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wenn nichts mehr hilft: Insekten und B12 tun's immer

Anzahl Beiträge in diesem Thread: 12

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wenn nichts mehr hilft: Insekten und B12 tun's immer

Autor: martin | Datum:
Zitat: Veganes Gemüse

Veganer sind eine Gruppe besonders ernährungsbewusster Zeitgenossen. Sie verzichten nicht nur auf Fleisch, sondern auf alle tierischen Lebensmittel. Diese Art der Ernährung ist aber gar nicht so einfach - nicht nur weil ein Mangel an Vitamin B12 drohen könnte.

Die Veganer erfreuen sich eines wachsenden Zulaufs - nicht etwa, weil ihr konsequenter Verzicht auf tierische Produkte gesund wäre, sondern eher, weil man sich damit im Club der Ernährungsmarotten als Paradiesvogel outen kann. Ernährungsphysiologisch steht die Gefahr eines Vitaminmangels im Vordergrund, und zwar eines Mangels an B12. B12 kommt nur in tierischen Geweben vor und - in Fäkalien. Der Mensch kann das Vitamin glücklicherweise in seinem Körper speichern und die Speicher halten jahrelang vor.

Wer also im Alter von 20 auf vegane Ernährung umsteigt - nicht etwa nur ohne Fleisch, sondern auf jedwede tierische Kost verzichtet, auch auf Eier, Milch, Quark, Fisch oder Shrimps - der kann damit bis 40 durchhalten. Von einem Mangel sind vor allem Kinder von veganen Müttern bedroht. Mütter, die sich auch nur halbwegs normal ernähren, versorgen ihre Kinder bereits während der Schwangerschaft mit einer B12-Reserve. Ist das nicht mehr möglich, verursacht vegane Kost schwere Entwicklungsstörungen und geistige Behinderung.

Nun ist das konsequente Vermeiden von tierischen Produkten weitaus schwerer, als man sich das gemeinhin vorstellt. Deshalb sind die Veganer immer in Habachtstellung, um ja nicht versehentlich doch noch ein tierisches Fitzelchen zu erwischen. In diesen Kreisen steht sogar Honig auf dem Index, weil er von kleinen Tierchen eingesammelt wurde - obwohl es sich ja überwiegend um Blütennektar handelt. Nur wer keinen Honig isst, schützt die Bienen vor Tierquälerei durch Imker. Wenn die wüssten, dass es früher üblich war, Getreide mit Mottenbefall schnell zu Müsliflocken zu verarbeiten ...

Da fragt man sich natürlich, was mit den vielen Insekten ist, die eher unauffällig in unser Essen geraten. Die Amerikaner haben dafür übrigens genaue Regeln: Erdnussbutter darf in den USA auf 250 Gramm maximal 75 Insektenfragmente enthalten, 1 Liter Tomatensaft 100 Fliegeneier oder wahlweise 20 Taufliegenlarven - ja, die Geschmäcker sind verschieden! - und getrocknete Pilze 75 Milben pro 100 Gramm. Und natürlich dürfen Fäkalien nicht fehlen: Erlaubt sind zwei Nagerköttel pro Kilo Mehl - was bei Rattenschiet schon einen halben Teelöffel ergibt.

Das Lebensmittelrecht der EU will das gar nicht so genau wissen, hier zählt niemand Fliegenbeine, aber Lebensmittel werden nun mal in Feld und Flur erzeugt, und da lässt sich keine absolute Reinheit erzielen. Und so schätzen Fachleute, dass jeder von uns pro Jahr ganz nebenbei ein bis zwei Pfund Insekten vertilgt - fein zerkleinert natürlich. Insofern könnten sich die Veganer schon mal ein Honigbrot gönnen. Vielleicht ist ja in Insekten ausreichend Vitamin B12 enthalten? Tja, aber nur wenn man die richtigen verzehrt, wie beispielsweise Termiten.

Brisant für den Veganer ist aber auch Gemüse und Obst. Denn bei der Verarbeitung werden schon mal Phosphorverbindungen verwendet - und da viele Verbraucher auf natürliche Zutaten stehen, gibt es natürlich auch Zusatzstoff-Anbieter, die hierfür Knochen statt Rohphosphat aufarbeiten. Wer weiß, ob das Calcium, das als Blattdünger und zum Tauchen von Obst verwendet wird, nicht aus Eierschalen gewonnen wurde? Gemüsebrühe wird heute enzymatisch aus Sojaeiweiß hergestellt. Als Enzyme bieten sich Extrakte aus der Bauchspeicheldrüse von Schweinen und Rindern an.

In den Internetforen wird rege darüber diskutiert, welche Pflanzen vielleicht doch noch ein wenig B12 enthalten könnten. Bisher blieb ihre Suche ergebnislos. Deshalb hier ein kleiner Tipp: Wie wär's mit fleischfressenden Pflanzen? Zwar ist der Tod eines Insektes oder Kleinsäugers in den klebrigen Fängen einer fleischfressenden Pflanze eher qualvoll. Aber es könnte ja ein wenig Vitamin B12 aus dem Tiere von der Pflanze aufgenommen werden. Und es gibt außerdem viel mehr fleischfressende Pflanzen als man bisher dachte. Sie wurden übersehen, weil sie nur bei einem Mangel an Dünger auf tierische Kost umstellen, so wie ein Hybridmotor. Ziemlich intelligent die Stauden, gell? Mahlzeit!

Literatur
Darnowski DW et al: Evidence of protocarnivory in triggerplants (Stylidium spp.; Stylidaceae). Plant Biology 2006; 8: 805-812
Wakayama EJ et al: Vitamin B12 levels in selected insects. Insect Biochemistry 1984; 14: 175-179
Lücke T et al: Mütterlicher Vitamin-b12-Mangel: Ursache neurologischer Symptomatik im Säuglingsalter. Zeitschrift für Geburtshilfe und Neonatologie 2007; 211: 157-161
Louwman MWJ et al: Signs of impaired cognitive function in adolescents with marginal cobalamin status. American Journal for Clinical Nutrition 2000; 72: 762-769

(http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/mahlzeit/1169358/)

Zusammengefasst: Der Autor (wahrscheinlich Udo Pollmer) hat keine Ahnung, was Veganismus bedeutet und versucht mit dem beliebtem Insekten-Strohmannargument krampfhaft bei Veganern einen Spritzer Blut zu finden, während er knietief darin watet. Da die Gesundheitsvorteile inzwischen herumgekommen sind, bleibt ihm nur, sich verzweifelt am B12 festzuklammern und läuft mit "schwere Entwicklungsstörungen und geistige Behinderung" zur Höchstform auf - ungeacht dessen, dass in der Praxis noch kein einziger Fall bekannt geworden ist (das kann man recht sicher sagen, da sich andernfalls die Medien draufgestützt hätten).

Der Rest ist Polemik, ein bisschen "Fäkalien" hier und ein bisschen "Mottenbefall" da. Nein, tut mir Leid, das war nur sehr mittelmäßiger Anitveganismus. Darüber kann man nur lange, lange Gähnen.

Re: wenn nichts mehr hilft: Insekten und B12 tun's immer

Autor: Achim Stößer | Datum:
Zitat: In diesen Kreisen steht sogar Honig auf dem Index, weil er von kleinen Tierchen eingesammelt wurde - obwohl es sich ja überwiegend um Blütennektar handelt.


Antivegane Dummheit oder bewußte Lüge? In Wahrheit handelt es sich dabei um Bienenerbrochenes aus Nektar und Läuseausscheidungen, es ist also so wenig "überwiegend Blütennektar" wie Butter "überwiegend Gras" ist.

Der Autor hätte wohl Antifaschisten im 3. Reich auch vorgrworfen, daß sie Kartofeln gegessen haben (da KZ-Kreamtoruienasche ja als Dünger verwendet wurde).

Pollmer? Neulich habe ich ihn, glaube ich, in Gelnhausen aus dem Zug steigen sehen. War ein bißchen gruselig ...

Achim

Re: wenn nichts mehr hilft: Insekten und B12 tun's immer

Autor: fullmetal biochemist | Datum:
cyanocobalamin-mangel im säuglingsalter tritt natürlich des öfteren auf, nur stürzen sich die medien nicht darauf, weil auch hier die verschwiegenheitspflicht des arztes greift. publikationen in dem bereich gibt es genug, man sollte halt vermeiden, die fachkenntnis aus dem fernsehen zu ziehen. cyanocobalamin wird ausschließlich (!) von mikroorganismen hergestellt. das vorkommen in tierischem gewebe ist auf die speicherung zurückzuführen (es wird quasi als baustein an bestimmte enzyme gekoppelt und wiederverwendet). in exkrementen befinden sich ausserordentlich viele bakterien und pilzzellen (der mensch besteht aus 10^13 zellen, etwa zehnmal soviele mikroorganismen tummeln sich auf und vor allem in ihm). der vitamin-b12-bedarf eines erwachsenen wird übrigens schon mit ca. 1,5 scheiben käse gedeckt, mikroben auf pflanzen decken den bedarf bei "normalen" portionen nicht, weil die zelldichten auf pflanzen sehr gering sind (auch pflanzen besitzen mechanismen, sich gegen schädlinge zu wehren). jeder veganer sollte sich deshalb im eigenen und im interesse seiner kinder ernsthaft mit der problematik auseinandersetzen.

Re: wenn nichts mehr hilft: Insekten und B12 tun's immer

Autor: Tobi | Datum:
> jeder veganer sollte sich deshalb im eigenen und im
> interesse seiner kinder ernsthaft mit der problematik
> auseinandersetzen.

Sehr richtig, jedoch auf ethisch vertretbare Weise (nicht etwa mit oben erwähntem "Käse"). Wie ja gesagt, wird Cyanocobalamin von Mikroorganismen produziert und es gibt eine große Auswahl an Supplemente, die von eben diesen erzeugtes B12 enthalten. Der Umweg über andere Tiere (oder deren Ausscheidungen) ist also nicht nötig.

Tobi

Re: wenn nichts mehr hilft: Insekten und B12 tun's immer

Autor: martin | Datum:

> cyanocobalamin-mangel im säuglingsalter tritt natürlich des
> öfteren auf,

Bei Veganern oder allgemein?

> nur stürzen sich die medien nicht darauf, weil
> auch hier die verschwiegenheitspflicht des arztes greift.

Wenn es zu "schweren Entwicklungsstörungen" o.Ä. gekommen wäre, wäre es zur Anzeige gebracht worden und damit öffentlich. Solche Fälle meine ich hier.

> publikationen in dem bereich gibt es genug, man sollte halt
> vermeiden, die fachkenntnis aus dem fernsehen zu ziehen.
> cyanocobalamin wird ausschließlich (!) von mikroorganismen
> hergestellt. das vorkommen in tierischem gewebe ist auf die
> speicherung zurückzuführen (es wird quasi als baustein an
> bestimmte enzyme gekoppelt und wiederverwendet). in
> exkrementen befinden sich ausserordentlich viele bakterien
> und pilzzellen (der mensch besteht aus 10^13 zellen, etwa
> zehnmal soviele mikroorganismen tummeln sich auf und vor
> allem in ihm). der vitamin-b12-bedarf eines erwachsenen wird
> übrigens schon mit ca. 1,5 scheiben käse gedeckt, mikroben
> auf pflanzen decken den bedarf bei "normalen" portionen
> nicht, weil die zelldichten auf pflanzen sehr gering sind
> (auch pflanzen besitzen mechanismen, sich gegen schädlinge zu
> wehren).

Auf welche Aussage beziehst du dich mit diesem Sammelsurium? (Ich kann es nicht so richtig zuordnen...)

> jeder veganer sollte sich deshalb im eigenen und im
> interesse seiner kinder ernsthaft mit der problematik
> auseinandersetzen.

So wie jeder andere Mensch auch. Auch diesen Gemeinplatz kann ich nicht so recht zuordnen.

Re: wenn nichts mehr hilft: Insekten und B12 tun's immer

Autor: fullmetal biochemist | Datum:
Increased risk of vitamin B-12 and iron deficiency in infants on macrobiotic diets

Nutritional Vitamin B12 Deficiency in Infants

Vegetarianism and vitamin B-12 (cobalamin) deficiency

hab mal nur drei artikel rausgesucht über google scholar zu finden). es ist also offensichtlich, dass die problematik existiert, auch wenn sie nicht in den medien präsent sind. veganer müssen sich auf jeden fall mehr gedanken um die vitamin-b12-aufnahme machen (prädisposition mal ausgenommen), da der bedarf bei normaler ernährung - unter anderem mit käse - sehr leicht durch tierische produkte gedeckt wird. pflanzliche nahrungsmittel enthalten praktisch kein cyanocobalamin, weil es dort keine cofaktofunktion erfüllt. bestes (und immer wieder gern gebrachtes) beispiel ist das sauerkraut: weißkohl verhält sich wie alle anderen pflanzen auch, erst beim vergären produzieren bakterien/pilze b12. dabei entstehen aus der aminosäure histidin aber auch relativ große mengen histamin - ein entzündungsmediator, der allergische reaktionen auslösen kann, und deshalb sauerkraut nicht für jeden genießbar macht.
veganismus ist nicht die natürliche ernährungsweise des menschen. es ist eine willentliche entscheidung, die aus ethischer überzeugung, nicht aus biologischer notwendigkeit getroffen wird. die gefahr von mangelernährung (die nicht nur bei veganismus besteht, sich hier aber in spezielle bereiche erstreckt) ist eine konsequenz, auf die geachtet werden muss.

B12

Autor: martin | Datum:
fullmetal biochemist schrieb:
>
> Increased risk of vitamin B-12 and iron deficiency in infants
> on macrobiotic diets
>
> Nutritional Vitamin B12 Deficiency in Infants
>
> Vegetarianism and vitamin B-12 (cobalamin) deficiency

Zum einen: das (beliebte) Titellesen als Ersatz für das Lesen des Inhalts funktioniert selten, zum anderen: Makrobiotiker sind keine Veganer. Zu diesen beiden Aspekten schreibe ich aber morgen oder so nochmal etwas in Bezug auf den Ausgangsbeitrag.

> veganer müssen sich auf jeden fall mehr gedanken um die
> vitamin-b12-aufnahme machen (prädisposition mal ausgenommen),

Und was willst du uns mit diesem Gemeinplatz sagen?

> pflanzliche nahrungsmittel enthalten praktisch kein
> cyanocobalamin, weil es dort keine cofaktofunktion erfüllt.

Und was willst du uns mit diesem Gemeinplatz sagen?

> bestes (und immer wieder gern gebrachtes) beispiel ist das
> sauerkraut: weißkohl verhält sich wie alle anderen pflanzen
> auch, erst beim vergären produzieren bakterien/pilze b12.

Wohl kaum in ausreichenden Mengen.

> veganismus ist nicht die natürliche ernährungsweise des
> menschen.

Und was willst du uns mit diesem Gemeinplatz sagen?

> es ist eine willentliche entscheidung, die aus
> ethischer überzeugung, nicht aus biologischer notwendigkeit
> getroffen wird.

Und was willst du uns mit diesem Gemeinplatz sagen?

> die gefahr von mangelernährung (die nicht nur
> bei veganismus besteht, sich hier aber in spezielle bereiche
> erstreckt) ist eine konsequenz, auf die geachtet werden muss.

Und was willst du uns mit diesem Gemeinplatz sagen?

Das war jetzt etwas langweilig, sollte aber zeigen, dass ich immer noch nichts davon halte, wenn jemand bei einem Thread ungefähr erfasst, um welches Thema es geht, und dann alles darunterschreibt, was ihm gerade so einfällt. Das hast du in deinen beiden Beiträge bisher gemacht, ist aber nicht der Sinn einer Diskussion (wage ich zu behaupten).

Du zählst fast ausschließlich Dinge auf, die längst bekannt sind (u.a. http://veganekinder.de/vitamin-b12) und bereits Tausendmal diskutiert wurden (Suchfunktion). Aber lass es uns wissen, wenn du etwas Ergänzendes beizutragen hast.

Vitamin B12: Fakten statt Faseln

Autor: Achim Stößer | Datum:
> Increased risk of vitamin B-12 and iron deficiency in infants
> on macrobiotic diets

Makrobiotiker sind keine Veganer.

> Nutritional Vitamin B12 Deficiency in Infants

Kleinkinder sind (idR) keine Veganer.

> Vegetarianism and vitamin B-12 (cobalamin) deficiency

Vegetarier sind keine Veganer. Dieser Artikel scheint mir besonders in Anbetracht der Tatsache, dass Vegetarier sich idR zu gefühlt 120% von Käse ernähren bezüglich Deiner B12-Bedarfs-Deckung durch Käse bemerkenswert.

Also was soll das?

Statt Dich weiter zu blamieren mit abstrusen Behauptungen solltest Du Dich einfach mal informieren: http://veganekinder.de/vitamin-b12.

Achim

Re: Vitamin B12: Fakten statt Faseln

Autor: fullmetal biochemist | Datum:
@ martin: das titellesen funktioniert bei ihnen also selten? wie wäre es stattdessen, sich den kompletten artikel einmal durchzulesen? denn genau zu diesem zweck habe ich die titel aufgeschrieben.
@armin stößer: bitte verzichten sie darauf, mich zu duzen. sie stellen damit den (falschen) eindruck von vertraulichkeit zwischen uns her, den ich dringend vermeiden möchte. sie disqualifizieren sich schon durch ihre unhöflichkeiten vom wissenschaftlichen diskurs, dies wird durch haltlose behauptungen wie "vegetarier essen allesamt fast nur käse." noch verstärkt.
eine seite wie "veganekinder.de" kommt als referenz überhaupt nicht in frage, denn schon beim überfliegen der seite sind mir 4 grobe fehler aufgefallen, die die den mangel an biologischem verständnis der autoren offenlegen.
sie können des weiteren darauf verzichten, mir zu antworten, da ich dieses forum aufgrund der durchscheinenden diskussionsunwilligkeit nicht weiter besuchen werde. falls es ihnen hilft, ihre unkenntnis mit polemik zu überspielen, können sie sich die zeit natürlich gerne nehmen.

Re: Vitamin B12: Fakten statt Faseln

Autor: Marco | Datum:
Täusch' ich mich, oder ist die Gefahr für einen Mangel an Argumenten bei Unveganern besonders groß? Wieso gehen SIE nicht auf die relevanten Punkte ein? Die da wären:
- Was hat makrobiotische Ernährung mit veganer zu tun?
- Was hat B12-Mangel bei Säuglingen generell mit veganer Ernährung zu tun?
- Was hat vegetarische Ernährung mit veganer zu tun? (diese drei Fragen stellen sich mir tatsächlich nur schon vom Lesen der Titel, die Artikel dazu haben SIE ja gar nicht verlinkt)
- Wer hat (hier) jemals behauptet, man solle nicht auf eine ausreichende Zufuhr von Vitamin B12 achten?
- Welche 4 groben Fehler sind IHNEN bei der Lektüre von veganekinder.de aufgefallen?

Dies nur für den Fall, dass SIE IHRE "Drohung" doch nicht wahr machen und wieder antworten werden, es interessiert mich nämlich tatsächlich.

Re: Vitamin B12: Fakten statt Faseln

Autor: martin | Datum:
fullmetal biochemist schrieb:
>
> @ martin: das titellesen funktioniert bei ihnen also selten?
> wie wäre es stattdessen, sich den kompletten artikel einmal
> durchzulesen? denn genau zu diesem zweck habe ich die titel
> aufgeschrieben.

Wie Marco schon sagte: wenn du mir etwas beweisen willst, bist du derjenige, der diese Sachen lesen muss, nicht ich.

Im übrigens hast du wieder meine Frage nicht beantwortet, zu welchem Zweck du ein bezugsloses Sammelsurium unter eine Diskussion schreibst. (Das war keine rhetorische Frage.)

> eine seite wie "veganekinder.de" kommt als referenz überhaupt
> nicht in frage,

Wer sprach von Referenz? Es ging darum, welcher Kenntnisstand vorliegt.

> denn schon beim überfliegen der seite sind
> mir 4 grobe fehler aufgefallen, die die den mangel an

Die würden auch mich sehr interessieren.

> sie können des weiteren darauf verzichten, mir zu antworten,
> da ich dieses forum aufgrund der durchscheinenden
> diskussionsunwilligkeit nicht weiter besuchen werde.

"Diskussionsunwilligkeit"... mal sehen: Du hast die Funktion einer Diskussion scheinbar nicht verstanden, indem du statt inhaltliche Bezüge herzustellen einfach mal so schreibst, was dir gerade einfällt; du beantwortest einfache Fragen nicht, obwohl sie mehrfach gestellt werden; du willst mir etwas beweisen und erwartest, dass ich mir die Informationen für deinen Beweis selbst zusammensuche; du stellst Behauptungen ("4 grobe fehler") auf ermühsigst dich aber nicht, sie irgendwie zu belegen; du wirfst Achim Polemik vor während du selbst polemisch bist indem du seinen Vornamen verhunzt und am Ende wirfst du allen anderen "Diskussionsunwilligkeit" vor? Interessant.

bisschen verdrehen und ein bisschen weglassen

Autor: martin | Datum:
Der Suggerierung von Wissenschaftlichkeit funktioniert dann besonders gut, wenn die Behauptungen hingenommen werden, weil zum einen die Quelle halbwegs vernünftig aussieht (z.B. in einer wissenschaftlichen Zeitschrift erschien), und zum anderen der Titel irgendwie mit dem Thema zu tun haben scheint.

Das hat sich auch Pollmer zunutze gemacht. Er behauptet, dass Veganismus generell (eine Einschränkung macht er nicht), nicht etwa Fehlernährung zu einem B12-Mangel bei Kindern führen kann, indem er Veganismus mit Fehlernährung gleichsetzt ("vegane Kost [verursacht] schwere Entwicklungsstörungen und geistige Behinderung."). Diese Behauptung sollen diese zwei Quellen beweisen:

1. Louwman MWJ et al: Signs of impaired cognitive function in adolescents with marginal cobalamin status. American Journal for Clinical Nutrition 2000; 72: 762-769
2. Lücke T et al: Mütterlicher Vitamin-b12-Mangel[!sic]: Ursache neurologischer Symptomatik im Säuglingsalter. Zeitschrift für Geburtshilfe und Neonatologie 2007; 211: 157-161

Sieht man sich die Quellen an, kommt wenig überraschend etwas anderes heraus.

In der ersten geht es nicht um Veganer, sondern um Makrobiotiker, die "gelegentlich" (occasionally) tote Fische essen. Hier sieht man zwei beliebte Tricks der Veganismusdiskreditierung: Veganismus, obwohl er keine Ernährungsform (und erst recht keine Diät (oft eine Fehlübersetzung aus engl. diet)) ist, wird mit sog. "Außenseiterdiäten" gleichgesetzt und deutliche Belege für Unveganismus (ja, Fische zu konsumieren ist unvegan) werden unter den Tisch fallen gelassen. Während das zweite für die Bewertung des Ernährungsstatus noch eine untergeordnete Rolle spielt, ist das erste schwerwiegend. Makrobiotik oder andere Ernährungslehren modifizieren ihre Ernährung nach alimentären Kriterien, Veganismus nach ethischen. Während Makrobiotiker durch den hohen Getreideanteil eine geringe Energiedichte aufweist und er durch die Vermeidung von Gemüse und Hülsenfrüchten sehr eingeschränkt ist, ist das bei Veganismus nicht der Fall. Auch ein Veganer kann sich mangelhaft ernähren, nur kann ('darf') er dann seine Ernährung umstellen und z.B. bei einer geringen Kalziumaufnahme eben mehr kalziumhaltiges Gemüse essen, wohingegen ein Makrobiotiker das nicht kann/darf (jedenfalls wenn er konsequent ist). Die Fehlernährung eines Veganers liegt also in der Fehlernährung, nicht im Veganismus; bei den Ernährungslehren ist es umgekehrt, hier kann die Fehlernährung mit der individuellen Ernährung zusammenfallen. Nicht unwichtig ist auch, dass Makrobiotiker wie Anhänger anderer esoterischer Ernährungslehren, die aus Diskreditierungsgründen mit Veganismus in Verbindung gebracht werden, die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln ablehnt, sodass in Bezug auf B12 makrobiotische Ernährung unzureichend sein muss. Vernünftige Veganer dagegen supplementieren B12. Wenn Veganern einen geringen B12-Status haben, liegt die Ursache dafür darin, dass sie nicht supplementieren, nicht darin, dass sie sich vegan ernähren.

In der zweiten Quelle werden vier Einzelfälle von B12-Mangel bei gestillten Kindern vorgestellt, davon zwei bei sich omnivor ernährenden Müttern und zwei bei sich angeblich vegan ernährenden (aufgrund der hohen Fehlerrate, was alles unter Veganismus verstanden wird, kann das angezweifelt werden, auch weil die Autoren "veganisch" schreiben). Beim ersten omnivoren Fall wird die Ursache nicht genannt, beim zweiten ist die Ursache eine Resorptionsstörung durch Parietalzellen-Antikörper. Bei den veganen Müttern ist die Ursache, dass sie nicht supplementieren. Die Autoren raten aber nicht vom Veganismus ab (auch wenn sie ihn nicht gerade empfehlen), sondern verweisen darauf, dass B12 supplementiert werden soll, weil es in Pflanzen nicht in ausreichenden Mengen vorkommt. Sie beschweren sich dennoch, dass nur die amerikanische Vegan Society auf die Notwendigkeit der Supplementation v.a. bei Kindern hinweist, jedoch keine deutsche Veganismus-Seite (Stand 2007). Das verwundert etwas, da man auf (naheliegenderweise) veganismus.de über das FAQ Ernährung (-> "Was ist mit Eiweiß, Kalzium, Eisen, Vitamin B12?") auf den (wenn auch inzwischen veralteten) Artikel "Vegane Ernährung" verwiesen wird, wo steht: "Bei Säuglingen können allerdings irreversible Schäden entstehen, so daß darauf zu achten ist, eine ausreichende Versorgung sicherzustellen." Von dieser mangelhaften Recherche abgesehen, bleibt das Fazit des Artikels wie gesagt, dass bei veganer Ernährung B12 supplementiert werden soll, nicht, dass vegane Ernährung abzulehnen sei.

Die allgemeinen Erkenntnisse der beiden Studien sind: wenn die Nahrung nicht genügend B12 enthält, kommt es zu einer Unterversorgung. Die kann sich auf gestillte Kinder übertragen, da diese von der Nährstoffversorgung der Mutter abhängig sind. Sowie: pflanzliche Nahrung an sich enthält nicht genügend B12.
Daher fragt man sich: Und weiter? Das ist längst bekannt und längst behoben. Auf keiner seriösen Webseite und in keinem seriösen Buch über Veganismus wird man etwas anderes lesen. Pollmer dagegen versucht zwei Einzelfälle von Fehlernährung, die zufällig gleichzeitig vegan ist, zur Normalität im Veganismus zu pauschalisieren. Zudem verschweigt er, dass Unveganer genauso einen B12-Mangel erleiden können, da der Resorptionsprozess an vielen Stellen geschädigt sein kann und unvegane Ernährung daher keine Garantie für eine ausreichende B12-Versorgung darstellt, sodass sie "schwere Entwicklungsstörungen und geistige Behinderung" verursachen kann.

Er verdreht im einen Fall Makrobiotiker zu Veganern (übrigens mit genau der gleichen Quellenangabe von Wikipedia; das zur Ergänzung, warum Wikipedia nichts taugt) und unterschlägt im anderen Fall zentrale Aussagen und die Tatsache, dass es sich um (nicht einmal ausschließlich vegane) Einzelfälle handelt. So einfach ist das: ein bisschen verdrehen und ein bisschen weglassen und fertig ist die Antiveganismuspropaganda.