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Tierrechtsforum:
''Umgang mit Karnismus'' und meine Meinung dazu

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''Umgang mit Karnismus'' und meine Meinung dazu

Autor: Sebastian Antispe | Datum:
Zur Diskussionsanregung ein aktueller Artikel von der Albert Schweitzer-Stiftung mit dem Namen "Umgang mit Karnismus".

http://albert-schweitzer-stiftung.de/aktuell/umgang-mit-karnismus


Anbei mein Kommentar dazu:

"Auch auf die Gefahr hin, mich unbeliebt zu machen, aber solche Artikel können leider nur von Menschen geschrieben sein, deren Denken sich selbst noch tief im speziesistischen Bereich befindet.
Niemand würde ähnliche Aufsätze im menschlichen Bereich schreiben, diese sind nur in der Mensch-Tier-Beziehung zu finden.

Vor allem diesen Absatz sollte man sich besser zwei mal durchlesen:

"Vermeiden Sie Anfeindungen und machen Sie eine Trennung zwischen Person und Verhalten. Auch wenn das Verhalten schlecht ist, muss die Person nicht automatisch auch schlecht sein. Gute Menschen können schlecht handeln. Vermeiden Sie es deshalb, eine Person auf eine einzige Handlung zu reduzieren."

Erstens geht es nicht um eine "einzige Handlung", sondern um tagtäglich begangenes Verbrechen, welches es nicht zu tolerieren gilt, da hier jede Form von Toleranz den Verursacher in seiner Handlungsweise bestärkt.

Zweitens begeht ein Großteil der Personen dieses "schlechte Verhalten" sehr wohl vollkommen bewusst. Kein erwachsener Mensch glaubt noch ernsthaft daran, dass Fleisch, Milch und Eier im Supermarkt wachsen, da hilft auch die netteste Bärchenwurstverpackung nichts.
Es vergeht auch fast keine Diskussion mit Tierschändern, bei der man als Tierrechtsaktivist nicht früher oder später den Satz "Ja ja, da hast du schon recht, aber mir schmeckts halt" zu hören bekommt.
Von unbewusstem schlechtem Verhalten kann also keine Rede sein, sondern vielmehr von purem Egoismus und Rücksichtslosigkeit auf Kosten der Schwächeren.
Wie gesagt, kein Mensch würde solche Aufsätze im menschlichen Bereich verfassen.

Nehmen wir doch als Beispiel einen Menschen, der andere Menschen wegen ihrer Andersartigkeit diskriminiert, herabstuft, erniedrigt, schlägt, vergewaltigt, quält, einsperrt und ermordet und dessen Verbrechen durch ein perverses Gesetz abgesegnet sind.
Welcher Mensch würde da ernsthaft Toleranz und Geduld für einen solchen Menschen fordern? Wer würde fordern, diesen Menschen nicht zu bedrängen und zu überfordern? Wer würde sagen, dass er es eben nicht besser gelernt hat und nichts dafür kann?
Niemand, denn solche Argumentationen findet man nur, wenn die Opfer dieser Verbrechen nichtmenschlicher Art sind."

Re: ''Umgang mit Karnismus'' und meine Meinung dazu

Autor: Tobi | Datum:
> Zweitens begeht ein Großteil der Personen dieses "schlechte
> Verhalten" sehr wohl vollkommen bewusst. Kein erwachsener
> Mensch glaubt noch ernsthaft daran, dass Fleisch, Milch und
> Eier im Supermarkt wachsen, da hilft auch die netteste
> Bärchenwurstverpackung nichts.

Hmm, es gibt wohl wirklich noch immer genug (erwachsene!) Menschen, die tatsächlich keinen Schimmer haben, was z.B. Ei-/Muttermilchkonsum anrichtet ("Wie jetzt? Die Kühe geben doch sowieso Milch!").

Weshalb es auch so wichtig ist, über die Realität aufzuklären.

Tobi

Re: ''Umgang mit Karnismus'' und meine Meinung dazu

Autor: Sebastian Antispe | Datum:
Immer wieder aufzuklären, ist sicher unerlässlich, aber ich glaube trotzdem, dass jeder erwachsene Mensch im Grunde ganz genau weiß, was er mit seinem Konsum/seinem Lebenswandel anrichtet. Der Mensch kann nur einfach gut verdrängen, vor allem wenn es für ihn bequem ist.

Um die Behauptung aus meinem Eingangsbeitrag einmal zu untermauern, dass Leichenfresser und Vegetarier sehr wohl bewusst "schlecht handeln" und sich durch jede Form von Toleranz in ihrem Tun bestätigt fühlen, anbei mal ein paar der Reaktionen auf meinen Beitrag zum Artikel "Umgang mit Karnismus", welche deutlich zeigen, dass Tierausbeuter sehr wohl bewusst handeln:


Zitat: " XY:

Der Vergleich mit Diskriminierung anderer Menschen hinkt allerdings etwas. Es ist, der historischen Entwicklung geschuldet, ein Faktum, dass Mensch und Tier nicht gleichgestellt sind. Ein anderes Raubtier macht sich dererlei Gedanken nicht. Nun kannst du anführen, dass der Mensch die Fähigkeit entwickelt hat, sich diese Gedanken zu machen, was den Punkt der Mensch-Tier-Ungleichheit lediglich bestätigt. Es kann allerdings nicht als imperativ angesehen werden, alle Gedanken, die gedacht werden können auch zu Ende gedacht werden müssen, sonst landen wir am Ende bei Dingen wie Euthanasie und Todesstrafe.

Ich stimme zu, dass Dinge wie Massentierhaltung und Tierquälerei definitiv indiskutabel sind, aber daraus ein Recht abzuleiten, die Bevölkerungsmehrheit aufgrund seiner eigenen Überzeugungen anzufeinden, das sehe ich nicht. Vielmehr sehe ich den Bedarf darin, einen Ausgleich zwischen dem Bedarf nach Fleischkonsum und der weitergehenden Vermeidung von Tierquälerei zu finden. Dass dahingehend ein Umdenken erfolgen muss, dass dieser Ausgleich aus humanitärer und nicht profitorientierter Sicht erfolgt, versteht sich wieder von selbst."



Sebastian Antispe:

Der große Unterschied ist, dass der Mensch nunmal kein Raubtier und Fleischfresser ist.
Natürlich sind wir aber Tiere, Wirbeltiere, Säugetiere. Vor allem jedoch sind wir in der Lage, komplex zu denken, moralisch zu denken, richtig von falsch zu unterscheiden und uns nicht von Trieben lenken zu lassen. Wäre das nicht so, könnten wir auch weiterhin Kriege führen, Frauen vergewaltigen und andere Menschen unterdrücken und ermorden, denn auch das sind alles völlig "natürliche" Dinge. Deswegen sind sie jedoch nicht richtig und das haben wir erkannt. Der nächste Schritt ist, unsere Moral auf alle fühlenden und leidensfähigen Lebewesen auszudehnen, nicht nur auf unsere Spezies.

Denn aus den großen Gemeinsamkeiten zwischen Menschen und allen anderen Tieren wie Schmerzempfinden, Leidempfinden, dem Wunsch nach Freiheit und Glück leiten sich eben auch die selben grundlegenden Rechte wie Lebensrecht, etc. ab.

Dein letzter Absatz bestätigt mir leider einmal mehr meine Feststellung, dass Toleranz für die von mir oben genannten Verbrechen die Verursacher in ihrer Handlungsweise nur mehr bestärkt. Denn die moralische Falschheit von Mord, Vergewaltigung, Ausbeutung und Unterdrückung stellst auch du scheinbar nicht in Frage. Du forderst lediglich eine sanfte Vergewaltigung, einen sanften Mord, eine sanfte Ausbeutung, bzw. weniger davon.
Wie all diese Forderungen in der Realität aussehen sollen, kann und will ich aber nicht begreifen.
Im Übrigen gibt es keinen Bedarf nach Fleischkonsum, weder ethisch, noch biologisch.


Zitat: XY:

Das ist durchaus nicht, was ich fordere, weil ich zwischen der Behandlung Mensch - Mensch und Mensch - Tier unterscheide. Diese Unterscheidung ist nunmal in der Gesellschaft, insbesondere auch in unserem Rechtssystem verankert. Sich anzumaßen, zu wissen, dass der nächste Schritt ist, Tieren die gleichen Rechte zuzugestehen, geht mir deutlich zu weit, da der Umkehrschluss ist, dass ich einen bissigen Hund wegen Körperverletzung und kackende Tauben wegen Sachbeschädigung anzeige. Gute Idee? Ich denke nicht...



Sebastian Antispe:
Was mir deutlich zu weit geht, ist ethisch falsches Verhalten mit der Legalität dieser Verbrechen zu begründen. Oder um es mit Martin Luther King zu sagen: "Never forget that everything Hitler did in Germany was legal."
Und das ist genau der Punkt. Nur weil etwas legal ist, ist es noch lange nicht zu befürworten. In wievielen Ländern ist es auch heute noch legal, seine Frau zu schlagen oder Homosexuelle zu ermorden?
Es ist in Deutschland im übrigen auch legal, Sex mit nichtmenschlichen Tieren zu haben. Es war Jahrhunderte lang auch legal, andersfarbige Menschen zu versklaven und zu ermorden.
Fehlende Moral kann niemals mit Legalität begründet werden.
Deine Beispiele zu kackenden Tauben sind im Übrigen auch nicht sinnvoller, da ich davon nie gesprochen habe. Ich sprach von Lebensrechten, die aus den gleichen Gemeinsamkeiten hervor gehen, von nichts anderem. Wir haben in Deutschland auch Kinderrechte, ohne deswegen allen Ernstes Wahlrechte für Kinder zu fordern.


Zitat: XY:

Um das Ganze jetzt hier noch etwas abzurunden: Natürlich muss das Verhältnis von Rechten und Pflichten nicht 50 : 50 betragen. Niemand fordert den Führerschein ab 3 Jahren... aber ist im Sinne dieses Gedankens auch vollkommen legitim, zum Wohle des Großteils der Gesellschaft legitim, Kindern das Wahlrecht abzusprechen, Geistig Eingeschränkten die Geschäftsfähigkeit einzuschränken und Mörder und Vergewaltiger ihrer Freiheit zu berauben.

Und nachdem Tiere nun einmal nicht Menschen gleichgestellt sind, ist es wohl auch gerechtfertigt, deren Rechte zu beschneiden. Dabei spricht ihnen keiner ein generelles Recht auf Leben ab, das ohne Grund und grausam beendet werden darf. Daher der Brückenschlag zu meinem ersten Post: Weitestgehende Verbesserung der Haltungsbedingungen unter humanitären Gesichtspunkten, ohne dabei die Bevölkerungsmehrheit zu diskriminieren, denn wenn eine Minderheit der Mehrheit ihre Verhaltensdoktrin aufoktroyieren darf, dann kann ich mein Studium schmeißen, weil wir dann in Kürze mit der gleichen Argumentationskette die Scharia einführen und in Teilen Niederbayerns wieder die Habermeisterei betreiben.

Unveganer wissen was sie anrichten

Autor: Tobi | Datum:
> Immer wieder aufzuklären, ist sicher unerlässlich, aber ich
> glaube trotzdem, dass jeder erwachsene Mensch im Grunde ganz
> genau weiß, was er mit seinem Konsum/seinem Lebenswandel
> anrichtet. Der Mensch kann nur einfach gut verdrängen, vor
> allem wenn es für ihn bequem ist.

Im Grunde gebe ich Dir meine volle Zustimmung. Die meisten Menschen wissen tatsächlich, was Unveganismus anrichtet, es ist ihnen einfach egal, bzw. verdrängen es (Stichwort kognitive Dissonanz). Allerdings gibt es tatsächlich viele Dumpfbacken, die einfach nicht wissen, dass z.B. Hühner normalerweise nicht fast jeden Tag ein Ei legen würden. Oder, dass Kühe normalerweise keine Milch produzieren.

Übrigens: Um zu sehen, wie sehr Unveganer in manchen Dingen Bescheid wissen -> Nichtveganer wissen Bescheid.

Als Anmerkung noch: Es ist irrelevant, ob wir Menschen ursprünglich "Fleischfresser" oder Raubtiere sind (siehe z.B. auch hier -> Vegan ist unnatürlich, und das ist gut so. Ansonsten stimme ich Dir in Deiner Argumentation zu.

Tobi

Re: Unveganer wissen was sie anrichten

Autor: Sebastian Antispe | Datum:
Ich bin für jede Kritik dankbar.
Das war nur meine eigene Argumentationslinie in diesem speziellen Gespräch, ich bin aber für andere Vorschläge jederzeit offen.