GROßENLÜDER Kühe sind gar nicht lila, nach Kartoffeln muss man erst buddeln, und bis die leckeren Erdbeeren auf dem Kuchen liegen, ist viel Arbeit nötig.
Um Kindern deutlich zu machen, wo Lebensmittel herkommen, und wie sie produziert werden, arbeitet die Kindertagesstätte Abenteuerland Großenlüder seit acht Jahren mit dem Landwirt Peter Kömpel zusammen.
Mit seiner Familie bewirtschaftet der Vater von vier Kindern insgesamt 95 Hektar Acker und Grünland. 115 Rinder und 280 Schweine stehen in seinem Stall. Mit dem
Vier Termine im Jahr
Bauernhof-Projekt soll den Kleinen die Arbeit eines Landwirts näher gebracht werden, erläutert Hiltrud Ebert, die Leiterin der Kindertagesstätte.
Viermal im Jahr statten die Kinder dem Landhof Kömpel am Ortsrand von Großenlüder einen Besuch ab. „Obwohl wir recht ländlich leben, wissen viele Kinder nicht, woher die Lebensmittel im Supermarkt kommen“, sagt Peter Kömpel.
Im Frühjahr zeigt Bauer Kömpel, wie Mais ausgesät wird. „Der Boden muss dafür fein-krümelig sein“, erklärt der 52-Jährige den Kindern. Ein paar Saat-Körner gibt er dann immer mit. Die werden im Kindergarten in Töpfe gepflanzt und fleißig gegossen.
Auf der Straße werde er dann immer wieder von den kleinen Hof-Besuchern angesprochen: „Bauer Peter, warum ist dein Mais denn schon so groß und unserer so klein?“ Der nächste Termin im Jahreslauf ist die Erdbeerernte. Auf dem ein Hektar großen Erdbeerfeld demonstriert der Landwirt, dass man die Erdbeersträucher hegen und pflegen muss, damit die roten Früchtchen gedeihen. „Zum Naschen bekommt dann jedes Kind ein Schälchen mit nach Hause“, fügt Kindergartenleiterin Ebert hinzu.
Um die Wurst geht es bald darauf: Wenn die 25 Kinder mit Hygienehäubchen aus Papier und weißen Plastikkitteln ausgestattet sind, geht es zum Würstchenbefüllen. Mit spitzen Fingern befühlen sie den glitschigen Darm, trauen sich meist nicht recht zuzupacken. Dann führt Kömpel die Hände der Kinder. Anschließend werden die Würste gebrüht und noch am selben Tag gegrillt und verspeist.
Dass für die Würstchen ein Schwein geschlachtet wurde, verschweigt Kömpel. „So ins Detail gehe ich nicht“, sagt er. „Die Kinder sind zwischen drei und sechs Jahre alt. Die Älteren könnten es vielleicht verkraften, dass vorher ein Tier sterben musste, für die Kleineren wäre das zu viel“, findet Ebert. Lediglich eine Schüssel mit Fleischstückchen bekommen die Kinder zu Gesicht, bevor das Fleisch mit Gewürzen im Wolf landet.
Ein Zuviel gibt es nicht, wenn es darum geht, die Leckereien vom Bauernhof zu verspeisen. „Beim Bratwurst-essen hauen die Kinder richtig rein“, sagt Kömpel, der auch Metzgermeister ist. Zwei Würstchen verdrücke so manches Kindergartenkind. Um den Genuss geht es auch beim Kartoffelfeuer im September. Zwar werden auf Kömpels Land keine Erdäpfel angebaut. Wie man diese auf ganz einfache Weise zubereiten kann, möchte der Großenlüderer den Kleinen trotzdem zeigen. In Alu-Folie verpackt wandern die Kartoffeln ins Feuer und werden anschließend mit einer Ladung Quark aus Christel Kömpels Küche verspeist. „Da haben die Kinder einen Quark-Bart bis zu den Ohren“, freut sich der Landwirt, dem der Trubel auf seinem Hof viel Vergnügen bereitet. Die Ruhe im Winterhalbjahr gefällt ihm aber auch, bevor im Frühjahr die nächste Gruppe zur Mais-Aussaat vorbeischaut.
Von unserer Volontärin
Anne Kramer
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