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Pressespiegel:
Verschüttete Milch

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Verschüttete Milch

Autor: Achim Stößer | Datum:
Über verschüttete Milch, so das Sprichwort, solle man (warum auch immer) nicht weinen.

Wenn aber derzeit die Bauern, weil sie fürs Tierequälen ein paar Cent mehr bekommen wollen, Milch tonnenweise verschütten, wird allenfalls über eine Gefährdung der Umwelt oder des Autoverkehrs lamentiert.

Daß für jede Tonne (je 1000 Liter) eine qualgezüchtete Kuh monatelang leiden mußte, interessiert kaum jemanden.

So wenig, wie sie auf die Idee kommen, endlich die Tierausbeutung zu beenden und statt Drüsensekret Pflanzenmilch aus Soja, Reis, Hirse, Hafer usw. zu produzieren/konsumieren.

Bauern demonstrieren gegen niedrigen Milchpreis

Autor: Achim Stößer | Datum:
St. Wendel. Mit einem Traktor-Konvoi durch die St. Wendeler Innenstadt machten Milchbauern gestern ihrem Unmut über den niedrigen Milchpreis und die aus ihrer Sicht verfehlte EU-Landwirtschaftspolitik Luft. Sie kippten Milch aus einem 6000-Liter-Faß vor einen Aldi-Markt und auf eine Wiese am Stadtrand. Klaus Laub, einer der insgesamt 200 Milchbauern im Saarland, prophezeit bei der derzeitigen Preispolitik den baldigen wirtschaftlichen Ruin von rund der Hälfte seiner Berufskollegen. Er forderte vehement eine Zurückführung der Quoten sowie eine deutlich höhere Verkaufsrendite. Auch in Luxemburg sowie in Norddeutschland gab es Traktorblockaden und Demonstrationen mit verschütteter Milch. rup

http://www.saarbruecker-zeitung.de/sz-berichte/wirtschaft/Bauern-demonstrieren-gegen-niedrigen-Milchpreis;art2819,3031931

Aigner erwartet Einlenken der EU-Kommission

Autor: Achim Stößer | Datum:
Berlin/Eisleben (dpa) - Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) erwartet wegen des zunehmenden Drucks auf EU- Agrarkommissarin Mariann Fischer Boel ein Einlenken in der Milchkrise.

«Die Kommissarin wird nun an diesem Donnerstag ein neues Gesamtkonzept zur Unterstützung der Milchbauern vorstellen», sagte Aigner am Mittwoch der dpa in Berlin. «Ich gehe davon aus, dass sie dabei unsere Forderungen berücksichtigen wird.» Zwei Drittel der 27 EU-Staaten fordern von der Kommission kurz- und langfristige Hilfen für Milchbauern. «Sie kann nicht einfach Forderungen von 18 Mitgliedstaaten ignorieren», kritisierte Aigner.

Die Agrarminister von Bund und Ländern beschäftigen sich auf ihrer Herbstkonferenz am Donnerstag und Freitag in Eisleben ebenfalls mit dem Thema. «Wir haben es mit einer sehr unbefriedigenden, ja katastrophalen Preissituation für Milchproduzenten zu tun», sagte Sachsen-Anhalts Agrar-Staatssekretär Hermann Onko Aeikens (CDU) der dpa. «Obwohl es sich derzeit abzeichnet, dass die Preise für Milch etwas anziehen könnten, brauchen die Milchbauern insgesamt gesehen deutlich mehr.» Momentan erhalten Landwirte durchschnittlich 20 Cent je Liter Milch, kostendeckend wäre nach ihren Angaben das Doppelte.

Wütende Milchbauern schütteten aus Protest gegen zu niedrige Preise am Mittwoch wieder tausende Liter Milch auf ihre Äcker. Bei Schwerin versprühten Bauern mit Gülletankern an die 200 000 Liter Milch, wie Landwirt Peter Guhl mitteilte. Eine weitere Aktion war laut Bundesverband Deutscher Milchviehhalter nahe Nürnberg geplant. Die Milchbauern leiden seit Monaten unter den niedrigen Preisen und fordern unter anderem eine Reduzierung der Milchmenge, damit die Preise wieder steigen.

Staatssekretär Aeikens erteilte Überlegungen eine Absage, die Produktion auf nationaler Ebene einzuschränken. «Für nationale Alleingänge sehen wir aus Sachsen-Anhalt keinen Raum, wenn, dann müsste das einheitlich auf EU-Ebene geschehen.»

Bisher war Aigner mit ihren Forderungen nach einem Einfrieren der weiteren Erhöhung der Milchquote gescheitert. Die Milchquote begrenzt EU-weit die Produktion, soll aber bis 2013 schrittweise angehoben werden, bis sie 2015 ganz wegfällt.

Zu den Forderungen von inzwischen 18 EU-Staaten zählen eine vorübergehende Erhöhung des Preises für Aufkäufe und mehr Exporthilfen für Butter, Milchpulver und Käse. Die EU- Agrarkommissarin hatte dies zunächst abgelehnt, will an diesem Donnerstag jedoch neue Vorschläge präsentieren.

http://www.zeit.de/newsticker/2009/9/16/iptc-bdt-20090916-208-22408556xml

Milch-Protest / CSU-Politiker ohrfeigt Bäuerin

Autor: Achim Stößer | Datum:
14.09.2009, 19:48


Der alttestamentarische Grundsatz „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ gilt offenbar noch in der bayerischen Provinz: Als eine Bäuerin den CSU-Abgeordneten Alois Karl mit Milch übergoss, reagierte der kurzerhand mit einer Ohrfeige.


Mehrere Liter Milch hatte die Landwirtin nach übereinstimmender Aussage beider Kontrahenten über den Bundestagsabgeordneten Alois Karl geschüttet. Der Zwischenfall ereignete sich am Montag bei einem Kirchweih-Fest im bayerischen Lauterhofen. Die 40-jährige Regine Lehmeier denkt nun über eine Anzeige gegen den Politiker nach. Der Schlag sei so heftig gewesen, dass sie in einer Klinik behandelt werden musste. Dort sei eine Halswirbelsäulenprellung diagnostiziert worden.

Der 58 Jahre alte Rechtsanwalt Karl, seit 2005 im Bundestag, sagte zu dem Vorfall: „Sie hat sich sehr unflätig und unkorrekt verhalten.“ Er müsse sich so etwas doch nicht gefallen lassen, verteidigte Karl den Schlag. Er sei doch als Politiker „nicht die Mülltonne oder der Fußabstreifer für jeden“.

Nicht geplant, nicht bedauert

Der Abgeordnete sollte im Bierzelt eine Wahlkampfrede halten. Während er auf seinen Auftritt wartete, sei er von Mitgliedern des Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter gebeten worden, zu einem Gespräch nach draußen zu kommen. Dabei sei dann „durchaus sehr streitig“ über die Lage der Milchbauern diskutiert worden, sagte Karl.

Plötzlich sei Regine Lehmeier mit einer Milchkanne auf ihn zugekommen und habe ihn mit Milch überschüttet. Darauf habe er „reflexartig“ mit der Ohrfeige reagiert. „Das war weder beabsichtigt noch vorsätzlich“, betonte Karl. Er bedauere es aber auch nicht. „Meine Reaktion war angesichts der Umstände nicht ungewöhnlich.“ Er sei schließlich zuerst das Opfer gewesen und die Frau die Täterin.

Streit um die Menge

Nach Karls Darstellung überschüttete die Bäuerin ihn mit 20 Litern Milch. Lehmeier bestreitet die Menge, es seien „höchstens sieben oder acht Liter Milch“ gewesen, die sie dem Politiker auf die Hose gekippt habe. „Er hat jedenfalls mit trockenem Jackett und trockenem Kopf seine Rede halten können.“ Karl vertritt im Bundestag den Wahlkreis Amberg, den er 2005 laut Parlamentshandbuch mit fast 60 Prozent holte.

Nach Angaben der Polizei in Regensburg soll in Absprache mit der Staatsanwaltschaft geklärt werden, ob der Fall für die beiden Kontrahenten strafrechtliche Folgen hat. Seit Monaten kämpfen die Milchbauern in Deutschland für höhere Milchpreise. Bei Preisen um 20 Cent für den Liter Rohmilch bangen viele von ihnen um ihre Existenz.
ala/dpa/ddp

http://www.focus.de/politik/deutschland/wahlen-2009/bundestagswahl/milch-protest-csu-politiker-ohrfeigt-baeuerin_aid_435738.html

8000 Liter Milch aufs Feld gegossen

Autor: Achim Stößer | Datum:
Von MANFRED HILGERS, 15.09.09, 07:00h
„Es gibt diesmal keinen Liefer-Boykott. Trotzdem wird die Molkerei von mir keinen Tropfen Milch erhalten.“ Der Keldenicher Christoph Gerden, BDM-Vorstand im Kreis...
EIFELLAND. „Es gibt diesmal keinen Liefer-Boykott. Trotzdem wird die Molkerei von mir keinen Tropfen Milch erhalten.“ Der Keldenicher Christoph Gerden, BDM-Vorstand im Kreis Euskirchen, kann nur für sich sprechen - Absprachen der Landwirte zu einem etwaigen Lieferboykott sind nicht erlaubt. Doch Gerdens Kollegen denken - und handeln - genauso. Schließlich könne jeder Bauer tun, wozu er Lust habe. „Uns steht sowieso das Wasser bis zum Hals“, weist Hubert Bresgen auf die Lage der Milchbauern hin. Er fühlt sich von den Politikern verraten - keine der im vergangenen Jahr gemachten Zusagen sei eingehalten worden. Viele Bauern fühlten sich in ihrer Ohnmacht „wie Sklaven im eigenen Betrieb“.

Jetzt machen die Milchbauern erneut Druck, fast jeden Tag sind sie irgendwo in Europa unterwegs und versuchen, den Bürgern ihre Lage zu erklären. Haben 2008 die deutschen Bauern mit Belgiern und Luxemburgern die Milchstreiks initiiert, so gehen die Proteste nun eher von ihren französischen Kollegen aus. „Wir werden sie nicht im Stich lassen“, erklärten sich die Eifeler Milchbauern, die gestern an einer Demo in Köln teilnahmen, solidarisch. Kollegen, etwa aus Österreich, Italien, Belgien und Luxemburg, machten mit. „Es muss was geschehen, sonst sind in wenigen Jahren die Hälfte aller Bauern vom Markt verschwunden“, klagte Gerden. Der Milchauszahlungspreis für den August seien mit 20 Cent je Kilo Milch der Güteklasse I dramatisch schlecht ausgefallen. Inklusive Mehrwertsteuer und weiterer Zuschläge seien es gerade mal 22,70 Cent. „So lege ich jeden Monat pro Kuh 150 Euro drauf“, so Bresgen, der gar das Ende der Milchbauern sieht - lange könne man das finanzielle Desaster nicht durchstehen.

Bereits Ende der Woche war es im Grenzraum zu Luxemburg und Belgien zu Demonstrationen der Milchbauern gekommen, an denen sich die Eifeler beteiligten. Am Samstag waren die Bauern in Bonn, gestern im Raum Köln unterwegs. Dabei versperren sie stets Verkehrs-Knotenpunkte. In Belgien brannten sogar Strohpuppen. Was aus dieser Flut von Demonstrationen einmal werden soll, weiß Gerden nicht. „Auf jeden Fall lassen wir uns von der Politik und Industrie nicht weiter verheizen.“ Er hofft auf den Durchhaltewillen der Kollegen. Er sieht die Bauern erst am Anfang einer ganzen Serie von Streiks. „Unser Tun richtet sich nicht an den Endverbraucher, wir wollen lediglich auf die missliche Lage hinweisen“, so Gerden, der gestern 8000 Liter Milch auf seine Äcker kippte.

http://www.rundschau-online.de/html/artikel/1246895321959.shtml

100000 Liter Milch verschüttet

Autor: Achim Stößer | Datum:
Erstellt 16.09.09, 07:00h

EIFELLAND. Mittlerweile sieht man es den Gesichtern der Landwirte an: Es geht ans Eingemachte. Bei einer Kundgebung auf der L 16 vor dem Gelände der Milch-Union Hocheifel (MUH) haben sich gestern etwa 250 Bauern aus der deutschen und belgischen Eifel mit rund 60 Treckern versammelt.

Von deutscher Seite informierte Kurt Kootz und von ostbelgischer Seite Rainer Lentz über die aktuelle Situation und das weitere Vorgehen. Dabei wurden wieder die Forderungen nach einem flexiblen Milchmarkt laut, wo sich die Milchproduktion an der Nachfrage orientieren soll und die Erzeuger selbst einen Zugang zum Marktgeschehen bekommen.

„Wir wollen von unseren Produkten und nicht von Subventionen leben“, ist immer wieder bei den Bauern zu hören. „Lange kann das nicht mehr so weitergehen, dann sind wir alle am Ende.“

Mittlerweile verhärten sich die Fronten zwischen Bauern und Molkerei. So durften die Landwirte weder das Gelände der MUH betreten noch zeigte sich ein Vertreter der Molkerei während der Kundgebung. Gegen 13 Uhr begab man sich dann mit zwölf Gespannen, die in Güllefässern jeweils über 10 000 Liter Milch geladen hatten, auf ein Gelände zwischen Pronsfeld und Lünebach. Hier wurde die Milch über das Stoppelfeld versprüht. Unterdessen geht der Milchlieferstopp in Europa weiter. Auch in der Eifel kommt es in den nächsten Tagen zu Info-Veranstaltungen und Mahnfeuern.

In einer Pressemitteilung nahm die MUH Stellung zu den Protestaktionen und dem Lieferstreik: Bei allem Verständnis für die Existenznot der Bauern lehnt sie den europaweiten Milchlieferstreik, zu dem das European Milk Board (EMB) aufgerufen hat, ab, da Vorstand und Aufsichtsrat in einer solchen Maßnahme keine nachhaltige und langfristige Lösung des Problems sehen. Die Gremien der Molkerei sind der Ansicht, dass ein Milchlieferstreik für die gesamte Lebensmittelindustrie, die MUH und das hochwertige Produkt Milch eine imageschädigende Wirkung habe. Zudem stehe ein Milchlieferstreik den Milchlieferbedingungen und der Satzung des genossenschaftlichen Unternehmens entgegen. „Da sich darüber hinaus in den vergangenen Wochen die Situation am europäischen Milchmarkt langsam aber stetig verbessert hat, hält die MUH einen solchen Streik für nicht zielführend“, heißt es weiter. „Der Milchmarkt scheint sich momentan langsam von der Weltwirtschaftskrise zu erholen, was die aktuell steigenden Notierungen der Rohstoffmärkte und Milchpulverauktionen unterstreichen. Die MUH wird daher bei den im Oktober beginnenden Kontraktverhandlungen mit dem Handel alles dafür tun, an den für das Unternehmen relevanten Märkten für Trinkmilch und Milchbasisprodukte eine Preiskorrektur nach oben zu erreichen. Vorstand und Aufsichtsrat der MUH, die die Interessen aller Mitglieder zu vertreten haben, streben eine langfristige Sicherung der Molkerei verbunden mit einem auskömmlichen Milchpreis an.“

Von Pronsfeld aus machten sich die Trecker auf den Weg, um bei örtlichen Wahlveranstaltungen der Bundestagskandidaten auf ihre verzweifelte Lage aufmerksam zu machen.(boß)

http://www.rundschau-online.de/html/artikel/1246895322333.shtml

Backhaus - Milch auf Straßen und Felder zu kippen, ist Frevel!

Autor: Achim Stößer | Datum:
15.09.2009: Schwerin/MVregio "Für solche Aktionen habe ich kein Verständnis. Milch auf Straßen und Felder zu kippen, ist Frevel. Man darf auch nicht die Gefahr unterschätzen, die aus einer solchen Aktion im Straßenverkehr entstehen kann",
reagierte Landwirtschafts- und Umweltminister Dr. Till Backhaus (SPD, Foto) auf Aktionen einzelner Milchbauern in Mecklenburg-Vorpommern. Er könne die Verzweiflung der Milchbauern verstehen, aber solche Proteste würden nichts bewirken. "Wen wollen die Bauern damit beeindrucken? Mir brauchen sie nicht zu demonstrieren, dass die Situation angespannt ist. Das weiß ich selbst. Aber es gibt keine Lösung für Mecklenburg-Vorpommern, oder für Deutschland. In einem europäischen Markt kann es nur europäische Lösungen geben. Nationale Alleingänge würden die Lage der deutschen Milchbauern nicht verbessern, sondern verschlechtern. Um das Gleichgewicht am Markt wieder herzustellen, muss es einerseits zu einer drastischen Reduzierung der Milchproduktion kommen. Andererseits müssen Maßnahmen eingeleitet werden, um die Nachfrage zu steigern und die Produkte besser zu vermarkten. Hier müssen Milchbauern und Molkereien an einem Strang ziehen und selbst aktiv werden, anstatt immer nur auf die Politik zu verweisen", so Backhaus.

In diesem Zusammenhang verweist er erneut auf die vom Land eingeleiteten Hilfsmaßnahmen wie:
Das Liquiditätshilfeprogramm von Bund und Land
die Förderung von besonders umwelt- und tierartgerechter Haltungsverfahren, vorwiegend bei Milchkuhhaltern ; hier stehen 10 Mio. Euro pro Jahr zur Verfügung;
die Anhebung der Obergrenze für Investitionen auf 2 Mio. Euro;
die Verstärkung der Agrarinvestitionsförderung; der Bonus für Investitionen in besonders artgerechte Tierhaltungsanlagen wird auf 10% erhöht;
die Einführung eines Landesbürgschaftsprogramms für Betriebsmittelkredite;
die Möglichkeit, Steuerschulden und Pachtzahlungen an das Land zu stunden.

MVregio Landesdienst mv/sn

http://www.mvregio.de/239198.html

Bauern vernichten Zehntausende Liter Milch

Autor: Achim Stößer | Datum:
/OZ/MANTEL/MV vom 16.09.2009 00:00


Bauer Friedrich Rüße versprühte gestern auf einer Wiese in Klocksin (Müritz-Kreis) Foto: dpa
mit dem Güllewagen 8500 Liter Milch. Foto: dpa



Waren/Schwerin (dpa) - Aus Protest gegen die nach ihrer Ansicht zu niedrigen Milchpreise haben gestern weitere Bauern in MV ihre Milchlieferungen gestoppt. Dabei handelt es sich nach Angaben des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter (BDM) in Waren um Betriebe in den Kreisen Müritz und Güstrow. Da die Landwirte täglich Verluste einführen, werde die Milch wie Gülle auf den Feldern ausgefahren. In Klocksin (Müritzkreis) versprühten zwei Bauern über 10 000 Liter Milch mit Güllewagen auf den Feldern. Am Lieferstreik beteiligten sich inzwischen „eine ganze Menge mehr“ Betriebe, sagte Landwirt Peter Guhl, der im Landesvorstand des BDM sitzt.

Die B 192 zwischen Waren und Malchow war zwischenzeitlich für den Verkehr blockiert. Bauern hatten Milch auf die Straße geschüttet. Agrarminister Till Backhaus (SPD) kritisierte das Verschütten von Milch. „Für solche Aktionen habe ich kein Verständnis. Milch auf Straßen und Felder zu kippen, ist Frevel.“ Er könne die Verzweiflung der Milchbauern verstehen, aber solche Proteste würden nichts bewirken. In einem europäischen Markt könne es nur europäische Lösungen geben.

http://www.ostsee-zeitung.de/nachrichten/mv/index_artikel_komplett.phtml?SID=d1f4a398781622554027ddaefdc14076¶m=news&id=2551633

Protest: Dauchinger Landwirt kippt Milch in den Gully

Autor: Achim Stößer | Datum:
„Selbstverstümmelung“ aus Protest: Andreas Schleicher öffnet den Milchhahn.
Foto: Bantle


Schwarzwald-Baar (aba) Der Dauchinger Landwirt und Milcherzeuger Andreas Schleicher hat sich mit seinen französischen Kollegen, die sich derzeit in einem großen Milchstreik befinden, solidarisiert und öffnet jetzt jeden Tag den Hahn seines Milchtanks, um den Inhalt in den „Gully“ laufen zu lassen. Während der Zeit des Lieferboykotts in Frankreich will Schleicher auch Milch direkt an Verbraucher verschenken.

In großer Lettern tut Schleicher dies an der Straße zwischen Niedereschach und Dauchingen kund. Schleicher ist im Bund Deutscher Milchviehalter (BDM) aktiv und rechnet damit, dass sich auch viele weitere deutsche Milcherzeuger dieser Protestaktion anschließen werden.

Die Aktion startete Schleicher im Beisein einiger Berufskollegen aus dem Schwarzwald-Baar-Kreis und den Kreisen Tuttlingen und Rottweil. Schleicher kämpft mit der Aktion, genau wie seine Kollegen um faire, auskömmliche Milchpreise.

Auch wenn sich eigentlich kein Erzeuger den Milchstreik finanziell leisten könne, so sei es doch die „letztmögliche“ Handlung, durch diese „Selbstverstümmelung“ in Form des Milchstreiks auf die extreme Schwere der Lage der Milchbauern aufmerksam zu machen.

http://www.suedkurier.de/region/schwarzwald-baar-heuberg/schwarzwald-baar-kreis/Protest-Dauchinger-Landwirt-kippt-Milch-in-den-Gully;art372502,3940718

Bauern kippten ihre Milch aus Protest aufs Feld

Autor: martin | Datum:
17.09.2009 - Oberkirch. Normalerweise fließt aus den großen Fässern von Joachim Spinner aus Lautenbach und Tobias Kornmeier aus Oberharmersbach Gülle. Gestern jedoch verteilten sie damit Milch auf einem Feld an der B 28-Umfahrung in Oberkirch Die Milchbauern zeigten sich, wie auch ein riesiges Plakat am Kreisverkehr bezeugt, solidarisch mit ihren französischen Kollegen, die gegen die Preispolitik der Europäischen Union protestieren. 80 Prozent der Milcherzeuger im Renchtal machen mit, so Anton Walter, der Vorsitzende der Milcherzeuger-Gemeinschaft Ortenau aus Oppenau. Bereits seit Samstag geben die Bauern ihre Milch nicht mehr bei der Molkerei ab, 19 000 Kilogramm (18 400 Liter) landen im Gully oder auf den Feldern. Von einem Streik wollen die Bauern aus kartellrechtlichen Gründen nicht sprechen. De facto ist es nichts anders.
Die Milchbauern kämpfen so für einen höheren Milchpreis: 23 Cent pro Liter bekommen sie. »Wir legen jeden Tag drauf und zahlen Eintrittsgeld dafür, dass wir in den Stall dürfen«, fasst Walter zusammen (siehe Stichwort). Die Milchbauern streben einen Preis von 40 Cent an – auch durch die Reduzierung der Überkapazitäten, die derzeit EU-weit neben Deutschland nur in Österreich und Italien anfallen und die den Preis ruinieren

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»Wir sind bereit, fünf bis zehn Prozent weniger zu produzieren«, so Walter. Ein fairer Preis vorausgesetzt. Leben können sie momentan von der Milch kaum mehr: »Jeder hat ein zweites oder drittes Standbein«, so Walter. Der Oppenauer, der gut 40 Kühe hat und seine Quote von 1000 Litern Milch pro Tag nicht mehr ausschöpft, setzt auf Erdbeeren.
Für ihr Ziel waren die Renchtäler Bauern schon im Juni 2008 auf die Barrikaden gegangen. Neben viel Aufmerksamkeit hatte der Protest den Bauern damals laut Walter auch höhere Preise gebracht. Doch die sanken, als der Bundesrat sich im Herbst gegen die so genannte Saldierung, ein Regelungsinstrument zur Mengenreduzierung, entschied. »Die Politiker wissen, dass sie versagt haben.«
Die aktuelle Aktion »ist unsere letzte Chance«, so Walter. »Wenn wir die versieben, gibt’s keine Möglichkeit mehr. Dann geben viele Milchbauern die Haltung auf.« Die finanziellen Reserven seien aufgebraucht. Die Landwirte wollen den Lieferstopp durchziehen. »Wir müssen davon ausgehen, dass es länger dauert.«

STICHWORT
»Protest ist die
allerletzte Waffe«
Rund 30 Personen – Landwirte und ihre Angehörige – nahmen gestern an der Aktion der Milchbauern in Oberkirch teil. Die Acher-Rench-Zeitung hat sich unter ihnen umgehört.
Andreas Kimmig sieht im Protest »die allerletzte Waffe«. Der Ottenhöfener hofft auf ein gutes Ende. »Es geht um unsere Zukunft, die Familie und den Hof.«
Beim aktuellen Preis sei keine Perspektive gegeben. »Ich kann aber nicht von heute auf morgen aufhören«, sagt der 41-Jährige, der 700 Liter Milch pro Tag liefert. »Die Milchviehhaltung ist mein Leben.« Er fügt an: »Wenn die letzte Kuh aus meinem Stall geholt wird, können sie mich gleich mitnehmen.«
Auch Josef Panter engagiert sich für einen höheren Milchpreis. Der Hesselbacher weist auf eine Funktion der Milchviehhalter hin: die Offenhaltung der Landschaft. Er befürchtet, dass »der Schwarzwald zuwächst«, wenn viele Betriebe aufgeben. Im Stall des 52-Jährigen stehen 25 Kühe. »Die Politik weiß nicht, wie die Natur ohne uns aussehen würde.«
Michael Dittel, der 40 Kühe hat und 700 Liter Milch pro Tag liefert: »Wir brauchen einen Preis von über 35 Cent, damit wir in den grünen Bereich kommen.« Andere Betriebe hätten in der Situation der Milchbauern »längst die Tore runtergelassen«, so der 42-jährige aus Windschläg. Aber für ihn und seine Kollegen sei das nicht so einfach, »weil wir viel Herzblut in den Hof gesteckt haben«. Und Kurzarbeit im Kuhstall ist auch nicht möglich.

STICHWORT
Der Milchpreis
Aktuell erhalten die Milchbauern für einen Liter Milch 23 Cent. Im deutschlandweiten Durchschnitt liegt der Gestehungspreis für einen Liter aber laut Anton Walter bei 37 Cent. Deshalb hatten die Milchbauern schon im Vorjahr protestiert, als Lebensmitteldiscounter Kürzungen ankündigten und der Preis zwei Monate auf 30 Cent fiel. Er stabilisierte sich daraufhin bei 35 Cent. Zum Vergleich: »Vor 18 oder 20 Jahren haben wir noch 84 Pfennig erhalten«, so Walter. Das sind knapp 43 Cent – Inflation nicht eingerechnet.

http://www.baden-online.de/news/artikel.phtml?page_id=71&db=news_lokales&table=artikel_arz&id=17959

Wütende Bauern düngen mit Milch

Autor: Achim Stößer | Datum:
Protest der Milchbauern
Wütende Bauern düngen mit Milch
Miriam Hesse, veröffentlicht am 19.09.2009






Auf einem Freiberger Acker verspritzen die Landwirte aus Protest ihr wertvollstes Lebensmittel. Foto: factum/Granville
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Ludwigsburg - Eigens ausgeschrubbt hatte der Landwirt Walter Bäßler den Tank. Aus dem Bottich, in dem sonst die Gülle transportiert wird, sollte am Freitag möglichst reine Milch auf die Felder des Freiberger Bauern spritzen. "Das ist es doch, wozu man uns zwingt", sagt Bäßler, der als Freier Wähler im Freiberger Gemeinderat sitzt, über die relativ spontan anberaumte Versammlung.


Siehe auch
Kostenfalle Billigpreise Handel in der Bredouille »
Saft und Käse billiger Discounter senken Lebensmittelpreise »
Bauern fürchten um Existenz Im Sog sinkender Erzeugerpreise »
"Drosselt die Drehzahl, damit wir nicht alle weiß werden", ruft Wolfgang Eckstein aus Remseck, auf dessen Signal hin die zehn Traktoren vom Wegesrand starten und die Düsen anwerfen. Insgesamt 70.000 Liter ihres wertvollsten Lebensmittels, die teils von weiteren Bauern aus dem Landkreis gespendet wurden, pumpen Eckstein und seine Mitstreiter mit verschlossener Miene vor Publikum auf den kahlen Acker. Sie würden die Milch wohl auch verschenken, um auf ihre Probleme hinzuweisen, aber das dürfen sie wegen des Genossenschaftsvertrags nicht.

Schuld sind EU und nationale Politik

Mit der Protestaktion wollen sich die Milchbauern mit den streikenden Kollegen in Frankreich und Belgien solidarisch zeigen. Auch im Kreis Ludwigsburg sei die Existenz vieler Betriebe durch den niedrigen Milchpreis bedroht, sagt Eckstein: "Unser Kapital wird einfach vernichtet." 40 Cent pro Liter fordern die Landwirte statt der momentanen 24 Cent. Schuld an der Misere seien die zu hohen Milchmengenquoten der Europäischen Union ebenso wie die nationale Politik, die vom Bauernverband schlecht beraten sei. Der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM) wiederum darf nicht offiziell zum Lieferstreik aufrufen, jedoch über die Aktionen zum Beispiel in Belgien informieren. In Baden-Württemberg hatten am Freitag im Hohenlohekreis und bereits am Mittwoch in Schwäbisch Hall mehrere Bauern die symbolträchtige Düngeaktion nachgemacht.

Die gezielte und ungestrafte Überproduktion durch manche Großbetriebe habe den Preis verfallen lassen, schimpft der Ditzinger Gerhard Siegle, der auf seinem Hof rund 40Kühe hat und etwa 30.000 Liter Milch produziert. Momentan seien nur noch die Herstellungskosten gedeckt. "Gemolken wird umsonst." Und während die Kunden im Supermarkt zur Limo mit ungesundem Farbstoff greifen, versauere sein mühevoll hergestelltes Produkt im Regal. Milchseen, Butterberge - dieses einst abgeschaffte Szenario werde nun durch die Politik und die Molkereiindustrie wieder real: Die Eltern und Großeltern, von denen man den Familienbetrieb geerbt habe, würden diese Entwicklung noch weniger begreifen, sagt Siegles Ehefrau Anja: "Die waren doch froh, wenn sie ein Stück Brot in ein Glas Milch eintunken konnten."

Die Tiere bekommen die Milch sogar ins Futter

Die Landwirtin Eva Maisch will eigentlich gar nicht mit ansehen, wie die Produktion von zwei Tagen auf dem Feld verteilt wird. "Bei dem Anblick drehen sich einem die Kutteln um", sagt die Gerlingerin. Wie viel gearbeitet werden muss für das, was hier weggekippt wird und im Ackerboden versickert? "365 Tage im Jahr, rund um die Uhr." Dass seine Haupteinnahmequelle tatsächlich bald versiegen könnte, befürchtet der Freiberger Bäßler. Einen Dreiviertelliter seiner Lebensgrundlage trinkt er jeden Morgen: "Ich weiß ja, was drinsteckt." Auf seinem Hof freuen sich allerdings nur die Kälber über den Überschuss. Normalerweise bekommen nur die Frischgeborenen die zusätzliche Eiweißration. In der jetzigen Situation muss Bäßler auch den älteren Kälbern Milch ins Futter mischen.

http://www.stuttgarter-zeitung.de/stz/page/2202917_0_9223_-protest-der-milchbauern-wuetende-bauern-duengen-mit-milch.html

Bauern-Proteste vor EU - Brennendes Heu und verschüttete Milch

Autor: Achim Stößer | Datum:
Montag, 21. September 2009, 19:53 Uhr

Brüssel (Reuters) - Mit brennendem Heu und verschütteter Milch direkt vor der Europäischen Kommission in Brüssel haben Landwirte am Montag ihre Proteste gegen niedrige Milchpreise fortgesetzt.

Bauernvertreter warnten vor radikaleren Maßnahmen, sollten ihre Forderungen nach einer stärkeren Stützung der Preise nicht erfüllt werden. Am Montag wollten Landwirte in acht milchproduzierenden Ländern der Europäischen Union (EU), darunter Deutschland, insgesamt 26 Millionen Liter Milch wegschütten. Der Präsident des Europäischen Milchbauernverband (EMB), Romuald Schaber, forderte, die EU-Kommission müsse Politik im Interesse von Bauern und Verbrauchern und nicht nur zum Vorteil der Industrie machen.

Rund 80.000 Milchbauern aus ganz Europa haben sich einem "Milch-Streik" angeschlossen, der nunmehr seit zehn Tagen andauert. Sie verlangen von der EU-Kommission, Milch-Überschuss in der 27 Länder umfassenden Gemeinschaft abzubauen und so die Preise zu stabilisieren. Nach Höchstpreisen im Jahr 2007 war der Preis für einen Liter Milch in diesem Jahr europaweit auf Tiefststände um die 20 Cent gefallen. Die Landwirte argumentieren, dass sie nur mit einem Literpreis von 40 Cent profitabel wirtschaften können. Die Ursache für den Preisverfall liegt nach Ansicht der Bauern in der von der EU-Kommission und den nationalen Regierungen zu verantwortenden Überproduktion.

Als Reaktion auf Bauern-Proteste, die es auch in Deutschland gab, hatte die EU bereits Hilfen von 600 Millionen Euro beschlossen. Mitte September waren Deutschland und Frankreich allerdings mit der Forderung nach weiteren EU-Hilfen gescheitert. Die EU-Kommission weist Vorwürfe zurück, dass ihr Milchquoten-System die Ursache für die niedrigen Preise ist.

http://de.reuters.com/article/worldNews/idDEBEE58K0G720090921

200 000 Liter Milch auf dem Feld versprüht

Autor: Achim Stößer | Datum:
21.09.2009 19:45 Uhr


Von Eva Büchele

Landkreis Neu-Ulm Mit einem Güllefass gefüllt mit rund 3000 Litern Milch hat sich Landwirt Roman Blum aus Tiefenbach gestern nach Ulm-Mähringen aufgemacht. Etwa 30 Kollegen taten es ihm gleich und versprühten insgesamt 200 000 Liter Milch auf einem Feld. Überall im Landkreis findet man derzeit ähnliche Aktionen, mit denen sich die Milchbauern mit den Kollegen in Frankreich und in ganz Europa solidarisieren, um für einen höheren Milchpreis zu kämpfen.

„Wir müssen zusammenhalten und mitmachen am europäischen Bauernaufstand, denn wir stehen am Scheideweg zwischen industrieller Landwirtschaft und einer bäuerlichen Landwirtschaft, die flächendeckend und maßvoll produzieren kann“, sagte Landwirt Karl-Eugen Kühnle in Mähringen.

Blum, der Landes- und Bundesdeligierter beim Bund Deutscher Milchviehhalter (BDM) ist, gibt bereits seit einer Woche keine Milch mehr an die Molkereien ab. Ein Teil wird verfüttert, der andere weggekippt. Seiner Frau Hildegard falle das sehr schwer.

Milchviehhalter Roman Blum will nicht aufgeben

Doch Blum will nicht aufgeben: „Ich will wenigstens sagen können, dass ich gekämpft habe.“ Außerdem ist er sich sicher: „Wir werden etwas erreichen. Nur ob all unsere Forderungen erfüllt werden, da bin ich mir nicht sicher.“

Eigentlich könnte dieser Streik in seinen Augen größere Wirkung erzielen, als der Milchboykott im Mai 2008. Schließlich ziehe sich der Protest durch mehrere Länder in Europa. „Doch weil der BDM nicht öffentlich zum Streik aufrufen darf, machen diesmal in Deutschland weniger Landwirte mit“, sagt Blum.

Viele Bauern seien verunsichert, meint auch Josef Mayer vom BDM-Kreisverband Neu-Ulm. Jedoch, so macht er deutlich, sei es jedem Landwirt freigestellt, auch ohne offiziellen Aufruf zu streiken. „Es drohen keine rechtlichen Konsequenzen“, betont er. Je größer die Beteiligung der Bauern, desto mehr Wirkung erhofft er sich.

Am kommenden Donnerstag findet zu diesem Thema eine Versammlung der Milchbauern in Breitenthal statt. Mayer wünscht sich dort eine rege Diskussion und auch eine Aufklärung der Bevölkerung über die Lage der Milchbauern.

Milchbauern aus der Region treffen sich: Unter dem Motto „Haben wir Milchbauern noch eine Zukunft?“ versammeln sich Landwirte aus der Region am Donnerstag, 24. September, im Vereinsheim in Breitenthal (Kreis Günzburg). Beginn ist um 20 Uhr.

http://www.augsburger-allgemeine.de/Home/Lokales/Illertissen/Lokalnachrichten/Artikel,-200000-Liter-Milch-auf-dem-Feld-versprueht-_arid,1892666_regid,2_puid,2_pageid,4498.html

Bauern-Protest: 160000 Liter Milch auf Acker vergossen

Autor: Achim Stößer | Datum:
Schwandorf Meldung vom 20.09.2009, 17:17 Uhr

Die Milchbauern bekommen derzeit nur 21 Cent pro Liter Milch, das ist viel zu wenig, um die Herstellungskosten zu decken, sagen die Landwirte. Um die Bevölkerung auf ihre schwierige Lage aufmerksam zu machen, starteten Landwirte am Samstag eine Protestaktion an der B85. 16 Traktoren mit riesigen Fässern voller Milch fuhren um die Mittagszeit auf ein Feld bei Kronstetten. Der Konvoi hatte rund 160000 Liter Milch geladen, die demonstrativ auf dem Acker ausgebracht wurden.

Zahlreiche Landwirte beteiligten sich an der Aktion des Bund Deutscher Milchviehhalter (BDM) mit dem Ziel, für die Milch auf Dauer einen Preis von 40 Cent pro Liter zu erzielen. Der Kreisvorsitzende des BDM, Sepp Hägler, informierte die rund 80 Landwirte mit ihren Familien und interessierte Bürger, dass nun die beste Zeit für einen Systemwechsel bei der Molkereisaldierung sei. Die Agrarminister in Brüssel hätten ein Signal gesetzt, es gebe nun die Möglichkeit, die Milchmenge sofort zu reduzieren. Europa gehe voran, um den Bauern die Existenz zu ermöglichen, doch die deutschen Agrarminister blockierten, sagte Sepp Hägler.

Er kritisierte sowohl die Politik als auch den Deutschen Bauernverband, der sich hinter die Agrarminister und die Milchindustrie stelle und nicht die Interessen der Bauern vertrete. Die Chance auf eine Verbesserung der wirtschaftlichen Situation der Milchviehhalter sei so groß wie nie zuvor. Deshalb wolle man durch solche Aktionen die Bevölkerung wachrütteln. Milch könne nicht unter den Herstellungskosten produziert werden. Man wolle keine Steuergeschenke, aber Bedingungen, um wirtschaftlich arbeiten zu können. Jeder Bauer, der sich an dieser Aktion beteilige, reduziere derzeit auch seinen Milchkuhbestand. Hägler rief die Landwirte auf, nicht zu resignieren und dankte allen bäuerlichen Betrieben im Landkreis, die für diese Aktion ihre Milch zur Verfügung gestellt hatten. Man dürfe Milch nicht verschenken, so wie es die Bauern in Frankreich derzeit machen, da man sonst mit einer Vertragsstrafe belegt werde, sagte der Redner bei der Protestaktion.

Martin Prey, Vorstandsmitglied des BDM-Kreisverbandes, bezeichnete es als Schande, dass die Bauern zu solchen Maßnahmen gezwungen werden. Es falle nicht leicht, tausende von Litern Milch auf die Felder zu kippen. Mit dem Bauernverband ging der Redner hart ins Gericht. Man sei nach dem Zusammentragen aller Fakten zum Schluss gekommen, dass der Bauernverband die größte Schande für den Bauernstand und schlichtweg nicht mehr tragbar sei, sagte er. Ebenso harte Worte hatte Prey für die Politik. Die CSU in Bayern gebe sich als Anwalt der Bauern aus, die „Totengräber“ wollen nun die Retter für die Landwirte sein. Die Politik wolle für die Bauern nichts regeln und das Ende vom Lied sei, dass viele Landwirte aufhören müssen. 21 Cent pro Liter Milch sei ein Skandal, damit sei Milch billiger als Dünger und so werde der ländliche Raum ausgeblutet, sagte Martin Prey.

http://www.mittelbayerische.de/region/schwandorf/schwandorf/artikel/bauern_protest_160000_liter_mi/459819/bauern_protest_160000_liter_mi.html

Milch löscht Feuer

Autor: Achim Stößer | Datum:
Kammlach / Bergerhausen (jsto) | 20.09.2009 17:34 Uhr

Demonstration - Bauern begehren auf

Schwere Traktoren, Unimogs fahren vor. Im Schlepptau führen sie Güllefässer mit sich. Andere kommen mit dem Pkw, mit dem Fahrrad, zu Fuß. Die Menschen bilden einen großen Halbkreis. Rund 700 Frauen, Männer, Kinder sind es am Ende, die sich an diesem Abend auf einem abgeernteten Getreidefeld zwischen Bergerhausen und Unterkammlach einfinden.

Feuerwehren und Polizeibeamte sind bereits da. Im abendlichen Zwielicht beginnt ein Schauspiel, das fröhliche Kinder eher als Feuerwehrübung begreifen. Ein aufgeschichteter Strohhaufen wird später bei stockfinsterer Nacht angezündet. Gelöscht wird der Brandherd mit Milch. Rund 130000 Liter werden an diesem Abend vernichtet.

Den Erwachsenen ist es sehr ernst. Es sind Bauernfamilien, sie kommen überwiegend aus dem Unterallgäu. Sie sehen sich von der EU - und von der Politik ganz allgemein - im Stich gelassen. Seit die Nachrichten aus Frankreich und Belgien von Protesten der dortigen Milchbauern berichten, ist der Kampfgeist auch bei vielen Milchbauern im Unterallgäu wieder entfacht.



Die Hemmschwelle, Milch einfach wegzuschütten im Kampf um höhere Preise, die war bereits im Vorjahr beim Milchboykott gefallen, zu dem der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter aufgerufen hatte.

Auch an diesem Abend kann man in einigen Gesichtern lesen, wie schwer es Bäuerinnen und Bauern fällt, Milch wegzuwerfen. Solidarität unter den Bauern in ganz Europa, das ist die neue große Hoffnung der Milchbauern. Bernhard Sirch aus Illerbeuren und seine Frau Kordula sprechen über Megafon zu den Leuten. Sirch sagt, die Höfe brennen - symbolisch. Und deshalb soll ein Strohhaufen symbolisch mit Milch gelöscht werden, «weil Milch billiger ist als Wasser». Das sei keine Spaßveranstaltung, «uns ist es ernst». Mit der Aktion wollten die Bauern demonstrieren, dass es «so nicht weiter gehen kann».

Dann geht es los: Alles starrt auf den Strohhaufen, auf dem ein großes Bild aufgestellt ist. Zwei Männer sind darauf zu sehen. Links einer auf allen Vieren, er steckt im Blaumann, hat einen Nasenring und ein Euter mit Euro-Zeichen drauf. Daneben ein Herr in roter Krawatte und Sakko, der den Landmann an der Nase führt. Das Feuer brennt lichterloh, Funken fliegen, Milch spritzt aus Feuerwehrschläuchen.

«Es stinkt zum Himmel», sagt ein Landwirt. An einer langen Menschenkette reichen sich die Bauern Eimer voll Milch. Ebenfalls ein Symbol - wir stehen zusammen in schwerer Zeit. Die «echte» Feuerwehr muss nicht eingreifen.

http://www.all-in.de/nachrichten/allgaeu/memmingen/Memmingen-lok2-bauerndemo;art2758,641105

Schwimmbad aus Milch

Autor: Achim Stößer | Datum:
Dienstag, 22. September 2009
Bauern protestieren weiter
Schwimmbad aus Milch
Die Milchbauern lassen nicht locker. Mit weiteren Aktionen in Bayern, Stuttgart und jenseits des Brenners setzen sie ihre Proteste fort und machen weiter Druck auf die Politik. Der Deutsche Bauernverband warnt hingegen vor einer Radikalisierung der Proteste.

Hunderte Milchviehhalter haben bundesweit mit "Milchseen" gegen die Talfahrt der Preise protestiert und mehr staatliche Hilfe gefordert. Wenige Tage vor der Bundestagswahl kippten die Bauern vor den Landwirtschaftsministerien in mehreren Bundesländern Milch in Becken und Wannen und weiteten ihre Aktionen damit aus. Auf Plakaten stand: "Wer Bauern quält wird nicht gewählt". Der Protest ging nicht nur in Deutschland weiter: Wütende Milchbauern machten auf der italienischen Seite des Brenners ihrem Ärger über die Milchpolitik der EU-Kommission Luft. Bayern verlangte einen Richtungswechsel und forderte eine Senkung der Milchmenge.

In Stuttgart füllten hunderte Landwirte vor dem baden-württembergischen Agrarministerium ein "Schwimmbad" mit rund 25.000 Litern Milch. Nach Angaben des Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter machten 500 Bauern mit, die Polizei sprach von 250 Teilnehmern. Auch vor den Landwirtschaftsministerien in Hannover, Kiel, Magdeburg, Mainz, Saarbrücken und Schwerin kippten hunderte Viehhalter Milch in Becken. In Rosenheim in Bayern sammelten sich mehr als 50 Schlepper. Bauern gossen rund 500.000 Liter Milch auf die Felder. Im Münsterland protestierten bis zu 100 Bauern vor dem Molkerei-Riesen Humana Milchunion in Everswinkel.

Deutsche Milchbauern bekommen für einen Liter Milch derzeit zwischen 20 und 27 Cent. Sie fordern einen Preis von rund 40 Cent, um kostendeckend zu arbeiten. Der Milchviehhalterverband fordert, dass die Milchmenge mit staatlichen Eingriffen gesenkt wird. Dies ist umstritten. Außerdem verlangen sie, dass die Milchquote - die EU- weite Obergrenze der Produktion - nicht steigt.
Fischsterben in Sachsen-Anhalt


In Stuttgart füllten die Bauern ein Schwimmbad mit Milch.
(Foto: picture-alliance/ dpa)

Der Deutsche Bauernverband kritisierte die Aktionen der Milchviehhalter. Die Proteste würden zunehmend radikal, wenn von "Bauernmördern" oder "Strohmännern der Milchmafia" gesprochen werde. Er wandte sich auch gegen die Vernichtung von Milch. In Sachsen-Anhalt hatte der Protest am Rande der Agrarministerkonferenz in der vergangenen Woche vermutlich ein Fischsterben ausgelöst.

EU-Agrarkommissarin Mariann Fischer Boel hatte ein Hilfspaket vorgelegt, das den EU-Staaten mehr Aufkauf von Milchmenge ermöglichen und die Marktmacht der Erzeuger stärken soll. Die Erhöhung der Milchquote wird nicht gestoppt. Die Bundesregierung hält die Hilfen nicht für ausreichend. Mit Polen verlangen inzwischen 19 von 27 EU- Ländern mehr Unterstützung von Brüssel.
Italiens Bauern gegen Importe

Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) kritisierte die Haltung der EU-Kommission und anderer Bundesländer, die eine Senkung der Milchproduktion abgelehnt hatten. "Das geht an die Substanz der Betriebe", sagte er. Seehofer forderte Kanzlerin Angela Merkel (CDU) auf, mit Frankreich Druck auf die EU-Kommission auszuüben, um noch eine Reduzierung der Milchquote zu erreichen.

Hunderte von Bauern protestierten auf der italienischen Seite des Brenners gegen die EU-Milchpolitik. Die italienische Nachrichtenagentur Ansa sprach von rund 250 Protestierern, die bis zum Nachmittag die Brennerautobahn teilweise blockierten. Die Demonstranten wandten sich gegen den massiven Import von Milch aus dem Ausland und forderten Strafen für Milchbauern, die Übermengen produzieren, berichteten italienische Medien.

http://www.n-tv.de/wirtschaft/Schwimmbad-aus-Milch-article516573.html

Der Tod im Milchsee

Autor: Achim Stößer | Datum:
Milchbauern-Streik

Der Tod im Milchsee

22.09.2009, 17:32

Von Christian Sebald

Die Nerven liegen blank: Mit immer radikaleren Methoden streiken Bauern in ganz Europa für bessere Preise. Jetzt ruft der Bauernverband die Landwirte zur Mäßigung auf.



Bauern bei Rosenheim versprühen Milch mit Gülleanhängern auf dem Feld. (Foto: dpa)

Kein Tag ohne Protest der Milchbauern: Am Dienstag haben 600 Landwirte aus Bayern, Tirol und Italien stundenlang jeden Milchtransport über den Brenner nach Italien blockiert. Zur gleichen Zeit marschierten Tausende Bauern vor den Agrarministerien in Baden-Württemberg, in Niedersachsen und in anderen Bundesländern auf. Mit Parolen wie "Hier sitzen die Bauernmörder" ließen sie ihrer Verbitterung über die Milchkrise freien Lauf.

Auch in Frankreich, den Beneluxstaaten und der Schweiz sind Tausende im Ausstand. "Die Nerven liegen blank", sagt Romuald Schaber, Chef des Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter. "So lange der Milchpreis auf Tiefststand bleibt, gehen die Proteste weiter."

Ein anderer Protest als im Frühsommer


Um die 80.000 Bauern dürften sich dem neuen Milchstreik inzwischen europaweit angeschlossen haben. Allein in Frankreich sind es an die 40.000. In Deutschland schätzt Schaber ihre Zahl auf etwa 25.000. Der aktuelle Protest ist aber ganz anders als der Milchstreik im Frühsommer 2008. Der war ein zentral und straff organisierter Ausstand. Der neue Milchstreik besteht aus vielen dezentralen Aktionen. Der Grund ist, dass das Bundeskartellamt den Boykottaufruf des BDM von 2008 für rechtswidrig erklärt hat und in seiner Auffassung, zumindest bisher, gerichtlich bestätigt worden ist.
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Immer radikalere Aktionen

Und noch etwas ist anders: Die Landwirte sind viel verzweifelter als im Sommer 2008, die Radikalität ihrer Aktionen steigt dramatisch an. So haben die Bauern bereits an die 40 Millionen Liter Milch in Gülleanhängern auf ihre Felder ausgebracht, was nicht nur vielen Verbrauchern, sondern auch bei Kirchenleuten Unbehagen auslöst. Aber nicht nur das.

In Nordbayern goss eine Milchbäuerin dem CSU-Bundestagsabgeordneten Alois Karl eine Kanne voller Milch vor die Füße und beschimpfte ihn. Darauf ohrfeigte der die Frau. Auf einer anderen Kundgebung hängte sich ein Bauer am Frontlader seines Traktors auf - symbolisch zwar, aber äußerst martialisch.

Während der Konferenz der Länder-Agrarminister vergangene Woche in Sachsen-Anhalt ließen Demonstranten Tausende Liter Milch in ein Gewässer nahe dem Tagungslokal laufen. Prompt verendeten darin massenweise Fische. Die Polizei ermittelt wegen fahrlässiger Gewässerverunreinigung. Und diesen Montag entzündeten Bauern vor dem Gebäude der EU-Kommission ein Feuer und löschten es mit Milch.

Bauernverband gegen die harten Demonstrationen

Dem Deutschen Bauernverband gehen die Proteste inzwischen zu weit. Zwar hatte Bauernpräsident Gerd Sonnleitner kürzlich noch Verständnis für die Verzweiflung der Bauern geäußert und der EU-Kommission vorgeworfen, ihnen nicht entschieden genug zu helfen. Aber zugleich warnte Sonnleitner die Milchbauern bereits vor einer weiteren Radikalisierung.

"Milch ist ein sehr hochwertiges Lebensmittel", sagte der Bauernpräsident. "Die Gefahr ist groß, dass die Milchbauern die Sympathien der Bevölkerung verspielen, wenn sie sie tonnenweise ausgießen und zerstören." Am Dienstag forderte der Bauernverband nun die Landwirte zur "Rückkehr zu einem gewaltfreien Streit" auf.
http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/143/488538/text/

Milch wird Chefsache

Autor: Achim Stößer | Datum:

24.09.09

Proteste
Angela Merkel (CDU) hat sich in die Milchpreisdebatte eingeschaltet. Für die kommende Woche hat sie den Deutschen Bauernverband (DBV) und den Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM) zu einem Milchgipfel ins Kanzleramt geladen.

Milchbauern verschütten am Donnerstag (24.09.09) nahe Zernikow Milch auf einem Acker. Foto: Axel Schmidt/ddp

Bundesweit haben am Donnerstag erneut zahlreiche Landwirte gegen die aus ihrer Sicht zu geringen Milchpreise protestiert. In einer spektakulären Aktion haben Bauern aus Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern in Dedelow bei Prenzlau rund 100.000 Liter Milch auf einem Acker versprüht.

Bei dem Treffen nach der Bundestagswahl soll eine einheitliche Position gegenüber der EU abgestimmt werden.

An dem Spitzengespräch mit DBV-Präsident Gerd Sonnleitner und BDM-Vorsitzenden Romuald Schaber soll nach Angaben der Bundesregierung auch Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) teilnehmen. Ein genauer Termin stehe noch nicht fest. Merkel sagte, es sei „unverständlich“, dass die EU-Kommission in allen Wirtschaftsbereichen Programme zur Bekämpfung der Wirtschaftskrise fordert, in der Landwirtschaft aber nicht bereit sei zu reagieren.

Sonnleitner sagte, er habe in dem Telefonat mit Merkel eine Abstimmung der deutschen Positionen erreicht. Dabei habe die Bundeskanzlerin die Haltung des Bauernverbandes bekräftigt, dass es vor dem Hintergrund der 2015 auslaufenden Quotenregelung darauf ankomme, die EU zur wirksamen Marktentlastung und konkreten Hilfen für die Bauern zu bewegen. Schaber verwies darauf, dass die Positionen des DBV und des BDM „konträr“ seien. Vielleicht schaffe aber die Kanzlerin eine Annäherung beider Verbände, sagte er.

Derweil hat CSU-Chef Horst Seehofer den Schutz der bäuerlichen Landwirtschaft in Bayern zur Vorbedingung für seine Zustimmung zu einem neuen Koalitionsvertrag im Bund gemacht. „Da können sich die Bauern auf mich verlassen, ich bin zu jedem Kampf entschlossen“, sagte er dem „Straubinger Tagblatt“ (Freitagausgabe). Die Milchpolitik der EU sei ein „Skandal“ und grundsätzlich gescheitert.

Unterdessen protestierten in der Münchener Innenstadt Milcherzeuger gegen die aktuelle Milchpolitik. Der BDM sprach von 3000 Teilnehmern, die Polizei von 1400. Vor dem niedersächsischen Agrarministerium in Hannover verschenkten knapp 20 Landwirte „Solidaritätsmilch“ an Passanten. Das sei sinnvoller, als die überschüssige Milch „auf die Äcker zu sprühen“, sagte eine Landwirtin.

Der BDM wies die Kritik des Bauernverbandes DBV an den Protestaktionen zurück. Der DBV sei maßgeblich an der Politik der EU beteiligt, die die Milchbauern in diese prekäre Lage gebracht habe, sagte Schaber in München. Auch er sei anfangs angesichts dieser „sehr krassen Maßnahme“ des Milchverschüttens skeptisch gewesen. Die Verrücktheit der Maßnahme drücke aber direkt die Verrücktheit der EU-Agrarpolitik aus. ddp

http://www.infranken.de/nc/nachrichten/lokales/artikelansicht/article/milch-wird-chefsache-34704.html

Merkel plant Spitzengespräch zu Milch

Autor: Achim Stößer | Datum:
Berlin (dpa) - Die Milchpreise sind im Keller, Bauern gehen auf die Barrikaden: Kanzlerin Angela Merkel hat deshalb zu einem Spitzengespräch eingeladen. Ins Kanzleramt eingeladen sind der Bauernverband und der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter. Wegen der «bedrückenden Situation der Milchbauern» sollten beide Verbände eine gemeinsame Position gegenüber der EU-Kommission ausloten, sagte Regierungssprecher Ulrich Wilhelm. Seit Tagen protestieren Bauern europaweit gegen die niedrigen Milchpreise.

http://www.zeit.de/newsticker/2009/9/24/iptc-hfk-20090924-56-22485544xml

80 000 Liter Milch auf die Felder gespritzt

Autor: Achim Stößer | Datum:
Mit mehreren Traktoren spritzten die Bauern die zuvor in Güllebehälter gepumpte Milch - insgesamt rund 80 000 Liter - einfach auf die Felder. Sie erhoffen sich von der Aktion ein Einlenken der Politik.


-ds- Olfen. Soviel Milch ist im Kreis Coesfeld wohl noch nie zuvor auf einmal "weggekippt" worden: 100 Milchbauern aus dem gesamten Kreisgebiet haben gestern in der Bauerschaft Benthof in Olfen mit fünf Traktoren und Güllefässern 80 000 Liter Milch auf Feldern ausgebracht. "Ein wertvolles Lebensmittel als Dünger einsetzen - das tut auch uns weh", gestand Anne Schild-Budde, Milchbäuerin aus Nottuln, ein. "Aber wir wissen nicht mehr weiter. Unsere Existenz steht auf dem Spiel", fügte sie hinzu.

Grund ist der enorme Preisverfall bei der Milch. "Bei Humana kriegen wir noch 22 Cent pro Liter, bei Naarmann 21 Cent", berichtet sie. Damit würden nicht einmal mehr die Produktionskosten gedeckt. Viele Landwirte hätten mittlerweile Einnahmeausfälle von 10 000 Euro - "das können wir nicht länger überbrücken". Die Aktion auf den abgeernteten Feldern des Olfener Landwirts Ludger Schulze Althoff ist gleichzeitig auch eine "Solidaritätsadresse" an französische Milchbauern, die sich seit einer Woche anlässlich der EU-Agrarministerkonferenz im "Milchlieferstreik" befinden.




Die Milchbauern im Kreis Coesfeld wollen auch nicht ausschließen, dass sie noch einmal streiken. Sie fühlen sich von der Politik und vom Bauernverband im Stich gelassen in ihrer Not. Kurzfristig müsse für eine Marktentlastung gesorgt werden, fordert Schild-Budde als ersten Schritt. Die maßlose Überlieferung durch einige Wenige zum Schaden von allen anderen, müsse aufhören. Dafür wollten sie weiter kämpfen.


18 · 09 · 09
http://www.westfaelische-nachrichten.de/lokales/kreis_coesfeld/kreis_coesfeld/1126136_80_und_8197000_und_8197Liter_Milch_auf_die_Felder_gespritzt.html

Fische gleiten aus Keschern zurück in den Klosterteich

Autor: Achim Stößer | Datum:
Eisleben

Mehrere hundert Exemplare ins neue Wasser gelassen

VON FRIEDER FAHNERT, 22.09.09, 14:16h, aktualisiert 23.09.09, 21:06h


Einen Güllewagen mit rund 14 000 Litern Milch lassen Milchbauern an der Pforte zum Kloster Helfta in Eisleben auslaufen. (FOTO: DPA)

EISLEBEN/MZ. Im Klosterteich Helfta sind gestern wieder Goldfische ins Wasser gelassen worden. Mitarbeiter des Fischerhofes am Kerner See haben am Nachmittag mehrere hundert Goldfische mittels Keschern und Eimern in ihren angestammten Teich gleiten lassen. Kaum im Wasser, suchten die Fische das Weite. "Der Großteil dieser Fische hat die ganze Sache gut überstanden", sagt Michael Thomisch vom Fischerhof am Kerner See. Goldfische seien von Natur aus robust. Einen Tag zuvor war der Klosterteich mit frischem Wasser gefüllt worden.

Wie die MZ berichtete, war bei Protesten von Milchbauern am Freitag der Teich so stark verunreinigt worden, dass er am Wochenende abgepumpt werden musste. Bauern hatten am Rande der Agrarministerkonferenz mehrere tausend Liter Milch in das Klostergelände fließen lassen. Die Milch, die zu großen Teilen in den Teich floss, führte zu akutem Sauerstoffmangel im Wasser, etwa eine Tonne Fisch verendete daraufhin.

Wie sich der Fischbestand nun entwickelt, werde man im Frühjahr sehen, sagt Ulrich Kulawik, Chef des Fischerhofes. Das Unternehmen Kulawik hat in Verbindung mit dem Förderverein des Fischereibrauchtums seit Jahren die Pflege des Fischbestandes im Helftaer Klosterteich übernommen.

Am Füllen des Teiches hatte sich auch der Kreisbauernverband Mansfeld-Südharz beteiligt. Brunnenwasser aus einem Tankwagen der Agrargenossenschaft Rothenschirmbach wurde in den Klosterteich laufen gelassen.

Der Kreisbauernverband hat die Milch-Aktion des Bundes Deutscher Milchviehhalter vom Freitag kritisiert. "Es entspricht nicht der Protestkultur unseres Verbandes, historisches Kulturgut zu missachten oder gar zu beschädigen", so der Kreisvorsitzende Wolfgang Minning. Es sei zwar ein Fakt, dass die Lage auf dem Milchmarkt dramatisch ist. Preise um 20 Cent je Liter würden die Milchbauern in den Ruin treiben. Über diese Zustände seien die Milchbauern zurecht wütend. Protest sei deshalb richtig. "Aber nicht in solch einer Art und Weise", so Minning.

Die Protestler vom Freitag seien auch keine Bauern aus dem Mansfeldischen gewesen. "Unsere hiesigen Bauern haben am Donnerstag am Kloster mit Plakaten am Rande der Agrarministerkonferenz ihren Forderungen Nachdruck verliehen", sagte Minning.

http://www.mz-web.de/servlet/ContentServer?pagename=ksta/page&atype=ksArtikel&aid=1253596411433&openMenu=1121028317550&calledPageId=1121028317550&listid=0

70 Milchkühe und Existenzängste

Autor: martin | Datum:
WEIDENAU 16 Uhr auf dem Hof von Familie Schmitt in Weidenau. Es ist Melkzeit. 70 schwarz-weiße Kühe drängen sich, jede will schnell drankommen. Doch es geht der Reihe nach, wer zuerst kommt, malt zuerst (Fotostrecke).

„Los, auf“, ruft Landwirtin Heike Schmitt und treibt die ersten zehn in den sogenannten Fischgrät-Melkstand, hängt die Zitzenbecher an die Euter und schaltet die Maschine ein. So läuft das zweimal täglich ab, 365 Tage im Jahr. Doch in letzter Zeit ist etwas anders, auch die Kühe merken das. Noch langsamer als sonst laufen sie aus dem Melkstand und blicken neugierig auf die Veränderung: Aus einem großen grauen Rohr fließt die frisch gemolkene Milch – direkt in den Abfluss.
„Pro Tag schütten wir etwa 500 Liter weg“, bedauert Harald Schmitt. Der 43-Jährige hat wie viele andere Milchbauern ein Ziel: Durch die Reduzierung des Angebotes sollen höhere Milchrohpreise durchgesetzt werden. Außerdem fordert er: „Die Quote, die die Mengenabgabe der einzelnen Bauern reguliert, muss bleiben, weil sonst immer mehr Milch produziert wird.“ Dann würde der Preis noch weiter sinken. Aus Solidarität mit anderen Bauern liefert er nicht die gesamte Menge, die er an die Molkerei abgeben könnte, sondern nur etwas mehr als 1000 Liter – alle zwei Tage. Die Molkereien bezahlen derzeit nur etwa 20 Cent pro Liter. „Das ist viel zu wenig. Bei solch einem Preis legen wir jeden Tag drauf“, erklärt der Landwirt und hofft, dass Milchbauern in Zukunft mindestens 30, im besten Fall 40 Cent pro Liter einnehmen.

„Man gewöhnt sich an die Kühe“

„Andernfalls ist bald Schluss“, prophezeit der Weidenauer. Um dem entgegen zu wirken, waren er und sein Sohn Marcel, der auch zum Landwirt ausgebildet wird, schon auf mehreren Demonstrationen. Falls Schmitt den Hof, den er von seinem Vater Willi übernommen hat, aufgeben muss, droht ihm die Arbeitslosigkeit. „Außerdem wäre es nahezu unmöglich, einen Nachpächter für den Stall zu finden“, erklärt der gelernte Landwirt und erzählt, dass er diesen erst vor einigen Jahren erweitert hat.
Ein Leben ohne die Tiere kann sich seine Frau Heike nicht mehr vorstellen. „Man gewöhnt sich an die Kühe.“ Jeden Tag hat sie mit ihnen zu tun. Schon morgens um halb sechs geht sie gemeinsam mit Harald in den Stall, um zu melken. „Da kennt man irgendwann jedes einzelne Tier. Es gibt zum Beispiel Kühe, die gehen immer an einer bestimmten Seite in den Melkstand“, hat die 40-Jährige beobachtet. Seit nunmehr 17 Jahren arbeitet sie am Hof, zu dem neben den 70 Milchkühen auch zwei Schweine, 15 Hühner, fünf Schafe, Hund Rocky, Katze Rosie sowie etwa 100 Rinder und Bullen zählen.

Insgesamt bewirtschaftet der Weidenauer 150 Hektar Land. Oft ist er tagsüber auf den Feldern und Heike Schmitt melkt nachmittags alleine. Dabei ist ihr aufgefallen, dass einige Kühe länger gemolken werden müssen als andere: „Wir haben zum Beispiel drei, die brauchen fast zehn Minuten, bis sie fertig sind“, weiß die Landwirtin. Die Zeit wird digital an jeder einzelnen Melkmaschine angezeigt. Plötzlich blinkt ein gelbes Lämpchen – die Kuh ist fertig. „Die normale Geschwindigkeit liegt bei etwa zwei Litern pro Minute. Wenn ein Tier länger braucht, hält es den ganzen Verkehr auf“, erklärt Harald Schmitt und öffnet die Absperrung, um die Kühe wieder in den Stall zu lassen. Die nächsten zehn kommen dran. Alles hat System, gemolkene und nicht-gemolkene Tiere werden während der eineinhalb Stunden in denen die Schmitts am Melken sind, nicht vermischt.

Melkvorgang hat System

Damit nur die Milch von gesunden Kühen an die Molkereien verkauft wird, sind diejenigen, die Medikamente bekommen, mit einem roten Plastikband am Huf markiert. Deren Milch kommt in eine große Kanne. „Auch Tiere, die erst vor kurzem gekalbt haben, bekommen ein rotes Band und werden in die Kanne gemolken“, sagt der 43-Jährige und hängt einer Kuh das Geschirr an. Ihre Milch soll an die Kälbchen verfüttert werden. Es zischt. Die weiße Flüssigkeit rinnt in die Kanne, nach etwa vier Minuten bleibt die Uhr stehen. Schmitt nimmt das gut gefüllte Gefäß und trägt es hinaus.
Momentan haben die Schmitts zehn Kälber, die jünger als drei Monate alt sind. Sie stehen in einem Unterstand hinter dem Stall, dort wo die vielen Strohballen liegen, die der Landwirt im Sommer gehortet hat. Ein gemütlicher Platz, trocken und dennoch an der frischen Luft. „Mit Kälbchen ist es wie mit kleinen Kindern – das Immunsystem ist noch nicht so stark, deshalb werden sie in den ersten Monaten nicht bei den großen Tieren untergebracht“, erklärt Schmitt und stellt die Kanne vor den neugierig dreinblickenden Zöglingen ab. Sie wissen, was jetzt kommt und drängen sich ans Gitter. Schmitt schüttet die Milch in zwei grüne Nuckeleimer und hält sie den Kälbchen hin, die schmatzend und gierig auch den letzten Rest aus den Eimern saufen. „Früher wurde dem Nachwuchs Milchpulver verfüttert, aber bei diesen Milchpreisen ist die gute Frischmilch billiger als das Pulver“, sagt Schmitt, setzt die Eimer ab und betont: „Es muss sich was tun. Bei jeder Firma ständen unter solchen Bedingungen die Bänder still – aber wir Milchbauern müssen unsere Tiere ernähren und melken, damit sie nicht krank werden.“

Von unserer Redakteurin
Daniela Petersen

http://www.fuldaerzeitung.de/newsroom/kinzigtal/dezentral/kinzigtal/art14187,953669