Formen von Tierausbeutung grenzt. Vegetarismus setzt sich nicht der Tierausbeutung entgegen, sondern führt sie modifiziert fort, und Tierschutz hat mit Tierrechten wenig zu. Die wenigen besseren, wenn auch kaum übermäßig nützlichen Stellen, reichen leider nicht aus, um das Buch wirklich empfehlenswert zu machen.

Bob Torres: Making a Killing

Autor: martin
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
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Bob Torres: Making a Killing. The Political Economy of Animal Rights, AK Press, oh. Aufl., Oakland (USA) 2007

Bob Torres ist Assistanzprofessor für Soziologie an der St. Lawrence University. Bekannt ist er vor allem als Ko-Autor des Buches "Vegan Freak: Being Vegan in a Non-Vegan World" (das gerade in zweiter Auflage erscheint) und der damit in Verbindung stehenden Radioshow "Vegan Freak Radio".

Im Klappentext – das als Vorwortersatz vorneweg – ist zu lesen, daß das Buch darlegt, warum die Befreiung der Menschen, von einem linken/marxistischen Standpunkt aus gedacht, auch die Befreiung der nichtmenschlichen Tiere miteinschließen soll bzw. muß. Es argumentiert dabei mit den Verknüpfungen von Unterdrückung, Hierarchie und Macht zwischen der kapitalistischen Ausbeutung von Menschen und von anderen Tieren.

Das erste Kapitel ("Taking Equality Seriously") leitet er mit der ethischen Ungleichbehandlung von "Haus"- und "Nutztieren" ein. "We have created a false dichotomy between behaviors attributable to companion animals and those of other species that blinds us to the inherent worth and needs of all animals." Er erklärt, daß beim Speziesismus ähnliche Herrschaftsstrukturen wie bei Rassismus und Sexismus existieren und daher eine Ablehnung von Herrschaft und Unterdrückung, wenn sie konsequent sein soll, auf alle Unterdrücken ausgeweitet werden muß. Das ergibt sich auch aus Feststellungen wie von Nibert, daß verschiedene Formen der Unterdrückung in Verbindung zueinander stehen und sich gegenseitig stärken.
Torres wendet sich dann dem Kapitalismus zu, dessen Schaffung von Armut und wie die herrschende Ideologie die Ursache auf die Armen selbst zu schieben versucht. Ausbeutung ist ein Teil der Ideologie, aber auch des ökonomischen Systems. Wenn man als Einzelperson von der Ausbeutung zurücktritt, besteht sie weiterhin in institutionalisierter Form und sie ist damit weiterhin aktiv und reproduziert sich. Auch wenn man selbst vegan wird, ändert das nicht automatisch den systembedingten Speziesismus wie den gesetzlichen Besitzstatus der nichtmenschlichen Tiere. Die institutionalisierte Ideologie besteht auch darin, daß Tierausbeutung alltäglich und normal ist. Sie umgibt alle Menschen, wird aber nicht bewußt wahrgenommen, wenn man nicht direkt darauf hinweist.
Als ideologische und ökonomische Basis aller Unterdrückung, identifiziert er den Kapitalismus, der daher das Angriffsziel sein muß, wenn es darum geht, Unterdrückung zu bekämpfen.

"Chainded Commodities" ist das zweite Kapitel und beginnt mit der Feststellung, daß die meisten Menschen konsumieren ohne über die damit verbundenen Bedingungen und Folgen nachzudenken. Jede Form von Konsum jedoch ist in einem Komplex verstrickt, der Politik, Macht, Technologie und mehr betrifft und beeinflußt. Für die Menschen ist es bequem, nicht zu wissen, was die Folgen sind, und die Produzenten bedienen sich dieses Umstands. Torres erklärt am Beispiel seines eigenen Bewußtseinswandels über die Hintergründe der Tierausbeutung durch einen Uni-Kurs in "Milchproduktion", bei dem ihm die Parallelen klar wurden. "Animals were being used as productive machinery, and I was learning how to exploit them efficiently."
Danach kommt er zu Grundlagen wie moralische Schizophrenie und die Unmöglichkeit, Unveganismus kohärent zu rechtfertigen, geht auf einige häufige vorgebrache Rechtfertigungsversuche ein und erklärt die Basis der Tierrechte als die gleiche Berücksichtigung gleicher Interessen. Die Benutzung von Tieren zu unseren Zwecken ist das Musterbeispiel für das Prinzip der Ausbeutung und für die Bewahrung deren Prinzipien durch eine geschlossene Klasse (den unveganen Menschen).
Marx beobachtete, daß in kapitalistischen Systemen der Austauschwert wichtiger wird als der Gebrauchswert und deshalb Ökonomie und das Sozialsystem untrennbar verknüpft sind. Die Ökonomie wirkt auf die sozialen, politischen und kuturellen Aspekte einer Gesellschaft zurück. Die Produkte werden von ihrer Herstellung getrennt, sodaß man dem Produkt selbst seine Hintergründe nicht ansieht. Kapitalismus (und damit Klassenkampf) zu verstehen bedeutet, diese Hintergründe aufzudecken und das muß auch für nichtmenschliche Tiere gelten. Sie sind in der einen Hinsicht (ihrem Status) der Arbeiterklasse sehr ähnlich, in anderer Hinsicht (dem revolutionären Potenzial) aber unähnlich. Ihr Status im Kapitalismus ist ein anderer als bei Menschen: "they are superexploited living commodities". Die Ausbeutung erstreckt sich nicht nur auf ihre Arbeitskraft, sondern auf ihre gesamte Existenz.
Am Beispiel der Eierproduktion zeigt Torres wie Hennen unter solchen Bedingungen "gehalten" und zu solchen Zeitpunkten mit entsprechenden Methoden umgebracht werden, daß die größtmögliche Ökonomität garantiert ist. Es ist seiner tierrechtlerischen statt tierschützerischen Ausrichtung zuzuschreiben, daß er nicht das typische Beispiel der "Fleischproduktion" gewählt hat, sondern eines, daß alle Unveganer betrifft. Genauso, daß er anschließt, daß Freilandeier keinen Deut besser sind ("even nice exploitation is still exploitation in the end"). Auch die Ausbeutung von Menschen unter schlechten Arbeitsbedingungen und Verletzungsgefahr ist in der Tierausbeutungsindustrie die Regel. Wer sich nicht um nichtmenschliche Tiere schert, tut es auch kaum bei menschlichen.
Als zweites Beispiel beschreibt er die Zustände und Methode bei Tierversuchen, die Ungenauigkeit und Nutzlosigkeit der Ergebnisse bzw. der Experimente überhaupt. Tierversuche bedienen auch hier eine große Industrie, die davon profitiert und daher kein Interesse am Wohlergehen der Tiere oder nur der Verwertbarkeit der Ergebnisse hat, sondern ausschließlich an ihrem Profit.
Er schließt das Kapitel mit den Worten: "and if we take our commitment to justice seriously, we should also [neben Rassismus, Sexismus, Klassismus] be fighting the speciesist in our heads. It is the only way forward in order to not undermine our own premises."

Das dritte Kapitel ist "Property, Violence, and the Roots of Oppression" überschrieben. Nichtmenschliche Tiere sind in jedem Status das legale Eigentum ihrer Besitzer. Sowohl die "Nutztiere", die unter den Bedingungen der Profitmaximierung gehalten werden, als auch die "Haustiere", die bei Nichtgefallen oder aus Kostengründen mit vorgeschobenen, trivialen Gründen euthanasiert werden können. Wenn nichtmenschliche Tiere gut behandelt werden, hat das daher meisten auch nur den Hintergrund, daß ihr Wert als Besitzobjekt erhalten werden soll.
Nach einer kurzen Theoriedarstellung, weshalb Besitz der meisten Produkte Diebstahl (an den Arbeitern) involviert, legt Torres dar, weshalb der Besitztumsstatus der Tiere zu ihrer Ausbeutung führt. Tiere stehen in einem wesentlich schlechteren "Arbeitsverhältnis" als die Arbeiterklasse, da ihre Ausbeutung umfassender und radikaler ist. Ihre gesamte Existenz, 24 Stunden am Tag und sieben Tage die Woche, wird ausschließlich auf die Profitmaximierung des "Investors" ausgerichtet, wozu letztlich auch ihr Tod gehört, dessen Zeitpunkt die Profitmaximierung bestimmt. "Having animals categorized as property gives us the ability to exploit them as a resource for even minor human wants." Die Interessen des Besitzers stehen aufgrund des Besitzstatusses grundsätzlich höher als die Interessen des Besitzes.
Neben dem Besitzstatus ist das Dasein nichtmenschlicher Tiere in der menschlichen Gesellschaft von Gewalt dominiert. Ausbeutung (auch der nichtmenschlichen Tiere) erfordert inhärent ein hohes Maß an gewaltsamer Unterdrückung. Diese, das stellt er heraus, ist nicht einfach nur die Folge persönlicher Diskriminierung, sondern auch Folge der ökonomischen und sozialen Struktur. Die Profiteure versuchen sich dadurch zu wehren, daß Gesetze wie der Animal Enterprises Terrorism Act (2006) erlassen werden, die die Tierausbeutungs-Wirtschaft schädigende Aktivitäten (auch gewaltlose) als "Terrorismus" zu verfolgen ermöglichen. Der Staat schützt mit diesem Gesetz die Eigentümer und kriminalisiert die Tierrechtsidee.
Im Weiteren geht Torres näher auf die Theorie Bookchins ein, daß die Unterdrückung der Natur durch die Menschen aus der Unterdrückung der Menschen untereinander stammt. Eine bessere Beziehung zur Natur aufzubauen ist daher nicht möglich, ohne die Beziehungen untereinander zu überdenken. Er gibt einen Gegenentwurf einer Demokratie frei von Unterdrückung und der Möglichkeit der Partizipation.
Auch auf einen Gegenentwurf zum Antispeziesismus geht er ein und zwar Machans Versuch, die Ausbeutung der Natur (und nichtmenschlichen Tiere) durch Menschen zu rechtfertigen. Torres zeigt an dessen Argumenten, daß es dieselben sind, die auch zur Rechtfertigung der Unterdrückung von Menschen genutzt wurden (ähnliche Beispiele hier). Es ist in erster Linie hierarchisches Denken, das benutzt wird um Unterdrückung zu rechtfertigen. Und daher muß dieses bekämpft werden, angefangen bei jedem selbst. "Only with an integrative, holistic, and thoughtful approach to all oppression and hierarchy can we hope to build a different society."

Was das genau für die Tierrechtsbewegung bedeutet, darum handelt das nächste Kapitel "Animal Rights and Wrongs". Zu Beginn gibt er die bereits gezogenen Schlußfolgerungen, daß man sich gegen mehr als "nur" Speziesismus richten muß und daß man konkrete Analysen der bestehenden Strukturen braucht, um effektiven Aktivismus zu betreiben und nicht nur blinden Aktivismus, der ein gutes Gefühl, aktiv zu sein, vermittelt, aber nichts verändert.
Beispiele für schlechten Aktivismus lassen sich unschwer finden. Temple Grandin ist eine "Schlachthofdesignerin", die die Todesanstalten "streßfreier" für die Tiere gestaltet und die Produktion wirtschaftlich effektiver macht. Dafür bekam sie – wer hätte das gedacht – eine Auszeichnung von PETA. Diese Organisation nennt er als Musterbeispiel für alle, die vorgeben für Tierrechte zu sein, aber tatsächlich zur Tierrechtsidee widersprüchliche Aktionen durchführen. Grund ist ihr Interesse an Spendengeldern, sodaß ihre Aktionen daran gemessen werden, die gut sie zur Einnahmesteigerung dienen, nicht, ob sie wirklich zur Erreichung der Tierrechte geeignet sind.
Die Richtung, die angeblich auf die Abschaffung der Tierausbeutung hinarbeitet, aber meint, daß dies nur in kleinen Schritten möglich sei und daß man nicht zuviel fordern, zu "radikal" sein solle, sonst bekäme man gar nichts, wird als Neuer Tierschutz bezeichnet. Das Konzept, das ihm zugrunde liegt, zeichnet Torres am Beispiel Erik Marcus, PETA und HSUS nach. Die Kampagnen, die durchgeführt werden, helfen nicht im Geringsten, den Status der Tiere zu bessern, sondern sind auf ihre Öffentlichkeitswirksamkeit ausgerichtet. Der Neue Tierschutz macht dabei kostenlose Marktanalyse für die Tierausbeuter, die danach ihre Vermarktungsstrategien neu ausrichten können (z.B. indem sie "artgerechte Haltung" anbieten). "Some activists refer to these reforms as 'victories,' and they are victories, in a sense: they are victories for the industry." Diese Reformen machen (so steht schwarz auf weiß es in den Broschüren der angeblichen Tierrechsorganistationen) die Ausbeutung ökonomisch effektiver und steigern die Nachfrage nach diesen Produkten. Torres verdeutlicht, daß die Industrie, die von Tierausbeutung lebt, kein Interesse an Ethik hat, sondern nur an Produktion und Verkauf. Sie wird niemals Reformen umsetzen, die diesen Bereichen schaden könnten, daher können durch die Industrie akzeptierte Reformen niemals zu einer Schwächung dieser führen.
Er kritisiert auch den Opportunismus vieler "animal people", die nicht verstehen, daß die Ausbeutung von Menschen und nichtmenschlichen Tieren verknüpft ist, und daher kein Problem damit haben, mit Konservativen und Evangelikalen zusammenzuarbeiten. Das gleiche gilt für PETA, wenn dort Kampagnen, die auf der Kommodifizierung von Frauen beruhen, durchgeführt werden, d.h. diese zu warenähnlichen Objekten der Werbung gemacht werden (wie für all die PETA-Plakate). Wenn die Tierrechtsbewegung Tierrechte erreichen will, müssen Menschenrechte geachtet werden und jede Diskriminierung aufgrund von Ethnie, Geschlecht, Alter usw. abgelehnt werden.
Torres kritisiert im Weiteren die Substanzlosigkeit all deren, die andere für ihre Kritik an PETA oder Singer angreifen, ohne auf die Kritik selbst einzugehen. (Das Gejammer vom "fehlenden Zusammenhalt der Szene" kommt meist aus der Ecke derer, die von Kritik ablenken wollen.)
Zuletzt richtet er sich an die Linken und Anarchisten und zeigt, wie ihre stark verbreitete Ablehnung, sich für Tierrechte einzusetzen, auf tiefverwurzelten Speziesismus beruht. Oftmals wird eingewendet, man solle sich erst um die Probleme der Menschen kümmern, bevor man sich mit nichtmenschlichen Tieren befaßt. Niemand jedoch würde analog argumentieren, man solle zuerst die Probleme von Weißen beseitigen, bevor man zu den Problemen von Farbigen kommt. Gegen Tierrechten kommen auch genau die gleichen Pseudo-Argumente wie "es ist natürlich", "es war schon immer so", "Tiere sind weniger intelligent" usw., die bei den anderen Unterdrückungsformen benutzt wurden und werden (wie oben bereits erwähnt). Wer meint, das eine sei weniger wichtig als das andere, übersieht die strukturelle und ideologische Ähnlichkeit und Verknüpfungen zwischen der Unterdrückung von Menschen und Nichtmenschen.

Das letzte Kapitel ist "You Cannot Buy the Revolution" überschrieben. Torres vermittelt hier seine Überzeugung, daß man die Veränderung, die man erreichen will, in ersten Instanz in seinem eigenen Leben, Denken und Handeln umsetzen muß, und daß das, was wir heute tun, bereits zählt (auch wenn wir eine anarchistische bzw. vegane Gesellschaft vielleicht nicht selbst erleben). D.h. man kann nicht auf eine bessere Zukunft warten oder hoffen, ohne nicht selbst alles in der eigenen Macht stehende dafür getan zu haben. Hier richtet er sich auch noch einmal ausdrücklich an die Anarchisten und andere Menschen, die für mehr Gerechtigkeit kämpfen, und erinnert an die Notwendigkeit, daß die Unterdrückung nichtmenschlicher Tiere bekämpft werden muß, was in diesen Strömungen fatal vernachlässigt wurde. Es muß von einem "Lifestyle-Anarchismus" Abstand genommen und die Unterdrückung aller auch tatsächlich bekämpft werden.
Anschließend ruft er jeder Anarchisten und Nicht-Anarchisten dazu auf, vegan zu leben und erklärt das mit ethischer Notwendigkeit. "If animals are going to be considered in our struggle for social justice, veganism is the first place where that struggle must start." Er beschreibt die aufklärende Wirkung durch die bloße Anwesenheit eines Veganers in einer nicht-veganen Gesellschaft/Umgebung und erklärt, weshalb Vegetarismus nicht genug ist, um sich antispeziesistisch zu engagieren.
Relativierend spart er auch nicht mit Kritik am Veganismus als "lifestyle", wobei alles akzeptiert wird, das vegan ist, auch wenn es auf anderen Wegen ökologischen Schaden oder die Ausnutzung von Menschen unterstützt. Dies ist jedoch nicht veganismusspezifisch, denn den Bereich des "green capitalism" gibt es bereits länger.
Torres rät nochmals dringend von großen Organisationen ab, die ausschließlich spenderorientiert und reformistisch sind, weshalb sie nie etwas wirklich Entscheidendes bewegen werden. Auch vor der anderen Seite, den MDA (militant direct action), warnt er. Massive Gewalt einzusetzen, erst recht gegen Menschen gerichtet, ist widersprüchlich mit der Idee der Tierrechte und den ethischen Werten des Veganismus, zudem ist es strategisch ineffektiv. Gewalt ist Unterdrückung und wenn Unterdrückung das Problem ist, kann Gewalt nicht die Lösung sein, sie kann nur den letzten Ausweg darstellen.
Zum Schluß gibt er praktische Vorschläge, wie die Tierrechtsbewegung gestaltet sein sollte: Veganismus als Voraussetzung für jeden; jeder kann Aktivist sein, man muß/soll sich keinen großen Organisationen anschließen, denn jeder hat eigene Fähigkeiten, die er kreativ einsetzen kann; man soll sich in (eher kleinen) Gruppen zusammenschließen; man soll integrativ mit anderen Strömungen für soziale Gerechtigkeit (wie Antisexismus und Antirassismus) sein; man soll die großen Gruppen und selbsternannte Idole (wie Singer) ablehnen; man soll das Internet nutzen, dessen Reichweite nicht unterschätzt und abgelehnt werden darf, weil es "keine richtigen Aktionen" durchführe; als letzten Punkt gibt er zu bedenken, daß man aktiv sein und bleiben muß, um etwas zu verändern, und man sich nicht von Pessimismus wegen eines übermächtig erscheinenden Gegners lähmen lassen darf. "As LeGuin's character Shevek says, 'you can only be the revolution.' There is no other alternative."

Fazit: Das Buch ist auch für Nicht-Anarchisten empfehlenswert, denn es gibt auf wenigen (knapp 150) Seiten eine gute Einführung zu Grundwissen über die Tierausbeutungsindustrie, die Strömungen der Tierbewegung bzw. der Kritik des Reformismus und erklärt auch die marxistisch/anarchistischen Ideen mit einfachen Worten, unterlegt mit diversen Beispielen und eigenen Erfahrung aus einer Lehrtätigkeit und Aktivistentätigkeit.
Der Aufbau ist schlüssig - er nährt sich von der Theorie, über die Industrie und Tierrechtsbewegung zum Individuum - und wird durch ein Stichwortverzeichnis ergänzt.

Re: Studie - Cholesterinspiegel bei Veganern angeblich erhöht

Autor: martin
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Forum: antiSpe Fragen und Antworten
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Die einzige aktuelle Studie, die man im Internet über Atkins, Veganer und Cholesterin findet (so oft wird diese Kombination ja nicht vorkommen), ist diese:
Zitat: The Effect of a Plant-Based Low-Carbohydrate ("Eco-Atkins") Diet on Body Weight and Blood Lipid Concentrations in Hyperlipidemic Subjects

David J. A. Jenkins, MD; Julia M. W. Wong, RD; Cyril W. C. Kendall, PhD; Amin Esfahani, MSc; Vivian W. Y. Ng, RD; Tracy C. K. Leong, BASc; Dorothea A. Faulkner, PhD; Ed Vidgen, BSc; Kathryn A. Greaves, PhD; Gregory Paul, PhD; William Singer, MD

Arch Intern Med. 2009;169(11):1046-1054.

Background Low-carbohydrate, high–animal protein diets, which are advocated for weight loss, may not promote the desired reduction in low-density lipoprotein cholesterol (LDL-C) concentration. The effect of exchanging the animal proteins and fats for those of vegetable origin has not been tested. Our objective was to determine the effect on weight loss and LDL-C concentration of a low-carbohydrate diet high in vegetable proteins from gluten, soy, nuts, fruits, vegetables, cereals, and vegetable oils compared with a high-carbohydrate diet based on low-fat dairy and whole grain products.
Methods A total of 47 overweight hyperlipidemic men and women consumed either (1) a low-carbohydrate (26% of total calories), high–vegetable protein (31% from gluten, soy, nuts, fruit, vegetables, and cereals), and vegetable oil (43%) plant-based diet or (2) a high-carbohydrate lacto-ovo vegetarian diet (58% carbohydrate, 16% protein, and 25% fat) for 4 weeks each in a parallel study design. The study food was provided at 60% of calorie requirements.
Results Of the 47 subjects, 44 (94%) (test, n = 22 [92%]; control, n = 22 [96%]) completed the study. Weight loss was similar for both diets (approximately 4.0 kg). However, reductions in LDL-C concentration and total cholesterol–HDL-C and apolipoprotein B–apolipoprotein AI ratios were greater for the low-carbohydrate compared with the high-carbohydrate diet (–8.1% [P = .002], –8.7% [P = .004], and –9.6% [P = .001], respectively). Reductions in systolic and diastolic blood pressure were also seen (–1.9% [P = .052] and –2.4% [P = .02], respectively).
Conclusion A low-carbohydrate plant-based diet has lipid-lowering advantages over a high-carbohydrate, low-fat weight-loss diet in improving heart disease risk factors not seen with conventional low-fat diets with animal products.

Hier haben keine 400 Leute teilgenommen, sondern 47, und nicht über vier Monate, sondern über vier Wochen. Desweiteren waren es Übergewichtige (was keine Aussagen über normalgewichtige Menschen macht) und das Ergebnis ist, daß eine vegane Atkins-Diät gegenüber einer vegetarischen Vorteile bei der Gewichtsabnahme und bessere Cholesterinwerte hat. Daß die Atkins-Leute die besten Werte haben, ist richtig, nur sind sie identisch mit den Veganköstlern. Dein Verwandter hat da so einiges verdreht, wie mir scheint.

Susann Witt-Stahl (Hrsg.): Das steinerne Herz der Unendlichkeit erweichen

Autor: martin
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Forum: Tierrechtsforum
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Susann Witt-Stahl (Hrsg.): Das steinerne Herz der Unendlichkeit erweichen. Beiträge zu einer kritischen Theorie für die Befreiung der Tiere, 1. Aufl., Alibri-Verlag, Aschaffenburg 2007

Dieser Sammelband, der aus einen Kongreß von 2006 hervorgegangen ist, behandelt das Verhältnis der Frankfurter Schule zur Idee der Tierrechte und viele weitere Bereiche wie der Kritik an gewissen Störmungen innerhalb der Tierbewegung. Die Beiträge wurden nicht ausschließlich von Personen aus dem Tierrechtsumfeld, sondern auch von "externen Wissenschaftlern", die einer gewissen Einseitigkeit entgegenwirken sollen.

Das Buch ist aktuell in der zweiten Auflage erschienen, der Beitrag hier behandelt die erste, sodaß zu Änderungen nichts sagen kann. Alle kursiven Hervorhebungen sind aus dem Original übernommen.

Im Editorial liest man die Themenstellung, aus der Kritischen Theorie der Frankfurter Schule (u.a Adorno, Horkheimer, Marcuse) die Relevanz für eine Tierrechtstheorie heraussuchen zu wollen, noch einmal genauer. Zwischen diesen Philosophen und ihrer persönlichen Konsequenz besteht wie so oft eine gewisse Diskrepanz und so ist es auch fragwürdig, ob man die Tierfreundlichkeit Marcuses damit belegen kann, daß er sich "eine Dauerkarte für den Zoo in San Diego zulegte". Aber es heißt ja nicht, daß die Kritische Theorie eine Tierrechtsphilosophie wäre, sondern sie soll als Vorlage dienen. "Mit diesem Band soll ein Implus dafür gegeben werden, auf Basis der Kritik der politischen Ökonomie eine kritische Theorie zu entwickeln für eine befreite Gesellschaft mit einem kollektiven Bewusstsein von einer [...] 'Solidarität, die schließlich auf die Kreatur schlechthin sich erstrecken könnte.'" Und weiter: "Ein Großteil der Autoren der in diesem Band versammelten Beiträge begeben sich – entlang der Threorielinie Hegel-Marx-Freud – in der Kritischen Threorie der Frankfurter Schule auf die Suche nach tierbefreierischen Elementen und Gehalten einer Utopie der Versöhnung von Mensch und Natur."

Im Vorwort von Moshe Zuckermann ("Mensch und Tier. Anmerkungen zur Zivilisationstragik") liest man seine Erklärung des Umgangs mit nichtmenschlichen Tieren aus der geschichtlichen Entwicklung. Auf der einen Seite stand die zivilisationsgeschichtliche Notwendigkeit die Natur zu beherrschen und auf der anderen sieht er die ideologische Begründung insbesondere durch die monotheistischen Religionen bedingt, so wenn z.B. die Bibel den Zustand der Beherrung mit ihren Herrschaftsgebot legitimiert.

Carten Haker gibt im ersten Beitrag eine Einführung zum "Mensch-Tier-Verhältnis in der Kritischen Theorie Theordor W. Adornos und Max Horkheimers". Diese bezeichneten das Verhältnis in gesellschaftlich-geschichtlicher Hinsicht als totale Unterdrückung und Instrumentalisierung mittels einer Vernunft, die "ihre Natürlichkeit nicht kritisch reflektiert und Herrschaft zurücknimmt". Sie beschäftigten sich auch mit der Entwicklung der ideologische Abgrenzung der Menschen von den anderen Tieren. Die Vernunft bedinge dabei die auf die Empathie bezogene "Verhärtung gegenüber Natur und Tieren". Das Tierhafte wird als das Triebhafte unterdrückt und tabuisiert und Menschen, um sie zu diffamieren, als nichtmenschliche Tiere bezeichnet.
Schließlich kamen sie zu einer negativen Moralphilosophie. Laut Marcuse sei "keine freie Gesellschaft vorstellbar, zu deren 'regulativen Ideen der Vernunft' nicht der gemeinsame Versuch gehörte, die Leiden, welche die Menschen den Tieren zufügen, folgerichtig zu verringern". Die letzte Formulierung ähnlich gefährlich der Tierschutzrhetorik und Adorno und Horkheimer formulierten keine wirkliche klare Position, wie diese Erkenntnisse in der Praxis umzusetzen seien, und sprachen pauschal von einem "Heraustreten des Gedankens aus dem Banne der Natur".

Gunzelin Schmid Noerr geht im Beitrag "Mitleid mit der gequälten Kreatur" dem Einfluß der Mitleidsethik Schopenhauers auf die Kritische Theorie nach. Schopenhauers "Mitleid" war keine "bloß subjektive Anwandlung von Herzensgüte, sondern ein intuitives Wissen um das Empfinden anderer und um das letztlich unaufhebbare Leiden alles Lebendigen". Daher sei man nicht christliches "Erbarmen, sondern Gerechtigkeit [...] den Tieren schuldig". So weit, so gut, doch sein Ansatz begünstigt problematische Entwicklungen, wenn er diese Gerechtigkeit auf Utilitarismus gründet. Das Mitleid, so Schopenhauer, müsse nicht zu einem Verzicht auf Tierprodukte führen, da "der Mensch durch Entbehrung der tierischen Nahrung zumal im Norden, mehr leiden würde, als das Tier durch einen schnellen und stets unvorhergesehenen Tod". Die Zurückweisung dieser Ansicht durch Noerr ist richtig, aber inhaltlich fraglich, wenn er von "vegetarischen" Produkte spricht. Die Vertreter der Kritischen Theorie, so wird nachgewiesen, widersprachen Schopenhauers Meinung, Mitleid sei das alleinige moralische Fundament. So sahen sie es als "Antwort der individuellen Moral auf die Erniedrigung der Individuen zu Opfern der gesellschaftlichen Naturgeschichte", aber allein als zu utopisch, sodaß zusätzlich "politische Mittel" notwendig seien. Ein Wiederauftauchen der Ansätze Schopenhauers und der Kritischen Theorie wird z.B. im Pathozentrismus der Gegenwart, wie von Angelika Krebs rekonstruiert, gesehen.

In "Der Anfang der Wissenschaft" geht Michael Sommer der Bedeutung Marx' "Kapital" für das Verständis des Verhältnisses von Natur und Gesellschaft nach. Für Marx gehörten Natur und Gesellschaft untrennbar zusammen, soviel ist verständlich, danach werden Sommers Ausführungen jedoch recht abstrakt (vor allem, wenn es um Hegel geht, aber das liegt wohl auch in der Natur der Sache).

Konkreter wird es wieder in "Marxismus und Tierbefreiung" von Marco Maurizi. Dort heißt es, daß der Marxismus "keine Ethik bildet, weil er die politische Dekonstruktion der Ethik als solche ist". Darüber hinaus hätte der Kommunismus keinerlei Affinität zur Beendigung der Tierausbeutung, aber, so Maurizi, "entscheided ist, wie wir das Tier-Problem heute betrachten müssen und ob die marxistische Theorie Potentiale für seine Auflösung birgt". Diese sieht er darin, daß der Marxismus Ausbeutung (egal welcher Form) als historische Notwendigkeit sieht, sodaß sie, wenn sie historisch überwunden ist, verschwinden kann. Falls der Marxismus wirklich bei der Befreiung der Tiere hilfreich sein sollte, scheint mir jedoch eine Abgrenzung von den anthropozentrischen und speziesistischen Aussagen Marx selbst notwendig.
In seinem zweiten Beitrag ("Die Zähmung des Menschen") will Maurizi die materielle und ideele Seite des Speziesismus als Theorie unterschieden wissen, d.h., daß Speziesismus nicht nur eine Form der Diskriminierung, sondern auch ein Herrschaftsprinzip ist. Er weist nach, daß Singer dies nicht verstanden hat und sein Blick "der Blick des bürgerlichen Moralisten" ist. Maurizi hält dagegen, daß "die Struktur der bürgerlichen Moralphilosophie selbst in Frage gestellt" werden muß.
Die Geschichte des Speziesismus beginnt seines Erachtens nicht mit der urzeitlichen Jagd, da dies keine Ideologie beinhaltete, sondern mit der systematischen Trennung von Menschen als Menschen und anderen Tieren als Nichtmenschen, wie v.a. in der abendländischen Philosophie (d.h. Kirchendoktrin). Er meint, mancher Antispeziesismus vergesse, daß sich die Menschen erst mit der Nahrungsproduktion aktiv von anderen Tieren abzugrenzen begannen und daß die Ausbeutung gerade früher weniger auf Diskriminierung, sondern mehr auf Herrschaftsstrukturen beruhe. "Wenn die Antispeziesisten von den Interessen der Menschen sprechen, vergessen sie, dass 'alle Menschen gleich, aber einige gleicher sind'." Deshalb müsse "die Befreiung der Tiere mit der Befreiung der Menschen identisch" sein.

"Emanzipative Praxis und kritische Theorie. Zur Dialektik von integrativer Anerkennung und aufhebender Negation" heißt der Aufsatz von Marcus Hawel und er beginnt mit der Darstellung der Herr-Knecht-Dialektik bei Hegel. "Das philosophische Problem der Emanzipation, das sich um die Herr-Knecht-Dialektik zentriert, setzt demnach auf beiden Seiten, sowohl beim Herrn als auch beim Knecht, vernunftbegabte Wesen voraus. Tiere allerdings sind nach der herrschenden Logik ohne Vernunft", daher könnten nichtmenschliche Tiere "nur befreit werden". Die Menschen, wollten sie die nichtmenschlichen Tiere befreien, müßten sich selbst befreien und aufhören "die Natur als bloße Ausbeutungskategorie und feindselig zu behandeln."

Michael Fischer schreibt über "Tiere als Rechtssubjekte: Vom Tierprozess zum Tierschutzgesetz". Zuerst gibt er einen Überblick über vorneuzeitliche Tierprozesse und Tierstrafen, in denen nichtmenschliche Tiere wie Menschen angeklagt und verurteilt wurden (für Menschentötung z.B. mit Exekution; bei Schadenverursachung z.B. mit Exkommunikation). Teilweise galten nichtmenschliche Tiere als Rechtssubjekte, auf der anderen Seite waren sie rechtlich-moralische Objekte. Ein Widerspruch besteht darin, daß nichtmenschliche Tiere einerseits als die menschliche Kommunikation verstehend (Vorladung vor Gericht, schriftliche Bekanntmachungen), andererseits im traditionellen Verständnis als "unvernüftig" galten. D.h. wenn Tiere zu Rechtssubjekten gemacht wurden, "vollzog sich eine weitgehende und menschenanaloge Personifizierung derselben". Die Prozesse selbst dienten der Wiederherstellung der aus der Bibel abgeleiteten Hierarchie tierlicher Unterordnung, die durch "Angriffe" von nichtmenschlichen Tieren gegen Menschen "mißachtet" wurde. Während früher die Tiere zu Rechtssubjekten gemacht wurden, obwohl sie das der damaligen Moral nach nicht sein konnten, macht das heutige Tierschutzgesetz sie hingegen nicht mehr zu Rechtssubjekten, sondern sie sind reine Objekte, was wissenschaftlich richtiger ist, ihre Situation allerdings nicht gebessert hat.

Christoph Türckes Beitrag "Mensch und Tier" handelt von der "Reichweite des 'Speziesismus'" - gemeint ist die schmale Differenz von Menschen und Menschenaffen. Zu Beginn wundert man sich zwar, daß laut Türck Singer den Begriff Speziesismus erfunden haben soll, dafür werden jedoch Singers Absurditäten vor allem aus "Praktische Ethik" offengelegt. Da nach Singer nur das utilitaristische Leid- bzw. Glückskriterium zählt, hätten menschliche Säuglinge u.U. in der Abwägung weniger Rechte als Menschenaffen. Trücke findet diesen "Glücksmengenvergleich" verständlicherweise "haarsträubend". Das Ende des Beitrag ist jedoch leicht verwirrend: Der Speziesismus sei "der humane Fürsprecher der Tierwelt. Gesetzliche Verankerung von Tierschutz ist ihm selbstverständlich. Wie weit es allerdings Sinn macht, Tieren Rechte zu geben, wäre in seinem Licht neu zu erörtern." Weitere Erklärung und ob Tierschutz hier positiv oder negativ gemeint ist, gibt es nicht. Daß Speziesismus und Tierschutz vereinbar, wenn nicht gar einander notwendig sind, ist richtig, aber eher ein Grund mehr, Tierschutz abzulehnen.

In "'Ein Königstiger als Vegetarianer'" kritisiert Arnd Hoffmann die "Utopielosigkeit von Antispeziesismus und Veganismus". Ein Problem sieht er in der Argumentation durch die Darstellung gegenwärtiger Grausamkeiten ("hyperrealistische[r] Koketterie mit dem emotionalen Kitzel des Schockierens"). Seiner Meinung nach fehlt es der aktuellen Diskussion an Utopiebildung, was ein schweres Defizit darstelle. Um den defizitären Charakter zu beweisen, beginnt er mit der Stellung der Utopie in der Kritischen Theorie. "Erst die Benennung von Horizonten des Utopischen macht eine Änderung der gesellschaftlichen Verhältnisse möglich." Hoffmann vermutet danach im Antispeziesismus anthropozentrische Sichtweisen, insbesondere im dualistischen Sprachgebrauch der Umbenennungen ("Fleisch – Leichenteile"), ohne zu sagen, was die nicht-anthropozentrische Variante wäre. "Er verrennt sich dann vollends, wenn er den Differenzbegriff des 'Anderen' ausschließlich in den ideologisch-speziesistischen Gewaltzusammenhang stellt." Die krampfhafte ideologische Zusammenführung von Menschen und nichtmenschlichen Tieren sei nicht zu empfehlen. "Demgegenüber glaube ich, dass eine kritische Theorie zur Befreiung der Tiere auf die historische Differenz setzen muss", z.B. durch eine "wirkliche Revision der Gattungsverhältnisse". Wenn nämlich lediglich die jetzige "Würde" des Menschen auf die nichtmenschlichen Tiere übertragen würde, bliebe das "ideologisch verblendet". Er nennt es "guten Speziesismus". Inwiefern der mit "Würde" die Idee der Rechtezuweisung impliziert, ist nicht klar.

Laut Esther Leslies und Ben Watsons Beitrag "Tiere, Geschichte und Kunsttriebe" konnte die Jagdsabotage in England nur von Stadtmenschen erfunden worden sein, die ein entfremdetes Verhältnis zu Tieren haben und sie vermuten in der Tierbefreiungsbewegung eine populärkulturelle Motivation. In bezug auf die Kritische Theorie fragen sie: "Ist dies eine ernsthafte 'Kopernikanische Wende' im marxistischen Denken oder lediglich eine weitere pseudopolitische Welle, die uns von der Kulturindustrie aufgedrängt wird?" Sie geben dann einige Beispiele für die Darstellung von Tieren in der Kunst (hauptsächlich Literatur) und Philosophie (Marx, Engels, Benjamin), sowie Beobachtungen zu Parallelen tierlichen Verhaltens in der Gegenwartskultur, schließlich Kunst von nichtmenschlichen Tieren selbst (Affenkunst). Diverse Rätsel gibt mir folgender Satz auf: "Animal Liberation bedeutet nicht notwendigerweise Vegetarismus – der eine sktiererische Form der Ernährung sein kann, die eher auf der Verdrängung des factum brutum des Todes als auf dem Nichttolerieren von Leid basiert -, sondern soziale Revolution, die Rückkehr zu dem, was wir an erster Stelle wollten, bevor das Geld internevierte (es gibt Anziechen dafür, dass aufgeschlossene Veganer in den Vereinigten Staaten, die überfahrene Tiere essen, diese Argumente anerkennen)." Wieso Tierbefreiung nicht Vegetarismus bedeutet, ist klar, sie implizieren damit allerdings auch Veganismus. Wieso Veganer tote Tiere essen, wäre das nächste Rätsel. Und zuletzt halten die Autoren von Tierbefreiung auch nicht allzuviel: "Daher lautet unser Fazit, dass es nicht darum geht, 'die Tiere' dort drüben zu retten. Es geht darum, uns Tiere hier zu retten – menschliche Tiere, die im kapitalistischen System gefangen sind."

Agnese Pignataro richtet sich in "Für eine Wissenschaft ohne Opfer" gegen die rein anthropozentrische Ausrichtung des Antivivisektionismus, die auf der Unübertragbarkeit und damit auf der Schädlichkeit der Tierversuche für Menschen basiert. Sie stellt heraus, daß diese keine Ausrichtung auf ethische Gründe um der Tiere selbst willen impliziert. "Wir müssen die Menschen fragen, ob sie es akzeptieren wollen, dass der Fortschritt für unsere Gesellschaft daraus resulitert, dass lebendige Wesen für Labortests verwendet werden." Zudem sei die wissenschaftliche Praxis an sich das Problem, nicht die Verwertbarkeit der Ergebnisse, da auch Menschenversuche (an Häftlingen, Waisen, Gefangenen) ethisch abgelehnt werden, egal ob deren Ergebnisse verwertbar sind oder nicht. "Wir haben das Recht, die Abschaffung der Experimente an lebenden Wesen für die medizinische Forschung zu fordern – egal welcher Spezies sie angehören." Das sollte sich diverse unvegane "Tierversuchsgegner" gesagt sein lassen.

Mieke Roscher beschäftigt sich in "'What will they be doing next, educating cows?'" mit der "Nutzung der Frau-Tier-Natur-Gleichsetzung", d.h. mit der vom Feminismus tlw. selbst herbeigeführten Gleichsetzung zwischen der Unterdrückung der Frauen und der nichtmenschlicher Tiere. Beides wurde insbesondere als natürliche/naturgegebene Unterlegenheit gerechtfertigt. Viele Protofeministinnen im 19. Jh. haben dies bewußt aufgegriffen und sich deshalb gegen Vivisektion engagiert. Roscher ist jedoch der Meinung, daß eine bloße Gleichsetzung bzw. die daraus abgeleitete Strategie nicht optimal ist, da die Unterdrückung der Frauen andere soziale Ursachen hat. Jedoch sollten sich Frauen auch deshalb gegen Speziesismus engagieren: "Es sollte Frauen nicht genügen, nicht mehr wie die Tiere ausgebeutet zu werden und sich gleichberechtigt an ihrer Unterdrückung zu beteiligen." Sie sagt weiter, daß eine simple Ablehnung der "Frau-Tier-Analogie" meist speziesistischen Charakter trägt. Die Analogie ist letztlich richtig, aber argumentativ nicht optimal, deshalb schlägt sie vo "die Individualität des Tieres zu erkennen, es aus der Hierarchisierung herauszulösen".

In "Tierrechte und Esoterik – Eine Kritik" richtet sich Colin Goldner gegen die Unterwanderung der Tierrechtsbewegung durch religiöse Sekten, Nationalsozialismus und Esoterik.
Er beginnt mit der Sekte Universelles Leben und ihrer Entstehung, Struktur und ihren Zielen, sowie dem Beginn und Vorgehen der Unterwanderung, um neue Absatzmärkte und Missionierungsgebiet zu gewinnen. Erster Widerstand, so Goldner weiter, stammte von Maqi, sowie (nach anfänglicher Stellung von Werbeflächen) durch das Magazin VOICE, das letztlich durch die gerichtlichen Auseinandersetzungen mit UL eingestellt wurde. Goldner hält fest, daß Kritik am UL durch einen Schulterschluß mit den Amtskirchen, wie von einigen praktiziert, inakzeptabel ist: "Beide Seiten [UL und Kirche] sind aus tierethischer Sicht indiskutabel." Sowie daß sich Helmut Kaplan als "'useful idiot' der Tierrechtsgegner erweist", indem der UL einen Persilschein ausstellt, genauso Stefan Eck (damals AKTE, heute Tierschutzpartei) oder Martin Balluch (mit seinem [Pseudo]Tierrechtskongreß).
Das zweite Thema ist der Nationalsozialismus. Hier beginnt er mit dem Märchen von Hitlers Tierfreundlichkeit bzw. Vegetarismus und der Instrumentalisierung des Tierschutz als Propaganda durch die Nationalsozialisten. Dabei ging es nie um die Tiere, sondern nur um eine verdeckte Diskriminierung der Juden (näheres dazu bei Sax). Auch heute ist eine Zusammenarbeit mit rechten Gruppen z.B. gegen das Schächten indiskutabel (was es ohnehin ist, denn das ist eben Tierschutz und keine Tierrechte und das Faschismus und Tierrechte unvereinbar sind, sollte klar sein).
Danach begründet Goldner die notwendige Distanzierung vom Christentum und vom Hinduismus, den viele noch für "tierfreundlich" und dergleichen halten: "Der Hinduismus, eine Viehzüchterreligion wie die mosaischen Religionen, unterscheidet sich in Hinblick auf Unterdrückung und Ausbeutung nichtmenschlicher Tiere von diesen in nichts." Sowie vom Buddhismus: "Tatsache ist: Der Tibetische Buddhismus kennt ebenso wenig wie die anderen Varianten der buddhistischen Lehre eine Verpflichtung zu vegetarischer oder veganer Lebensweise. Noch nicht einmal auf der Ebene des Klerus enthält man sich des Verzehrs getöteter Tiere." Um kein schlechtes Karma zu bekommen, werden mit der Ermordung der Tiere Moslems oder niedrigkastigen Hindus beauftragt.
Den letzten Punkt bildet die Esoterik. Hier wird vordergründig Barbara Rütting bedacht und ihre "Affinität zu Blut-und-Boden-gefärbter Rechtsaußen-Esoterik" beleuchtet. Ob Bruker, Naturgesetzpartei, ZEGG, Findhorn, UL oder Esoterikmist wie "Tierheilpraktik", sie hat fast alles mitgemacht oder dafür geworben. Neuerdings ist sie bei der Tierschutzpartei, einen Reim kann sich jeder selbst darauf machen.

Die Herausgeberin, Susann Witt-Stahl, beschäftigt sich in "Das Tier als 'der ewige Jude'?" mit dem "KZ-Vergleich". Ihr gehe es nicht um die Berechtigung einer möglichen Analogie, sondern sie wolle "die Ideologieschichten ab[]tragen, die bei dem Vergleich und seiner Kritik wuchern, sie [..] analysieren und als falsches Bewusstsein von den herrschenden Verhältnissen" aufzeigen. Sie kritisiert in erster Linie den Peta-Unfug "Holocaust auf deinem Teller". Peta hat nie die wirklichen Parallelen selektiv zur Kritik herangezogen, sondern den Holocaust als Werbekampagne benutzt, während sie auf der anderen Seite ihren spendenkonformen Tierschutz wie die Burger-King-Werbung praktizierten. Sie merkt auch an, daß Kaplan diese Kampagne selbstverständlich ausdrücklich gelobt hat (was will man auch sonst erwarten). In ihren Rechtfertigungen haben sich beide in der Absurdität ihrer Argumente überschlagen. Auf der anderen Seite zeigt die Autorin wie die Kritik der Gegner auf speziesisitischer Basis beruht, kurz gesagt: Tierschützer und Leichenfresser, wohin man nur schaut. Die Reaktionen kritisierten nicht die falsche Instrumentalisierung durch Peta, sondern rechtfertigten die Tierausbeutung. Nicht zuletzt instrumentalisierten sie genauso einen KZ-Vergleich nach ihren Vorstellungen.
Auch wenn sie dies alles berechtigterweise ablehnt, hält sie fest: "Wer Auschwitz radikal jeglicher Vergleichspraxis entzieht, vernachlässigt das 'Wehret den Anfängen'-Prinzip und vereitelt einen gelungenen Vollzug des neuen kategorischen Imperativs." Letztlich bleibt festzuhalten, daß bei aller notwendigen Ablehnung von NS-Vergleichen und Holocaust-Instrumentalisierungen aller Art die eigentlichen, berechtigen Nationalsozialismus-Analogien nicht berührt werden. Denn daß einzelne, frappierende Parallelen existieren, kann (v.a. aus antispeziesistischer Sicht) nicht geleugnet werden (wie es dennoch einige 'Linke' versuchen). Ob und wann dies als argumentative Strategie sinnvoll ist, ist eine andere Frage.

"Zur Verteidigung des tierlichen und menschlichen Individuums" ist Melanie Bujoks Aufsatz über eine Verbindung der Kritischen Theorie mit dem Widerstandsrecht bei der Befreiung der Tiere. Ein Problem besteht darin, daß sich die nichtmenschlichen Tiere nicht selbst befreien bzw. auch kaum dazu beitragen können (was zumindest im Vergleich zur menschlichen Sklavenbefreiung keinen großen Unterschied darstellt). Die menschliche Gesellschaft muß es selbst vollziehen und dafür benötigt sie ein Interesse daran.
Zuerst zeigt Bujok, wie die gesellschaftliche Herrschaft über nichtmenschliche Tiere gerechtfertigt zu werden versucht und dann daß gegen diese "unrechtmäßige Herrschaft […] das Widerstandsrecht aktiviert" ist. Bei der Ausübung des Widerstandsrechts werden die Tiere durch die Tierbefreier vertreten. Die Rechtfertigung dafür ergibt sich aus der geschichtlichen 'Notwendigkeit' der Naturbeherrschung und aus ihrer sozialen Konstruktion. Nichtmenschliche Tiere werden als "das Fremde, Miderwertige, Bestialische" vom Menschen abgegrenzt, dabei spielt vor allem die unterstellte Tierähnlichkeit bei Verlust der Triebkontrolle eine soziale Regulierung dar. Auch die Inkorporierung der Tiere (sichtbar durch Leinen, Ketten, Gitter, in Zoos und Zirkussen) dient der Vergewisserung "der Herrschaft über Tiere als sozialer Institution". Jeder, der von diesen sozialen Normen abweicht, gilt als "Sonderling".
Die "Negation der Tierausbeutung" gründe sich im Mitleid – "Das Movens der Solidarisierung mit Tieren gründet im durch Nachvollzug ihres Leidens entstandenen Interesse an Abhilfe", das Problem bestehe in der bereits genannten Ohnmacht der Tiere, sich selbst zu helfen. Tierbefreiung bedeutet ihrer Meinung nach, Tieren ihre Handlungsfreiheit zu lassen oder wiederzugeben und sich aktiv mit ihnen zu solidarisieren. Nach der Kritischen Theorie besteht ein Tauschbetrug an den Tieren und "die Schädigung von Leib und Leben" ist nicht zustimmungsfähig, weshalb die Herrschaft illegitim ist. Daß Menschen das ihnen zustehende Widerstandsrecht ausüben dürfen, ergibt sich aus dem "Verständnis einer 'kämpfenden'". Die praktische Befreiung der Tiere besteht einerseits in der Aufklärung über den Speziesismus und andererseits in der Verbreitung des Veganismus. Darüber hinaus betrifft sie auch direkte Tierbefreiung: "Tierbefreier machen die beschriebene Anonymisierung der Opfer und Täter rückgängig, lösen den Bann der Verdinglichung auf, stellen die Verweisungszusammenhänge wieder her, benennen Verantwortliche. Tierausbeutung erscheint nun nicht mehr als ein unveränderliches Verhältnis von Dingen, sondern als eines von Tätern und Opfern."

Im letzten Beitrag, "Tierliebe, Tierschutz und Noblesse Oblige als Manifestationen des Speziesismus", von Günther Rogausch plädiert dieser "für Ideologiekritik statt 'Tierethik'". Primär mangelt es seiner Meinung nach am direkten Handeln bzw. richtigen Handeln. Er sieht die Ansicht verbreitet, "etwas 'für die Tiere' zu tun, sei per se 'etwas Gutes'" und spielt auf das an, was wir blinden Aktionismus nennen. Dadurch vorkommt der Begriff der "Tierrechte" zu einem "bloßen Label". Als Beispiel zitiert er Benthams Aussage, die der Tierausbeutung nicht entgegensteht und genauso wenig wie Bentham selbst. Die Leiden der Tiere, auf die er Bezug nimmt, werden in seinen utilitaristischen Rechnungen verrechtnet und in seinem Anspruch, Tiere töten zu dürfen, aber nicht zu quälen, ist er nur Tierschützer, kein Tierrechtler. Nicht zuletzt gibt er zu bedenken, daß Benthams Parallelismus mit den Sklaven unter den Bedingungen, wie Sklaven eben in der Sklaverei behandelt wurden, gesehen werden muß.
Genauso wenig wie dieser Tierschutz eignet sich auch "Tierliebe" als Widerstandsform gegen Speziesismus, denn sie ist inhärent speziesistisch, indem nur bestimmte Tiere "geliebt" werden ("Haus"tiere und andere Sympathietiere), aber nur deshalb, weil sie eine Funktion für die Menschen erfüllen. Rogausch meint, daß die unterschiedliche Behandlung von "Haus"- und "Nutz"tieren keine Doppelmoral sei, sondern grundlegende speziesistische Ideologie.
Ähnlich wie Bentham sind auch Peter Singer und Tom Regan als "Begründer" oder Vorbilder der Tierrechte ungeeinget. Die Gründe können unter den Verlinkungen hier nachgelesen werden. Des weiteren bezeichnet Rogausch Bestrebungen wie "Rechte für Menschenaffen" aus auch bekannten Gründen als kontraproduktiv. Letztlich legt er dar, warum es unsinnig ist, die Empathie aus dem Moralverständnis auszuschließen, wie es diese Ethiktheorien von Singer und Regan machen und kritisiert Prominenz-Argumente wie auch blinden Aktionismus. Abschließend fordert er eine "Moral, die nichtmenschlichen Tieren als Gegenüber, als Individuen, begegnet".

Fazit: Auch wer nicht mit Marxismus und der Kritischen Theorie vertraut ist, findet hier einige Themen des Tierrechtsbereich gut durchdacht, wenn auch die Qualität der Beiträge im Ganzen schwankt. Die Öffnung des Themas zu "szenefremden" Menschen war eine gute Überlegung, wenn sie auch nicht immer zu den bestmöglichen Ergebnissen führte. Negativ fällt auch auf, daß die (ideologisch und strategisch) wichtige sprachliche Unterscheidung von "Menschen und nichtmenschlichen Tieren" kaum zu finden ist. Insgesamt ist das Buch durch seine thematische Breite sowohl für Einsteiger als auch Etablierte geeignet.

Re: Nono: Grausamkeit, starkes Leiden

Autor: martin
Datum:
Forum: Veganismusforum
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THfkaV schrieb:
>
> gehaltenen") Individuen verhandelt. Die von den Opfern
> (angeblich nicht erkennbare) Gefangenhaltung und der
> Tod als Faktoren kommen in der reformistischen
> Leid-Rechnung erst gar nicht vor, ergo: [i]"Leid

Ja, vor allem bei Singer, der nichtmenschlichen Tieren eben mal Zukunftsbewußtsein abspricht, damit seine Rechnung aufgeht.

> Man könnte argumentieren, dass Lemminge, die sich in den Tod
> stürzen, von dieser Regel ausgenommen sein müssten?

Wie Tobi darauf hinwies, ist es eher ein Mythos. Selbst wenn es so wäre, würde das die Regel nicht verletzen. Daß jemand ein Recht auf Weiterexistenz hat, heißt nicht, daß er auch die Pflicht dazu hat. Wenn jemand sterben will (weil er z.B. unheilbar krank ist) und ein Arzt aktive Sterbehilfe leistet, ist es daher auch kein Mord (auch wenn religiöse Spinner diese Tatsache auf Gesetzesebene umzusetzen weiterhin blockieren).

Und immer wieder PETA

Autor: martin
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
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Häufiger heißt es, Peta habe in der Vergangenheit ein paar Fehler gemacht, sich aber inzwischen gebessert. Oder die Leute, für die die Tierrechtsthematik neu ist, wundern sich, warum Peta kritisiert wird, obwohl sie doch durch die Medien als "Tierrechtsoranisation" bekannt sind. Daher diese kleine Zusammenfassung.

Peta USA, die Ursprungsorganisation, ist bekannt dafür, Katzen und Hunde aufzunehmen und, wenn sie nicht von ihren Besitzern abgeholt werden, zu töten. Das erreichte einen Höchststand im letzten Jahr, als 95% aller aufgenommenen Tiere getötet wurden. Auch der Einwand, es träfe nur für kranke Tiere zu, wird bei dieser Zahl nichtig, denn keine 95% aller "streunenden" Katzen und Hunde sind so krank, daß eine Euthanasie gerechtfertigt wäre. Insgesamt hat Peta seit 1998 zwischen ca. 20'000 Tiere umbringen lassen.[01] Die Anzahl spielt dabei die geringere Rolle – auch zehn wären zuviel -, sondern allein die Tatsache, daß eine selbsternannte Tierrechtsorganisation gesunde und vermittelbare Tiere euthanisiert, ist eine Verhöhnung des Tierrechtsgedankens. Noch schlimmer wird es, wenn es verteidigt wird. Zur nachgewiesenen Tötung von 55 Hunden durch Peta-Mitarbeiter, die danach im Müll entsorgt wurden, sagte Peta-Präsidentin Newkirk: "Was sie [die eine Mitarbeiterin] tat war falsch, das mit den Körpern [die Hundeleichen], aber sie verursachte keinen Schmerz, kein Leiden oder Qual oder irgend so etwas."[02] Auf der Webseite heißt es ähnlich: Bis die "Überpopulation" in den Griff bekommen sein würde, "müssen wir das Leiden ungewollter Tiere in der verantwortungsvollsten und humansten Art und Weise verhindern. Euthanasie, richtig durchgeführt, ist oftmals die mitfühlendste Option."[03] (Daraus geht auch hervor, daß es um "ungewollte" Tiere geht, nicht nur um kranke.)
Wie kommt Peta zu der Annahme, daß die Beendigung eines Lebens keine Problem wäre, solange es schmerzlos geschieht? Möglicherweise durch Peter Singer, den Peta ausgiebig als "Vater der Tierrechtsbewegung" preist. Er ist nicht nur bekannt dafür, daß er Zoophilie verharmlost, was Peta natürlich verteidgt (wobei Newkirk auch verlauten läßt, daß Reiten unter bestimmten Bedingungen unproblematisch sei),[04] sondern er ist in Folge seiner utilitaristischen Einstellung auch der Meinung, Tiere hätte kein Interesse am Leben, sondern nur an Schmerzfreiheit, sodaß sie zu töten gerechtfertigt ist, solange es schmerzfrei geschieht. Daher könne ein "gewissenhafter Omnivore" zu sein auch eine "ethisch vertretbare Position" sein.[05] Peta bezeichnet außerdem sein Buch "Animal Liberation", in dem er Freilandeier preist, wird als "Bibel" der Tierrechtsbewegung (ironischerweise ist der Vergleich genau genommen richtig: es ist veraltet, fehlerhaft, schädlich und wird dennoch immer wieder durch falsche Auslegung positiv dargestellt).[06] Die Tötung vermittelbarer Tiere wunder auch daher ein wenig, da Peta bei jährlichen Einnahmen von 30 Millionen Dollar [07] in der Lage wäre, Tierheime zu unterstützen oder zu unterhalten. Allerdings eignet sich das bekanntlich nur schlecht, um Spendengelder zu mobilisieren im Gegensatz zu (entsprechend teuren) Großplakaten mit halbnackten Prominenten, die kein "Pelz" tragen (aber weiterhin unvegan sind).
Mit dem Unveganismus hat man bei Peta auch intern keine Probleme, so sagt Petas Vizepräsident Dan Mathews: "Die Hälfte unserer Mitarbeiter ist Vegetarier und die andere Hälfte denkt, es sei eine gute Idee."[08] Bei der angeblich "größten Tierrechtsorganisation der Welt"[09] betätigen sich Menschen, die durch ihr Konsumverhalten Tierrechte mit Füßen treten, "für Tierrechte".

Ein anderes aktuelles Beispiel ist, daß sich Peta USA auch nicht davor scheut, eine "Tierrechtsauszeichnung" einer Zoobehörde dafür zu übergeben, daß eine von Hunderten Spezies nicht mehr eingesperrt wird.[10] Nach dieser Logik, wäre der Betreiber einer Kinderarbeitsfabrik, wenn dort eine Pause von zehn Minuten eingeführt wird, ein perfekter Kandidat für eine Menschenrechtsauszeichnung.

Letztes Jahr hat Peta in Kanada ein Abkommen mit der "Gefügelindustrie" darüber abgeschlossen, daß die Tiere jetzt auf eine andere Art und Weise getötet werden. Die Folge ist, daß die Tierausbeutung damit wirtschaftlich effizienter wird, d.h. jetzt noch mehr Tiere für geringere Kosten umgebracht werden können.[11] Die Tierausbeutungsindustrie ökonomisch zu stärken könnten einige als ungeeignet für eine "Tierrechtsorganisation" empfinden, für Peta ist es natürlich ein "Sieg für die Tiere".

In Italien ist Peta das Leben eines Fisches nicht so viel wert, um ihn nicht für Fotoaufnahmen (natürlich mit einem Prominenten) umbringen zu lassen.[12] Was sind schon Indivdualrechte gegen im Vergleich zu spendenfördernder Medienpräsenz?

Peta Deutschland schließlich ist nicht dafür bekannt, Hunde und Katzen umzubringen, aber groß ist der Unterschied dennoch nicht.
Ein keineswegs anders geartetes Verhältnis gibt es auch hierzulande zu Prominenten. Dirk Bach ist Sprecher eines Film gegen Eikonsum, ist aber selbst Vegetarier und bezeichnet Tiermord aus Unterhaltng als "harmlos".[13] Die neuste dieser Sorte, Cosma Hagen, verkündet zwar medienwirksam gegen "Pelz" zu sein, aber mit "Leder" hat sie weniger Probleme.[14] Wer das heuchlerisch nennt, sollte sich freuen, daß er immerhin nicht wie Peta-Promi Davorka Tovilo einen ganzen Berg Tierprodukte, inklusiver diverser Leichenteile, als vegan bezeichnet.[15]

Auch finden sich bei Peta Deutschland die gleichen Kampagnen mit halbnackten Frauen auf Bildzeitungsniveau. Neben den Prominenten-Plaken war auch ganz besonders qualitativ die Peta-Kampagne, in der Fußgängerzone zwei Frauen in Bikinis duschen zu lassen, um "auf den Wasserverbrauch durch die Fleischherstellung" hinzuweisen.[16] Was lernen die Passanten wohl über das Recht der Tiere, nicht als Ressource gebraucht zu werden, wenn zwei halbnackte Frauen öffentlich duschen? Im besten Fall nichts, im realistischeren Fall – da sich Peta als "Tierrechtsorganisation" deklariert –, daß man Tierrechte nicht ernst nehmen muß, daß nicht die Individualrechte der Opfer im Zentrum stehen, sondern Methoden der Öffentlichkeitserheischung auf unterem Niveau. Nimmt man auch den sehr unwahrscheinlichen Fall an, daß einigen bewußt geworden ist, wieviel Wasser die "Fleischherstellung" verbraucht, dann haben sie dadurch gelernt, daß man den Wasserverbrauch reduzieren muß, nicht etwa, daß man die Rechte nichtmenschlicher Tiere achten soll. Von daher ist dieses Vorgehen von Peta ist: es trivialisiert und diskreditiert Tierrechte sowohl, wenn es funktioniert, als auch, wenn es nicht funktioniert.

Weitere aktuelle Glanzleistungen:

- Peta fordert erneut dazu auf, Wale zu essen oder Vegetarier (!) zu werden, d.h. Mord oder Mord zu begehen.[17] Daß man sowohl Wale als auch Hühner und Kühe am Leben lassen sollte, scheint nicht erwähnenswert.
- Peta verschicktet Newsletter, die zwischen fünf und sieben Links auf die Spendenseite enthalten, aber keine sinnvolle Aufforderung, das eigene Konsumverhalten zu überdenken.[18]
- Peta fordert KFC dazu auf, die Ausbeutungsanlagen hübscher auszugestalten, anstatt zum Boykott unveganer Nahrungsmittel überhaupt aufzurufen.[19]
- Peta offeriert australischen Schafsausbeutern bessere Methoden der Schafsausbeutung, statt den Boykott aller Tierausbeutungsprodukte (inklusiver aller, nicht nur australischer "Wolle") zu fordern.[20]
- Peta zeigt (weiterhin) kein Bedürfnis, sich von der unterwandernden Sekte Universelles Leben abzugrenzen.[21]

Und so weiter. Und so fort.

Auch die Tatsache, daß neuerdings ab und an das Wort "vegan" bei Peta auftaucht oder sie sich auch einmal mit etwas anderem als medienwirksamen Randaspekten beschäftigen, kann nicht darüber hinweg täuschen, daß Peta weiterhin das Tierrechtsanliegen massiv untergräbt und trivialisiert. Was zählt ist der Kontostand und die Aktionen werden danach ausgewählt, wie man ihm am besten erhöht. Schaden für das Verständnis von Tierrechten und Veganismus wird dabei fraglos in Kauf genommen, wenn nicht gefördert.
Es gibt viele üble alt- und neutierschützerische Organisationen, aber die, die den größten Schaden anrichtet, ist immer wieder Peta.


--

[01] http://www.petakillsanimals.com/petasdirtysecret.cfm, auch wenn wir mit der Intention der Seite nicht übereinstimmen, ist der Beweis recht eindeutig
[02] http://www.youtube.com/watch?v=CbZOGFASdV8#t=2m
[03] "Until dog and cat overpopulation is brought under control through spaying and neutering, we must prevent the suffering of unwanted animals in the most responsible and humane way possible. Euthanasia, performed properly, is often the most compassionate option.", http://www.peta.org/MC/factsheet_display.asp?ID=39
[04] http://tierrechtsforen.de/1/7406/7553
[05] Zitate unter http://tierrechtsforen.de/petersinger
[06] http://antispe.de/zitate.html#singer
[07] http://www.eri-nonprofit-salaries.com/index.cfm?FuseAction=NPO.Summary&EIN=521218336&Cobrandid=0
[08] "Half of our members are vegetarian and half think it's a good idea.", http://www.ocweekly.com/2003-07-31/features/how-to-stuff-a-lettuce-bikini/2
[09] http://www.peta.org/about/
[10] http://tierrechtsforen.de/1/168/7605
[11] http://abolitionismusabschaffungdertiers.blogspot.com/2008/07/peta-und-kfc.html
[12] http://tierrechtsforen.de/1/168/7451
[13] http://www.antispe.de/zitate.html#bach
[14] http://tierrechtsforen.de/1/168/7662
[15] http://tierrechtsforen.de/1/168/7417
[16] http://www.peta.de/web/dusch-demo_auf.2283.html, um nur ein Bespiel zu nennen
[17] http://tierrechtsforen.de/1/168/7210
[18] http://tierrechtsforen.de/1/168/7206
[19] http://tierrechtsforen.de/1/168/7237
[20] http://tierrechtsforen.de/1/168/7383
[21] Mitarbeit an der "Allianz für Tierrechte" (zuletzt 2007), die mit dem UL offen sympatisiert (http://www.allianz-fuer-tierrechte.de/leitbild.htm)

Clarke/Linzey (Hrsgg.): Das Recht der Tiere in der menschlichen Gesellschaft

Autor: martin
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
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Paul B. Clarke/Andrew Linzey (Hrsgg.): Das Recht der Tiere in der menschlichen Gesellschaft. Mit einem Vorwort von Tom Regan (im Original: Political Theory & Animal Rights, 1990), Guthmann-Peterson-Verlag, Wien [u.a.] 2002

Die Herausgeber wollen hiermit ein Buch vorlegen, das die Beschäftigung mit dem Status der Tiere in der menschlichen Gesellschaft bei Philosophen und Autoren von der Antike bis zur heutigen Zeit anhand kurzer, Kernaussagen enthaltenden Texteauszüge vorstellt. Was die Herausgeber selbst betrifft, ist Clarke als Dozent für politische Theorie an der Universität von Essex noch relativ harmlos, aber spätestens bei Linzey muß man unwillkürlich die Stirn runzeln, denn dieser gehört als Kaplan und Direktor am Centre for the Study of Theology an der Universität von Essex nicht gerade in die Gruppe der Menschen, die eine positive Grundeinstellung Tierrechten gegenüber mitbringen. Bei seinen anderen Büchern ("Animal Rights: A christian Assessment" und "Christianity and the Rights of the Animals") läßt der Titel ein sehr, sehr fragwürdiges Verständnis von Tierrechten vermuten.

Der Dritte im Bunde ist Tom Regan. Dieser nutzt das Vorwort, um mit vielen Worten wenig zu sagen. Hauptsächlich beschränkt es sich darauf, daß er sich und seinen Kollegen der (Pseudo-?)Tierrechtsphilosophie, auf die Schulter klopft.

Bei der Überschrift zum ersten Kapitel ("Unterschiede zwischen Mensch und Tier") weiß man nicht, ob sie auf die Herausgeber zurückgeht oder eine Synthese des Mensch-Nichtmensch-Verständnisses der repräsentierten Autoren darstellt, denkbar ist beides. Auffällig ist, wie die Autoren ohne jede empirsche, geschweige denn wissenschaftliche Fundierung ihre Thesen über nichtmenschliche Tiere aufstellten.

Aristoteles meint, "Sprache hat von allen Geschöpfen allein der Mensch" und Vernunft hätten nichtmenschliche Tiere ohnehin nicht. Weiter geht es mit Thomas von Aquin: "Hierdurch wird auch der Irrtum derer ausgeschlossen, die gesetzt haben, es sei dem Menschen Sünde, wenn er die tierschen Seelenwesen tötet. Aus der Göttlichen Vorsehung nämlich werden sie durch die natürliche Ordnung zum Gebrauch des Menschen geordnet, weswegen der Mensch sie ohne Unrecht gebracht, sei es, indem er sie tötet, sei es auf irgendeine andere Weise." Um diesem guten Christen jedoch gerecht zu werden, sei gesagt, daß er nichtmenschlichen Tieren "unnötigen" Schaden zuzufügen daher ablehnt, da es Menschen verrohen würde. Anthropozentrisch durch und durch, aber immerhin.
Bei einigen Texten, wie dem von Machiavelli, scheint es, daß die Herausgeber Platz füllen mußten, denn dieser Text z.B. betrifft das Mensch-Nichtmensch-Unterschiede nur in einer Metapher und hat ansonsten keinen Bezug zur Ethik oder den Status nichtmenschlicher Tiere betreffende Bereiche.
Für Descartes sind Tiere wie viel zitierten "Automaten", ohne Verstand und ohne "Seele". Zumindest mit dem letzten hatte er recht, auch wenn er es wohl nicht positiv meinte. Etwas besser wird es bei Hume. Ihm zufolge haben Tiere zwar Kommunikation (immerhin), aber auch keine Sprache (offen bleibt, wie Kommunikation ohne Sprache erfolgen soll). Verstand hätten sie nicht, da er "durch Worte festgelegt wird" (sodaß also auch stumme Menschen keinen Verstand hätten), allenfalls hätten sie Instinkte. Ähnliche Verdrehung gibt es auch bei Locke. Er sagt, nichtmenschliche Tiere hätten zwar ein Gedächtnis, aber keine Erkenntnis, können nicht vergleichen, zusammensetzen, benennen, abstrahieren usw. Aber, man staune, sie haben "ein gewisses Maß von Vernunft".
Danach geht es jedoch mit den Generalabsagen weiter. Laut Rousseau sind nichtmenschliche Tiere "nichts weiter als eine künstliche Maschine", laut Herder haben sie keine Sprache, Bildung, Kleidung, Künste usw., laut Schopenhauer keine Vernunft, laut Hegel kein Selbstbewußtsein und laut Marx sind nichtmenschliche Tiere mit ihren Handlungen und nichts sonst gleichzusetzen. Nietzsche hingegen denkt auch in eine etwas andere Richtung und stellt fest, daß das Bewußtsein, d.h. die herausragende Intelligenz des Menschen, nicht nur seine positiven Seiten hat: "Zuletzt ist das wachsende Bewußtsein eine Gefahr" – im Mensch-Nichtmensch-Verhältnis gesehen eine allzu wahre Aussage. Als letzte Position wird Midgley zitiert, die eine moderne Sicht vertritt und gegen die Reduzierungen und Verabsolutierung bestimmter Merkmale zugunsten der Menschen bei Mißachtung speziell anderstierlicher Merkmale und Eigenschaften argumentiert. "Wir ähneln verschiedenen Tieren in verschiedener Hinsicht."

Der zweite Themenkomplex lautet "Herrschaft und die Grenzen der Macht". Hier tauchen zur Hälfte die gleichen Autoren wie oben auf.
Aristoteles läßt verlauten: "Auch steht von Natur aus das männliche Wesen zum weiblichen im Verhältnis der Stärkeren zum Schwächeren und des Herrschenden zum Gehorchenden. [...] Diejenigen, die einen so weiten Abstand haben, wie Seele und Leid oder Mensch und Tier [...], das sind die natürlichen Knechte, für die es wie in den verglichenen Fällen, besser ist, in solchem Dienst zu gehorchen." Frauen und nichtmenschliche Tiere sind also "Sklaven von Natur aus". Diese Tradition ist bekanntlich sehr wirkungsmächtig gewesen – nicht gerade zum Vorteil der Betroffenen.
Augustinus leitet in bester christlicher Logik her, daß das Gebot "Du sollst nicht töten", da es sich nicht auf Pflanzen bezieht, sich auch nicht auf nichtmenschliche Tiere beziehen kann. "Darum hat auch die gerechteste Anordnung des Schöpfers ihr Leben [das der nichtmenschlichen Tiere] und ihr Sterben unserm Nutzen angepaßt." Sein Kollege im Geiste, Thomas von Aquin, führt fort: "Alle Tiere sind dem Menschen aber naturhaft unterworfen. [...] Da der Mensch nun, als nach dem Bilde Gottes geschaffen, über die anderen Lebewesen erhaben ist, so werden die andern Lebewesen seiner Leitung angemessenerweise unterstellt."
Montaigne kommt zu der Erkenntnis, daß Überlegenheit Dominanz nicht rechtfertigen kann, "[w]enn wir uns deswegen einen Vorzug über sie anmaßen wollen, weil wir sie fangen, uns ihrer bedienen, und nach unserm Willen mit ihnen umgehen können: so ist dieses kein anderer Vorzug, als eben der, welchen wir vor einander selbst haben. Eben so gehen wir auch mit unsern Sklaven um." Hobbes sagt im Gegenteil, da der Kampf aller gegen alle herrsche, habe der Mensch aus bloßer Überlegenheit das Recht, andere Tiere zu unterdrücken (das wird man später Sozialdarwinismus nennen): "Unsere Herrschaft über die Tiere hat also ihren Ursprung im Naturrecht [...]".
Wie allzu christlich wird es bei Pufendorff: "Die austrückliche Erlaubnüß gottes hebt disfals allen Scrupel auf, welcher sonst etwa sonderlich bey Schlachtung derer Thiere entstehen mögen. Der Schein der Grausamkeit verschwindet bey der Betrachtung, daß der Schöpffer sie darzu bestimmet und denen sterblichen Meschen das Recht, dergleichen zu thun, gegeben haben, mit dessen Gebraucht sie ja demnach kein Unrecht begehen können." Bei Pope heißt es, er halte es "nicht für übertrieben, von der Annahme auszugehen, daß die Menschheit – in Relation gesehen – für den Mißbrauch ihrer Herrschaft über Geschöpfe niedrigerer Ordnung um nichts weniger verantwortlich ist als für die Ausübung von Tyrannei gegenüber ihrer eigenen Spezies. Je vollständiger die niedere Schöpfung unserer Macht unterworfen ist, desto größer sollte unsere Verantwortung hinsichtlich der schlechten Handhabung dieser Macht wohl sein." Etwas besser, aber viel läßt sich auch daraus nicht machen. Fichte teilt die nichtmenschlichen Tiere in Eigentum und Nicht-Eigentum ein, wobei die letzteren weniger Rechte haben und die ersten nur die, die ihnen über ihre Besitzer zukommen. Das dürfte recht "modern" sein. Sidgwick hat die sehr "interessante" Vorstellung, der Mensch sei Besitzer des Bodens und weil sich die Tiere von diesem Boden ernähren, hätte er das Recht zur Herrschaft über sie – ein Fall von kreativem Speziesismus.
Russell liegt näher an tierrechtlerischen Vorstellungen mit seiner Aussage: "Es gibt keinen objektiven Grund dafür, die Interessen der Menschen über die der Tiere zu stellen. Wir können Tiere leichter töten, als sie uns töten können; das ist die einzige solide Basis unseres Überlegenheitsanspruchs." Und das, obwohl er – als Verfasser des Textes "Warum ich kein Christ bin" - ein schädlicher Ungläubiger war. Horkheimer hat ähnlich wie Adorno die Tragweite der Tierausbeutung erkannt. "Tiere haben nur das Recht zu leiden. [...] Die Geschichte der Anstrengungen des Menschen, die Natur zu unterjochen, ist auch die Geschichte der Unerjochung des Menschen durch den Menschen."

"Gerechtigkeit, Rechte und Verpflichtungen" heißt das dritte Kapitel und bei Aquin gibt es auch hier nichts Neues: "die Tiere [sind] für den Menschen [da]." Pufendorff gibt sich etwas mehr Mühe und erklärt, nichtmenschliche Tiere hätten keine Rechte, weil "das natürliche Gesetz" es nicht so vorsehe. Ähnlich unbestimmt bleiben auch Hume und Rawles mit ihrer Meinung, nur Menschen hätten Anspruch auf Gerechtigkeit, da nichtmenschliche Tiere dem Menschen nicht "gleich" seien.
Humphrey Primatt hingegen liegt schon etwas richtiger: "Und wenn der Unterschied in Hautfarbe und Körpergröße keinem Menschen das Recht verleiht, einen anderen Menschen zu verachten oder zu mißbrauchen, dann kann der Unterschied in der Gestalt zwischen einem Menschen und einem Tier einem Menschen auch keinerlei Recht geben, ein Tier zu mißbrauchen und zu peinigen." Allerdings bleibt es das pathozentrisch und das Implizieren von "Gebrauch" als Gegensatz zu "mißbrauchen" bestehen (zudem ist seine sonstige Argumentation theistisch). Kant wiederum vertritt die Abgründe des Anthropozentrismus: "Allein weil Tiere nur als Mittel da sind, indem sie sich ihrer selbst nicht bewußt sind, der Mensch aber der Zweck ist, [...] so haben wir gegen die Tiere unmittelbar keine Pflichten, sondern die Pflichten gegen die Tiere sind indirekte Pflichten gegen die Menschheit." Indirekte Pflichten bedeutet, daß "Tierquälerei" nur dann falsch ist, wenn es zur "Verrohung" des Charakters führt (und Gewalt auch gegen Menschen fördert). Daggett vertritt heutigen Tierschutz. Kein Tier dürfe ohne "sinnvollen Grund" getötet werden usw., kennen wir zur Genüge.
Was Bentham sagt, ist in der Tierbewegungsszene bekannt. Aber auch er bleibt bei utilitaristischer Leidverrechnung, denn kurz vor diesem Abschnitt sagt er, Tiere zu töten sei gerechtfertigt, nur nicht sie leiden zu lassen. Und so verteidigt er in einem Leserkommentar an eine Zeitung auch Vivisektion, insofern sie ein "klares Ziel" habe. Gewissermaßen ein früher Peter Singer.
Salts Positionen können an anderer Stelle ausführlicher nachgelesen werden und Schweitzers Biozentrik ist zwar unsinnig, müßte aber Tierrechte einschließen. Allen, die sich heute auf ihn berufen (wie z.B. eine "Stifung" dieses Namens), scheint das jedoch egal zu sein und so frönen sie weiter dem Unveganismus. Die Autorin Brophy ist Vegetarierin und verhält sich erwartungsgemäß: "Wenn wir Tiere als Nahrungsquelle züchten und töten, dann haben wir – meiner Meinung nach – die moralische Verpflichtung, ihnen bei beiden Vorgängen Schmerz und Schrecken zu ersparen, einfach, weil sie empfindungsfähig sind. [...] Wenn wir Vivisektion erlauben, sind wir besonders dabei zur Einhaltung der schärfsten Mindestauflagen verpflichtet." Apropos Tierschutz, über Singer, der hier auch zu Wort kommt, braucht man wohl nicht zu weiter zu reden. Der vorletzte Autor, Nozick, kommt immerhin zu der Erkenntnis, daß Utilitarismus (wie von Singer vertreten) weiterhin speziesistisch ist (so ist das schmerzlose Töten von nichtmenschlichen Tieren gerechtfertigt, aber nicht von Menschen), mehr aber auch nicht. "Zumindest einige höhere Tiere sollten in menschlichen Überlegungen darüber, was man tun soll, ein gewisses Gewicht haben." Abschließend wird Regan zitiert, der zwar nachweist, daß Kontraktismus und Utilitarismus unzureichend sind, aber seine Argumentation ist diffus. "Was für einen Utilitarier Wert besitzt, ist die Befriedigung der Interessen eines Individuums, nicht das Individuum selbst." Sicher, aber was außer den Interessen ist an einem Individuum ethisch relevant? Seine Definition des "Eigenwerts" ist rein pathozentrisch und er schließt nach seinem Hauptwek zudem einen Großteil der Tiere aus der ethischen Berücksichtigung aus, von krudem Speziesismus seines "lifeboat"-Szenarios ganz zu schweigen (vgl. hier).

Fazit: Tierrechtsphilosophie ist hier nicht zu finden, war aber auch nicht zu erwarten. Die Absicht, einen Überblick über die bisherige philosophische Beschäftigung mit Tierethik zu geben, ist nur teilweise gelungen. Viele Texte wirken beliebig ausgewählt, nicht nach Wirkungsmächtigkeit oder Relevanz. Auch für das Zitieren eignet sich das Buch kaum, denn Autoren, zu denen längst historisch-kritische Ausgaben vorliegen (wie Marx und Nietzsche), werden nach der nächstbesten Taschenbuchausgabe oder unaktuellen wissenschaftlichen Ausgaben zitiert.
Will man sich näher mit der philosophischen Geschichte des Anthropozentrismus (der Grundlage der speziesistischen Ethik) beschäftigen, ist Gary Steiners "Anthropocentrism and its discontents. The moral status of animals in the history of western philosophy" besser geeignet.

Charles Patterson: Eternal Treblinka

Autor: martin
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
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Charles Patterson: "Für die Tiere ist jeden Tag Treblinka". Über die Ursprünge des industrialisierten Tötens, aus dem Amerikanischen von Peter Robert (Originaltitel: Eternal Treblinka: Our Treatment of Animals and the Holocaust), 1. Aufl., Zweitausendeins-Verlag, Frankfurt/M. 2004

Machen wir die Einführung kurz. Dieses Buch provoziert, wie man sich denken kann, die Diskussion um Analogien zwischen diversen Formen von Rassismus, Menschenausbeutung und Menschenmord zu Speziesismus und Ausbeutung und Mord anderer Tiere. Um die ständigen Wiederholungen durch Leute, die die Suchfunktion zu benutzen nicht in der Lage sind, etwas einzuschränken, ein Mini-FAQ vorweg:
- Wo liegt der Unterschied zwischen Vergleich und Analogie?
- Aber das Bundesverfassungsgericht hat so etwas doch verboten? (Nein, hat es nicht.)
- Machen nur Tierrechtler so etwas?
- Ist das nicht eine Herabwürdigung der Opfer?/ Gibt es nicht Unterschiede?/ War das nicht ein einmaliges Ereignis?

Zu beachten ist noch, daß die deutsche Version gegenüber der originalen gekürzt ist. Wer die Möglichkeit hat, sollte es daher im Original lesen (auch deshalb, weil die deutsche Version momentan vergriffen ist).

Patterson studierte am Amherst College, der Columbia Universität und der dem Yad Vashem Institute for Holocaust Education in Jerusalem und ist z.Z. Dozent für Geschichte und Psychotherapeut. Er hat mehere Bücher über den Holocaust geschrieben, die als Lehrbücher an amerikanischen Universitäten genutzt werden ("Anti-Semitism. The Road to the Holocaust and Beyond", "From Buchenwald to Carnegie Hall"), sowie über die amerikanische Bürgerrechtsbewegung ("The Civil Rithgs Movement"). Zur Tierrechtsphilosophie gibt es auch das Buch mit dem schlichten Titel "Animal Rights", das er wesentlich früher geschrieben hat.

Über dieses Buch (Eternal Treblinka) sagt er:
Zitat: My awareness of the scope of our society's exploitation and slaughter of animals has been a recent development. I grew up and spent most of my adult life oblivious to the extent to which our society is built on institutionalized violence against animals. For a long time it never occurred to me to challenge or even question it. Once I realized that the attitude behind animal exploitation was the same attitude behind the Holocaust, I began to see the connections that are the subject of my book.
[...]
It's about similar attitudes and methods behind our society's treatment of animals and the way people have often mistreated each other throughout history, most notably during the Holocaust.

Die Botschaft ist klar: Der Holocaust war ein "einmaliges Ereignis" (da jedes historische Ereignis nur einmalig sein kann), aber in seinen Prinzipen war er eine von vielen Ausprägung dessen, was passiert, wenn bestimmte (v.a. ethische) Anschauungen, die lange vorher existiert haben und weiterhin existieren, "konsequent" umgesetzt werden.

Im ersten Teil des Buches, überschrieben mit "Ein grundlegendes Versagen", zeichnet Patterson die Zusammenhänge zwischen Menschenausbeutung und Ausbeutung anderer Tiere von den Menschheitsanfängen bis zur Industrialisierung nach. Die Kernthese ist, daß die systematische Unterdrückung von nichtmenschlichen Tieren die geschichtliche Vorstufe zur systematischen Unterdrückung von anderen Menschen durch Sklaverei und Holocaust ist.

Begonnen hat diese systematische Unterdrückung und Ausbeutung freilebender Tiere durch ihre "Domestizierung". Sie beinhaltete u.a. Kastration männlicher Tiere, die den Hormonspiegel senkt und sie dadurch gefügiger macht. Den Müttern wurden die Jungtiere weggenommen, damit die Menschen deren Muttermilch selbst "nehmen" konnten. Dafür wurden viele Kälber an den Lippen oder der Zunge verstümmelt, um sie vom Saugen abzuhalten. Damit die weiblichen Tiere weiterhin Muttermilch produzieren, nachdem die Jungtiere ermordet wurden, gab es weitere abartige Methoden wie tote Jungtiere auszustopfen oder ihr Blut auf andere Jungtiere zu schmieren, um die Mütter zu täuschen.

Die ersten Menschensklavereien waren nicht viel mehr als die Ausweitung dieser "Domestizierung" auf Menschen. Die Unterdrückung von Frauen folgte zeitlich nach der der nichtmenschlichen Tiere. Die Prinzipien waren ähnlich: sie wurden eingesperrt und separiert, um durch die Kontrolle die Herrschaft zu sichern; sie wurden als Gebärmaschinen benutzt und dazu gegen ihrem Willen geschwängert, so wie es bei der "Zucht" nichtmenschlicher Tiere üblich war und bis heute ist. Nach einem Krieg wurden in antiken Gesellschaften, in denen systematische Tierausbeutung bereits üblich war, alle männlichen Gefangenen vorsorglich oder zur Strafe getötet oder kastriert, wie auch sich widersetzende männliche Tiere getötet oder kastriert wurden und werden. Die Frauen und Kinder wurden versklavt.
Der Umgang mit Sklaven änderte sich auch in den europäischen Kolonien einige Jahrhunderte später nicht. "Das Postulat der menschlichen Vorherrschaft, mit dem die Menschen sich von der Fürsorge und Verantwortung für die Tiere lossagten, legitimierte auch die Mißhandlung jener Menschen, die angeblich auf der Stufe von Tieren standen." Sie wurden kastriert, gebrandmarkt, ausgepeitscht, in Ketten gelegt und ihnen wurden die Ohren abgeschnitten. Die Menschen, die Sklaven bei der Flucht halfen, wurden zur Strafe und Erkennung gebrandmart mit den Buchstaben SS für "slave stealer", Sklavendieb – auch heute werden Tierbefreier gerne als "Diebe" bezeichnet. Juristisch fielen in den USA Schwarze in dieselbe Kategorie wie "Haustiere".

In der griechischen Philosophie bei Aristoteles wurde die Herrschaft über Sklaven und Frauen aus der Herrschaft über nichtmenschliche Tiere abgeleitet. In der römischen Antike war das Prinzip ähnlich. Dort wurden in den Arenen nicht nur etliche nichtmenschliche Tiere zum Spaß des Pöbels gequält und getötet, sondern auch menschliche Sklaven. Thomas von Aquin betonte, daß nichtmenschliche Tiere keine "Seele" hätten und deshalb auch kein Leben nach dem Tod. "Mit der Absage an ein ewiges Leben der Tiere bewahrte Aquin die Christen vor der beunruhigenden Aussicht, im Jenseits den rachsüchtigen Geistern der Tieren zu begegnen, denen sie auf Erden so viel Leid zugefügt hatten. Sein Standpunkt bestärkte das christliche Europa darin, dass es keinen Grund hatte, sich moralisch-ethische Gedanken um andere Geschöpfe zu machen oder sich schuldig zu fühlen, weil es sie ausbeutete und tötete." Die Philosophie der frühen Neuzeit verfolgte diese Richtung konsequent weiter. Nichtmenschliche Tiere seien nur zum Nutzen der Menschen erschaffen oder, laut einer von Descartes begründeten Doktrin, sie seien wie Automaten oder Maschinen, ohne Sprach-, Schmerzempfindungs- oder Denkvermögen. "[F]ür viele Europäer schien es klar zu sein, dass die weiße Rasse, da sie die niederen Menschenrassen unter ihre Gewalt gebracht, sich als ihnen überlegen erwiesen hatte, genau wie die Gattung Mensch im ganzen sich als den Tieren überlegen erwiesen hatte, da sie diese beherrschte und bezähmte." Diese Aussage Pattersons ließe sich auch theoretisch formulieren: Das Prinzip, aufgrund einer "natürlichen Überlegenheit" vermeintlich oder tatsächlich "Schwächeren" Rechte absprechen zu dürfen, nennt bezogen auf Menschen Sozialdarwinismus; bezogen auf Tiere kann man es Alimentär- oder allgemeiner Zoodarwinismus nennen (Aussprache: Zo-o-, von griech. zoon).

Laut Meinung vieler Historiker waren es die Bibelabschnitte, in denen die nichtmenschlichen Tiere "den Menschen untertan" erklärt wurden (Genesis), die die zerstörerische und herrschsüchtige Haltung vieler westlicher Gesellschaften der Natur gegenüber geprägt haben. Ob das Judentum allerdings so viel besser ist, wie Patterson andeutet, kann bezweifelt werden, denn dessen vermeintlich tierfreundlichen Vorschriften beruhen auf nichts anderem, als nichtmenschliche Tiere deshalb nicht schlecht zu behandeln, weil sie sonst ihre Wert als Eigentum verlieren würden (d.h. Tierschutz statt Tierrechte).

Im zweiten Unterkapitel ("Wölfe, Affen, Schweine, Ratten, Ungeziefer. Die Diffamierung anderer Menschen als Tiere") zeigt insbesondere die psychologische Seite systematischer Ausbeutung. Speziesismus ist und war vielen Menschen nicht nur dafür nützlich, die Verbrechen an anderen Tieren zu rechtfertigen, sondern auch, um Menschen durch "Umdeklaration", d.h. durch Verschiebung der konstruierten Speziesgrenze, genauso behandeln zu können. "Die Domestizierung der Tiere diente nicht nur als Modell und Inspirationsquelle für Menschensklaverei und tyrannische Herrschaftsformen. Sie legte auch das Fundament für das abendländische hierarchische Denken und für europäische wie auch amerikanische Rassentheorien, die zur Bezwingung und Ausbeutung 'minderwertiger Rassen' aufriefen und deren Angehörige zugleich als Tiere verunglimpfen, um ihre Unterwerfung voranzutreiben und zu legitimieren." Beispiele nachweisbarer Zitate sind: Türken bezeichneten Armenier als "Rinder", Afrikaner wurden als "Affen" bezeichnet, nord- und sübamerikanische Ureinwohner als "wilde Tiere, Raubtiere oder Ungeziefer", philippinischen Ureinwohner (von den us-amerikanischen Besatzern im Zuge des spanisch-amerikansichen Kieges 1898, wo auch KZs erricht wurden) als "Gorillas, Affen, Ratten, Hunde", Japaner im zweiten Weltkrieg als "Affen, Mäuse, gelbe Hunde, Ratten, Kakerlaken, Ungeziefer", Chinesen als "Schweine, Ameisen", Nazis und Muslime bezeichnen Juden als "Ratten, Schweine, Säue, Würmer, Läuse, Spinnen, Parasiten", Vietnamesen wurden von Amerikanern als "Termiten" und zuletzt Iraker als "Kakerlaken" bezeichnet. Goebbels sagte über Juden: "Das sind keine Menschen mehr. Das sind Tiere." Auch in unserem heutigen Sprachgebrauch dienen Tierbezeichnungen weiterhin vielfach als Beleidigungen.
Bei der rassentheoretischen Schädelvermessung sollte bewiesen werden, daß die Größe des Gehirn mit der Intelligenz korreliere, sodaß die Gehirne "weißer Männer [..] größer [seien] als die von Frauen, Armen und Angehörigen der nichteuropäischen niedrigeren Rassen." Schließlich fand man heraus, daß das Gehirn eines Schwarzen "dem des Affen angenährt ist" (vgl. das zweite Zitat hier).
Parallelen eröffnen sich in etlichen Bereichen. Nach dem Angriff auf Pearl Habor wurden in den USA die japanischstämmigen Einwanderer in "Pferdeställen", "Viehhöfen" und "Schweineställen" interniert. Auf der anderen Seite das gleiche: "Ein [japanischer] Offizier in Nanking, der chinesische Gefangene in Zehnergruppen aneinander fesselte, in Gruben stieß und verbrannte, erklärte später, er habe dabei nichts anderen empfunden als beim Schweineschlachten." In den KZs der Nazis, wo Menschenversuche durchgeführt wurden, heißen die Gefangenen "Kaninchen" und sie wurden "wie Labortiere" behandelt.

Das Prinzip, daß Menschenfolter und -morde und die Erziehung von u.a. Soldaten zu Folterern und Mördern durch die "Degradierung der Opfer zum Tier" wesentlich erleichtert wird, ist allgemein bekannt (zuletzt aus Abu Ghraib). Auch der Soziologe Roger Yates widmet sich dem in seinem fünften Podcast (Teil 1, Teil 2). Er zeigt wie die Dehumanisation (Entmenschlichung) oftmals eine Notwendigkeit und außerdem fast immer eine Folge der genannten Praktiken war. Auch dort finden sich weitere Zitate wie folgendes eines Offiziers: "Battle is like working in a slaughterhouse."

Zurück zu Patterson. Der zweite Teil des Buches, sehr treffend "Herrenspezies, Herrenrasse" betitelt und untersucht die Zusammenhänge von institutionalisierter Gewalt gegen nichtmenschliche Tiere einerseits und Menschen andererseits in den moderen Industriestaaten USA und Deutschland.

Die zweite Systematisierung der Tierausbeutung nach des "Domestizierung", war die "Industrialisierung des Schlachtens". Pattersonen zeichnet hierzu die Entwicklung der Schlachthäuser in den USA nach. Dabei fällt auf wie sie systematisch abgeriegelt und immer weiter außerhalb der Städte plaziert wurden, damit sie die Bevölkerung nicht stören. Hier werden, u.a. am Beispiel von The Jungle, ausführlichere Schlachthofbeschreibungen geliefert.
Weiter legt er dar, daß die Entwicklung der Fließbandtechnik ursprünglich nicht von Ford stammte, sondern aus den Schlachthäusern, wie es auch Ford selbst in seiner Autobiographie schreibt. Die Nazis wiederum haben von ihm die Weiterentwicklung dieser Technik für ihre Zwecke übernommen. Sie verstanden sich gut mit ihm, denn er betrieb diverse antisemitsiche Hetzkampagnen, wie die Verbreitung der "Protokolle der Weisen von Zion" und der Schrift "Der internationale Jude". Allerdings, und das ist auch öfter kritisiert worden, ist Pattersons Darstellung hier nicht ganz konsistent.

Wieder direkter werden die Parallelen im Unterkapitel "'Aufartung'. Von der Tierzucht zum Völkermord". Die Prinzipien von "Tierzucht" und "Menschenzucht" (als "Umgestaltung der Rasse") werden genauer betrachtet. Das Grundprinzip dabei ist die Kontrolle der Fortpflanzung. Die erwünschtesten Exemplare dürfte sich fortpflanzen, alle anderen werden kastriert oder getötet. Dieses Prinzip, praktisch eins-zu-eins aus der "Tierzucht" übernommen, wurde auf Menschen angewendet und führte in den USA zu Zwangssterilisationen und in Nazi-Deutschland zu Zwangssterilisation, Euthanasie und Völkermord.
Die Eugenik, die "Vererbungslehre für Menschen", begann in den USA mit einer Gesellschaft für "Tier- und Pflanzenzucht", der erste Direktor des Instituts für Eugentik war ein "Geflügelforscher". Dort hieß es z.B.: "Die fortschrittlichste Revolution in der Geschichte läßt sich erreichen, wenn menschliche Paarungen auf einer genauso hohen Stufe angesiedelt werden könnten wie bei der Pferdezucht." Es ist fast unnötig zu erwähnen, daß auch bei eugenischen "Studien" die abwertenden Tiermetaphern gang und gäbe waren. "Erfolge" bestanden darin, daß Anfang des 20. Jahrhunderts in 30 Staaten der USA Gesetze zur Zwangssterilisation von Gefängnis- und Psychiatrieinsassen erlassen wurden. Dies nahmen sich viele Eugenik-Forscher in Deutschland zum Vorbild (Eugenik lief hier meist unter der Bezeichnung "Rassenhygiene"). Hitler selbst beschäftigte sich mit amerikanischen Rasse- und Zwangssterilisationsgesetzen, denen er Vorbildfunktion beimaß, sodaß der deutsche Gesetzesentwurf fast direkt auf einem us-amerikanischen beruhte. Die folgende Euthanasie der Nazis zur "Reinhaltung der Rasse" hatte 120'000 Tote zur Folge. Auch Himmler, Hauptverantwortlicher des Holocaust, entwickelte seine Ideen an der "Tierzucht". Er war Diplomlandwirt, betrieb eine "Hühnerfarm" und übertrug sein "Interesse für die Zucht und das Töten von Hühnern [..] später auf die Menschen". Neben Himmler hatten etliche weitere hochrangige Nazis in Führungsrollen der Vernichtungsanstalten sowie mehrere besonders grausame Mitarbeiter, Erfahrungen in der "Tierzucht", waren ausgebildete "Metzger" oder Ähnliches. Manche Rezensenten haben hier darauf hingewiesen, daß nicht alle Nazis solche Berufe hatten und nicht alle, mit solchen Berufen Nazis waren. Das mag richtig sein, wurde aber von Patterson nicht behauptet, und die Tatsache, daß es hier eindeutige Parallelen gibt und daß solche Berufe für Menschenfolter und –mord prädestiniert sind, läßt sich kaum leugnen.

Konkrete Parallelen zwischen Schlachthäusern und den KZs der Nazis erläutert Patterson im Unterkapitel "Ohne eine einzige Träne. Mordzentren in Amerika und Deutschland". "Im Verlauf der gesamten Geschichte unseres Aufsteigs zur 'Herrenspezies' war unser brutaler Umgang mit den Tieren sowohl Modell als auch Grundlage für unseren brutalen Umgang miteinander. Wenn man sich mit der Menschheitsgeschichte beschäftigt, erkennt man das Muster ganz deutlich: Zuerst beuten die Menschen die Tiere aus und töten sie; dann behandeln sie andere Menschen wie Tiere und verfahren mit ihnen genauso."
Die langen, schmalen Gänge von der Transportstation, wo die Opfer "entladen" werden, bis zur Tötungsanlage gleichen sich bei Schlachthöfen und KZs und haben auch deshalb ähnliche, teilweise verharmlosende Bezeichnungen ("Schlauch", "Trichter"). In beiden wurden die Opfer, die nicht weitergehen wollten, mit Peitschen und Eisenstangen (heute oft Elektroschocker) vorwärtsgetrieben.

Manchen "Schlachtern" fällt es schwerer Kinder (hier: Kälber und Lämmer) zu ermorden als ältere Tiere. Auch dafür kann Patterson Parallelen nachweisen, da man in den meisten Nazi-Lagern im Osten die (menschlichen) Kinder lieber von einheimischen Hilfskräften erschießen ließ.
Die Behauptung, manche Nazis wären "tierlieb" gewesen, ist jedoch an den genannten Beispielen zu bezweifeln. Diese verhielten sich nur gegenüber ihren eigenen "Haustieren" (mehr oder weniger) angemessen, die jüdischen Tiere, die sie bei Wohnungsräumungen fanden, wurden hingegen erschossen. Abgesehen davon hatten viele KZs eigene Schlachtereien, Hühner-, Gänse- und Schweineställe und "Zoos". Während ihrer Freizeit gingen die Lagersoldaten gerne jagen und verglichen das Erschießen von Menschen mit dem Erschießen von Hasen. Gerade bei Hitler selbst waren die abwertenden Tiermetaphern zahlreich ("Schweinehunde", "Würmer" usw.) und seine eigenen Hunde peitschte er öfters aus. "Fleisch" hat er, entgegen anderer Behauptungen, ausgiebig gegessen, wie "Schinken", "Schweineschmalz", "Weißwürste", "Wildtiere" und Tauben. Wer also weiterhin etwas von Hitlers "Tierfreundlichkeit" behauptet (oder gar meint, er sei "Vegetarier gewesen"), fällt noch heute auf Goebbels Propagandalügen herein.
Weitere Parallelen bilden die Methoden des "humanen Tötens". Dabei geht es heute wie damals natürlich nicht darum, den Opfern zu helfen, sondern den Tätern ein besseres Gewissen zu verschaffen bzw. sie weniger psychisch durch die Ermordung zu belasten, um so das Weitermorden einfacher zu gestalten. Anstatt jedes Opfer einzeln umzubringen, wurde zu diesem Zweck die Vergasung eingeführt (wie sie auch heute noch mit Kohlenmonoxid bei Küken und Füchsen üblich ist).

Der dritte Teil des Buches ("Holocaust-Echos") ist weit weniger empfehlenswert als die ersten beiden. Zumindest verdeutlicht die hier vorgenommene Portraitierung von Menschen und die Wiedergabe von Erinnerungen von Holocaust-Überlebenden, daß diese eine höhere Sensibilisierung für die Situation der Opfer aufweisen und sich deshalb oftmals gegen Tierausbeutung engagieren (wenn auch selten für Tierrechte). Dieses Bewußtsein zeigt sich z.B. in Aussagen wie: "Denn das ist doch die wahre Lehre des Holocaust: Daß Menschen denen, die sie für 'Untermenschen' hielten, alles Erdenkliche antun konnten. Genauso wie wir den Tieren."
Hinweise, auf den Unterschied zwischen Vegetarismus und Veganismus fehlen zwar nicht, sind aber zu schwach betont. Auch gibt es kritische Kommentare zu einigen Tierschutzorganisationen, wobei Patterson die Heuchelei des Tierschutzes durchaus erkannt hat. Jedoch ist Peter Singer sicher kein "herausragender Führer der Tierrechtsbewegung". Daneben ist die Übersetzung hier an manchen Stellen wenig gelungen ("veganisch").
Wie schon zu Beginn des Buches ist Patterson hier an mehreren Stellen wieder ein wenig unkritisch gegenüber dem Judentum und dessen Umgang mit nichtmenschlichen Tieren. Relativiert wird das durch die Zitierung eines Veganers, der über ein Holocaust-Museum in Israel berichtet: "Ungefähr 60 Meter vom Haupteingang des Museums entfernt ist ein Tier-KZ, von dem ein schrecklicher Geruch ausgeht, der sich über das ganze Museum legt. Ich sprach die Museumserwaltung darauf an. Ihre Reaktion überraschte mich nicht. 'Aber es sich doch bloß Hühner.'"

Ein großer Abschnitt ist Isaac Bashevis Singer und seinen literarischen Werken gewidmet. Dieser sollte jedoch nicht überbewertet werden, nicht nur wegen seiner Religiösität, sondern auch wegen seines Unveganismus ("Vegetarismus"), obwohl einige seiner literarischen Figuren durchaus erkennen, daß für Hühnereier und Kuhmilch weiterhin Tiere sterben. Warum ihm das so schwer gefallen ist, ist nicht bekannt.

Im letzten Unterkaptiel ("Deutsche Stimmen für Tiere") findet sich leider kaum Zustimmungswürdiges. Die hier vorgestellen Personen beschäftigen sich hauptsächlich mit Randaspekten, PETA ist sicher keine "Tierrechtsorganisation", Kaplan kein "Vordenker der Tierrechtsbewegung" und die theistischen "Animals' Angels" betreiben mit ihren "Tiertransportbegleitungen" auch nur übelsten Tierschutzunsinn.

Fazit: Es paar Schwachstellen gibt es im Buch, einerseits einige zu wenig reflektierte Schlußfolgerungen in den ersten beiden Teilen und insbesondere einen schwachen und wenig brauchbaren dritten Teil. Das ändert jedoch nichts daran, daß die ersten beiden Teile sowohl umfassend als auch detailliert die Hauptparallelen zwischen Speziesismus und Rassismus oder anderen Formen systematischer Unterdruckung und Ausbeutung herausarbeiten. Die Schlußfolgerungen, die sich daraus ziehen lassen, sind grundlegende: der Ansatz, Tierrechte zu mißachten und zu glauben, dennoch umfassende Menschenrechte fordern zu können, ist zum Scheitern verurteilt. Psychologisch und soziologisch gesehen ist es eine Tatsache, daß die Zuschreibung der Opferrolle in Bezug auf Menschen wie auf andere Tiere den gleichen Mustern und Methoden folgt. Wie gezeigt wurde, ist die Speziesgrenze im Denken verschiebbar, d.h. Tierrechte zu mißachten, weil durch die Zugehörigkeit zu den Menschen gesichert sei, kann ein böses Erwachen zur Folge haben. Der einzige Ausweg ist, Menschen- und andere Tierrechte wirklich zu achten und das fordert in erster Linie die persönliche Konsequenz, vegan zu werden.

andere Replik

Autor: martin
Datum:
Forum: Komplementärforum
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Eine andere Replik wurde inzwischen abgedruckt und ist auch online zu finden:

Zitat: graswurzelrevolution 343, November 2009
für eine gewaltfreie, herrschaftslose gesellschaft

Die Geschmacklosigkeit des guten Geschmacks
Eine Replik auf: "Anti-Speziesismus? Schmeckt mir nicht!", Artikel von Rüdiger Haude, in: GWR 340, Sommer 2009 (*)

Von Tim Kröger

Als Beitrag zur Diskussion um Tierrechte erschien in der GWR Nr. 340 Rüdiger Haudes Artikel "Anti-Speziesismus? Schmeckt mir nicht!" (http//www.graswurzel.net/340/tierrechte.shtml). In GWR 341 und GWR 342 haben wir mehrere Leserinnenbriefe dazu dokumentiert sowie in den Libertären Buchseiten (GWR 342) eine an die Diskussion anknüpfende Rezension von Sal Macis zu dem Buch "Das steinerne Herz der Unendlichkeit erweichen. Beiträge zu einer kritischen Theorie für die Befreiung der Tiere" veröffentlicht. Diesmal drucken wir Tim Krögers Antwort auf Rüdiger Haudes Artikel.
(GWR-Red.)


Die kritische Reflexion des Mensch-Tier-Verhältnisses ist keine Frage des kulinarischen Geschmacks, sondern der gesellschaftlichen Vermittlung konkreter Individuen unter waren- und rechtsförmigen Verhältnissen. KonsumentInnen lernen Tiere meist als ersetzbare, fachgerecht zerlegte Abpackware im Supermarkt kennen, die sie in einem konditionierten Waren- und Rechtsgeschäft legal aneignen und bald verzehren. Keine Gedanken werden an jene Gewalt verschwendet, die dem tierischen Individuum die Einzigartigkeit seiner Empfindungen absprach.

Die gewaltförmigen Produktionsbedingungen reflektiert der Veganismus unter weitgehender individueller Verweigerung der Tiernutzung, ohne jedoch die besondere gesellschaftliche Vermittlung anzutasten. Die Geschichte der Tiernutzung ist weit älter als jene des Kapitalismus, gleichsam ist dieser zur Bedingung der Ausbeutung von Tieren geworden. Veganismus ist ein Privileg des Wohlstands, daher wäre es absurd, die Moralität derer einzuklagen, die am Hungertuch nagen oder denen der Zugang zu entsprechenden Nahrungsquellen verwehrt bleibt. Die Befreiung der Tiere ist notwendig an die Befreiung der Menschen geknüpft.

Veganismus ist keine Befreiung der Tiere, aber die Bedingung ihrer Möglichkeit. Wenn das Wohl dem Leid, die Freiheit der Gefangenschaft und das Leben dem Tod vorzuziehen ist, dann ist jede Kritik an der Befreiung der Tiere zynisch. Befreiung wendet sich indes nicht an die Tiere, sondern an ihre Schlächter. Sie bedeutet hierbei lediglich, etwas nicht zu tun, also nicht zu nutzen, nicht zu quälen, nicht zu töten. Wenn Rüdiger Haude die Nutzung von Tieren prinzipiell beibehalten möchte, bezieht er eindeutig Position gegen die Idee der Tierbefreiung, auch oder gerade wenn er von einer "Humanisierung" der Tiervernutzung träumt.

Die Nutzbarkeit der Tiere begründet sich nicht in ihrem Sein, sondern im Bewusstsein der Menschen. Leid oder Hätschelei erfahren Tiere je nach verurteilter Nutzenkategorie, indem sie als Haus-, Streichel-, Milch-Lege-, Schlacht- oder Versuchstier ein dumpfes Dasein fristen oder im Zoo und Zirkus dem närrisch-glotzenden Publikum zur Schau gestellt werden. Es entbehrt nicht einer gewissen Schizophrenie, wenn der Tod des geliebten Haustiers zur herzzerbrechenden Tragödie stilisiert wird, während jener des austauschbaren Exemplars im Schlachthaus als rationale Notwendigkeit beschönigt wird; wenn der moralische Zeigefinger auf die vermeintlich fremde Kultur zeigt, die hier den Verzehr von Hunden oder Katzen und dort jenen von Rindern oder Schweinen als barbarisch verurteilt; wenn Tierversuche sich dadurch legitimieren, dass Tiere dem Menschen so ähnlich sind und folglich die Resultate auf den Menschen übertragbar seien, aber zugleich kategorial anders, um moralische Bedenken zu ersticken.

Der Begriff des (Anti-)Speziesismus ist insofern eine zweifelhafte Kategorie, als dem biologischen Begriff der Spezies eine Konstruktion zugrunde liegt, die sich nicht auf Tiere und Menschen beschränkt. In der Konsequenz mündet der Begriff im Biozentrismus, der alle Lebewesen unabhängig von ihrer Leidensfähigkeit gleichermaßen berücksichtigen und deshalb scheitern muss. Vielmehr liegt die Wurzel des gewaltsamen Mensch-Tier-Verhältnisses im Anthropozentrismus, wonach der Mensch das Maß aller Dinge ist. In dieser Tradition sieht sich Haude, der vom "unsäglichen Leiden unzählbarer Tiere" plaudert, nur um absurd niedrige Preise von Tierprodukten rührselig zu beklagen, die auf Kosten der Qualität gingen - nicht der Lebensqualität unverwechselbarer, leidensfähiger Individuen, sondern der Qualität austauschbarer Exemplare unter warenförmiger Zu- und Hinrichtung.

Haude behauptet ferner, eine vegane Ernährung käme in der "Kulturgeschichte der Menschheit kaum vor", da das "gattungsgeschichtliche Erbe [...] uns wohl eher als Allesfresser mit einem gewissen Hang zum Aas" ausweise. Die Ausbeutung von Tieren ist keine "anthropologische Rahmenbedingung". Was sich als historische Analyse feiert, ist die deterministische Aufhebung von Geschichte. Weil etwas irgendwie ist oder immer war, muss es nicht für alle Ewigkeit so sein. Geschichtlichkeit bedeutete vielmehr, die Dinge als geworden und damit vergänglich zu begreifen. Auch die beste aller möglichen Welten konnte sich in der Kulturgeschichte der Menschheit noch nicht entfalten - kein Grund, sie nicht anzustreben.

Peter Singers utilitaristische Rechenhaftigkeit und der Populismus von PETA sind für die Tierbefreiungsidee so wenig repräsentativ wie der ekelhafte Chauvinismus und Antisemitismus Proudhons für die Idee des Anarchismus. Wenn die Argumentation versagt, hat Haude noch den Joker in der untersten Schublade: Hitler war Vegetarier!

Damit ist die emanzipatorische Idee diskreditiert. Auf diesen Schreck sollten VeganerInnen nun endlich aufhören, am Möhrchen zu knabbern, und ihrer "ethischen Verwahrlosung" inne werden.

Der Holocaust-Vergleich ist indes eine Scheußlichkeit, die zuweilen mittels antisemitischer Stereotype legitimiert wird, wie etwa, dass es Juden wie Isaac B. Singer waren, die durch Aussagen wie "Für die Tiere ist jeden Tag Treblinka" die Shoa entkontextualisierten, enthistorisierten und relativierten. Das erinnert an jene antisemitische Hetze, die sich durch einzelne Fälle jüdischen Selbsthasses legitimierte, denn wenn es der Jude selbst sagt, dann müsse es wohl stimmen. Die notwendige Kritik an dieser Identifikation der Verbrechen verfehlt aber das Problem, insofern der Skandal des Vergleichs im überragenden Wert des Menschen gegenüber Tieren gesehen wird. So schließt Haude, dass "Menschen auf die Ebene von Tieren herabgedrückt" würden, insofern Tiere "auf die Ebene von Menschen gehoben werden". Hier wird Moral als jenes Verhältnis missverstanden, das den ideellen Wertzuwachs auf der einen Seite als Wertverlust auf der anderen Seite verbucht. Wert und Würde leiten sich etymologisch von "wenden" ab und bedeuten "gegen etwas gewendet" im Sinne von "einen Gegenwert habend". Sie sind das abschätzende Verhältnis, das selbstständige Größe setzt.

Daher fällt der Einwand Haudes gegen die Kritik des "Nullsummenspiels", er habe nur von Relationen und nicht von Summen gesprochen, auf ihn selbst zurück. Der Idee der Tierbefreiung ginge es nicht um Auf- oder Abwertung, sondern um die prinzipielle Kritik des wertförmigen Denkens. Der Skandal des Holocaust-Vergleichs liegt vielmehr in jener relativierenden Identifikation, die unterstellt, dass sowohl die Shoa als auch der industrialisierte Tierverbrauch relativ auf das Andere und damit irrelevant an sich selbst seien. Die Erinnerung wird aus dem historischen Kontext gerissen und entfremdet, wenn die PETA-Kampagne "Holocaust on your plate" die Schrecken der Shoa auf populistischen Reklametafeln instrumentalisiert. In der Kulturindustrie hat alles nur eine Qualität, sofern man es eintauschen kann, nicht sofern es selbst etwas ist.

Das folgende Zitat ist übrigens höchstwahrscheinlich nicht von Adorno: "Auschwitz fängt da an, wo einer im Schlachthof steht und sagt, es sind ja nur Tiere." Es sollte nicht nur HistorikerInnen skeptisch machen, wenn sich Aussprüche ohne Quellenangaben hartnäckig verbreiten. Von Adorno kommt hingegen: "Der Trotz, mit dem er [der Mensch, der ein tödlich verwundetes Tier erblickt] diesen Blick von sich schiebt - 'es ist ja bloß ein Tier' - wiederholt sich unaufhaltsam in den Grausamkeiten an Menschen, in denen die Täter das 'Nur ein Tier' sich immer wieder bestätigen müssen, weil sie es schon am Tier nie ganz glauben konnten." (Adorno, MM, 2003, S. 118) Gerade deshalb ist Haudes Annahme falsch, wonach die ethische Grenze zwischen Menschen und Tieren vor ethischen Grenzen zwischen den Menschen schütze. Adorno als dezidiert deutschen Philosophen gegen den jüdischen Philosophen Adorno auszuspielen, verursacht indes hartnäckiges Fremdschämen. Ist die Rückkehr Adornos ins postnazistische Deutschland seiner deutschnationalen Gesinnung geschuldet? Floß bei all seiner Kritik der Nation doch irgendwie deutsches Blut durch seine Adern? Oder zieht Haude kulturnationalistische Gründe zu Rate, für einen Menschen, der in Auschwitz das Ende von Kultur erblickte?

"Die Besonderheit der menschlichen Kulturhaftigkeit" (Haude) ist kaum zu leugnen. Aber welche Kultur meinen wir? Die Kultur des Schlachthofs, die Kultur des Patriarchats, die Kultur des Rassismus, die Kultur des Kapitalismus oder gar die Kultur, die Auschwitz möglich machte? Eine Kultur, auf die sich berufen ließe, wäre erst noch zu erschaffen.

Der Mensch ist besonders, weil er die Wahl hat, andere Tiere moralisch zu berücksichtigen, also berücksichtigt er sie nicht. Nur in der Unterscheidung vom Tier kann sich der Mensch definieren, wenn er mit dessen Unvernunft seine Würde beteuert (vgl. Horkheimer/Adorno, DdA, 2001, S. 262). Die Tierbefreiungsidee will keinesfalls "eine Auster und einen Orang-Utan auf dieselbe Stufe" stellen. Die Kritik des Anthropozentrismus sensibilisiert dafür, dass die strikte Grenze zwischen Mensch und Tier eine Konstruktion ist, die jene Differenz zwischen Auster und Orang-Utan als tierliche Identität einebnet und den feinen Unterschied im Reich der Primaten als Wächter eines tiefen Grabens betont.

Tiere sollten Rechte haben"? Die Forderung nach Tierrechten ist absurd. Die Ideologie der Rechtsform kann Tiere nicht als moralische Objekte anerkennen, weil einerseits das Recht nicht moralisch ist und andererseits Tiere keine Rechtssubjekte werden können, die das Wesen des Rechts verinnerlichen: Berechtigung fordert immer zugleich die Verpflichtung ein: Daher wird, wo niemand "einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schaden zufügen" dürfe (§ 1 Tierschutzgesetz vom 18. Mai 2006, Dt.), nachgerade jede Scheußlichkeit als vernünftiger Grund verwaltet.

Auch Menschenrechte sind nicht Zeichen der Emanzipation, vielmehr spiegelt ihre Notwendigkeit irrationale Verhältnisse wider. Der Forderung nach "artgerechter" Tierhaltung kann nur entgegnet werden, dass "artgerecht" allein die Freiheit ist, das gilt für Menschen wie für andere Tiere. Moral setzt die Freiheit der Entscheidung voraus. Insofern verfehlt der ethische Diskurs das Wesen der Moral, wenn er aus der Not widerstreitender Handlungsperspektiven eine Tugend für ethische Grenzfälle ableiten möchte. Die Ausbeutung der Tiere ist jedoch keine notwendige Bedingung der menschlichen Existenz.

Wenn wir in keinem ethischen Dilemma stecken, in dem das Tier sterben muss, damit der Mensch überlebt, stehen wir vielmehr vor der Wahl zwischen Tod oder Leben, Leid oder Lust der Tiere.

Wie entscheiden wir uns?

(http://www.schattenblick.de/infopool/medien/altern/gras1047.html)

Andreas Flury: Der moralische Status der Tiere. H. Salt, P. Singer und T. Regan

Autor: martin
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
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Flury, Andreas: Der moralische Status der Tiere. Henry Salt, Peter Singer und Tom Regan (Alber-Reihe Praktische Philosophie, Bd. 57), Karl-Alber-Verlag, Freiburg/M. 1999

Andreas Flury ist heute Privatdozent für Philosophie an der Universität Bern. Diese Arbeit beruht auf seiner Dissertation von 1995. Das Ziel der Arbeit ist, die Positionen von allen "drei Autoren, welche als die bedeutsamsten der neuen Tierrechtsbewegung bezeichnet werden können" zu betrachten. Eigentlich hätte er während seiner Untersuchung feststellen müssen, daß sie nichts mit Tierrechten zu tun haben, aber vermutlich fehlen/fehlten auch ihm die nötigen Abgrenzungskriterien (denn: wer nicht vegan, antispeziesistisch (und abolitionistisch) ist, kann faktisch kein Tierrechtler sein – genausowenig wie jemand, der Brandsätze in Asylbewerberheime wirft, ein Menschenrechtler sein kann). Weiterhin solle die Arbeit, "die Frage, welche Wesen aufgrund welcher Eigenschaften einen bestimmten Status in einer ‚ethischen Ontologie’ oder Axiologie verdienen" untersuchen und es sollen die "moralisch relevanten Eigenschaften" von Tieren identifiziert werden, "deren Besitz einem Wesen Anspruch auf direkte moralische Berücksichtigung verleihen". Das Vorgehen besteht darin, die drei Ansätze vorzustellen und anschließend Mängel und Inkonsequenzen zu kritisieren.

Der erste Autor ist Henry Stephens Salt und sein Buch "Animals' Rights" (1892). Für seine Zeit war er sicherlich weiter als die meisten, allerdings ist seine Position zu inkonsequent, um als tierrechtlerisch gelten zu können. Zwar lehnt er das "Schlachten von Tieren", "Jagd", Tierversuche, "Zoos", Kleidung aus "Pelz" oder Federn ab, aber behauptet, "Wolle" sei kein Problem, da sie sich "ohne Verletzung" der Tiere "gewinnen" ließe. Außerdem sei eine plötzliche Umstellung der Gesellschaft auf den absoluten Verzicht auf tierliche Arbeitskraft nicht möglich, deshalb sollte deren Arbeit möglichst angenehm und ohne Ungerechtigkeit und Mißhandlung gestaltet werden. So sehr man seine Pionierleistung, überhaupt radikale Forderungen zu stellen, würdigen kann, so sind diese Formulierungen jedoch eindeutig tierschützerisch. Ähnlich auch die Forderung nach Anerkennung "des tierischen wie menschlichen Rechts, vor jedem unnötigen Leid sowie aller Leibeigenschaft bewahrt zu werden und ein natürliches Leben zu führen, dessen Freiheit nur durch die legitimen Erfordernisse der Gemeinschaft eingeschränkt ist", was einerseits impliziert, es gäbe "notwendiges Leid" und andererseits bieten die "legitimen Erfordernisse der Gemeinschaft", je nach Defition, eine Freikarte zur Tierrechtsverletzung. Seine Verbesserungsvorschläge bestehen einerseits in der Erziehung und andererseits in der Reform mittels Gesetzesveränderungen. Als wichtigste führt er an: Verbot der "Jagd", Verbot gefangener oder gezähmter Tiere, Schutz der "Schädlinge", Verbot oder Einschränkung der Verwendung von Schnappfallen, Regelung der Tiertransporte, staatliche Kontrolle von "Schlachthäusern", Verbot der Vivisektion. Auch falls man ihm zugestehen kann, daß er von der Schädlichkeit des Reformismus in diesem Bereich noch nichts wußte, macht das solche Überlegungen, wie die "Regelung der Tiertransporte", keineswegs weniger kontraproduktiv.

Flurys nachfolgender Kritik kann z.T. zugestimmt werden. Das betrifft z.B. die Zurückweisung Salts Behauptung, es gäbe keine moralischen Dilemmata, oder die Kritik an dessen Spiritualismus (nichtmenschliche Tiere hätten wie Menschen eine "Seele", man müsse den "paradiesischen Zustand" wiedererlangen usw.). Auch nicht sehr zielführend ist dessen Insitieren darauf, daß Menschen und nichtmenschliche Tiere sehr ähnlich seien und grundsätzlich Charakter und Vernunft aufwiesen. Natürlich sind Menschen Tiere, aber viele nichtmenschliche Tiere sind dem Menschen eben sehr unähnlich und trotzdem moralisch zu berücksichtigen. Genauso wie Tiere ohne Charakter (was Definitionssache ist und auch Neugeborne (aller Spezies) betreffen könnte) und ohne Vernunft (z.B. geistig behinderte Menschen) dennoch moralisch zu berücksichtigen sind.
Nicht zustimmen kann man Flurys Kritik an anderen Punkten. So z.B. wenn er Salts Analogie von Vivisektion mit Begriffen wie Folter ablehnt, womit er vermuten läßt, daß er den Unterschied zwischen Analogie und Vergleich nicht kennt. Auch sein Hinweis, nicht alle Tieren hätten die gleiche Intelligenz und es müßte deshalb differenziert werden, ist formal richtig, aber wenn es um ethische Berücksichtigung von Elementarrechten geht, kann eine Unterscheidung zwischen hoch und niedriger entwickelten Tieren fatal sein (und ist natürlich speziesistisch).

Als zweiten Autor beschäftigt er sich mit Peter Singer und dessen Büchern "Animal Liberation" und "Practical Ethics". Singer vertritt einen Präferenz-Utilitarismus und keinen Antispeziesismus und so findet man seine tierrechtsverletzenden Äußerungen hier gut zusammengefaßt. So gälten gegenüber nicht-empfindungsfähigen Lebewesen keine moralischen Verpflichtungen, er setzt die Grenze dieser "niederen Tiere" unterhalb der Muschel an. Es sei falsch, die Lebewesen, die er als "Personen" bezeichnet, zu töten. "Dazu gehören auch große Menschenaffen und evt. Wale und Delphine. Nach dem Prinzip der Gnade des Zweifeln kann auch Hunden, Katzen und Schweinen dieses Status zugestanden werden." ("Nicht töten" heißt für Singer aber nicht, daß man sich nicht sexuell an ihnen vergehen dürfte.) Die nächste Stufe sind "bewußte oder empfindende Wesen", die zu töten richtig ist, wenn die "Neuschaffung von Wesen" erfüllt ist, dazu gehören "Säugetiere, die heute in der intensiven Tierhaltung aufgezogen und die meisten Tiere, die für Tierversuche verwendet werden." Diese Tierausbeutung in großem Stil ist damit offiziell genehmigt. Aber solche Aussagen und ihre Folgen sind ja bekannt.
Die praktischen Konsequenzen stellen sich so dar, daß "[a]ls Minimalforderung aus der Miteinbeziehung der tierischen Interessen [..] auf Tierfleisch aus Intensivzucht [!] verzichtet werden [muß]." Zwar empfiehlt (!) er ansonsten eine generelle Vermeindung von "Fleisch" und Kuhmilch, aber er warnt davor, "zu hohe Ansprüche an die Menschen zu stellen", "[a]nsonsten bestehe die Gefahr, daß die als unerfüllbar und einschneidend radikal empfundenen Ansprüche generell abgelehnt werden." Die Parallelen zu den Rechtfertigungsversuchen der eigenen Inkonsequenz bei Kaplan sind frappierend. Außerdem ist Singer der Meinung, es sei problematisch, die "Tötung von Tieren unmittelbar als falsch" zu erklären, denn es "ist schwer zu verstehen, wieso ein Wesen, das keinen Sinn für seine Zukunft hat, sondern gleichsam Moment für Moment lebt, durch seinen Tod etwas verliert, was nicht durch die Neuschaffung eines Wesens, das über angenehme Gefühle empfindet, kompensiert werden könnte." Denn genau das ist sein Utilitarismus: Individualwohl gilt nichts, Individualrechte schon gar nicht, Hauptsche die "Gesamtglücksmenge im Kosmos" stimmt. Des weiteren sei es moralisch geboten, "Schädlingsbekämpfungsmittel so einzusetzen, daß das Leiden der Tiere möglichst gering ist". Da können sich die Tiere aber freuen.
Wenn man hier bereits denkt, tierrechtsverletzender ginge es nicht, kann Singer das natürlich noch steigern. Unter folgenden Bedingungen ist es für ihn legitimierbar, bewußte Lebewesen zu töten und als Nahrung zu verwenden: die Tiere müssen natürlich aufgewachsen sein, dürften nicht selbstbewußt sein, die Tötung muß schmerzlos erfolgen, die Artgenossen dürfen durch den Tod nicht leiden, die Tieren dürfen aus ökonomischen Gründen nicht gezüchtet werden, wenn sie nicht als Nahrung dienen. Konkret hält er "Fischfang" in ärmeren Ländern für gerechtfertigt. Und um diesen Speziesismus zu krönen: "Treffen nicht-triviale Interessen von Menschen mit nicht-trivialen Interessen von Tieren zusammen, ist es den Menschen moralisch erlaubt, ihre Interessen durchzusetzen; sie sollen den Schaden für die Tiere dabei nach Möglichkeit minimieren."

Flurys Kritik stellt richtig heraus, daß die Leidvermeidung allein kein ausreichendes Kriterium ist (er bringt als Beispiel einen Tierausbeuter, der den Tieren seit der Geburt Drogen verabreicht). "Auf der Grundlage von Singers Theorie läßt sich kein stichhaltiges Argment gegen die Aufzucht von Tieren zu Nahrungszwecken anführen, wenn diese Tiere - wie im erwähnten Beispiel - durch Medikamente in einen Zustand starker und intensiver Glücksgefühle versetzt würden." Die Absurdität Singers Utilitarismus faßt er folgendermaßen zusammen:
Zitat: Dem Leben bloß empfindender Wesen kommt für Singer nämlich überhaupt kein Wert zu. Solange wir nämlich durch die Tötung eines solchen Wesens den Saldo der angenehmen gegenüber den unangenehmen Gefühlen im Kosmos nicht verändern, ist die Tötung moralisch gesehen unbedenklich. Dazu ist nach Singer ausreichend, dafür zu sorgen, daß ein allfällig getötetes Wesen durch ein anderes ersetzt wird, das zumindest gleich viel angenehme Gefühle erlebt. [...] Vielleicht tut man ihm [dem Wesen] daher kein persönliches Unrecht, wenn man es tötet, obwohl man die Glücksmenge im Universum verringert. Aber dieses Unrecht, wenn es denn eines ist, kann dadurch ausgeglichen werden, daß man ähnliche Wesen in die Welt setzt, die ein ebenso glückliches Leben haben werden. [...] Diese Version des Utilitarismus sieht in der Maximierung der Lust bzw. der Präferenzerfüllung das Kriterium des moralisch Richtigen. Dabei ist es dieser Theorie zufolge irreleveant, ob diese Maximierung durch Vermehrung der Lust bzw. Erfüllung von Präferenzen bei existierenden Wesen erfolgt oder durch die Vermehrung der Zahl von Wesen erreicht wird.
Kurz gesagt: Singer interessiert sich nicht im Entferntesten für die Rechte der Tiere, sondern lediglich für seine abstrusen Glücksmengenrechnungen. Wenn eine solche Person der "Begründer der Tierrechte" sein soll, muß man sich über den Zustand der Tierrechtsbewegung nicht wundern.

Tom Regan und sein Buch "The Case for Animal Rights" ist Gegenstand der dritten Betrachtung. Dieser unterscheidet alle relevanten Lebewesen in "moral agents", diese haben hochentwickelte Fähigkeiten (dazu gehören z.B. erwachsene Menschen, die über alle geistigen Fähigkeiten verfügen und evt. Wale); "moral patiens" i.e.S., die einen inhärentem Wert haben und das Subjekt-eines-Lebens-Kriterium erfüllen, d.h. sie verfügen über Überzeugungen und Wünsche, Wahrnehmung, Erinnerung und Zukunftssinn, Gefühlsleben, Fähigkeit Interessen zu verfolgen, psychophysische Identität usw. (dazu gehören z.B. mehr als einjähige Säugetiere und geistig behinderte Menschen); sowie "moral patiens" i.w.S., die kein Bewußtsein und Empfindung und damit keinen inhärenten Wert haben (z.B. Frösche).
Nach weiteren definitorischen Differenzierungen kommt Regan zu den Folgerungen aus seiner Theorie: Der "Konsum von Tierfleisch" sei eigentlich abzulehnen, wäre aber gerechtfertigt, wenn der Verzicht gesundheitliche Schäden brächte. Theoretisch könnte man Tiere (Truthähne, Hühner), die keinen inhärenten Wert haben, als Ressourcen benutzen, auch wenn er die Grenzziehung als schwierig bezeichnet. In Notfällen sei das "Schlachten" und der "Fleischverzehr" gerechtfertigt. "Jagd" und Tierversuche lehnt er hingegen ab.

Flury stellt in seiner Kritik fest, daß nach Regan ein Lebewesen zu mißhandeln oder zu töten, das nicht Subjekt seines Lebens ist, nur indirekt falsch sei, denn es fördere die Neigung, auch Grausamkeiten gegen Wesen mit inhärentem Wert zu begehen. Regans Konzept ist damit inhärent anthropozentrisch.
Das Übel des Todes bestehe nach Regan in der Fülle der Möglichkeiten zur Bedürfnisbefriedigung, die durch das Lebensende ausgeschlossen sind. Diese seien bei höher entwickelten Tieren (Menschen) größer als bei niedriger entwickelten (Beispiel Hund), daher sei die Opferung des zweiten im Konfliktfall gerechtfertigt. Als Szenario dient ihm ein Boot mit vier Menschen und einem Hund, das nur Nahrung für vier enthalte (das ist das zielzitierte "lifeboat scenario"). Da Regan - wie wir gesehen haben - kein Problem mit übelstem Speziesismus hat, dürfte der Hund natürlich "geopfert" werden. (Für einen Antispeziesisten müßte - auch wenn das gerne unterstellt wird – nicht etwa grundsätzlich einer der Menschen zugunsten des Hundes geopfert werden, sondern (da alle der fünf gleichwertig sind) bestünde ein ethisches Dilemma. Müßte es gelöst werden, dann nur über Kriterien, die nicht speziesspezifisch sind, wie Gesundheitszustand, Nahrungsverbrauch etc. Da der Hund weniger Nahrung verbraucht, würde die Wahl allerdings unwahrscheinlich auf ihn fallen.)
Zu Regans grundlegender Theorie, die Tiere ohne "inhärenten Wert" keiner moralischen Berücksichtigung für nötig erachtet, resümiert Flury: "[E]s entbehrt nicht einer gewissen Ironie, wenn ausgerechnet der wohl profilierteste Autor zur Tierrechtsfrage durch seinen Ansatz einer ganze Kategorie von Tieren moralische Relevanz abspricht" und bestätigt, daß eben nicht alle, die sich mit dem Begriff Tierrechte schmücken, ihn auch wirklich verdienen. Wenig überraschend ist demnach auch, daß Regan trotz gegenteiliger Behauptungen mit "humanes Schlachten ist toll"-Tierschützern anbandelt und theistische Argumente benutzt.

Als letzten Teil des Buches formuliert Flury eine eigene Moralkonzeption. Und obwohl er aus diesen schlechten "Vorbildern" gelernt haben müßte, gleicht dieser Ansatz eher einer mathematischen Rechnungen als einer philosophischen Position und Antispeziesismus oder Veganismus, die Grundlage sein müßten, sind nicht zu entdecken.

Fazit: Über Tierrechte kann man hier nichts lernen, aber auch nicht ganz unnützlich sind die Analysen der drei Positionen, die beweisen, daß jeder, der Singer oder Regan als Tierrechtsphilosoph bezeichnet, deren Werke nicht gelesen oder nicht verstanden hat (oder vielleicht einfach nur genauso seinen eigenen Unveganismus zu rechtfertigen versucht). Eine tierrechtlerische Position macht es notwendig, sich mit diesen Personen auseinander zu setzen (da sie leider allzu oft als Vordenker fehlzitiert werden), und dafür gibt das Buch eine gute Zusammenfassung ihrer Grundthesen, anhand derer man gegen sie argumentieren kann.

Thomas Schwarz: Veganismus und das Recht der Tiere (Aufsatz)

Autor: martin
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Forum: Tierrechtsforum
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Thomas Schwarz: Veganismus und das Recht der Tiere. Historische und theoretische Grundlagen sowie ausgewählte Fallstudien mit Tierrechtlern bzw. Veganern aus musikorientierten Jugendszenen, in: Wilfried Breyvogel (Hrsg.): Eine Einführung in Jugendkulturen. Veganismus und Tattoos, VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2005

Dieses von Breyvogel herausgegebene Lehrbuch für Soziologie setzt sich, wie man dem Titel entnehmen kann, zum Ziel, eine Einführung zu drei jugendrelevanten Gebieten bzw. Themen zu bieten. Der erste Aufsatz, geschrieben vom Herausgeber, ist ein Überblick über "Jugendkulturen im 20. Jahrhundert", der dritte, geschrieben von Tobias Lobstädt, handelt von "Tätowierung in der Nachmoderne". Befassen werde ich mich nur mit dem zweiten: Thomas Schwarz: "Veganismus und das Recht der Tiere. Historische und theoretische Grundlagen sowie ausgewählte Fallstudien mit Tierrechtlern bzw. Veganern aus musikorientierten Jugendszenen."

Eine formale Kritik gleich vorweg: Das Zusammenwerfen der drei Literaturverzeichnisse in eines erhöht nicht gerade die Übersichtlichkeit.

Schwarz beginnt mit einer etwas langatmigen Einleitung, worin er mittels der Vorstellung der Hintergründe zum Film "Super Size Me" die Aktualität des Ernährungsthemas betonen will. Da dies allerdings nicht gerade veganismusnah ist, hätte sicher ein besserer Aufhänger gefunden werden können.

Im anschließenden Kurzüberblick über die Ernährungsformen findet sich bereits ein erster Fehler. "Veganer praktizieren die konsequenteste, man könnte auch sagen, radikalste und, zumindest unter gesundheitlichen Aspekten, mithin noch meist umstrittene, nicht selten diskreditierte Variante aus der Vielzahl vegetarischer Kostformen." Richtig ist, daß sich der Veganismus aus dem Vegetarismus entwickelt hat, allerdings hätte zur Vermeidung von Mißverständnissen angemerkt werden sollen, daß Veganismus (der konsequenterweise nur ethisch motiviert sein kann) aus eben diesen ethischen Gründen dem Vegetarismus entgegensteht und somit keine Unterart desselben darstellt. Die dann folgende Veganismus-Definition ist besser als die meisten, aber auch sie ist nicht ganz vollständig. Dafür wird immerhin auf die ethische Inkonsequenz des Vegetarismus hingewiesen.
Eine auf Maqi verweisende Fußnote bzgl. der Kaseinhaltigkeit von Klebstoffen unterstellt übrigens "eine tendenziell religiös anmutende Körperhygiene gegenüber allen Substanzen, die in irgendeiner Weise im Kontext der Nutzung von Tieren auch im weitesten Sinne vermutet werden". Es ist nun wirklich nicht die erste Anfeidung wegen unserer Konsequenz (und Antitheisten Religiosität zu unterstellen, ist eher belustigend, als daß es ernst genommen werden könnte), aber diese Aversion gegen Konsequenz wird nicht die letzte bleiben.

Ähnlich fraglich (und damit genauso schlecht recherchiert) ist auch die Unterordnung von Rohköstlern und Fruktanern unter den Veganismus, wofür es, wenn man von einem ethisch motivierten veganen Lebensstil ausgeht, keinerlei Begründung gibt. Es gibt wesentlich mehr Punkte, die dagegen sprechen, so u.a., daß in einigen Rohkostvarianten unvegane Produkte wie "Honig" enthalten sind (womit sie nicht einmal Veganköstler sind).

Eine der eher spärlich gestreuten positiven Stellen dieses Aufsatzes ist die Abgrenzung von Tierrechtlern und Tierschützern im Abschnitt "einiger grundlegender Bemerkungen über die Tierrechtsidee", auch wenn das mit einem Zitat Singers abgeschlossen wird, der natürlich kein Tierrechtler ist.
Die zitierte Literatur ist eine der größten Schwachstellen, wobei das scheinbar auch der allgemeinen Ansicht bzw. Unkenntnis folgt (neben Singer zieht Schwarz auch Kaplan als Autor zum Thema "Tierrechte" heran, was gelinde gesagt, leicht verfehlt ist).

Da der Autor die Veganismusthematik v.a. als relevant für die Erziehungswissenschaften ansieht, gibt er einen breiteren, historischen Überblick zum Verhältnis der natürlichen Ablehnung von Tierausbeutung durch Kinder und den pädagogischen Positionen dazu. Dort kann man lesen, daß zum einen die Ablehnung von "Tierqual" unterstützt und tlw. Vegetarismus gefordert wurde (insbesondere im 19. Jh.). Dies allerdings stets mit einer anthropozentrischen Sichtweise, die darin bestand, daß Tierquälerei schlecht sei, weil sie den menschlichen Charakter verderbe. Dieser Abschnitt schließt mit der "Gegenstimme" von Sussman, die – so Schwarz - "mitunter berechtigte Kritik" übe. Ihre Meinung zu veganen Jugendlichen lautet wie folgt: "Sie gaben Speisen mit Fleisch, Milch, Käse und Eiern auf und ersetzten sie durch Erfrischungsgetränke, Süßigkeiten und wertlose Nahrungsmittel." Nur dumm, wenn es in demselben Beispiel kurz vorher noch hieß: er [ein veganer Jugendlicher] "warf dem Braten einen verächtlichen Blick zu [...] er wollte nur etwas Reis, Nüsse oder Bohnen". Inwiefern Reis, Nüsse und Bohnen also mit "Erfrischungsgetränke[n] und Süßigkeiten", wie Sussman behauptet, gleichzusetzen sind, würde ich zu gerne wissen (genauso warum Schwarz diesen offensichtlichen Unsinn für "berechtigte Kritik" hält).

Anschließend folgt ein Abschnitt, der einen Überblick über den bisherigen Forschungsstand zum Thema Veganismus bieten soll. Das einzige halbwegs brauchbare, der zitierten Bücher ist Charles Pattersons "Eternal Treblinka".

In "Historische Traditionen [zu Veganismus und Tierrechten]" findet sich wieder eine nachlässige Vermischung von Pseudoveganismus mit echtem ethisch motivieren Veganismus durch das Anführen meistens religiöser Sekten, die mehr oder weniger Tierprodukte vermieden (was eben meilenweit von Veganismus entfernt liegt). Auch bei den "Tierrechtspositionen" handelt es sich fast ausschließlich um tierrechtsfeindlichen Tierschutz. Gerade in einem Einführungslehrbuch, das über die Schwierigkeiten der Begrifflichkeiten hinweghelfen sollte, hätte man eine genauere Differenzierung zwischen diesen in der breiten Öffentlichkeit oft als ähnlich angesehenen, aber doch grundverschiedenen Positionen, erwarten können. Daß der Autor sich dem offenbar nicht bewußt ist, läßt seine wiederholte Nennung von "Vegetarismus" und "Tierrechten" in einem Atemzug (so bei Kaplan und Schwantje) vermuten. Eine der vorgestellten historischen Tradition ist die "Lebensreformbewegung im 19. und 20. Jh." Diese nur vegetarisch orientiert und das meist aus gesundheitlichen oder religiösen Aspekten (was, wie gesagt, mit Veganismus wenig zu tun hat). Insbesondere der Theist Skrivers (propagierte Urchristentum) wird als Wegbereiter des Veganismus in Deutschland hingestellt, was, da Theismus bekanntlich Tierrechen widerspricht, höchstens für das "Veganköstlertum" gelten könnte. Und selbst das ist zu hoch gegriffen, da diesem sein (angeblicher) Veganismus als persönlicher Reinheitskult genügte und er jede Diskussion darüber vermied.

Immerhin finden sich noch bessere Ausführungen über Adorno, Horkheimer, Patterson und Sax, die die Analogien zwischen dem Umgang der Menschen mit ihren menschlichen Feinden (wie in Konzentrationslagern) und dem Umgang mit nichtmenschlichen Tieren herausstellen. Der letzte Abschnitt zu den Traditionen behandelt "Die Tierrechtsbewegung seit den 1970er Jahren bis heute". Dort wiedermal Singer und Regan, was nicht passiert wäre, hätte man deren Werke gelesen (und richtig bewertet). Nach ein paar Anmerkungen zu autonomen Aktionen wie Tierbefreiungen, folgt ein ausführliches Beispiel zum Protest gegen "Pelzfarmen". Die Ausführlichkeit ist deplaziert, da dies nur ein Randaspekt der Tierrechte ist und bei weitem nicht den Kern trifft. Stattdessen wären aktuelle Aspekte zur Antispeziesismustheorie geeigneter gewesen, die nämlich völlig fehlen. Da Tierrechtslaien, die sich hier über Grundlagen informieren wollen, behalten werden, daß Tierrechte von unveganen, speziesistischen "Philosophen" geprägt wurden, fällt es bereits bis hierher äußerst schwer, dieses "Lehrbuch" zu empfehlen.

Nach diesen grundlegend-theoretischen Bemerkungen zu Veganismus und Tierrechten (zumindest hätten sie das sein sollen) folgt der Teil des Aufsatzes: "Ausgewählte Fallstudien mit Tierrechtlern bzw. Veganern aus musikorientierten Jugendszenen".
Hinführend gibt es einen Forschungsüberblick zu Veganismus und Tierrechten in soziologischen Untersuchungen. Wie man dort herauslesen kann, bemühte sich die bisherige Forschung, ein Klischee nach dem anderen in den Raum zu werfen. Von Mangelernährung über Rechtsextremismus bis zur Gleichgültigkeit gegenüber Menschen ist praktisch alles vertreten. Nicht so völlig verzerrt tauchte Veganismus bisher wohl lediglich in musikthematischen Untersuchungen (meist zu Straight Edge oder Hardcore) auf. Allerdings bleibt der – wohl nicht ganz unberechtigte – Eindruck hängen, daß man es dort oft nur mit Veganköstlern zu tun hat (oder schlimmer: Modeveganern).

Anschließend gibt es soziologietheoretische Ausführungen zu diversen Musikstilen, ihren Ausdrucksformen und Entwicklungen. Aufschlußreich ist dabei die Selbsterklärung des veganköstlerischen Theisten "Moby", der in ersten Linie aus ökologischen Gründen vegan zu leben vorgibt und niemanden verurteile, der "Fleisch" esse; sowie, daß sich auf seinem Album "Animal Rights" kein einziger Text mit Tierrechtsthematik findet (erinnert an Singers "Animal Liberation", wo der Titel auch in keinem Zusammenhang mit dem Inhalt steht). Desweiteren wird eine fehlerhafte Quelle zitiert, die Thomas D. als Veganer bezeichnet (was er definitiv nicht ist).

Als letzten Teilabschnitt vor dem Fazit werden drei Interviews eingeleitet und wiedergegeben. Das erste soll "Hip-Hop als Plattform" für Veganismus und Tierrechte vorstellen. Der interviewte Hiphoper beschreibt darin hauptsächlich seine Wandlung vom Vegetarismus zum Veganismus. Dessen Ablehnung von Nationalsozialismus-Analogien wegen "Enthistorisierung" hätte (wie gesagt: Lehrbuch) als unzutreffend kommentiert werden sollen.

Das zweite Interview bietet ein Kurzportrait "eines Schlagzeugers einer Vegan Straight Edge Hardcore/Metalcore-Band". Völlig verfehlt sind Schwarz' Charakterisierung dessen Einstellung mit Begriffen wie "quasi religiöses Dekret" und "elitär", nur weil dieser eingesehen hat, daß es sich eben nicht lohnt, mit jedem Unveganer zu diskutieren (Er sagte: "Ich bin auch nicht mehr jetzt hier so gesprächig, wie ich vor drei, vier Jahren war, so missionarisch tätig. Weil ich einfach erkennen musste, dass es keinen Sinn hat bei vielen Leuten.").

Das dritte Interview betrifft den Sänger einer Punkrockband. Da dieser offensichtlich ein Pseudoveganer ist – er versuche "soweit wie möglich, vegan zu leben" und vermischt in seine Aussagen Vegetarismus und Veganismus – ist die Relevanz dieses Interviews für eine Beschäftigung mit Veganismus sehr fraglich.

Der Aufsatz schließt mit dem Kapitel "Für die Befreiung von Mensch und Tier? Kritischer Ausblick und Anmerkungen zu einer Theorie des Veganismus". Hier beginnt er zwar gut mit dem Hinweis auf die Rüge des Presserats gegen primitive Veganismushetze, aber hier finden sich weitere fragliche Aussagen, wie die Wiederholung von Veganismus charakterisierenden Ausdrücken wie "quasi-religiöse Komponente" und "transreligiöse Utopie", sowie der Meinung, Veganismus würde auf "Mitleid" beruhen (statt Ethik) und obwohl er sogar das veganismus.de-FAQ zitiert, hält er "100%ig vegan zu leben" für unmöglich.

Fazit: Es fehlt an vielen Stellen: an der essentiellen Grundlage einer Differenzierung zwischen Pseudoveganismus und Veganismus, wie auch kritischerer Recherchearbeit zum Thema Tierrechtsphilosophie. Mindestens der erste Teil kann damit den Anspruch des Lehrbuchcharakters nicht einlösen. Und auch im zweiten Teil gibt es diverse Aussagen, die kritische Distanz zum Thema vermissen lassen (wieso ist konsequenter Veganismus "elitär"?). Dieses Ergebnis ist schade, da es an wissenschaftlichen Untersuchungen des Veganismus als soziales Phänomen weiterhin mangelt.

Re: Affenrechte dank Speziesismus

Autor: martin
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
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Urs schrieb:
>
> Joan Dunayer geht in ihrem Buch auch auf die speziesistische
> Begründung von Affenrechten ein.

Sie richtet sich - zur Zusammenfassung für die, die es nicht gelesen haben - gegen das Great Ape Project (GAP), das wesentlich von Singer mitgeleitet wurde/wird, und bezeichnet es als Beispiel für Neuspeziesismus. Ihre Hauptkritik richtet sich dagegen, daß die Begründung, weshalb Menschenaffen Rechte bekommen sollen, auf ethisch irrelevanten Kriterien beruht (komplexe Emotionalität, komplexes Sozialverhalten, Selbsterkenntnisfähigkeit usw.). Daß ist neuspeziesistisch, weil zwar die Speziesgrenze überschritten wird (altspeziesistisch würde die alleinige Grenze zur Ablehnung genügen), aber die Begründung sich auf Kriterien bezieht, die bei Menschen ethisch irrelevant sind* und deshalb konsequent antispeziesistisch auch bei nichtmenschlichen Tieren irrelevant sein müssen.

*) Als Beispiel wird auch ein Gerichtsbeschluß herangezogen, der einem Behinderten mit dem IQ von 5 volle Menschenrechte zuspricht, der also über keine der genannten Eigenschaften verfügt.

> Ist es abolitionistisch, Tierrechte aus strategischen Gründen
> "Schritt für Schritt" zu verlangen? Zuerst Rechte für Affen,
> dann vielleicht Säugetiere, Vögel...
>
> Natürlich mit einer nicht-speziesischten Argumentation, nicht
> so wie beim GAP.

Das ist ja auch ihre Meinung. Also daß die Forderung nach Menschenrechten für Affen oder Delfine sinnvoll sein kann, wenn es mit nichtspeziesistischer Argumentation erfolgt. Sie nennt als Analogie, daß die Forderung nach Menschenrechte für Schwarze bei der Abschaffung der nordamerikanischen Sklaverei nicht bedeutet (hat), daß Andersfarbige keine bekommen sollten. Diese Analogie ist m.E. falsch, da es kein Nebeneinander von Schwarzen und Andersfarbigen gab, aber das zentrale Problem ist.

> Oder ist es nur abolitionistisch, wenn man solange den
> Veganismus verbreitet, dass man schliesslich durch einen
> Mehrheitsentscheid Rechte für alle empfindungsfähigen
> Lebewesen durchsetzen kann?

Es ist in erster Linie eine argumentative/strategische Frage. Wie soll man argumentativ umsetzen, daß zwar Affen/Delfine zuerst Rechte bekommen sollen, aber alle anderen Tiere mit Bewußtsein eigentlich auch (nur nicht gleichzeitig, aber eigentlich doch usw.)? Man kann es nicht begreiflich machen und die Folge ist, daß als Begründung immer mit Menschenähnlichkeit oder andere ethisch irrelevante Kriterien (Intelligenz) verstanden werden und das eben den Speziesismus verschlimmert.
Natürlich wäre an einem Gesetz, daß einer einzelnen Spezies Grundrechte aufgrund antispeziesistischer Argumentation zugesteht, nicht schlecht per se, aber ein solches ist eben z.Z. rein hypothetisch.

Was Francione mit "schrittweise" meint, sind eben abolitionistische Gesetze, die es geben kann, aber das eben genannte kann m.E. nicht so umgesetzt werden.

> Man wirft uns ja immer vor, wir hätten eine "alles oder
> nichts" Haltung. Nun bin ich mir nicht wirklich im klaren,
> wie eine Schritt für Schritt Vorgehensweise denn
> abolitionistisch aussehen könnte.

"Alles" fordern wir ohnehin nicht. Wir fordern lediglich elementare Grundrechte für Tiere mit Bewußtsein und Veganismus als grundlegende Umsetzung dieser Ethik. Das sind nur Minimalforderungen. Der zweite Teil dieses Vorwurfs ist genauso Unsinn, da es bedeuten würde, eher keine Ethik als diese zu fordern und das macht auch niemand.


Übrigens verbietet das Schweizer Gesetz doch keine Affenversuche, sondern nur in diesem einen Fall. Es ist also noch weniger, als es überhaupt wäre.
Zitat: In der nun veröffentlichten Begründung halten die Lausanner Richter fest, das Verbot für die Versuche in den beiden konkreten Fällen statuiere kein absolutes Verbot für Versuche mit nicht-menschlichen Primaten beim Schweregrad zwei oder drei auf der dreistufigen Skala, mit der das Leiden der Tiere gemessen wird. Massgebend für die Zulässigkeit von Tierversuchen seien vielmehr die Gewichtung der einzelnen Interessen und die Interessenabwägung.
(SF Tagesschau, 04.11.09)

bei Meisner dasselbe

Autor: martin
Datum:
Forum: Atheismusforum
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Zitat: Meisner diesmal gegen Dawkins

Schon mehrfach hat der Kölner Erzbischof Joachim Meisner mit Nazi-Vergleichen Aufsehen erregt - jetzt ist es wieder soweit. Diesmal rückt er das Weltbild des Evolutionsbiologen Richard Dawkins in die Nähe zur NS-Ideologie.

"Ähnlich wie einst die Nationalsozialisten im einzelnen Menschen primär nur den Träger des Erbgutes seiner Rasse sahen, definiert auch der Vorreiter der neuen Gottlosen, der Engländer Richard Dawkins, den Menschen als 'Verpackung der allein wichtigen Gene', deren Erhaltung der vorrangige Zweck unseres Daseins sei", sagte der 75-jährige Kardinal nach dem vorab verbreiteten Text seiner Allerheiligenpredigt im Kölner Dom.

Der Oxford-Professor und Bestseller-Autor Dawkins ist ein scharfer Religionskritiker. Mit Büchern wie "Der Gotteswahn" will er möglichst viele Menschen vom Atheismus überzeugen. Religion ist nach Ansicht von Dawkins gefährlich - sie unterdrückt die Menschen und hetzt sie gegeneinander auf.

Meisners Nazi-Vergleiche sind gefürchtet. So bezeichnete er religionsferne Kunst als "entartet" und zog Parallelen zwischen Abtreibungen und Holocaust. Dieses Mal hat er es auf Dawkins und auch auf den Philosophen Peter Singer abgesehen: "Seinem (Dawkins') australischen Mitstreiter Peter Singer ist ein Schwein oder Affe wertvoller als ein hilfloses Baby oder ein altersschwacher Mensch, welche prinzipiell getötet oder dem Zugriff der Forschung verfügbar gemacht werden dürfen, wenn nicht Interessen Angehöriger entgegenstünden", so Meisner. "Das ist keine Horrormalerei, die hier vorgenommen wird, sondern das ist eine schaurige Gegenwart."

Wie schon die Kommunisten in der DDR wollten nun auch die atheistischen Wissenschaftler den Menschen weismachen, "dass es keinen Gott gibt und deswegen auch nicht Wahrheit oder Lüge, Gut oder Böse", sagte Meisner. "Das System des Nationalsozialismus und des Kommunismus im vergangenen Jahrhundert hat uns gezeigt, wohin das führt: an den Rand des Abgrunds, in letzter Konsequenz zur Abschaffung des Menschen. Dafür stehen die KZs und Gulags."

"Würde nur durch Gott"

Die Würde jedes einzelnen Menschen - egal ob krank, behindert oder dement - könne substanziell nur dadurch begründet werden, dass er ein Ebenbild Gottes sei. Daran gekoppelt sind für Meisner ein klares Wertesystem mit Unterscheidungen in Gut und Böse und der freie Wille des Menschen. All das werde von Hirnforschern und Evolutionisten aber infrage gestellt. Meisner: "Der positivistische Materialismus und Evolutionismus der neuen Atheisten möchte - zusammen mit dem Glauben an Gott - auch die christliche Sicht des Menschen als Ebenbild Gottes und vernunftbegabte moralische Person ausmerzen."

http://www.n-tv.de/panorama/Meisner-diesmal-gegen-Dawkins-article572128.html

Wenn man keine Argumente hat, hilft eben nur inhaltlich völlig falsche, billige Diffamierung. Aber von Leuten, die sich um Geschichte und Wissenschaft nicht kümmern, ist nichts anderes zu erwarten.

Ursula Wolf: Das Tier in der Moral

Autor: martin
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
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Ursula Wolf: Das Tier in der Moral, oh. Aufl., Klostermann-Verlag, Frankfurt/M. 1990

Dieses Buch wird – ähnlich wie Singers "Animal Liberation" - immer wieder mit Tierrechten in Verbindung gebracht. Offensichtlich von Leuten, die es entweder nicht gelesen oder keine Ahnung haben, was unter Tierrechten zu verstehen ist. Es scheint eine große Schwierigkeit nicht nur bei der Abgrenzung von Tierschutz und Tierrechten, sondern auch von Tierrechten und "Tierethik" zu geben. Letztere ist nur die philosophische Disziplin, die sich mit der Frage der moralischen Berücksichtigung der (nichtmenschlichen) Tiere beschäftigt und eben – das war bisher fast immer der Fall – zu negativen Antworten kommen kann. Tierrechte hingegen beruhen auf der Grundlage einer positiven Antwort. Und Wolf betreibt eben "Tierethik".

Im ersten Kapitel ("die doppelte Alltagsmoral") finden sich noch zustimmungswürdige Beobachtungen über Aspekte der Doppelmoral, Pseudorechtfertigungen der Tierausbeutungsindustrie; heuchlerische Formulierung des Tierschutzgesetzes und Weiteres. Allerdings endet es bereits mit der Absurdität "Eier lassen sich, wie es zum Teil geschieht, auch mit tierfreundlichen Methoden produzieren" (die Parallele zu "Freilandeier sind toll" (O-Ton) bei Singer ist auffällig). Das zweite Kapitel ("das Tier in der Moralphilosophie") untersucht, ob die beiden "wichtigsten Vernunfttheorien" (Vertragstheorie und der Kantischen Moraltheorie) als indirekte Lösungen für eine (positive) Tierethik zureichend sind, was – wie zu erwarten – nicht der Fall ist. Anschließend geht es nahtlos über zu den angeblichen "aktuellen Tierrechsphilosophen" Regan und Singer (ahja..).
Wolf resümiert Regans Theorie, bei der das Recht auf eine moralische Behandlung auf einem "innewohnenden Wert" beruht, den alle Individuen teilen und daher alle unter das Gleichheitsprizip fallen. Der springende Punkt liegt bei seiner Definition von "Individuum", was auf alle zuträfe, die "die Fähigkeit haben, Handlungen in Gang zu setzen im Hinblick darauf, daß sie ihre Wünsche befriedigen werden" (Präferenz-Autonomie) und damit die, die "Meinungen, Wünsche, Absichten und einen gewissen Zukunftsbezug haben". Konkret betreffe es Tiere, "die die geistigen Fähigkeiten eines normalen Säugetiers im Alter von ein oder mehr Jahren haben" - alle anderen nicht. Regan schließt damit einen großen Teil aller nichtmenschlichen (und menschlichen) Tiere aus und argumentiert explizit speziesistisch.
Zu Singers Position resümiert Wolf vorab: "Die Grundvoraussetzung ist die des Utilitarismus allgemein, wonach Schmerzen und Leiden schlecht und Lust und Glück gut sind und wonach es in der Moral darum geht, das eine zu verhindern oder zu verringern, das andere zu mehren. Die Moral baut hier also nicht auf dem Begriff der Pflicht oder des Rechts auf, sondern sie ist definiert durch das Ziel moralischen Handelns. Dieses Ziel besteht in der Verringerung von Leiden bzw. Vermehrung von Glück." Wie schlecht dieser Ansatz funktioniert, hat Singer ausgiebig bewiesen. Solange der Tod schmerzlos ist, wird kein Leid vermehrt, d.h. (angeblich) schmerzloses Töten von Tieren zu Nahrungszwecken ist nach Singer völlig in Ordnung.
Auch die letzten beiden Positionen (Schopenhauer und Tugendmoral), die betrachtet werden, haben ähnliche "Qualitäten".

Im dritten Kapitel, das "Grundsätzliches über Moral" enthalten soll, kommt sie zu der Erkenntnis (woraus sie auch ihren eigenen Moral-Ansatz ableiten will), daß für die "moralische Rücksicht relevante Eigenschaft [..] die Leidensfähigkeit [ist], und alle Wesen, die diese Eigenschaften haben, sind Objekte der Rücksicht, seien sie Menschen oder Tiere." Wie unzureichend solch reine Pathozentrik ist, wird sich noch zeigen.

"Eine Moral für Menschen und Tiere" (viertes Kapitel) enthält ihre eigene Moralkonzeption. Sie räumt zwar den Einwand, Pflanzen seien auch leidensfähig aus, behauptet dann allerdings, "daß einige diese[r] Verpflichtungen [der moralischen Berücksichtigung] überhaupt nur gegenüber hochentwickelten Tieren möglich sind, während andere vielleicht allgemein bestehen." Ihre Mitleidsmoral, die nur auf die Leidensfähigkeit rekurriert, führt fast notwendigerweise zu weiteren Beschränkungen wie: "Man braucht sie [die Schmerzgefühle] dort nicht anzunehmen, wo ein Tier so organisiert ist, daß Nervenreize direkt in Muskelbewegungen übergehen, ohne daß sie über ein Zentrum vermittelt werden." Das mag im Groben richtig sein, ist aber inhärent speziesistisch, da alle Tiere ohne Schmerzempfindung ohne Einschränkung zur Ausbeutung freigegeben werden. Damals galten Fische noch als empfindungslos und weshalb Wolf kein Problem hatte (hat?) Fischleichen zu essen, kann man sich daher an zwei Fingern abzählen.
Im Unterkapitel "Moralische Verpflichtungen gegenüber Tieren" bezieht sie sich im Weiteren hauptsächlich auf "Versuchstiere", "Zoos" und "intensiv gehaltene Tiere". Ihre Beschränkung auf "Massentierhaltung" läßt vermuten, daß andere "Haltungsformen" kein Problem darstellen (wie sollten auch sonst ihre "tierfreundlichen Methoden der Eierproduktion" aussehen?). Wenig tierrechtlerisch heißt es auch hier: "Die menschlichen Praktiken der Tiernutzung würden also auch hier gegen die Moral verstoßen. Hingegen könnte man zum Wegnehmen der Jungen [Kälber] vielleicht noch sagen, daß dies ein vorübergehendes Leiden bedeutet, welches nicht das Wohl im ganzen verhindert." Weshalb die Trennung von Mutter und Kind keine psychische Gewalt sei, die "das Wohl im ganzen [nicht] verhindert", bleibt unklar.
Das Töten lehnt sie für höher entwickelte Tiere ab, aber auch nur für diese. Als Beispiele für niedriger entwicklete Tiere nennt sie Fische und Insekten. So heißt es: "Das Töten von Fischen z.B. wäre dann unproblematisch, weil sie offenbar nicht über diese komplizierten Fähigkeiten verfügen. [...] Ich rede im Irrealis, weil ich mich in dieser Frage nicht festlegen möchte, solange wir noch zu wenig über die Fähigkeiten dieser Tiere wissen." Ihr eigener Konsum von Fischleichen ist hingegen wenig irreal. Unabhängig davon, daß die Ermordung von Fischen selbstverständlich auch unter diesen Bedingungen (Leidfreiheit) keineswegs "unproblematisch" wäre.

Das fünfte Kapitel ("Gleiche Rechte für alle Tiere oder Privilegien für Menschen?") bietet wenig Neues. Interessant wird es hingegen nochmal im Schlußteil. "Ich denke gleichwohl, daß wir zum Verzicht auf Produkte verpflichtet sind, in deren Herstellung Grausamkeiten gegen Tiere verübt werden." Soweit so richtig, aber wehe wenn das zu aufwändig wird. "Sicher gibt es für ein solches auf das Los der Tiere achtendes Verbraucherverhalten Grenzen der Zumutbarkeit. Man weiß nicht immer von der Herkunft von Produkten, man hat nicht immer Zeit, sich darüber zu informieren." Daß man die Pflicht hat, sich zu informieren und sich die Zeit zu nehmen, da es schlichtweg um Leben und Tod geht, scheint ihr nicht ganz geläufig.

Fazit: Eigentlich ist das Buch gar nicht so schlecht. Denn hier finden sich ausreichend Textstellen und Zitate, die beweisen, daß weder Wolf selbst, noch Singer noch Regan Tierrechtsphilosophen sein können (wenn man denn richtig liest). Sie frönen überwiegend dem Unveganismus und propagieren ansonsten nur Tierschutzunsinn. Auch ist sehr anschaulich, wie ihre philosophischen Positionen Tierausbeutung rechtfertigen.
Unsere Motti "Veganismus statt Vegetarismus" und "Tierrechte statt Tierschutz" können ergänzt werden um "Tierrechtsphilosophie statt Tierethik".

Angela Grube: Vegane Lebensstile

Autor: martin
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
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Angela Grube: Vegane Lebensstile. Diskutiert im Rahmen einer qualitativen/quantitativen Studie, ibidem-Verlag, Stuttgart 2006

Angela Grube legt hiermit eine Kurzfassung ihrer Diplomarbeit von 1999 vor. Sie ist heute Lehrbeauftragte an der Fakultät für Erziehungswissenschaften an der Universität Bielefeld und gibt dort u.a. das Seminar "'Sie behandeln sie wie Tiere ...' - Formen der Unterdrückung und Ausschließung des Anderen". Ihr neuestes Buch ist "Vegane Biographien".

Als das Ziel dieser Arbeit setzt sie sich die Beantwortung folgender Fragen: Warum entscheiden sich Menschen für eine vegane Lebensweise? Wer sind diese Veganer? Wie gestaltet sich ihr Alltag? Im ersten Überblick, den sie zum Thema gibt, fällt auf, daß auch sie wie so viele andere Menschen in Bezug auf die Tierrechtsphilosophie fehlinformiert ist, so werden Kaplan und Wolf als "Tierrechtsphilosophen" zitiert. Daneben beklagt sie berechtigterweise, daß Ernährungswissenschaft und Pädagogik im Umgang mit Veganismus bisher versagt haben und veganismusgerechte Angebote in Schulen und Kindergärten fehlen. Im Abschnitt "Lebensstil, Identität, Bildung" taucht ein ähnlich häufiges Definitionsproblem auf: Hier werden die ethisch-moralischen Gründe mit den gesundheitlichen, ökonomischen, ökologischen und religiöse vermischt, was die notwendige Abgrenzung von Veganern zu Veganköstlern (und anderen Pseudoveganern) vernachlässigt. Besser als der Durchschnitt macht sie es aber mit der Feststellung, daß Veganismus ein Lebensstil und nicht nur eine Ernährungsform ist, der sich außerdem auch eigene Sprachmerkmale definiert.
Im Überblick über die historische Entwicklung soll gezeigt werden, daß die Grenzen zwischen Veganismus und Vegetarismus fließend seien, dies kann sie jedoch nicht einlösen, da aus keiner der vorstellten historischen Richtungen und Positionen eindeutig hervorgeht, daß damals Veganismus im heutigen Sinne praktiziert wurde. Oftmals kann nur eine Vermeidung von Tierprodukten über Leichenteile hinaus nachgewiesen werden, aber das ist – wie wir wissen – noch lange keine vegane Lebensweise. Der Überblick der seit der griechischen Antike betriebenen Ansätze (des Vegetarismus) zeigt, daß praktisch alle auf einer anthropozentrischen Sichtweise beruhten. Den Kern bildet die Feststellung, "Rohheit" gegenüber nichtmenschlichen Tieren sei zu vermeiden, weil sie dem Charakter schade. So wollte z.B. Plutarch "die Milde gegen die Tiere zu einer Übung der Menschenfreundlichkeit" machen. Am Ende kommt die Entwicklung des Veganismus und der Tierrechte zu kurz. Richtigerweise werden zwar Tierrechte von Tierschutz getrennt, aber es gibt auch hier die (weiterhin) fehlerhafte Zitation von Singer, Regan und Kaplan als "Tierrechtsbegründer" (Ähnliches folgt noch mehrfach im Buch), obwohl diese nichts als etwas ausgeschmückten Tierschutz betreiben und Un- oder Antiveganismus propagieren. Ein stärkerer Fokus auf (wirkliche) Tierrechte und Veganismus wäre definitiv notwendig.

Der letzte Abschnitt der theoretischen Betrachtungen ist den Motiven für Veganismus gewidmet. Dabei wird anfangs auf die Vegetarier-Studie von Leitzmann und Hahn von 1993 Bezug genommen, was nicht die beste Quelle ist, aber sicher der schlechten Forschungslage geschuldet sein dürfte. Es wird nicht wiedergegeben, was dort unter "Veganismus" verstanden wurde, aber aus Erfahrung bestehen Zweifel an der Richtigkeit der Definition. Die Angabe der Motive für eine "vegane Ernährungsweise" mit 212 von 376 aus "gesundheitlichen Gründen" scheint das zu bestätigen. Danach folgen mit 133 ethisch-moralische Gründe. Hier verwirrt auch, daß das zwei verschiedene Quelle angegeben werden (Koschizke und Leitzmann), wo es erst "vegane" und dann "vegetarische Ernährung" heißt. Denn auch die Vermischung von ethischen und religiösen Gründen in der zweiten Quelle ist äußerst problematisch (Ethik und Religion haben nicht viel miteinander zu tun). Es folgen nähere Ausführungen, was unter den einzelnen genannten Motiven zu verstehen sei. Ansonsten werden Argumente vorgestellt, die Mitleid, Gleichheit und Leidensfähigkeit thematisieren.

Unter den ökologischen Gründen finden sich Hinweise auf Wasserverschmutzung, Regenwaldzerstörung, Desertifikation (durch Überweidung), Überdüngung (sowohl zum "Futtermittel"anbau als auch durch Gülleentsorgung) und damit Toxierung der Böden, Grundwasserverseuchung, saurer Regen, Störungen des ökologischen Gleichgewichts und Treibhauseffekt. Bei den ökonomischen Gründen wird das Thema des Energieverlustes durch die Verwendung von pflanzlicher Nahrung als Nahrung für nichtmenschliche Tiere angesprochen und auf das Welthungerproblem verwiesen. Die Ausführungen zu gesundheitlichen Gründen zitieren hauptsächlich Langleys und Leitzmanns Ergebnisse, die dem Veganismus diverse gesundheitliche Verbesserungen attestieren (bezogen auf Übergewicht, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebserkrannkungen, Osteoporose, Bluthochdruck, Gicht, Medikamentenrückstände, Arthritis, Asthma, Neurodermitis und diverse Allergien).
Bei den Ausführungen zu sog. religiösen Gründen wird zu wenig darauf geachtet, Vegetarismus von Veganismus und eine ethische vegane Lebensweise von einer nur veganismusähnlichen, pflanzlichen Ernährungsweise zu unterscheiden (wie bereits angesprochen). Dementsprechend ist hier auch nur Vegetarismus zu finden und das meist aus den bekannten anthropozentrischen Gründen wie "Askese", "Reinheit" oder "Seelenwanderung" (Beispiel: "ich [esse] kein Fleisch [...], damit ich rein befunden werde", Paulus). Und Christen, die behaupten, die Bibel sei "voller Zeugnisse von Gottes Fürsorge für alle Geschöpfe", haben sie offensichtlich nicht ordentlich gelesen.

Der zweite Teil des Buches behandelt Grubes eigene sozialwissenschaftliche Untersuchung zum Veganismus. Dafür hat sie Fragebögen verschickt, von denen 150 am Ende als gültig ausgewertet wurden, sowie 14 Interviews mit Veganern im Alter zwischen 14 und 63 Jahren aus ganz Deutschland geführt. "Das Hauptziel der Untersuchung bestand darin, sich der sozialen Realität eines veganen Lebensstils möglichst wirklichkeitsgetreu anzunähern um relevante Dimensionen dieses Objektbereichs in Erfahrung zu bringen." Eine Schwachstelle der Erhebung ist, wie so oft, das Auswahlkriterium, das darin bestand, daß sich die Teilnehmer selbst als vegan lebend einschätzten. Da allerdings viele eine etwas allzu breite Definition besitzen, kann hier ein nicht unwesentlicher Anteil von Pseudoveganern vermutet werden, was einzelne Ergebnisse zu bestätigen scheinen (s.u.).
Bei der Auswertung der Interviews werden Ausschnitte zu den jeweiligen Themen präsentiert. Die erste Frage nach den "Entscheidungsgründe[n] und Beginn des vegetarischen Lebensstils" resultierte daraus, daß damals nahezu alle Veganer vorher Vegetarier gewesen waren. Weitere Bereiche sind "Tierhaltung und Umgang mit Tieren in Kindheit und Primärfamilie", "Reaktionen des sozialen Umfelds", "Schwierigkeiten bei der Umstellung", "Entscheidungsgründe und Beginn des veganen Lebensstils" und "Definition des veganen Lebensstils". Die "Reaktionen des sozialen Umfelds auf den veganen Lebensstil" zeigen das bekannte Spektrum von Anfeindungen durch Unveganer, die plötzlich unter Rechtfertigungsdruck stehen. Diese wollen nämlich nichts davon wissen und so heißt es in einem der Interview-Ausschnitte: "Stattdessen wurden das Thema einfach umgangen, ironischen behandelt oder schlicht tabuisiert."
Nach den "Schwierigkeiten bei der Umstellung zum veganen Lebensstil" folgen die "Gründe für die Fortführung des vegane Lebensstils", der letzte Punkt betrifft die "Wünsche und Hoffnungen hinsichtlich des veganen Lebensstils". Dort heißt es, es fehle fast an allem, von flächendeckender Aufklärung über die Realität der Tierausbeutungsindustrie bis hin zu einem verbesserten Warenangebot. Das hat sich auch in den letzten zehn Jahren und marginal gebessert. Das zwei der Probanden mehr (tierrechtsrelevante) Aufklärung "in den Kirchen" als sinnvoll erachten, ist jedoch etwas befremdlich (dort könnte man genauso gut für Kondome werben).

Der letzte Hauptabschnitt betrifft die Auswertung der Fragebögen. Bei den Fragen zum Konsum- und Kaufverhalten haben hier lediglich 86% angegeben, vollständig auf Tierprodukte zu verzichten. D.h. obwohl ein Auswahlkriterium für die Gültigkeit der zurückgesendeten Fragebogen war, die Frage "Lebst du vegan?" positiv beantwortet zu haben, lag der Pseudoveganeranteil immer noch bei 14% (solche Werte haben sich bis heute eher verschlechtert). Konsequenterweise hätten diese Leute hinterher aussortieren werden müssen. Bei den Gründen für den Veganismus dominiert "Ethik" gefolgt von "Moral" (ohne Erklärung, worin der relevante Unterschied zwischen diesen bestehe), erst mit wesentlich kleineren Werten kommen "Ökologie", "Gesundheit" und sonstige. Die weiteren Statistiken werten die Themen "auslösende Faktoren", "soziale Akzeptanz", "Stellenwert des Veganismus" und "Pädagogik und gesellschaftliche Ausgrenzung" aus.

Der letzte Abschnitt der Zusammenfassung gibt einen Überblick über die Ergebnisse, darauf folgt ein zusätzliches Unterkapitel über Antiveganismuspropaganda in Kinderbüchern und Schule. Die Notwendigkeit von Alternativen wird betont, wobei das angeführte Kinderbuch keine Alternative ist, da es unveganen Tierschutz propagiert (gemeint ist dieses). Auch ein von Grube geforderter "Tierschutzunterricht" ist eine eher mißlungene Begriffswahl. Ihr Ausblick hält noch den Hinweis, die Schwierigkeit vegane Produkte zu finden, könnten durch das "V-Label" oder sonstige Kennzeichnungen gelöst werden. Dies hat sich jedoch sowohl in Vergangenheit als auch Gegenwart leider als Fehlentwicklung erwiesen.

Fazit: Einerseits eine Grundlagenarbeit zum Veganismus als soziales Phänomen, andererseits gibt es viele typische Probleme: die unzureichende definitorische Abgrenzung von Veganismus zu diversen pseudoveganen Ausprägungen (ob gesundheitliche Vegankost oder religiöse "Askese") und die irreführende Bezeichnung "Tierrechtsphilosoph" für diverse Tierschutzadepten. Auch die sprachliche Abgrenzung ist unzureichend, so sollten Begriffe wie "Überfischung", "Tierhaltung" und "Pelztierzucht" zumindest in Anführungszeichen gesetzt und die Sprachregelung von "Menschen und nichtmenschlichen Tieren" statt "Menschen und Tieren" übernommen werden.
Als sozialwissenschaftliche Untersuchung ist es in der jetzigen Form daher eher strukturell und methodisch als inhaltlich zu empfehlen.

bestehende Rezensionen und Kommentare; Fremdrezensionen

Autor: martin
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
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Jutta Ditfurth: Entspannt in die Barbarei. Esoterik, (Öko-)Faschismus und Biozentrismus, Konkret-Literatur-Verlag, 1996
Replik von Achim

Peter Singer: Henry Spira und die Tierrechtsbewegung, Fischer-Verlag, Erlangen 2001
Kommentar von Detlef, Kommentar von Achim

Chuck Palahniuk: Lullaby, Manhattan-Verlag, München 2004
Thread dazu

Hier können im Weiteren (mit entsprechender Quellenangabe) auch beachtenswerte Rezensionen oder Kommentare von anderen Webseiten zitiert werden.

Graswurzelrevolution: Anti-Speziesismus? Schmeckt mir nicht!

Autor: Mesiu
Datum:
Forum: Komplementärforum
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Diesen bereits im Juli diesen Jahres veröffentlichten Artikel von Rüdiger Haude habe ich heute – mitsamt meinen Anmerkungen und Fragen an selbigen – wieder auf meiner Festplatte entdeckt. Im Allgemeinen die üblichen Argumente à la „der Mensch ist nunmal ein Mensch und kein Tier“, aber ich fand es trotzdem interessant, wie das Konzept des Antispeziesismus von zumindest einem Autor, der für eine „gewaltfreie, herrschaftslose Gesellschaft“ schreibt, verstanden wird.

Link: http://www.schattenblick.de/infopool/medien/altern/gras1022.html

Zitat: graswurzelrevolution 340, Sommer 2009
für eine gewaltfreie, herrschaftslose gesellschaft

Anti-Speziesismus? Schmeckt mir nicht! Ein Beitrag zur Diskussion um Tierrechte
Von Rüdiger Haude

In libertären Kreisen ist die Sensibilität für die Rechte von Tieren erfreulich hoch entwickelt und weit verbreitet, aber zuweilen treibt sie seltsame Stilblüten.

Die individuelle Entscheidung von VegetarierInnen, kein Fleisch zu essen, oder die noch konsequentere Entscheidung der VeganerInnen, gar keine tierischen Produkte zu verwenden, wird häufig mit einer Ablehnung des "Speziesismus" begründet, also der Ungleichbehandlung von Lebewesen aufgrund ihrer Art. Ich möchte demgegenüber ein Plädoyer für den "Speziesismus" halten. Der "Anti-Speziesismus" ist in der Regel gut gemeint, aber konsequent zuende gedacht, führt er meiner Überzeugung nach zu einer ethischen Verwahrlosung.


Um das Missverständnis, auf dem Ihr Artikel beruht, gleich vorweg auszuräumen: „Ungleichbehandlung“ ist nicht das richtige Wort. Treffender wäre „Verleugnung von Interessen und Bedürfnissen“ oder „totale Ausbeutung zu wirtschaftlichen Zwecken“.
Denn: Ein Schwein anders zu behandeln als einen Menschen, weil es ein Schwein ist, kann nur unter Vorbehalt als speziesistisches Verhalten eingestuft werden. Das Schwein unterscheidet sich vom Menschen in wichtigen Punkten, und die Forderung, Schweine wie Menschen zu behandeln, ist unsinnig und wird von keinem Antispeziesisten ernsthaft gestellt werden. In anderen Punkten gleichen sich Schweine und Menschen jedoch sehr genau, beide haben zum Beispiel ein Interesse an körperlicher Unversehrtheit. Die Annahme, dieses Interesse (Leben ohne Schmerzen) bei einem Schwein zu Gunsten eines eigenen, weniger gewichtigen Interesses (Geschmack an Schweinefleisch) übergehen zu dürfen und die jeweilige Artenzugehörigkeit als Rechtfertigung dafür heranzuziehen, wird als Speziesismus bezeichnet.

Zitat: 1. Wir essen zuviel Fleisch. Der Umgang mit sogenannten "Nutztieren", vor allem durch die Agrarindustrien, schreit in vielfacher Hinsicht zum Himmel. Der absurd niedrige Preis von Fleisch und Tierprodukten ist erstens erkauft mit einem unsäglichen Leiden unzählbarer Tiere (von der Massentierhaltung bis zu den wirklich wahnsinnigen Transporten in der Fleischproduktionskette).


Wollen wir Fleisch essen, muss jemand dafür sterben, auch wenn es sich nur um geringe Mengen handelt. Es spielt grundsätzlich keine Rolle, ob es sich dabei um 50 Milliarden (Land-)Tiere pro Jahr handelt (wie etwa 2008) oder nur um 5 Millionen. Jedes Tier, welches für unseren Genuss geboren, eingesperrt, gemästet und getötet wird, ist eines zu viel.

Zitat: Zweitens bedeutet die Massenproduktion tierischer Nahrungsmittel eine drastische Verschlechterung der Qualität dieser Nahrungsmittel: Fleisch ist wässrig, von undefinierbarer Konsistenz, mit Medikamenten verseucht, und vieles mehr.


Dieser Punkt ist für Antispeziesisten absolut irrelevant.

Zitat: Drittens führt die massenhafte Haltung von Rindern zu einer gravierenden Steigerung des menschengemachten Treibhauseffekts, weil diese Tiere in großem Umfang Methan furzen, dessen Treibhaus-Potenzial um ein Vielfaches höher ist als das von CO2.


Richtig, bis auf das kleine Detail, dass das Methan von den Rindern beim Wiederkäuen als Rülpser ausgestoßen wird.
Milchkühe werden permanent schwanger gehalten, um Milch für Menschen produzieren zu können. Die Kälber werden durch künstliche Befruchtung zu neuen Milchkühen gemacht oder kommen als Jungbullenfleisch auf den Markt. Nach vier bis sechs Jahren geht die Milchleistung zurück und die Kuh wird zum Schlachthaus gefahren. Die Lebenserwartung von Rindern in Freiheit liegt bei etwa 20 Jahren. Die Tatsache, dass wir eine Kuh in die Welt setzen, um ihre Körperfunktionen fünf Jahre lang zu missbrauchen und sie anschließend zu töten, erscheint dem spezisistisch geprägten Menschen jedoch weniger tragisch als die Wirkung des Methans, welches diese Kuh ausstößt.
Die errechneten Auswirkungen der Tierhaltung auf das Klima sind alarmierend, allerdings aus Tierrechts-Perspektive eher nebensächlich (Analogie: Welcher Antifaschist hat danach gefragt, ob der Einsatz von Deportationszügen schädlich sei für die Umwelt oder für sonst irgendwas? Nein, es ging um unschuldige Personen, denen eine nicht zu rechtfertigende Behandlung zukam. Dabei über die verursachte Luftverschmutzung zu reden, muss absurd erscheinen).

Zitat: Viertens trägt die Fleischlastigkeit unserer Ernährungsgewohnheiten massiv zum Hunger in der Welt bei. Denn riesige landwirtschaftliche Flächen, die der Ernährung der Weltbevölkerung dienen könnten, werden für den Anbau von Futtergetreide für Vieh verschwendet.


Richtig, und hier könnte man wohl tatsächlich von einem zweiten ethischen Aspekt des Veganismus sprechen, der nicht die betroffenen nichtmenschlichen Tiere betrifft, sondern andere Menschen.

Zitat: Ein Hektar Land liefert am Ende höchstens 20% des Nährwerts, wenn er der Viehzucht dient, als wenn sein Ertrag direkt menschlicher Ernährung verfügbar ist. Was wir brauchen, ist die Verbreitung eines Bewusstseins unter den Menschen, wonach ihnen spontan schlecht wird, wenn sie im Supermarkt Schweineschnitzel sehen, die 2 Euro 49 pro Kilo kosten, denn solche Preise können nur unter widerwärtigen Bedingungen (das betrifft auch Arbeitsbedingungen von Menschen!) realisiert werden.


Wir brauchen vielmehr ein Bewusstsein, aufgrund dessen Menschen im Supermarkt in einem Schweineschnitzel ein Stück Körper von einem Tier sehen, welches gerne frische Luft geatmet hätte, welches gerne unter der Sonne in der Erde gegraben und mit seinen Geschwistern gespielt hätte, welches sich einen Partner gesucht und eine eigene Familie gegründet hätte, welches jedoch von Menschen dazu gezwungen wurde, alle angeborenen und instinktiven Verhaltensweisen zu unterdrücken, dem der Schwanz abgeschnitten, die Hoden herausgerissen und die Zähne abgeschliffen wurden, um schließlich für ein paar Minuten menschlichen Gaumenschmauses aufgeschlitzt zu werden.

Zitat: ABER daraus folgt nicht, dass der Verzehr von Fleisch und Tierprodukten grundsätzlich tabu sein müsste. Menschen können sich ohne tierische Eiweiße ernähren, obwohl das nicht ganz einfach ist. Wer dies tut, macht insofern sicher nichts moralisch falsch. Aber besonders naheliegend ist eine solche Ernährung nicht. Vor allem eine rein vegane Ernährung kommt in der Kulturgeschichte der Menschheit kaum vor.


Sich ohne tierische Eiweiße zu ernähren, ist in der Tat sehr einfach. Anscheinend haben Sie sich bisher nur in der Theorie am Antispeziesismus versucht.
Hier eine Analogie: In der Kulturgeschichte der Menschheit kommt ein einziges Jahr ohne kriegerische Aktivitäten nicht vor. Würden Sie argumentieren, es sei deshalb naheliegend, sich dreimal täglich agressiv gegenüber Mitmenschen zu verhalten? Die soziale Gleichstellung der Menschen weiblichen Geschlechts ist in der Weltgeschichte ebenso eher eine Seltenheit. Ist sie also verdächtig „menschenfern“?

Zitat: Das "gattungsgeschichtliche Erbe" weist uns wohl eher als Allesfresser mit einem gewissen Hang zum Aas aus. Aber insbesondere aus einer "anti-speziesistischen" Perspektive ist die Ablehnung des Verzehrs tierischer Eiweiße eigentlich überhaupt nicht zu rechtfertigen. Denn wenn wir Menschen mit anderen Tierarten moralisch auf derselben Ebene stehen, dann steht uns dasselbe "Recht" auf tierische Nahrung zu wie Löwen, Orcas, Bussarden oder Spinnen.


Nichtmenschliche Tiere können auf gar keiner moralischen Ebene stehen. Wer das Verhalten von Löwen ethisch bewerten will, endet in einer Sackgasse. Kein ernstzunehmender Antispeziesist wird je ähnliches versuchen.

Zitat: Wir können über Veganismus eben nur aus dem einen Grund diskutieren, dass wir fundamental anders sind als jene - z.B. reflexionsfähig. Und nur deshalb können wir auch darüber nachdenken, ob wir das Schnitzel aus Massentierhaltung für 2 Euro 49 oder ein wesentlich teureres Schnitzel aus halbwegs "artgerechter" Haltung kaufen. Für die Anti-SpeziesistInnen sind beide Schnitzel moralisch gleich verwerflich. Mit dem Verzicht auf das Nachdenken über konkrete Formen der Tierhaltung ist für die Tiere, so scheint mir, mehr verloren als gewonnen.


Fleisch aus „ökologischer Haltung“ gaukelt eine heile Tierwelt vor. Der Konsument erkauft sich die vermeintliche Rolle des gönnerhaften Wohltäters, gleichzeitig wird aber der Status der Nutztiere als Ware und Eigentum des Menschen nur noch fester untermauert. Für uns reflexionsfähige Wesen ist es eben nicht nur Privileg, sondern auch Pflicht, über die Konsequenzen unseres (Konsum-)verhaltens zu reflektieren. Deshalb ist es in der Tat ratsam, über die aktuellen Formen der Tierhaltung nachzudenken. Wer das ernsthaft und konsequent tut, kommt zu dem Schluss, dass „Bio-Mastschweinen“ auch ohne Betäubung kastriert werden und sie im selben Schlachthaus enden wie „konventionelle“ Schweine; dass die Hälfte aller „Bio-Legehennen“ aufgrund ihres Geschlechts auch so schnell wie möglich erstickt oder zerhäckselt werden; dass „Bio-Milchkühen“ auch ihr Nachwuchs entrissen wird, der auch zu 50 Prozent männlich ist und somit für die Milchwirtschaft unrentabel; dass auch „Bio-Hühner“ durch ständiges Wegnehmen des Geleges gezwungen werden, fast täglich ein neues Ei zu produzieren, was sich wiederum auf den eigenen Calciumhaushalt niederschlägt, und dass auch „freilaufende“ Hennen sterben müssen, sobald ihr Futter mehr kostet als ihre Eier einbringen.
„Bio“-Tierhalter sind gezwungen, in unserem Kapitalsystem zu wirtschaften, und deshalb sind auch „Bio-Tiere“ lediglich Produktionseinheiten, deren Leben nicht mehr Wert ist als der aktuelle Einkaufspreis. Alle (Nahrungsmittel-)Hersteller müssen notwendigerweise dafür sorgen, nur das Minimum an Zeit, Geld und Ressourcen in die Herstellung ihrer Produkte zu investieren. Es wäre naiv zu glauben, „Bio“-Bauernhöfe bildeten eine Ausnahme. Die Tiere werden nicht dort gehalten, um glücklich zu sein, sondern um dem Menschen als Mittel für dessen Profit zu dienen.
Denken wir wirklich darüber nach, erscheint uns die „ökologische“ Tierhaltung sogar noch verwerflicher, weil sie unter dem heuchlerischen Schleier der „Artgerechtigkeit“ und des „glücklichen Lebens“ stattfindet.

Zitat: 2. Tiere sollten Rechte haben. Weil und insoweit sie leidensfähig sind, müssen wir Menschen sie vor unnötigem Leid bewahren. ABER es ist absurd zu behaupten, sie müssten dieselben Rechte genießen wie Menschen. Zunächst einmal ist das Postulat von "Rechten" eine genuin menschliche Angelegenheit. Während Menschenrechte von ihren NutznießerInnen erkämpft werden können, werden Tierrechte von Menschen gewährt. Es ergäbe keinen Sinn, von einem "Naturrecht" der Tiere zu sprechen, nicht gegessen zu werden; denn das Fressen und Gefressenwerden ist in der Natur (ohne Zutun der Menschen) eine so alltägliche Angelegenheit, dass die Natur als Gesetzgeberin gegen ihr eigenes Gesetz permanent verstoßen würde, wohingegen bei Einhaltung eines solchen Rechts sämtliche Ökosysteme kollabieren müssten (vom Leiden der fleischfressenden Tiere mal ganz zu schweigen). Die Forderung, vegetarisch oder vegan zu leben, lässt sich sinnvoller weise nur an Menschen richten, womit die besondere Stellung der Menschen in der Tierwelt bereits bewiesen wäre. Nur für Menschen ist es eine moralische Frage, wie sie mit Tieren umgehen, weil Menschen "von Natur aus Kulturwesen" sind.


Wobei empirische Daten über das, was Menschen „von Natur aus“ sind oder nicht sind, nur schwer zu ermitteln sein dürften.

Zitat: Daran hängt viel: Individuelles und kollektives Selbstbewusstsein, Abstraktionsvermögen, kulturelles Gedächtnis, eine theoretisch bis ins Unendliche ausdehnbare Reichweite von Gefühlen wie Mitleid, usw. Deshalb ist es nicht nur selbstverständlich, dass Tiere z.B. kein Wahlrecht (bei Kommunalwahlen oder dgl.) haben, sondern auch, dass das Leiden von Tieren, so sehr es bekämpft werden sollte, nicht denselben Stellenwert haben kann wie das Leiden von Menschen.


Können Sie mir erklären, wie man den Stellenwert von Leiden aus einem kulturellen Gedächtnis ableitet?
Das Problem hierbei ist folgendes: Jedes Tier mit einem Gehirn verfügt zu einem gewissen Grad über ein individuelles und ein kollektives Selbstbewusstsein, Abstraktionsvermögen und emotionale Aktivität. Die Unterschiede zum Menschen sind hier quantitativer, nicht qualitativer Art. Wenn wir anfangen, Lebewesen mit „weniger“ Intellekt abzuwerten, müssen wir zuerst Säuglinge und geistig schwer „behinderte“ Menschen aus unserer moralischen Gemeinschaft ausschließen, denn erwachsene Schimpansen verfügen über ausgeprägtere geistige Fähigkeiten als ein einjähriges menschliches Kind. Es gibt kein Merkmal, welches der Mensch als einzige Art besitzt und welches uns von allen anderen Arten eindeutig abheben würde.
Schweine wie Menschen werden beide von einer Mutter geboren, sie verfügen beide über ein zentrales Nervensystem und nehmen die Welt um sich herum wahr. Sie wollen leben und dabei Verfolgung, Angst und Schmerzen vermeiden (jedenfalls können wir davon ausgehen, dass dies für die überwältigende Mehrheit zutrifft). Das sind die Fakten und sie sind alles, was wir wissen müssen. Es gibt keinen Grund und keine Begründung dafür, das Leiden des Schweins dem des Menschen unterzuordnen, allein weil es auf vier Beinen geht oder nicht wählen kann (wie auch der Säugling).

Zitat: Abgesehen davon möchte ich bemerken, dass jeder zoologischen Art ein "Speziesismus" zuzubilligen wäre: Ein Okapi oder eine Sardine wird ArtgenossInnen immer anders "bewerten" als Tiere anderer Arten, z.B. unter dem Kriterium der Sexualität.


Analog dazu: Frauen bei einem Bodybuilding-Wettbewerb anders zu bewerten als Männer ist wohl noch kein Ausdruck von Sexismus.
Die Bewertung anderer Individuen aufgrund relevanter (biologischer) Kriterien kann als realitätsbezogene Umsetzung der Signale gewertet werden, welche die Sinnesorgane liefern. Das ist wohl bei allen Arten durchaus legitim und mag im besten Fall sogar die Fortpflanzung sicherstellen.
Speziesismus hingegen bezeichnet die Unterdrückung oder Ausbeutung anderer Individuen zu eigenen Zwecken anhand des willkürlichen Merkmals „Spezies“.

Zitat: 3. Evolutiv "hochentwickelte" Tiere, besonders Säugetiere (Affen, Hunde, Wale, womöglich Schweine) nähern sich in ihrem Verhalten und Empfinden vielleicht dem an, was man als Bewusstsein ansprechen kann. ABER auch hieraus lässt sich eine anti-speziesistische Position, welche die ethische Gleichheit aller Arten behauptet, gerade nicht begründen. Denn in der genannten Hinsicht unterscheiden sich verschiedene Tierarten radikal.


Wenn mit „ethische Gleichheit“ beschrieben werden soll, welchen Lebewesen wir kein unnötiges Leid zufügen dürfen, dann muss untersucht werden, welches Lebewesen Leid empfinden kann und nichts anderes. Auch nicht, ob es hochentwickelt ist oder ob es daneben andere, weniger entwickelte Arten gibt.
Die genannte Hinsicht ist ein Vergleich zwischen Verhalten und Empfinden menschlicher und nichtmenschlicher Tiere. Es lässt sich nicht oft genug betonen, dass darin ein grundlegender Fehler liegt: Tiere werden nicht „lebenswerter“, je ähnlicher sie dem Menschen in Verhalten und Empfinden sind. Wir haben keine Basis für die Behauptung, dass es von Bedeutung ist, wie nahe eine bestimmte Spezies an die Art von Bewusstsein, welche dem Menschen eigen ist, herankommt.

Zitat: Wie sollte man unter dem Aspekt des Bewusstseins (wahrscheinlich auch der Leidensfähigkeit) eine Auster und einen Orang-Utan auf dieselbe Stufe stellen? Ich kenne auch keinen Veganer, der angesichts z.B. einer Stechmücke, die sich gerade auf seinem Arm zwecks Nahrungsaufnahme niedergelassen hat, große Skrupel hätte zuzuschlagen. Dennoch behaupten die Anti-SpeziesistInnen eine prinzipielle ethische Gleichheit in der gesamten Tierwelt - und ziehen auch damit wieder eine willkürliche Grenze zwischen Arten. Alles was Photosynthese treibt, darf ja zum Beispiel gegessen werden. Die Samenkerne der Sonnenblume sind erlaubt, obwohl diese mit ihrer netten täglichen Drehung nach dem Sonnenstand selbst unter dem Aspekt der aktiven Bewegung mir näher steht als zum Beispiel ein Schwamm, der als Tier unter anti-speziesistischem Schutz steht.


Hier noch einmal: Die Frage ist nicht, wer Ihnen näher steht.
Es besteht überhaupt keine Notwendigkeit, erst recht nicht für Antispeziesisten, Austern und Orang-Utans auf irgendeine Stufe zu stellen. Fest steht: Das Zufügen von unnötigem Leid ist moralisch von Übel. Ich als mitteleuropäischer Mensch kann vorzüglich überleben, ohne Austern oder Orang-Utans (oder Menschen oder Schweinen) Leid zuzufügen.
Die angesprochene, von antispeziesistischer Seite geforderte ethische Gleichheit bezieht sich auf das moralische Grundprinzip der „gleichen Behandlung gleicher Fälle“. Zwei Lebewesen, die beide Schmerz empfinden können, muss ich in Bezug auf die Zufügung von Schmerzen gleich behandeln, wenn ich auch nur ansatzweise moralisch richtig handeln will. Antispeziesismus bedeutet, nicht die biologischen Unterschiede als Begründung für diese oder jene Behandlung anzuführen, sondern eine Abwägung der Interessen vorzunehemen. Ist mein Interesse am Genuss von Schweineschnitzel größer als das Interesse des Schweins an der Vermeidung eines gewaltsamen Todes?
Hat die Sonnenblume ein Interesse an Schmerzfreiheit? Verfügt ein Schwamm über ein zentrales Nervensystem?

Zitat: Man kommt also aus rein praktischen Gründen überhaupt nicht darum herum, unterschiedliche Arten ethisch unterschiedlich zu bewerten. Und dann ist die Spezies "Mensch" für uns zweifach ausgezeichnet: Erstens als die eigene, und zweitens als diejenige, die (z.B.) über Antispeziesismus diskutieren kann.


Das ist richtig, aber was bedeutet denn die Fähigkeit zur Diskussion im ethischen Kontext? Für einen Spatzen ist die eigene Spezies ebenfalls die eigene, und ihn zeichnet die Fähigkeit zum Flug aus. Ein Aal kann unter Wasser atmen, wozu der Mensch hingegen nicht in der Lage ist. Was ist nun aus ethischer Sicht „besser“, und wer legt solch universelle Maßstäbe fest? Etwa die Menschen, diese schwachen, nackten, langsamen Kreaturen, die sich sogar gegeinseitig millionenfach umbringen und die gerade dabei sind, den Planeten für alle Lebewesen unbewohnbar zu machen?

Zitat: 4. Es ist Hybris, wenn "der" Mensch sich als "Krone der Schöpfung" sieht. Und gerade aus anarchistischer Perspektive tut man gut daran, die Unterschiede zwischen den Arten nicht in eine starre ethische Hierarchie zu gießen (auch wenn manche der von mir bereits genannten Beispiele es schwer machen, dieser Maxime zu folgen). Es gibt wahrlich genug Anlass, von anderen Tierarten zu lernen: Vom Egalitarismus und dem Lustprinzip der Bonobo-Zwergschimpansen; von der "kybernetisch-demokratischen" Entscheidungsfindung der Honigbienen bei ihrer Futtersuche (von wegen "staatenbildende Insekten": pah!); von der gegenseitigen Hilfe in der Tierwelt, die Kropotkin vor hundert Jahren schon so eindrucksvoll beschrieb - sein Buch sollte gerade auch im laufenden Darwin-Jahr als notwendiges Darwin-Korrektiv ins Gedächtnis gerufen werden. ABER Bonobos sind in dem ihnen möglichen Verhalten anders gestrickt als große Schimpansen, Löwen anders als Gazellen, usw. Wie gehen Anti-SpeziesistInnen damit um?


Antispeziesisten gehen damit so um: So lange wir als Menschen ein gesundes Leben führen können, ohne anderen damit Leid und Tod zuzufügen, haben wir keine moralische Rechtfertigung für eben dies. (Oder die ebenso müßige Gegenfrage: Frauen leiden statistisch gesehen öfter unter Stimmungsschwankungen als Männer. Wie gehen Antisexisten damit um?)

Ich brauche unbezweifelbar keinen Tofu, um mich ohne Abstriche bei Gesundheit und Genuss (z.B. gegenüber einer Ernärungsweise, die Tierprodukte einschließt) ausreichend mit allen benötigten Nährstoffen zu versorgen. Ich habe allerdings bereits nicht wenige äußerst delikat zubereitete Tofugerichte probiert. Diese Tatsache, dass ein Produkt für mich geschätzter Luxus ist und nicht etwa essentielle Substanz zur Aufrechterhaltung meines Organismus, macht die Betrachtung des Konsums und damit wiederum der Herstellung des Produkts aus ethischer Sicht notwendig. Bei einem Fleischfresser wie etwa einem Löwen ist die Frage nach der moralischen Grundlage seiner Ernährung offensichtlich überflüssig. Er hat in dieser Hinsicht keine Wahl, und somit auch nicht die Möglichkeit, eine etwaige unmoralische Handlung zu wählen.
Wie könnte ich hingegen meinen Tofukonsum noch rechtfertigen, wenn bei seiner Produktion zwangsläufig Unschuldige geboren, eingesperrt und getötet werden müssten, wenn doch Tofu einzig und allein meinem Genuss bei Tisch dient?
Keine Art der Nahrungsbeschaffung ist aus sich selbst heraus unmoralisch. Erst durch die Möglichkeit einer Alternative, einer bewussten Entscheidung für das kleinere Übel, lässt sich die menschliche Ernährung in ethischem Licht beleuchten. Wir stellen also unseren nur minutenlangen kulinarischen Genuss höher als das gesamte Leben eines anderen fühlenden Tieres. Wir rauben einem Individuum restlos alles, was ein selbstbestimmtes Leben ausmacht, um einen kurzen Moment des Vergnügens zu erleben. Kein anderes Tier ist aus verschiedenen Gründen dazu in der Lage. Ein Fleischfresser wie der Löwe sichert sein Überleben und das seiner Familie mit seinem Instinkt und den Mitteln, die ihm zur Verfügung stehen, jenseits von Ethik und Moral.

Zitat: Wenn moralische Gleichheit im gesamten Bereich der Zoologie herrschen soll, müsste dann den Löwen nicht eine vegetarische Lebensweise aufgezwungen werden? Das wäre erst recht menschliche Hybris und - auch moralisch - absurd! Na klar: Wir unterliegen alle dem Effekt, Tiere zu "anthropomorphieren", d.h. wir beurteilen sie intuitiv nach unseren menschlichen Maßstäben. Wenn wir im Discovery Channel eine Jagdszene zwischen Löwen und Gazellen sehen, halten wir "automatisch" zu den Gazellen. Aber daraus ist kein ethisches Prinzip abzuleiten. Die Biosphäre kommt ohne das Phänomen des Gefressen-Werdens nicht aus. Die Natur ist schön, und sie ist hässlich. Und wir räsonieren über diese Frage nur, weil wir mehr sind als Natur: weil uns die spezifisch menschliche Sphäre der Kultur von der Natur aufgezwungen wurde, indem uns die Instinkte abhanden kamen (deren künstlicher Ersatz eben die jeweilige Kultur ist). 5. Als Menschen können und müssen wir also moralische Entscheidungen treffen, z.B. zugunsten oder zuungunsten des Veganismus und des Anti-Speziesismus. Wir sind dann ABER auch für die Folgen verantwortlich. Und hier erweist sich der Rigorismus, mit dem Anti-SpeziesistInnen häufig vorgehen, als zweischneidig. Sie erkennen nicht, dass die von ihnen vorgenommene Egalisierung der Arten zwei Bewegungen beinhaltet. In demselben Vollzug, in dem Tiere ethisch auf die Ebene von Menschen gehoben werden, werden Menschen auf die Ebene von Tieren herabgedrückt.


Also werden die Ebenen getauscht?
Es gibt im Antispeziesismus keine Egalisierung der Arten, es gibt lediglich eine individuelle Betrachtung der Interessen und der Bedürfnisse.

Zitat: Es ist deshalb meiner Überzeugung nach kein Zufall, dass der Nestor des Antispeziesismus, der australische Philosoph Peter Singer, nicht nur das Recht von Tieren betont, nicht von Menschen getötet zu werden, sondern zugleich das Lebensrecht geistig behinderter Menschen relativiert. Die Auflösung einer festen ethischen Grenze zwischen den Spezies erweist sich als Voraussetzung der Etablierung von ethischen Grenzen innerhalb der Spezies. Die Bedingung der Möglichkeit politischer Gleichheit wird zersetzt. Dies sollte gerade von anarchistischer Seite aus mit aller Entschiedenheit bekämpft werden.


Die Ansichten Peter Singers hinsichtlich unserer moralischen Verantwortung gegenüber anderen Arten sind in der Tat äußerst umstritten, widersprüchlich und inkonsequent und werden daher zu Recht von der Mehrheit der Tierrechtsaktivisten verworfen. Bitte genauer recherchieren.

Zitat: Sehr instruktiv ist in diesem Zusammenhang auch die anti-speziesistische Kampagne, die die Pressure-Group PETA ("People for the Ethical Treatment of Animals") vor etwa fünf Jahren unter dem Titel "Der Holocaust auf Ihrem Teller" lancierte und die am 20. Februar 2009 vom Bundesverfassungsgericht verboten wurde. Auf Plakaten wurden Fotos von Häftlingen in Nazi-KZs und Fotos von Tieren in Massenhaltung nebeneinandergestellt. Zum Beispiel sieht man auf einem Plakat jüdische Kinder in Häftlingskleidung hinter Stacheldraht neben Ferkeln, die in einem Käfig zusammengepfercht sind. PETA und andere extremistische TierschützerInnen verteidigen diese Kampagne bis zum heutigen Tag. Ihnen fehlt jegliche Sensibilität dafür, dass es ein wichtiger Bestandteil des nationalsozialistischen Völkermords war, den Jüdinnen und Juden ihr Menschsein abzusprechen und sie diskursiv zu Tieren zu machen ("Ungeziefer" und dgl.). PETA dreht diese Schraube sogar noch etwas weiter: Für viele Angehörige des jüdischen Glaubens dürfte es keinen erniedrigenderen Vergleich geben als den mit Schweinen, den nach den mosaischen Gesetzen "unreinen" Tieren par excellence. Vielleicht wollte PETA mit ihrer Kampagne sagen: "Tiere sind ebensoviel wert wie Menschen." Aber sie haben zumindest auch gesagt: "Juden sind ebensoviel wert wie Schweine."


Wenn Sie Schweinen so wenig Wert zusprechen, ist das eine Folge Ihrer speziesistischen Konditionierung. Der inhärente Wert, den das Leben eines Schweins aufweist, hat rein gar nichts mit der rein menschlichen Einschätzung und Zuweisung von Wert zu tun. Wenn uns ein Schwein nicht mehr bedeutet als ein paar Schnitzel, wollen wir natürlich nicht auf dessen Ebene gestellt werden. Sehen wir jedes Tier jedoch als eigenständiges Individuum, als ein Wesen, dass mit genau der selben Berechtigung wie jeder Mensch auf diesem Planeten lebt, haben wir kein Problem mehr mit der Behauptung, ein Mensch sei ebensoviel wert wie ein Schwein.

Zitat: Das ist das Problem. Der Tierrechts-Fanatismus beschädigt den Kampf um Menschenrechte. Wer behauptet, Speziesismus sei genauso zu beurteilen wie Rassismus, verharmlost den Rassismus.


Diese Behauptung ist Unsinn. Beide Verhaltensstrukturen basieren auf der Diskriminierung aufgrund äußerlicher Merkmale, und beidesmal sind unschuldige Opfer zu beklagen, beim Speziesismus mehr, beim Rassismus weniger. Beide Probleme haben die selbe Wurzel. Rassisten kennzeichnen sich dadurch, dass sie das Kriterium „Rasse“ höher bewerten als das Kriterium „Interesse an Schmerzfreiheit“, was sich vor allem dann unglücklich auswirkt, wenn es im gegebenen Kontext um Schmerzfreiheit geht. Speziesisten geben analog dazu der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Art mehr Gewicht als dem gemeinsamen Interesse, physisch und psychisch unversehrt zu bleiben und ein selbstbestimmtes Leben zu führen.
Die Aussage, die Ausbeutung einer Gruppe würde die Ausbeutung einer anderen Gruppe verharmlosen, allein weil es sich bei den Opfern nicht um eine andere Rasse, sondern um eine andere Spezies handelt, ist nicht nachvollziehbar. Inwiefern wäre denn Ihrer Ansicht nach im Vergleich Sexismus anders zu beurteilen als Rassismus? Wird dadurch nun der Rassismus oder der Sexismus verharmlost? Und wenn wir Antisemitismus mit Heterosexismus vergleichen, wird damit der Kampf für die freie Religionswahl oder der für die rechtliche Gleichstellung von Homosexuellen beschädigt?
Beschuldigen Sie etwa auch die Abolitionisten, die durch ihren Aktivismus den Einsatz afrikanischer und amerikanischer Sklaven gesellschaftlich und politisch unmöglich gemacht haben, als Eingeborenenrechts-Fanatiker, die den Kampf um die Rechte der Weißen beschädigt haben?
Das Streben nach Verwirklichung von Tierrechten beinhaltet das Streben nach Verwirklichung von Menschenrechten.

Zitat: Wenn ich selbst, als Fleischesser vor meinem Teller, moralisch auf derselben Stufe stehen soll wie die Nazi-Schergen, wenn fast die gesamte Menschheit angeblich ununterbrochen das ultimative Menschheitsverbrechen wiederholt, dann sind sämtliche moralischen Maßstäbe zersetzt.


Warum? Weil das Schwein Borsten hatte und keine menschliche Haut? Weil die Nazischergen ihre Opfer nicht aufgegessen haben? Oder gar nur, weil sich die Mehrheit an der systematischen Ausbeutung beteiligt, wie Sie selbst feststellen? Könnte man nicht dagegenhalten, die Tierindustrie sei noch lebensverachtender als die NS-Vernichtungsmaschinerie, weil sie keinem Ende zustrebt, sondern sich ihre Opfer täglich tausendfach neu erschafft?

Zitat: Kein Wunder, dass sich der alte Gevatter Rassismus prompt durch die Hintertür bei PETA hereinschleicht, wo sie sich historische "Kronzeugen" aneignen. Zum Beispiel zitieren sie Theodor W. Adorno mit dem Satz: "Auschwitz fängt da an, wo einer im Schlachthof steht und sagt, es sind ja nur Tiere." Abgesehen davon, dass dieses Zitat etwas ganz anderes aussagt als die ethische Gleichwertigkeit aller Arten, fällt hier auf, dass Adorno als "jüdischer Philosoph und Soziologe" benannt wird; wohl um ihn eben als Kronzeugen gegen den Vorwurf des Antisemitismus aufzurufen. Die Bezeichnung entlarvt ihre VerwenderInnen aber im Gegenteil als Erben des rassistischen Antisemitismus.


Vergessen Sie PeTA. Diese Organisation dient einzig dazu, durch permanente Spendenaufrufe einen Ablasshandel mit dem schlechten Gewissen der Verbraucher zu betreiben. Die Hälfte der Mitglieder lebt nicht einmal vegetarisch (geschweige denn vegan). PeTA haben mit Antispeziesismus so viel zu tun wie der Vatikan mit neuartigen Verhütungsmethoden. Bitte nächstes Mal genauer recherchieren.

Zitat: Adorno hatte wohl jüdische Vorfahren, aber er bekannte sich nicht zu dieser Religion. Er war deutscher Philosoph und Soziologe. Philosophisch vertrat er die "Kritische Theorie", die man wissenssoziologisch mit den jüdisch-assimilierten Elternhäusern vieler ihrer Vertreter in Verbindung bringen, aber ganz bestimmt nicht auf das religiöse Etikett "jüdisch" zusammenschnurren lassen kann. "Jüdisch" war Adorno allerdings nach den rassistischen Kriterien der Nazis, deren "Führer" übrigens überzeugter Vegetarier war (was hier nur erwähnt sei, um auch von dieser Seite her zu verdeutlichen, dass der Verzicht auf Fleischkonsum nicht automatisch Gewähr für eine überlegene Moral gibt. Und man lese das zum Brüllen alberne zwölfte Kapitel von "Mein Kampf", um zu entdecken, dass der Rassist Hitler den Unterschied zwischen "Rassen" und "Arten" nicht verstanden hatte).


Selbstverständlich bedeutet die Ablehnung des Verzehrs von Tierkadavern nicht gleichzeitig moralische Perfektion. Trotzdem müssen wir fragen: Wer handelt moralisch „besser“: Der eine, der Tiere ausschließlich für sein eigenes Vergnügen töten lässt, oder der andere, der dies nicht tut?
Ich erspare mir einen Kommentar zur Frage, ob Hitler Vegetarier war oder nicht.

Zitat: Zusammenfassend: Die ethische Gleichsetzung von Tieren mit Menschen führt offensichtlich zu einer Relativierung oder Vernachlässigung der spezifischen zwischenmenschlichen Ethik; Die Ausblendung des besonderen kulturellen "Wesens" der Menschen führt dazu, dass man durch die Kulturgeschichte torkelt wie der Elefant durch den Porzellanladen; und der eigentlich lobenswerte Impuls, für die Rechte von Tieren einzutreten, mündet in "Barbarei" (um ebenfalls einen Begriff Adornos zu bemühen).


Ganz im Gegenteil: Erst die herabwürdigende Behandlung der Tiere, das tägliche Missbrauchen und Schlachten hat erst zu der Auffassung geführt, das Leben von Tieren sei von weniger Wert. Das Wort „Schwein“ gilt bei uns deshalb als Beleidigung, weil wir Schweine seit Jahrtausenden „wie Dreck“ behandeln, nicht weil sie relativ intelligente und reinliche Tiere sind. Die beliebte Taktik vieler Kriegsherren, die jeweiligen Feinde als Tiere (Affen, Schweine, Hunde) darzustellen und so die Hemmschwelle der eigenen Soldaten zu senken, die den Gegner also nicht als „gleichwertigen“ Menschen, sondern als „minderwertiges“ Tier sehen sollten, wäre ins Leere gelaufen, hätte der Mensch den TIeren von je her das gleiche Lebensrecht eingeräumt.

Zitat: Wenn wir uns auf dieser Grundlage einigen können, dann wäre erst die Debatte möglich, wie eine "ethische Behandlung von Tieren" denn aussehen könnte. Meiner Ansicht nach könnte das Ergebnis u.a. folgende Punkte beinhalten: Kein Tier darf absichtsvoll gequält werden (das gilt von der Fliege, der ein Kind die Flügel "zum Spaß" ausreißt, ebenso wie von der "gestopften" Gans). Die Frage, ob man z.B. Hauskatzen gewähren lassen sollte, wenn sie mit lebenden Mäusen einfach nur quälerisch "spielen", wäre noch zu diskutieren. Tiere dürfen nicht für Luxuszwecke gezüchtet, gehalten oder getötet werden (z.B. zur Gewinnung "kostbarer" Pelze oder für Zwecke der Kosmetik).


In Anbetracht der Tatsache, dass sämtliche tierischen Nahrungsmittel lediglich dem Genuss und nicht der Zufuhr essentieller Nährstoffe dienen, müssen Fleisch, Milch, Eier, Honig etc. definitiv als Luxus angesehen werden.

Zitat: Die Hürden für die Züchtung, Haltung und Tötung von Tieren für medizinische Zwecke müssen sehr hoch gelegt werden (aber ein solches Töten etc. kann in bestimmten Fällen gerechtfertigt sein). Die Grenze zwischen medizinischen und kosmetischen Zwecken wäre im Einzelfall noch zu diskutieren.


Wir Menschen haben keine Rechtfertigung dafür, Mitglieder einer anderen Spezies ausschließlich für unsere Zwecke zu benutzen. Ein Schimpanse ist immer unschuldig; ob der Mensch an Krebs leidet oder einen gefährlichen Kalkentferner entwickelt hat, hat nichts mit dem Schimpansen oder irgendeinem anderen nichtmenschlichen Tier zu tun. Die Unzuverlässigkeit der Ergebnisse ist inzwischen ausreichend belegt, und es stehen neuere Methoden zur Verfügung (z. B. Computersimulationen), die genauer und mit weniger Leid verbunden sind.

Zitat: Das Halten und Töten von Tieren zum Zwecke der Nahrungsaufnahme muss weltweit drastisch verringert werden.


Genau, und zwar auf Null. EIne andere „ethische Behandlung von Tieren“ ist nicht möglich. Oder sollten wir Mengenregelungen eingeführen, nach denen der Verzehr von 300 Gramm Fleisch pro Woche ethisch akzeptabel ist, 301 Gramm aber nicht mehr?

Zitat: Es gibt allerdings große Menschengruppen, vor allem in den früheren Kolonien, die ein Recht darauf haben, dass ihr Speisezettel einen größeren Anteil tierischer Eiweiße aufweist.


Wie bitte? Was für ein Recht soll das sein und worauf ist es begründet?

Zitat: Die Bedingungen, unter denen Tiere gehalten werden, die (oder deren Produkte) der menschlichen Ernährung dienen, müssen "artgerecht" nach dem jeweiligen Stand der biologischen Erkenntnisse sein. (Dass diese Maßstäbe nicht ein für allemal festgelegt werden können, zeigt z.B. die kürzlich gewonnene Einsicht, dass es bei der Hühnerhaltung weniger um die Möglichkeit des freien Auslaufs geht als um das Leben in Kleingruppen.)


Ein Tier zu halten ist per definitionem nicht artgerecht, geschweige denn es seines Geleges oder seiner Milch zu berauben oder es gar umzubringen.

Zitat: Bei allen Formen des Umgangs mit Tieren sind die weiteren ökologischen Zusammenhänge zu beachten. Wenn (wie geschehen) 200 Bio-Rinder den Laacher See zuscheißen und zu einem toten Gewässer machen, sollte einem auch das leckere Bio-Steak im Halse stecken bleiben.


Dazu kommt das tote Rind, das man gerade in sich hineinschiebt.

Zitat: Und immer muss beachtet werden, dass die Befolgung dieser Punkte wiederum soziale, d.h. zwischenmenschliche Konsequenzen hat. Wenn Fleisch dadurch so teuer wird, dass nur noch Reiche es sich leisten können, ist im Sinne einer freiheitlichen Politik ein Dilemma erwachsen. Flankierend (wenn nicht: zuvor) müsste also eine Aufhebung der Reichtumsunterschiede erkämpft werden.


Auch ein gutes Dilemma: Hochseeyachten sind so teuer, dass nur Reiche sie sich leisten können. Niemand braucht sie, aber wenn wir Gerechtigkeit wollen, soll jeder eine haben dürfen.

Zitat: Womit wir wieder im Bereich der Menschenrechte angekommen wären.


Oder bei den Tierrechten, wenn wir an der Wurzel ansetzen wollen.

Singers Zoophilie

Autor: martin
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
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Singer scheut sich nicht, Tierrechte in sämtlichen Beziehungen zu untergraben. Bereits einige Jahre her, aber hier noch ergänzungsbedürftig, ist seine Verteidigung (wenn nicht "Empfehlung") von Zoophilie in einer Rezension mit dem Titel "Heavy Petting".
In einem Zeitungsartikel darüber heißt es:
Zitat: In his review, titled "Heavy Petting," Mr. Singer noted that almost all of the taboos on nonprocreative sex (taboos against homosexuality, oral sex, contraception and masturbation) have vanished. But one notable exception still stands: the taboo on sex with animals. "Heard anyone chatting at parties lately about how good it is having sex with their dog?" he asked. The persistence of the bestiality taboo, he wrote, reflects humans' ambivalence about animals. We know we are like them, but we think we are better, and so we want "to differentiate ourselves, erotically and in every other way, from animals."

(In seiner Rezension mit dem Titel "Heavy Petting" stellte Singer fest, daß fast alle Tabus von Sex ohne Zeugungsabsicht/-möglichkeit (Tabus von Homosexualität, Oralsex, Verhütung und Masturbation) verschwunden sind. Aber eine deutliche Ausnahme gibt es noch: das Tabu von Sex mit Tieren. "Haben Sie kürzlich jemanden auf Partys darüber reden gehört, wie gut es ist, Sex mit seinem Hund zu haben?", fragt er. Die Beständigkeit des Sodomie-Tabus, schreibt er, spiegelt die menschliche Ambivalenz gegenüber Tieren wider. Wir wissen, daß wir wie sie sind, aber wir denken, wir seien besser, und deshalb wollen wir "uns erotisch und in jeder anderen Hinsicht von Tieren unterscheiden".)

Als "Begründung" diente Singer auch hier sein Utilitarismus-Schwachsinn:
Zitat: "Sex with animals does not always involve cruelty." And if cruelty is the problem, isn't raising them to kill them generally worse than coupling with them?

("Sex mit Tieren impliziert nicht immer Grausamkeit." Und wenn Grausamkeit das Problem ist, ist es nicht generell schlimm sie zu züchten, um sie zu töten, als sich mit ihnen zu paaren?)
Tierrechtler wissen zumindest, daß auch nicht-offensichtliche Grausamkeit tierrechtsverletzend sein kann und Tiere zu sexuellen Handlungen zu mißbrauchen ist unter allen Umständen falsch.

Aber Peta - was will man erwarten? - verteidigte es natürlich.
Zitat: How does PETA, People for the Ethical Treatment of Animals, feel about its ideological father endorsing six-legged sex? PETA president Ingrid Newkirk said of the piece, "It's daring and honest and it does not do what some people read into it, which is condone any violent acts involving an animal, sexual or otherwise." Newkirk wants America to know that Singer does not advocate sex that kills or damages animals or requires them to be restrained. Indeed, Singer condemns sex between men and hens because it is "usually fatal to the hen."
[...]
Newkirk answered, "It sounds like this is an attempt to make this so narrow and so unintellectual in its focus. You know, Peter Singer is an intellectual, and he looks at all nuances of an issue." And: "The whole concept of consent with animals is very different."

(Was hält Peta von ihrem ideologischen Vater, der sechsbeinigen Sex verteidigt? Peta-Präsidentin Ingrid Newkirk sagte über dessen Artikel: "Er ist gewagt und ehrlich und er tut nicht das, was andere Leute hineininterpretieren, nämlich gewaltsame Handlungen an Tieren zu billigen, ob sexuell oder sonstwie." Newkirk will Amerika wissen lassen, daß Singer keinen Sex verteidigt, der Tiere tötet, verletzt oder es nötig macht, sie ihre Bewegungsmöglichkeit zu beschränken. Tatsächlich verurteile Singer Sex zwischen Menschen und Hennen, da er "üblicherweise tödlich für die Henne" sei.
[...]
Newkirk antwortete: "Das klingt, als wäre es ein Versuch, es beschränkt und unintellektuell in seinem Fokus zu aussehen zu lassen. Sie wissen, daß Singer ein Intellektueller ist, und er betrachtet jede Nuance eines Problems." Und: "Das ganze Konzept der Einwilligung bei Tieren ist sehr unterschiedlich."
)
Immerhin: daß Singer hier offensichtlich tödliche Praktiken mißbilligt ist für ihn ein Fortschritt, sonst findet er "humane Schlachtung" schließlich nicht weiter problematisch.
Zitat: There was one important exception. Ingrid Newkirk, the president of People for the Ethical Treatment of Animals, not only stood by Mr. Singer but also imagined a few perfectly innocent human-animal sex acts: "If a girl gets sexual pleasure from riding a horse, does the horse suffer? If not, who cares? If you French kiss your dog and he or she thinks it's great, is it wrong? We believe all exploitation and abuse is wrong." But she added, "If it isn't exploitation and abuse, it may not be wrong."

(Es gibt eine wichtige Ausnahme. Ingrid Newkirk, die Präsidentin von Peta, hält nicht nur zu Singer, sondern stellte sich auch einige völlig unschuldige zoophile Handlungen vor: "Wenn ein Mädchen sexuelles Vergnügen durch das Reiten eines Pferdes erfährt, leidet das Pferd dann? Wenn nicht, wen kümmert es? Wenn du deinem Hund einen Zungenkuß gibst und er das toll findet, ist es dann falsch? Wir glauben, alle Ausbeutung und aller Mißbrauch ist falsch." Aber sie fügte hinzu: "Aber wenn es keine Ausbeutung und kein Mißbrauch ist, ist es wahrscheinlich nicht falsch.")
"Reiten" ist also kein Mißbrauch und keine Ausbeutung? Aber was soll's. Bei einer Organisation, die die Euthanasie von 2000 "Fund-Tieren" jährlich mit der Begründung, es wäre "schmerzfrei", rechtfertigt, wird eben auch die Tierausbeutung des "Reitens" so nebenbei als unproblematisch etikettiert.

Quellen:
One Man's Animal Husbandry
Yes, but Did Anyone Ask the Animals' Opinion?

Frage zu vegan.at

Autor: martin
Datum:
Forum: Aktionen und Kontakte
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> Das neue vegan.at-Magazin ist kurz vor dem Fertigwerden.
> Mitte Oktober sollte es in den Postkästen landen.
> Hauptthema der diesmaligen Ausgabe ist Geschichte des
> Vegetarimus/ historische Persönlichkeiten/Vordenker_innen der
> Tierrechtsidee.

Interessant. Bin ja gespannt, ob etwas Neues über Singer oder Regan zu erfahren ist.


Andere Frage, wo gerade jemand von vegan.at hier ist. Die Seite argumentiert - wie ich annehme - doch primär für Veganismus und für eine Verbreitung von Veganismus in der Bevölkerung usw.
Daher wundert es mich, warum folgende Aussagen zu finden sind, die Veganismus als schwierig darstellen; die Veganern unterstellen, sie würden ohnehin bald wieder Leichenteile essen; die behaupten, für Veganismus zu werben sei "ein hoffungsloses Unterfangen" und daß es außerdem niemand lange "durchhalten" würde:
Zitat: In einer so stark speziesistischen Gesellschaft wie der unsrigen ist es ein großer Energieaufwand vegan zu leben.
[...]
Dieser stetige Zusatzaufwand erodiert die Motivation. Zusätzlich sieht man selbst trotz doch dramatischer Änderung des eigenen Lebenswandels keine Änderung in der Gesellschaft. Langsam wird also die Motivation immer schwächer, bis man sich anpasst und mit dem Veganismus wieder aufhört.
[...]
Auf den Veganismus umgemünzt bedeutet das also, politische TierrechtsaktivistInnen sollten primär auf eine Systemänderung hinarbeiten, und nicht durch Überzeugung einzelner [vom Veganismus - mp] die Gesellschaft zu verändern versuchen. Letzteres ist schlicht ein hoffnungsloses Unterfangen, allein schon weil die jährliche Veränderungsrate der Individuen wesentlich höher ist, als jede realistische, nachhaltige Veganisierungsrate.
[...]
Es ist extrem unwahrscheinlich, dass AktivistInnen ununterbrochene, freundliche Vegan-Überzeugungskampagnen ohne erkennbare Erfolge lange durchhalten würden.

Das hier:
Zitat: Hinweis: die im Rahmen der Diskussionen geäußerten Meinungen müssen nicht mit denen der Veganen Gesellschaft Österreich überein stimmen.

habe ich zwar gesehen, aber bei dieser inhaltlichen Diskrepanz ist mir doch unklar, warum solch absurder Antiveganismuspropaganda eine Fläche geboten wird (zudem es keinen Beitrag mit einer Gegenmeinung gibt). Vlt. kann es ja jemand aufklären.

Tom Regan, Speziesist und Pseudotierrechtler

Autor: martin
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
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Wie bekannt, ist er nicht nur in seinem Hauptwerk (siehe hier und hier, sondern auch weiterhin der Meinung, daß nur bestimmten Tieren Rechte zustehen, nämlich solchen mit höher entwickelten kognitiven Fähigkeiten. Daraus folgt für ihn, daß bei einem Konflikt zwischen einem Menschen und einem nichtmenschlichen Tier immer der Mensch bevorzugt werden muß, da dessen Kognition höher entwickelt ist bzw. er eine stärkere Selbst-Reflexion, ein stärkeres Selbst-Bewußtsein hat, sodaß sein Tod für ihn schlimmer wäre als der Tod eines nichtmenschlichen Tiers für diese. Also Speziesismus par excellence, der darin resultiert, daß alle Tiere seiner Kategorie "moral patiens" keine Berücksichtigung finden müssen und daß in seinem "lifeboat cenario" mit einem Hund und vier Menschen selbstverständlich der Hund dran glauben muß.

Regan gibt inzwischen vor die Tierausbeutung abschaffen zu wollen (also abolitionistisch zu sein):
Zitat: Being kind to animals is not enough. Avoiding cruelty is not enough. Housing animals in more comfortable, larger cages is not enough. Whether we exploit animals to eat, to wear, to entertain us, or to learn, the truth of animal rights requires empty cages, not larger cages.

Aber das sind nur Lippenbekenntnisse, denn was er wirklich tut, ist alles andere als tierrechtlerisch und abolitionistisch.

Die von ihm gegründete und geleitete Culture and Animals Foundation läßt sich ihren Kongreß (The Power of One. International Compassionate Living Festival) von übelsten Tierschützern (Farm Sanctuary, The Humane Society of the United States (HSUS) u.a.) unterstützen, deren Hauptbestrebung darin liegt, "humane meat" oder "happy meat" (Leichenteile von "human" ermordeten Tieren) zu bewerben.
Dieser Kongreß hat nicht nur Ingrid Newkirk von Peta ein Forum geboten, sondern auch John Mackey von Whole Foods Inc., der dort Hauptredner war. Whole Food Inc. ist ein Bio-Lebensmittelkonzern, der mit seinen "high quality standards for meat" wirbt und daneben selbstverständlich auch Fischleichen und unveganen Käse verkauft. Regan lobte ihn mit den Worten, er sei "a driving force behind higher standards in animal welfare". (Wie war das doch gleich mit "größere Käfige genügen nicht"?)

Es wundert wenig, daß Regan sich auf der Webseite der Culture and Animals Foundation für Vegetarismus ausspricht (im Aufsatz "Vegetarianism and Friendship"). Eier und Tiermilchprodukte werden zwar im argumentativen Nono Gesundheit mit erwähnt, aber von Veganismus keine Spur. Dazu kommen andere Nonos wie Umwelt und religiöse Formulierungen ("For many, this is our prayer").
Diese religiösen Anwandlungen steigern sich in seinem FAQ zu Tierrechten ("The Philosophy of Animal Rights"):
Zitat: 7. God gave humans dominion over other animals. This is why we can do anything to them that we wish, including eat them.

Reply: Not all religions represent humans as having "dominion" over other animals, and even among those that do, the notion of "dominion" should be understood as unselfish guardianship, not selfish power. Humans are to be as loving toward all of creation as God was in creating it. If we loved the animals today in the way humans loved them in the Garden of Eden, we would not eat them. Those who respect the rights of animals are embarked on a journey back to Eden -- a journey back to a proper love for God's creation.

"And God said, Behold, I have given you every herb bearing seed, which is upon the face of all the earth, and every tree, in which is the fruit of a tree yielding seed; to you it shall be for meat."
-- Genesis 1:29


8. Only humans have immortal souls. This gives us the right to treat the other animals as we wish.

Reply: Many religions teach that all animals, not just humans, have immortal souls. However, even if only humans are immortal, this would only prove that we live forever whereas other animals do not. And this fact (if it is a fact) would increase, not decrease, our obligation to insure that this -- the only life other animals have -- be as long and as good as possible.

Es wundert genauso wenig, daß auf der Webseite seiner Foundation unter dem Punkt "Help bring change" als einzige Möglichkeit einen Spendenaufruf steht.

Daß, was wirklich notwendig wäre - die Verbreitung von Veganismus -, findet sich auf dieser und auch auf seiner Webseite in keinem Satz.

Kurz gesagt: Tierrechte sind das nicht, sondern nur Neuer Tierschutz. Auch wenn er sich Tierrechtler nennt und von Singer zu distanzieren versucht, was er tut ist hat in Theorie und Praxis mit Tierrechten nichts zu tun.

Tierrechte liegen nicht in den Schmerzrezeptoren

Autor: martin
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
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Adam Shriver, Verantwortlicher des Philosophy-Neuroscience-Psychology (PNP) Program der Universität Washington, argumentiert in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift "Neuroethics" dafür, den Tieren das Schmerzempfinden wegzuzüchten (in diesem Fall mit Gentechnik beschleunigt) würde ihre Benutzung als Ressourcen ethisch weniger problematisch machen. Dabei sind Tierschützer sind grundsätzlich die Zielgruppe seiner Argumentation, so suggeriert bereits die Überschrift - "Knocking Out Pain in Livestock: Can Technology Succeed Where Morality has Stalled?" – die Moral wäre in der Frage um das Quälen der Tiere "ins Stocken geraten". Für Vegetarier und Tierschützer dürfte das gelten, da sie nicht hören wollen, daß die "Freilandhühner" im selben Schlachthof enden wie alle anderen. Tierrechtler und Veganer wissen, daß die Moral längst die einzig vertretbare Alternative aufgezeigt hat: schlichtweg keinen Tiere mehr Leiden zufügen und vegan zu werden.

Die Worte seiner Zusammenfassung verdienen fast schon eine Nadel im Misthaufen:
Zitat: Moreover, I will argue that all people concerned with animal welfare should agree that we ought to replace the animals currently used in factory farming with animals whose ability to suffer is diminished if we are able to do so.
Alle, die sich von diesem kontraproduktivem Unsinn fernhalten, stimmen ihm dementsprechend nicht zu.
Er argumentiert ganz auf der Linie der Tierschützer, indem er von einer "Reduktion unnötiger Leiden" ("reduction of unnecessary suffering of animals") spricht – als ob es beim Ausbeuten der Tiere zur Nahrungsgewinnung "nötiges Leiden" gäbe. Shriver hat dabei überraschend mehr Ahnung von Tier[strike]rechts[/strike]schutzphilosophie als die meisten und so zitiert er Peter Singer vor allem nach "Practical Ethics". Dessen utilitaristische Unsinn liegt in einer Er- oder Verrechnung der Leiden, sodaß Tiere seiner Meinung nach nur das Interesse hätten, nicht oder möglichst wenig zu leiden, weshalb sie vermeintlich schmerzfrei zu töten völlig in Ordnung sei (reiner Pathozentrismus eben). Andere wiederholen den Unsinn, wodurch er auch nicht richtiger wird:
Zitat: As David Degrazia writes, "when seen from the proper perspective, utilitarianism and animal-rights views appear far more alike than different. Crucially, both extend to animals a principle of equal consideration. Any such principle requires that we (insome significant way) give equal moral weight to comparable interests, regardless of who has those interests"
Die Tierrechte beruhen nicht ausschließlich (wenn auch zu einem großen Teil) auf dem Kriterium der Leidvermeidung. Nicht umsonst steht im Glossar-Eintrag "Tierrechte", daß es moralisch notwendig ist, nichtmenschlichen Tieren die relevanten gleichen Interessen wie Menschen zuzugestehen. Das Interesse auf Leidfreiheit ist nur eines davon. Menschen haben genauso das Interesse, nicht als Ressource benutzt zu werden (als Organspender, als Nahrung, als Experimentierobjekt), genauso wie sie das Interesse auf Bewegungsfreiheit haben, das Interesse, ein ungestörtes Sozialverhalten ausleben zu können usw. (siehe auch: Interessenethik) Aus tierrechtlerischer Sicht ist das Ausschalten der Schmerzempfindung keine "Lösung", da es nur einen kleinen Teil der verletzten Rechte betrifft. Die Argumentation, daß es eine wäre, ist (wie zu erwarten) speziesistisch, denn niemand würde vorgeschlagen, Menschen die Schmerzempfindung wegzuzüchten, damit man an ihnen besser experimentieren kann (schließlich sind Tierversuchsergebnisse zwischen den Spezies nicht übertragbar, weshalb Menschenversuche sinnvoll sind im Gegensatz zu Versuchen an anderen Tieren).

Was Shrivers eigentliche Idee betrifft, ist er wesentlich weiter von der Einlösung der Ansprüche entfernt, als man vielleicht vermutet.
Zitat: Several authors have argued that the affective dimension of pain is the relevant dimension for what we would call suffering
"Leid" ist zwar zum Großteil mit "Schmerz" synonym, aber eben nicht vollständig und daher ist Schmerz allein definitiv nicht das "relevante Maß" für Leid. Leid wird, neben der Hyperstimulation sensorischer Nerven (Schmerz), auch erzeugt durch psychische Faktoren wie Langeweile und die Unterdrückung der natürlichen Verhaltensweise, die insbesondere bei "Zoo-" und "Nutz"tieren zu Stereotypie (Im-Kreis-Laufen im Käfig), Zwangsstörungen (Kannibalismus als Ersatzhandlung des Pickens bei Hühnern) und Angst und Streß (in Folge der gewaltsamen Trennung von Kühen und ihrem neugeborenen Kalb) führt. Dieses Leiden ist keine Frage der Rezeptoren oder der Weiterleitung von Nervenimpulsen, sondern der psychischen Prozesse. Selbst wenn es also gelänge, die Schmerzrezeptoren auszuschalten oder die Interpretation der Nervenimpulse ins Positive zu verkehren, würde das Leid der Tiere nur verringert, nicht beseitigt - von der Verletzung aller anderen (tierrechtsrelevanter) Interessen ganz zu schweigen. Shriver kommt auch zu dieser Einsicht und redet sich damit heraus, die Unterbindung der körperlichen Schmerzen sei ein Großteil des Leidens ("a great deal of suffering") und deshalb besser als nichts.

Tiere so zu züchten, daß ihre Nutzung als Ressource keine Tierrechte mehr berühren würde, würde mindestens bedeuten, ihre gesamten kognitiven Eigenschaften auszuschalten. Da sie so keine Individuen und nicht lebendig, sondern eben nur Zellhaufen wären, könnten sie auch nicht von alleine wachsen und Eier legen und Milch produzieren, sodaß dies ein sinnloses Gedankenexperiment ist (selbst wenn, reichte das nicht aus, da Tierrechte sich auf mehr als nur den Mißbrauch als Nahrung beziehen). Statt sich damit aufzuhalten, könnte man auch einfach vegan werden, aber das ist wohl zu einfach für Leute wie Singer und Shriver. Statt eins plus eins zusammenzuzählen (und auf Veganismus als Lösung für das Leiden der Tiere zu kommen), rechnen sie lieber solange an fünf plus vier herum, bis minus dreizehn herauskommt.

Die restliche Argumentation ist, wie gesagt, tierschützerisch durch und durch. Es sei zwar die einfachste Lösung, keine Tierprodukte (er allerdings spricht nur von Leichenteilen) zu konsumieren, aber für viele Menschen sei es leichter, Tierprodukte (vermeintlich) nichtleidender Tiere zu wählen als gar keine – als ob man die Ansprüche der Ethik am status quo festzulegen hätte.
Und alle, die die Züchtung solcher Tiere als "Übergangslösung" für eine gute Idee halten, sollten sich fragen, ob die Menschen, die so etwas konsumieren, (a) wahrscheinlich vegan werden, obwohl sie durch das (falsche) Prädikat "leidfrei" ein gutes Gewissen und damit keinen Grund mehr haben, ihr Verhalten zu ändern, oder (b) nicht vegan werden, weil sie zum einen ein gutes Gewissen beim Konsum haben und zum anderen nicht verstanden haben, daß Tiere kein Mittel zum Zweck für Menschen sind, sodaß sie auch weiterhin in "Zoos" und "Zirkusse" gehen. Falls man der Logik zu Liebe eher zu (b) neigen sollte, könnte man daraus ableiten, daß Tierschutz nicht funktioniert und den Tieren nicht hilft. So ganz theoretisch jedenfalls...

Nono: Intelligenz u.ä. nichtmenschlicher Tiere

Autor: martin
Datum:
Forum: Veganismusforum
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Die Intelligenzleistungen, Fähigkeiten zum Sozialverhalten, Emotionsbreite, Charakterdifferenzen, besondere kognitive oder körperliche Eigenschaften und Leistungen diverser nichtmenschlicher Tiere zu betonen, kann sinnvoll sein, insofern gegen die (speziesistisch und theistisch geprägten) antievolutionären Vorstellungen vorgegangen wird, die den Menschen als "einzigartig", "Krone der Schöpfung" etc. titulieren, um dem entgegen zu beweisen, daß diese Vorstellung erstens falsch ist und zweitens darauf beruht, die Intelligenz anderer Tiere zu ignorieren oder herunterzuspielen.

Weniger sinnvoll (eben argumentatives Nono) ist es, dies zur Grundlage der Argumentation zu machen. Denn zum einen ist der Mensch im Durchschnitt dennoch das intelligenteste Tier und zum anderen ist dies ein ethisch irrelevantes Kritierum (unter Menschen hat sich immerhin bereits durchgesetzt, geistig Behinderten das Lebensrecht nicht abzusprechen). Wenn man es zu einem ethisch relevanten machen würde, käme das heraus, was der Befürworter der Tötung behinderter Kinder und Tierrechtsgegner Peter Singer propagiert.

Cholera statt Pest

Autor: martin
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
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Überraschenderweise ist bei ein paar Menschen offensichtlich doch angekommen, daß Singer (äußerst schädlichen) Unsinn erzählt.
Zitat: Populär wurde dieser Ansatz ab Mitte der 1970er Jahre durch den australischen Moralphilosophen Peter Singer. Er beurteilt Handlungen von Menschen allein danach, wie viel Glück oder Leid sie hervorrufen bei anderen »Individuen«, menschlichen wie tierischen. Singer meint tatsächlich, Leid unterscheide sich nur der Größe nach, egal ob es um Menschen oder Tiere geht und das Leid eines »Individuums« könne durch das Glück eines anderen ausgeglichen werden. Bei seinen absurden Kalkulationen mit Leid- und Glücksmengen kommt er zu dem Schluss, dass es gerechtfertigt sei, lieber einen behinderten Säugling als ein gesundes Tier zu töten. Den meisten linken Tierrechtlern schmecken diese brutalen Konsequenzen natürlich nicht. Sie beziehen sich deshalb heute hauptsächlich auf den amerikanischen Tierethiker Tom Regan, der ausdrücklich das Lebensrecht aller Menschen anerkennen will.
(ND, 04.09.09)
Dumm nur, wenn man Regan genauso wenig liest, wie zuvor Singer gelesen wurde. Denn auch er bleibt inhärent speziesistisch, wenn er die moralische Grenze zwischen "hochentwickelten" und niedriger entwickelten Tieren zieht. Zweite sind alle Tiere seiner dritten Kategorie ("moral patiens" i.w.S.) und diese haben keinen inhärenten Wert. Dazu gehören auch Truthähne, Frösche und Hühner und sie zu töten, ist vereinfacht gesagt, nicht so schön, aber beinhaltet für ihn kein moralisches Problem. Bei einem ethischen Dilemma sind sie hingegen die ersten, die für die "höher entwickelten" Tiere geopfert werden.
Kurz: speziesistisch durch und durch. Was daran besser als an Singer ist, bleibt ein Rätsel, da es längst eine wirklich antispeziesitische Theorie gibt.

Wo bleibt Dein Mitgefühl für die Vegetarieropfer?

Autor: Achim Stößer
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
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> Wenn noch nicht mal Tierrechtler sich dafür stark machen,
> dass wenigstens z.B. Versuche an Primaten abgeschafft werden,

Aber das tun wir doch (wir lehnen Tierversuche ab; Primaten sind Tiere) - nur beschränken wir uns nicht, wie Du, kontraproduktiv drauf.

> dann bin ich hier im falschen Forum. Und Tschüss ! Mit diesem
> dogmatischen Denken, das nur um euren eigenen Bauchnabel
> kreist und mit einer realen Verbesserung für die JETZT
> GRAUENVOLLE LAGE von Tieren nichts am Hut hat, will ich
> zumindest nichts zu tun haben.

Dann solltest Du Dich endlich vom dogmatischen Tierschützerdenken, das Du hier ins Forum rotzt, und das nicht nur nichts mit einer realen Verbesserung für die jetzt grauenvbolle Lage von Tieren (u.a. den Tierschützer- und Vegetarieropfern) zu tun hat, verabschieden.

> Reibt euch weiter auf in Diskussionen, ob Singer nun ein
> Seziezist ist oder nicht und in Kleinkriegen mit den bösen

Das müssen wir nicht diskutieren, so wie wir nicht diskutieren müssen ob die Erde um die Sonne kreist. Wir müssen nur die Geozentriker von ihrem Wahn abbringen.

> reformistischen Tierschützern, die angeblich nichts begriffen
> haben und schon wieder Murks bauen. Das ist die komplett

Wei Dein Beispiel zeigt, habt ihr nichts begriffen.

> falsche Strategie. Die Tierausbeutung wird sich nicht von
> selbst erledigen, nur weil ihr einen netten kleinen veganen
> Zirkel, der um sich selbst kreist, gegründet habt. Nicht in

Nein, sie wird dadurch beendet, daß wir über die Notwendigkeit von Veganismus aufklären udn das immer mehr Leute begreifen, Sind ja nicht alle so verbohrt wie Du.

> Hunderten von Jahren in Anbetracht der erfolgreichen
> Fleisch-Lobby, die wir haben. Ich rette Tiere lieber im HIer
> und Jetzt.

So, welches Tier hast Du denn im hier und jetzt gerettet? Wir haben jeden falls (mal davob abgesehen, daß durch all die Menschen, die durch unsere Arbeit vegan wurden, unzählige Tiere weniger eingesperrt und ermordet werden) konkret hier und jetzt Tiere gerettet - u.a. vor Euch Tierschützern und Vegetariern (denn ich vermute mal stark, daß Du Vegetarierin und damit Mörderin bist, so wie Du hier auftrittst) respektive Vegetarierapologeten. Siehe z.B. Befreung aus einer Freilandhaltung.

Und nun? Zeig uns mal die von Dir "geretteten" Tiere. Und nein, ein Huhn ist nicht dadurch "gerettet", daß es einen etwas größeren Käfig hat, so toll Ihr das finden mögt.

> Und kämpfe GLEICHZEITG langfristig für die Idee der
> Tierrechtsbewegung, die ich absolut gut heiße. Und zwar bei

Im Moment käpfst Du dagegen mit dem reformistischen Propagandamüll, den Du verbreitest.

> genau denen, die ihr mit eurem momentanen Dogmatismus und
> eurer unsäglichen kleinkarierten Nabelschau sofort aus dem
> Boot schmeißt: bei den Millonen tierfreundlichen, wenn auch
> völlig ignoranten, unbedarften Fleischessern, die man
> vielleicht zumindest mit einiger guter Argumentation
> langfristig in Richtung Vegetarismus bringen könnte. Und die

Du hast eben nichts begriffen. Vegetarier sind Mörder. Wo bleibt Din Mitleid mit den Millionen für den Ei- und Milchkonsum der vegetarier ermordeten Hühner und Rinder?

> Für mich ist jede minimale Verbesserung lediglich eine
> minimale, aber dringend notwendige Verbesserung und kein
> Ausruhen und Legitimieren des beschissenen Gesamtsystems.
> Jedes einzelne Tier ist wichtig. Jedenfalls für mich.

Das ist eine Lüge. Die Millionen Küken, die für Vegetarier in Deutschland jährlich vergast oder vermust werden (um nur ein beispoiel zu nennen) offensichtlich nicht, sonst würdet Du Dich nicht für Vegetarismus einsetzen.

> WO BLEIBT EUER MITGEFÜHL FÜR TIERE ??????????????????????????

Also, wo bleibt Dein Mitgefühl für diese Tiere,








die wir (auch) vor Deinen Tierschützer/Vegetarierkumpanen retten mußten (oder hätten retten müssen, wenn wir gekonnt hätten)?

Achim

Re: an alle!

Autor: Christina Passberger
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
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Wenn noch nicht mal Tierrechtler sich dafür stark machen, dass wenigstens z.B. Versuche an Primaten abgeschafft werden, dann bin ich hier im falschen Forum. Und Tschüss ! Mit diesem dogmatischen Denken, das nur um euren eigenen Bauchnabel kreist und mit einer realen Verbesserung für die JETZT GRAUENVOLLE LAGE von Tieren nichts am Hut hat, will ich zumindest nichts zu tun haben.

Reibt euch weiter auf in Diskussionen, ob Singer nun ein Seziezist ist oder nicht und in Kleinkriegen mit den bösen reformistischen Tierschützern, die angeblich nichts begriffen haben und schon wieder Murks bauen. Das ist die komplett falsche Strategie. Die Tierausbeutung wird sich nicht von selbst erledigen, nur weil ihr einen netten kleinen veganen Zirkel, der um sich selbst kreist, gegründet habt. Nicht in Hunderten von Jahren in Anbetracht der erfolgreichen Fleisch-Lobby, die wir haben. Ich rette Tiere lieber im HIer und Jetzt.

Und kämpfe GLEICHZEITG langfristig für die Idee der Tierrechtsbewegung, die ich absolut gut heiße. Und zwar bei genau denen, die ihr mit eurem momentanen Dogmatismus und eurer unsäglichen kleinkarierten Nabelschau sofort aus dem Boot schmeißt: bei den Millonen tierfreundlichen, wenn auch völlig ignoranten, unbedarften Fleischessern, die man vielleicht zumindest mit einiger guter Argumentation langfristig in Richtung Vegetarismus bringen könnte. Und die man schon jetzt auf jeden Fall mobilisieren kann im Kampf gegen Mastanlagen, Tierversuche, grauenvollstes tägliches Tierleid.

Für mich ist jede minimale Verbesserung lediglich eine minimale, aber dringend notwendige Verbesserung und kein Ausruhen und Legitimieren des beschissenen Gesamtsystems. Jedes einzelne Tier ist wichtig. Jedenfalls für mich.

WO BLEIBT EUER MITGEFÜHL FÜR TIERE ??????????????????????????

Re: Tierrechte sind politisch nicht existent

Autor: Claude
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
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> Ja, ich denke auch, Tierschutz und Tierrechsbewegung sollten
> zusammen gehen!

Gehen sie aber nicht.

> Die Zustände sind mittlerweile so entsetzlich
> für die Tiere, dass Tierschützer und Tierrechtler sich nicht
> auch noch gegenseitig schwächen sollten.

Richtig, deswegen sollten Tierschützer vegan werden und Tierrechte unterstützen.

> Diese Sektiererei von einigen hier geht mir gewaltig auf die
> Nerven.

Wo siehst du hier Sektiererei?

> Und diese Besserwisserei erst.

Ja, Martin! Schäm dich, dass du alles besser weisst! ;-)

> Und was zum Teufel
> habt ihr gegen Singer ?

Das hat Martin doch erklärt.

> Ja, meine Güte, hat der Mensch mal
> ein Schnitzel gegessen.

D.h. wäre er vegan, wäre diese Diskussion vielleicht gar nicht nötig.

> Er hat eine verdammt gute Bewegung
> angestoßen und viele Menschen inspiriert. Das ist doch
> wunderbar.

So verdammt gut finde ich die Bewegung nicht.

> Muss man nun auch noch auf diesem Menschen rumhacken ?
> Das ist alles so verschwendete Energie, die an der Front für
> Tiere fehlt.

Was sollen wir denn statdessen machen? Grössere Käfige verlangen?

> Ich vermisse hier echtes Mitgefühl für Tiere.

Das kannst du laut sagen. Wo bleibt denn das Mitgefühl der Vegetarier wenn sie Tierausbeutungsprodukte konsumieren?

Claude

Re: Tierrechte sind politisch nicht existent

Autor: Christina Passberger
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
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Ja, ich denke auch, Tierschutz und Tierrechsbewegung sollten zusammen gehen! Die Zustände sind mittlerweile so entsetzlich für die Tiere, dass Tierschützer und Tierrechtler sich nicht auch noch gegenseitig schwächen sollten.

Diese Sektiererei von einigen hier geht mir gewaltig auf die Nerven. Und diese Besserwisserei erst. Und was zum Teufel habt ihr gegen Singer ? Ja, meine Güte, hat der Mensch mal ein Schnitzel gegessen. Er hat eine verdammt gute Bewegung angestoßen und viele Menschen inspiriert. Das ist doch wunderbar.
Muss man nun auch noch auf diesem Menschen rumhacken ?
Das ist alles so verschwendete Energie, die an der Front für Tiere fehlt. Ich vermisse hier echtes Mitgefühl für Tiere.

Re: Falschen Einstieg vermeiden?

Autor: martin
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
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Urs schrieb:
>
> Wenn ich zurückdenke, mit welchen Schriften und Ratschlägen
> ich in die "Tierrechtsbewegung" gekommen bin, dann schaudert
> es mich und ich bin sehr beunruhigt darüber.

Nicht nur du. Wenn man sich die Literaturempfehlungen an den exponierten Stellen ansieht, kommt immer der gleiche Unsinn: Kaplan, Singer, Regan, Wolf, Salt - nicht einer ist antispeziesistisch und nicht einer vegan. (Aber wieso auch? Gegen Rassismus zu sein und Sklaven zu halten ist sicher auch nur eine Detailfrage.)

> sich so gut wie in allen Texten um die Tötungsfrage windet,
> wurde mir Singers Animal Liberation empfohlen. Und auch heute
> noch wird in Foren den Neuen Singers Werk als Pflichtlektüre
> empfohlen.

Wahrscheinlich gefällt es den Pseudos besonders, sich auf jemanden berufen zu können, der es auch nicht "so genau nimmt" (analog zu Kaplan). Oder sie haben es schlichtweg nicht gelesen, denn es steht schwarz auf weiß drin: "Ersetzen Sie Eier aus Legebatterien durch Eier aus Freilandhaltung" (S. 285). Genauso steht bei Regan mehr als deutlich, daß er einen Großteil der Tiere aus der "moralischen Gemeinschaft" ausschließt (genannt werden Frösche), bei Wolf das gleiche (genannt werden Fische; abgesehen von "Und Eier lassen sich, wie es zum Teil geschieht, auch mit tierfreundlichen Methoden produzieren.", 1. Kap.) und Salt hat nichts gegen "Wolle" (u.a.).
Du hast definitiv recht, daß es ein großes Problem für Einsteiger ist. Wenn sie solche Dinge lesen sollen und dann übelster Speziesismus drinsteht, denken sicher nicht wenige, es sei wahrscheinlich in Ordnung.

> Malcolm X sagte mal, dass es nur eine Einigkeit der Völker
> geben kann, wenn die Afro-amerikanische Bewegung sich erstmal
> einig ist. Abgesehen von Malcolm X Ansichten, hat er dennoch
> recht, dass eine Befreiungsbewegung nur einig Erfolg haben
> kann.

Ja und nein. Natürlich sollten alle, die konsequent für Tierrechte und Veganismus eintreten, eine Bewegung bilden. Allerdings tun sie das ja bereits dadurch, daß sie diese gemeinsame Grundausrichtung haben (und alle, die sie nicht haben, gehören logischerweise nicht zu dieser Bewegung).
Das Problem ist eher, daß sich eine Unzahl von Pseudos sich unrechtmäßig mit diesen Begriffen etikettiert und man nicht versuchen sollte, solche Leute nur wegen dieser Falschetikettierung irgendwie mit einzubinden. Erfolg entsteht nur, wenn sich die richtige Methode durchsetzt und das ist offensichtlich der Abolitionismus, da der "Tierschutz" mehr als deutlich seine Wirkungslosigkeit, Verschleppung des Problems und v.a. Kontraproduktivität bewiesen hat. Erfolg wird deshalb auch durch den Kampf gegen den Tierschutz bedingt und nicht durch die Toleranz desselben.

> Ich frage euch, ob man überhaupt etwas gegen einen falschen
> Einstieg in die sog. "Bewegung" machen kann oder man nur
> darauf vertrauen kann, dass der Abolitionismus zukünftig
> grösseren Einfluss nehmen wird (wovon ich fest überzeugt bin)
> und die betroffenen Neulinge selber dazu finden?

Was man immer machen kann und sollte: richtig informieren. Und dabei nicht davor zurückschrecken, die Dinge konsequent beim Namen zu nennen (was scheinbar ein großes Problem für viele Leute ist), anstatt es aus falscher Furcht auf "Uneinheitlichkeit der Bewegung" oder vermeintlicher Unfreundlichkeit nicht zu tun - Vegetarier sind Mörder, Tierschutz fördert die Tierausbeutung, Peta ist eine kontraproduktive Spendensammelorganisation, Peter Singer ist Speziesist und Antiveganer usw.

> Hätte eine Homepage, die über Singers Positionen aufklärt,
> einen Sinn?

Eine eigene HP vlt. nicht, aber ein paar spezifische Informationen mehr können wir sicher noch einbauen.

Falschen Einstieg vermeiden?

Autor: Urs
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
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Wenn ich zurückdenke, mit welchen Schriften und Ratschlägen ich in die "Tierrechtsbewegung" gekommen bin, dann schaudert es mich und ich bin sehr beunruhigt darüber.

Die ersten Texte, dich ich las, waren Kaplan Texte, die einem zwar in viele Problematiken einführen, aber ja offensichtlich durch falsche Vegetarismusforderungen überhaupt nicht Tierrechtskonform ist. Kein Wunder sah ich zu diesem Zeitpunkt alle ca. 3 % der vegetarisch lebenden Menschen in der Schweiz als meine geistigen Verwandten. Nun, da Kaplan sich so gut wie in allen Texten um die Tötungsfrage windet, wurde mir Singers Animal Liberation empfohlen. Und auch heute noch wird in Foren den Neuen Singers Werk als Pflichtlektüre empfohlen.

Eine Katastrophe sondergleichen. Man will sich in die Tierrechte einlesen und man bekommt anti-tierrechtlerische Ansichten vorgesetzt, die einen unweigerlich zu etwas völlig falschen "formen". So argumentierte ich auch bei ersten Diskussionen mit Singer und dem Utilitarismus und richtete mehr Schaden damit an als Aufklärung.
Erst nach Monaten(!) kam ich irgendwie auf Gary Francione und den abolitionistischen Ansatz und verstand auch endlich die Tierrechtsinitianive Maqi. Vorher war ich genau die Art von reformistischen Tierschutz"rechtler", die ich heute überhaupt nicht mehr verstehe und schon gar nicht tierrechtlerisch sind. Genau die Leute, die eine Einigkeit zwischen Vegetariern und Veganern, Tierschützern und Tierrechtlern fordern, die nur noch einheitlichere Wischi-Waschi Forderung nach sich ziehen und den wenigen wahren Tierrechtlern die Glaubhaftigkeit nehmen würde.

Malcolm X sagte mal, dass es nur eine Einigkeit der Völker geben kann, wenn die Afro-amerikanische Bewegung sich erstmal einig ist. Abgesehen von Malcolm X Ansichten, hat er dennoch recht, dass eine Befreiungsbewegung nur einig Erfolg haben kann.

Jedoch bekommt fast jeder Neue in der Tierrechtsbewegung mit, dass die Forderung nach Veganismus kontra-produktiv ist und dass eine Einigkeit mit Vegetariern für einen Erfolg notwendig ist.
Wer Veganismus fordert, wird runtergeputzt und als Fanatiker abgestempelt.

An diesem Platz einmal meinen Respekt vor Maqi, die diese Problematik schon seit Jahren erfasst hat und zu den einzigen gehört, die die vegane Einigkeit für eine Tierrechtsbewegung fördert.

Ich frage euch, ob man überhaupt etwas gegen einen falschen Einstieg in die sog. "Bewegung" machen kann oder man nur darauf vertrauen kann, dass der Abolitionismus zukünftig grösseren Einfluss nehmen wird (wovon ich fest überzeugt bin) und die betroffenen Neulinge selber dazu finden?

Hätte eine Homepage, die über Singers Positionen aufklärt, einen Sinn?

unzureichende Motivation und Ausweichverhalten

Autor: martin
Datum:
Forum: Veganismusforum
Thema öffnen
Ricarda schrieb:
>
> Hier ein Artikel in der SZ:
> Leben
> mit der Doppelmoral - Die Lizenz zur Sünde

>
> Es bezieht sich zwar auf ein etwas anderes Themengebiet und
> einige dieser Studien sind auch etwas komisch (wobei das ja
> nur eine kurze Zusammenfassung des Autoren ist), erinnerte
> mich beim Lesen aber dennoch sehr stark an Vegetarier und
> Pseudo-Veganer.

Der Artikel zeigt auch eine andere, wesentliche Facette, die man auch bei Pseudoveganern und richtigen auseinanderhalten muß: manche Menschen gründen ihre Moral bereits auf Heuchelei, sodaß der Schritt zur Inkonsequenz klein oder gar vorprogrammiert ist.
Zitat: Ausgerechnet Ted Haggard. Der Mann galt dem Time Magazine als einer der einflussreichsten evangelikalen Christen der USA. Er pries Gott, lobte den Wert der Familie und predigte gegen Homosexuelle. Dann beschuldigte ihn ein Stricher, Haggard habe ihn über Jahre für Sex bezahlt. Und man habe gemeinsam Drogen konsumiert.
Auch sonst werden nur Politiker angeführt und daß für die Worte nur leere Hüllen und Mittel zum Zweck ist, dürfte jeder Wissen.
Und das gleiche gilt für Menschen, die sich aus gesundheitlichen, religiösen oder "tierschützerischen" Gründen als vegan bezeichnen. Dadurch beruht ihre Motivation immer auf Motiven, die keine ethischen sind und dadurch fällt es ihnen auch leicht, bei Dingen, die sich nicht mit ihren Motiven überschneiden, inkonsequent zu sein. "Mal ein kleines Stück Käse" ist gesundheitlich sicher nicht sofort tödlich, von religiöser "Askese" kann man auch mal eine Pause machen und wer nicht kapiert, daß Tierschutz nicht funktioniert und kontraproduktiv ist, wird "auswärts auch mal ein Freilandei essen". Deshalb betonen wir, daß echter Veganismus nur ethisch motiviert sein kann.

Zitat: Unterstützung für Obama zu bekunden sei vergleichbar damit, eine Aussage mit einem Satz einzuleiten, wie: "Viele meiner Freunde sind Schwarze, aber ...", sagt Effron. Dies verleihe einem Menschen die moralische Glaubwürdigkeit, die er brauche, um im Anschluss eine Aussage zu treffen, die genau gegen diese Normen verstößt.
Das läßt sich doch wunderbar übertragen: "Eigentlich setze ich mich ja für Tiere ein, aber wenn sie einen schönen Tod hatten, kann man schon mal Fleisch essen." (O-Ton von Apel, Singer usw.)

Zum modernen Ablaßhandel (aka Spenden) paßt es auch:
Zitat: Kürzlich berichteten Sonya Sachdeva und ihre Kollegen von der Northwestern University in Chicago, dass Menschen, die sich selbst als moralische Wesen betrachten, weniger Geld spenden als andere, die ein tendenziell negatives Selbstbild haben (Psychological Science, Bd.20, S. 523, 2009).
Ergo: durch Spenden wird man sein negatives Selbstbild los und wenn man das erstmal los ist, muß man sich schließlich nicht mehr persönlich ändern.

Das gleiche gilt für den Kauf von "Freilandeiern" oder sonstigen vermeintlich "tierschutzgerecht" erzeugten Tierprodukten.
Zitat: Auf diese Weise erwerbe sich ein Kunde die Lizenz, eine Entscheidung zu treffen, die sonst ein negatives Bild des eigenen Ichs erzeugen würde
Der Artikel bestätigt damit, was wir ständig sagen. Nur das will niemand hören, denn an sich zu arbeiten ist anstrengender, als lediglich Heucheleiprodukte zu kaufen, eine Überweisung zu tätigen oder gegen Dinge zu demonstrieren, die einen nicht selbst betreffen (wie "Jagd", "Pelz" oder "Tierversuche").

Re: Alles für das Tier

Autor: Achim Stößer
Datum:
Forum: Komplementärforum
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Putzig: Die Weltwoche zieht den Artikel (anläßlich des "Anschlags", bei dem das strikeHeim/strike "Jagdhaus" Vasellas abgebrannt ist, mit einem Foto derselben (sowie der neuen Zusatzüberschrift "Militante Tierrechtler") garniert, wieder aus strikeder Güllegrübe/strike dem Archiv: http://www.weltwoche.ch/ausgaben/2002-27/artikel-2002-27-alles-fuer-das-tier.html

Darin die bekannten Absurditäten:

Zitat: Trotz unhaltbarer Ideologie und menschenfeindlicher Aktionen gewinnen militante Tierrechtler an gesellschaftlichem Einfluss. Von Michael Miersch

Zitat: Der mutmassliche Mörder [Fortuyns] heisst Volkert van der Graaf, ist 32 Jahre alt und schert sich wenig um linke Politik. «Über Politik sprach er nie», berichtet einer seiner Freunde. Dafür hat er ein grosses Herz für Tiere. Van der Graafs Hauptbeschäftigung bestand in den letzten Jahren darin, landwirtschaftliche Tierhalter mit Klagen zu überziehen. Dafür suchte er in den Betriebsgenehmigungen nach nicht ganz wasserdichten Passagen und zog damit vor Gericht, um die Schliessung des jeweiligen Hofes zu erwirken. In den vergangenen acht Jahren hat van der Graaf 2000 Prozesse gegen Landwirte und Genehmigungsbehörden geführt.

Zitat: Vermutlich verhängte van der Graaf am 6. Januar 2002 sein persönliches Todesurteil gegen Pim Fortuyn. Denn an diesem Tag erklärte der schillernde Politiker im Fernsehen: «Wählt mich, dann wisst ihr, dass Pelzetragen erlaubt ist.» Er kündigte an, das geplante Gesetz gegen Pelztierfarmen nach einem Wahlsieg sofort in den Papierkorb zu befördern. Eine unerträgliche Provokation für einen, der Tieren das gleiche Lebensrecht wie Menschen zubilligt.

Zitat: Gezielter Mord wie im Falle Fortuyn ist die Ausnahme. Aber Brandstiftungen, Bombenanschläge, Überfälle, Einbrüche, Vandalismus und Psychoterror gehören fast schon zum Alltag in den reichen westlichen Gesellschaften. Die Aktionen militanter Tierrechtler richten sich gegen Mediziner, Pharmazeuten, Zoologen, ebenso gegen Landwirte, Kürschner, Fischer und alle, die mit Tieren arbeiten oder von Tieren leben.

In Grossbritannien gelang den Tierrechtlern Anfang des Jahres 2002 ein spektakulärer Sieg. Sie vertrieben die Forschungsfirma Huntingdon Life Sciences aus dem Land, eines der weltgrössten Unternehmen für unabhängige Tierversuche. Vier Jahre lang schüchterten die Aktivisten Mitarbeiter, Geschäftspartner und Aktionäre systematisch ein, teils mit legalen, teils mit kriminellen Methoden. Huntingdon-Angestellte wurden zusammengeschlagen, ihre Autos angezündet, Brandbomben gelegt, Mitarbeiter von Kredit gebenden Banken angegriffen, ausländische Investoren geschäftlich und privat mit Rufschädigung bedroht. Der Börsenkurs sank ins Bodenlose, neue Geldgeber zogen sich aus Angst vor Angriffen und Imageschäden zurück, das Unternehmen geriet in eine Existenzkrise.

Zitat: Die deutsche Nobelpreisträgerin Christiane Nüsslein-Volhard bekam Morddrohungen, weil sie mit Taufliegen und Zebrafischen experimentiert. Der Neurobiologe Andreas Kreiter und seine Familie leben unter polizeilichem Personenschutz, seit er an der Universität Bremen die Gehirnströme von Affen untersucht. 1998 schloss der Metzger Stephan Baumert aus Chemnitz seine Läden, nachdem militante Tierrechtler zwanzigmal bei ihm randaliert hatten. Er war nicht der Erste aus seiner Branche, der entnervt aufgab.

Zitat: In den neunziger Jahren erhielten der britische Landwirtschaftsminister und andere englische Politiker Briefbomben von Tierbefreiungskämpfern. Bei einem Anschlag auf den Mitarbeiter eines Versuchslabors in Bristol wurde ein Baby schwer verletzt. 1999 entführte und folterte ein Kommando der Animal Liberation Front (ALF) einen Londoner Journalisten, der kritisch über die militante Szene berichtet hatte. In Europa, Nordamerika und Australien wurden seit den achtziger Jahren mehrere tausend Straftaten von der ALF und anderen Tierrechtlerkommandos verübt.

Zitat: Aus Angst vor Psychoterror oder sozialer Ausgrenzung meiden immer mehr junge Talente Berufe, in denen an Tieren geforscht wird. Der britische Mediziner Michael Baum, Präsident der Europäischen Brustkrebs-Konferenz, sieht die Erprobung neuer Medikamente zunehmend durch die Aktionen militanter Tierrechtsaktivisten und immer neue bürokratische Hindernisse behindert.

Zitat: Für Kinder der Tierrechtler kann die Ideologie ihrer Eltern gesundheitsschädlich werden; denn viele von ihnen werden gezwungen, vegan zu leben. Im Gegensatz zu Vegetariern, die beispielsweise Milch trinken, lehnen Veganer sämtliche tierischen Erzeugnisse ab. Sie halten es für Frevel, Tiere in irgendeiner Weise zu nutzen. Vegane Mütter riskieren schwerste Schädigungen ihrer Kinder, denn Pflanzen enthalten kein Vitamin B12, das lebenswichtig für die Blutbildung und zur Entwicklung des Nervensystems ist. Wer erst als Erwachsener aufhört, tierische Produkte zu essen, hat meist genügend B12-Reserven aufgebaut. Doch Kinder müssen diese Reserven erst bilden. Fehlt ihnen das Vitamin B12, entwickelt sich das Gehirn zu langsam. Sie bleiben geistig und körperlich zurück.

Zitat: Nur ein Häuflein Fanatiker lebt vegan und hat sich ganz der Tierrechtsbewegung verschrieben, doch sie stossen auf grosse Sympathie, besonders bei manchen Medien und vielen Prominenten aus der Unterhaltungsindustrie.

Zitat: Manche, die die Tierrechtler öffentlich fördern, denken vermutlich, sie würden dadurch etwas für mehr Tierschutz tun, und wissen nicht, dass PeTA Besitz und Nutzung von Tieren in jeder Form verdammt. In den Vereinigten Staaten steht die Organisation obendrein unter dem Verdacht, so etwas wie der legale Arm der Terrorgruppe ALF zu sein.

Zitat: [Hier immerhin zwei Nadel-im-Misthaufen-würdige Sätze, gefolgt vom Müll:]Herkömmliche Tierschützer verfolgen andere Ziele als die zunehmend an Einfluss gewinnende Tierrechtsbewegung. Sie wollen erreichen, dass Tiere in der Landwirtschaft, in Labors und anderswo nicht gequält werden, dass ihre Haltungsbedingungen verbessert und sie, wo nötig, schmerzfrei getötet werden. Tierrechtler dagegen sind an Verbesserungen nicht wirklich interessiert. Jede Reform ist für sie nur ein taktisches Ziel. Denn es geht ihnen um nicht weniger als das Ende jeglicher Nutzung von Tieren. Und zwar ausdrücklich auch um den Preis, dass kranke Menschen dadurch leiden und sterben müssten.

Zitat: [Nochmal Nadel:]Die Ausbreitung der Tierrechtsidee signalisiert einen folgenschweren geistigen Umbruch. Tierrechtler wollen aus dem westlichen Wertekanon aussteigen, der sich auf dem Weg von der griechischen Antike über Judentum und Christentum bis zur Aufklärung gebildet hat. Es geht ihnen im Grunde um die Abschaffung der in ihren Augen grundsätzlich unberechtigten menschlichen Vorherrschaft. [...] Für Tierrechtler ist es völlig unwichtig, ob Tiere denken können. Entscheidend ist ihre Fähigkeit, Leiden und Schmerzen zu empfinden.

Zitat: der geistige Initiator der Tierrechtsbewegung, der australische Philosoph Peter Singer

Zitat: Wenn Menschenrechte auf Tiere übertragen würden, müssten nicht nur alle Menschen Vegetarier werden (das wäre noch das geringste Problem). Die neue Rechtslage würde zu gewaltigen Hungersnöten führen. Denn auch heute noch fressen Schädlinge wie Ratten, Mäuse, Heuschrecken und andere Insekten einen Grossteil der weltweiten Ernten auf. Müsste man das Leben dieser Tiere respektieren, würde das zum Tode vieler tausend Menschen führen. Ebenso zum Ende des medizinischen Fortschritts. Denn keiner der grossen Durchbrüche der vergangenen hundert Jahre wäre ohne Tierversuche zustande gekommen. Mehr als acht Millionen Menschen in aller Welt profitieren heute von den Tierversuchen der Kanadier Frederick Banting und Charles Best. Die Hündin Marjorie, an der die beiden Forscher 1921 die Blutzucker senkende Wirkung von Insulin erprobten, ging in die Medizingeschichte ein.

Zitat: Tierrechte sind ein Frontalangriff auf das Lebensrecht von Menschen.

Zitat: Weder die zahlreichen Sympathisanten noch der harte Kern scheinen sich daran zu stören, dass die Tierrechtsidee nicht einmal für ihre überzeugten Anhänger praktikabel ist. «Um Dasein zu erhalten, muss ich mich des Daseins, das es schädigt, erwehren», erkannte schon Albert Schweitzer. «Ich werde zum Verfolger des Mäuschens, das in meinem Haus wohnt, zum Mörder des Insekts, das darin nisten will, zum Massenmörder der Bakterien, die mein Leben gefährden können.» Obwohl konsequente Tierrechtler nicht nur auf Fleisch, sondern auch auf Milch, Eier, Wolle, Leder und am Tier getestete Arzneien verzichten, sitzen sie in einer moralischen Klemme. Denn fast alles, was Menschen essen, anziehen oder tun, tötet, schädigt, vertreibt oder beeinflusst irgendwelche Tiere. Selbst die Bücher der Tierrechtsphilosophen sind nicht rein. Die Bäume, die für das Papier gefällt wurden, beherbergten einmal Spechte, Käfer und Eichhörnchen.

Zitat: Obwohl die Theorie unhaltbar und die Praxis menschenfeindlich und undurchführbar ist, gewinnt die Bewegung an Einfluss.

Zitat: Nach dem Sieg über Huntingdon Life Sciences ist das nächste gemeinsame Ziel europäischer Tierrechtler die Schliessung des Biomedical Primate Research Center (BPRC) im niederländischen Rijwijk. Die Aktivisten sind von ihrem Erfolg so überzeugt, dass sie bereits Land in Spanien gekauft haben, wo die «befreiten» Primaten nach dem Sieg in Gehegen untergebracht werden können. Doch diesmal dürften sie es schwerer haben als im Fall Huntingdon, denn seit dem Fortuyn-Attentat hält Hollands Justiz die Tierrechtler nicht mehr für harmlose Idealisten. Die Polizei hat 189 Gewaltdelikte, die seit 1983 von militanten Tierfreunden begangen worden sind, aufgerollt. Darunter den Mord an einem Beamten der Umweltbehörde, der für die Genehmigung von landwirtschaftlichen Betrieben zuständig war, gegen die van der Graaf prozessierte. Der Mann wurde 1996 mit Patronen des gleichen Kalibers erschossen, durch die auch Pim Fortuyn getötet wurde.


Es wäre interessant, zu wissen, ob Miersch diesen geballten Stammtischmüll tatsächlich glaubt oder ob er schlicht ein goebbelsscher Hetzer ist, der (wohl wissend, daß seine Zielgruppe zu dumm ist, selbst solche offensichtlichen Lügen zu durchschauen) Propaganda betreibt.

Immerhin hat er statt Groth einen anderen "Metzger" genannt (von dem außerhalb von Miersches Hetzschriften bzw. derer, die es ihm nachplappern - Pollmer, Zirkuspropagandisten usw.- , merkwürdigerweise nichts zu finden ist). Sehr schlau. Kann es sein, daß er da einfach einen Metzger erfunden hat, weil er wußte, daß Groth aufgeflogen ist?

Was Holland angeht, sehen wir ja am aktuellen Fall, wie es da läuft: http://tierrechtsforen.de/veganstreaker.

Achim

Achim

Re: Peter Singer, Speziesist und Unveganer

Autor: martin
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Urs schrieb:
>
> Es erscheint mir immer wieder sehr verwunderlich, warum
> Speziesisten mit Euthanasiedebatten anfangen, obwohl sie
> sprichwörtlich eine riesige Zeitspanne hinter sich hatten,
> dieses von ihnen selbst tabuisierte Grenzthema philosophisch
> anzugehen.

Das kommt wohl daher, daß sich genauso wie Singer, auch Regan, Wolf und 2500 Jahre "Tierethik" (oder "Bioethik") bisher immer nur mit den absurdesten Kriterien beschäftigt hat, die moralische Berücksichtigung rechtfertigen sollen (wie Selbsterkennungsvermögen oder Zukunftsbewußtsein), und die dann natürlich noch unentwickelten oder behinderten Menschen genauso fehlten.

> Wenn jetzt noch ein Schritt weiter gedacht würde, dann wäre
> eine Euthanasiedebatte erledigt, da Antispezisismus alle
> nötigen, rationalen Gründe liefert und "menschliche
> Grenzfälle" und Nichtmenschen rechtlich schützt.

Nicht unbedingt, gerade intraspeziesive (um mal etwas Wortbildung zu betreiben, ich meine "innerhalb der Spezies") Probleme lassen sich schlecht durch Antispeziesismus lösen (z.B. Abtreibung). Aber natürlich ist jede Form von Moral, die nicht auf antispeziesistischer (antirassistischer, antisexistischer usw.) Grundelage beruht, inhärent unmoralisch.

Re: Peter Singer, Speziesist und Unveganer

Autor: Urs
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Wie rech du hast.

Wenn es nur einmal eine richtige, korrekte und vorallem nicht speziesistische Definition dieses Begriffs in der breiten Medienwelt geben, dürfte so mancher Singer-Speziesistist oder Speziesisten sehen, dass nur der Antispeziesismus eine Grundlage für Rechte von Mensch und Nichtmensch auf rationaler und gerechter Ebene hergibt.

Es erscheint mir immer wieder sehr verwunderlich, warum Speziesisten mit Euthanasiedebatten anfangen, obwohl sie sprichwörtlich eine riesige Zeitspanne hinter sich hatten, dieses von ihnen selbst tabuisierte Grenzthema philosophisch anzugehen.

Wenn jetzt noch ein Schritt weiter gedacht würde, dann wäre eine Euthanasiedebatte erledigt, da Antispezisismus alle nötigen, rationalen Gründe liefert und "menschliche Grenzfälle" und Nichtmenschen rechtlich schützt.

Aber ja, die ermordeten Nichtmenschen auf dem Teller sind ja keine Menschen und reiner Mittel zum Zweck...

Schaden in der Öffentlichkeit

Autor: martin
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Zitat: «Speziesismus» gleich Rassismus

Der ideologische Hintergrund der Tierrechtsbewegung ist die Ablehnung der Sonderstellung des Menschen in Bezug auf die Tiere. Diese wird als «Speziesismus» (Ungleichbehandlung von Lebewesen aufgrund ihrer Art) gebrandmarkt und mit anderen Formen der Diskriminierung und Ausbeutung wie Sklaverei und Rassismus gleichgesetzt. Ein bedeutender Vertreter dieser Bioethik ist der australische Philosoph Peter Singer, dessen Thesen sehr umstritten sind. Da für ihn die Zugehörigkeit zur menschlichen Art keinerlei moralische Implikationen hat und das Leid, das einem Lebewesen zugefügt werden darf, einzig an dessen Bewusstseinsgrad gemessen wird, stehen für ihn höhere Säugetiere über geistig schwer behinderten Menschen. Hier sehen Kritiker ungute Parallelen zu den Vorstellungen der Nazis von «lebensunwertem» Leben. (20min.ch, 05.08.09)
Sicher darf man von Zeitungen oder Journalismus allgemein nicht viel erwarten - das Pressespiegelforum beweist es immer wieder (Veganisushetze wohin man nur sieht). Der letzte Satz und die sonstigen inhaltlichen Fehler ("gleichgesetzt", "an Bewußtseinsgrad gemssen" usw.) zeigen es auch hier. Aber dennoch ist das ein weiterer Beweis dafür, wie solche Leute dem Antispeziesismus schaden (so wie Peta oder Vier Pfoten den Tierrechten schaden), wenn seine Position wird als "Grundlage" des Antispeziesismus angesehen wird, unabhängig von der Presseverzerrung.

Re: Peter Singer, Speziesist und Unveganer

Autor: martin
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Urs schrieb:
>
> Ich frage mich immer bei der Begründung eines Tötungsverbots
> aufgrund von Zukunftsbewusstsein, inwieweit ein Mensch oder
> ein anderes selbstbewusstes Tier darunter leidet, wenn es
> schmerzlos aus dem nichts getötet wird? Man kann auch
> selbstbewusste Lebewesen ermorden ohne, dass es Todesangst im
> voraus hat oder auch nur irgendetwas beim Tötungsakt empfindet.

Deshalb ist das Kriterium der Leidensverursachung auch nicht das einzige.

> Warum man immer noch Singer zitiert, wenn es Leute wie Gary
> Francione oder Joane Dunayer gibt, ist mir auch ein Rätsel.
> Anscheinend liegt es an Singers Titel "Philosoph", dass man
> über sein Tierschutzgefasel und seine anti-Tierrechte
> Argumente "hinwegsieht" und ihn als Tierrechtler darstellt.

Der eine Grund, vor allem für Deutschland, ist auch die Unbekanntheit (Unübersetztheit), auf englischsprachigen Seiten findet man viel mehr Ablehnung von Singer und Peta. Der andere Grund ist natürlich auch, daß die Leute konsequenten Antispeziesismus und Veganismus nicht hören wollen, sondern all den Tierschützern und Pseudo- und Unveganern solche Aussagen gerade recht kommen.

Dunayer kenne ich noch nicht, aber es sieht zumindest ganz gut aus, da sie sowohl Leidvermeidung aufgrund von Empfindungsfähigkeit als auch Antispeziesismus fordert, sowie Tierschutz und Singer, Regan und Wise ablehnt. Aber in einem Punkt kann ich nicht zustimmen: Es sei nicht gerechtfertigt, „ein nichtmenschliches Tier absichtlich zu töten, außer [...] um jemanden anderen vor dem unmittelbar bevorstehenden Hungertod zu retten.“ Wenn der Menschen und das nm. Tier die gleichen Rechte haben, kann so etwas nicht gerechtfertigt werden (da das nm. Tier nicht sterben würde, nur weil es der Mensch täte, liegt auch kein ethisches Dilemma vor). Mit diesem Argument würde sich außerdem auch Xenotransplantation rechtfertigen lassen.

Re: Peter Singer, Speziesist und Unveganer

Autor: Urs
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Ich frage mich immer bei der Begründung eines Tötungsverbots aufgrund von Zukunftsbewusstsein, inwieweit ein Mensch oder ein anderes selbstbewusstes Tier darunter leidet, wenn es schmerzlos aus dem nichts getötet wird? Man kann auch selbstbewusste Lebewesen ermorden ohne, dass es Todesangst im voraus hat oder auch nur irgendetwas beim Tötungsakt empfindet.

Warum man immer noch Singer zitiert, wenn es Leute wie Gary Francione oder Joane Dunayer gibt, ist mir auch ein Rätsel.

Anscheinend liegt es an Singers Titel "Philosoph", dass man über sein Tierschutzgefasel und seine anti-Tierrechte Argumente "hinwegsieht" und ihn als Tierrechtler darstellt.

Peter Singer, Speziesist und Unveganer

Autor: martin
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Forum: Tierrechtsforum
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Peter Singer wird in etlichen Artikeln, Webseiten und Büchern über Veganismus und Tierrechte (naja, meist Tierschutz und "Tierethik") als "Begründer der Tierrechte" und dgl. bezeichnet und immer wieder zu diesen Themen interviewt. Da er allerdings kein "Tierrechtsphilosoph" ist, sondern eben speziesistischer Tierschützer und Unveganer, richtet das immensen Schaden an. Was die Öffentlichkeit anhand dieser Verbindung von "Tierrechten" mit einem Antitierrechtler halten muß läßt sich nur erahnen und es ist kein Wunder, daß sie deshalb Tierrechte immer und immer wieder mit kontraproduktivem Tierschutz in Verbindung bringt sowie Veganismus mit Pseudoveganismus gleichsetzt. Ein Beispiel hier.

Die bereits genannten Fakten zu dieser Person (siehe Forensuche und Zitate) können (analog zu diesem Blogeintrag) erweitert werden.

Er ist sich zumindest bewußt, daß er nie für Veganismus argumentiert hat - im Gegensatz zu Leuten, die sein Buch zitieren, ohne es gelesen zu haben:
Zitat: Now, other people assume, incidentally, that in Animal Liberation I said that killing animals is always wrong, and that was somehow the basis for vegetarianism or veganism. But if they go back and look at Animal Liberation they won't find that argument.

(Jetzt nehmen eine Leute im Übrigen an, daß ich in Animal Liberation gesagt hätte, Tiere zu töten sei grundsätzlich falsch und daß das irgendwie die Basis für Vegetarismus oder Veganismus sei. Aber wenn sie in Animal Liberation nachlesen, würden sie dieses Argument nicht finden.)

(Satya-Mag.com-Interview, Okt. 2006)
Veganer ist ohnehin nicht, erdreistet sich allerdings nicht, seinen Unveganismus mit diesem Begriff in Verbindung zu bringen:
Zitat: I've been a vegetarian since 1971. [...] But when I'm traveling or going to other people's places I will be quite happy to eat vegetarian rather than vegan.

(Ich bin Vegetarier seit 1971. [...] Aber wenn ich reise oder bei anderen Leuten zu Besuch bin, bin ich gerne bereit, vegetarisch statt vegan zu essen.)

(Mother-Jones-Interview, 03.03.2006)

I won't eat eggs if they're not free-range, but if they're free-range, I will.

(Ich würde keine Eier essen, die nicht aus Freilandhaltung stammen, aber wenn sie dies tun, würde ich sie essen.)

(Satya-Mag.com-Interview, Okt. 2006)
Darüber hinaus sieht er im Umbringen von Tieren keinerlei ethische Problematik (wie es eben auch mit seinen philosophischen Positionen mehr als deutlich zu lesen war und ist):
Zitat: It's pretty difficult to be a conscientious omnivore and avoid all the ethical problems, but if you really were thorough-going in eating only animals that had had good lives, that could be a defensible ethical position.

(Es ist sehr schwierig, ein gewissenhafter Omnivore zu sein und alle ethischen Probleme zu vermeiden, aber wenn man wirklich konsequent darin wäre, nur Tiere zu essen, die ein gutes Leben hatten, könnte das eine vertretbare ethische Position sein.)

(Guardian-Interview, 08.09.2006)
Da wundert es nicht, wenn er kein Problem darin sieht, sich unvegan zu ernähren:
Zitat: If it is the infliction of suffering that we are concerned about, rather than killing, then I can also imagine a world in which people mostly eat plant foods, but occasionally treat themselves to luxury of free range eggs, or possibly even meat from animals who live good lives under conditions natural for their species, and are then humanely killed on the farm.

(Wenn es die Zufügung von Leiden ist, bei der wir Bedenken haben, eher als das Töten, dann kann ich mir auch eine Welt vorstellen, in der die Leute hauptsächlich Pflanzen essen, aber gelegentlich dem Luxus von Freilandhaltungseiern nachgeben, oder möglicherweise selbst dem Fleisch von Tieren, die ein gutes Leben unter guten, artgerechten Bedingungen führten, und die dann human auf der Farm getötet wurden.)

(The-Vegan-Interview, Herbst 2006)
Und nicht zuletzt rechtfertigt er billigsten Speziesismus mit absurden Argumenten:
Zitat: You could say it's wrong to kill a being whenever a being is sentient or conscious. Then you would have to say it's just as wrong to kill a chicken or mouse as it is to kill you or me. I can't accept that idea. It may be just as wrong, but millions of chickens are killed every day. I can't think of that as a tragedy on the same scale as millions of humans being killed. What is different about humans? Humans are forward-looking beings, and they have hopes and desires for the future. That seems a plausible answer to the question of why it's so tragic when humans die.

(Man kann sagen, es sei falsch ein Lebewesen zu töten, wenn es empfindungsfähig ist oder ein Bewußtsein hat. Dann muß man sagen, daß es genauso falsch ist, ein Huhn oder eine Maus zu töten, wie es falsch ist, dich oder mich zu töten. Ich kann diese Meinung nicht akzeptieren. Es kann falsch sein, aber Millionen Hühner werden jeden Tag getötet. Ich kann mir das nicht als Tragödie auf dem gleichen Niveau vorstellen, als wenn Millionen Menschen getötet werden würden. Worin liegt der Unterschied bei Menschen? Menschen sind zukunftsbewußte Lebewesen und sie haben Hoffnungen und Wünsche für die Zukunft. Das scheint mir eine glaubwürdige Antwort auf die Frage, warum es so tragisch ist, wenn Menschen sterben, zu sein.)

(Indystar.com-Interview, 08.03.2009)


[Beitrag bearbeitet - Juli 2011]

Animal Liberation

Autor: Claude
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Forum: Tierrechtsforum
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Kann es sein, dass er Animal Liberation ablehnt und damit das Buch meint und nicht Tierbefreiungen.
Dass er die Argumentationen von Peter Singer ablehnt ist klar und das kann man auch auf seiner Website lesen (kursiv und in Grossschreibung). Dass er Tierbefreiungen ablehnt konnte ich nirgends finden.

Claude

diverse vermeintliche Tierrechtler

Autor: martin
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
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> Was mir im grunde so widerspricht,ist die Unterschriftsaktion
> der TRGruppe Dresden.
> Ich persönlich möchte mich für den Abolitionismus einsetzen.
> Natürlich lehne ich die landwirts. Nutzung der Schweine ab.
> Komisch, ich habe ein schlechtes Gewissen, weil ich wegen
> meiner inneren Überzeugung die ins Netz gestellte
> Unterschriftsliste nicht unterschreiben kann.

Ich wüßte nicht, weshalb man deshalb ein schlechtes Gewissen haben sollte?

> In meinen Augen ist diese eben nicht abolinistisch. Irre ich
> mich?

Nein, ist es nicht.

> Immerhin handelt es sich um eine Tierrechtsgruppe!

Nicht überall wo vegan draufsteht, ist auch vegan drin und dasselbe gilt für selbsternannte TR-Gruppen oder -Philosophen (s.u.).
Ein Blick auf ihre Seite genügt: sie akzeptieren Vegetarier (also eklatante TR-Verletzer) und verschaffen ihnen dadurch ein gutes Gewissen (denn diese "tun" dann ja "etwas für Tiere") und festigen damit deren TR-verletzendes Verhalten.

> Schade ich den Schweinen,wenn ich die Unterschriftsliste
> anerkenne oder schade ich mehr, wenn ich sie nicht nutze um
> Unterschriften zu sammeln.

Wenn du nicht unterschreibst, schadest du ihnen definitiv nicht, wenn du es tust, schadest du ihnen potentiell (da, wie wir wissen, Reformismus die Tierausbeutung zementiert). Damit sollte die Entscheidung klar sein.

> G. Francione hat einige Fakten aufgeführt,die einen in die
> Lage versetzen sollen Aktionen einzuordnen.

Wenn du dich auf Aussagen von jemandem beziehst, wäre ein direktes Zitat (mit Quelle) nicht schlecht.

>
Zitat: Interessant, ich kenne keinen TR-Philosophen
> (zumindest niemand, der sich selbst so bezeichnet).

>
> P-Singer,Kaplan, Regan, Wolf...
> Wieso interessant- klingt schon wieder so doppeldeutig!

Sollte Ironie andeuten.
Singer und Kaplan sind nicht im geringsten TR-freundlich, Singer propagiert Tierausbeutung, Kaplan ist übelster Antiveganer, Regan gesteht nur höher entwickelten Tieren Rechte zu und Ursula Wolf frißt Fischleichen (Quelle indirekt hier enthalten). Wie gesagt: ich kenne keine TR-Philosophen.

> Ich lese auch sehr gern was S.-Witt-Stahl und G.Rogausch zu
> sagen haben.
> Nicht zuletzt machen diese Aufzeichnungen auch Mut.

Niemand will dich davon abhalten, dich mit weiterführenden Problemen zu befassen. Nur ist dabei immer Vorsicht geboten, denn, wie ich gezeigt habe, werden die Bezeichnungen "vegan", "Tierrechte" und "Antispe(ziesismus)" inflationär gebraucht, ins. von Leuten, die das genaue Gegenteil repräsentieren.

Re: neuer Tierschutzgesetzentwurf der Grünen

Autor: Mona
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
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Zitat: Nunja, wie du schon richtig erkannt hast, sind Leute, die Tierschutz fordern, alles andere als Tierrechtler.
Ansonsten: Tierrechte bedeuten zwangsläufig Abolitionismus, alles andere ist schließlich ein logischer Widerspruch.


Was mir im grunde so widerspricht,ist die Unterschriftsaktion der TRGruppe Dresden.
Ich persönlich möchte mich für den Abolitionismus einsetzen.
Natürlich lehne ich die landwirts. Nutzung der Schweine ab.
Komisch, ich habe ein schlechtes Gewissen, weil ich wegen meiner inneren Überzeugung die ins Netz gestellte Unterschriftsliste nicht unterschreiben kann.
In meinen Augen ist diese eben nicht abolinistisch. Irre ich mich?
Immerhin handelt es sich um eine Tierrechtsgruppe!
Schade ich den Schweinen,wenn ich die Unterschriftsliste anerkenne oder schade ich mehr, wenn ich sie nicht nutze um Unterschriften zu sammeln.

G. Francione hat einige Fakten aufgeführt,die einen in die Lage versetzen sollen Aktionen einzuordnen.

Nur,da er gegen Einzelaktionen (generell) ist, kann ich nur annehmen, dass die Aktion gegen Schweinefabriken nicht abolinistisch ist. Diese Aktion ist begrenzt auf Sachsen, bezieht nicht eindeutig genug Stellung und fordert im lezten Satz
eine Verschärfung des Tierschutzgesetzes.

Für mich ist das eben nicht so einfach!


G. Francione setzt sich für die Abschaffung der Ausbeutung ein, aber... er lehnt TB ab. Richtig?

Veganismus ist auch für ihn die Basis aller Veränderung.



Zitat: Interessant, ich kenne keinen TR-Philosophen (zumindest niemand, der sich selbst so bezeichnet).


P-Singer,Kaplan, Regan, Wolf...
Wieso interessant- klingt schon wieder so doppeldeutig!

Es ist richtig,für den Alltag brauch ich nicht mehr wissen.
Es reicht,wenn ich weiß, wie ich meinen Tofu brate...
MAG SEIN!

Aber , ich kann nicht so.
Ich lese auch sehr gern was S.-Witt-Stahl und G.Rogausch zu sagen haben.
Nicht zuletzt machen diese Aufzeichnungen auch Mut.

Ich danke euch auf jeden Fall,

Stellungnahme des Vorstands des FC 05 Schweinfurt

Autor: Achim Stößer
Datum:
Forum: Pressespiegel
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16.12.2008 16:49 Uhr

Fußball
Stellungnahme des Vorstands des FC 05 Schweinfurt

Pressemitteilung

Offener Brief: „Was hätten Sie getan?“


Aufgrund der jüngsten Presseberichte, mit welchen der Nachweis erbracht wurde, dass Frau Hammerl für über zwei Jahre Prokuristin für die G.S. Stiftung Verwaltungs-GmbH tätig war, sehen wir, der Vorstand des 1. FC Schweinfurt 05, uns noch einmal zu einer Stellungnahme in Form eines offenen Briefes veranlasst:

Bereits innerhalb weniger Tage, wenn nicht sogar Stunden nach der Pressekonferenz vom 20.11.2008 mehrten sich bei uns Anrufe und Stimmen, welche behaupteten, dass zumindest Frau Hammerl etwas mit der im Volksmund „Universelles Leben“ genannten Glaubensgemeinschaft zu tun hätte und wir vorsichtig sein sollen.
Wir konnten uns dies jedoch nicht vorstellen.
Nachdem Herr Fischer dann auch noch in der Main Post Ausgabe Nr. 27 vom 28.11.2008 vor allen Lesern bestätigte, dass an Gerüchten, wonach sie zum UL gehören, nichts dran ist, war diese Problematik für uns eigentlich erledigt.

Allerdings erhielten auch wir den in den Presseberichten erwähnten 1. Handelsregisterauszug, aus welchem sich eben ergab, dass Frau Hammerl in der Vergangenheit Prokuristin der G.S. Verwaltungs- GmbH, einem Unternehmen der Glaubensgemeinschaft, war. Da eine Prokuristenstellung nicht gerade eine niedrige Stellung in einem Unternehmen ist und üblicherweise ein hohes Vertrauen seitens der Geschäftsführung und/oder der Gesellschafter bedeutet, kam in uns doch eine gewisse Skepsis auf.

Dabei muss man sich auch noch einmal den bisherigen Geschehensablauf vor Augen führen, nämlich dass sämtliche Verhandlungen bezüglich des –nach wie vor unbekannten– Engagements, nicht mit uns, dem Vorstand des Vereins, sondern einigen wenigen Beiräten geführt wurden und wir auch nicht nach dem 19.11.2008 eingeweiht wurden. Hierzu hatten wir bereits Stellung genommen.

Auf Nachfrage wurde uns von Pfarrer Alfred Singer, Referent für Weltanschauungs-, Religions- und Sektenfragen der Diozöse Würzburg, welcher ein Kenner der Glaubensgemeinschaft Universelles Leben ist, folgendes mitgeteilt:
„Aussteiher des UL haen mir berichtet, dass Frau Hammerl das Universelle Leben 2007 verlassen hat.“

Doch trotz dieser Aussagen wollten wir immer noch nicht glauben, dass das Engagementinteresse von Herrn Fischer und Frau Hammerl andere Gründe haben könnte, als dem Verein zu helfen.
Daher haben wir – ohne an die Öffentlichkeit zu gehen – sowohl an Frau Hammerl als auch an Herrn Fischer am 12.12.2008 eine E-Mail mit folgendem Wortlaut gesandt:

„Sehr geehrte Frau Hammerl,
sehr geehrter Herr Fischer,

mit diesem Schreiben wenden wir uns wegen einer für uns äußerst unangenehmen Problematik an Sie, zur Klärung noch vor der Beiratssitzung am 16.12.2008 aufgrund Ihrer Brisanz im Interesse des Vereins und vor allem Ihres Konzeptes:

Bereits bevor wir die Mitgliederversammlung für den 18.12.2008 einberufen hatten - und verstärkt nun nach der Einberufung - haben sich zahlreiche Mitglieder des Vereins der Bevölkerung und auch Teile des Gesamtbeirates an uns gewendet und uns vorgehalten, dass aus sicheren Quellen bekannt sei, dass zumindest Sie, sehr geehrte Frau Hammerl, mindestens bis ins Kalenderjahr 2007 Mitglied der Glaubengemeinschaft Universellen Lebens waren. Diese Vorhalte gipfelten darin, dass sogar behauptet wurde, Sie seien bis 2005 eine enge Vertraute und direkte Beraterin der Prophetin Wittek gewesen und hätten nach deren Rückzug im Kalenderjahr 2005 bis ins Kalenderjahr 2007 dem engen Führungskreis der Glaubengemeinschaft angehört.

Wir, der Vorstand, können diese Vorhalte zwar nicht glauben, haben Sie, sehr geehrter Herr Fischer, doch der Main Post bereits mitgeteilt, dass an den Gerüchten einer Zugehörigkeit zu UL nichts dran sei.

Dennoch erhöht sich quasi stündlich der von außen kommende Druck hinsichtlich dieser Problematik und der Tenor der Vorhalte lautet stets, dass eine Unterstützung des Konzepts von Ihnen nicht erfolgen werde, sofern diese Frage nicht endgültig und eindeutig geklärt ist. Auch wären wir, der Vorstand, verantwortlich, sollte es sich irgendwann einmal herausstellen, dass der Verein „von einer Sekte unterwandert“ wurde.

Sie haben sicherlich Verständnis dafür, dass wir als Vorstand hinsichtlich dieser Problematik eine Lösung suchen müssen, damit Ihre Investorenpläne durch solche kursierenden Gerüchte nicht gefährdet werden.“

Hier würde aus unserer Sicht eine schriftliche Stellungnahme von Ihnen, in welcher sowohl Sie, sehr geehrte Frau Hammerl, als auch Sie, sehr geehrter Herr Fischer, bestätigen, dass Sie weder persönlich noch mit Ihrem Unternehmen der Glaubensgemeinschaft Universellen Lebens jemals angehört haben, noch angehören, Abhilfe schaffen.

Aus unserer Sicht sollte diese Bestätigung an Eides statt versichert werden, da uns gegenüber bereits behauptet wurde, dass die oben genannten Quellen ihre Aussagen „an Eides statt versichern würden“.

Wir dürfen nochmals unser großes Bedauern darüber zum Ausdruck bringen, dass wir eine solche Bitte an Sie stellen müssen, sehen uns aufgrund von außen kommenden Drucks hierzu aber gezwungen. Ansonsten müssten wir befürchten, dass ein solch unschönes Thema auf der Mitgliederversammlung aufgeworfen wird. Wir denken, mit Ihrer Erklärung können wir die Kritiker letztendlich besänftigen und vom Gegenteil überzeugen.

Auf eine gute und erfolgreiche Zusammenarbeit.


Mit freundlichen Grüssen


gez.
der Vorstand“


Als Antwort hierauf erhielten wir eine E-Mail von Herrn Fischer, in welcher zwar unsere Fragen beantwortet wurden, uns gleichzeitig aber auch rechtliche Schritte angedeutet wurden. Deren Wortlaut:

„Sehr geehrter Herr Jonas,

gerne nehmen wir zu Ihrem Schreiben Stellung wie folgt.

Bereits gestern wurde mit den Beiräten unser Rückzug beschlossen, der auch heute bereits über eine Pressemitteilung an die Medien ging. Somit sollte das Thema UL und Verein, und Ihre damit Verbunden Ängste für den Verein behoben sein. Durch unseren Rückzug können sie jetzt all Ihre Zeit zum Wohle des Vereines und der Verbesserung der Finanzsituation nutzen. Die Pressemitteilung werde ich Ihnen natürlich in Kürze noch zukommen lassen.
Zu dem Thema UL haben wir uns bereits mehrfach in den Medien ausführlich geäußert, womit das Thema für uns eigentlich erledigt ist.
Für Sie, nachdem Ihnen das Wohl des Vereines und unser damit geplanten Invest so sehr am Herzen liegt, machen wir gerne noch mal eine Ausnahme für Sie.
Wir bestätigen Ihnen gerne schriftlich, dass weder Frau Hammerl, Herr Fischer oder unser Unternehmen der Glaubensgemeinschaft Universelles Leben jemals angehört haben noch angehören. Genauso würden wir Ihnen bestätigen, dass Frau Hammerl niemals „enge Vertraute und direkte Beraterin der Prohetin Wittek gewesen ist und dem engen Führungskreis der Glaubensgemeinschaft angehört“.
Natürlich dürfte es für sie im Gegenzug selbstverständlich sein, das sie als seriöser Vorstand und Unterstützer der Investition keine Gerüchte gegenüber Dritten bezüglich dem Thema UL voreilig oder irreführend verbreitet haben, da sie ja das Invest nach eigener Aussage nicht gefährden wollten. Dies wäre Verleumdung höchsten Grades. Nachdem mittlerweile auch einige Personen auf uns zugekommen sind und uns mitteilen, dass sie und Herr Löhnert solche Gerüchte verbreiten, was ich natürlich nicht glauben kann, können sie mir mit Sicherheit folgendes bestätigen.
Ich, Werrner Jonas und Herr Löhnert haben niemals Gerüchte, Frau Hammerl, Herr Fischer oder flyeralarm gehören oder gehörten der Glaubensgemeinschaft Universelles Leben an, oder sind eine enge Vertraute und direkte Beraterin der Prophetin Wittek, gegenüber Dritten verbreitet.
Gerne können wir uns zur gegenseitigen Übergabe der jeweiligen Stellungnahmen persönlich treffen.
Natürlich werden sie Verständnis haben das wir bezüglich des Punktes Nr. 6 juristische Hilfe in Anspruch nehmen werden.


Auf Ihre Antwort freue ich mich sehr.
Mit freundlichen Grüßen


Thorsten Fischer
Geschäftsführer“


Letztendlich können wir persönlich nicht entscheiden, ob die Aussage von Herrn Fischer richtig ist.

Folgende Fakten sind jedoch unumstößlich:

- Die Investoren haben nicht den korrekten Weg für ein Engagement über den Vorstand des Vereins gewählt und waren auch bis zu ihrem „Rückzug“ nicht bereit, dem Vorstand das „Konzept“ im Detail vorzustellen.
- Es wurde immenser Zeitdruck aufgebaut, welcher alleine mit der Begründung, die vermeintlichen Spielerverstärkungen würden nicht länger bei der Stange bleiben, begründet wurde (Wechselzeitraum ist der 01.01.2009 bis 31.01.2009).
- Herr Fischer hat mehrfach erklärt, dass weder er noch Frau Hammerl, noch das Unternehmen flyeralarm jemals zu der Glaubensgemeinschaft Universelles Leben gehört haben – tatsächlich war Frau Hammerl Prokuristin der G.S. Verwaltungs- GmbH.
- Obwohl der Vorstand die Forderung nach einer Mitgliederversammlung spätestens am 18.12. erfüllt hat, zogen sich die Investoren noch vor der Versammlung aber nach Übersendung der oben stehenden E-Mail vorerst zurück, wobei der Beirat Wirth bereits die Bereitschaft bekundet hat, ein Misstrauensvotum gegen den Vorstand zu stellen, als Notvorstand zu fungieren und angekündigt hat, zu versuchen, die Investoren zurück zu gewinnen.
- Die vom Vorstand aufgeworfenen (siehe auch Pressemitteilung vom 11.12.2008) Fragen wurden niemals beantwortet.
- Frau Hammerl und Herr Fischer gaben auf die Veröffentlichung des Handelsregisterauszuges gegenüber der Presse an, die Prokurastellung hätte es auf Grund der „selbständigen Steuerberatungstätigkeit“ von Frau Hammerl „für ein Jahr“ bedurft. Nähere Informationen seien aufgrund der Schweigepflicht nicht möglich.
- Tatsächlich hat die Prokurastellung aber mehr als zwei Jahre angedauert und zwar vom 08.12.2000 bis 14.03.2003. (Herr Fischer und Frau Hammerl wussten bei ihrer Stellungnahme noch nichts von dem Vorliegen des weiteren Handelsregisterauszuges)
- Tatsächlich ist Frau Hammerl erst seit 12.03.2003 Steuerberaterin.
- Der Beirat Otto Wirth aüßerte sich gegenüber der Presse nach Vorhalt der Prokurastellung, dass er nichts von diesen Verwicklungen gewusst hätte und vorerst keine weitere Stellungnahme abgeben wird.
- Der Beirat Stefan Funk teilte hingegen der Presse mit, dass Frau Hammerl dies schon vor längerer Zeit den sie unterstützenden Beiräten mitgeteilt habe, er jedoch darin keinen Hinderungsgrund für ein Engagement beim FC Schweinfurt 05 sieht.


Hinsichtlich des Zeitdrucks teilte uns Herr Thomas Igelspacher, Geschäftsführer des bayerischen Fußballverbandes noch mit, dass der Verband einer Ausgliederung der Fußballmannschaften in eine Kapitalgesellschaft, an welcher der Verein nicht über 50 % der Gesellschaftsanteile hält, während der Saison nicht zugestimmt hätte und auch nicht zustimmen würde.

Wir dürfen aufgrund der oben genannten Fakten die Frage an alle Kritiker stellen, wie sie sich als Vorstand eines Vereins mit mehr als 1.000 Mitgliedern (davon ca. 350 Jugendliche und Kinder) bei einer derartigen Faktenlage verhalten hätten. Hätten sie das ihnen unbekannte Engagement vorbehaltlos unterstützt?

Es mag sein, dass man Frau Hammerl mit einem Vorwurf, sie hätte der Glaubensgemeinschaft Universelles Leben angehört, Unrecht tun würde. Wir dürfen aber darauf hinweisen, dass wir niemals eine derartige Behauptung auch nur ansatzweise in den Raum gestellt haben. Die meisten Presseartikel wurden aus Sicht der Investoren und/oder der sie unterstützenden Beiräten verfasst, bis wir unsere Pressemitteilung am 11.12.2008 herausgaben.

Mit keinem einzigen Wort haben wir jemals die Investoren in die Nähe von UL gebracht.
Wir wollten die Problematik vielmehr intern mit Frau Hammerl und Herrn Fischer mit der oben stehenden E-Mail klären. Als Antwort hierauf haben wir die Drohung mit rechtlichen Schritten erhalten.

Es fragt sich auch, aus welchem Grund nicht von Anfang an Frau Hammerl und Frau Fischer die Prokuristenstelle von Frau Hammerl bei der G.S. Verwaltungs- GmbH offengelegt haben und erst nach Entdeckung eine Erklärung hierzu abgeben, welche mehr Fragen offen lässt, als eine Antwort zu geben.

Wir sind überzeugt, dass Frau Hammerl und Herr Fischer auch für die den weiteren Handelsregisterauszug und das Zitat von Herrn Pfarrer Singer eine Erklärung finden werden.

Die bisherigen Erklärungsversuche gipfelten darin, dass in der auf veröffentlichten Stellungnahme von Frau Hammerl und Herrn Fischer die Vermutung geäußert wird, dass wir und Herr Wolf (momentaner Hauptsponsor des Vereins) in der Vergangenheit gezielt unwahre Gerüchte über die Investoren verbreitet hätten, um unseren Job zu retten, von der Finanzsituation abzulenken und durch Einschüchterung der Öffentlichkeit die Investoren bei ihrem Vorhaben zu blockieren. Alleine schon die Wortwahl, aber auch deren Inhalt verwundert uns außerordentlich.

Wir dürfen vor allem die Mitglieder des Vereins, aber auch die Öffentlichkeit bitten, die Verlautbarungen der Investoren und der sie unterstützenden Beiräte und der Presse in der Vergangenheit zu überdenken. Haben wir jemals in irgendeiner Art und Weise unwahre Gerüchte verbreitet oder „die Öffentlichkeit eingeschüchtert“?

Auch verwundert die Aussage, wir wollten von der Finanzsituation des Vereines ablenken. Die finanzielle Situation des Vereins ist gesichert, das nächste Kalenderjahr steht mehr Geld zur Verfügung denn je und die bisherigen Aussagen und Andeutungen diesbezüglich falsch. Sie dienen wohl ausschließlich der Stimmungsmache gegen den Vorstand.

Zum Abschluss dürfen wir noch einmal die Frage stellen:

Wie hätte jeder einzelne der Kritiker als Vorstand gehandelt, wenn er die oben genannten Fakten gekannt hätte?

Wir haben sowohl Frau Hammerl als auch Herrn Fischer bis zuletzt, d. h. bis zu ihrem angeblichen Rückzug, stets die Möglichkeit gegeben, uns die aufgeworfenen Fragen zu beantworten und das Konzept zu erläutern.

Wir haben niemals irgendwelche unwahren negativen Äußerungen über die Investoren gemacht.

Von der Investorenseite und der sie unterstützenden Presse hingegen wurden wir massiv in der Öffentlichkeit angegriffen, in dem wir als naiv bezeichnet wurden, uns die Einschüchterungen der Öffentlichkeit vorgeworfen wurde und wir letztendlich schuldig für den Rückzug der Investoren gemacht wurden.

Zu guter Letzt bleibt für uns zu hoffen, dass es nicht mehr notwendig sein wird, eine weitere Stellungnahme abzugeben, damit wir uns wieder voll auf den Verein konzentrieren können, damit der Klassenerhalt geschafft wird und der Verein eine zumindest streitfreie Zukunft hat. Alle Mitglieder, Fans und die Öffentlichkeit können wir nur um ihr Vertrauen und ihre Unterstützung bitten.




gez. der Vorstand

P.S.: Das Konzept werden wir morgen vorstellen.

http://www.mainpost.de/sport/schweinfurt/art795,4880502

Richard David Precht & Tierrechte

Autor: V
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
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Richard David Precht steht mit seinem Buch "Wer bin ich, und wenn ja, wie viele?" an Nummer 1 der Spiegel-Bestsellerliste. Das wäre natürlich nicht unbedingt interessant, aber ein Kapitel darin lautet: "Jenseits von Wurst und Käse - dürfen wir Tiere essen?"

Das Kapitel beginnt mit einem "lustigen" Vergleich: Ausserirdische landen auf der Erde. Sie sind viel intelligenter als die Menschen und beuten sie deshalb aus. Dabei ist ihnen ihr grausames Tun durchaus bewusst, aber sie sind die viel höhere Spezies, und na ja, die Menschen schmecken ihnen halt so gut.

Ein, wie ich finde, sehr guter Vergleich. Denn er trifft genau die Situation, wie Menschen mit den anderen Tieren umgehen. Weil Menschen stärker sind, glauben sie das Recht auf ihrer Seite zu haben.

Um zu erklären, warum die Aliens im Unrecht sind, lässt Precht zunächst Jeremy Bentham zu Wort kommen: die Gaumenfreude bedeutet viel weniger als das Leid des verspeisten Tiers und vermindert somit die Glücksumme im Universum.

Aber dieser Ansatz habe seine Tücken, erkennt Precht. Zum einen, weil Glück und Leid von Individuen kaum gegeneinander aufgerechnet werden könnten, und darin stimme ich mit ihm überein, zum anderen, und hier divergiere ich entschieden, weil Leid nicht messbar sei: "Ob wohl auch der Salat Schmerzen empfindet, wenn man ihn aus der Erde reißt?", seine (p)recht unwissende Frage.

Auch der Bewusstseinsaspekt von Peter Singer wird beleuchtet: Wer dumm ist, darf weg - auch wenn er leidet. Precht erkennt ganz richtig, dass das nicht stimmen kann. Aber leider weiss er wieder nicht genau warum. Stattdessen: Bewusstsein lasse sich nicht feststellen. Dabei hat er sich eingehend mit Hirnforschung beschäftigt, wie aus den Kapiteln vorher deutlich hervorgeht.

Aber jetzt kommt der Hammer. Weil also die Vernunft wegen Mangels an Beweisen zu kurz griffe, könnten Tierrechte auch nicht vernünftig begründet werden. Vielmehr zählten individuelle Gefühle und Instinkt:

"Die Frage, inwieweit man sich durch kluge Überlegungen vom Fleischessen abbringen lassen will, muss jeder für sich selbst entscheiden ... Ob man nun ganz auf das Steak, den Hamburger und das Brathähnchen verzichtet oder einfach nur etwas seltener Fleisch isst, hängt sehr davon ab, wie stark man sich selbst in dieser Frage sensibilisieren lässt."

Was würde Precht wohl sagen, wenn ich die Herausgeber des Buchs überredete, in der nächsten Auflage (und die wird es sicherlich geben, denn es ist trotzdem ein sehr schönes Buch) das Kapitel nicht so enden zu lassen, sondern mit der Einleitung in etwas abgewandelter Form:

"Die Aliens haben sich in der Zwischenzeit auch Gedanken gemacht. Aber leider haben die Argumente zu keiner sensibleren Einstellung gegenüber dem Menschenverzehr geführt."

V

Re: Reiten? :S

Autor: Victor
Datum:
Forum: antiSpe Fragen und Antworten
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Die Diskussion ist doch obsolet.
Es dürfte doch sonnenklar sein, daß der Veganismus an sich, und der damit untrennbar verbundenene Antispeziezismus, wie er von Peter Singer in der 1070er Jahren formuliert wurde, keinesfalls mit dem reiten in Verbindung gebracht werden kann.
Reiten ist eine Form der Herrschaftsausübung über das nicht-menschliche Tier, ob dieses zeitweilig damit einverstanden ist, ist dabei nicht von Relevanz.
Herrschaftkritik und Antipspeziezismus können nur dann einer veganen Lebensweise zum Durchbruch verhelfen, wenn sie kompromisslos sind und keine Ausnahmen dulden.

In diesem Sinne: Reiten ist Ausbeutung.

Re: Freunde

Autor: Rele
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
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Jule schrieb:

> Das mit dem Säugling und dem Behinderten ist ech geil, das
> ist ein irres Argument,


Das hat auch Peter Singer geschrieben (kannst ja mal googeln oder hier Suchfunktion). Also les Dir lieber mal was über ihn durch, der hat nämlich auch ganz schönen Müll verzapft, nicht, dass das dann als "Gegenargument" gebracht wird....


Hast Du schon mal ins FAQ von veganismus.de geguckt? Hilft Dir vielleicht auch....

Re: Dawkins über Singer und Tierrechte

Autor: bunbury
Datum:
Forum: Atheismusforum
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A schrieb:
>
> danke für das englische Original

Gern geschehn, und danke Dir für den Input :o).


> Tierversuche bei Singer, ganz im Sinne von Dawkins

Wie gesagt, ich bin mir da was Dawkins Position angeht nicht ganz sicher. Vielleicht macht er im Verlauf von "das egoistische Gen" ja noch 'ne klare Aussage dazu (ich werd gegebenenfalls berichten).

Peter Singers "Animal Liberation"

Autor: Achim Stößer
Datum:
Forum: Atheismusforum
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> Vielleicht sollte ich nach über einem halben Jahrzehnt
> Veganismus dann doch mal "Animal Liberation" lesen.

Vielleicht ... die wesentlichen Zitate sind allerdings unter http://antispe.de/zitate.html zu finden.

Sie zeigen, daß Singer selbst Tierausbeutung/Tierrechtsverletzung/Unveganismus befürwortet (oder, ist ja schon ein paar Jahre alt, befürwortete, wobei mein Eindruck ist, daß er sich nicht gebessert hat).

Falls Du's liest, vielleicht findest Du ja weitere interessante (zitierwürdige) Stellen.

Achim

Re: Dawkins über Singer und Tierrechte

Autor: A
Datum:
Forum: Atheismusforum
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danke für das englische Original - also doch keine unglückliche Übersetung. Peter Singer zu lesen, lohnt, glaube ich, nicht wirklich. Die Grenzen für "appreciate" zieht er ziemlich willkürlich: streunende Hunde in New York kommen schlecht weg, und so weiter. Und wie war das mit den neugeborenen Kindern, die noch kein Bewußtsein haben ? Nein, ich glaube, da gibt es bereits bessere philosophische Ansätze. Im übrigen: Tierversuche bei Singer, ganz im Sinne von Dawkins: "The knowlegde gained from some experiments on animals does save lifes and reduce sufferings." (Singer in Animals and the Value of Live, 1980).

Dawkins über Singer und Tierrechte

Autor: bunbury
Datum:
Forum: Atheismusforum
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Zitat: [...] that we should move to a post-speciesist condition in which humane treatment ist meted out to all species that have the brainpower to appreciate it. [...]


Keine Ahnung wo diese Grenze verliefe (oder was Singer unter "humane treatment" versteht, sofern er diesen exakten Begriff tatsächlich verwendet und Dawkins nicht paraphrasiert). Vielleicht sollte ich nach über einem halben Jahrzehnt Veganismus dann doch mal "Animal Liberation" lesen.

Re: Dawkins und Tierrechte

Autor: A
Datum:
Forum: Atheismusforum
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danke, sehr aufschlußreich. Auf Seite 377 in "Der Gotteswahn" steht:

"Der Philosoph Peter Singer vertritt in seinem Buch Animal Liberation wortreicher als jeder andere die Ansicht, wir sollten auch den "Speziesismus" hinter uns lassen und die menschliche Behandlung auf alle biologische Arten ausweiten, die es aufgrund der Leistungsfähigkeit ihres Gehirns zu schätzen wissen. Vielleicht ist das ein Hinweis, in welche Richtung sich der ethische Zeitgeist in zukünftigen Jahrhunderten entwickeln könnte. Es wäre die natürliche Fortschreibung früherer Reformen wie der Abschaffung der Sklaverei und der Frauenemanzipation."

...die es zu schätzen wissen. Hm. Eine etwas unglückliche Übersetzung?

Re: Lange Sätze und Adorno

Autor: Achim Stößer
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
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> > Verwechselst Du da nicht was?
>
> Jepp! Bashevis Singer... Was n Lapsus... *knirsch*

Hm ... nicht ganz: http://maqi.de/txt/kzanm.html.

Achim

Re: Lange Sätze und Adorno

Autor: Schlunz
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
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Achim Stößer schrieb:
>
> > Abgesehen davon, dass Du hier gerade einen der längsten Sätze
> > geschrieben hast, die mir je unter die Augen kamen (Punkt is
>
> Zieh Dir halt mal Thomas Mann rein ;-) ... BTW habe ich mal
> spaßeshalber eine mehrseitige Kurzgeschichte mit nur einem
> Satz geschrieben, wenn ich mich recht erinnere ...

Nee... Lass mal. Dann wird mir schwindelig... ;o)

> > Ehemalige KZ-Häftlinge wie Adorno haben sie ins Leben gerufen
>
> Verwechselst Du da nicht was?

Jepp! Bashevis Singer... Was n Lapsus... *knirsch*

LG, Schlunz

Gut ohne Gott

Autor: Achim Stößer
Datum:
Forum: Pressespiegel
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(25.05.2007)

Sind religiöse Menschen moralisch überlegen? Nein, sagen Forscher – und entwerfen eine atheistische Ethik

Von Bas Kast


Sie sind unter uns. Sie sind überall. Sie treffen sich in Kneipen, im Internet, manchmal auch auf Kongressen. Gut möglich, dass Sie dazugehören. Dass auch Sie ein „Bright“ sind.

„Bright“, das Wort kommt aus dem Englischen und steht für: leuchtend, strahlend, hell – nicht zuletzt im Kopf. Im engeren Sinne sind „Brights“ Menschen mit einem naturwissenschaftlichen Weltbild, genauer gesagt: einem „naturalistischen“ Weltbild, frei von Übersinnlichem, Esoterik und Hokuspokus. Manche würden sagen: einem kalten, sinnfreien, seelenlosen Weltbild.

Der amerikanische Philosoph Daniel Dennett hat es in der „New York Times“ wie folgt formuliert: „Wir Brights glauben nicht an Geister, Elfen, den Osterhasen – oder Gott.“

Weniger auf den Osterhasen, dafür umso mehr auf Gott haben es die Brights abgesehen. So veröffentlichte Dennett selbst zuletzt ein Buch mit dem Titel „Breaking the Spell“ („Den Bann brechen“), in dem es darum geht, Religion als reines Naturphänomen zu entlarven.

Kurz darauf legte Dennetts Bright-Kollege, der britische Evolutionsbiologe Richard Dawkins nach und startete mit seinem Buch „The God Delusion“ („Der Gotteswahn“, ab September in deutscher Übersetzung bei Ullstein) einen Generalangriff auf den Glauben: Wer im heutigen, wissenschaftlichen Zeitalter noch an Gott glaube, so Dawkins, der leide unter einer Art psychotischem Wahn. Für den Hardliner Dawkins ist Religion nichts weiter als ein „Virus des Geistes“, gegen die es allerdings eine Medizin gibt: Wissenschaft und Aufklärung.

Und wie so oft bei Trends aus Amerika, schwappt auch die Bright-Welle langsam nach Deutschland über. „Wir sind in der Hinsicht zwar gemäßigter“, sagt Michael Schmidt-Salomon, Autor eines „Manifests des evolutionären Humanismus“ (Alibri 2006). So scheint es, als würden bei uns Religion und Wissenschaft eher eine friedliche Koexistenz führen. „Aber auch hier könnte sich die Sache mehr und mehr zuspitzen, die Fronten sich radikalisieren.“

Denn durch und durch „bright“, meint Schmidt-Salomon, seien auch wir in Deutschland (noch) nicht. Zum Beispiel halten einer Umfrage der Gesellschaft für Konsumforschung zufolge nur 46 Prozent der Deutschen die Evolutionstheorie für richtig. Und wie das Institut Infratest im Auftrag des Magazins „Zeit Wissen“ herausfand, glaubt fast ein Drittel der Bevölkerung nicht, dass Menschen und Affen gemeinsame Vorfahren haben.

Dem deutschen Bright Schmidt-Salomon jedoch geht es nicht einfach nur um bessere Kenntnis der Biologie. Es geht ihm vor allem um ein besseres Leben. Salomons Vision: Aus den Erkenntnissen der Naturwissenschaften – von der Evolutionstheorie bis zur Hirnforschung – könnte ein Weltbild erwachsen, dass zu einer anderen, humaneren Ethik führt als jene, die uns die Religionen, etwa das Christentum oder der Islam, anbieten.

Aus Sicht des Brights sind die Zehn Gebote der Bibel zum Beispiel „einfach nicht mehr zeitgemäß“, ja sie führten mitunter sogar zu ungerechtem Verhalten, wie Schmidt-Salomon meint. Deshalb will er die Zehn Gebote ersetzen – und zwar durch die „zehn Angebote des evolutionären Humanismus“ (siehe Infokasten).

„Christliche Ethik ist nicht mehr gegenwartstauglich“, davon ist auch der Biophilosoph Eckart Voland von der Universität Gießen überzeugt. „Der moderne, aufgeklärte Staat ist viel weiter als das Alte und Neue Testament.“

Und so schwebt den Brights eine neue Ethik aus dem Geiste der Wissenschaft vor, die der christlichen Moral teilweise diametral entgegengesetzt ist:

Beispiel Tierschutz. Mach dir die Erde untertan, heißt es in der Bibel. Bright-Ethiker dagegen kommen zum Schluss, dass viele Tiere über sehr ähnliche Hirnstrukturen verfügen wie der Mensch und somit vermutlich ähnlich leidensfähig sind. Der australische Bioethiker Peter Singer hat daraus den Schluss gezogen: Auch Tieren müssten gewisse Grundrechte zugestanden werden. Eine befruchtete menschliche Eizelle, beklagt er, genieße unter Umständen mehr Rechte als ein ausgewachsener Menschenaffe – obwohl die Eizelle nicht im Geringsten leidensfähig sei, der Affe dagegen schon.

Beispiel Sterbehilfe. Gott hat’s gegeben, Gott hat’s genommen: Für Brights, die daran nicht glauben, gibt es kaum rationale Gründe, warum ein Mensch nicht über sein eigenes Leben und seinen Tod entscheiden dürfte.

„Wir Humanisten gehen vom Menschen aus, nicht vom Imaginären wie Gott oder einem abstrakten Begriff wie Würde“, sagt Schmidt-Salomon.

Und das könne nicht nur zu einer humaneren Welt führen, sondern auch zu einem Gefühl, dieses Leben – unser einziges – als unendlich kostbar zu empfinden, wie Dawkins meint: „Wenn wir eine Sekunde davon vergeuden oder uns beschweren, dass es dämlich, öde oder langweilig ist – ist das nicht ein Anschlag auf all jene, denen niemals die Möglichkeit zu leben gegeben wurde?“

http://www.tagesspiegel.de/wissen-forschen/archiv/25.05.2007/3288319.asp

Aha...

Autor: Karl Rudin
Datum:
Forum: Veganismusforum
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Zitat: Und mal ehrlich, das will doch kein Tierrechtler.


Du musst es ja wissen... *ähem*

Peter Singer argumentiert mit den gleichen Worten dafür, dass man fälschlich angebotene Tierprodukte nicht zurückweisen darf...

Zitat: Sind die Vegetarier diejenigen, die im Schlachthaus stehen und dem Rind einen Bolzen in den Schädel jagen? Die Schlachter sind die Mörder, die Kükenvergaser sind die Mörder, die Mastbetriebsleiter sind die Mörder (da auch Tiere durch deren Haltung sterben.


War es Al Capone, der am Valentinstagsmassaker selbst Hand anlegte? Oder war es Hitler, der höchstpersönlich abermillionen Juden vergast hat? Und war es etwa Saddam Hussein, der die Kurden im Irak angegriffen hat?

Nein. Dennoch ist es nicht falsch sie Mörder zu nennen, bzw. ihnen persönlich vorzuhalten, sie hätten etliche Menschen getötet.

Ein Schlachter, ein "Kükenvergaser" und ein Mastbetriebsleiter tun nichts anderes als ihren Job. Sie saturieren die Nachfrage, die vom Auftraggeber Omnivor und Vegetarier kommt. Genau wie ein Profikiller - oder viele Mitglieder der SS.

Zitat: Ja, es ist kleinlich aber dennoch ist es mir wichtig, das zu sagen.


Warum ist es an dir, eine mehr als erfolgreiche Kampagne mit deinen wackeligen Einwänden zu bekleckern?

Zitat: Wie bereits gesagt: "Vegetarismus untesrtützt ebenso den Mord an Tieren" finde ich viel treffender. Ich würde dann mehr erfahren wollen (gut, das hätte ich bei dem anderen Spruch auch gewollt, aber hier ist der Effekt einfach stärker - meiner Meinung nach).


Es hat sich nun allerdings das Gegenteil gezeigt und - mal ganz ehrlich: welche Aussage polarisiert mehr? Mit welcher Aussage werden die verblendeten Denkweisen eines Menschen eher aufgebrochen?
Als ich den Artikel "Vegetarier sind Mörder" gesehen habe, da konnte ich so eine Aussage kaum fassen - und wollte unbedingt wissen, woher so etwas kommen kann.

Zitat: Ich halte es allerdings für schwachsinnig, dass ich über soetwas diskutiere und vielleicht sollte ich meine Zeit in sinnvolere Dinge investieren. Wieso mache ich das?


Ja, wieso?

Father of animal activism backs monkey testing

Autor: Achim Stößer
Datum:
Forum: Pressespiegel
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The Sunday Times November 26, 2006

Gareth Walsh


THE father of the modern animal rights movement has endorsed the use of monkeys in research by an Oxford professor at the centre of anti-vivisection protests.

Peter Singer, who is widely admired by activists for writing the seminal work on animal rights, says giving the primates Parkinson’s disease was “justifiable” because of the benefits it subsequently brought to thousands of human patients.



His comments will come as a blow to the protest group SPEAK, which is trying to halt construction of a new animal research laboratory at Oxford.

In a documentary to be screened tomorrow on BBC2 Singer, a professor of philosophy, comes face to face with Tipu Aziz, an Oxford neurosurgeon whose research involving monkeys has helped to develop pioneering ways of treating Parkinson’s disease.

During the exchange Aziz tells Singer: “I am a surgeon and also a scientist, and part of my work has been to induce parkinsonism in primates . . .

“I was one of a group internationally that showed that an area in the brain that was never associated with parkinsonism . . . was overactive, and by operating on it, reducing its activity, one can significantly — very significantly — improve Parkinson’s.

“To date 40,000 people have been made better with this, and worldwide at the time I would guess only 100 monkeys were used at a few laboratories.”

Singer replies: “Well, I think if you put a case like that, clearly I would have to agree that was a justifiable experiment.

“I do not think you should reproach yourself for doing it, provided — I take it you are the expert in this, not me — that there was no other way of discovering this knowledge.

“I could see that as justifiable research.”

Singer, a former Oxford lecturer now working in America and Australia, paved the way for recent animal rights activism with his book Animal Liberation, now considered the bible of the movement.

He said last week that he stood by his comments to Aziz, provided the monkeys had been treated as well as possible.

Aziz said: “It just shows (SPEAK) haven’t a case, to be honest.”

But Mel Broughton, one of the leaders of the SPEAK campaign, said of Singer’s justification of the Oxford experiments: “I would not accept that at all.

“(His comments) certainly do not represent the views of SPEAK, or the vast majority of people that campaign against animal research.”


Monkeys, Rats and Me: Animal Testing is on BBC2 tomorrow at 9pm

http://www.timesonline.co.uk/article/0,,2087-2471990.html

Animal guru gives tests his blessing

Autor: Achim Stößer
Datum:
Forum: Pressespiegel
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Monkey research has benefits, equal rights philosopher admits

Robin McKie, science editor
Sunday November 26, 2006
The Observer

One of the most important figures in the animal rights movement has publicly backed the use of living creatures in medical experiments. The endorsement - by the philosopher Peter Singer, who coined the phrase Animal Liberation and whose Seventies book on the subject led to the creation of the animal rights movement - has surprised observers.

Singer, professor of bioethics at Princeton, is renowned for insisting animals should have equal rights with humans but is quoted, on camera, backing research in which experiments on monkeys are carried out to develop surgery for Parkinson's and other patients.

'It is clear at least some animal research does have benefits,' Singer admits on Monkeys, Rats and Me: Animal Testing, which will be screened on BBC2 tomorrow. 'I would certainly not say that no animal research could be justified and the case you have given sounds like one that is justified.'

The admission has delighted scientists, including the Oxford surgeon Tipu Aziz, the doctor involved in this work. 'It is a very encouraging sign,' he said.

The BBC2 documentary focuses on animal rights activists' battle to block the building of the £20m Oxford University animal laboratory. Construction was abandoned in 2004 after a campaign of intimidation led builders to pull out of the project. Work resumed this year.

The programme, the most thorough TV examination of this vexed subject, includes graphic footage of electrodes being drilled into the skull of a rat which is later put down, on camera, by lethal injection. There is also footage of a monkey being prepared for a similar experiment. But viewers will also see a young Scottish boy, Sean Gardner, crippled by the movement disease dystonia, taking his first, tentative steps from his wheelchair, after similar surgery involving electrodes being drilled into his skull.

The documentary is being screened as the battle over the Oxford laboratory reaches fresh intensity, with a new group of opponents announcing it will hold its first public meeting in Oxford on Tuesday. The Voice for Ethical Research at Oxford (Vero) has been set up by university staff and students opposed to animal experiments and is backed by senior politicians, including Tony Benn and Ann Widdecombe.

Vero has been launched to counter the highly successful pro-laboratory group Pro-Test, created by 17-year-old student Laurie Pycroft last February. Pro-Test capitalised on local people's weariness of the laboratory's hard-line opponents, led by the animal liberation group Speak, whose members gather near the site to scream abuse at workers.

Last week Sharon Howe, Vero's founder, admitted many local people had become alienated by hardline anti-vivisectionists. 'The debate is so polarised, it is impossible to have a sensible discussion. We want greater efforts to be made in developing alternatives to animal experiment.'

In addition, the Weatherall committee - set up by scientific organisations that include the Royal Society and Wellcome Trust - will publish the results of its investigation into the use of primates in university and other academic labs. Several thousand primates - mostly macaques and marmosets - are experimented on every year to discover how neurons connect with the eye, to find out how images form in the brain, and to make other basic scientific discoveries.

The committee, chaired by the Oxford geneticist Sir David Weatherall, was asked to investigate this highly contentious subject and decide whether this science is sound and relevant to humans. According to sources close to the committee, the report, which will be published on 13 December, will back the continued use of primates for this sort of research. 'Weatherall has concluded it is good science and that it is relevant,' said a source.

http://observer.guardian.co.uk/uk_news/story/0,,1957373,00.html

Peter Singer befürwortet Tierausbeutung

Autor: Achim Stößer
Datum:
Forum: Pressespiegel
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Tierrechtlern war es längst bekannt - schon in seinem Buch "Animal Liberation" befürwortete Peter Singer Tierausbeutung, konkret die "Freilandhaltung von Hühnern zur Eierproduktion" sowie Tiermilch (vgl. http://antispe.de/zitate.html#singer).

Es stellt sich also die Frage, weshalb Singers aktuelle und in Kenntnis der oben genannten Tatsache nicht gar so überraschende Befürwortung von Tierversuchen unter Tierschützern einen solchen Aufruhr verursacht - eine Antwort liegt auf der Hand: Tierversuche sind böse Tierausbeutung - Hühnermord ist gute (weil sie diese selbst durchführen). Denn gegen Tierversuche sein kann jeder (außer denen, die sich durchführen), ohne sich selbst ändern zu müssen; um gegen Hühner- und Rindermord zu sein, müßten sie aber ihr eigenes Verhalten ändern.

Spanien: Menschenaffen bekommen Recht auf Leben

Autor: Achim Stößer
Datum:
Forum: Pressespiegel
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Das spanische Parlament wird am Mittwoch aller Voraussicht nach Menschenaffen das Recht auf Leben zusichern und damit weltweit einen Präzedenzfall schaffen.





Im konkreten Fall geht es um eine Resolution, in der Spanien aufgerufen wird, sich dem Projekt zum Schutz von Menschenaffen anzuschließen.

Engste genetische Verwandte des Menschen



Dies würde bedeuten, dass Menschenaffen als engste genetische Verwandte des Menschen auf eine Stufe mit eben diesen gestellt werden, wie Befürworter der Initiative am Dienstag erklärten.

Sie erwarten eine deutliche Zustimmung der regierenden Sozialdemokraten von Ministerpräsident Jose Luis Rodriguez Zapatero zu dem Entwurf, der von einem Abgeordneten der Grünen eingebracht wurde.

Nach Sozialreformen



Die Resolution wurde von der katholischen Kirche und von Konservativen zunächst kritisiert und folgt auf eine Reihe sozialer Reformen.

Zuletzt hatte die Mitte-Links-Regierung gleichgeschlechtliche Ehen legalisiert und den Einfluss der katholischen Kirche im Bildungssektor reduziert.

Schutz auch für andere Tierarten?



Das Projekt zum Schutz von Menschenaffen wurde 1993 von den Philosophen Peter Singer und Paola Cavalieri gegründet. Ihrer Meinung nach steht diese Spezies dem Menschen so nahe, dass sie auch das Recht auf Leben und Freiheit verdient und vor Folter geschützt werden muss.

Sollte Spanien sich diesem Denken offiziell anschließen, wäre dies der erste Schritt hin zu einem rechtlichen Schutz auch für andere Tierarten wie Elefanten, Wale und Delfine, erklärten Wissenschaftler.

Einige hundert Menschenaffen in Spanien



In Spanien selbst gibt es nur wenige hundert Menschenaffen, die meisten davon sind Schimpansen. In der Resolution wird die Regierung aufgerufen, sich auch in Afrika und Asien für den Schutz dieser Art einzusetzen.

[science.ORF.at/APA/Reuters, 28.6.06]

http://science.orf.at/science/news/144953

Die Würde des Affen - unantastbar?

Autor: Achim Stößer
Datum:
Forum: Pressespiegel
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Skurrile Debatte in Spanien

Die Würde des Affen - unantastbar?

Spanien diskutiert darüber, ob es sich dem "Projekt Menschenaffen" anschließen soll. Dann dürften Schimpansen, Gorillas, Orang-Utans und Bonobos nicht in Zoos gehalten und keine Tierversuche mehr mit ihnen unternommen werden.


Menschenrechte für Menschenaffen? (dpa)


Madrid Die Vorlage war einfach zu günstig, um sie nicht in einen billigen Scherz zu verwandeln. "Mancher wird sagen, es sei logisch, dass die Sozialisten die Menschenaffen für superschlau halten, weil diese Generation ihnen an intellektuellen Fähigkeiten nicht sehr weit überlegen ist", schrieb der ultrarechte El Mundo-Kolumnist Federico Jiménez Losantos am Tag, als ein sozialistischer Abgeordneter dem spanischen Parlament seinen Beschlussentwurf zum "Projekt Menschenaffen" vorstellte. Ende Mai werden die Abgeordneten darüber debattieren und abstimmen, ob die Menschenaffen den Menschen in einigen Rechten gleich gestellt werden sollen. Im Lande hat die Debatte schon begonnen, und unvermeidlich ist sie vom Gelächter kreativer und einfältiger Witzemacher begleitet.

Den Vorkämpfern der Affenrechte aber ist ihr Thema sehr ernst. Seit acht Jahren gibt es das "Great Ape Project", einer ihrer Initiatoren ist der heiß umstrittene Philosoph Peter Singer. Auf ihrer Webseite www.greatapeproject.org versuchen sie sich zu erklären. "Das Projekt will die Anerkennung eines Basisrechtsschutzes erreichen, mit dem jedem Bonobo, Schimpansen, Orang-Utan und Gorilla die Möglichkeit garantiert werden soll, sein Leben gemäß seinen eigenen besten Interessen zu leben. Diese Rechte wären denen ähnlich, die heute Menschen mit beschränkten Fähigkeiten zugestanden werden - wie Kindern oder jenen, die geistig unfähig sind und Betreuer benötigen, die ihre Interessen vertreten."

In der Praxis hieße das, "sie nicht in Käfige oder Zoos einzusperren", erklärt der sozialistische Abgeordnete Francisco Garrido, der das Thema auf die Tagesordnung des spanischen Parlaments gebracht hat. Misshandlungen, internationaler Handel oder der Einsatz als Versuchstier sollten "eliminiert" werden, außerdem wird die Regierung aufgefordert, den Schutz der natürlichen Lebensräume der vom Aussterben bedrohten Menschenaffen zu befördern. Zur Begründung führt der Parlamentarier "die genetische und ätiologische Ähnlichkeit" zwischen Mensch und Menschenaffe an; also die Ähnlichkeit in Erbanlagen und Ursprung. Spanien wäre das zweite Land nach Neuseeland, das die Affenrechte als Sonderrechte anerkennen würde.

Die Kritik an dieser Initiative wie am "Projekt Großer Menschenaffe" überhaupt ist eine Kritik aus zwei unterschiedlichen Perspektiven. Der eine Blick richtet sich auf den Menschen: Da alle Ethik eine menschliche Ethik ist, muss moralisches Handeln scharf unterscheiden, ob das Gegenüber ein Mensch oder eben kein Mensch ist. So beklagte der Erzbischof von Pamplona, Fernando Sebastián, dass man Affen Rechte zugestehen wolle, die Embryonen versagt würden. Der andere Blick richtet sich auf alle anderen Tiere: Warum haben Menschenaffen höheren Schutz verdient als zum Beispiel Kampfstiere? Die Sonderstellung des Affen als Genie unter den Tieren ist seit einiger Zeit am Bröckeln. "Kluges" Verhalten beobachten Forscher bei immer mehr Tierarten. Die Debatte ist eröffnet. Martin Dahms

http://www.fr-aktuell.de/in_und_ausland/panorama/panorama/?em_cnt=878894

Kommentar: Falscher Fokus

Freiheit für die Affen im Zoo?

Autor: Achim Stößer
Datum:
Forum: Pressespiegel
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Badische Zeitung vom Freitag, 12. Mai 2006

Spanien debattiert, ob Menschenaffen Sonderrechte zustehen

Von unserem Korrespondenten Martin Dahms

MADRID. Spanien diskutiert darüber, ob es sich dem “Projekt Große Menschenaffen” anschließen soll. Dann dürften Schimpansen, Gorillas, Orang-Utans und Bonobos nicht in Zoos gehalten und keine Tierversuche mehr mit ihnen unternommen werden.

Die Vorlage war einfach zu günstig, um sie nicht in einen billigen Scherz zu verwandeln. “Mancher wird sagen, es sei logisch, dass die Sozialisten die Menschenaffen für superschlau halten, weil diese ihnen an intellektuellen Fähigkeiten nicht sehr weit überlegen schienen” , schrieb ein ultrarechter El-Mundo-Kolumnist am Tag, als ein sozialistischer Abgeordneter dem spanischen Parlament seinen Beschlussentwurf zum “Projekt Große Menschenaffen” vorstellte. Ende Mai werden die Abgeordneten darüber debattieren und abstimmen, ob die Menschenaffen den Menschen in einigen Rechten gleichgestellt werden sollen.

Im Lande hat die Debatte schon begonnen, und unvermeidlich ist sie vom Gelächter kreativer und einfältiger Witzemacher begleitet. Den Vorkämpfern der Affenrechte aber ist ihr Thema sehr ernst. Seit acht Jahren gibt es das “Great Ape Project” , einer ihrer Initiatoren ist der heiß umstrittene Philosoph Peter Singer. Auf ihrer Webseite (http://www.greatapeproject.org versuchen sie sich zu erklären. “Das Projekt will die Anerkennung eines Basisrechtsschutzes erreichen, mit dem jedem Bonobo, Schimpansen, Orang-Utan und Gorilla die Möglichkeit garantiert werden soll, sein Leben gemäß seinen eigenen besten Interessen zu leben. Diese Rechte wären denen ähnlich, die heute Menschen mit beschränkten Fähigkeiten zugestanden werden — wie Kindern oder jenen, die geistig unfähig sind und Betreuer benötigen, die ihre Interessen vertreten.”

In der Praxis hieße das, “sie nicht in Käfige oder Zoos einzusperren” , erklärt der sozialistische Abgeordnete Francisco Garrido. Misshandlungen, internationaler Handel oder der Einsatz als Versuchstier sollten “eliminiert” werden. Außerdem wird die Regierung aufgefordert, den Schutz der natürlichen Lebensräume der vom Aussterben bedrohten Menschenaffen zu befördern. Zur Begründung führt er “die genetische Ähnlichkeit” zwischen Mensch und Menschenaffe an. Spanien wäre das zweite Land nach Neuseeland, das die Affenrechte als Sonderrechte anerkennen würde.

Die Kritik an dieser Initiative wie am “Projekt Großer Menschenaffe” überhaupt ist eine Kritik aus zwei unterschiedlichen Perspektiven. Der eine Blick richtet sich auf den Menschen: Da alle Ethik eine menschliche Ethik ist, muss moralisches Handeln scharf unterscheiden, ob das Gegenüber ein Mensch oder eben kein Mensch ist. So beklagte der Erzbischof von Pamplona, Fernando Sebastián, dass man Affen Rechte zugestehen wolle, die Embryonen versagt würden. Der andere Blick richtet sich auf alle anderen Tiere: Warum haben Menschenaffen höheren Schutz verdient als zum Beispiel Kampfstiere? Die Sonderstellung des Affen als Genie unter den Tieren ist seit einiger Zeit am Bröckeln. “Kluges” Verhalten beobachten Forscher bei immer mehr Tierarten. Die Debatte ist eröffnet.

http://www.badische-zeitung.de/nachrichten/welt/54,51-9542745.html

Vergeb'ne Liebesmüh

Autor: Achim Stößer
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
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> An der Stelle mal wieder der Hinweis auf
> Legen macht frei sowie
> Sina Waldens "Der verbotene Vergleich", erschienen in der

Alles Antisemiten und Revisionisten, Sina Walden ebenso wie die in meinem Artikel zitierten Isaak Singer und Edgar Kupfer-Koberwitz ...

Die speziesistischen pseudolinken Seelchen wollen und werden es nie begreifen ... Fakten, Argumente, sogar elementarsten Wortsinn ignorieren sie in ihrem speziesistischen Wahn.

Achim

Re: Translation - Why Vegan

Autor: Ava Odoemena
Datum:
Forum: Veganismusforum
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Wanda schrieb:

> Heel, heel erg bedankt Ava. Ik stel het ontzettend op prijs!

Graag gedaan, ik vind het gewoon ook heel erg leuk dat wat in het Duits op je pagina wilt doen. Het is een tijd geleden dat ik een vertaling gedaan heb, maar ik heb zelf een paar keer doorgelezen en ik vind het wel goed.

> Tenzij je dat niet wilt, zal ik je aan het eind van de clip
> als vertaler neerzetten.

Ja doe maar.

> Bij de resources pagina wil ik ook wat Duitse sites doen.
> Er zijn er een behoorlijk aantal. Welke raad je aan dat ik
> erbij zet.

Inhoudelijk zijn de sites rond dit project hier de besten in het Duits, b.v. antispe.de, veganismus.de vegankids.de, om de juiste adressen te krijgen kijk je best maar op "Partnersites" en de "Projektsites". Je moet gewoon ook zelf kijken, sommige sites gaan verder dan het veganistische context. Eerlijk gezegd kom ik nauwelijks verder dan de partnersites van hier, want wat betreft argumentatie, informatie, inhoudelijk enz. is het gewoon de beste kwaliteit in het Duitstalige ruimte. Het site vegan.de is een beetje verwarrend, want het eigenlijk maar een online winkel en advertentie plaats, met een forum waar veel kritieke teksten en teksten betreffend dierenrechten verwijderd worden.

> En zijn er nog andere goede veganistische
> resources in het Duits? Boeken e.d. Die kan ik er dan ook bij
> doen.

Poeh, dat wordt moeielijk. Een van de weinige boeken over veganisme is Vegane Ernaehrung, het bekende van Gill Langley in het Duits, maar met het komst van "Plant based Health and Nutrition" van Dr. Stephen Walsh is "Vegan Nutrition" al een beetje veroud. En Walsh zijn boek is nog niet in het Duitse vertaald. Het meeste gaat over eten (maken). Hier zijn sommige boeken genoemd, hoewel ik over PeTA ook niet zo heel erg enthousiast ben, dat heeft te maken met het oud conflict dierenbescherming ./. dierenrecht. Misschien kan je dat van Gill Langley nemen en dat andere met het titel "Vegan" lijkt me leuk, Lars Thomson en Peter Singer.

Als het rond hebt, kan je dat ja ook hier in het thread laten weten, ik ben benieuwd. Zie je.

Lebe gesund, Gut zum Leben: Universelles Leben im Deutschlandradio

Autor: Achim Stößer
Datum:
Forum: Videodokumentation
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"Vegetarische Gourmet-Köstlichkeiten" auf dem Weihnachtsmarkt in Bochum, "nicht Bio, sondern pure Natur" - von den "Gütern [Neu] Jerusalems".

Tierschutz oder gar Tierrechte als eines der beiden Haupt-Vehikel (das andere der direkt Draht zu "Gott oder Jesus Christus oder auch andere[n] Geistgestalten", gemeint wohl u.a. der Ufo-Kommandant, der in Wittecks Schrebergarten gelandet ist o.ä.) für Sektenpropaganda: Sogar der ja nun selbst nicht gerade von ethisch, vorsichtig formuliert, fragwürdigen Hintergründen und Motiven freie Tierschutzbund hat es begriffen, ein Sektenbeauftragter (Alfred Singer von der Diözese Würzburg) erwähnt explizit u.a. die "Tierrechtsbewegung" - und dennoch gibt es immer noch Leute, die die Gefahr für die Tierrechte, die von dieser "Gruppierung" ausgeht, nicht wahrhaben wollen oder gar aktiv leugnen.

Quelle der Zitate zwar kein Video, aber ein Radio-Feature des Deutschlandfunks ("Umstrittene Tierschutzaktionen. Die Religionsgemeinschaft "Universelles Leben'", in "Tag für Tag", Sendezeit: 22.12.2005, 09:40, Autor: Peter Kolakowski):

Audio on Demand: http://www.dradio.de/aodflash/player.php?station=1&playtime=1135240806&fileid=c6c37455 (4:35 Minuten)
MPEG: http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2005/12/22/dlf_200512220940.mp3 (1,05 MB)

Achim

Definition

Autor: Schlunz
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
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[Leicht überarbeitete Fassung - Moderator]

Nationalismus ist schädlich. Warum?
Wenn ich meinen Laden zu mache, weil mir zu viele Ladendiebe unterwegs sind, kommen auch keine Käufer und Verkäufer mehr rein...

Wenn ich meinen Laden zu mache, geht gar nix mehr.
Dann heisst es: Deutsche, kauft Deutsche Bananen!

Nationalismus ist also nicht besonders geistreich.
Das ist eine Milchmädchenrechnung, die in kein faschistoides Hirn reinpassen will.

Sind jetzt alle Rechten, alle Nazis, alle Faschos >böse< Menschen?
Manche bestimmt, aber viele sind auch einfach nur nicht so helle...

Sie leiden unter Gefühlsarmut, mangelndem Selbstbewusstsein und haben die obige Milchmädchenrechnung nicht kapiert. Sie spielen das "Ich bin cooler als du- Spiel".

Und dieses Spiel wird auch weltweit mit den Tieren gespielt (sie müssen halt mitspielen, weil wir es ihnen sagen, wir sind ja cooler...).

Nehme ich doch einfach mal meine Definition als Deutscher, als Bürger, als Mensch von mir und katapultiere mich direkt in die unberührte, freie Natur...
Weit und breit keine Zivilisation und kein Mensch, der mich als solchen definiert.

Als Tier unter Tieren stehe ich auf einmal nicht mehr an der Nahrungskette ganz oben.
Ich muss vielleicht aufpassen, nicht selber gefressen zu werden...
Und was fress ich? Wenn ich nichts pflanzliches finde, was mir halbwegs vertraut erscheint, werde ich wohl früher oder später ein Tier töten (sofern ich es schaffe, denn ohne Werkzeug, ohne Hilfsmittel ist der Mensch ein schlechter Jäger...).

Bin ich dann ein Mörder? Nein! Ich will nur überleben, ich bin nur ein Glied in der Nahrungskette und ich töte das Tier nicht, weil ich das "Ich bin cooler als du- Spiel" spiele...

Und dann, nach drei Wochen, werde ich gerettet, man bringt mich zurück in die Zivilisation...

Ich habe auf einmal Zugang zu sämtlichen veganen Eiweissresourcen, Vitaminen und Mineralstoffen...

Wenn ich jetzt ein Tier esse (oder Produkte, die mit dem Tod von Tieren in Verbindung stehen), bin ich dann ein Mörder? Selbst, wenn ich das Tier gar nicht selber getötet habe?

Ja! Denn ich spiele in diesem Moment das "Ich bin cooler als du- Spiel".
Ich nehme Leid und Tod eines Wesens mit zentralem Nervensystem in Kauf, weil ich >Lust< darauf habe, oder weil es zur >Tradition< gehört...
Ich verhalte mich dem Tier gegenüber im weitesten Sinne faschistoid, was ich noch dadurch unterstreiche, dass ich das "Andere Tiere sind cooler als du- Spiel" spiele. Rassismus wäre für dieses Spiel der richtige Name, aber das Wort Speziesismus definiert es noch besser (Das sieht man zum Beispiel, wenn man
direkt nach dem Hundefriedhof an einer Metzgerei vorbei kommt...).

Wie oben geschrieben, halte ich nicht alle Menschen, die sich so verhalten für böse.
Manche bestimmt, aber viele sind auch einfach nur nicht so helle...

Ich hab das auch nicht gleich gecheckt... Den Nationalismus hab ich schon sehr früh erkannt und abgelehnt, aber der Speziesismus ist gut getarnt...
Da fühlt man sich als Vegetarier schon fast ganz gut und hängt immernoch mittendrin...

So wie Dr. Rath's Vitaminpillen gegen Krebs hier ihre geistig labile Anhängerschaft fanden (der macht jetzt in Südafrika weiter...), hat auch die Tierleidindustrie über selten dumme antivegane Klischeepropaganda und verklärende Werbung ihre Gläubigen, die ihr jede Wurst aus der Hand fressen, im Griff... Alles ist gut getarnt, durch grinsende Kühe, tanzende Hühner und darmflorafördernde Milchkulturen (die braucht man ja auch,
nachdem man die grinsenden Kühe und die tanzenden Hühner verputzt hat).

Die Frage ist, ob man weiter am Töten beteiligt sein will, weil man >Lust< darauf hat und weil es zur >Tradition< gehört...
Man kann ja auch der NPD beitreten, weil man >Lust< darauf hat, oder weil es zur >Tradition< gehört...Aber muss das sein?

"Boah! Jetzt kommt der schon wieder mit der Nazianalogie..."

Ja, und das macht Sinn...
Ich sehe mich im Vergleich zu unserem "Nutzvieh" nicht als etwas besseres, weil ich abstrahieren und philosophieren kann. Wir gruppieren, manipulieren, depu>tieren< und exeku>tieren< wie damals. Sowahr viele alte Leute gefragt wurden, warum sie damals
nichts dagegen getan haben ("Wir haben das doch nicht gewusst!"), wird diese Frage in einer unausweichlich kommenden veganen Gesellschaft der gegenwärtigen Generation gestellt werden.
Nur leider wusste diese Generation aufgrund eines breiteren Mediennetzwerkes bescheid.

Ich hoffe, zum Umdenken beigetragen zu haben und schliesse mit dem Zitat:
_ _ _

Singer, Isaac Bashevis (1904-1991)
jüdisch-amerik. Schriftsteller; Nobelpreis 1978, emigrierte 1935 in die USA.

"Fische, die noch vor wenigen Stunden durchs Wasser geschwommen waren, lagen mit glasigen Augen, verletzten Mäulern und blutbefleckten Schuppen auf den Bootsdecks.
Die Fischer, reiche Sportangler, wogen die Fische und prahlten mit ihren Fängen. Jedesmal, wenn Herman Zeuge gewesen war, wie Tiere umgebracht wurden, hatte er denselben Gedanken gehabt: In ihrem Verhalten der Kreatur gegenüber waren alle Menschen Nazis."

gefunden

Autor: TomFalkner
Datum:
Forum: antiSpe Fragen und Antworten
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Und falls es noch jemanden interessiert:

Zitat: ich weiss nur, dass eine feministin einen buch schrieb (Mary Wollstonecraft: A Vindication of the Rights of Woman)

um dieses buch, und die argumente ins lächerliche ziehen zu können, hat (ertsmal) einen anonyme person das gegenbuch veröffenticht. mit dem titel: Eine Verteidigung der Rechte der Tiere. der verfasser war dann doch bekannt geworden: Thomas Taylor. (angesehener philosopheiprofessor an der uni cambridge. er meinte, wenn die argumente für die frauen richtig sind, könnte man sie doch auf tiere ausdehnen. er hatte sowas wie einen wahlrecht für tiere "einräumen wollen". natürlich nur satirisch gemeint. etc..

...mehr dazu im buch von peter singer: animal liberation-die befreiung der tiere. ab seite: 27.

oder im internet nach Taylor suchen...

er war eber keineswegs tierrechtler im heutigen sinne. eher nur ein scherzkeks. -so meine meinung...

Kernsätze: Tierrechte, Anti-Speziesismus, Veganismus, Tierbefreiung

Autor: Achim Stößer
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
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Der Unterdrückung von Tieren - auch der durch Vegetarismus - entgegenzutreten ist der Kernpunkt der Tierbefreiungsethik und bietet das größte Potential für die radikale Umwandlung unserer Gesellschaft.

(Dies ist eine Korrektur des absurden "Der Unterdrückung von Tieren mittels Vegetarismus entgegenzutreten ist der Kernpunkt der Tierbefreiungsethik und bietet das größte Potential für die radikale Umwandlung unserer Gesellschaft.", Harriet Schleifer: „Bilder von Tod und Leben. Nutztiererzeugung und die vegetarische Alternative“ in: Peter Singer (Hg). Verteidigt die Tiere. Wien, 1986, S.104, zit. n.- Hilpisch)

Achim

Re: noch ein freundlicher Hinweis

Autor: Reina
Datum:
Forum: Komplementärforum
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>Und übrigens bewegt man sich auf sehr dünnem Eis, wenn man auf
>Grund der mangelden Schmerzfähigkeit behauptet, es sei absolut
>OK, Pflanzen zu töten.

Empfindungsfähigkeit eine notwendige Vorausaussetzung dafür, um überhaupt sinnvoll von individuellen Interessen sprechen zu können (das hatte bereits Singer klar herausgestellt). Andererseits kann man empfindungsfähigen Individuen natülich nicht nur dadurch schaden, dass man ihnen Schmerzen zufügt.

Wer nun argumentiert, dass Pflanzen aufgrund des (u.a.) fehlenden Schmerzempfindungsvermögens nicht aus dem ethischem Einbeziehungskreis der direkten Pflichten ausgeschlossen werden dürfen, führt damit also nicht die Stringenz der Tierrechtsargumentation ad absurdum, sondern offenbart vielmehr seine unethische Gesinnung, wenn so die Konsequenz in Argumentation und Verhalten angegriffen werden soll.

Naja, was eine für Überrschung...

mfg, Reina.

Re: Peter Singer

Autor: Tanja
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
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Gast schrieb:
>
> Hallo,
>
> ich lebe zwar (noch=) nicht vegan, bin aber seit 20 Jahren
> 100 °/° Vegetarierin. Für euch macht das zwar offensichtlich
> kein Unterschied, aber ich habe wenigstens nicht die
> Massentierhaltung und die Batteriehühner auf dem Gewissen,
> weil ich nur wenig und ausschließlich biologische
> Tierprodukte esse (Käse und Sahne),
> und mal einen Kuchen der Bioeier von freilaufenden Hühnern
> enthält.

Es geht nicht darum, was für uns einen Unterschied macht; es geht darum, was für die betroffenen Tiere einen Unterschied macht - und ob die nun "biologisch" eingesperrt und umgebracht werden oder "konventionell", ist für die wohl eher zweitrangig...

> da dachte ich bis jetzt, dass dies ausreicht, um den Tieren
> gerecht zu werden : vielleicht habe ich nicht bis zu Ende
> gedacht
> und muss mir noch Gedanken darüber machen.

Das solltest Du tatsächlich.

> die Zitate aus dem oberen Link habe ich auch gelesen aber
> meine Frage, warum manche Veganer wohl zu Peter Singers
> Weltbild stehen bleibt damit unbeantwortet.

Mit dieser Frage bist Du hier im falschen Forum, da Du hier höchstwahrscheinlich niemanden finden wirst, der Singer-Fan ist. Also würde ich vorschlagen, Du wendest Dich damit an die betreffenden Personen. :-)

Tanja

Re: Peter Singer

Autor: Achim Stößer
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
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> warum darf die Philosophie Peter Singers bei Veganern nicht
> in Frage gestellt werden?
>
> Ich habe Achtung vor Tierrechten, jedoch erhebliche Probleme

nein, hast Du nicht, sonst wärst Du Veganer und würdest damit, da Du als Veganer "die Philosophie Peter Singers [...] in Frage" stelst Deine Aussage schon selbst widerlegen.

> mit Peter Singer und hätte gerne dazu eine Erklärung!

Angenommen Du wärst kein Troll, könntest Du ja mal die Suchfunktion benutzen und würdest z.B. die http://antispe.de/zitate.html finden ...

Achim

Re: Peter Singer

Autor: Tanja
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
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Kann mich Dirk nur anschließen. Wer Tierrechte achtet, wird sicher einiges (zu Recht!) an Singer zu kritisieren finden. Wüßte also nicht, wie Du darauf kommst, daß Singers Philosophie nicht in Frage gestellt wird. :-)

Tanja

Re: Peter Singer

Autor: Dirk Micheel
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
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> warum darf die Philosophie Peter Singers bei Veganern nicht
> in Frage gestellt werden?

Wie kommst Du darauf, sie dürfe das nicht? Da Singer kein Veganer ist und auch nicht für Veganismus eintritt/nicht für notwendig hält, wäre es sehr verwunderlich, wenn ausgerechnet er eine Bedeutung bei Veganern haben sollte.

> Ich habe Achtung vor Tierrechten, jedoch erhebliche Probleme
> mit Peter Singer und hätte gerne dazu eine Erklärung!

Ich habe gerade deswegen erhebliche Probleme mit Singer, weil ich Tierrechte vertreten möchte. Warum denkst Du denn, Singer würde die Tierrechtsidee adäquat darstellen?

Dirk

Peter Singer

Autor: Gast
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
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Hallo,

warum darf die Philosophie Peter Singers bei Veganern nicht in Frage gestellt werden?

Ich habe Achtung vor Tierrechten, jedoch erhebliche Probleme mit Peter Singer und hätte gerne dazu eine Erklärung!

Danke im voraus,

Gast

Zeitschrift "Freiheit für Tiere"

Autor: Achim Stößer
Datum:
Forum: Komplementärforum
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> durchgelesen habe, halte ich sie für ziemlich gefährlich. Ich
> hätte ja nie im Leben gedacht, wie mächtig die sind. Eingene
> Schulen, eignenen Radiosender.... Das ist ja echt schon krass!

Tja.

> Nachdem ich mir Anfang des Jahres das Magazin "Freiheit für
> Tiere" gekauft habe - unwissend wer dahinter steckt - hatte
> es mich nur stutzig gemacht, wie sich ein solches Heft
> finanziert. Die drucken auf dickem, schweren Hochglanzpapier,
> wie man es eigentlich nur von Modemagazinen kennt, haben kaum
> Anzeigenwerbung drin und die Verkäufe halten sich ganz sicher

Naja, Werbung ist jede Menge drin - nru eben als redaktionelle Beiträge getarnt: Rezepte mit "Ibi" (dem UL-Aufstrich), "Berichte" über "Vegetarische Hunderneährung" (vom UL-Versand), "Gnadenhof" (von UL), "Lederfreie Schuhe" (im UL-Einkaufsland) usw. usw.

> auch in Grenzen. Zumal das Heft auch schwer zu finden ist und

Nicht schwer genug.

Beispielsweise muß nur jemand bei einer Tierschutzdemo (wie der Singer-Deomo in Ffm) die UL-Leute mit ihrer Brennglas-Werbung sehen, geht auf deren Website und - Bingo!



Anfangsauflage war, soweit ich mich erinnere, 20000, dürfte inzwischen deutlich mehr sein.

> "Freiheit für Tiere" fühlt sich ganz sicher auch nicht gerade

Von den Titelbildern und -Themen wohl schon.

> die Allgemeinheit angesprochen. Ich nehme mal an, dass die
> ganz schön Geld in diesen Titel stecken. Lässt darauf

Keine Ahnung.

Achim

De gustibus non est disputandum

Autor: Achim Stößer
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
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> Hypokraten ...

Der Zusammenhang zu (fiktiven?) Anhängern des Hypokrates erschließt sich mir hier nicht. Meintest Du vielleicht Hypokriten, Heuchler? Davon, in diesem Kontext präziser als Pseudotierrechtler bezeichnet, gibt es wahrlich jede Menge. Hier sei etwa an Peter Singer erinnert, der (ich paraphrasiere aus dem Gedächtnis) von der Notwendingkeit die Gewaltherrschaft zu verstehen, von der Analyse des Speziesismus o.ä. spricht, sich jedoch (wie viele andere seines Standes - ich gebe zu, der gemeine Philosophos ist mir ein Greuel) zu begreifen, daß es längst ausreichende "Theorien" gibt, die es lediglich in die Praxis umzusetzen gälte - wozu er nicht im Stande ist, propagiert er doch in einem Buch mit dem hypokritischen Titel "Die Befreiung der Tiere" den Konsum von Vogeleiern und Kuhdrüsensekreten.

> lieber dreimel diskutiert , als einmaletwas unternommen ...

Es ist wohl wahr, viele Leute tendieren dazu, lediglich zu reden statt zu handeln, andererseits ist natürlich blinder Aktionismus (wie wir ihn z.B. von den omnipräsenten Petitionen, Demos usw. kennen) auch nicht gerade das Wahre.

Schon rein mathematisch sollte offensichtlich sein, daß Nichthandeln besser ist als falsch Handeln. Daher ist es erforderlich, zu eruieren, welche Handlungen nützlich sind und welche nicht (was natürlich nicht darauf hinauslaufen darf, zu diskutieren statt zu handeln). Es geht hier ja eben nicht um Geschmacksfragen, sondern um wesentliche Entscheidungen (ja um Leben und Tod).

Als sinnvoll hat sich dagegen eine Kombination aus beidem erwiesen, wie etwa in der Tierrechtsarbeit von Maqi implementiert.

Worauf Du in diesem Zusammenhang hinauswillst, ist mir allerdings völlig unklar, vielleicht versuchst Du mal, einen vollständigen Satz zu bilden?

Achim

Re: Darstellung der Geschehnisse im TSV Siegen von einem Betroffenen

Autor: Ernst W. Henrich
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
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Darstellung aus der Sicht eines Betroffenen zu den Geschehnissen im Tierschutzverein Siegen

Fleischessen ist legal. Niemand kann und soll gezwungen werden, auf Fleisch zu verzichten. Ob es moralisch in Ordnung ist oder gesundheitlich vernünftig ist, bezweifeln nicht nur die unten genannten herausragenden Persönlichkeiten der Zeitgeschichte. Auch ich habe früher aus Unwissenheit Fleisch gegessen. Seit ich darüber informiert bin, welches Leid und welche gesundheitlichen Gefahren Fleischessen verursacht, konnte ich eine auf Wissen beruhende Entscheidung treffen. Mir liegt daran, dass viele Menschen auch dieses Wissen erlangen und dann eine fundierte Entscheidung treffen können. Es geht dem Geschäftsführer des Tierschutzvereins Siegen Jürgen Foß um die Vermittlung von Sachinformationen, aber nicht um Fanatismus, Dogmatismus oder gar das Vorschreiben einer Lebensweise. Wenn jemand über die Hintergründe informiert ist und dann sagt, ihn interessiere als Egoist das Schicksal von anderen Lebewesen nicht und deshalb esse er Fleisch, so ist dies ehrlich. Inakzeptabel ist aber die Heuchelei von „Tierschützern“, die Tiere gleichzeitig schützen und töten (lassen) wollen.

Erstaunlich, dass im Kommentar der Siegener Zeitung vom 14.08.2003 die konsequente Forderung nach Einhaltung der Vereinssatzung von Jürgen Foß (Schutz aller Tiere) als „Fanatismus“ dargestellt wird. Gehören etwa das Anlegen von Schwarzgeldern und das Essen von Fleisch für die Kommentatorin zum gewünschten „Idealismus“, der selbstlose Einsatz gegen Tierquälerei und Tod aber zum „Fanatismus“? Wenn dieser Einsatz für hilflose, gequälte Wesen wirklich Fanatismus ist, dann will ich gerne Fanatiker sein, denn ich befinde mich in bester Gesellschaft:
Thomas Alva Edison (US-Erfinder, über 2000 Patente angemeldet, u. a. Glühbirne, Mikrophon), Albert Einstein, (Physik-Nobelpreis 1921), Mahatma Gandhi (Nobelpreis 1913), Johann Wolfgang von Goehte (Dichter), Hippokrates (460-370 v.Chr., Arzt), Horaz (65-8 v.Chr., klassischer Dichter Roms), Immanuel Kant (deutscher Philosoph), Leonardo da Vinci (1452-1519, ital. Universalgenie), Paul McCartney (Sänger, ehem. Beatles Gitarrist), Christian Morgenstern (1871-1914 deutscher Schriftsteller), Friedrich Nietzsche, (1844-1900 deutscher Philosoph), Ovid (43-18 v.Chr., röm. Philosoph, Dichter), Jean Paul, (1763-1825, deutscher Dichter), Volker Elis Pilgrim (Schriftsteller), Sir Isaac Pitman (Erfinder der engl. Stenographie), Plutarch (45-125, griech. Philosoph und Schriftsteller), Pythagoras (582-496 v.Chr. griech. Philosoph und Mathematiker), Jean Jaques Rousseau, (1712-1778, frz.-schweizer. Philosoph, Pädagoge, Schriftsteller u. Musikwissenschaftler), Arthur Schopenhauer, (1788-1860, deutscher Philosoph), Magnus Schwantje, (1877-1959, Pazifist, Autor), Albert Schweitzer, (1875-1965, Theologe und Missionsarzt; Friedensnobelpreis 1952), Georg Bernhard Shaw (1856-1950, irischer Dramatiker; Nobelpreis 1950), Isaac Bashevis Singer, (1904-1991, Schriftsteller; Nobelpreis 1978), Bertha von Suttner, (1843-1914, Pazifistin; Friedensnobelpreis 1905), Nikola Tesla, (1856-1943, Erfinder, z.B. Fernsteuerung, Radio, Mehrphasenwechselstromnetz, Wechselstrommotoren), Leo Tolstoi (1828-1910, Humanist, Autor, u.a. "Krieg und Frieden"), Francois de Voltaire, (1694-1778,
franz. Aufklärungsphilosoph und Schriftsteller), Franziskus von Assisi, Richard Wagner, (1813-1883, Komponist), Alice Walker (Schriftstellerin und Kämpferin für die Rechte der Frauen in den USA) und viele andere.

Als mich Herr Foß vor etwa 2 Jahren als Förderer des Tierschutzvereins und Tierheims Siegen gewann, glaubte ich daran, dass die Satzung des Vereins maßgeblich sei und auch eingehalten werde. Denn dort steht unter §2 zum Zweck des Vereins zu lesen, dass sich „die Tätigkeit des Vereins auf den Schutz ALLER Tiere erstreckt“. Unter den Schutz aller Tiere fallen nach meinem Verständnis somit selbstverständlich auch die sog. „Schlachttiere“ und nicht nur die „Kuscheltiere“ wie Hunde und Katzen, deren Schutz im Tierheim den Tierschutzverein etwa 700.000 EURO jährlich kostet. Nicht nur nach meiner Auffassung ist die bloße Vorstellung, dass man Tiere schützen, aber gleichzeitig töten kann, völlig absurd. Wie kann man behaupten, ein Tier zu schützen, ihm aber gleichzeitig das Wertvollste nehmen was es hat: sein Leben? Wenn man im Tierschutzverein nur Hunde und Katzen bzw. Heimtiere schützen will, also einen „Kuscheltierschutz“ betreiben will, dann soll man dies so auch klar in der Satzung verankern und nicht den Schutz aller Tier vorheucheln.

Herr Foß hatte den Vorstand auch darüber informiert, welche alltäglichen Grausamkeiten beim Schlachten ganz normal sind. So wurde dem Vorstand ein Film über einen EU-Vorzeigeschlachthof an der deutsch-österreichischen Grenze vorgeführt, der das Schlachten von Biorindern aus ökologischer Haltung zeigt. Diese Tiere wachten nach dem Bolzenschuss regelmäßig wieder auf, so dass sie bei vollem Bewusstsein aufgeschlitzt und ihnen Beine und Ohren abgeschnitten wurden. Diese Ökorinder schrieen vor Schmerzen, während der Schlächter bei seiner Tierquälerei noch ein Liedchen pfiff. Dies sind alltägliche Szenen in europäischen Schlachthöfen. Wohlgemerkt ist dieser Film nicht versteckt aufgenommen worden, sondern auf Einladung der Fleischindustrie zustande gekommen. Von Schweinen ist schon seit langem bekannt, dass ca. die Hälfte nach der Elektrobetäubung wieder aufwachen und bei lebendigem Leibe aufgeschlitzt werden. Wie die Situation ohne Kameras aussieht, kennen wir von Aussteigern aus dem Schlachtgewerbe: den Tieren werden aus purer sadistischer Lust am Quälen bei vollem Bewusstsein Augen ausgestochen, Nasen abgeschnitten usw. Menschen haben ein Recht darauf zu wissen, was ihr Konsumverhalten für Folgen hat.

Als Arzt muss ich auch feststellen, dass sich das milliardenfache Leiden der Schlachttiere nicht einmal für die Gesundheit des Menschen auszahlt. Denn viele renommierte Studien haben mittlerweile eindeutig nachgewiesen, dass die vegetarische Ernährung nicht nur gesünder ist, sondern dass Vegetarier noch dazu länger leben. Sogar der Zusammenhang zwischen Fleischernährung und Krebserkrankungen (insbesondere Brustkrebs und Darmkrebs) konnte aufgezeigt werden. Was bleibt, ist ein kurzes, Minuten dauerndes Geschmackerlebnis als Rechtfertigung für milliardenfaches Tierleid und Tiertod zusammen mit einem beträchtlichen eigenen gesundheitlichen Risiko. Menschen haben ein Recht auf diese Informationen.

Aus diesen Gründen sah ich die Satzung des Vereins als sinnvoll für Tier und Mensch an und als glaubhaft an. Solange meine Gelder bzw. die meiner Firma an den Verein flossen und sich Herr Reimann seiner Position als Vereinsvorsitzender sicher sein konnte, unterstützte (!) er und sein Vorstand die konsequente Verfolgung der Vereinsatzung (den Schutz aller Tiere) durch Herrn Foß. Als es aber um die fachlich notwendige Erweiterung des Vorstands um 7 Tierschutzfachleute ging, war der Vorstand plötzlich nicht mehr bereit, den in der eigenen Vereinssatzung geforderten Schutz aller Tiere durch Herrn Foß weiter mitzutragen. Denn der jetzige 5köpfige Vorstand hätte tatsächlich durch 7 neue Tierschutzexperten faktisch an Macht verloren. Erst als der Vorstand um die eigene Macht fürchtete, rief Herr Reimann den Kampf der Vegetarier gegen die Fleischesser aus. Eine anonyme Anzeige gegen Herrn Reimann passte als Anlass genau ins Konzept.

Fazit: Als das Geld eines Sponsors floss, unterstützte der Vorstand die Einhaltung der eigenen Vereinssatzung (Schutz aller Tiere). Durch das Geld gab man sich im Vorstand auch dem Wiederspruch hin, die Tiere im Tierheim Siegen aus ethischen Gründen vegetarisch zu füttern und offiziell die vegetarische Fütterung zu empfehlen, während man zu Hause und selbst noch auf der Weihnachtsfeier 2002 ohne ethische Bedenken Fleisch aß. Herr Reimann nahm in seinen Futtermittelhandel (HTS Heimtierservice in Friesenhagen) vegetarisches Futter auf und lieferte dieses Futter ans Tierheim und an Interessenten, die sich aufgrund der Werbung für das vegetarische Futter auf der Internetseite des Tierheims Siegen meldeten. Durch das Geld des Sponsors vermochte man sich sogar noch weiter zu verbiegen: Flyer gegen Fleischkonsum wurden vom Vorstand beschlossen, in denen zu lesen steht (Zitat): „Der Konsum von Fleisch zerstört aber das Leben und das Wohlbefinden der Tiere auf radikalste Weise: Tierschutz fängt daher beim Essen an.“ Auch die Bilder auf dem Tierschutz-Mobil mit den Fotos einer Schlachtszene und der Unterschrift „Fleisch = Leid und Tod“ wurden einstimmig vom Vorstand beschlossen. Zu Hause wurde dann weiter Fleisch gegessen und sich im Erfolg der Tierschutzarbeit von Herrn Foß gesonnt. Dieser Erfolg wird eindrucksvoll durch die stark angestiegenen Mitgliederzahlen dokumentiert. Auch das jetzige tierfreundliche Vorzeige-Tierheim, so wie es in den 9 Jahren maßgeblich von Herrn Foß und seiner Frau geschaffen wurde, begeistern nicht nur eine stets ansteigende Zahl von Besuchern, sondern auch das Fernsehen ist regelmäßiger Gast und stets des Lobes voll.

Geld konnte somit nachweislich die erstaunlichsten Verbiegungen im Vorstand auslösen. Nur eines war offensichtlich noch wichtiger als Geld: Als plötzlich die eigene Macht durch die sachlich notwendige Forderung nach zusätzlichen Vorstandsmitgliedern in Gefahr geriet, konnten auch die Sponsorengelder den Vorstand nicht mehr davon überzeugen, die eigene Vereinssatzung (Schutz aller Tiere) als Vereinszweck konsequent zu befolgen: Herr Reimann sagte in einem der kürzlich erschienen Presseartikel lapidar; „allen Tieren zu helfen, sei zwar generell ein gutes Ziel, aber: Das kann das Tierheim Siegen allein leider nicht leisten." Die Wahrheit ist viel mehr, dass Herr Reimann mit seinem jetzigen Vorstand es tatsächlich ohne Jürgen Foß nicht leisten kann und mit Herrn Foß und den damit notwendigen weiteren Vorstandsmitgliedern nicht leisten will. Denn diese Aufstockung hätte eine Schwächung der Macht des bisherigen Vorstands zur Folge.

Aber die Satzung scheint auch in anderer Hinsicht nicht das Maß aller Dinge für Herrn Reimann zu sein. Warum auch, Herr Reimann hat sich einen Vorstand nach seinen Wünschen aussuchen können. Als vor einiger Zeit die Schwägerin von Herrn Voß (Leiterin der Hundeschule) in den Vorstand sollte, wurde dies mit dem Hinweis auf die verwandtschaftliche Beziehung zu Herrn Foß abgelehnt. Als die Lebenspartnerin von Herrn Schreiber (2. Vorsitzender) in den Vorstand als Tierschutzbeauftragte gewählt werde sollte, spielten persönliche Beziehungen dann keine Rolle mehr. Und genau diese Tierschutzbeauftragte hat sich an keinem der über Wochen stattfindenden Tierschutzabende blicken lassen, wo von sachkundigen Referenten über die verschiedenen Tierschutzthemen Vorträge gehalten wurde. Aber auch der Beirat, also das direkte Gremium zur Kontrolle des Vorstandes, ist handverlesen, da nur der Vorstand (der vom Beirat kontrolliert werden soll) neue Beiratsmitglieder vorschlagen darf. Im Klartext: Diejenigen, die kontrolliert werden sollen, suchen sich diejenigen aus, von denen sie kontrolliert werden wollen. Die im Vereinsrecht entscheidende und beschließende Instanz, die Mitgliederversammlung, darf noch nicht einmal ein Beiratsmitglied vorschlagen, sondern darf nur über die vom Vorstand für den Beirat vorgeschlagenen Personen abstimmen. Kein Wunder, dass Herr Reimann auf der Vorstands- und Beiratssitzung am 12.08.2003 bestätigt wurde, gleichzeitig Herr Reimann aber eine außerordentliche Mitgliederversammlung zu verhindern sucht. So verwundert auch die Posse auf der letzten Jahreshauptversammlung nicht, als zwei der drei vom Vorstand nominierten Personen auf der Versammlung nicht einmal anwesend waren, der Mitgliederversammlung auch nicht persönlich bekannt waren und trotzdem gewählt wurden.

Der 1. Vorsitzende des Tierschutzvereins Siegen Horst Reimann hat nach eigener Darstellung in den Medien (u.a. Westfälische Rundschau und Siegener Zeitung vom 09.08.2003) seit dem Jahr 2001 eine Schwarzgeldkasse geführt, in die über 30.000,00 DM geflossen sind. Dies wurde durch eine bereits erwähnte anonyme Anzeige aufgedeckt. Weiter ist zu lesen, dass Herr Reimann diese Spenden der Geschäftsstelle, dem Vorstand, der Tierheimleitung und dem Geschäftsführer gemeldet haben will und das Geld angeblich komplett in den Tierschutz gegangen sei. Lückenlose Belege hat Herr Reimann den Mitgliedern und der Geschäftsführung bis jetzt nicht vorgelegt. Herrn Reimanns Darstellungen ändern aber nichts daran, dass die Gelder offensichtlich nicht Eingang in die Rechnungslegung des Vereins und insbesondere dessen Haushalt gefunden haben und somit der Mitgliederversammlung und der satzungsgemäßen Verwendung vorenthalten blieben. Somit stellen diese Gelder Schwarzgeld dar. Dies ist nach dem Vereinsrecht ein schwerwiegender Rechtsbruch. Auch in als gemeinnützig anerkannten Vereinen sind Schwarzgelder nicht erlaubt. Die Mitglieder haben ein Recht darauf, dass Herr Reimann durch lückenlose Belege nachweist, wohin sämtliche Beträge geflossen sind.

In § 2 Abs. 4 der Satzung heißt es, dass die „Mittel des Vereins nur für die satzungsmäßigen Zwecke verwendet werden dürfen“. Der Verein ist aber laut Satzung für Siegen und Umgebung zuständig. Ibiza gehört nicht mehr zur Umgebung Siegens. Somit war der Transfer nach Ibiza nicht durch die Satzung gedeckt. Die Unterstützung des Tierschutzes auf Ibiza ist notwendig, sie muss aber satzungsgemäß basierend auf einem Mitgliederbeschluss erfolgen. Weiterhin spricht Herr Reimann davon, dass auch zweckgebundene Spenden für Ibiza eingegangen seien. In § 7 Abs. 10 wird bestimmt, dass die Annahme von Zuwendungen, die mit der Übernahme von Verpflichtungen verbunden seien, der Zustimmung des Beirats bedürfen. Offensichtlich erfolgte keine Zustimmung des Beirats. Ein weiterer Bruch der Satzung.

Dr. Ernst W. Henrich

Re: hach ;-)

Autor: Reina
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
Thema öffnen
Dieser Thread ist wieder ein Musterbeispiel dafür, wie man aneinander vorbeireden kann...

> es gibt sehr wohl gute Gründe sich von ihm zu
> distanzieren.

Ursprünglich ging es aber bloss um den Ethik-Begriff von Singer, damit verbinde ich eben allgemeineres, als utilitaristische Konzeptschwächen und speziesistische Voreingenommenheit seiner Person.

mfg, Reina.

Re: Argumentation

Autor: martin.p
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
Thema öffnen
> > > Ich sehe bisher aber keinen Grund, mich von Singer zu
> > > distanzieren.

> Diese inakzeptablen Aussagen, die auch aus Unzulänglichkeiten
> seines utilitaristischen Ansatzes resultieren, sind aber
> nicht Grund und Inhalt der öffentlichen Hetzkampagnen, die
> gegen ihn gefahren werden, und welcher ich mich eben so auch
> nicht anschliessen möchte.

Du vermischt da was. Kann schon sein, dass diese Kampagnen unzutreffend sind, aber es gibt sehr wohl gute Gründe sich von ihm zu distanzieren.

> Sein Konzept ist ein wesentlicher Grundbaustein der
> Tierrechtsphilosophie, auch wenn er selbst - wie fast alle
> "Tierrechts"philosophen - kein Tierrechtler ist.

Und deshalb erachte ich es als falsch, diese Personen als Tierrechtler zu bezeichnen. (Wie man an Singer sieht, ist selbst 'seine' Philosophie falsch)

> Wir müssen
> eben dort weitermachen, wo diese Herren
> "Tierrechts-"Philosophen an ihren eigenen speziesistischen
> Denkstörungen scheitern...

Jein. Ich weiß was du meinst, aber wenn wir da weiter machen würden, würden wir ja Nicht-Veganismus weiter machen.

> Ich hatte erwartet, dass ein wohlmeinender Leser obige
> Aussage auch ohne derartige Ausführungen verstehen würde...

Hättest du "in dieser Hinsicht" ergänzt, wäre das sicher einfacher gewesen. (Pauschalisierungen bieten mehr Fläche für Missverständnisse)

Singer

Autor: Achim Stößer
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
Thema öffnen
> Ich sehe bisher aber keinen Grund, mich von Singer zu
> distanzieren. Es gab vor einiger Zeit ein obskures

Singer sprichts sich für Tierausbeutung (z.B. Freilandhaltung) aus.

Siehe z.B. http://antispe.de/zitate.html, http://veganismus.ch/foren/read.php?f=1&i=400&t=388. Und zwar nicht in obskuren Berichten, sondern in "Animal Liberation - Die Befreiung der Tiere".

Achim

Re: Argumentation

Autor: Reina
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
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Hallo Dirk,

> > Ich sehe bisher aber keinen Grund, mich von Singer zu
> > distanzieren.
>
> Da Singer offensichtlich weder Tierrechtler, noch Veganer
> ist, steht eine Distanzierung von ihm (im Ethik-Diskurs) für
> mich außer Frage.

Diese inakzeptablen Aussagen, die auch aus Unzulänglichkeiten seines utilitaristischen Ansatzes resultieren, sind aber nicht Grund und Inhalt der öffentlichen Hetzkampagnen, die gegen ihn gefahren werden, und welcher ich mich eben so auch nicht anschliessen möchte.

Sein Konzept ist ein wesentlicher Grundbaustein der Tierrechtsphilosophie, auch wenn er selbst - wie fast alle "Tierrechts"philosophen - kein Tierrechtler ist. Wir müssen eben dort weitermachen, wo diese Herren "Tierrechts-"Philosophen an ihren eigenen speziesistischen Denkstörungen scheitern...

Ich hatte erwartet, dass ein wohlmeinender Leser obige Aussage auch ohne derartige Ausführungen verstehen würde...

mfg, Reina.

Re: Argumentation

Autor: Dirk Micheel
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
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> > Nur geht es Jägern im allgemeinen (heute) nicht darum
>
> Wir fordern aber nicht eine "sinnvolle" Bejagung, sondern
> deren komplette Abschaffung.

Hallo Reina.
Wo habe ich denn auch nur ansatzweise etwas anderes als das behauptet?


> > Mit dem Begriff "Ethik" wird auch so einiger Unsinn
> angestellt,
>
> Wurde bzw. wird denn etwa mit dem Begriff "Wissenschaft"
> weniger Missbrauch betrieben ?

Die Frage musst Du Dir wohl selbst stellen. Ich habe nichts gegen den Begriff "Moral", gegen den Begriff "Ethik" oder den Begriff "Wissenschaft". Da bist es eher Du, der willkürlich einen der Begriffe aus dem Wortschatz streicht, obwohl er dann auch andere hinterfragen sollte.


> Ich sehe bisher aber keinen Grund, mich von Singer zu
> distanzieren.

Dann solltest Du mal sein Buch "Animal Liberation" lesen, hier ein Auszug:
http://antispe.de/zitate.html

Da Singer offensichtlich weder Tierrechtler, noch Veganer ist, steht eine Distanzierung von ihm (im Ethik-Diskurs) für mich außer Frage.


> Der theologische Ethikbegriff ist natürlich vom
> philosophischen zu unterscheiden, das sollte aus dem Kontext
> deutlich werden.

Schön, nur sind es eben auch Theologen, die von "Ethik" reden, genauso absurd reden sie von "Wissenschaft" ...

Grüße, Dirk

Re: Argumentation

Autor: Reina
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
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Hallo Dirk,

> Nur geht es Jägern im allgemeinen (heute) nicht darum

Wir fordern aber nicht eine "sinnvolle" Bejagung, sondern deren komplette Abschaffung.

Erst vor ein paar Tagen wurden in Berlin wieder verirrte Wildschweine (diesmal sogar in der Nähe des zentralen Fernsehturms) von einem herbeigerufenen Stadtjäger in Zusammenarbeit mit der Polizei erschossen...


@Ethik - Moral:

> Mit dem Begriff "Ethik" wird auch so einiger Unsinn angestellt,

Wurde bzw. wird denn etwa mit dem Begriff "Wissenschaft" weniger Missbrauch betrieben ?

>siehe Singers Ethikbegriff,

Ähm, was ist damit ? Singer steht doch gerade für das tabulose und kritisch-rationale Hinterfragen moralischer Dogmen. So diskutiert er etwa schwerstbehinderten Kindern Sterbehilfe zu gewähren anstatt sie langsam im Verborgenden dahinsiechen und sterben zu lassen. Zudem hinterfragt er kritisch die Mensch-Tier Beziehungen. Als Resultat wurde eine systematische Hetzkampagne in den Medien gegen ihn geführt...

Ich sehe bisher aber keinen Grund, mich von Singer zu distanzieren. Es gab vor einiger Zeit ein obskures Spiegel-Interview, in dem Singers knappe Ausführungen als völlig inakzeptabel erschienen, aber auch im Widerspruch zu seiner eigenen Philosophie standen, wo er ähnliche Aussagen als kritische Fragen formulierte, um die Absurdität gängiger Moralvorstellungen zu verdeutlichen und nicht etwa um diese zu propagieren.

> der christliche/religiöse Ethik-Begriff

Der theologische Ethikbegriff ist natürlich vom philosophischen zu unterscheiden, das sollte aus dem Kontext deutlich werden.

mfg, Reina.

Tierrechtsgegner plädieren nicht ohne Grund für den Kuschelkurs

Autor: Achim Stößer
Datum:
Forum: Komplementärforum
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Ist doch immer wieder faszinierend, wenn Leute, die mit aller Kraft gegen Veganismus und Tierrechte vorgehen, meinen, uns erkären zu müssen, wie wir das tun sollten.

Demnächst wollen Kindesmißhandler auch Kinderrechtlern erzählen, was sie denn so alles falsch machen und wie sie viel mehr für die Kinderrechte erreichen können?

Vor ein paar Tagen hatte ich ein déjà vu: ein Beitrag von von Steinhagen - der in der Tendenz praktisch identisch war mit einem von Boller ...

Interessant, oder?

>>>
Zitat:
M.E. ist die Vorgehensweise von Stößers MAQI (auch wenn der Meister selber immer wieder auf sog. tiefenpsychologischen Untersuchungen pocht) nicht geeignet, Leute für den Veganismus zu gewinnen und hat letztendlich so viel Erfolg, wie z.B. ein Verkäufer hätte, der seine Kunden rüpelhaft behandelt, was sich ja die meisten Kunden auch nicht gefallen lassen würde. Und wenn man keine Ware, sondern eine Ideologie wie die Tierrechtsideologie 'verkaufen' will, muß man freundlich und aufgeschlossen auf den 'Kunden' zugehen, Stößer nennt sowas dann Euphemimen und ist davon überzeugt, daß seine 'Holzhammermethode' besser wirkt, weil sie villeicht bei den einen oder anderen gewirkt hat.
Aber wenn für mich die Frage vegan oder nicht vegan aktuell wäre, wäre Stößers Methode eine sehr sichere, mich von diesem Gedanken zu 'heilen' und die Frage ad acta zu legen.
M.E. ist die MAQI-Methode völlig ungeeignet!
<<< "Guido von Steinhagen", antivegan.de viewtopic.php?p=3218

>>>quote]
insbesondere in zusammenhang mit den aktuellen texten von helmut kaplan wird immer wieder eine teilweise recht agressive diskussion um den "richtigen weg" gefahren.
ich moechte ohne allgemeinheitsanspruch, aber mit einer vermutung der gueltigkeit fuer eine grosse zielgruppe den vertretern des "schrittweisen vorankommens auf einem guten weg" zustimmen. bei mir ging der weg in langen schritten vom normalverbrauch zum "schlachter, den man kennt" zum bio-fleisch zum vegetarismus mit biomilch von "gluecklichen kuehen" zum veganismus. es gibt natuerlich auch schnelle konvertierungen, vielleicht heute eher als frueher, aber trotzdem wuerde ich vermuten dass der grossteil der konvertierten einen recht langsamen bewusstseinsbildungsprozess durchlaeuft.

nun ja, jedenfalls erscheint mir die antwort auf diese vorgehens-diskussion so offensichtlich:

vergleichen wir einmal einen vegan-aktivisten mit einem industrievertreter auf kundensuche. der braucht zunaechst mal ein gutes produkte ("ein tolles, viel besseres ethik-modell") mit guten gebrauchseigenschaften ("in unserem ethik-modell gibt es keine so schrecklichen widersprueche wie im standard-modell", "unser ethik-modell bringt eine gesunde ernaehrung", "unser ethik-modell ist sozial fair mit den drittweltlaendern"..). ein gutes produkt haben wir also. nun geht es um die vermarktung. der vertreter bekommt eine gute gaderobe, glaenzende schuhe und ein angemessenes auto, das im autoland deutschland fuer erfolg und zielorienturng des besitzers buergt (und auch schoen glaenzt).
nun beginnt die hohe schule des verkaufs - aber natuerlich nur, wenn der verkaeufer ueberhaupt zum einkaeufer vorgelassen wird. in unserer analogie bedeutet dass, die erste schwelle zu ueberwinden auf dem weg zu einem bewussten nachdenken ueber die problematik. hier ist es wichtig, gepflegt und nett aufzutreten, damit die sekretaerin ("der denkfaulheits-instinkt") einen ueberhaupt vorlaesst. mit einem schlechten auftreten oder ueberheblichkeit wird man meist schon hier scheitern.
nun geht es weiter zum einkaeufer. hier gibt es jede menge fachliteratur zu psychologie, kybernetischen verkaufsstrategien und co. worin sich jedoch die fachbuehcer weitgehend einig sind, ist die strategie der zustimmung gegeneuber dem kunden. der kunde moechte verstanden werden und moechte seine probleme als wichtig empfunden wissen. ein gutes vorgehen fuer verkaeufer ist, auf alle rueckmeldungen des kunden zu reagieren, genau darauf zu achten welche wuensche und meinungen er aeussert und dann, wenn man bis zum schluss zugehoert hat, diese aufzugreifen. der verkaeufer paraphrasiert die wuensche und meinungen der kunde und findet - welch zufall - genau die passenden eigenschaften in seinem produkt wieder (wenn es denn passt). wenn der verkaeufer auf konfronationskurs geht, ueberwiegen andererseits die risiken. hat der kaeufer nicht vielleicht eine emotionale bindung zu der alten maschine, die ich schlecht mache, hat er sie vom vater geerbt? projeziert er negative urteile des verkaeufers auf sich selbst? das fuehrt zur blokade, und gerade die ethik-fragen tendieren wohl sehr leicht dahin, zumindestsens auf der seite des adressaten von einer verurteilung der sachlage auf eine persoenliche aburteilung hin verschoben zu werden.
natuerlich gibt es auch noch weitere wichtige punkte: menschen moechten mit gewinnern identifiziert werden, d.h. mit erfolgreichen menschen, sie moechten tolle und neue autos fahren, sie moechten zu denen gehoeren die gerade in den in-ferienort fahren usw. deshalb ist es sowohl fuer den einstieg als auch fuer die langfristige kundenzufriedenheit wichtig, dass die neue, noch bessere ethik auch gute assoziationen mit sich bringt: z.b. eine tolle community in diesem forum hier, die sich zu jedem thema gegenseitig hilft. oder prominente, die fuer die vegan-idee stehen. oder interessante und wichtige philosophen, wie peter singer. es geht darum ein gutes gefuehl von einer veganen community zu machen oder zumindest als einzelperson ein gutes bild abzugeben.

in all diesen faellen erscheint es mir, dass die vorsichtige strategie ganz offensichtlich die erfolgreichversprechende ist. natuerlich gibt es auch andere analogien, wie meist mit sklavenbefreiung, buergerkriegen und dikatoren arbeiten. aber ich denke dass die grundsituation abweicht. die frage der tierrechte ist recht abstrakt, ein grundgefuehl der notwendigkeit von veraenderugen mag in vielen menschen vorhanden sein, doch es ist sehr gut unterdrueckt. ethische fragen der tierrechte scheinen kaum den schwung hervorrufen zu koennen, den diese alten fragen brachten, ganz abgesehen von der traegheit der heutigen gesellschaft. auch behaupte ich, dass charismatische fuehrungsfiguren eher erfolgreiche, selbstbewusste und visioniere menschen waren, bei denen die idee fuer neues dem anklagen des schlechten altens ueberwog.
[/quote]<<< matthias in [anti]vegan.de foren/read.php4?f=90&i=5384&t=5384

Wird bei [ant]vegan.de natürlich bejubelt (kritische Beiträge, so sich jemand naiverweise die Mühe gemacht haben sollte, wurden offenbar entfernt).

Nun zeigen ja zahlreiche Untersuchungen und Studien (etwa die derzeit aktuell diskutierte zu Anti-Pelz-Kampagnen - siehe Strategien-Wirkung -, daß solche Staubsaugervertretermethoden - siehe auch http://www.veganismus.ch/foren/read.php?f=1&i=688&t=417 und diverse Links in http://www.veganismus.ch/foren/read.php?f=2&i=599&t=595 - nutzlos sind und die Konfrontation mit der Realität (Vegan durch ...) effektiv - kein Wunder also, daß die Tierrechtsgegner für den Kuschelkurs aussprechen ...

Achim

Re: Neuester Zensurwahn bei [anti]vegan.de

Autor: Achim Stößer
Datum:
Forum: Komplementärforum
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> Von ähnliche Hetzkampagnen seitens Maqi sind neben Vegan.de
> noch zahlreiche andere Personen und Organisationen betroffen,
> u.a. Menschen für Tierrechte, Peter Singer, Helmut F. Kaplan,
> vegan-welt.de, Peta, ...

Womit er sich natürlich gleich wieder selbst entlarvt:

>>>
Zitat:
mendel
datum 04.09.02 | 15:19
beitrag franky,
nicht nur vegan.de, sondern so ziemlich jeden, z.b. peta, die kirchen, alle bekannten vegan-versender, philosophen wie tom regan und peter singer, ursula wolf, helmut kaplan, die tierschutzvereine, den bundesverband der tierversuchsgegner, fellbeisser, helmut kaplan, den oesterreicher tierrechtskongress, vegan-welt von heiko weber von den tvg aachen, usw. usw. aber ich denke man sollte diese aktionen nicht
<<< mendel bei [anti]vegan.de read.php4?f=10&i=13306&t=13292

(Daß die "Hetzkampagnen" anmegessene Kritik an den Machenschaften der genannten Personen / Gruppen ist, ist ja inzwischen den selbstädnig denkenden, sich informierenden Menschen hinreichend bekannt.)

Achim

Re: Neuester Zensurwahn bei [anti]vegan.de

Autor: Achim Stößer
Datum:
Forum: Komplementärforum
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Erste Reaktion: keinen halben Tag später reagiert ein anonymer Schmierant (wohl Merks/Mendel/CE/Kitsunegari o.ä., nach der Methode zu beurteilen) - bei [anti]veganwelt.de ("Die Maqi-‘Sekte‘ und vegan.d", forum.php?action=3&fid=5&id=2432).

Er habe diesen Beitrag hier gefunden, sagt er - so weit so gut - macht dann aber sienen Wah gleich deutlich, indem er wieder die (für alle denkenden Menschen erkennbar lächerliche) "Maqi-Sekten-Masche" aufwärmt.

>>>
Zitat:
Bei Maqi handelt es bekanntlich um eine sektenähnliche Organisation, die sich (ähnlich wie das "Universelle Leben") das "Vegan-" bzw. "Tierrechts"etikett angeheftet hat, um unter diesen auf den ersten Blick unverdächtig erscheinenden Begriffen ihre Ideologie - laut Selbsteinschätzung der Maqi- Adepten die einzig wahre Tierrechtsidee - zu verbreiten.
Da sich die Betreiber (Matthias Boller und Co.) von vegan.de jedoch nicht auf diesen von Achim Stößer vorgegebenen Kurs begeben wollten, sind sie schon seit längerer Zeit einer der Hauptangriffspunkte der Maqi-Hetzkampagnen.
Anhand der folgenden Aussagen lässt sich gut zeigen, wie Maqi systematisch Tierrechtler, die sich aus guten Gründen nicht den Stößer‘schen Dogmen unterordnen wollen, diffamiert.
Von ähnliche Hetzkampagnen seitens Maqi sind neben Vegan.de noch zahlreiche andere Personen und Organisationen betroffen, u.a. Menschen für Tierrechte, Peter Singer, Helmut F. Kaplan, vegan-welt.de, Peta, ...
<<<

Dann folgen - und hier ist sein Geisteszustand endgültig als wirr zu erkennen - Dutzende von Links auf Beiträge hier mit ausfürhlichen Zitaten. Zwar hat er durch Dekontextualisierung (es wird immer nur das Fazit zu dem NMachenschaften bei [anti]vegan.de widergegeben, nie die herleitung, Begründung oder der Beleg) versucht, (wie schon bei der Maqi-Sekten-Masche) einen kontrafaktischen Eindruck zu vermitteln, jedoch kann jeder durch verfolgen der Link unmittelbar zu den Belegen gelangen, so daß er gerade das Gegenteil dessen erreciht, was er will. Zwar wird die Mehrheit - wie üblich - auf seinen Unfug hereinfallen, aber diese (hirnlose) Mehrheit ist ja ohnehin auf defr Ausbeuterseite. Diejenigen, die jedoch selbständig und ethisch denken können, werden, so sie "neu" dabei sind und noch nicht bescheid wissen, den Links folgen - und somit aufgeklärt ...

Bemerkenswert übrigens auch, daß er das bei [anti]veganwelt.de geschrieben hat, nicht bei [anti]vegan.de direkt (warum wohl ;-) ?).

Achim

Re: Mendel

Autor: martin.p
Datum:
Forum: Komplementärforum
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Wer braucht noch mehr Beispiele?

>>>
Zitat:
nicht nur vegan.de, sondern so ziemlich jeden, z.b. peta, die kirchen, alle bekannten vegan-versender, philosophen wie tom regan und peter singer, ursula wolf, helmut kaplan, die tierschutzvereine, den bundesverband der tierversuchsgegner, fellbeisser, helmut kaplan, den oesterreicher tierrechtskongress, vegan-welt von heiko weber von den tvg aachen, usw. usw. aber ich denke man sollte diese aktionen nicht durch aufmerksamkeit belohnen, dann legen sie sich von selbst, es sind nur verzweifelte schreie nach aufmerksamkeit.
mendel

<<< foren/read.php4?f=10&i=13306&t=13292

Und wie gesagt, sobald Franky Achim erwähnt hatte (foren/read.php4?f=10&i=13305&t=13292), war mendel innerhalb von 22 Minuten zur Stelle und man sollte nicht vergessen, dass sie den Beitrag auch noch schreiben musste...

Re: Hardcore vegans

Autor: Achim Stößer
Datum:
Forum: Komplementärforum
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Ah, interessant, neulich hat schon jemand von Heiko "[anti]vegan-welt" Webers Hetze gegen Veganismus in einem englischsprachigen Forum erzählt, konnte aber die genaue Quelle nicht nennen. Das ist es also, eine englische Variante von [anti]vegan(-welt).de ...

Hier erquickt er uns also mit folghendem:
>>>
Zitat:
I'm living in Germany and was wondering how the vegan community was like in countries like the UK and USA? In Germany it's been really frustrating the last few years. A bunch of hardcore vegans have set out to critize everyone who is not 100% vegan and call them animal exploiters and animal torturers in forums and public discussions. They write to companies about the origins of sugars and vinegars and if they don't receive an answer with full details they stamp these products as non-vegan and stamp anyone eating them as animal killers. Due to these somewhat "extreme" people, vegans have gotten a really bad reputation lately and it's getting harder for animal rights groups to reach the normal people on the street, since everyone thinks that we are crazy maniacs. All of a sudden you are an animal killer if you own a book by Peter Singer or Henry Spira, since they are/were not 100% vegan. Is there something similar going on in other countries?
<<<

Immerhin gibt es zwischn all den Pseudos, die ähnlichesn Unfug daherplappern, eine (der wenigen, alle vom gleichen stammenden, soweit ich sehe - eventuell die von "anti-speciesist", die aber gelöscht sind) vernünftige Antwort darauf:

>>>
Zitat:
I'm in Germany part-time and I sure don't come across many hard-core vegans. I have come across a lot of vegans who aren't hard-core enough. But I know the scene here fairly well and it's not run by "hard-core vegans". I'd say the "AR" scene in Germany is mostly run by animal "welfare" types.
<<< (bumblehonkey)

Yep!

Achim

CE Verteidigt Tierausbeuerpropaganda erneut

Autor: Achim Stößer
Datum:
Forum: Komplementärforum
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>>>
Zitat:
>> Peter Singer findet es OK, Hühner zur "Eierproduktion"
auszubeuten <<
^^^^^^^^^^^

Findet er natürlich nicht. Er sprichts sich eindeutig gegen jegliche Ausbeutung von Tieren ein. Allenfalls kann man ihm vorwerfen, das ganze System der Eierproduktion nicht genauer zu untersuchen.
<<< forum.php?action=3&fid=2&id=1878

Falsch. Er spricht sich für die Ausbeutung von Hühnern (samt deren Ermordung aus), siehe http://antispe.de/Quotes.html.

CEs perverser Versuch, das mit vermeintlicher Unkenntnis Singers zu "entschuldigen", geht dabei in die Hose, führt Singer doch im gleichen Absatz ebenwesentliche Gründe an, warum es mit Tierrechten nicht vereinbar ist - spricht sich aber eben dennoch für "Freilandhaltung" aus.

Fazit: Singer ist Tierausbeutungspropagandist. Singer ist kein Tierrechtler.

Beides trifft ebenso auf CE zu, wie wir wissen.

Weiterhin ist das ein weietrer Beleg dafür, daß die Bücher, die CE als vermeintlichen Beleg seiner perversen Ansichten dienen sollen, nichts mit dem zu tun haben, was er behauptet, daß sie enthalten.

Und das wirft ein bezeichnendes Licht auf sein (sinngemäß ständig wiederholtes) Geblubber:
>>>
Zitat:
Ich habe Autoren falsch interpretiert beziehungsweise absichtlich entstellt. Wieder mal eine deiner zahlreichen Unterstellungen! Bisher konntes du mir noch keinen einzigen Fall nachweisen - wie auch, du kennst die Literatur, auf die ich micht beziehe nicht.
<<< forum.php?action=3&fid=2&id=1895

Er ist es also, der die Literatur nicht kennt (oder darüber lügt).

Achim

Es ist noch schlimmer

Autor: Dirk Micheel
Datum:
Forum: Veganismusforum
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> "Toleranz gegenüber Fleischfressern zu fordern, ist ebenso
> absurd und obszön, wie Toleranz gegenüber Vergewaltigern und
> Mördern zu fordern." Kaplan 1998

Nicht nur, daß er seine damaligen ethisch akzeptablen Standpunkte, wenn auch auf eine Anti-"Fleisch"-Argumentation beschränkt, komplett über den Haufen wirft.

Vielleicht hat er in "Leichenschmaus" sogar unterbewußt seine heutige moralische Bankrotterklärung vorhergesehen. Es gibt in dem Buch einen sehr interessanten Abschnitt, näheres in der Mail, die ich ihm gerade geschickt habe.
Vielleicht erinnert sich der eine oder andere an die Passage ...

>>>
Hallo Herr Kaplan!

In Bezug auf Ihre neueren "Arbeiten" und den allgemeinen Diskussionen um Ihre Person möchte ich Ihnen eine knappe, aber interessante Frage stellen.
In "Leichenschmaus" kritisieren Sie unter "Sophismus oder Denkhemmung" (ab S. 166) Klaus Michael Meyer-Abichs Aufsatz "Frieden mit den Tieren". Dort bemerken Sie zu seiner absurden Aussage, Vegetarismus (hier im Sinne: das Einstellen von Leichenfraß) sei trotz der Anerkennung des "Gleichheitsprinzips" keine Lösung, abschließend: "Der Wunsch, seine Ernährungsgewohnheiten und -vorlieben beizubehalten, treibt offenkundig seltsame Blüten. Wir müssen darauf gefaßt sein, daß philosophischen Überlegungen in bezug auf dieses Thema nur sehr begrenzt zu trauen ist, da die Philosophie hier erkennbar durch die Psychologie korrumpiert wird."

Es freut mich sehr, diese Textstelle gefunden zu haben. Nebenbei bemerkt ist sie mit ihrer ersten "Stellungnahme zur Kritik" offensichtlich nicht vereinbar: "Ich bitte zu bedenken und zu akzeptieren: Die Richtigkeit oder Falschheit von Argumenten, Strategien, Positionen ist absolut unabhängig vom privaten Leben dessen, der sie artikuliert! Ich formuliere bewußt pointiert, damit dieser Punkt vielleicht endlich einmal gewürdigt wird: Würde sich herausstellen, daß Peter Singer Schlachthausdirektor und Vivisektor in einer Person ist, es würde absolut nichts an der Richtigkeit oder Falschheit seiner Philosophie ändern!"

Es geht mir vor allem darum nachzufragen, ob sie damals schon ihre eigene Entwicklung vorhergesehen haben. Hätten Sie gedacht, daß Sie eine Art Nachfolger von Meyer-Abich, der heute mit unübersehbaren Parallelen derart unhaltbare Standpunkte gegen Veganismus erhebt, werden würden?

Mit freundlichen Grüßen,
Dirk Micheel
<<<

Mal sehen, ob/was er antwortet.
Grüße,Dirk

Re: Zu dubiosen, rechtslastigen Sekten bei vegan.de

Autor: martin.p
Datum:
Forum: Komplementärforum
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Dieser Beitrag wurde gestern gelöscht, wieso weiß ich immernoch nicht...

>>>MineField schrieb:

Ein paar sehr interessante Links über UL, u.a. auch zu der Unterwanderung der Initiative zur Abschaffung der Jagd die Guma bereits erwähnte:

http://maqi.de/presse/ulunterwanderung.html

http://www.antispe.de/txt/GzL-natur.html

http://www.veganismus.ch/foren/read.php?f=4&i=392&t=392

> Man möge sich sein Urteil über solche Texte
> bilden, mich erinnern sie an das, was Peter Singer in
> Deutschland widerfahren ist.

Peter Singer? Der, der "alles in allem keine Einwände gegen die Freilandhaltung von Hühnern zur Eierproduktion" hat? (http://www.antispe.de/Quotes.html)
Der hat scheinbar noch nie was vom Freilandmythos gehört... (http://www.maqi.de/txt/freilandmythos.html)
<<<

"Tierrechtler", die Hühner quälen ...

Autor: Achim Stößer
Datum:
Forum: Komplementärforum
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... weil sie es nicht auf die Reihe kriegen, auch nur einen Blick auf eien Produktdeklaration zu werfen. Grotesk? Wohl wahr. Aber Alltag.

In Forum des "Tierrechts"portals (forum/viewtopic.php?TopicID=29) schilderte jemand einen solche Fall - seinen eigenen. Statt auf meine Kritik Einsicht zu zeigen, reagierte er mit absurden Erwiderungen. Ich schrieb eine lange Antwort - verlor dabei aber immer mehr die Lust, mit solch einem uneinsichtigen Menschen zu diskutieren.

Statt sie abzuschicken, folgt sie also hier:


>Der Philosoph Arnold Gehlen hat es auf den
>Punkt gebracht: Der Mensch ist

Es kommt nicht, um Marx zu paraphrasieren, darauf an, was Labertaschen absondern, sondern darauf, die Welt zu verändern.

>annimmt, er sei fehler-frei, der soll dann

Es geht nicht um Unfälle, es geht nicht um Fehler (die jedem unterlaufen können), sondern um verantwortungsloses Handeln. Vgl. dazu das Interview in der letzten TBa.

>Es ist schon recht fragwürdig, einem
>Menschen gleich Verantwortungslosigkeit

Verantwortungslosigkeit werfe ich demjenigen vor, der nur aufgrund von Zutatenlisten Produkte als vegan einstuft.

Nichteinmal die Deklaration zu lesen geht jedoch weit über Verantwortungslosigkeit hinaus und ist, wie erwähnt, grotesk. Keinesfalls aber nur:

> ein unabsichtliches
>Missgeschick gleich als grotesk zu bezeichen

... ein Mißgeschick.

>nur ich, sondern viele andere Menschen
>mitarbeiten oder beteiligt sind, mit der
>spöttischen Frage zu bedenken, ob unser
>Forum das Antivegan.de – the Sequel sei.

Lesen scheint nicht jedermanns Sache zu sein. Ich schrieb "[anti]vegan.de". Zu Erläuterung: antivegan.de ist eine Leichenfresser-Seite, in der für das Leichenfressen geworben wird - mit dem umgekehrten Effekt; diese Seite nützt dem Veganismus. "[anti]vegan.de" dagegen ist eine angebliche Seite für Veganismus, die aber durch eine tierrechts- und veganismusfeindliche Politik dem Veganismus und den Tierrechten enormen Schaden zufügt. Näheres siehe antiSpe-Komplementärforum.

Im übrigen frage ich mich schon, nachdem ich die Mitarbeiterseite gelesen habe, wieviele der Mitarbeiter bei dieser "Tierrechtesseite" denn wirklich Tierrechtler sind - und wieviele in Wahrheit Tierausbeuter und Tierrechtsverletzer.

>Wenn man also bedenkt, dass eine ungewollte
>Nahrungsaufnahme einiger Gramm Eiklarpulver
>oder Trockenmilch (??) innerhalb eines

Typisch. Nehmen wir an, es seien nicht einige, es sei nur ein Gramm. Nehmen wir weiter an, ein Gramm Trockenei würde aus nur einem Gramm Ei gewonnen (tatsächlich dürfte es mehr sein, da das Wasser entzogen wird). Nehmen wir weiter an, das Ei wiegt 48 Gramm (dürfte, zumal ohne Schale, hinkommen).

Für ein Ei wird eine Henne einen Tag, ca. 24 Stunden, mißhandelt (vgl. http://maqi.de/txt/vegetariersindmoerder.html). Für dieses eine Gramm (von 48) also eine halbe Stunde. Da es wohl mehr Gramm waren, hat Stefan Bernhard Eck also aufgrund seines mehr als verantwortlungslosen Handelns eine Henne stundenlang mißhandelt.

Und das will er als "Mißgeschick" verharmlosen.
Und dann jammert er noch, wenn jemand das ...

>mit recht harschen Äußerungen wie
>verantwortungslos, grotesk - und wie leider
>auch Reina meinte, schreiben zu müssen, mit
>Naivität tituliert und attackiert zu
>werden, dann wundere ich mich wirklich
>darüber, wie es bei einem solchen Denken
>überhaupt noch möglich ist, in unserem
>tierfeindlichen, fleisch- und
>käsefressenden Kulturkreis zu verbleiben,

Mich wundert, wie jemand, der stundenlanges Mißhandeln eines Vogels verharmlost, sich erdreistet, sich nicht nur Tierechtler zu nennen, sondern Tierechtler, die dieses kritisieren, angiftet.
Nein, eigentlich wudndert es mich nicht, passiert ja permanent ...

>gestrengen Regeln der selbsternannten
>veganen Ober-Mullahs verstoßen.

Ah, bei Kaplan gerlernt, der seine Tiermißbrauch auch damit zu Rechtfertigen versucht, daß er diejenigen, die Tierausbeutung ablehnen, mit religiösem Wahn assoziiert. Hallo? Es geht um Ethik, also das Gegenteil. Aber ein "Buddhist" wird das wohl kaum begreifen ...

>Achim‘s Äußerungen, im gleichen Tenor wie
>zuvor bezüglich der von Reina online-
>gestellten Links, (üble
>Linkzusammenstellung, den Tierrechten ja
>nun wirklich mehr geschadet als
>genützt ....) führten mich zu den drei

Fakten.

>1. Es handelt sich hierbei entweder um ein
>immens übersteigertes Aggressionspotential,

Typisch. Die Täter, die agressiv gegen Tiere vorgehen (hier konkret, eine Henne stundenlang mißhandeln), nennen diejenigen, die das zurecht kritisieren, aggressiv.

Habe grade einen netten Cartoon gesehen: ein Vivisektor, im Blut watend, umgeben von seinen Opfern, zeigt auf ein Löchlein in einer Fensterscheibe. Ein Polizist protokolliert das und versichert, daß gegen diesen brutalen Terrorakt vorgegangen werden wird ...

Auch sehr nett, wenn die Lustmörder über umgelegte Hochsitze jammern oder von Steinhagen die ausgebrannten Leichentransporter als Terroraktt beweit.

>das sich durch diese affektierten Verbal-
>Attacken Luft macht. (Mein Rat: Mal hin und
>wieder ein paar Bier trinken, falls man die
>Vernichtung von Bakterien beim Vorgang des
>Brauens noch mit seinem „veganen Gewissen“
>vereinbaren kann.)

Wieder typisches Ausbeutergeblubber, sehr selbstentlarvend. Bakterien - ein Wort vom Wissenschaftler zum Buddisten: die Realität ist relevant, nicht irgendwelcher Aberglaube - sind keine Tiere, sie leiden nicht - im Gegensatz zu der Henne, die für Ecks "Mißgeschick" stundenlang mißhandelt wurde. Nicht mit meinem Gewissen zu vereinbaren (selbst wenn ich Drogen konsumieren würde) wäre allerdings der Konsum von nichtveganem Bier. Denn beim Filtern wird häufig (wie bei Wein etc.) Gelatine eingesetzt. Aber sich über solche "Details" zu informieren hat Herr Eck ja keine Zeit ...

>2. Hier herrscht ein ausgesprochenes
>Defizit an Güte, an Bestrebtsein nach
>Harmonie und an der Tugend des
>Verzeihenkönnens. (Mein Rat: Buddhistische

In der Tat, Harmonie mit Tätern werde ich keinesfalls anstreben.

>Philosophie, wenn möglich aus dem Pali-
>Kanon.)

Religiöse Wahnvorstellungen könnten allerdings eine Erklärung sein für das Ecksche Verhalten. Wieder ein Beispiel für die Gefährlichkeit von Religion, die sich hier in einem Fatalismus den Opfern gegenüber äußert zugunsten eines Kuschelbedürfnisses mit den Tätert. BTW: wenn ein buddhistischer Guru (sein Name ist mir im Augenblick entfallen, aber er ist recht prominent) dazu auffordern, Kinder zu vergewaltigen und diese dann mit Honig zu besänftigen, stört mich das keineswegs primär der ausgebeuteten Bienen wegen.

>3. Es ist nichts anderes als übertriebene
>Image-Pflege, um ja nur seinem Bild getreu
>zu bleiben und bei jeder sich bietenden
>Gelegenheit seiner Klientel sich als
>knallharter, kompromissloser Mega-Veganer
>zu präsentieren.

Gähn. Können sich die Täter nicht mal was neues einfallen lassen? Es geht nicht um mich, es geht um die Tier. Tiere, die sie mißhandeln und umbringen.

Im übrigen sollte es offensichtlich sein, daß ich den beitrag in einem Forum geschrieben habe, in dem grade mal eine Handvoll leuzte lesen - es war also pratisch direkt an Eck selbst gerichtet. Vergeblich, offenbar.


> (Mein Rat: Lass es bleiben, lieber

Von Leuten, deie das stundenlange Foltern von Hennen verharmlosen, brauche ich keinen Rat.

>Für mich nimmt der tägliche „Fraß“ einen
>Stellenwert ein, der sich weit, weit hinter
>dem Komma bewegt; anscheinend haben da

Für die Opfer nicht: die Henne litt Stunden vor dem Komma.

>Regel einmaligen Mahlzeit pro Tag ein
>akribisches Studium der Inhaltsstoffe zu
>betreiben. Vor allem muss es schnell gehen,
>weil da draußen ganz andere Probleme
>warten, weil mir das Schreien und Winseln
>gequälter Kreaturen in den Ohren gellt. Ich
>habe wirklich keine Zeit dazu.

Widerlich.

Er mißhandelt Tiere und versucht das damit zu rechtfertigen, keine Zeit zu haben,d asd bleiben zu lassen, weil er sich um mißhandelte Tiere kümmern müsse.

Das Schreien und Winseln" der von ihm "gequälten Kreaturen" interessiert ihn nicht. Ein deutliches Kennzeichen für einen Kuscheltierschützer, nicht aber einen Tierrechtler.

Tip: Interview mit Gary Francione

>Ich vermeide strikt alle Produkte, von
>denen ich annehmen kann, oder von denen ich

Nein, tut er nicht. Er tut ja nicht einmal das mindeste, Deklarationen lesen.

>Überlegung wert gewesen, sich einmal klar
>zu machen, dass wenn sich die Mehrheit der
>Menschen so ernähren würde, wie der
>verantwortungslose Stefan Bernhard Eck,
>dass wir dann fast schon am Ziele unserer
>Träume wären?

Umgekehr wird ein Schuh draus: wie sollen die "normalen" Leute auf den Trichter kommen, wenn nicht einmal solche, die meinen, sich das Etikett "Tierrechtler" an die Brust heften zu müssen, es bleiben lassen, und stattdessen stundenlang Vögel mißhandeln?

>lateinische Sprichwort zitieren: „Hättest
>Du geschwiegen, wär’st Du ein Philosoph
>geblieben.“

Genau. Womit wir wieder am Anfang wären: Es kommt nicht darauf an, was Labertaschen absondern, sondern darauf, die Welt zu verändern. Und daher werde ich mit Sicherheit nicht schweigen, sondern auf das Orwell-Zitat zum Sagen, was sie nicht hören wollen, verweisen. Nicht lateinisch, aber wesentlich treffender.

> Tiere auf die Strasse gingen, als Singer‘s
>Animal Liberation und seine Praktische

... in der er sich für die Ausbeutung von Tieren (namentlich Hühnern zu Eierproduktion) ausspricht ...

>stand, als „Stern’s Stunden“ im Fernsehen
>eine Einschaltquote hatten, von der

... und Stern selbst nicht vegan (m.W. nichteinmal vegetarisch) werden ließ ...

>Jahre lang „vegetarisch“ lebte, neun lange
>Jahre der gedanklichen Auseinandersetzung
>bedurfte, um selbst zum Veganismus zu

Keineswegs der "gedanklichen Auseinandersetzung". Sondern der Behebung eines Informationsdefizits (wie in dem Artikel, auf den sich das bezieht, ja auch klar steht - aber Lesen ist ja bekanntklich nicht jedermanns Sache. Weil es eben niemanden wie mich gab, def den Leuten klar sagte, was Sache ist - sondern nur Wischiwaschiblubberer.

>gelangen, der sollte doch dann bitte das
>nötige Maß an Demut und Toleranz gegenüber
>jenen Menschen an den Tag legen, die eben

... mal rach eine Henne ein paar Stunden foltern, weil sie es nicht gebacken kriegen, ein Etikett zu lesen. Und dann, statt Einsicht zu zeigen, diejenigen, die sie dafpr zurecht kritisieren, dumm anmachen. Nein, danke.

Toleranz für die Täter auf Kosten der Tiere? Es geht um das Recht von Tieren, zu leben und nicht zu leiden; es geht nicht um das Recht von Menschen, Tiere zu mißhanbdeln und Blödsinn zu verzapfen.

Und "Demut"? Hallo? "nach christlicher Lehre das auf wahrer Selbsterkenntnis beruhende Bewusstsein der eigenen Nichtigkeit vor Gott, das in der Bereitschaft zum Dienen gegenüber Gott und allen Menschen wirksam wird;" (wissen.de) - ich sag's ja, religiöser Wahn ...

Oder soll das mehr dem begrif aus der Verhaltenforschung entsürechen: "Demutsverhalten - eine die Aggression des Partners dämpfende Verhaltensweise; erscheint häufig als Verkleinerung des Körpers und damit als Gegenteil des Drohens. Demutsverhalten findet sich auch zwischen Jungtieren und Eltern. Stark ritualisierte Kommentkämpfe (Ritualisation) können durch Demutsverhalten des Unterlegenen beendet werden; so werfen sich Hunde auf den Rücken, Buntbarsche falten die Flossen. Bei der Balz dient Demutsverhalten der Kontaktaufnahme zwischen den Geschlechtspartnern." Alles klar ...

>Unvermögen, aus den eigenen Fehlern der
>Vergangenheit, das nötige Verständnis für

Ich wiederhole: es hgeht nicht um "Fehler", sondern um mehr als verantwortungsloses Handeln. Das ist ein signifikanter Unterschied.

>das „Menschsein“ zu entwicklen. Aber eine
>allumfassende Ethik, sowohl in Bezug auf
>den Menschen, als auch in Bezug auf unsere
>Mitlebewesen, ist nicht jedermanns Sache.

In der Tat. Sie ist meine Sache - nicht aber die Sache von jemandem, der sich nicht entblödet, sein stundenlanges Mißghandeln einer Henne auch noch schönreden zu wollen und der es aburderweise als ethische Verpflichtung ansieht, Täter nicht zu kritisieren.

Mahlzeit.

>Lieber Achim, ich hoffe, diese Worte regen
>Dich ein wenig zum Nachdenken an.

Sagte er, statt nachzudenken.

Achim

Was bring [anti]vegan.de?

Autor: Achim Stößer
Datum:
Forum: Komplementärforum
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>Was bringt es ihm eine Seite wie vegan.de zu machen? Bringt er vegane dazu

Auf jeder Seite von [anti]vegan.de steht (c) coronis. Schon ´bemerkt?
Die Option, alle Antworten auf einen beitrag anzusehen, ist im vegan.de-Forum ausgeschaltet, damit jeder Beitrag einzeln angesehen werden muß (also jeweils ein neues Werbebanner geöffnet werden).

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Vielleicht sollte sich mal jemand von Coronis einen Kostenvoranschlag machen lassen für ein Projekt, sagen wir, "Die chinesischen Gallenbären"??)

TsTr-Zensor: Matthias Boller - siehe http://www.megaforum-3.de/cgi-bin/mf_beitrag03.cgi?f=11662&h=11662&b=608313&s=1&w=0

Zeitschrift Tierrechte (Ex-)Zensor: Matthias Boller - siehe http://maqi.de/txt/interviews-tierrechte.html

Ganzseitige Werbung (als Artikel getarnt) für veganbasics.de in "Natürlich vegetarisch" (April(?) 2002)

Ähnlich für vegan.de in anderen Ausgaben.

Voice-Redmitglied(?) Matthias Boller

Rubrikator.de arbeitet derzeit mit animal-rights.de european-vegetarian.org fellbeisser.de fleischlos-geniessen.de tierschutz.de & tierrechte.de vegan.de veganissimo.de vegetarierbund.de

Preis für 1000 Klicks: ca. 60 DM (29 bzw. 34 Euro, "Auf dieser Seite finden Sie die aktuellen Tarife für Bannerwerbung auf den von uns vertretenen Sites. Die Abkürzung TKP bedeutet Tausenderkontaktpreis und bezieht sich auf 1.000 Darstellungen Ihres Banners."). Bei 50000 Einträgen auf vegan.de also, wenn jeder Beitrag z.B. 100 bzw. (realistischer) 1000 Mal gelesen wird (wenn ich mich nicht verrechnet habe): 300000 DM oder 3 Millionen DM (oder?) - zumindest theoretisch (die meisten Banner zeigen ja auf die Bollersche Kommerzseite veganbasics.de, wie da die Gewinnspanne aussieht, ahnen wir ja aus dem Beispiel Singer-Buch ...).

Noch Fragen?

Achim

Martin Balluchs Kommentar zu Kaplans Antwort

Autor: Achim Stößer
Datum:
Forum: Veganismusforum
Thema öffnen
Kommentar zu Kaplan’s Antwort auf die Reaktionen auf seinen Artikel „Müssen Tierrechtler Veganer sein?“

Kaplan’s Artikel „Müssen Tierrechtler Veganer sein?“ hat offenbar die Wogen hochschlagen lassen. Kein Wunder, geht es doch um Kernfragen in der Tierrechtsbewegung. Seine rasche Antwort auf die Reaktionen bedarf allerdings einiger klärender Kommentare.

So schreibt Kaplan: 1) Ich staune immer wieder über die Geschwindigkeit, mit der andere agieren: Ich habe an dem Text monatelang intensiv gearbeitet, die negativen Kritiken kamen buchstäblich binnen Minuten. Das ist sachlich unredlich und persönlich unhöflich.

Wir, die wir im gesellschaftspolitischen Geschehen die Tierrechts-Position als politisch Aktive vertreten, haben gelernt, dass man - im Gegensatz zur Situation bei akademischen Disputen - auf ein politisches Ereignis sofort reagieren muss. Wenn ich auf einen gesellschaftlichen Vorfall nicht sofort reagiere, brauche ich gleich gar nicht zu reagieren. 3 Monate später interessiert meine Reaktion keinen Menschen mehr, weil mir die Medien nicht zur Verfügung stehen um Themen anzureissen, sondern nur, um bereits angerissene Themen zu kommentieren. Ich allein bin nämlich für die Medien zu uninteressant.

Kaplan weiter: 2) Die Behauptung, daß es in bezug auf vegetarisch versus vegan überhaupt kein Problem gäbe, halte ich für eine arge Beschönigung und Selbsttäuschung. Das erinnert mich an die Puritaner, für die es mit Sex und Alkohol überhaupt keine Problem gibt ....

Naja, nachdem ich 8 Jahre lang in einer englischen Tierrechts-Gruppe aktiv war, und dann 5 Jahre lang in einer österreichischen, und auf etlichen Tierrechts-Kongressen, und seit über 10 Jahren ununterbrochen Internetdiskussionen zu Tierrechten führe usw., und dabei im Verhältnis zu echten Problemen fast nie erlebt habe, dass VegetarierInnen und VeganerInnen sich gegenseitig in die Haare gekommen sind, muss ich diesen Schluss ziehen. Ich kann nur sagen: in den Gruppen, in denen ich politisch tierrechts-aktiv war, habe ich NIE genau gewusst wer VegetarierIn und wer VeganerIn ist. Es war NIE das Thema, wie das die Leute persönlich halten. Wir waren uns alle einig, dass wir Tierrechte umsetzen und damit den Veganismus (vor allem in der Gesamtgesellschaft) anstreben wollen, aber wo auf diesem Weg die einzelnen Leute im Rahmen ihrer persönlichen Umstände gerade stecken geblieben sind, war kein Thema.

Kaplan: 3) Bei den Kritiken werden meist zwei Bereiche, die absolut nichts miteinander zu tun haben, vermengt und verwechselt: meine persönliche Lebenspraxis und die Stimmigkeit meines politischen / philosophischen Konzepts. Meine Fragestellung, die die allermeisten aus welchen Gründen immer nicht verstehen können oder nicht verstehen wollen, lautet: Was ist JETZT die effizienteste Strategie, um Tierrechte voranzubringen?

Vielleicht war das nicht Kaplan‘s Intention, aber ich eines ist klar: einE unbefangeneR LeserIn sieht in seinem Artikel NEBEN den taktischen Überlegungen auch, dass ihm, Kaplan, seine EMOTIONALE Intuition sagt, dass Vegetarismus, im Sinne von ab und zu Kuhmilchprodukte und Eier zu konsumieren, einfach (in der heutigen Gesellschaft) nicht so schlimm sei, im Sinne dessen, dass es nicht genügend MORALISCHE (nicht taktische) Motivationen gäbe sich da zu ändern bzw. zusammenzureissen. Deshalb auch der Bezug in manchen Reaktionen darauf, dass der Artikel wie eine Rechtfertigung für seine persönliche Lebensweise wirkt: Kaplan schreibt ja im Artikel selber, dass er durch den Artikel mehr Klarheit über diese moralische (und nicht nur taktische) Frage schaffen will, nämlich über diese seine persönliche Intuition eben. Wenn es nur darum ginge aus taktischen Gründen nicht-vegan vegetarisch zu leben, dann stünde dem heimlichen Veganismus, wenn niemand hinschaut, bei einem öffentlichen Bekenntnis zum nicht-veganen Vegetarismus, nichts im Wege. Und das ist ja wohl nicht Teil des Überlegungskalküls seines Artikels. Im Gegenteil, er schreibt er bestellt sich eine Pizza mit Kuhmilchkäse, und versucht das dann moralisch zu rechtfertigen. Was die Effizienz betrifft Tierrechte weiterzubringen ist DIESELBE Bestellung ohne Kuhmilchkäse KEINERLEI Energie- oder Zeitverlust, und hat kaum eine politische Bedeutung (solange er davon nicht in Artikeln schreibt). Ob Kaplan, wenn er für sich allein unbeobachtet ist, eine Pizza mit oder ohne Kuhmilchkäse bestellt, ist praktisch AUSSCHLIESSLICH eine MORALISCHE Frage.

Abgesehen davon, ist es eine MORALISCHE Frage, ob ich aus taktischen Gründen Tiere missbrauchen, bzw. diesen Missbrauch mitfinanzieren, dürfte. Ich persönlich meine nämlich, und zwar aus MORALISCHEN Gründen, dass ich keinen Kuhmilchkäse essen dürfte, selbst wenn es in einer gewissen Situation politisch-taktisch besser erschiene das zu tun. Wenn ich das vorsätzlich herbeigeführte Leiden einer Milchkuh gegen den daraus möglicherweise erwachsenden Vorteil für andere Milchkühe in der Zukunft aufzurechnen beginne, dann verlasse ich die Tierrechtsphilosophie und beginne nach untilitaristischen Prinzipien zu leben. Und schon ist die Rechtfertigung von Tierversuchen im Bereich des Möglichen. Der Utilitarismus ist nach Kaplan’s eigenen Worten in einem seiner Bücher mit dem Gleichheitsgrundsatz der Tierrechte nicht vereinbar.

Kaplan: 4) Den Aufsatz als „Anti-vegan-Aufsatz“ zu bezeichnen,ist absolut abwegig und völlig absurd.. Tipp: den Text lesen.

Aufgrund der Überlegungen aus Punkt 3) wird mir das schon verständlich, dass dieser Text als „anti-vegan“ interpretiert wird. Nicht nur, dass Kaplan Vegan-AktivistInnen vorwirft, GEGEN die Umsetzung der Tierrechte zu arbeiten, weil Veganpropaganda kontraproduktiv sei (ein schwerer Schlag für Leute, die genau diesem Thema ihr Leben gewidmet haben), und dass jeglicher MORALISCHE (im Gegensatz zum TAKTISCHEN) Rechtfertigungsversuch vom nicht-veganen Vegetarismus (von denen Kaplan‘s Artikel einige enthält) natürlich die moralische Dimension des Veganismus aushöhlt. In manchen seiner Aussagen findet er sich sogar plötzlich in gewisser Weise auf der anderen Seite seiner Argumente aus seinen früheren Büchern wieder (ich habe 2 solche Beispiele in meiner Replik expliziert). Und damals waren seine Argumente pro-vegan. Ein Beispiel dafür ist die unmotivierte Differenzierung zwischen dem Fleischfressen als einer Lebensform, die nicht tierrechtskonform möglich wäre, im Gegensatz zum Vegetarismus, dessen Kuhmilch- und Eierkonsum angeblich schon im Idealfall mit Tierrechten zu vereinbaren sei.

Kaplan: 5) Ich gewinne immer stärker den Eindruck, daß das Thema viel wichtiger und prekärer ist, als ich ohnehin schon dachte. Es scheint hier ein nicht zu unterschätzender Meinungsterror zu herrschen: Man
traut sich (öffentlich) kaum, mir recht zu geben. (Von den Haß- und Hysterie-Mails, die ich mengenweise
erhalte, rede ich gar nicht.) So ist denn auch das für mich bis jetzt wichtigste Ergebnis: Es herrscht in diesem Bereich eine immense DiskussionsUNkultur, eine Unfahigkeit oder Weigerung, sachlich und rational zu
diskutieren. Und das trotz weitestgehender Übereinstimmung in der Zielsetzung! Dieser starre Dogmatismus schadet am meisten und schreckt am meisten ab. Dieses Diskussionsverbot erinnert fatal an die seinerzeitige „Singer-Debatte“ - ebenfalls ein fürchterlicher Schaden für die Tierrechtsbwegung. Probleme, über die nicht diskutiert werden darf, können nicht gelöst werden.


Ich kenne nicht viele Antworten auf Kaplan‘s Artikel, aber zumindest meine war rational, sachlich, höflich und undogmatisch gehalten. Ich habe aber ein grosses Verständnis dafür, wenn Kaplan‘s Artikel die Leute in der Tierrechtsbewegung sehr aufregt. Ich wundere mich eher darüber, dass Kaplan das verwundert. Auch wenn er jetzt sagt, dass er es nicht so gemeint hätte: jeder normale Mensche, der seinen Artikel liest, bekommt den Eindruck, dass er (meinetwegen unter den gegebenen gesellschaftlichen Umständen) den Vegetarismus (und damit eine Art von Tierausbeutung und Tiermisshandlung) GEGEN den Veganismus MORALISCH verteidigt. Wenn das akzeptabel wäre, was stünde analogen Argumenten im Weg (meinetwegen unter den gegebenen gesellschaftlichen Umständen) z.B. auch ein paar Tierversuche MORALISCH zu rechtfertigen? Welche Tierausbeutung könnte dann eigentlich noch GRUNDSÄTZLICH (unter den gegebenen gesellschaftlichen Umständen, und in entsprechend leichter Dosierung "zu 95% nicht", siehe unten) abgelehnt werden? Wenn eine Lücke im Damm ensteht, folgt alsbald der Bruch. NATÜRLICH reagieren die Leute darauf sehr empfindlich.

Wenn Kaplan einfach gesagt hätte, er esse ab und zu Kuhmilchprodukte und Eier, aber fände das unmoralisch, nur sei er halt so, dann hätte ich persönlich jedenfalls das überlesen als wärs nicht dagestanden. Wir sind alle nur Menschen. Aber diesen Standpunkt rational-moralisch rechtfertigen zu wollen, das bringt auch mich auf die Barrikaden. Was seine TAKTISCHEN Überlegungen betrifft stimme ich ihm zwar größtenteils ebenfalls nicht zu, aber das allein hätte mich zu keiner Reaktion motiviert. Politische Taktik ist derart komplex, dass sie eher eine empirische als eine theoretische Wissenschaft ist. Was wirklich hilft und was nicht, hängt von unheimlich vielen Faktoren ab, und niemand kann hier mit Autorität endgültige und abschließendeWeisheiten von sich geben. Aber wenn Kaplan den Vegetarismus GEGEN den Veganismus (unter den gegebenen gesellschaftlichen Umständen) MORALISCH zu rechtfertigen versucht, dann trifft das auch mich ins Herz.

Kaplan: 6) Zum Schluß eine Frage an all jene Schlaumeier, die mir unterstellen, mir ginge es um eine philosophische Rechtfertigung meiner privaten Lebenspraxis: Warum um alles in der Welt sollte ich das tun? Ich bräuchte doch nur zu behaupten, ich sei 100 % vegan (zu 95 % bin ich es sowieso) - und hätte mir unendlich viel Arbeit erspart!

Es scheint mir nicht schlüssig zu sein, dass, wenn 95% von jemandes Nahrung vegan ist, er/sie als „95% vegan“ zu bezeichnen wäre. Ist eine Fleischfresserin, die bei jeder Mahlzeit zur Hälfte Gemüse und zur Hälfte Fleisch frisst, 50% vegan? Ob eine Lebensweise vegan ist, oder nicht, wird durch die jeweilige Bagatellgrenze bestimmt. Und, wie gesagt, der vorsätzliche Verzehr von Kuhmilchkäse auf einer Pizza muss IN JEDEM FALL die Bagatellgrenze überschreiten, und ist daher nicht mehr vegan.

Kaplan: Ich nehme meine Kennzeichnung bestimmter Formen des Veganismus als „Ersatzreligion“ zurück und korrigiere auf „Religion“.

Ich würde vorsichtig sein, Konsequenz mit Dogmatik zu verwechseln. Die vegane Position, und das sagt auch Kaplan selbst, ist durch und durch rational. Nur unter den gegebenen gesellschaftlichen Umständen, meint er offenbar, sei der Veganismus nicht moralisch verpflichtend. Ich habe GEGEN diese Ansicht argumentiert. Gesetzt meine Argumente treffen zu, dann ist der Veganismus unter den gegebeenen gesellschaftlichen Umständen keine Religion oder Dogmatik, sondern rationale Konsequenz.

Kaplan: Es war der entscheidende Fortschritt der Tierrechtsbewegung gegenüber dem traditionellen
Tierschutz, die religiös / esoterische / weltanschauliche Ecke verlassen zu haben und eine explizit rationale Diskussion über den moralischen Status von Tieren initiiert zu haben. Viele scheinen sich jetzt durch die vegane Hintertür wieder in die Glaubensecke zurückzuziehen. Eine Katastrophe!


Ich sehe in der vorliegenden Diskussion keine Katastrophe. Nur, weil TierrechtlerInnen ihren Unmut, bzw. ihre moralische Forderung nach Konsequenz, nicht rational vortragen, oder vorzutragen im Stande sind, ist ihre Meinung noch lange nicht irrational, religiös oder esoterisch. Der Veganismus und die Tierrechte bleiben weiterhin GEGEN den Vegetarismus (auch unter den gegebenen gesellschaftlichen Umständen) die rationale Option. Die meisten Menschen sind wahrscheinlich nicht sehr rational, aber deswegen muss die Ideologie, die sie leben, noch lange nicht irrational sein. Umgekehrt scheint mir der nicht-vegane Vegetarismus hochgradig irrational und inkonsistent zu sein, ähnlich eben wie der Tierschutz ohne konsequente Tierrechtsideologie. Beide basieren offenbar auf einem emotionalen Zwischenzustand, der rational inkonsistent ist: man erkennt die Tierausbeutung rational als falsch an, ist aber emotional nicht in der Lage sich im persönlichen Leben vollständig von ihr zu distanzieren. Emotional verständlich (wir alle können nur so viel tun, wie wir tun können), aber rational? Ich fürchte nicht.

Die taktischen Fragen zu Vegetarismus und Veganismus als politsche Ausdrucksmittel lassen sich am besten durch empirische Erfahrungswerte beurteilen. Am 8. Juni hatten wir z.B. das Vegane Sommerfest am Stefansplatz im Stadtzentrum in Wien, von 9 bis 22 Uhr. Wahrscheinlich haben rund 100,000 Menschen dort auf 22 Standeln den explizit als solchen propagierten Veganismus auf eine (fast?) rein POSITIVE Art kennen gelernt. D.h. es wurden viele vegane Waren verschenkt und verkauft, es gab Tierrechtsmusik und Informationen zum Veganismus, ein geselliges Beisammensein mit Volksfestcharakter und - vor allem - offensichtlich 100te normal und gesund wirkende, lustige VeganerInnen persönlich zu erleben. Veganismus zum anfassen. Ich würde mich wundern, wenn irgendjemand, der/die dieses Fest besucht oder dabei mitgewirkt hat, es als negativ (in Kaplan‘s Worten: "kontraproduktiv" für die TR-Bewegung) empfunden hat.

Ich sehe 3 mögliche (Alternativ-)Szenarien so ein Fest abzuhalten:

A) So, wie es war: der Veganismus wurde betont und nicht versteckt, und auch die Unterschiede zum Vegetarismus deutlich erklärt und begründet.

B) Das Fest wird "Vegetarisches Sommerfest" genannt, der Veganismus wird versteckt, es gibt keine Information zum Unterschied zwischen Vegetarismus und Veganismus, aber ALLE Produkte sind implizit, ohne explizit darauf aufmerksam zu machen, vegan.

C) Das Fest wird "Vegetarisches Sommerfest" genannt und es gibt auch viele nicht-vegan vegetarische Produkte zu kaufen. Veganismus kommt weder implizit noch explizit vor.

Was würden wir als am meisten effizient für die Umsetzung von Tierrechten, oder meinetwegen auch für die Reduktion von Tierleid, empfinden? Welches Fest hätte den größten Erfolg im Sinne der Tierrechte?

Fest C) ist meine Interpretation von dem, was Kaplan in seinem Artikel propagiert. Können wir die Folgen abschätzen? Wir hätten haufenweise Produkte verkauft, die direkt Tierleid und indirekt Tiermord zur Folge haben. Hätte sich dieses "Opfer" (wobei wir die wirklichen Opfer nicht gefragt, sondern zu ihrem "Glück" gezwungen hätten) ausgezahlt, d.h. hätte ein solches Fest um das entsprechende Maß MEHR politischen oder utilitaristischen Erfolg für Tierrechte gebracht? Ich kann keinen einzigen Anhaltspunkt sehen, warum das so sein sollte.

Das Interesse an unserem Veganen Sommerfest war RIESENGROSS: am frühen Nachmittag waren die veganen Hot Dogs ausverkauft, genauso wie die veganen Mehlspeisen usw. Es gab praktisch KEINE negativen Stimmen. Könnte einE VegetarierIn, der/die auf das Fest kommt, WEGEN dem Fest zum/zur FleischfresserIn zurückmutiert sein? Bei all dieser fröhlichen und positiven Stimmung? Ich kann beim besten Willen nicht sehen warum. Einige Leute kamen zum Infotisch der Veganen Gesellschaft, haben STOLZ gesagt, sie seien VegetarierInnen, und haben sich über den Veganismus erkundigt. VIELE Leute haben sich als vegetarisch deklariert und uns für unseren Einsatz gedankt. Wir haben IRRSINNIG VIELE Vegansticker verkauft, und viele neue Mitglieder für die Vegane Gesellschaft geworben. Der VgT hat gut 50 T-Shirts mit vegetarischer Botschaft verkauft. Dieses Fest war SICHER NICHT anti Vegetarismus. KeinE VegetarierIn hat sich ausgegrenzt oder angegriffen gefühlt! Und trotzdem war es ein eindeutig VEGANES Fest.

Szenario B) stünde für mich eher zur Diskussion, würde ich aber auch wegen obiger Eindrücke nicht bevorzugen. Ich glaube die Zeit ist echt REIF für die Vegan-Botschaft. Und nicht zuletzt werden durch das Fest die teilnehmenden Firmen angeregt, sich über die Veganisierung und den Vegancharakter ihrer Produkte Gedanken zu machen. Diese Feste - jetzt das 5te Jahr in Österreich und das 3te Fest in diesem Jahr (nach St. Pölten und Linz, und vor Salzburg und Graz, siehe www.vegan.at) - haben sicher einen unvergleichlichen Veganschub ausgelöst: in der Tierrechts-Szene, bei den Firmen und in der allgemeinen Bevölkerung.

Auf welcher empirischen Basis könnte also gegen den Vegan-Aktivismus argumentiert werden, dass er kontraproduktiv für die Tierrechtsbewegung sei?

Kaplans Reaktion

Autor: Achim Stößer
Datum:
Forum: Veganismusforum
Thema öffnen
... bei fellbeisser:

>1) Ich staune immer wieder über die Geschwindigkeit, mit der andere
>agieren: Ich habe an dem Text monatelang intensiv gearbeitet, die negativen
>Kritiken kamen buchstäblich binnen Minuten. Das ist sachlich unredlich und

Ich staune, wie jemand für einen derart hingeschluderten Text wie den "monatelang intensiv" arbeiten muß ... vielleicht sollte er doch etwas tun, was er besser kann (z.B. kochen).

Einmal lallt (anders kann das kaum bezeuiichnet werden) er:
>>>
- Eine vegetarische Politik zum jetzigen Zeitpunkt schafft Vegetarier und (spätere) Veganer.
- Eine vegane Politik zum jetzigen Zeitpunkt schafft weder Veganer noch Vegetarier.
- Eine vegane Politik zum jetzigen Zeitpunkt verhindert sogar mögliche Vegetarier.
<<<
und ein paar Seiten weiter:
>>>
- Eine vegane Politik zum jetzigen Zeitpunkt würde weder Veganer noch Vegetarier schaffen.
- Mehr noch: Eine vegane Politik zum jetzigen Zeitpunkt würde sogar mögliche Vegetarier verhindern.
- Eine vegetarische Politik zum jetzigen Zeitpunkt kann hingegen Vegetarier und (spätere) Veganer schaffen.
<<<
Offenbar weiß er unten schon nicht mehr, daß er das oben geschrieben hat (eine sinnvolle Wiederholung zu Betonung ist es nicht - das streciht jeder Deutschlehrer schon 12jährigen im Aufsatz an).

Das aber nur nebenbei. Es gibt ja auch Leute die nicht singen können und es trotzdem tun. Das sei ihnen unbenommen.

>persönlich unhöflich. Viele haben sich offenkundig nicht die Mühe gemacht, >den Text vollständig, geschweige denn aufmerksam zu lesen. Wer zu faul zum >Lesen ist, sollte auch den Mund halten.

Dann sollte Kaplan den Mund halten.

Wäre er nämlich nicht zu faul zum lesen gewesen, hätte er bemerkt, daß meine Antwort auf seinen Erguß bereits lang vorbereitet war. Es war schließlich hinlänglich bekannt (aus einem Interview bei Canis ebenso wie aus seiner Anfrage bei Iris), daß er an einem Antiveganismus-Text arbeitet. Und die dummdfreisten "Argumente", die er in seinem Text verwendet, sind großteils die gleiochen, die er schon immer benutz hat. Also alles keine Hexerei.

Und offensichtlich hat z.B. auch Iris tage- (und nächte-)lang an ihrer Replik (in der sie detalliert auf die Ergüsse, die Kaplans Kritiker ja angeblich alle "nicht gelesen haben", eingeht) gearbeitet.

Obwohl es natürlich, um so triviale Dinge zu erkennen wie die, daß Tierausbeutung und Tierrechte unvereinbar sind, keiner monatelangen Vorbereitung bedarf. Wenn mal wieder ein Christ seine Bibel auspackt und die Erde zur Scheibe erklärt, muß ich ja auch keine längeren Studien betreiben, um auf die korrete Erdgestalt hinzuweisen.

>2) Die Behauptung, daß es in bezug auf vegetarisch versus vegan überhaupt >kein Problem gäbe, halte ich für eine arge Beschönigung und

Stimmt ausnahmsweise. Nur wird das Problem eben nicht - ich wiedrhole - von uns, den Veganer, sondern von ihm uns seinen Mittätern verursacht. Die Lösung liegt - wie schon immer - auf der Hand: Schluß mit den Massakern, Schluß mit Vegetarismus: vegan werden.

>Selbsttäuschung. Das erinnert mich an die Puritaner, für die es mit Sex und >Alkohol überhaupt keine Problem gibt ....

Seine permanenten widerwärtigen und hinterhältigen Versuche, Veganismus mit Religion zu assoziieren, werde ich bei Gelegenheit in einem gesonderten Text behandeln. Umgekehrt wird ein Schuh draus (wie obige Analogie zwischen Flacherdlern udn Kaplan zeigt).

>3) Bei den Kritiken werden meist zwei Bereiche, die absolut nichts
>miteinander zu tun haben, vermengt und verwechselt: meine persönliche
>Lebenspraxis und die Stimmigkeit meines politischen / philosophischen
>Konzepts. Meine Fragestellung, die die allermeisten aus welchen Gründen

Nichts miteinander zu tun? Bemerkenswert, vermengt er sie doch zum einen in seinem Text selbst (beim Vermengen von Teigzutaten hat er jedenfalls deutlich größere Schwierigkeiten), und zum anderen verursacht ein angeblicher Kinderrechtler, der Kinder vergewaltigt und das dann auch noch in einem Aufsatz "Müssen Kinderrechtler Nichtpädosexuelle sein?" zu rechtfertigen versucht, wenn - wie hier - in der Öffentlichkeit der Eindruck entsteht, dieser Verbrecher sei tatsächlich Kinderrechtler, eine Katastrophe für die Kinderrechte - sowohl durch seine "philosophischen" Ergüsse als auch sein "privates" Verhalten (absurd, das trennen zu wollen).

"Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert;
es kommt aber darauf an, sie zu verändern." (Marx)

>immer nicht verstehen können oder nicht verstehen wollen, lautet: Was ist >JETZT die effizienteste Strategie, um Tierrechte voranzubringen?

Die Frage haben wir, überraschung, trotz unserer Dummheit, gut verstanden, und auch Kaplans Antwort: seine "effizienteste Strategie" ist es, Tiere zu mißhandeln und umzubringen und ja niemandem mitzuteilen, daß es Leute gibt, die das nicht tun.

>4) Den Aufsatz als "Anti-vegan-Aufsatz" zu bezeichnen, ist absolut abwegig >und völlig absurd. Tipp: den Text lesen.

Zu leugen, daß es sich um Antiveganismuspropagda handelt, ist so absurd, daß er damit wohl nur bei denen durchkommt, die seienn "Tipp" nicht befolgen (also, wie das Beispiel oben schon gezeigt hat, vor allem bei sich selbst - er hat seinen Text wohl nicht gelesen).

Vegan zu leben sei unmöglich, veganes Essen sei ungenießbar, Pro-Veganismus schade den Tieren mehr als Pro-"Fleisch" (um nur einige seiner Wahnideen zu paraphrasieren)...

>5) Ich gewinne immer stärker den Eindruck, daß das Thema viel wichtiger und
>prekärer ist, als ich ohnehin schon dachte: Es scheint hier ein nicht zu
>unterschätzender Meinungsterror zu herrschen: Man traut sich (öffentlich)
>kaum, mir recht zu geben. (Von den Haß- und Hysterie-Mails, die ich

Fazinierend. Er erbricht einen Text, der so absurd und verbrecherisch ist, daß jeder Tierrechtler, der diese Bezeichnung auch nur ansatzweise verdient, sich im Grab umbreht (und das ohne tot zu sein), und erklärt sich magelnde Jubelrufe damit, daß sich niemand traue, ihm recht zu geben - eine Diagnose sei den Fachleuten überlassen.

>mengenweise erhalte, rede ich gar nicht.) So ist denn auch das für mich bis

Darf ich raten: "Haß" bedeutet, daß Leute ihm schreiben, daß Tiere umbringen und mißhandeln eventuell nicht so ganz die optimale umsetzung von Tierrechten sein könnten?

>jetzt wichtigste Ergebnis: Es herrscht in diesem Bereich eine immense >DiskussionsUNkultur, eine Unfähigkeit oder Weigerung, sachlich und rational
>zu diskutieren. Und das trotz weitestgehender Übereinstimmung in der

In der Tat, die herrscht, und zwar von seiner seite, wie wir schon an seiner hysterischen Reaktion, als ich ihn in TsTR mit seinen eigenen Worten entlarvt und vorgeführt habe, zeigt: nämlich auf seiner Seite. Wer nicht seinen Wahnvorstellungebn folgt, die er in seinen Tierausbeuterelfenbeinturm ausgebrütet hat, sondern sich für Veganismus ausspricht, ist "Szene-Autist" - siehe http://www.megaforum-3.de/cgi-bin/mf_beitrag03.cgi?f=11662&h=11662&b=608313&s=1&w=0

>Zielsetzung! Dieser starre Dogmatismus schadet am meisten und schreckt am
>meisten ab. Dieses Diskussionsverbot erinnert fatal an die
>seinerzeitige "Singer-Debatte" - ebenfalls ein fürchterlicher Schaden für
>die Tierrechtsbewegung. Probleme, über die nicht diskutiert werden darf, >können nicht gelöst werden.

Dazu fällt mir nur eins ein: Gääääähn.

Und, um Iris zu zitieren:
>>>
Des weiteren schreibt er, "Denk- und Redeverbote in irgendeine Richtung aufzustellen" sei "nicht sinnvoll", dabei ist er es doch, der solche Verbote für Veganismusplädoyers aufstellen will.
<<<

Es handelt sich natürlich nicht um ein Diskussionsverbot, vielmehr gibt es eigentlich nichts zu diskutieren: Tierrechte und Nichtveganismus sind unvereinbar wie Menschenrechte und Folter oder Hinrichtung.

>6) Zum Schluß eine Frage an all jene Schlaumeier, die mir unterstellen, mir
>ginge es um eine philosophische Rechtfertigung meiner privaten
>Lebenspraxis: Warum um alles in der Welt sollte ich das tun? Ich bräuchte
>doch nur zu behaupten, ich sei 100% vegan (zu 95% bin ich es sowieso) - und
>hätte mir unendlich viel Arbeit erspart!

Antwort von einem solchen "Schlaumier": da er seine Tierausbeutung u.a.öffentlich ("in Restaurants") praktiziert, und sein Gesicht nicht unbekannt ist, wäre es jedem Tierrechtler ein leichtes, ihn - etwas mit einem Video, das ihn beim verschlingen einer Käsepizza zeigt - zu entlarven (vgl. auch seine Ausführungen zu Wolf).

Daß er, der nicht einmal Vegetarier ist (außer nach seiner eigenen unsinnigen Definition) sich erdreitste, sich "95% vegan" zu nennen - nun, mich wundert nichts mehr.

Immerhin kann er ja dann das 100%vegan-T-shirt kaufen, das laut veganbasics ja für Leute wie ihn hervorragend geeignet ist ...

Achim

Müssen Tierausbeuter Tierrechtlern Vorschriften machen?

Autor: Iris
Datum:
Forum: Veganismusforum
Thema öffnen
Hinweis: Dieser Beitrag wurde am 06.06.02 (2:56 Uhr) vom Verfasser überarbeitet!

[Da die Textlänge im Forum begrenzt ist, ist der Terxt in vier Teile unterteilt - Iris]

Ich habe Kaplan seine letzte Mail an mich beantwortet, siehe www.maqi.de/txt/kaplanbriefe.html .
Zum größten Teil habe ich darin seinen Aufsatz "Müssen Tierrechtler Veganer sein?" kommentiert:

>Müssen Tierrechtler Veganer sein?

Die Frage kann höchstens andersherum gestellt werden. So jedenfalls ist sie total unsinnig, da Menschen, die nicht vegan leben, auch keine Tierrechtler sein können, weil sie die Rechte von Tieren mit Füßen treten.

Und das ist vielleicht sogar das gefährlichste an diesem ganzen Artikel: Beim Lesen wird davon ausgegangen, daß die im Titel gestellte Frage von einem Tierrechtler formuliert wurde, der sie nun sorgfältig von verschiedenen Seiten beleuchten wird, um dann, im Namen anderer Tierrechtler und natürlich der von Ausbeutung betroffenen nichtmenschlichen Tiere, eine vernünftige Antwort zu finden.

Aber diese Frage wird von einem Tierrechtsverletzer gestellt, der im folgenden versucht, Ausrede um Ausrede aneinanderzureihen, um seine durch Nichtveganismus begangenen Tierrechtsverletzungen als ethisch überaus akzeptabel und darüber hinaus als tolle Strategie, um die Tierrechte voranzubringen, zu präsentieren.

...

>Die Frage, ob Tierrechtler bzw. "echte" Tierrechtler nicht nur auf Fleisch,
>sondern auch auf Milch, Käse, Eier und alle anderen Produkte vom Tier
>verzichten müssen, gehört zu den meist diskutierten Themen im
>Rahmen der Tierrechtsbewegung. Für die einen ist die absolute
>Enthaltsamkeit von allem, was vom Tier
>stammt, ein moralisches Muß, für andere ergeben sich vielschichtige
>Abwägungs- und Differenzierungsprobleme.

Völlig wertfreie Darstellung: Veganer sind diejenigen, die kein Stück nachdenken, sie machen es sich lieber einfach: "[D]ie absolute Enthaltsamkeit von allem, was vom Tier stammt, [ist] ein moralisches Muß"! Vegetarier sind die Besonnenen, die eine "vernünftige" Lösung gefunden haben. Sie wägen ab und differenzieren, z.B. zählen für sie so wichtige Aspekte wie daß es keinen gescheiten veganen Käse gibt und vegane Gerichte u.U. keinen solchen Gaumenkitzel bereiten wie manche Tierausbeutungsprodukte (was ich stark bezweifle, auch wenn das, was die Tierrechte betrifft, völlig unerhebliche Gedanken sind, wenn auch für Kaplan wichtig genug, um als Grund zu zählen, nicht vegan zu leben).

>Über eines kann es aber keine Zweifel geben: Diese Veganismus-Debatte
>lähmt die Tierrechtsbewegung in
>zunehmendem Maße auf unverantwortbare Weise: sie bindet enorme Energien und
>verursacht endlose
>Diskussionen, Streitereien und Feindseligkeiten. Das beginnt mit
>langwierigen, mit geradezu

Das sehe ich genauso: Die ewige Veganismus-Debatte lähmt die Tierrechtsbewegung, hält sie ungemein auf, verhindert andere Tierrechtsarbeit von Tierrechtlern, die wieder und wieder Vegetariern erklären müssen, warum Veganismus für die Verwirklichung der Tierrechte erforderlich ist. Daran sind natürlich die Veganer schuld, nicht etwa diejenigen, die tagtäglich Tiere ausbeuten lassen, um Tiermilch, Tiermilchkäse, Vogeleier oder das Erbrochenen von Bienen zu konsumieren und schon deshalb gar kein Teil der Tierrechtsbewegung sind, da SIE diese lähmen und aufhalten, weil sie immer noch Tiere für ihre Zwecke benutzen, anstatt damit aufzuhören und darauf hinzuarbeiten, daß andere das auch nicht mehr tun.

...

>Für die Tierrechtsbewegung - und vor allem für die Tiere! - ist es von
>vitaler, ja existentieller Bedeutung, daß
>diese unerträgliche Situation so rasch wie möglich beendet wird, damit
>Kraft und Energie wieder in die
>praktische und politische Arbeit fließen anstatt in persönliche und interne
>Konflikte.

Tierrechtsverletzer (also auch Vegetarier) dazu zu bringen, keine Tiere mehr zu benutzen und zu ermorden, ist kein persönlicher Konflikt, es ist Tierrechtsarbeit.

Wenn Vegetarier (die sich dann auch noch als Tierrechtler bezeichnen!) endlich aufhören würden, die Zeit von Tierrechtlern damit in Anspruch zu nehmen, daß man versuchen muß, sie zum Veganismus zu bringen, würde "diese unerträgliche Situation" rasch beendet werden, es könnte wieder viel mehr anderweitige Tierrechtsarbeit geleistet werden.

...

>Trotz des beschriebenen unleugbaren engen Zusammenhangs zwischen der
>Milch-, Eier- und Lederindustrie
>einerseits und der Fleischindustrie andererseits ist es dennoch unsinnig,
>Vegetarier und Fleischesser "in
>einen Topf zu werfen" nach dem Motto: Wer Käse ißt, kann gleich auch
>Fleisch essen. Warum? Weil der
>Fleischesser - der ja immer auch ein Milch(produkte)-, Eier- und
>Lederkonsument ist - schlicht mehr Tiere
>auf dem Gewissen hat: Der Fleischesser fragt nicht nur, wie der Vegetarier,
>Milch-, Eier- und Lederprodukte
>nach und fördert damit direkt die Milch-, Eier- und Lederindustrie und
>indirekt die Fleischindustrie, sondern
>er forciert durch sein Fleischessen auch noch massiv und direkt die
>Fleischindustrie selber. Der
>Fleischesser richtet also schlicht einen viel größeren Schaden an - weil er
>insgesamt viel mehr tierliche
>Produkte nachfragt und damit einen viel größeren Beitrag zur
>Aufrechterhaltung der Tierausbeutung leistet.

Hier zeigt sich ganz deutlich, warum es auf dem langen Weg zu einer antispeziesistischen Gesellschaft keine Kompromisse auf Kosten der betroffenen Tiere geben darf: Mit plumpen Rechnungen wie der obigen, welcher Tierausbeuter nun mehr Tiere auf seinem Gewissen hat und "viel größeren Schaden" anrichtet, könnte auch das "gelegentliche Fleischessen" gerechtfertigt werden: Wer jeden Tag und zu jeder Mahlzeit Leichenteile verschlingt, richtet schließlich "viel größeren Schaden" an als jemand, der dies "nur" einmal wöchentlich tut. Dagegen hätte Kaplan aber sicher massiv etwas einzuwenden. Seine Dieser-Tierausbeuter-bringt-aber-viel-mehr-Tiere-um-als-ich-"Argumentation" gilt nur zur Rechtfertigung von Vegetarismus. Warum? Weil Leichenfressen "schlimmer" ist als Tierausbeutung in Form von Vegetarismus. Tolle Argumentation: Der Serienkiller (von Menschen) bringt viel mehr Menschen um als der Mörder von nur einem Menschen usw.

>Ein weiterer Unterschied im Zusammenhang mit Vegetarismus und Veganismus,
>der sofort ins Auge
>springt, ist: Angesichts des aktuellen faktischen Lebensmittelangebotes
>(insbesondere auch in der
>Gastronomie) ist es sehr viel leichter, sich vegetarisch zu ernähren, als
>es ist, vegan zu leben. Das mag zwar
>"prinzipiell" bzw. "individual-ethisch" gesehen nebensächlich erscheinen
>(denn noch einfacher wäre es,
>gleich "alles", also auch Fleisch zu essen), ist aber praktisch, real und
>"global-ethisch" betrachtet durchaus
>bedeutsam: Wer das Leiden der Tiere lindern will, darf vor den faktischen
>Lebensbedingungen der
>Menschen, die es zu beeinflussen gilt, nicht die Augen verschließen!

>Gäbe es mehr vegane Lebensmittel, gäbe es auch mehr Veganer. Es ist in
>hohem Maße eine rein
>praktische Frage, ob jemand, der mit dem Veganismus sympathisiert,
>tatsächlich auch Veganer wird.

Das Gegenteil beweisen die vielen Menschen, die vegan leben. Oder handelt es sich bei all diesen Leuten zufälligerweise um solche, die unter für eine vegane Lebensweise besonders günstigen Bedingungen leben? Sicher nicht!

>Und dabei geht es nicht nur um die Vielfalt der angebotenen veganen
>Produkte, sondern sehr wohl auch um
>deren Geschmack. Nicht wenige vegane Lebensmittel sind schlicht
>ungenießbar. Außerdem sind die Preise
>zum Teil horrend. Das hängt natürlich mit den geringen Produktionsmengen
>zusammen, darf aber bei einer
>seriösen und realistischen Gesamtbetrachtung nicht außerachtgelassen
>werden.

Ich denke, daß eine "normale" vegane Ernährung auf Grundnahrungsmitteln wie Obst, Gemüse, Getreide, Hülsenfrüchten, Nüssen, ... basiert und ergänzt werden kann (aber nicht muß!) durch "Spezialprodukte" wie Tofu, Seitan, Sojawürstchen, ..., die sicher nicht teurer sind als z.B. Tiermilchkäse. Was daran so ungenießbar sein soll, ist mir schleierhaft, doch selbst wenn vegane Ernährung unheimlich fade wäre - was wäre das für ein Problem oder für eine Einschränkung im Vergleich zu dem, was die für nichtvegane Produkte ausgebeuteten Tiere erdulden müssen??? Es wäre ein Witz dagegen!

>Hinzu kommt eine geradezu unglaubliche Unfähigkeit und Einfallslosigkeit
>der professionellen
>Lebensmittelhersteller, der Fooddesigner, wie es in diesem Zusammenhang so
>unpassend heißt: Es müßte
>doch möglich sein, ein paar Käsesorten auf veganer Basis "nachzubauen"! Was
>es bis jetzt an "veganem Käse" gibt, ist schauerlich.

Und weiter?

Ist die Tatsache, daß veganer Käse zum Kotzen schmeckt, etwa eine Rechtfertigung dafür, Kühe als Milchproduktionsmaschinen zu gebrauchen? Wenn nicht, warum wird hier dann über schauderlichen veganen Käse gesprochen? Es soll eine Rechtfertigung sein! Es soll ein Grund sein, nicht vegan leben zu können! Und die Schuld dafür tragen die unfähigen Fooddesigner, nicht diejenigen, die dieses Tierleidprodukt konsumieren WOLLEN, weil es angeblich (noch?) keine "Alternative" dazu gibt.

Was wird das hier? Hier geht es um persönlichen Genuß, um Gaumenkitzel! Veganer Käse mag schauderlich im Geschmack sein, wirklich schauderlich ist aber das hier von Kaplan Geschriebene und die Konsequenzen daraus, die alleine die nichtmenschlichen Tiere ausbaden müssen.

>Bei der Veganisierung der Gesellschaft haben wir es praktisch und
>realistisch betrachtet, letztlich viel mehr
>mit einem lebensmitteltechnischen als mit einem ethischen Problem zu tun:
>Gäbe es ein attraktives und
>überall verfügbares Angebot an veganen Produkten könnten wir uns einen
>Großteil der ethischen und
>sonstigen Argumente sparen.

Also Werbung für eine attraktive und leicht praktikable Lebensweise - weg mit den ethischen/für die Rechte der Tiere sprechenden Argumenten!? Ist das Aufgabe der Tierrechtsbewegung?

>Ein Unterschied zwischen dem Konsum von Fleisch einerseits und dem Konsum
>von Milch(produkten) und
>Eiern andererseits, der leicht übersehen wird (und der angesichts der
>aktuellen faktischen Zusammenhänge
>momentan ethisch auch tatsächlich vernachlässigbar ist), ist: Milch und
>Eier könnte man grundsätzlich in
>einer Tierrechts-konformen Weise produzieren, Fleisch nicht (außer man
>nutzte nur das Fleisch natürlich
>verstorbener Tiere). Ein Paradies, in dem wir Milch trinken, ist denkbar,
>ein Paradies, in dem wir Fleisch
>essen, nicht.

Und hiermit entlarvt sich der sog. Tierrechtler Kaplan endgültig: Es werden Überlegungen darüber angestellt, wie man Milch und Eier "in einer Tierrechts-konformen Weise produzieren" könnte. Eine Überlegung, die Speziesisten ständig anstellen, wenn es darum geht, daß ihnen der "Genuß" von Tiermilch und Eiern genommen werden könnte: "Geht es nicht irgendwie anders? Gibt es keinen Ausweg?"

In seinem Buch "Leichenschmaus" arbeitet Kaplan die Unterschiede zwischen Tierschützern und Tierrechtlern heraus (S. 128 f):

>>>
Hier möchte ich an die erwähnten Ausführungen von Regan und Francione anknüpfen bzw. deren Charakterisierungen der Ziele der Tierrechtsbewegung und der Tierschutzbewegung referieren, da ich diese für sehr prägnant und zutreffend halte.

Tierrechtsbewegung: Grundlage der Tierrechtsbewegung ist die Überzeugung, daß individuelle Rechte, also die Rechte von Individuen, unverletzlich sind: So wie Schwarze nicht für Weiße und Frauen nicht für Männer da sind, so sind auch Tiere nicht für den Menschen da. Deshalb fordert die Tierrechtsbewegung das bedingungslose Ende der Ausbeutung von Tieren für menschliche Zwecke, die totale Befreiung der Tiere aus der menschlichen Tyrannei.

Tierschutzbewegung: Die traditionelle Tierschutzbewegung bekennt sich hingegen zur prinzipiellen moralischen Zulässigkeit der Nutzung von Tieren für menschliche Zwecke. Sie fordert aber, daß hierbei das Leiden der Tiere auf das unerläßliche Maß reduziert wird. Während es der Tierrechtsbewegung um die Abschaffung der gegenwärtigen Praktiken unseres Umgangs mit den Tieren geht, verfolgt die Tierschutzbewegung eine Reform dieser Praktiken.
<<<

Kaplan, der sich dabei aber noch ernsthaft Tierrechtler nennt und Tiermilch und Eier "tierrechts-konform" produzieren möchte, findet offenbar schon, daß nichtmenschliche Tiere für den Menschen da sind, schließlich könnten sie in einem "Paradies" in seiner Vorstellung von Menschen benutzt werden. Jemand, der sich überlegt, ob nicht doch in einer "Tierrechts-konformen Weise" die Muttermilch anderer Tiere und die Fortpflanzungsprodukte von Vögeln für den menschlichen Konsum produziert werden könnten, ist kein Tierrechtler, sondern Speziesist! Abgesehen davon wäre das natürlich ganz und gar unmöglich, kein "Paradies" wäre unter diesen Umständen vorstellbar: Wenn Hühner nicht qualgezüchtet würden, würden sie wie alle anderen Vögel nur einmal im Jahr ein Nest Eier legen, um sich fortzupflanzen. Wenn Kühe nicht geschwängert würden, würden sie keine Muttermilch bilden, und wenn sie nicht qualgezüchtet wären, würden sie gerade mal soviel Milch produzieren, wie ihr Kind trinkt. Kaplan behauptet also absoluten Unsinn!

Und wenn er sich eine Welt, in der qualgezüchtete Hühner und Kälber leben, damit Menschen Eier und Tiermilch benutzen konnen, paradiesisch vorstellt, dann handelt es sich um ein Paradies für Speziesisten, nicht aber für nichtmenschliche Tiere.

>Selbstverständlich gilt auch hier, was Peter Singer immer wieder betont:
>Entscheidend ist nicht die Frage:
>wie könnten Tiere behandelt werden, sondern die Frage: wie werden Tiere
>behandelt. Dennoch sollte dieser
>Unterschied zwischen Fleischessen und dem Konsum anderer tierlicher
>Produkte im Hinblick auf
>elementare Wertigkeit und prinzipielle Möglichkeit nicht unerwähnt bleiben.

Und welche WIRKLICHEN Unterschiede "zwischen Fleischessen und dem Konsum anderer tierlicher Produkte" gibt es?

(Fortsetzung folgt)

Re: beleg?

Autor: Achim Stößer
Datum:
Forum: antiSpe Fragen und Antworten
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>ist ja ok wenn sie andere menschen nicht moegen aber zumindest mit fakten

was ist das wieder für eine alberne Unterstellung? Was ich "nicht mag", ist, wenn Tierrechten und Veganismus geschadet wird. Und was ich auch "nicht mag", sind Lügen. Wie kommt es eigentlich, daß, wann immer ich kritikwürdiges (wie z.B. offensichtliche Lügen, ob nun bei veganbasics oder bei Radix oder sonstwo) kritisiere, irgendwelche Hanseln "persönliche Abneigungen" oder ähnliches meinen unterstellen zu müssen?

>bitte ich vorsichtig umzugehen, denn sie haben auch einfluss auf die
>glaubwuerdigkeit ihrer veganen argumente. wo gibt es denn die befreiung der
>tiere? bei der genannten antiquariats-seite stm-books ist davon nichts zu >finden.

Nun, offenbar haben sowohl Dirk Micheel - http://www.megaforum-3.de/cgi-bin/mf_beitrag03.cgi?f=11662&h=11662&b=553900 - als auch ich das Buch vor ein paar Tagen noch dort gesehen.

Also haben, nachdem es on obigem Artikel erwähnt wurde, zahlreiche Leute, das Buch dort bestellt (eher unwahrscheinlich) - oder vielleicht hat ja auch jemand den Restbestand aufgekauft, nachdem offenbar wurde, daß es das Buch dort billiger gibt und damit die großspurige veganbasics-Ankündigung die Unwahrheit war (um es zum doppelten Preis weiterzuverhökern? - neeeeein, wer würde soetwas tun ...).

Daher möchte ich darum bitten, in Zukunft solche Unterstellungen zu lassen.

Achim

PS: Da natürlich weder ich noch Dirk Micheel glaubwürdig sind:
>>>
ich persönlich fand das buch 'animal liberation. die befreiung der tiere' von peter singer am überzeugendsten. das buch ist im moment vergriffen (außer du liest es im engl. original), aber noch als restexemplare bei stm-books.com oder bei veganbasics.de erhältlich.
<<< elisabeth in http://vegan.de/foren/read.php4?f=150&i=4676&t=4544 (wobei sich dort aber niemand um die Werbelügen von veganbasics schert).

stm-books.de

Autor: Dirk Micheel
Datum:
Forum: Komplementärforum
Thema öffnen
>... (die z.B. "als einzige" und "sehr billig" Peter Singers "Befreiung der Tiere" führen (laut Matthias Boller). In Wahrheit gibt es das Buch auch bei sm-books - allerdings kostet es da nur halb so viel.

Ja, sehr interessant zu sehen, daß Boller vom Begriff "exklusiv" eine ähnliche Interpretation hat wie von "vegan".
Der Versand heißt übrigens "stm-books" (Science, Technology, Medicine), gehört nicht zur SM-Szene. ;-)
http://www.stm-books.de/

Ich kann bestätigen, daß sie das Buch von Singer (auch die Neufassung) schon sehr lange dort anbieten; jetzt sogar extra günstig, wogegen selbst die Rabatt-Preise bei veganbasics alt aussehen.
Apropos, das mit dem Z-Shop ist ja hochinteressant; das wirft natürlich einen ganz anderen Blick auf die letzte Mail, die mir Boller geschrieben hat ...

Grüße,Dirk

Peter Singer und Hühner

Autor: Dirk Micheel
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
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>... If,
>though, the question is whether the World Trade Center attack was
>worse for its thousands of human victims than the sum total of misery
>and terror was for millions of chicken victims that day, I see only
>one nonspeciesist answer to the question.

Erstaunlicherweise schrieb Peter Singer schon in "Animal Liberation" (mir liegt die deutsche Neufassung vor):
"In Übereinstimmung mit den dort genannten Gründen habe ich alles in allem keine Einwände gegen die Freilandhaltung von Hühnern zur Eierproduktion."
(Kapitel 4, S. 284, 1. Absatz)

Und das wohlgemerkt in dem "Manifest der Tierbefreiungsbewegung"! Das erste Kapitel, Alle Tiere sind gleich, ist durchweg (nach meiner Erinnerung, das obige Zitat aus einem späteren Teil des Buches hätte ich naiverweise nicht erwartet) akzeptabel und sehr empfehlenswert.

Über die Realität kann man sich jedenfalls hier informieren:
http://www.maqi.de/txt/freilandmythos.html

Grüße,Dirk

Peter Singers Speziesismus

Autor: Achim Stößer
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
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An Open Letter to Vegan Voice

26 December 2001

Dear Editor:

While gratefully acknowledging philosopher Peter Singer's
contribution to the modern animal advocacy movement, which he as much
as anyone may reasonably be said to have launched, I find certain
aspects of his thought disturbing. Within the past few months I have
twice encountered Singer using chickens as an example of "lesser
beings." The fact that chickens are disparaged in Singer's recent
comments rather than in something he wrote or said years ago
increases my concern. The fact that Singer has the world's ear to an
extent seldom granted to a philosopher makes it all the more
disturbing that he would reinforce, directly or indirectly, the
ignorant denigration of chickens that makes it easy for people to
dismiss them as inferior creatures, the "least equal" among
acknowledged sentients.

In 2000, the total number of chickens killed in food production
worldwide, including hens used for egg production and then
slaughtered, exceeded 40,000 million, an increase of approximately
1,300 million chickens per year through the 1990s. Based on the
evidence, it can reasonably be said that the chicken is a doomed
species whose doom consists not of extinction but of something worse:
an ever-expanding increase in the number of individuals living in
hell or its moral equivalent. Among land animals, chickens constitute
the largest, most expanding universe of pain and suffering on the
planet. To add an ounce of insult to these birds instead of using
precious opportunities to bolster their image in the public mind is
terrible. There is enough scientific and anecdotal documentation for
anyone wishing to be just and helpful to chickens to do so without
making false or sentimentalized claims about them.

In "An Interview" in his book Writings on an Ethical Life (2000), on
page 323, Singer defines a "person" as a "being who is capable of
anticipating the future, of having wants and desires for the future."
He cites the chicken as a type of creature who "perhaps" has "no
sense of existing over time," hence a creature who "perhaps" cannot
lay claim to the privilege of "personhood." "Perhaps" scarcely
qualifies this negative attribution or mitigates its impact: it's the
kind of cover your butt word that scientists and philosophers
routinely use. The fact that every morning the chickens at our
sanctuary yell and otherwise beg and demand to be let out of their
enclosures into the yard shows that they "anticipate the future"
satisfactions that await them in the yard-satisfactions they remember
having enjoyed there and fervently desire to enjoy again. I cite this
as one of many examples of chickens' memory-and-anticipation
cognitive behavior.1

In a review of Joan Dunayer's book Animal Equality: Language and
Liberty (2001), in the December - February 2002 issue of Vegan Voice,
Singer contests Dunayer's recommendation that we should use "equally
strong words for human and nonhuman suffering or death." He writes:
"Reading this suggestion just a few days after the killing of several
thousand people at the World Trade Center, I have to demur. It is not
speciesist to think that this event was a greater tragedy than the
killing of several million chickens, which no doubt also occurred on
September 11, as it occurs on every working day in the United States.
There are reasons for thinking that the deaths of beings with family
ties as close as those between the people killed at the World Trade
Center and their loved ones are more tragic than the deaths of beings
without those ties; and there is more that could be said about the
kind of loss that death is to beings who have a high degree of
self-awareness, and a vivid sense of their own existence over time."

We can argue till doomsday over what elements must be present in
order to characterize a horrible experience as a "greater" or
"lesser" tragedy for those involved. However, I would like to offer
the following considerations in response to Singer's assessment
above. To begin with, there is an implication in his comparison that
a sudden, acute agony or attack is somehow worse than a chronic
everyday one such as chicken slaughter is acknowledged to be. Even
for animal advocates, words like "slaughter," "cages," "debeaking,"
"forced molting," and "ammonia burn" lose their edge, causing us to
forget that what has become routine and blunted in our minds is brand
new for each individual who is forced to endure what these words
signify. Moreover, what do we really know about the kinds of ties
chickens living together in the chicken houses might or might not
have formed among or between themselves in the course of six weeks or
a year or two? Perhaps we should give them the benefit of the doubt
rather than the other way around. We've certainly broken their ties
with their own mothers and the natural world. We do not know how
these birds feel in being ripped apart from one another in the
process of being violently grabbed while asleep in the middle of the
night by men who are cursing and yelling at them while pitching and
stuffing them into the crates in which they will travel to the next
wave of human terror attacks on them at the slaughterhouse. For 35
million chickens in the United States alone, every single night is a
terrorist attack, if the victim's experience counts and human agency
is acknowledged. That is what "chicken catching" amounts to in
essence. And it isn't just something that is "happening" to these
birds but a deliberate act of human violence perpetrated against
innocent (they have done us no harm), defenseless, sentient
individuals.

While I would not dream of using arguments to diminish the horror of
the September 11 attack for thousands of people, I would also suggest
that the people who died in the attack did not suffer more terrible
deaths than animals in slaughterhouses suffer every day. Moreover,
the survivors of the September 11 attack and their loved ones have an
array of consolations-patriotism, the satisfaction of U.S.
retaliation, religious faith, TV ads calling them heroes, etc--that
the chickens, whose lives are continuously painful and miserable,
including being condemned to live in human-imposed circumstances that
are inimical and alien to them as chickens, do not have available.
They suffer raw, without the palliatives. Doubtless the majority, if
not every single one, of the people who suffered and/or died as a
result of the September 11 attack ate, and if they are now alive
continue to eat, chickens. It is possible to argue, using (Peter
Singer's) utilitarian calculations, that the deaths of thousands of
people whose trivial consumer satisfactions included the imposition
of fundamental misery and death on hundreds of thousands of chickens
reduced the amount of pain and suffering in the world.

In conclusion, I think it is speciesist to think that the September
11 attack on the World Trade Center was a greater tragedy than what
millions of chickens endured that day and what they endure every day
because they cannot defend themselves against the concerted human
appetites arrayed against them. Perhaps the word "tragedy" should not
be used anyway in this context unless in the more precise sense of a
fundamentally terrible thing happening to a human being who
consciously or subconsciously brought the terrible thing upon him or
herself, lived through it, and gained insight and wisdom as a result.
In this classical sense of tragic drama, it remains to be seen
whether America is a "tragic hero" or even a "tragic" victim. If,
though, the question is whether the World Trade Center attack was
worse for its thousands of human victims than the sum total of misery
and terror was for millions of chicken victims that day, I see only
one nonspeciesist answer to the question.

Sincerely,
Karen Davis, PhD
President
United Poultry Concerns
26 December 2001
Karen@UPC-online.org

Peter Singer über Henry Spira -Rezension von Animal Right

Autor: Detlef
Datum:
Forum: Komplementärforum
Thema öffnen
aus: animal-rights.de

Peter Singer
Henry Spira und die Tierrechtsbewegung

Peter Singer erzählt die inspirierende Geschichte eines Menschen, dessen kreatives und umsichtiges Handeln die amerikanische Tierrechtsbewegung im 20. Jahrhundert prägte.
Inhalt
Henry Spira, 1927 als Sohn jüdischer Eltern in Belgien geboren, verließ bereits als Teenager sein Zuhause und arbeitete auf Handelsschiffen. Seine Kindheit war geprägt von familären Konflikten und schwierigen sozialen Verhältnissen.

Schon frühzeitig interessierte sich Spira für Politik. Er wurde Mitglied in der Gewerkschaft der Seeleute und kämpfte mit Reformern gegen korrupte Funktionäre. Neben literarischen Werken beeinflussten ihn vor allem die Enthüllungen über den Genozid der Nationalsozialisten. Es beunruhigte ihn, dass solche Verbrechen geschehen konnten, weil viele Menschen nichts dagegen unternommen hatten.

So formte sich nach und nach Spiras ethische und politische Einstellung und seine Überzeugung, selbst aktiv zu werden, »um die Welt für andere zu einem besseren Ort zu machen.«
Neben den Tätigkeiten in der Gewerkschaft engagierte er sich in den Vereinigten Staaten für die Bürgerrechtsbewegung der Afroamerikaner. Zudem trat er für eine faire Behandlung des frühen sozialistischen Kubas ein. Dies alles bescherte ihm eine dicke FBI-Akte, aber Gesetzesverstöße wurden ihm nie nachgewiesen.

Mitte der sechziger Jahre wurde Spira Lehrer in New York. Er arbeitete weiterhin für Gewerkschaften, doch einige Jahre später weckte eine andere ausgebeutete Gruppe sein Interesse: die nichtmenschlichen Lebewesen.

Peter Singer schrieb 1973 seinen ersten Artikel über Tierbefreiung in der »New York Review of Books« und hielt ein Jahr später einen Abendkurs über die »Befreiung der Tiere«. Spira war beeindruckt von Singers Argumentation und in ihm reifte der Entschluss, sich praktisch für die Belange der Tiere einzusetzen

Dass die traditionelle Anti-Vivisektion-Bewegung trotz jahrzehntelanger Proteste noch keinen Erfolg erringen konnte, konnte Spira nicht entmutigen. Er hatte sich durch die jahrelangen Aktivitäten in der Menschenrechtsbewegung die notwendigen Kenntnisse für die Durchführung einer Kampagne erworben und wusste: »Strategie« und »Angriffsziel« waren die entscheidenden Faktoren.

Die Erfolge ließen nicht lange auf sich warten. 1977 gelang die Abschaffung der Experimente an Katzen am Naturgeschichtlichen Museum in New York. Auf diesem Sieg aufbauend brachte er die Konzerne Revlon und Avon dazu, ernsthaft nach Alternativen für den Draize-Test (ein Kosmetiktest an den Augen nicht narkotisierter, fixierter Kaninchen) zu forschen und so konnte letztlich vielen tausend Tieren dieses Schicksal erspart werden. Weitere große Fortschritte ließen sich beim Kampf gegen den LD50-Test erzielen.
Natürlich waren an diesen Aktionen auch noch viele andere Menschen beteiligt (die Koalition der Revlon-Kampagne umfasste über 400 Organisationen mit Millionen von Mitgliedern), doch die wichtigen strategischen Entscheidungen traf Spira selbst.

Nachdem im Bereich der Tierversuche einige wichtige Verbesserungen gelungen waren, richtete Spira sein Auge zunehmend auf die Zustände in der industriellen Tierhaltung. Er bereitete Kampagnen gegen den Hühnerbaron Frank Perdue vor und kämpfte erfolgreich gegen verschiedene staatliche Richtlinien (z. B. Brandzeichen im Gesicht von Rindern) Auch die »Fast-Food«-Kette mit dem »Big Mac« musste sich mit Spira auseinandersetzen. Seine Kreativität blieb auch in dieser Zeit ungebrochen. Große Aufmerksamkeit erweckte beispielsweise eine Zeitungsanzeige gegen Perdue mit dem Slogan »Ein Huhn ohne Risiko gibt es nicht«, auf dem ein in ein Kondom gepackter Hühnerleichnam abgebildet war.

Erst durch eine schwere Krebserkrankung im Jahre 1996 wurde Spira gezwungen, seine Aktivitäten einzuschränken. Auf die Frage eines Reporters, was einmal auf seinem Grabstein stehen sollte, antwortete er augenzwinkernd: »Er hat den Kieselstein ein Stückchen weitergerollt.«

Henry Spira starb 1998, kurz nachdem die Originalausgabe des Buches erschienen war.

Peter Singer schreibt über Spiras Lebensgeschichte:
»Henrys Arbeit kann uns lehren, wie wir aus unseren ethischen Auffassungen mehr machen können als Worte - wie wir sie in die Tat umsetzen können, so daß sie die Welt verändern. Es dürfte schwierig sein, sich etwas Wichtigeres vorzustellen.«






Kritik



Mit diesem Buch ist es Peter Singer gelungen, eine gewiss in dieser Form einmalige Geschichte festzuhalten. Die Biographie von Henry Spira liest sich stellenweise wie ein aufregender Roman. Sein Lebensweg war so eng mit vielen wichtigen Momenten der amerikanischen Geschichte verknüpft, dass man sich teilweise ein bisschen an »Forrest Gump« erinnert fühlt.

Doch Spiras Leben war kein guter Kinofilm, es war real. Das zeigen nicht nur die beeindruckenden Fotos seines Lebens und seiner Aktionen im Mittelteil des Buches, sondern vor allem seine Erfolge, die ja immer noch tagtäglich vielen Tieren Schmerzen und Leiden erspart.
Das Buch zeichnet sich auch dadurch aus, dass viele prinzipielle Fragen zur Tierrechtsbewegung (wie z. B. zur Gewaltanwendung) sorgfältig behandelt werden, die Erzählung aber trotzdem immer erfrischend bleibt und bisweilen auch komische Momente enthält. Die Beschreibung der Szene, in der ein passendes Kondom für den Perdue-Vogel gesucht wird, ist hierfür ein schönes Beispiel.

Welche Erkenntnisse kann die deutsche Tierrechtsbewegung aus diesem Buch gewinnen? Ich denke, zwei wichtige Aspekte sollten hier hervorgehoben werden:

Zum einen haben wir es hier mit einem wertvollen Lehrbuch zu tun, welches Einblick in die Strategien, Erfolge und Probleme der Tierrechtsbewegung bietet. Es ist immer wieder verblüffend, mit welchem Geschick und Ideenreichtum Spira vorging und wie er eine Kampagne immer mit einem realistischen Ziel verband.
Wie zu lesen ist, machte sich Spira mit dieser Strategie nicht nur Freunde. Viele Aktivisten sahen hier einen Verrat an der Tierrechtsidee, welche nicht Reform, sondern die Abschaffung jeglicher Tierausbeutung verlangte. Doch die Erfahrungen aus der Menschenrechtsbewegung sagten ihm, dass Wandel nur schrittweise möglich ist und es ohne Reform auch keine Abschaffung gibt.

Spira ging es nicht um seine moralische Reinheit, sondern um reale Veränderungen. Seine nicht bestreitbaren Erfolge sollten die Seite derer, welchen es nicht immer um alles (und damit letztlich um nichts) geht, Auftrieb verleihen.

Der andere Aspekt könnte sich für die deutsche Tierrechtsbewegung als noch bedeutender erweisen. Eine wichtige Grundüberzeugung Spiras lautete: Teile die Welt nicht in Heilige und Sünder ein. Gemäß diesem Grundsatz hatte er auch keine »Berührungsängste«, mit Vertretern von Kosmetik- oder Fast-Food-Firmen zu sprechen. Dies mag zwar auch taktisch durchaus klug gewesen sein, in erster Linie aber kam hier Spiras Lebensphilosophie zum Ausdruck: »Menschen können sich ändern. Ich habe früher Tiere gegessen und mich dabei nie als Kannibale gefühlt.«

Wie weit sich manche Teile der deutschen Tierrechtsbewegung in diesem Punkt von Spira unterscheiden, zeigt sich leider oft schon im Umgang »untereinander«, wenn die Aufteilung »Heilige und Sünder« schon bei der Beurteilung des Mitmenschen nach seiner »veganen Weste« beginnt.

Wie absurd dies ist, kann man sich an folgender Analogie verdeutlichen:
Eine Frau setzt sich stark für Menschen in der sog. »Dritten Welt« ein. Sie konzentriert sich vor allem auf die Schaffung von Arbeitsprojekten, deren Produkte erfolgreich in »Dritte-Welt-Läden« verkauft werden.
Ein paar Leute, die sich auch in diesem Bereich engagieren, trafen sich mit dieser Frau in einem Restaurant. Als die Leute ankamen, stellten sie entsetzt fest, dass sich die Frau einen Kaffee bestellt hatte. Der Gruppe war sofort klar, dass dies mit Sicherheit ein »Ausbeuter-Kaffee« war und konnten unter diesen Umständen nicht mit dieser Frau zusammenarbeiten.

Dies ist natürlich eine Geschichte, die in der Wirklichkeit nicht vorkommt, eine ähnliche Variante übersetzt in die Tierrechtsbewegung wäre aber völlig normal. Das Beispiel ließe sich wohl eher noch verschärfen.

Um kein Missverständnis aufkommen zu lassen: Natürlich ist es wichtig, so gut es geht die Nachfrage nach tierlichen »Produkten« zu vermindern und die Alternativen zu fördern, aber man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass dieses gesellschaftliche Ziel etwas aus den Augen geraten ist und es nur noch um persönliche Reinheit geht. Veganismus wird so zur Glaubensfrage und zur Ersatzreligion.

Zwei fatale Auswirkungen bringt dieser dogmatische Veganismus zwangsläufig mit sich:
Zum einen werden Mitmenschen nur noch über bestimmte Eigenschaften und »Leistungen« definiert und damit auf einen Teil ihrer Persönlichkeit reduziert.
Zum anderen schaufelt sich die Tierrechtsbewegung ihr eigenes Grab, da sie auf diese Weise niemals ihrem eigenen Anspruch gerecht werden kann und somit notorisch angreifbar und widersprüchlich bleibt. Auch wenn die »Inhalts-Stoffe«-Grenze eine augenscheinliche ist, so ist sie letztlich dennoch dem Vorwurf der Willkür ausgesetzt. Weshalb gerade hier die »entscheidende« Grenze ziehen, weshalb genau hier stehenbleiben?

Würde die Tierrechtsbewegung sich offener mit dem Gedanken auseinandersetzen, dass es um das Wesentliche geht (und es letztlich auf der praktischen Ebene auch nur um das Wesentliche gehen kann), ließen sich auch Angriffe auf die vermeintlichen Inkonsequenzen des Veganismus auf einer ganz anderen Ebene beantworten.

Eine phantasievolle, undogmatische, fair miteinander kommunizierende und zugleich selbstkritische Tierrechtsbewegung könnte die Tierrechtsidee in Deutschland neu beleben, um die es auf der theoretischen und praktischen Ebene eher ruhig geworden ist.

Ein über zwanzig Jahre altes Foto, auf dem, neben Spira selbst, die Philosophen Singer, Regan, Rachels und Clark zu sehen sind, verbildlicht diese Einigkeit und Aufbruchstimmung, in der die Grundidee, trotz verschiedener Ansichten zu einzelnen Dingen, allen gemeinsam ist.

Fazit

Zweifellos ist »Henry Spira und die Tierrechtsbewegung« das richtige Buch zur richtigen Zeit. Nun liegt es an jeder und jedem einzelnen von uns, was mit Spiras Kieselstein passieren wird. --

Thorsten Ullrich

Peter Singer
Henry Spira und die Tierrechtsbewegung
Broschiert - 294 Seiten
Harald Fischer Verlag, Erlangen, 2001
Preis: 36,- Mark
ISBN 3-89131-404-3

***************************************************************************

Mit Gruß von der AJS-EfJ: Detlef

Das Anti-Jagdforum:
http://www.Anti-Jagdforum.de.vu

Gary L. Francione zum Thema

Autor: Achim Stößer
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
Thema öffnen
Hier ein paar Auszüge aus einem Text, die sehr gut passen (an einigen Stellen mußten sie zwar passend zurechtgeschnitten werden, da z.B. andere Spezies als Beispiel verwendet wurden, aber ich denke der Tenor wird deutlich).

Achim

"...[E]ven if the elimination of the battery cage and the substitution of the small hen house constitute a prohibition of an activity (i.e., the use of the battery cage), that proposal implicates the problem that the change nevertheless continues to sanction the exploitation of the hens, albeit in
a different form."

"The fifth criterion holds that it is inconsistent with rights theory to treat some animals exclusively as means to the ends of others, or as property, in order to secure some benefit that it is hoped will eventually secure a higher moral status for other animals. This is a serious problem for the new welfarist who purports to endorse the long-term goal of animal
rights by using short-term welfarist reforms as a means to the end of abolition of institutionalized exploitation."

"The traditional welfarist would undoubtedly support this measure because it
will, in the welfarist's view, reduce animal suffering. The new welfarist,
who seeks as a long-term goal the abolition of animal exploitation, will
also undoubtedly support this, not only because it will supposedly reduce
suffering, but because it is a "stepping stone" or "springboard" into
abolition at some future time. The new welfarist and the traditional
welfarist have the same view -- that the measure will reduce suffering --
but the new welfarist, unlike the traditional welfarist, believes that
because the measure will reduce suffering, it will act as an incremental
measure on the road to the long-term goal.

The animal rights advocate first dismisses the view that avoiding pain and
suffering are the only interests that animals (human or nonhuman) have. If
pain and suffering were the only relevant moral interests, then what would
prevent us from using small numbers of "undesirable" humans to eradicate
large amounts of human pain and suffering? Obviously, although we all have
strong interests in avoiding pain and suffering, we do limit the ways in
which pain and suffering can be alleviated so as to respect other
interests -- such as the rights of humans (and nonhumans) -- as well.
Second, the rights advocate dismisses the new welfarist view, also
articulated by Singer, that a measure that reduces pain and suffering will
lead to incremental achievement of the long-term goal of equal consideration
for equal interests (Singer) or the abolition of all institutionalized
exploitation (Regan) simply because it supposedly reduces pain and
suffering. The rights advocate knows that some measures that supposedly
reduce pain and suffering will do nothing more than assure that animals
receive protection that is consistent with their status as property, and
that facilitates their use as particular types of property."

"The problem with the proposal is that it is, on its face, not only
consistent with the status of animals as property that, as a general matter,
lacks inherent value, but does so in a way that explicitly trades away the
basic right of the hens not to be property in favor of a recognition of
moral status that falls short of recognition of the basic right, or the
complete protection of some interest that the animal has [...]"

"In any event, any substitution of exploitation raises serious questions for
the rights advocate. If the incremental eradication of the property status
of animals is going to be consistent with rights theory, it is important
that proposed measures not substitute one form of exploitation for another,
supposedly more "humane" form of exploitation. Oftentimes, the alternative
form of exploitation will provide in general terms for "humane" treatment,
which then feeds the whole matter right back through the mechanisms of legal
welfarism which, as argued before, are structurally defective and
systematically devalue animal interests. But even if the substitute form of
exploitation is more definite [...] and even if the proposal recognizes that the animals have some
inherent value that justifies the recognition of a non-institutional,
non-tradable interest, that recognition comes at the expense of endorsing
another form of exploitation that rests on the legitimacy of the status of
animals as property. This sacrifices the moral right of the animal not to be
property for a proto-right that is designed to effect the incremental
eradication of property status. The substitution of exploitation raises
issues of moral conflict with rights theory, and incoherence in light of the
fundamental assumptions of that theory.

This discussion does serve, however, to demonstrate that as a practical
matter, certain campaigns will be difficult for animal rights advocates to
pursue if they agree with this fifth criterion. It seems that the rights
advocate really has no choice but to condemn any form of substitute
exploitation, unless that alternative arrangement completely eradicates an
activity constitutive of animal exploitation through the full recognition of
relevant animal interests. The animal advocate must not herself suggest an
alternative, and must not agree to any alternative offered by the
exploiter.

To do either would involve the rights advocate sacrificing the basic right
of animals not to be property in order to secure a less-than-basic
proto-right that, while it does recognize and respect that animals have
person-like interests that transcend their status as property, is achieved
at the cost of reinforcing the notion that a "better" system of animal
slavery is acceptable. These considerations would militate in favor of
conducting the sort of campaign that may not succeed (at least initially),
but that will have a potentially powerful effect on educating members of the
public about animal exploitation. And in many respects, such education,
whether sought directly in the classroom or as part of a militant campaign
such as one that supports a law to demand the end of the egg battery and
that urges no substitute form of exploitation (rather than a reactionary and
conservative welfarist campaign to make the matters more "humane" for the
hens) is probably the best thing that the animal rights advocate can do at
this stage of history in any event."

(excerpt from 48 Rutgers Law Review 397, 448-468, ANIMAL RIGHTS AND ANIMAL WELFARE Copyright 1995 by Gary L. Francione. Portions of this article are taken from the book Rain Without Thunder).

Eigenartige Handlungen von PETA - Ullmanns Unantworten

Autor: Achim Stößer
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
Thema öffnen

Frank Höneck hier in einer seiner Peta-Apologien:
"Mache bitte auch du nicht denselben Fehler wie ich und verurteile Menschen nicht bevor du ihre Meinung gehört hast. Wenn Du dich nicht draust anzurufen, kannst Du Ihnen auch eine Mail schreiben (info@peta.de)" http://www.megaforum-3.de/cgi-bin/mf_beitrag03.cgi?f=11662&h=11662&b=312469

Inzwischen habe ich Peta eine Mail geschickt, um eine Stellungnahme zu diversen Punkten zu erhalten.

Daraufhin fragte Harald Ullmann zurück (etwa, wo denn geschrieben stünde, daß ein Japanisches Steakhaus Peta finanziere - eine interessante Formulierung) und leitete ein (offensichtliches Form-)Schreiben von Ingrid Newkirk - Tenor: alles nur Gerüchte "unserer Gegner", um "die kostbare Zeit der Aktivisten zu verschwenden", wenn einem nicht gefiele, was Peta tue, solle man doch das tun, was man für richtig halte - weiter.

Ich beantwortete Harald Ullmans Fragen und erhielt eben seine abschließende Mail, in der er lediglich verkündete, daß er dies mit dem Newkirk-Schreiben als beantwortet betrachte.

Offenbar hat Peta sich gegen jegliche Form der Kritik immunisiert. Wer jetzt immer noch nicht begrifen hat, daß Peta keine Tierrechtsorganisation ist, sondern allenfalls ein Tier"schutz"verein, der den Tierrechten eklatant schadet, dem ist wohl nicht mehr zu helfen.

Hiermit rufe ich dazu auf, Peta mitzuteilen - z.B. per Mail an info@peta.de mit Cc an puta@maqi.de - was Tierrechtler von diesen Machenschaften halten.

Die Schreiben im einzelnen (vollständiger Wortlaut):

>>Sehr geehrte Damen und Herren,

wie rechtfertigen Sie die Finazierung von PETA (genauer der 21-Jahrfeier)
durch ein Japanisches Steakhaus?

Wieso bezeichnet PETA etwas, das selbst der Bundesgerichtshof als
Tierquälerei bezeichnet (im Fall der fast identischen Bodenflächenzahl für
Käfighühner) als "Erfolg" bzw."Victory"?

McDonals's und Burger King haben die lächerlichen "Zusicherungen" lediglich
für USA bzw. Nordamerika gemacht, weshalb gibt es dann das "Moratorium" auch
z.B. in Deutschland?

Weshalb fordert PETA zum Konsum nichtveganer Produkte auf (z.B. vegetarische
Burger bei Hamburgerketten, kuhmilchbasierende Sojajoghurts in der neuen
Broschüre)?

Weshalb werben Sie mit leichenfressenden, pelztragenden, reitenden
Prominenten?

Weshalb spricht sich Ingrid Newkirk für das Reiten aus?

Weshalb tötet PETA Katzen?

Weshalb ruft PETA zum Verzehr von Walleichen auf? Und bitte nicht das
Märchen von der Ironie oder Satire, davon ist im Wortlaut nichts zu
bemerken, es wird auf der entsprechenden Seite explizit gesagt, es sei ernst
gemeint, und eine tatsächliche Satire-Seite, Bonsaikitten, wird heftig von
PETA kritisiert.

Weshalb nennt sich PETA "Tierrechtsorganisation" und verstößt auf so
eklatante Weise permanent gegen die Tierrechte?
<< (Mail vom 12.08.01, 22:47)

>>vielen Dank für Ihre e-mail.

Zuerst ein paar kurze Fragen:

Wo steht geschrieben, dass ein Japanisches Steakhaus PETA`s
21-Jahrfeier finanziert?

Wo fodern wir zum Konsum nichtveganer Produkte auf? Welche
kuhmilchbasierende Sojajoghurts?

Wo spricht sich Ingrid Newkirk für das Reiten aus?
<< (Mail vom 13.08.01, 9:30)

>>anbei die Antwort von Ingrid Newkirk auf ihre e-mail.

Dear Achim,

There is growing discussion in the movement that there is a concerted effort
by our opposition, particularly through chat rooms (how does anyone have the
time to "chat" while there is a war on?!) to suck up activists very precious
time, time the animals needs us all to be spending in constructive ways. One
way to make sure no one has time to attack the abusers who initiated this
strategy and who know full well how frail human beings are and how easy
it is to distract them, is to turn them against each other. This smacks of
that tactic. Such divide and conquer strategies have been going on since the
beginning of time and we should be smarter than to allow our enemies to debilitate
our own important work. True activists act, they don't look at what other activists
are doing and spend their time debating whether other activists are on
the "one true" path.

If you don't like what PETA does, please do whatever you think is right. There is
room for everything except in-fighting, which is destructive. If you spread untruths
about PETA, you are setting out to deliberately try to harm a force for positive
change, so please do your homework or your motives will be very suspect indeed.
Perhaps you can ask yourself if it is true to animal rights to spend energy and
effort, and to involve others in the same pursuit, to combat practices that hurt
animals, like fur farms, or to constantly obsess about and attack those who are
trying to reduce suffering but whose methods confuse you or you do not wholly agree with?

To answer your questions, which are more fully answered if you would like to
look at our Website, I do not endorse horseback riding, we do not only preach
to the choir (should you have been written off as a lost cause before you
became a vegan?), we have reduced more suffering by having a carrot and stick
approach to McDonald's and Burger King thereby also bringing us to within an easier
jumping-off distance to the day they only serve veggie burgers, we want the veggie
burgers to be vegan (why wouldn't we?), please visit the EatWhales.com Website
which will explain that we ask people who cannot discipline themselves to stop
eating meat to eat the whales as a way to point out the stupidity of only wishing
to save whales. It seems the critics are not reading or doing their homework.
Their goal is to find fault and criticize. That supports the notion that these are
people being deliberately misled and stirred up by our opposition.
Only suckers fall for such tricks.<< (Mail vom 13.08.01, 14:49)

>>[i]>Wo steht geschrieben, dass ein Japanisches Steakhaus PETA`s
>21-Jahrfeier finanziert?

http://petaparty.com, die Website zur 21-Jahrfeier, rechts unten "Sponsoren"
anklicken, zweiter Sponsor ist Benihana, http://www.benihana.com/,
Restaurants, Steakhaus (unter Teppanyaki), Sushi, etc. etc.etc.

>Wo fodern wir zum Konsum nichtveganer Produkte auf? Welche

Kürzlich in einer ihrer Pressemeldungen / Rundschreiben sollten die
vegetarischen (nicht veganen) Burger von Fastfoodrestaurants "Bekannten"
empfohlen werden (Gedächtniszitat, ich bin sicher, Sie kennen Ihre
Schreiben, zumindest stand unter diesem Ihr Name).

>kuhmilchbasierende Sojajoghurts?

Feelgood/Sojarei, bitte sehen Sie in Ihrer Broschüre nach (die übrigens
diverse andere wohl i.A. nicht vegane Produkte empfiehlt, aber speziell das
Joghurt ist mir im Gedächtnis geblieben). Feelgood in der Abbildung Seite 3
rechts unten im Einkaufkorb, ebenso S.11. Weitere Informationen über solche
Produkte finden Sie unter http://veganismus.de, insbesondere
http://maqi.de/txt/schwarzeliste.html. Mir ist kein kommerzielles nicht
kuhmilchbasiertes Sojajoghurt bekannt. Das Eis von Tofutti dürfte nach
unseren Recherchen ebenfalls nicht vegan sein. Ebenso empfehlen Sie
"Marmelade" und "milchfreie Margarine" (beides i.A. nicht vegan), Bruno
Fischer Mayonnaise ist ebenfalls abgebildet (honigbasierende Gurkenlauge)
usw. usw. Nirgendwo ein Hinweis, daß Brot, Brötchen kaum vegan erhältlich
sind (siehe http://maqi.de/txt/leichen.html).

>Wo spricht sich Ingrid Newkirk für das Reiten aus?

Es war in einem Interview ich glaube der LA Times, eine rhetorische (die
Antwort "Nichts" herausfordernde) Frage: "Was ist denn falsch daran, wenn
...", wo es um Peter Singer und Zoosexualität ging. Das genaue Zitat kann
ich bei Bedarf gern heraussuchen.

Die Ausflüchte von Ingrid Newkirk, die Sie mir eben weitergeleitet haben,
sind natürlich in keiner Weise eine Antwort auf auch nur eine meiner Fragen.
Auf den Großteil ist Sie nicht eim Ansatz eingegangen. Mir zu unterstellen,
ich wäre auf Gerüchte und o.ä. hereingefallen, ist etwas merkwürdig, ich
weiß über die von mir kritisierten Punkte ausreichend viel, um zu erkennen,
daß es Tatsachen sind. Mich aufzufordern, die Wal-Website zu lesen, ist auch
etwas seltsam, da ich diese natürlich sehr gut kenne.

Im übrigen sollte Ihnen nicht entgangen sein, daß auch andere zurecht
diverse der von mir aufgeführten Aspekte kritisieren.

Ich hoffe, daß Sie nun meine Fragen beantworten werden.
<< (Mail vom 13.08.01, 22:40)

>>wir betrachten Ihre Antworten[sic! AS] durch die e-mail von Ingrid Newkirk als
beantwortet.
<< (Mail vom 15.08.01, 11:25)

Weitere Quellen:

>>Wenn Sie jemanden in Ihrem Bekanntenkreis kennen, der hin und wieder in Fast-Food-Restaurants isst, heben Sie nicht den mahnenden Zeigefinger, sondern fordern Sie diesen auf, sich nach dem vegetarischen Burger zu erkundigen. Ich versichere Ihnen, dies ist ein äußerst schmackhafter Weg, Ihre Freunde und Bekannten vom Vegetarismus zu überzeugen!<< (Harald Ullmann, 17.07.01 in einem Rundschreiben zur Burger King-Protesteinstellung)

>>"If a girl gets sexual pleasure from riding a horse, does the horse suffer? [...] If it isn't exploitation and abuse, it may not be wrong."<< (Ingrid Newkirk, New York Times, 9. Juni 2001, vollständiger Artikel siehe http://veganismus.de/news/2001-06-singeranimalsopinion.html )


Achim

Absurde Verfälschung meiner Beiträge im Veggielove-Forum

Autor: Achim Stößer
Datum:
Forum: Komplementärforum
Thema öffnen
Wie ich eben erst erfahren habe, wurden mindestens zwei meiner Beiträge im Veggielove-Forum sinnentstellend modifiziert (ohne daß diese Zensur als solche gekennzeichnet worden wäre). Auch dort sind eben Faktennennungen unerwünscht. In beiden Beiträgen wurden Satzteile, in denen etwa darauf hingewiesen wurde, daß Nichtveganer Tiere umbringen und mißhandeln (lassen), durch Punkte ersetzt, so daß die Beiträge praktisch überhaupt keinen Sinn ergeben:

http://silverserver.co.at/cgi-bin/future/veggielove/veggie_board2.cgi?3832
>>>
Als Antwort auf: 'Wäre es nicht vernünftig, dem Leben ein Ende zu setzen? ' von delilah 05 08 2001 / 04:01

>Leben beenden um Leiden zu beseitigen?
>Was könnte damit gemeint sein?
>Klingt für mich irgendwie krank.

Vielleicht meint er, eine weitere "Entschuldigung" dafür gefunden zu haben, daß er .....................................................t, im Käsepizza und in Ei panierten Seitan zu fressen (siehe Zitat): er macht das ja "nur", um das Leiden der Rinder und Hühner zu beenden - naaaaain ... Krank? Ja. Nichtveganer-Geschwätz halt.

Achim

<<<

http://silverserver.co.at/cgi-bin/future/veggielove/veggie_board2.cgi?3833
>>>
>klar ist das irgendwie krank, kaplan gilt ja auch als singer jünger
>nr.1 im deutschprachigen raum! die denken kaplans stimmen mit denen
>singers 1:1 überein!

Sagt jemand, der wie Kaplan .........................läßt.

>man lese in singers praktischer ethik das kapitel: "leben nehmen:
>menschen"

Und was wäre da so interessantes zu fnden - ist eine Weile er, daß ich es gelesen habe, man helfe mir auf die Sprünge?

Achim

<<<

Diese Tatsache liest in diesem Forum halt kaum jemand gern, da dort zahlreiche Nichtveganer vertreten sind, die die Wahrheit nicht ertragen können. Wenn ich dort jedoch aufgrund von Faktennennungen permanent als Faschist bezeichnet werde, ist das für die absurde "Moderation" natürlich kein Grund, einzuschreiten ... sehr bezeichnend.

Achim

Re: Re: Re: Re: Peta wirbt

Autor: Achim Stößer
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
Thema öffnen
>>Wenn es um Hexenverbrennung geht, muß ich nicht die ganze Bibel zitieren.
>>Es genügt das biblische Hexentötungsgebot und die Bestätigung
>>durch "Jesus".

>>Wenn es darum geht, daß Peta für McD und BK wirbt, genügt entsprechend die
>>Stelle, an der Peta das tut. Ob nun an anderen Stellen noch von Karotten,
>>Tauben oder Fahrrädern oder sonstwas die Rede ist, ist irrelevant.

>Singer Kritiker zitieren Singer auch immer nur in einem Satz. Daher kommt
>immer nur als Fazit heraus:"Singer wolle Behinderten das Lebensrecht
>absprechen", dass löst natürlich Empörung aus.
>Sein Buch (Praktische Ethik) haben die Kritiker selbst und die Empörten nie
>gelesen, aber stempeln Singer sofort ab.

>Alle die mich darauf ansprechen, empfehle ich das Buch erst einmal zu lesen
>und dann über Singer zu urteilen.
>Sie erkennen nach dem lesen des Buches selbst schnell, dass die Kritik an
>Singer so unberechtigt ist.

Das ist ja alles schön und gut, nur: was hat das hiermit zu tun? Ich habe den gesamten Rechtfertigungungsversuch von Harald Ulmann gelesen, und darin stand nichts, das irgendetwas an den von mir zitierten Stellen geändet hätte.

>Daher finde ich es nicht in Ordnung, dass du immer nur Fetzen von Peta
>zitierst und Gesamtaussagen die zur eigenen Meinungsbildung deiner
>Forenleser dienen könnten, weglässt. So auch nicht zu vergessen, dass
>Peta´s MCD- und Bk-Kampagne nur "auf Eis gelegt worden", "Schonfrist haben"
>und noch immer auf den Internetseiten als Mörder (Murder King)bis hin zum
>Massenmörder (MCD) bezeichnet werden.

Und was ändert das daran, daß Peta für McD und BK wirbt und nichtveganen Konsum propagiert? Nichts.

>Auch nicht zu vergessen, dass es noch immer auf Peta´s Homepage ein Link zu
>www.Fleisch-ist-Mord.de Homepage gibt.

Und was ändert das daran, daß Peta für McD und BK wirbt und nichtveganen Konsum propagiert? Nichts.

>>Allerdings solltest Du dann auch in der Lage sein, zu begründen, inwiefern
>>die restlichen Stellen etwas an der Tatsache ändern, daß Peta für McD und
>>BK wirbt. Was Du nicht tust, und wohl auch nicht kannst. Ansonsten ist das
>>jetzt die Gelegenheit es zu tun.

>Ich habe nie behauptet, dass ich es gut finde oder ich es befürworte, dass
>Peta z.B. aufruft man, solle sich bei MCD bedanken.

Und dazu aufruft, dort nichtvegane Burger zu konsumieren, hast Du vergessen.

Aber was Du findest, ist schon wieder irrelevant und ein Alenkungsmanöver.

Meine Aussage war und ist, Peta wirbt für McD und BK und fordert zum Konsum nichtveganer Burger auf.

Diese Aussage ist zutreffend.

Egal, welche ellenlangen Zusatzaussagen Du noch anführst, egal wie Du irgendwas findest

Punkt.

>>Was merkwürdig ist, wo doch angeblich "vegetarisch" für Peta
>>"immer" vegan bedeutet. Ist es Dir nicht peinlich, Dich ständig in
>>Euren Lügengespinsten wiederzufinden?

>Auch Du wiederholst dich hier und drohst anderen mit Beitragslöschung.

Nein. Deine Behauptung war, daß vegetarisch für Peta immer vegan bedeutet. Hier mit diesem Zitat konnte ich diese Ausasge erstmals nicht wie bisher nur indirekt, sondern direkt als falsch entlarven.

>>Fazit: Peta wirbt für McD und BK, und Harald Ullmann versucht das auf
>>absurde Weise zu rechtfertigen.

>Wer für die Rechtfertigung von Peta Verständnis zeigt und wer nicht, sollte
>man jedem einzelnen letztendlich alleine überlassen. Vielleicht sehen
>einige in der MCD- und BK-kampagne keine Werbung für diese Ausbeuter, also
>sehen das alles etwas anders als Du, sehen also auch keinen
>Tierrechtsverrat darin.

Ja, so wie einige Leute Fische fressen und sich Vegetarier nennen, so wie einige Leute "ab und zu Käse" fressen und sich Veganer oder Tierrechtler nennen. An der Realität ändert das nichts.

>>An der Tatsache, daß Peta für McD und BK (und nichtvegane Produkte) wirbt,
>>ändert das nichts.

>Peta wirbt aber in allen Druckmaterialien die an Interessierte gehen, auch
>für vegane Produkte, geben aber auch Menschen vegetarische
>Einstiegsmöglichkeiten, die mich selbst erst später zum Veganer gemacht
>haben.

Jaja, das trifft auch auf den Metzger zu, der Sauerkraut und Käsebrötchen verkauft.

>Du plädierst für den geradesten Weg und gibst damit einigen anderen
>Menschen heute nicht die Möglichkeit den Weg, über dem Vegetarier zum
>Veganer zu gehen, wie ich damals. Du hättest also heute verhindert, dass
>ich oder auch andere (natürlich nicht alle)zum Vegnaer werde.

Das ist doch Unfug. Genauso dumm wie Leute, die es ablehnen, vegane Torten zu essen (wie mit neulich jemand berichtet hat), weil sie Ovolaktovegetarier seien.

>Es ist nun einmal schwierig, Menschen die mit dem Glauben an Gott
>aufgewachsen sind, davon zu überzeugen, dass es ihn nicht gibt.

Das ist richtig. Aber Leute, die im Glauben an Götter aufgewachsen sind, davon zu überzeugen, daß es keinen gibt, funktioniert nicht, indem man für Monotheismus wirbt, ihnen sagt, sie sollen doch erst mal an weniger Götter glauben. Ein sehr schönes Beispiel, und gleich noch mehr:

>Ich plädiere an erster Stelle auch für den geraden Weg, aber gebe anderen
>auch eine Chance, über einen anderen Weg ebenfalls zum Ziel zu gelangen.
>So wie auch ein Dieb, ein Alkohiliker, ein Rassist, ein Faschist oder auch

Aha, einem Alkoholiker sollte dann also erst mal statt Schnaps Bier angetragen werden. Wird wunderbar funktionieren.

Einem "weißen" Rassisten, sich nur noch gegen wesentlich dunkelhäutigere Menschen zu richten und die helleren Schattierungen zu ignorieren.

Einem Faschisten, seinen Baseballschläger zu polstern.

Alles wie gehabt.

Achim

Re: Re: Re: Peta wirbt

Autor: Frank Höneck
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
Thema öffnen
>Wenn es um Hexenverbrennung geht, muß ich nicht die ganze Bibel zitieren. Es genügt das biblische Hexentötungsgebot und die Bestätigung durch "Jesus".
>
>Wenn es darum geht, daß Peta für McD und BK wirbt, genügt entsprechend die Stelle, an der Peta das tut. Ob nun an anderen Stellen noch von Karotten, Tauben oder Fahrrädern oder sonstwas die Rede ist, ist irrelevant.

Singer Kritiker zitieren Singer auch immer nur in einem Satz. Daher kommt immer nur als Fazit heraus:"Singer wolle Behinderten das Lebensrecht absprechen", dass löst natürlich Empörung aus.
Sein Buch (Praktische Ethik) haben die Kritiker selbst und die Empörten nie gelesen, aber stempeln Singer sofort ab.

Alle die mich darauf ansprechen, empfehle ich das Buch erst einmal zu lesen und dann über Singer zu urteilen.
Sie erkennen nach dem lesen des Buches selbst schnell, dass die Kritik an Singer so unberechtigt ist.

Daher finde ich es nicht in Ordnung, dass du immer nur Fetzen von Peta zitierst und Gesamtaussagen die zur eigenen Meinungsbildung deiner Forenleser dienen könnten, weglässt. So auch nicht zu vergessen, dass Peta´s MCD- und Bk-Kampagne nur "auf Eis gelegt worden", "Schonfrist haben" und noch immer auf den Internetseiten als Mörder (Murder King)bis hin zum Massenmörder (MCD) bezeichnet werden.
Auch nicht zu vergessen, dass es noch immer auf Peta´s Homepage ein Link zu
www.Fleisch-ist-Mord.de Homepage gibt.

>Allerdings solltest Du dann auch in der Lage sein, zu begründen, inwiefern die restlichen Stellen etwas an der Tatsache ändern, daß Peta für McD und BK wirbt. Was Du nicht tust, und wohl auch nicht kannst. Ansonsten ist das jetzt die Gelegenheit es zu tun.

Ich habe nie behauptet, dass ich es gut finde oder ich es befürworte, dass Peta z.B. aufruft man, solle sich bei MCD bedanken.
Ich habe natürlich auch meine Kritikpunkte an Peta, die auch in einigen Punkten deinen gleichen.
Da Du meine Forenbeiträge bisher aufmerksam gelesen, müsstest Du es eigentlich schon mitbekommen haben.

>Was merkwürdig ist, wo doch angeblich "vegetarisch" für Peta "immer" vegan bedeutet. Ist es Dir nicht peinlich, Dich ständig in Euren Lügengespinsten wiederzufinden?

Auch Du wiederholst dich hier und drohst anderen mit Beitragslöschung.

>Fazit: Peta wirbt für McD und BK, und Harald Ullmann versucht das auf absurde Weise zu rechtfertigen.

Wer für die Rechtfertigung von Peta Verständnis zeigt und wer nicht, sollte man jedem einzelnen letztendlich alleine überlassen. Vielleicht sehen einige in der MCD- und BK-kampagne keine Werbung für diese Ausbeuter, also sehen das alles etwas anders als Du, sehen also auch keinen Tierrechtsverrat darin.

>An der Tatsache, daß Peta für McD und BK (und nichtvegane Produkte) wirbt, ändert das nichts.

Peta wirbt aber in allen Druckmaterialien die an Interessierte gehen, auch für vegane Produkte, geben aber auch Menschen vegetarische Einstiegsmöglichkeiten, die mich selbst erst später zum Veganer gemacht haben.
Du plädierst für den geradesten Weg und gibst damit einigen anderen Menschen heute nicht die Möglichkeit den Weg, über dem Vegetarier zum Veganer zu gehen, wie ich damals. Du hättest also heute verhindert, dass ich oder auch andere (natürlich nicht alle)zum Vegnaer werde.
Es ist nun einmal schwierig, Menschen die mit dem Glauben an Gott aufgewachsen sind, davon zu überzeugen, dass es ihn nicht gibt.
Ich plädiere an erster Stelle auch für den geraden Weg, aber gebe anderen auch eine Chance, über einen anderen Weg ebenfalls zum Ziel zu gelangen.
So wie auch ein Dieb, ein Alkohiliker, ein Rassist, ein Faschist oder auch ein Mörder, die nicht den geraden Menschenweg gegangen sind, dennoch die Chance bekommen sollte, über einen anderen Weg zum Ziel zu gelangen.

Frank Höneck

Frage an coconut

Autor: sabine
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
Thema öffnen
>ich habe einen voll interessanten artikel gelesen, der über singer/euthanasie/tierrechte sich drehte, von einem tierrechtler der als zivi? in einer behinderteneinrichtung arbeitet(e) und der ziemlich lang und philosophisch war.

Weisst Du noch, wo der Artikel zu finden ist?
Danke.
sabine

Büchertipps

Autor: Jenny
Datum:
Forum: Veganismusforum
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Hallo,
ich habe die Frage zwar schon mal vor einigen Wochen gestellt, aber irgendwie sind die alten Beiträge verloren gegenangen - also nochmal:
Ich lese mich gerade in die Thematik Tierrechte, Veganismus usw. ein - und weiß jetzt nicht welche Bücher wirklich gut sind.
In einem Forum ist mir "Fit for life" - für Rezepte empfohlen worden, da hab ich kurz reingeschaut - war gleich ein Hähnchenrezept.... Die veganen Peta -Bücher hab ich schon - aber da ist das Tierrechtskochbuch hier viel besser

Also bisher hab ich gelesen
Leichenschmaus von Kaplan .. und seine Texte im Internet
von Grimm die Bücher
und Vegane Ernährung von Langlay ... jetzt weiß ich einfach nicht was noch gut ist.
"Ernährung für ein neues Jahrtausend" hab ich mir bestellt aber noch nicht gelesen.
Unterscheiden sich die Bücher von Singer und Kaplan - oder ist das egal?

Mit freundlichen Grüßen
Jenny

P.S. Wo kann man hier Fragen stellen zu Atheismus?

Re: Re: Re: Re: Re: Was haltet ihr von PETA?

Autor: Achim Stößer
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
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>>Sie erwähnen Veganismus gelegentlich in Nebensätzen. Ansonsten reden sie
>>von Vegetarismus.

>Weil Veganismus bekanntlich auch ein vegetarische Ernährungsweise ist. Ihre
>Kochbücher und Rezepte sind alle vegan, werden aber stets als vegetarisch
>bezeichnet.

Womit sie fatalerweise den falschen Eindruck vermitteln, (nichtveganer) Vegetarismus sei akzeptabel.

>Sicher. Auf jeden Fall besser als zuvor. P. Singer war bekanntlich auch
>ganz begeistert, lediglich G. L. Francione hatte wieder etwas auszusetzen...

Was weder für McD noch für Peta noch für Singer (siehe auch veganismus.de -> Nachrichten dazu) spricht. Und Francione ist nicht der einzige, alle Abolitionisten haben daran natürlich etwas auszusetzen.

>Das mit dem 'Euthanisieren' von Tieren liegt m.E. schon länger zurück, auf

Na dann ...

>>Nein, eine Tierrechtsorganisation ist Peta sicher nicht.
>
>Das kommt ganz darauf an, was man unter 'Tierrechten' versteht.

Ja, wir können natürlich die Definition des Jägers Wendt verwenden, der in seiner sig Tierrechte so Deiniert, daß sie quasi ein Recht haben, vom ihm umgebracht zu werden.

Sinnvolle Definitionen sehen aber anders aus.

Achim

Re: Re: coconut? was sagt Ihr?

Autor: Achim Stößer
Datum:
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>leider bin ich aufgrund solcher fauxpas in einem solchen tonfall angefahren

Eigentlich mehr aufgrund Deiner Abneigung, Dich zu informieren und Deines Ignorierens von Argumenten.

>am anfang fand ich die seite echt suspekt
>zwei meiner linken credos wurden ganz klar plattgemacht.
>mittlerweile bin ich etwas informierter und lockerer in diesen sachen.

Na, dann hat es ja doch was gebracht.

>ich habe einen voll interessanten artikel gelesen, der über
>singer/euthanasie/tierrechte sich drehte, von einem tierrechtler der als
>zivi? in einer behinderteneinrichtung arbeitet(e) und der ziemlich lang und
>philosophisch war.

Wenn das ein Argument wäre: ich habe als Zivi ISB (individuelle Schwerstbehindertenbetreuung) gemacht. Aber Du solltest wirklich bei Aussagen auf das was, nicht auf das wer achten (es sei denn, es handelt sich um ein Spezialgebiet, zu Schwarzen Löchern ist Hawkings Aussage interessanter als die eines Biologen oder Profifußballspielers...).

>eigentlich klasse, nur etwas schmerzlich, weil sie mir etwas mit dem
>holzhammer ausgeprügelt wurden. gut, mein kopfweh ist vorbei, bin ganz cool

Mit einem Schaumstoffhammer hätte es ja wohl nicht funktioniert.

Achim

Re: Re: Re: Re: Was haltet ihr von PETA?

Autor: Andi
Datum:
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>>werbung für mcdonald´s? aber propagieren sie nicht im gegenteil den
>>veganismus?
>
>Sie erwähnen Veganismus gelegentlich in Nebensätzen. Ansonsten reden sie von Vegetarismus.

Weil Veganismus bekanntlich auch ein vegetarische Ernährungsweise ist. Ihre Kochbücher und Rezepte sind alle vegan, werden aber stets als vegetarisch bezeichnet.


>Was die McDonald's-Werbung angeht, so beruht sie darauf, daß McD jetzt zugesichert hat, Hühner schonender zu mißhandeln und umzubringen, das findet Peta offenbar ganz großartig.

Sicher. Auf jeden Fall besser als zuvor. P. Singer war bekanntlich auch ganz begeistert, lediglich G. L. Francione hatte wieder etwas auszusetzen...

>Wir können gern weitermachen: Peta/USA hat anscheinend letztes Jahr(?) >1300 Katzen (und Hunde?) umbringen lassen in den Peta-Tierheimen, weil sie nicht vermittelbar gewesen seien.

Das mit dem 'Euthanisieren' von Tieren liegt m.E. schon länger zurück, auf jeden Fall vor 1996. Vielleicht ist das aber mittlerweile Routine geworden und es kam zu neuen Fällen.

>Nein, eine Tierrechtsorganisation ist Peta sicher nicht.

Das kommt ganz darauf an, was man unter 'Tierrechten' versteht.

Re: coconut? was sagt Ihr?

Autor: coconut
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Forum: Tierrechtsforum
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hallo waldo!

ich hab mich hier eigentlich schon verabschiedet, aber eigentlich hätte ich schon lust gehabt, mich über diese themen zu unterhalten. dabei ist leider einiges schiefgelaufen, denn es ist wirklich blöd, in einem forum die texte des menschen zu kritisieren, der das alles hier am laufen hält und mir erst die möglichkeit gibt, überhaupt zu schreiben. hätte die kritik lieber als mail schicken sollen.
leider bin ich aufgrund solcher fauxpas in einem solchen tonfall angefahren worden, daß ich trotz versuchen, das alles etwas ruhiger werden zu lassen, mich mehr und mehr für einen masochisten hätte halten müssen, wenn ich mich weiterhin bemüht hätte, über singer zu diskutieren.

diese sache mit den singer-fans habe ich achim nicht vorgeworfen.
zweitens hab ich als erstes meinen fehler mit der verwechslung des links selbst(!) klargestellt. ich suchte einfach nach singer bei altavista und hab direkt zu auszügen von singers buch geklickt ohne die seite selber zu begutachten.

schade die ganzen mißverständnisse.
du hast recht, vernünftige diskussion geht so leider nicht.
ham wohl arg aneinander vorbei schwadroniert..
aber du schreibst hier so ruhig und freundlich, daß ich es nu doch sage:

tut mir leid, daß ich für dieses forum nicht genügend qualifiziert bin.
ich verstehe achim daß er sich das auf dieser seite, die wohl seiner hände arbeit ist, nicht antun muß und werde auch in zukunft mich bemühen, euch hier keine belästigung mehr zu sein.

am anfang fand ich die seite echt suspekt
zwei meiner linken credos wurden ganz klar plattgemacht.
mittlerweile bin ich etwas informierter und lockerer in diesen sachen.
ich habe einen voll interessanten artikel gelesen, der über singer/euthanasie/tierrechte sich drehte, von einem tierrechtler der als zivi? in einer behinderteneinrichtung arbeitet(e) und der ziemlich lang und philosophisch war.

ach ja apropos linke credos: credo ist ein glaubensbekenntnis und glauben heißt "nicht wissen". Daß menschen, und auch ich bin einer, auf verletzung eines credos oft empfindlich reagieren, ist bekannt. der untergang von credos ist erstrebenswert. meine diesbezüglichen linken credos sind deshalb untergeganden, weil ich gemerkt habe daß ich da wirklich einiges nicht weiß.
eigentlich klasse, nur etwas schmerzlich, weil sie mir etwas mit dem holzhammer ausgeprügelt wurden. gut, mein kopfweh ist vorbei, bin ganz cool jetzt, kein problem.

dir und euch allen einen schönen sommer! :)
coco

coconut? was sagt Ihr?

Autor: Waldo
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
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>Willst du noch zum Maqi gehören?
>Oder darf der Maqi behindertenfeindlich sein?

Zzzz, also wenn diese Sch*** hier noch länger steht (jetzt schon > 1 Tag), kann jedenfalls niemand mehr Achim Stößer den Zensur-Vorwurf machen *g*. *Ich* hätte das schon lang gelöscht.

Da ich auch "nicht Singer gelesen" habe, sondern, wie Du, nur ein paar Schnipsel, bin ich wohl der geeignetere Gesprächspartner *g* für Dich. Obwohl, ich kenne nicht *nur* Zitate und Auszüge aus solchen Quellen, wie Du sie bevorzugst. Egal.

Fragen scheinst Du ja nicht beantworten zu wollen. Zumindest meine nicht, *schnief*. Was mir beim lesen dieser Beiträge aber aufgefallen ist: Du scheinst hauptsächlich Deine Vorwürfe in immer neuen Formulierungen wiederholen zu wollen. Auch wenn schon das genaue Gegenteil in den Beiträgen und Links zu erkennen ist. Zum Beispiel hat Achim auf diese Nachricht bei veganismus.de hingewiesen, die sich gegen Singer-Äußerungen richtet,und erhat gesagt, daß Singer zu kritisieren ist usw., trotzdem wirfst Du ihm vor, "Singer-Fan" zu sein. Das ist nach meinem Eindruck ziemlich lächerlich. Na ja, das hast Du ja auch denen, die sich ausdrücklich auf dem Link, den Du genannt hast, als Singer-Gegner bezeichnen, vorgeworfen. Schade. Eine vernünftige Diskussion kann da nicht aufkommen.

Es scheint mir, daß Du nur auf persönliche Angriffe aus bist. Ich frage nochmal: warum die Überschrift "Achim Stößer", wenn es in dem Beitrag um Singer und "KZ-Vergleiche" geht? Ich dachte immer, so was wäre gehen die Netikette (auch ein Lösch-Grund)?

Mal den Spieß umdrehen: was hat denn *Du* für die Tierrechte getan? Kannst Du noch was anderes als Achim Stößer / Maqi / Antispe ans Bein pinkeln?

Wer schadet der Tierrechtsbewegung mehr, dieser Singer oder Leute wie Du, die denen, die wirklich etwas tun, mit solchen an den Haaren herbeigezogenen Vorwürfen Knüppel zwischen die Beine werfen?

Waldo

Re: achim stößer? Was sagt ihr?

Autor: Waldo
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
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Was soll eigentlich die Überschrift sagen? In dem Beitrag geht es doch um diesen Singer und KZ-Vergleiche?

Waldo

Re: Re: Peter Singer - Quellen?

Autor: Achim Stößer
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
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>Dieses ist eine Singerfreundliche Singer-Homepage, wo ganz klar die Stellen >stehen, die diese großen Debatten verursachen.

Es ist eine Anti-Singer-Seite. Mit entstellend(?) fehlinterpretiert(?) zitierten(?) Texten.

Jedoch sehe ich nicht einmal auf dieser Anti-Singer-Seite auch nur den Hauch eines Belegs für Deine Behauptung: "gesunde Affen haben mehr Lebensrecht als Behinderte Menschen". Alter Trick: erst behaupten, Kaninchen seien Hunde, und dann "beweisen", daß Pudel Hunde sind und so tun, als hättest Du nie von Kaninchen gesprochen.

Damit kommst Du vielleicht anderswo durch, hier nicht.

>Bin ich eigentlich bescheuert, erst kritisiere ich daß diese Seite nette
>Sachen über Singer enthält und dann poste ich hier ne Adresse die alle

Diese Seite enthält keine "nette[n] Sachen über Singer". Aber Du willst es einfach nicht begreifen, oder?

>Interessierten zu den absoluten Singer-Fans führt. Info info über alles!

Daß Du eine explizite Anti-Singer-Seite für eine Fan-Seite hältst und es immer noch nicht begreifst, sagt wohl genug.

Achim

Re: nachtrag

Autor: Achim Stößer
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
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>hab "maqi" gelesen, wenn diese Haltung unter rassistisches,

Du meinst die Maqi-Agenda, http://maqi.de/txt/agenda.html [Link korr., 6.12.04 - Mod]?

>militaristisches, faschistisches, theistisches, sexistisches, homophobes ->auch behindertenfeindliches Denken ausschließt, dann mach bitte Singer

Selbstverständlichkeiten wie diese müssen wohl kaum erwähnt werden.

>platt...Coconut

Begründung? (Bitte auf Fakten beschränken, anders als bisher: also erst informieren.)

Achim

Re: Oh!

Autor: Achim Stößer
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
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>Kann mir vorstellen, daß es da nur Einsicht oder Schweigen geben kann, wenn
>ein Experte wie Du (und das ist nicht ironisch sondern ernst gemeint) mit
>Laien wie mir in direkter Gegenüberstellung redet. Natürlich bin ich auf
>diesem Gebiet nicht so gebildet wie du.

Warum nicht? Warum bin ich "Experte"? Nur weil ich mich informiere, bevor ich den Mund aufmache? Ist das nicht selbstverständlich? Offenbar nicht ...

>Meine Argumente sind in der Tat eher von der Sorte, daß mensch nicht Äpfel
>mit Birnen vergleichen kann.

Also unhaltbar, wie in "Legen macht frei" ja gezeigt wird.

>Die Menschen die von den Nazis zur Vernichtung geführt wurden, waren in den
...
>sozusagen für mich der Knackpunkt: So soll es eben nicht laufen. Aber der
>erste Teil ist doch unbestreitbar, oder irre ich mich? Wir sind doch von

Demnach ist Sexismus gerechtfertigt, da es ja "unbestreitbar ist", daß "wir veschiedenen Geschlechts" sind. Ts, ts.

Warum eigentlich nennt Ihr immer Gemeinsamkeiten, wenn Ihr Unterschiede nennen wollt bzgl. "KZ-Vergleichen"?

>verschiedenen Spezies. durch so einen Vergleich erreichst du genau die
>Reaktion: "Es sind doch nur Tiere." In KZ's wurden sozusagen Menschen so
>behandelt, wie Tiere aus Prinzip (weil sie keine Rechte haben) behandelt
>werden. In dieser Richtung funktioniert der Vergleich. Aber nicht

In die andere auch: nichtmenschliche Tiere werden "aus Prinzip" so behandelt, wie Menschen in den KZs.

>Also: Durch den KZ-Vergleich wird erstens vergessen, daß Unterschiede
>zwischen Menschen stets hochstilisiert werden, um ihnen Übles zu wollen.

Also wieder eine Gemeinsamkeit: (ethisch irrelevante) Unterscheide zwischen den Spezies werden "stets hochstilisiert, um", na, was wohl?

>Daher müssen diese angeblich so festzementierten "natürlichen" Unterschiede
>als die Konstruktion von Menschen entlarvt werden.

Merkst Du eigentlich nicht, daß Du gerade das machst, was Du kritisierst, denn diese Aussage trifft ga genau das Verhältnis Mensch/nmT.

>Zweitens, willst Du die Situation der Tiere grundlegend ändern, rate ich
>als Laie zu einer anderen Herangehensweise: Nicht Legebatterien mit KZ's
>vergleichen, wo viele abwinken, sondern erreichen, daß das

Tja, da frage ich statt eines Laien doch lieber Fachleute, z.B. Psychologen. Hättest Du, wie ich es empfohlen habe, die Rheingold-Studie gelesen, wüßtest Du, wie die "Masse" dazu steht. Zum letzte Mal: informiere Dich, statt Dir hallose Behauptungen aus den Fingern zu saugen.

>Wort "Legebatterie" genauso einschlägt wie das Wort KZ. Konzentrationslager

Oh, oh: "wie das Wort", das war ja nun eindeutig ein KZ-Vergleich. Schämen solltest Du Dich.

>ist ja nicht grade rein von wörtlichen Sinn aufschlußreich. Wer vom Mars
>kommt, wüßte nicht gleich was sich dahinter verbirgt. Und doch ist das Wort
>schon geeignet, einem das Grausen hochkommen zu lassen. Erst wenn das

Richtig. Siehe auch die Diskusssion über Sprache im alten Forum (die ich hoffentlich in den nächsten Tagen wieder hier einstellen werde).

>Noch kürzer: Ich finde der Vergleich verharmlost das, was die Nazis taten

Das. Is. Falsch. Wie in "Legen macht frei" doch eindeutig gezeigt. Also laß das, oder nenne neue Argumente, nicht längst widerlegte Behauptungen.

>(erstens) und ist kontraproduktiv für die Tiere weil öffentlich schwer >vermittelbar.(zweitens).

Das. Ist. Falsch. Wie die Rheingold-Studie doch eindeutig zeigt. Also laß das, oder nenne neue Argumente, nicht längst widerlegte Behauptungen.

>Soll bedeuten: Peter Singer als kritisierbaren, tollen Philosophen zu >bezeichnen. Nicht Ernstnehmen = Auslachen, Ignorieren.

Informiere Dich, was ein Strohmannargument ist, und laß es bleiben.

>Alles Zitiert aus: Theresia Degener, Swantje Köbsel: Hauptsache es ist
>gesund. Weibliche Selbstbestimmung unter Humangenetischer Kontrolle.

Du begreifst es nicht, oder? Informiere Dich. Und wenn Du wissen willst, was Singer zu sagen hat, dann informiere Dich bei Singer. Nicht aus irgedwelchen Sekundärquellen mit (entstellenden?) "Zitaten". Die genannetn sind leicht zu entlarven: Wenn ich sage: "Wenn die Erde eine Scheibe wäre, bestünde die Gefahr, über den Rand zu fallen" ist das weder die Behauptung, die Erde sei eine Scheibe, noch eine aufforderung, über den Rand zu fallen. Genau so werden hier aber die "Zitate" (fehl?-)interpretiert.

>>Welche Teil von "nicht 'lebensfähig'" verstehst Du nicht?
>
>Diesen: Nicht lebensfähig ohne oder mit medizinischer Hilfe? Nicht
>lebensfähig mit oder ohne Unterstützung anderer Menschen? Nicht lebensfähig
>mit oder ohne Fähigkeit zur Produktivität?

Hä? Nicht lebensfähig heißt nicht lebensfähig. Punkt. Kein neugeborener Mensch ist "lebensfähig ohne die Unterstütung anderer Menschen", das wäre doch eine völlig unsinnige "Interpretation". Aber unsinnige Interpretationen liebst Du ja, nicht? Und was Produktivitätsfähigkeit mit Lebensfähigkeit zu verquicken soll, ist ja noch dreister. Vielleicht kommt als nächstes noch lebensfähig=fähig, Differentialgleichungen im Kopf zu lösen, also will Singer alle, die schlecht in Mathe sind, umbringen? Laß das, ja?

>Versteh doch mal, daß die Bedeutung dieses Wortes über Leben und Tod >entscheidet. Wer z.B. Lebenslang Hilfe braucht ist nicht autonom und

Nein. Nicht die Bedeutung des Wortes, sondern die Fähigkeit, zu leben. Ein anencephales Kind beispielsweise stirbt, egal was dagegen unternommen wird, nach wenigen Tagen. Es ist nicht lebensfähig. Punkt. Die Frage (beachte, daß eine Frage eine Frage, keine Aussage, kein Befehl ist) ist, ob es besser ist, dieses Kind "liegenzulassen", also langsam sterben zu lassen, oder "aktive Sterbehilfe" durchzuführen, es also zu töten.

>erfüllt ein von Peter Singer befürwortetes Kriterium zur Personalität

Beleg? (Hinweis: als Beleg gilt eine eindeutige Aussage Singers, keine entstellenden Sekundärquellen.)

>Ja, nachher waren sie es offenbar. Aber wer nach Singerscher Logik mit

Hallo? "Nachher waren sie es"? Vorher waren sie es (eben lebensfähig) auch, sonst wären sie tot.

>Sterbehilfe bedacht worden ist, war folglich nicht lebensfähig? Was zu

Du hast offenbar eklatante Probleme mit Aussagelogik. A=>B ist nicht äquivalent zu B=>A.

>Singer hätte mit seiner Scheiße fast die Tierrechtsbewegung geschädigt, zum

Singer hat "mit seiner Scheiße [...] die Tierrechtsbewegung geschädigt".

Was nichts an der Validität einiger seiner Aussagen ändert. Druck Dir das bitte aus und nagle es Dir an die Stirn, wenn Du's anders nicht begreifen willst.

>Glück haben die meisten ihn schon abgehakt.

Ich habe a) Dich bereits aufgefordert, die entsprechenden Nachrichten auf veganismus.de zu lesen (aber Du willst Dich offensichtlich nicht informieren) und b) darauf hingewiesen, daß 2+2=4, auch wenn Hitler das gesagt hat, aber auch das willst Du offenbar nicht begreifen. Ich habe aber wenig Lust, mich permanent zu wiederholen.

>und der KZ-Vergleich finde ich schädigt auch, zwar nicht so wie der Singer-

Hör auf zu "finden" und informiere Dich über die Realität.

Achim

sich selbst in Frage stellen wird bestraft.

Autor: coconut
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
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Ich hatte den Teil unten auf der Seite nicht gelesen, sondern gleich den Auszug aus Singers "Praktische Ethik" (Taking life: humans) gelesen. Ich habe also von Singer jetzt was gelesen.
Für meine Hastigkeit habe ich mich schon entschuldigt. Bitte nimm diese Entschuldigung an anstatt mich deshalb zusätzlich fertig zu machen..

Was ich allerdings sagen muß ist dieses: Das Kapitel 7 aus "praktische Ethik", Taking life: humans ist meiner Meinung nach ausreichend um Singer Scheiße zu finden, was ja mein anfängliches und noch völlig auf 2.Hand-infos basierendes Anliegen war.

Ich hab alle die von dir vorgeschlagenen Texte gelesen. Fand ich total interessant übrigens, die psychologische Betrachtungsweise des BSE-Skandals als Ventilfunktion für Verbraucher in unserer unhaltbaren Gesellschaft.

Im Maqi-Text mein ich gelesen zu haben, daß du gegen Sexismus, Rassismus usw. bist. Wie stehst du denn dann zu Diskriminierung von Behinderten, die es gar nicht cool finden, selektiert zu werden, ob nun vor der Geburt (gegenwärtig gängige Praxis) oder nach der Geburt (Vorschlag von Peter Singer).

"One criticism that is continually leveled at Singer opponents is that we have not read Singer’s materials, and are therefore not in a place to criticize his ideas."

Zitierst du aus der Webseite. Ich zitiere weiter (Du hast nämlich auch nicht zu Ende gelesen): "Other reasons include a prevalent lack of access to information about Singer, and to Singer's writings.

As Foucault once noted, information and knowledge are power. This web page was created with the express goal of providing access to information about Peter Singer and his controversial views, thereby empowering those involved in this struggle to fight the societal devaluation of our lives."
d.h. diese Person hat Singer nicht nur gelesen, sondern veröffentlicht auch Texte von Singer (provide access to his controversial views) damit Leut wie ich sie eben lesen können. Nett, hä?

Ich habe deine ganzen Linx durchgeklickt und auch die Texte gelesen.

Ich glaube, das grundlegende Mißverständnis zwischen uns beiden ist, daß du meinst, ich sei grundsätzlich gegen Tierrechte eingestellt, weil ich gewisse Dinge kritisiere. (Übrigens bin ich schon so weit daß ich dir den Kz-Vergleich gerne gönne, von mir aus. Registriere mich bei den zwei Wahlmöglichkeiten Einsicht/Schweigen bitte unter Schweigen) Also, gegen Peter Singer was zu haben heißt ich bin Dithfurt Fan und Speziesist. Laß Dir bitte gesagt sein daß ich beides nicht bin oder versuche nicht zu sein, und daß meine Ablehnung Singers nicht kausal mit der Ablehnung von Tierrechten verbunden ist. Daher wäre ich dankbar, statt unsere Zeit mit aufeinander herumhacken zu verschwenden sachlich auf diese Frage zu sprechen zu kommen:

Ist Peter Singer aufgrund seines Eintretens für eine "neue Eugenik" und für die Selektion und Tötung behinderter Kinder für die Tierrechtsbewegung tragbar oder nicht?
Kannst du mir jetzt noch nach meiner Singerlektüre sagen, daß für dich die Tötung von neugeborenen Kindern mit der Bluterkrankheit (also durchaus lebensfähig) um Platz zu schaffen für ein anderes Kind, das nicht Bluter ist, nicht behindertenfeindlich ist?
Willst du noch zum Maqi gehören?
Oder darf der Maqi behindertenfeindlich sein?

(Bin ja weniger ein Fan utilitaristischer Ethik muß ich gestehen.)

Falls wir vielleicht zu einem halbwegs freundlichen Umgangston finden könnten würd ich mich wirklich freuen von dir zu hören, ob Singer unter diesen Umständen die Tierrechtsbewegung (für die er zwar große Verdienste hat, aber irgendwo hörts auf) schädigt. Ich bin nicht der Meinung, bloß weil jemand sich Verdienste erworben hat, muß er bis in alle Ewigkeit verehrt werden.

Ich gebe keineswegs vor unfehlbar zu sein, sondern wie gesagt ich mache Fehler, aber auch ich würde mich respektiert fühlen wenn jemand hier auf meine Kernfragen und Argumente eingeht anstatt mir meine Flüchtigkeitsfehler (ich hatte wirklich nur auf die Singertexte geklickt und ihn gelesen, nicht die Gründe aus denen die Seite existiert) vorzuhalten. Daß das doof war weiß ich selber und habs sogar in der Überschrift geschrieben.

Lets make a deal: Du kriegst deinen KZ-Vergleich und wetterst dafür mit mir lecker gegen den Singer - Arsch ab!

Peace

coconut

Re: Entschuldigung! ich bin so doof!

Autor: Achim Stößer
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
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>Der Link ist nicht zu einer pro - Singer - Page.
>Aber so neutral geschrieben, daß ich dachte, sie wäre pro.

Interessant. "Neutral geschrieben". Nicht zu fassen. Das ist eindeutig eine Anti-Singer-Seite:

"I created this web site after participating in the September 21, 1999 protest at Princeton University opposing the appointment of Peter Singer to an endower chair [...] One criticism that is continually leveled at Singer opponents is that we have not read Singer’s materials, and are therefore not in a place to criticize his ideas."

Eben. Und diese eindeutige Anti-Singer-Seite interpretierst Du als Pro-Singer-Seite. Du sollterst Dir mal Gedanken machen, ob es vielleicht an Dir liegt, daß Du Probleme mit manchen Aussagen hast.

Solltest Du so weiter machen und nicht bereit sein, Dich zu informieren (Du ignorierst offenbar alle von mir gemachten Aussagen und agegebenen Links), sondern stattdessen das Forum mit derartigen Falschinformationen zumüllen, werden Deine Beiträge gelöscht.

Wenn Du irgendwas oder irgendwen kritisieren willst, bitte. Kritik an vielen Aussagen Singers ist, wie ich bereits mehrfach sagte, angebracht. Aber informiere Dich vorher. Und zwar richtig.

Achim

Entschuldigung! ich bin so doof!

Autor: coconut
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
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>Der Link ist nicht zu einer pro - Singer - Page. Aber so neutral geschrieben, daß ich dachte, sie wäre pro.

Re: Peter Singer - Quellen?

Autor: coconut
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
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>Er hat ja bereits seine diesbezügliche Ignoranz offengelegt und eingestanden, daß er nicht weiß, wovon er spricht (was ihm zugutegehalten werden sollte, unterscheidet er sich darin doch deutlich von Ditfurth, die so tut, als wüßte sie es). Auf eine Quellenangabe werden wir also wohl verzichten müssen ...

Try this: http://icarus.uic.edu/~strian1/singerquotes.htm
Dieses ist eine Singerfreundliche Singer-Homepage, wo ganz klar die Stellen stehen, die diese großen Debatten verursachen.

Er sagt dort, daß geistig Behinderte und Tiere mit den gleichen Fähigkeiten zu Rationalität und Selbstbewußtsein ausgestattet sind. Dies soll als Argument dienen, Tiere nicht aufgrund ihres mangelnden rationalen Intellekts von den Menschen abzugrenzen und auszubeuten. Das ist wohl richtig.

Zweitens ist er aber dafür, im frühen Stadium ihrer Entwicklung (Säugling, Embryo) Behinderte zu töten. Drittens ist er dafür, wenn Behinderte erst mal auf der Welt sind, diese nicht zu diskriminieren und voll zu unterstützen. Widerspruch? Singer sagt dazu, klar sind Behinderte für ihn zu respektieren und zu fördern, nur das Abmurksen kleiner Kinder ist für ihn kein Mord, sondern das Verhindern eines Lebens, was eh noch nicht begonnen hat. iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii.

So, wenn also Behinderte und Tiere die gleichen intellektuellen Fähigkeiten haben, warum soll ich Singer-Fan dann nicht auch noch alle Tiere als Säuglinge/Junge abmurksen, dann wär die Welt doch ein Ort wo nur "Personen" herumlaufen.

Die genauen Quellenangaben findet ihr auf dieser Seite. Ich bin leider zu blöde, das als Link zu machen, vielleicht kann das wer anders tun.

Bin ich eigentlich bescheuert, erst kritisiere ich daß diese Seite nette Sachen über Singer enthält und dann poste ich hier ne Adresse die alle Interessierten zu den absoluten Singer-Fans führt. Info info über alles!

hab euch trotzdem alle lieb.
coconut

nachtrag

Autor: coconut
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
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hab "maqi" gelesen, wenn diese Haltung unter rassistisches, militaristisches, faschistisches, theistisches, sexistisches, homophobes -auch behindertenfeindliches Denken ausschließt, dann mach bitte Singer platt...Coconut

Ziele meiner Anfrage

Autor: coconut
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
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Diese Foren dienen dem Austausch von Informationen und der Diskussion über die Vorgehensweise, Tierrechte, Tierbefreiung, Antispeziesismus und Veganismus und zu fördern.

Ich wollte mit Euch Diskutieren: ist es eine gute Vorgehensweise, Peter Singer als Anwalt der Tiere zu engagieren?
Ist es eine gute Vorgehensweise, den KZ-vergleich zu bringen?

Mittlerweile hab ich noch nen Beitrag geschrieben, der Informationen austauscht über Peter Singer.

reicht das als Übereinstimmung mit den Richtlinien aus?

Grüße an alle
coconut

Oh!

Autor: coconut
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
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>Hast Du irgendwelche Argumente, oder beschränkst Du Dich auf das Nachplappern von Ditfurthismen?

Ich bin ohne Ditfurth zu dieser Reaktion gelangt.

>Ich habe diesen Text vor Veröffentlichung mehreren Leuten, die "KZ-Vergleiche" ablehnten, vorgelegt. Es gab zwei Arten von Reaktionen: Einsicht oder Schweigen. Argumente dagegen, die dort nicht widerlegt werden, oder Widerlegungen der dort genannten Gegenargumente konnte niemand nennen. Kannst Du, oder beschränkt sich Deine "Argumentation" auf das, was Du hier geschrieben hast, "Scheiße finden"? Fußaufstampfen ist kein Argument.

Kann mir vorstellen, daß es da nur Einsicht oder Schweigen geben kann, wenn ein Experte wie Du (und das ist nicht ironisch sondern ernst gemeint) mit Laien wie mir in direkter Gegenüberstellung redet. Natürlich bin ich auf diesem Gebiet nicht so gebildet wie du.
Meine Argumente sind in der Tat eher von der Sorte, daß mensch nicht Äpfel mit Birnen vergleichen kann.
Die Menschen die von den Nazis zur Vernichtung geführt wurden, waren in den Augen vieler Leute einfach genauso Menschen und es mußte ihnen erstmal klargemacht werden, warum die einen sterben sollen, die anderen aber nicht. So, sagten die Nazis: das sind Juden, das ist eine Rasse, die andern sind Arier, das ist ne Rasse, und die sind grundverschieden. Die Nazis ham also aus den Menschen zwei Rassen gemacht, was vorher zwei Religionen waren. Merke: Religion kann sich ändern, eine "Rasse" nicht. Diese Erfindung einer Rasse diente also dazu, die Vernichtung jüdischer Menschen zu rechtfertigen.

Die wirtschaftliche Totnutzung von Tieren basiert nun darauf, daß die Menschen sagen, wir sind von verschiedenen Spezies, und die einen sind dazu da, von den anderen gefressen zu werden. Der zweite Teil des Satzes ist sozusagen für mich der Knackpunkt: So soll es eben nicht laufen. Aber der erste Teil ist doch unbestreitbar, oder irre ich mich? Wir sind doch von verschiedenen Spezies. durch so einen Vergleich erreichst du genau die Reaktion: "Es sind doch nur Tiere." In KZ's wurden sozusagen Menschen so behandelt, wie Tiere aus Prinzip (weil sie keine Rechte haben) behandelt werden. In dieser Richtung funktioniert der Vergleich. Aber nicht andersrum, denn wenn du den Leuten erst mal beigebracht hast, daß es keine Rechtfertigung gibt für die Diskriminierung bestimmter Menschen aufgrund irgendwelcher willkürlich definierter Merkmale, heißt das noch lange nicht, daß dieses Prinzip auf Tiere ausgedehnt wird. Gargl! Wie krieg ich das bloß ausgedrückt?

Also: Durch den KZ-Vergleich wird erstens vergessen, daß Unterschiede zwischen Menschen stets hochstilisiert werden, um ihnen Übles zu wollen. Daher müssen diese angeblich so festzementierten "natürlichen" Unterschiede als die Konstruktion von Menschen entlarvt werden.

Zweitens, willst Du die Situation der Tiere grundlegend ändern, rate ich als Laie zu einer anderen Herangehensweise: Nicht Legebatterien mit KZ's vergleichen, wo viele abwinken, sondern erreichen, daß das Wort "Legebatterie" genauso einschlägt wie das Wort KZ. Konzentrationslager ist ja nicht grade rein von wörtlichen Sinn aufschlußreich. Wer vom Mars kommt, wüßte nicht gleich was sich dahinter verbirgt. Und doch ist das Wort schon geeignet, einem das Grausen hochkommen zu lassen. Erst wenn das Wort "Legebatterie" auch solche Gefühle aufkommen läßt, wird es keine mehr geben die sagen "es sind ja nur Tiere".

Noch kürzer: Ich finde der Vergleich verharmlost das, was die Nazis taten (erstens) und ist kontraproduktiv für die Tiere weil öffentlich schwer vermittelbar.(zweitens).





>>halte auch das Ernstnehmen von Peter Singer für totale Kacke.
>
>Dies bezieht sich vermutlich auf den Text "Entspannt in der Barbarei",
>http://antiSpe.de/txt/Barbarei.html.
>
>Was bitte soll "Ernstnehmen" hier bedeuten?

Soll bedeuten: Peter Singer als kritisierbaren, tollen Philosophen zu bezeichnen. Nicht Ernstnehmen = Auslachen, Ignorieren.

>>Ja, lieber Achim, du heißt uns alle hier willkommen, aber ich fühl mich
>
>Das ist falsch, in den Forenrichtlinien, die, wer hier Beiträge schreibt, gelesen haben sollte, wird deutlich das Gegenteil klargemacht.
>
>>hier auf einer relativ suspekten Seite nicht so wohl. Emotionen in Ehren,
>
>Was suspekt ist, sind hier zunächst einmal Deine Äußerungen, wenn ich mir diese Bemerkung gestatten darf.
>
>>aber selbst mit großer Wut auf TierquälerInnen erfüllt muß mensch nicht
>>gleich in die Kiste mit dem KZ-Vergleich greifen. Oder warum braucht mensch
>
>Warum nicht?
>
>>diesen Vergleich? Wozu?
>
>Zur Verdeutlichung? Vgl. z.B. die Maqi-Agenda (siehe http://tierrechte.de/maqi/txt/agenda.html) sowie tiefenpsychologische Studien, die hier auf antiSpe erwähnt werden (siehe http://antiSpe.de/txt/rheingold-studie.html und http://antiSpe.de/txt/zorn.html).

Werd ich noch mal lesen. Ok?

Ich habe wirklich keinen Peter Singer gelesen und maße mir keine Kompetenz an. Was habe ich denn gelesen? Folgendes: "(Helga)Kuhse stellte Kriterien auf, nach denen die Tötung behinderter Kinder, unfallgeschädigter und alter Menschen zulässig ist, wenn <die Kriterien für menschliche Personalität dauerhaft nicht mehr zutreffen>1. Ihre Ausführungen münden schließlich in der Feststellung: <Es gilt, den auf überholter Grundlage errichteten Begriff der Unverletzlichkeit des Lebens abzulösen durch eine rationale Ethik, die den wissenschaftlichen und kulturellen Erfordernissen der modernen Zeit angemessen ist. Im Rahmen dieser Ethik ist es möglich und notwendig, lebenswertes und lebensunwertes Leben zu unterscheiden und das lebensunwerte zu vernichten.>2 Keine Eugenik? Peter Singer, der mit Helga Kuhse zusammenarbeitet, benutzt dieselben Kriterien, um bestimmten Menschen das Lebensrecht abzusprechen. In den letzten zwei Jahren hat er mit seinem Buch >praktische Ethik< in Deutschland viel Aufsehen erregt. Es enthält seine Gedanken zu lebenswert und lebensunwert, zu freiwilliger und "unfreiwilliger" Euthanasie. (...) Da Singer sogar mit nachgeburtlicher Selektion - also Tötung von behinderten Neugeborenen - keine Probleme hat, hat er sie umso weniger mit vorgeburtlicher. "Amniozentese (Fruchtwasseruntersuchung, kl. Anmerkung)mit nachfolgender Abtreibung in einzelnen Fällen gehört in Ländern mit fortgeschrittenen Behandlungsmethoden zur üblichen Praxis. Ich meine, das das überall so sein sollte." 3 Doch die Selektion per Amniozentese und Abtreibung ist ihm zu unsicher, und da er weder Ungeborene noch Neugeborene für lebenswerte "Personen" hält, ist es für ihn "logisch", weiterreichende Vorschläge zu machen. "Gegenwärtig können Eltern nur dann darüber entscheiden, ob ihr behinderter Abkömmling erhalten oder vernichtet werden soll, wenn die Behinderung während der Schwanderschaft entdeckt wird. Es gibt keine logische Grundlage dafür, die Entscheidung der Eltern allein auf derartige Behinderungen zu beschränken. Würde man behinderte Neugeborene bis zu etwa einer Woche oder einem Monat nach der Geburt nicht als Wesen betrachten, die ein Recht auf Leben haben, dann könnten wir unsere Entscheidung auf der Grundlage eines weit umfassenderen Wissens über den Zustand des Kindes treffen, als das vor der Geburt möglich ist." 4

Alles Zitiert aus: Theresia Degener, Swantje Köbsel: Hauptsache es ist gesund. Weibliche Selbstbestimmung unter Humangenetischer Kontrolle.
Die Zitate da drin sind von Helga Kuhse und Peter Singer. Hinten im Buch stand dazu
zu 1: Kuhse in: Klees, Bernd: Der gläserne Mensch in Betrieb, 1988, S.40
Zu 2: Ebd.
Zu 3: Peter Singer, praktische Ethik, 1984, s.185
und 4: Peter Singer: praktische Ethik, 1984, s. 186 f.

Also: Peter Singer will behinderte Kinder umlegen lassen, wenn die Eltern keinen Bock auf sie haben.

>>nicht "lebensfähig"? Ich weiß nicht wieviele Leute heute leben, weil die
>
>Welche Teil von "nicht 'lebensfähig'" verstehst Du nicht?

Diesen: Nicht lebensfähig ohne oder mit medizinischer Hilfe? Nicht lebensfähig mit oder ohne Unterstützung anderer Menschen? Nicht lebensfähig mit oder ohne Fähigkeit zur Produktivität?
Versteh doch mal, daß die Bedeutung dieses Wortes über Leben und Tod entscheidet. Wer z.B. Lebenslang Hilfe braucht ist nicht autonom und erfüllt ein von Peter Singer befürwortetes Kriterium zur Personalität nicht: Autonomie. Umlegen? Nur weil er/sie sich nicht allein den Arsch abwischen kann? Gerne, Herr Singer!

>Diese Menschen waren also offenbar "lebensfähig" und sind von einer Diskussion über "nicht lebensfähige" nicht betroffen. Solle eigentlich offensichtlich sein.

Ja, nachher waren sie es offenbar. Aber wer nach Singerscher Logik mit Sterbehilfe bedacht worden ist, war folglich nicht lebensfähig? Was zu beweisen war? Du hast se ja nicht alle. Als damals über ihre Lebensfähigkeit entschieden wurde, hatten sie noch nicht die Chance zu sagen: he ich hab grad ne Zukunftsvision gehabt, ich mit 25 Jahren, d.h. ich bin lebensfähig, bitte Beatmung wieder anschalten! Raah!

>Singer lehnt ja gerade diesen "liegen lassen" ab, soweit ich das beurteilen kann.
Ja, er will lieber kurzen Prozeß machen, und zwar mit lebensfähigen behinderten Kindern.

Singer hätte mit seiner Scheiße fast die Tierrechtsbewegung geschädigt, zum Glück haben die meisten ihn schon abgehakt.
und der KZ-Vergleich finde ich schädigt auch, zwar nicht so wie der Singer-Arsch (grein) aber den Tieren bringts nicht unbedingt viel.

Habt Gnade mit mir!

Coconut

Re: Re: achim stößer? Was sagt ihr?

Autor: Achim Stößer
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
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[DAU-Volltextquote entsorgt]

>Dem ist nichts mehr hinzuzufügen!

"Nach Deinen individuellen ethischen Vorstellungen ist es ethisch nicht vertretbar [Tiere aus Lustempfinden zu quälen und/oder zu ermorden], diese indivieuelle [sic!] ethische Vorstellung ist jedoch nicht auf die Gesellschaft übertragbar, da aus den allgemeingültigen ethischen Werten unserer Gesellschaft läßt sich nicht herleiten, daß Fleischkonsum moralisch verwerflich ist. [sic!]" (Guido von Steinhagen)

Auf die Frage, warum jemand Leichen fressen sollte:
"Villeicht [sic!], weil es gut schmeckt. Auch wenn es für Dich kein Argument ist, für mich ist es ein sehr bedeutendes Argument." (von Steinhagen)

"Ich bin [...] kein Vegetarier/Veganer" (von Steinhagen)

Zitate aus anderen Foren. "Dem ist nichts mehr hinzuzufügen!"

>>(...)ich hab keinen Peter Singer gelesen. Denk mir aber mal,
>>daß ich solche Positionen wie gesunde Affen haben mehr Lebensrecht
>>als Behinderte Menschen nicht unbedingt ernsthaft diskutieren muß.(...)
>
>Insbesondere solche Aussagen finde ich immer wieder schockierend und

Schockierned, in der Tat. Ich hoffe, "coconut" lernt wenigstes daraus, daß ihm der Speziesist von Steinhagen nach dem Mund redet ... viel Hoffnung habe ich aber nicht.

>menschenverachtend. Einerseits wird die Tiernutzung mit KZ's verglichen,
>und dann wieder solche Aussagen, wenn das mal nicht ein Widerspruch ist!

Hier gilt natürlich das zu "coconut" gesagte entsprechend.

Hinzufügen möchte ich, daß ich bei keinem dieser Beiträge die in den Forenrichtlinien genannte Ziele erkennen kann, bei weiteren muß ich also um eine Begründung bitten, inwiefern derartiges die Tierrechte voranbringen soll.

Achim

Peter Singer - Quellen?

Autor: Achim Stößer
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
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>>ich hab keinen Peter Singer gelesen. Denk mir aber mal, daß ich solche
>>Positionen wie gesunde Affen haben mehr Lebensrecht als Behinderte Menschen
>>nicht unbedingt ernsthaft diskutieren muß. Sowas gehört meiner Meinung nach
>
>Ich glaube nicht, dass Singer das jemals gesagt hat. Bitte
>poste hier eine genaue Quellenangabe.

Er hat ja bereits seine diesbezügliche Ignoranz offengelegt und eingestanden, daß er nicht weiß, wovon er spricht (was ihm zugutegehalten werden sollte, unterscheidet er sich darin doch deutlich von Ditfurth, die so tut, als wüßte sie es). Auf eine Quellenangabe werden wir also wohl verzichten müssen ...

Achim

Subject: "KZ-Vergleiche" und "Peter Singer" (war: Re: achim

Autor: Achim Stößer
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
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>Wenn welche die Texte von Achim stößer auf dieser Seite gelesen haben, sei
>Euch von mir gesagt: Ich halte KZ-Vergleiche für richtig Scheiße und ich

Dies bezieht sich vermutlich auf den Text "Legen macht frei", http://antiSpe.de/txt/Legenmachtfrei.html.

Hast Du irgendwelche Argumente, oder beschränkst Du Dich auf das Nachplappern von Ditfurthismen?

Ich habe diesen Text vor Veröffentlichung mehreren Leuten, die "KZ-Vergleiche" ablehnten, vorgelegt. Es gab zwei Arten von Reaktionen: Einsicht oder Schweigen. Argumente dagegen, die dort nicht widerlegt werden, oder Widerlegungen der dort genannten Gegenargumente konnte niemand nennen. Kannst Du, oder beschränkt sich Deine "Argumentation" auf das, was Du hier geschrieben hast, "Scheiße finden"? Fußaufstampfen ist kein Argument.

Solltest Du echte Argumente haben, werde ich meine Ansichten selbstverständlich entsprechend korrigieren (den Text ebenfalls).

>halte auch das Ernstnehmen von Peter Singer für totale Kacke.

Dies bezieht sich vermutlich auf den Text "Entspannt in der Barbarei",
http://antiSpe.de/txt/Barbarei.html.

Was bitte soll "Ernstnehmen" hier bedeuten? Vgl. auch das u.a. Zitat.

Übrigens empfehle ich zu dieser Frage im Nachrichtenteil von veganismus.de die entsprechenden Beiträge, z.B. den vom 20. März d.J.

>Ja, lieber Achim, du heißt uns alle hier willkommen, aber ich fühl mich

Das ist falsch, in den Forenrichtlinien, die, wer hier Beiträge schreibt, gelesen haben sollte, wird deutlich das Gegenteil klargemacht.

>hier auf einer relativ suspekten Seite nicht so wohl. Emotionen in Ehren,

Was suspekt ist, sind hier zunächst einmal Deine Äußerungen, wenn ich mir diese Bemerkung gestatten darf.

>aber selbst mit großer Wut auf TierquälerInnen erfüllt muß mensch nicht
>gleich in die Kiste mit dem KZ-Vergleich greifen. Oder warum braucht mensch

Warum nicht?

>diesen Vergleich? Wozu?

Zur Verdeutlichung? Vgl. z.B. die Maqi-Agenda (siehe http://maqi.de/txt/agenda.html) [Link korrigiert, 6.12.04 - Mod] sowie tiefenpsychologische Studien, die hier auf antiSpe erwähnt werden (siehe http://antiSpe.de/txt/rheingold-studie.html und http://antiSpe.de/txt/zorn.html).

>ich hab keinen Peter Singer gelesen. Denk mir aber mal, daß ich solche

Aus o.G. Text: "Nirgendwo zitiert [Ditfurth] Singer direkt. Mit anderen Worten: Sie hat nichts von ihm gelesen (eine Eigenschaft, die sie mit den meisten seiner KritikerInnen zu teilen scheint, auch wenn es tasächlich mehr als genug an anderen Thesen Singers zu kritisiern gibt)."

>Positionen wie gesunde Affen haben mehr Lebensrecht als Behinderte Menschen
>nicht unbedingt ernsthaft diskutieren muß. Sowas gehört meiner Meinung nach
>völlig in den Bereich des gefährlichen Blödsinns. Übrigens was heißt

In der Tat. Blödsinn, der aus der Feder von Jutta und Konsorten stammt.

Aber angenommen, Singer hätte dies gesagt, hätte das irgendeinen Einfluß auf sinnvolle Äußerungen, die von ihm stammen? Müssen wir die Mathematik umschreiben, weil gewisse Leute einmal gesagt habe "Zwei und zwei ist vier" (A. Hitler, 1895)

>nicht "lebensfähig"? Ich weiß nicht wieviele Leute heute leben, weil die

Welche Teil von "nicht 'lebensfähig'" verstehst Du nicht?

>Ärzteschaft sie als Säuglinge zum Glück nicht langsam haben sterben lassen.
>Frag diese Menschen doch mal ob man sie hätte "liegen lassen" sollen. (So

Diese Menschen waren also offenbar "lebensfähig" und sind von einer Diskussion über "nicht lebensfähige" nicht betroffen. Solle eigentlich offensichtlich sein.

>heißt das in der Medizinersprache)

Singer lehnt ja gerade diesen "liegen lassen" ab, soweit ich das beurteilen kann.

>erst mal das in kürze. Vielleicht fasel ich hier eh umsonst, weil keine
>Antworten kommen werden. Wenn aber doch, werd ich mich wohl noch mal
>melden.

Vielleicht faselst Du hier umsonst, weil Du statt zu faseln lieber argumentieren solltest, und vor allem, Dich vorher informieren?

Achim

Re: achim stößer? Was sagt ihr?

Autor: Anonymus
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
Thema öffnen
>ich hab keinen Peter Singer gelesen. Denk mir aber mal, daß ich solche >Positionen wie gesunde Affen haben mehr Lebensrecht als Behinderte Menschen >nicht unbedingt ernsthaft diskutieren muß. Sowas gehört meiner Meinung nach

Ich glaube nicht, dass Singer das jemals gesagt hat. Bitte
poste hier eine genaue Quellenangabe.

Gerhard

Re: achim stößer? Was sagt ihr?

Autor: Guido von Steinhagen
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
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>Wenn welche die Texte von Achim stößer auf dieser Seite gelesen haben, sei Euch von mir gesagt: Ich halte KZ-Vergleiche für richtig Scheiße und ich halte auch das Ernstnehmen von Peter Singer für totale Kacke.
>
>Ja, lieber Achim, du heißt uns alle hier willkommen, aber ich fühl mich hier auf einer relativ suspekten Seite nicht so wohl. Emotionen in Ehren, aber selbst mit großer Wut auf TierquälerInnen erfüllt muß mensch nicht gleich in die Kiste mit dem KZ-Vergleich greifen. Oder warum braucht mensch diesen Vergleich? Wozu?
>
>ich hab keinen Peter Singer gelesen. Denk mir aber mal, daß ich solche Positionen wie gesunde Affen haben mehr Lebensrecht als Behinderte Menschen nicht unbedingt ernsthaft diskutieren muß. Sowas gehört meiner Meinung nach völlig in den Bereich des gefährlichen Blödsinns. Übrigens was heißt nicht "lebensfähig"? Ich weiß nicht wieviele Leute heute leben, weil die Ärzteschaft sie als Säuglinge zum Glück nicht langsam haben sterben lassen. Frag diese Menschen doch mal ob man sie hätte "liegen lassen" sollen. (So heißt das in der Medizinersprache)
>
>erst mal das in kürze. Vielleicht fasel ich hier eh umsonst, weil keine Antworten kommen werden. Wenn aber doch, werd ich mich wohl noch mal melden.
>also was denkt ihr?

Dem ist nichts mehr hinzuzufügen!

>(...)ich hab keinen Peter Singer gelesen. Denk mir aber mal, daß ich solche Positionen wie gesunde Affen haben mehr Lebensrecht als Behinderte Menschen nicht unbedingt ernsthaft diskutieren muß.(...)

Insbesondere solche Aussagen finde ich immer wieder schockierend und menschenverachtend. Einerseits wird die Tiernutzung mit KZ's verglichen, und dann wieder solche Aussagen, wenn das mal nicht ein Widerspruch ist!

Viele Grüße,

Guido von Steinhagen

achim stößer? Was sagt ihr?

Autor: coconut
Datum:
Forum: Tierrechtsforum
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Wenn welche die Texte von Achim stößer auf dieser Seite gelesen haben, sei Euch von mir gesagt: Ich halte KZ-Vergleiche für richtig Scheiße und ich halte auch das Ernstnehmen von Peter Singer für totale Kacke.

Ja, lieber Achim, du heißt uns alle hier willkommen, aber ich fühl mich hier auf einer relativ suspekten Seite nicht so wohl. Emotionen in Ehren, aber selbst mit großer Wut auf TierquälerInnen erfüllt muß mensch nicht gleich in die Kiste mit dem KZ-Vergleich greifen. Oder warum braucht mensch diesen Vergleich? Wozu?

ich hab keinen Peter Singer gelesen. Denk mir aber mal, daß ich solche Positionen wie gesunde Affen haben mehr Lebensrecht als Behinderte Menschen nicht unbedingt ernsthaft diskutieren muß. Sowas gehört meiner Meinung nach völlig in den Bereich des gefährlichen Blödsinns. Übrigens was heißt nicht "lebensfähig"? Ich weiß nicht wieviele Leute heute leben, weil die Ärzteschaft sie als Säuglinge zum Glück nicht langsam haben sterben lassen. Frag diese Menschen doch mal ob man sie hätte "liegen lassen" sollen. (So heißt das in der Medizinersprache)

erst mal das in kürze. Vielleicht fasel ich hier eh umsonst, weil keine Antworten kommen werden. Wenn aber doch, werd ich mich wohl noch mal melden.
also was denkt ihr?