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Unsterblichkeit

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Unsterblichkeit

Autor: Tobi | Datum:
Da letztens mal wieder der Film The 6th Day gezeigt wurde, möchte ich mal was ansprechen, was mir ein wenig Kopfzerbrechen bereitet.

Insgesamt zähle ich den Streifen eigentlich nicht gerade zu den Meilensteinen der Filmgeschichte (außerdem enthält er reihenweise versteckt speziesistische Phrasen, wie etwa, dass Dank Klonens von Fischen die Menschen nicht an Hunger leiden müssten, oder ein geklonter Mensch keinerlei Rechte habe und "wie ein lahmendes Rennpferd erschossen" werden könne, oder so ähnlich), allerdings beschäftigt mich folgendes.Für die, die den Film nicht kennen, eine kurze Zusammenfassung:

In einer nicht allzu fernen Zukunft ist es möglich, (auch menschliche) Tiere nicht nur zu klonen sondern auch sämtliche Erinnerungen und Gedanken in einer sog. Memocopy zu speichern und dem Klon wieder aufzuspielen, sodass dieser eine 1:1 Kopie des Originals ist. Der Klon weiß nicht einmal, dass er ein solcher ist. Da tatsächlich kein Unterschied besteht, kann letztendlich nicht entschieden werden, wer das Original ist. Eine Person ist buchstäblich doppelt vorhanden. Das Klonen von Menschen ist allerdings verboten.

So, nun ist es so, dass die Schergen, die den Helden Schwarzenegger jagen und töten sollen, da dieser versehentlich geklont wurde, bei der Jagd vom selben immer wieder getötet werden. Dabei gehen sie fast lebensmüde vor, schließlich können sie - falls sie scheitern und sterben - ja einfach erneut "zum Leben erweckt" werden. Eine der Verfolger, eine Frau, die mal wieder nach einem weiteren Tod geklont und der die aktuellste Memocopy aufgespielt wurde, sieht sogar die Leiche ihrer verstorbenen "Zwillingsschwester", der sie noch ihre Ohrring abnimmt, um sich wieder auf die Jagd zu machen. Im Film ist es so, als ginge ihr Leben nahtlos weiter.

Man ist geneigt, zu denken, dass mit dieser Technologie ein Sterben nicht mehr möglich ist. Denn Jeder Gedanke, jedes Erlebnis, alle Gefühle sowie der Körper können exakt kopiert und transferiert werden. Schließlich lebt ein und die selbe Person in einem anderen, aber identischen Körper weiter. Alles, was eine Person ausmacht, kann abgespeichert und überspielt werden. Demnach wäre es - sofern man Schmerzen vermeidet - nicht verwerflich, eine Person zu töten, etwa mit einem Schuss in den Hinterkopf. Sofern man eine Memocopy kurz vor dem Schuss angefertigt hat.

Ich habe jedoch hiermit erhebliche Probleme und beim Ansehen des Films musste ich ständig überlegen, was an dieser Argumentation nicht stimmt; bzw. ob sie nicht stimmt.

Denn meiner Meinung nach ist es unerheblich, wohin meine Gedanken nach meinem Tod transferiert werden. Ich selbst bin tot und nur das zählt für mich. Eine Person zu töten wäre - trotz theoretischer Unsterblichkeit - verwerflich. Auch, wenn es eine 1:1 Kopie von mir gäbe, jede Kopie ist ein Individuum. Andererseits sollte man sich vielleicht von der physischen Fesselung lösen und nur sämtliche "Informationen" in meinem Gehirn machen meine Person aus. Diese Person ist dann eben beliebig überspielbar und somit unsterblich. Ich habe hier, ehrlich gesagt, Schwierigkeiten.

Naja, vielleicht mal eine kleine Abwechslung für das Allgemein-Forum ;-)

Tobi

Re: Unsterblichkeit

Autor: n-vegan | Datum:
Hi Tobi,

mir fällt dazu spontan ein (abgesehen von der automatischen grundlegenden Abwehrreaktion, welche bei dem Gedanken an, dank Möglichkeit zum Klonen legitimiertes Töten ausgelöst wird,klar, oder?), dass der Mensch dann jedes Mal die Erfahrung des Sterbens macht, des Ermordet-Werden. Was mit Sicherheit mal mehr mal weniger sowohl mit psychischen als natürlich auch mit physischen Schmerzen verbunden wäre. Also mit dem Recht auf körperliche Unversehrtheit unvereinbar. Außerdem bin ich die Summe meiner Erfahrungen. Also bin ich dann nach einem solchen Sterben und Wiederauferstehen ein anderer Mensch (und durch die extreme Erfahrung ein extrem anderer Mensch!) als ich es ohne diese Erfahrung gewesen wäre, also eben nicht mehr der Selbe.

Nicole

Re: Unsterblichkeit

Autor: Googler | Datum:
n-vegan schrieb:
>
> Außerdem bin ich die Summe meiner Erfahrungen. Also bin ich
> dann nach einem solchen Sterben und Wiederauferstehen ein
> anderer Mensch (und durch die extreme Erfahrung ein extrem
> anderer Mensch!) als ich es ohne diese Erfahrung gewesen
> wäre, also eben nicht mehr der Selbe.

Wenn man sich schon die Machbarkeit einer solchen Memocopy vorstellt, dann wäre es bestimmt auch machbar, diesen Teil zu löschen. ;-)

Re: Unsterblichkeit

Autor: Marco | Datum:
n-vegan schrieb:
>
> wird,klar, oder?), dass der Mensch dann jedes Mal die
> Erfahrung des Sterbens macht, des Ermordet-Werden. Was mit

Eigentlich ja nicht, da (wenn ich das richtig verstanden habe) die (letzte) Memocopy vor dem Töten gemacht wird.

Ob das Töten dadurch unverwerflich würde, weiß ich nicht. Würde aber auch zu 'nein' tendieren.

Letztes Jahr kam im Schweizer Fernsehen eine Sendung mit dem US-Wissenschaftler Raymond Kurzweil, in der es unter anderem auch um das Thema ging, dass man dank der "Verschmelzung von Mensch und Maschine" unsterblich werden könnte. Interessierte können es hier anschauen.

Re: Unsterblichkeit

Autor: martin | Datum:
Die Antwort findet man, wenn man sich die Frage stellt, was mit dem Recht auf Leben geschützt wird: Eine Ansammlung von Informationen oder das persönliche Leben eines Individuums. Da es das zweite ist, sehe ich das wie du: dass das Töten eines Individuums verwerflich ist, unabhängig davon, ob seine Erinnerungen erhalten werden oder nicht.

Re: Unsterblichkeit

Autor: Urs | Datum:
Das ist ziemlich ähnlich wie das Ersetzbarkeits-Argument einiger Moralphilosophen. Demzufolge bloss empfindungsfähige Wesen im Prinzip nur ersetzbare "Behälter" von Lust und Unlust sind, und keine Individuen mit eigenen Lebensplänen (Personen). Aus diesem Grund sei es nicht verwerflich, ein solches Wesen zu töten, sofern man es durch ein gleiches (neues) Wesen ersetzt.

Aber ist ein interessantes Gedankenexperiment im Bezug auf Personen. Denn diese werden durch die Speicherung ihrer Erinnerungen nun ebenfalls ersetzbar. Jemand, der nur Personen ein Recht auf Leben zugesteht, weil sie eigene Lebenspläne haben, müsste hier dieselbe Argumentation wie bei Nicht-Personen anwenden.

Ich selbst schliesse mich dir und Martin an. Auch wenn wir vollständig ersetzbar wären, hätten wir als empfindungsfähiges Individuum immer noch ein Interesse an diesem unseren Leben und würden immer noch Todesangst leiden, wenn unser Leben akut bedroht wäre.

Re: Unsterblichkeit

Autor: Achim Stößer | Datum:
Ich denke nicht, dass sich das so pauschal beantworten lässt.

Ein ähnlicher Fall ist das Beamen bei Star Trek. Wenn ich mich recht erinnere, wird da keiner durch ein Wurmloch geschupst, sondern das "Original" wird zerstört, die Information transportiert und am Ziel wieder aufgebaut (weshalb es durch Unfälle zu "Verdoppelungen" kommen kann.

Einen anderen Aspekt arbeitete Lem aus - da wurde eine Person nach und nach immer mehr durch Prothesen "ersetzt"; aber eben der "physische" Aspekt der Person, nicht der "informationelle".

Achim

Re: Unsterblichkeit

Autor: Marton | Datum:
Ja, was mir einfiel, ohne den Film gesehen zu haben: Schafe und Affen kann man ja klonen -- wenn andere Affen, dann auch Menschen )man macht nur ein Diskussion daraus, in der wir uns wieder einmal so wichtig nehmen, das wunderbarste was je im Universum.... bla-bla-bla). Und klonen und alles Gespeicherte hinübertransportieren kann man auch, während das Original noch lebt. Zwei geklonte Kühe sind eben zwei Kühe, wenn auch mit identischem Genmaterial, aber das fühlen sie ja nicht. Sind zwei Individuen. Daher, wenn ich sterbe, dann ist für mich alles aus, ob ich nochmal in einem identischen Körper und Psyche nachgebaut werde oder nicht. Am Bewusstsein anknüpfen und nur neuer Körper dazu: davon war nicht die Rede, oder?