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Atheismusforum:
Zaubertränke aus Haut, Haar, Knochen, Genitalien, Zungen, Gliedmaßen von Albinos

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Zaubertränke aus Haut, Haar, Knochen, Genitalien, Zungen, Gliedmaßen von Albinos

Autor: Achim Stößer | Datum:
Es sind ja nur [strike]Tiere[/strike] Albinos ... Gläubige schlachten sie für ihre Zaubertränke. Das ganze ist analog zu Rassismus und Speziesismus, allerdings sind die "Albinos" ja nun weder eine andere Rasse noch eine andere Spezies - vielleicht sollte dafür ein neuer Begriff geprägt werden: Genismus etwa?

Achim

Zitat: Tanzania: Albinos werden gejagt und verstümmelt für den Handel mit ihren “magischen” Organen

Die 17-jährige Vumilia Makoye saß gerade mit ihrer Familie beim Abendessen, als sich zwei Männer mit langen Messern Eintritt in das Haus erzwangen, indem sie ihre Mutter Jeme überwältigten, die sie aufzuhalten versuchte. Dann ging alles sehr schnell. Jeme und der Rest der Familie mußten hilflos zusehen, wie die Eindringlinge Vumila ergriffen, ihre Beine oberhalb der Knie absägten und mit ihnen verschwanden. Das beinlose Mädchen, das in einer Lache von Blut lag, war bald tot.

Vumila war ein Albino. Albinismus ist eine erbliche Störung, die durch Mangel des Pigments Melanin in Augen, Haut und Haaren gekennzeichnet ist. Dadurch sind die Augen rot, die Haut ist rosa-weiß und extrem sonnenempfindlich. In Afrika hat nur eines von 3000 Neugeborenen dieser Krankheit. Sie leiden unter vielen medizinischen Problemen, und die meisten von ihnen sterben an Hautkrebs, bevor sie 30 sind.



Im subsaharischen Afrika ist es ein verbreiteter Glaube, daß Albinos magische Kräfte besitzen. Sie werden gemieden und sind sozial gebrandmarkt. Seit kurzem hat nun dieser alte Aberglaube in Tanzania entsetzliche Formen angenommen. Hexendoktoren begannen zu behaupten, daß Zaubertränke, bei deren Zubereitung Haut, Haar, Knochen, Genitalien, Zungen oder Gliedmaßen von Albinos als Ingedienzien verwendet wurden, ihren Kunden Reichtum brächten. Seither werden Menschen mit Albinismus gejagt. Nach offiziellen Berichten wurden 19 Opfer – unter ihnen Kinder – für den Handel mit Körperteilen ermordet und verstümmelt. Andere Quellen sprechen von mehr als fünfzig Opfern. Die Polizei glaubt, daß die Albino-Morde von nigerianischen Unterhaltungsfilmen über Hexenmagie inspiriert wurden.

Die Behörden erstellen Listen von Menschen mit Albinismus und versuchen, diese systematisch zu schützen, indem sie ihre Häuser beobachten und Albino-Kinder auf dem Schulweg eskortieren. Präsident Jakaya Kikwete ordnete scharfes Vorgehen gegen Hexendoktoren und Organhändler an. Um der Diskriminierung von Albinos zu begegnen, ernannte er kürzlich die erste unter Albinismus leidende Parlamentsabgeordnete.

Der Aberglaube macht nicht an den Grenzen halt. In Kenya wurde Ende Mai eine Albino-Frau gefunden, der Augen, Zunge und Brüste ausgerissen worden waren. Es wird berichtet, daß auch in Kongo Albino-Haut verkauft wird.

Quelle: Rationalist International Bulletin Nr. 176.

Religiöses Abschlachten: Menschen wie Hühner

Autor: Achim Stößer | Datum:
Zitat: Aberglaube in Afrika

Albinos abgeschlachtet

04.11.2009, 10:52

Von Judith Raupp

Ihre weiße Hautfarbe soll Glück bringen. Wegen dieses abstrusen Aberglaubens leben Albinos in Afrika gefährlich. In Tansania wurden vier Mörder zum Tode verurteilt.

Zuerst haben sie ihm die Kehle aufgeschlitzt, dann haben sie Kopf und Beine abgetrennt und den Körper in einen Graben geworfen. Lyaku Willy, 54, wurde im November des vergangenen Jahres in dem nordtansanischen Dorf Nkindwabuye ermordet. Sein Verhängnis: Er war Albino. Mit seinem Kopf und den Beinen wollten die vier Mörder ein Geschäft machen; doch sie wurden gefasst und zu Wochenbeginn vom Gericht in der Provinzstadt Shinyanga zum Tod durch Erhängen verurteilt.

Albinos leben gefährlich in Tansania und in vielen anderen afrikanischen Ländern. Zwielichtige Wunderheiler behaupten, ihre Gliedmaßen würden Glück, Macht und Reichtum bringen. Kriminelle machen regelrecht Jagd auf die Menschen mit der bleichen Haut, um ihre Gliedmaßen zu verkaufen. "Sie schlachten uns ab wie Hühner", klagt die Generalsekretärin der tansanischen Albino-Gesellschaft Zihada Msembo. Selbst Kinder töten sie, manchmal vor den Augen ihrer Eltern. Die Knochen der Ermordeten landen in angeblichen Zaubertränken, ihre Haare flechten Fischer in Netze, weil sie glauben, dann mehr zu fangen. Die Haut eines Albinos kaufen verblendete Fanatiker für 2400 bis 9600 Dollar, je nach Alter des Opfers.

Albinismus ist Genfehler

Weltweit ist etwa einer von 20.000 Menschen ein Albino. In Tansania ist es einer von 3000. Sie haben aufgrund eines genetischen Fehlers farblose Haut, Augen und Haare. In Afrika fallen diese hellen Menschen besonders auf. "Sie werden ausgegrenzt, verspottet und getötet", erzählt Franck Alphonse, Leiter des Tanzania Albino Centers. Allein in diesem Jahr sind mehrere Dutzend Albinos in dem ostafrikanischen Land ermordet worden. Aus Angst vor den Schlächtern schicken viele Eltern ihre hellhäutigen Kinder nicht zur Schule oder in die Lehre - und geben sie damit der Armut preis.

"Das Schlimme ist, dass die Kriminellen von mächtigen Männern bis in Regierungskreise gedeckt werden", sagt Alphonse. Selbst hochrangige Beamte hingen dem Irrglauben an, die Gliedmaßen von Albinos würden ihre Macht bis an ihr Lebensende sichern. Alphonse begrüßt das Todesurteil für die Mörder. Es sei wichtig, hart gegen die Peiniger vorzugehen. Schon im September verurteilte ein tansanisches Gericht drei Männer wegen des Mordes an einem Albino-Jungen zum Tod. Allerdings sagt Alphonse auch, dass Aufklärung nötig sei: "Unwissenheit darüber, dass Albinos ganz normale Menschen sind, ist die Hauptursache für die Misere."

Die Regierung habe das Problem erkannt, berichtet die Pastorin Goldliver Rugumamu aus Arusha. Aber die Politiker engagierten sich noch zu wenig für einen Bewusstseinswandel in der Bevölkerung. Auch die Albinos selbst wüssten oft nicht, weshalb sie anders aussehen, erzählt sie. Viele schützen sich nur unzureichend vor der Sonne und erkranken an Hautkrebs. Und jene, die sich schützen wollen, haben das Problem, dass es in Tansania nur selten Sonnenmilch gibt.
(SZ vom 04.11.2009/abis)


http://www.sueddeutsche.de/panorama/952/493301/text/