Die Schweizer Sonntagszeitung bringt in der aktuellen Ausgabe ein Special zum Thema Ernährung. Veganismus wird dabei öfters angesprochen. Nicht sehr positiv versteht sich, was bei den Themen bzw. Quellen auch nicht verwundert.
Im Artikel "Du bist, was du isst" steht zwei Absätze weiter oben diesen Abschnitt:
In welchem Zusammenhang das zum Thema steht, bleibt offen. Dass hier versucht wird eine subversive Assoziation zum nachfolgenden Veganismus zu erzeugen, kann aber nicht ausgeschlossen werden, denn es wäre nicht der erste Versuch, ethisches Essverhalten als Krankheit zu denunzieren. Bisher sind diese Versuche dennoch erfolglos geblieben.
Veganismus selbst wird im Artikel nur als Teil der Straight-Edge-Kultur beschrieben, nicht als (eigenständige) ethisch orientierte Lebensphilosophie. Immerhin wird die ethische Begründung nicht ganz vergessen ("Seit zwei Jahren ernährt sich Nicolas vegan. Wobei es ihm dabei nicht nur um die eigene Gesundheit geht: «Kein Tier soll für mein Essen eingesperrt sein oder gar sterben.»")
Jonathan Safran Foer "Tiere essen", so der zweite Artikel ("Wenn die Wurst im Halse stecken bleibt"), sei zur "Bibel der Vegetarier" geworden. Natürlich der Vegetarier, da in diesem Buch der Veganismus nicht oder schlecht dargestellt wird, wie man von jemandem, der ein Recht auf Leben für "merkwürdig" hält nicht anders erwarten kann. Allerdings heißt es im Artikel, neben den Medien würden auch "Fundamentalisten der Vegi-Fraktion" das Buch "bejubeln". Es gibt "fundamentalistische" Vegetarier? Das war mir neu. Da das Unwort "Vegi" auch Veganer einschließen soll, möchte man anmerken, dass jeder Veganer, der es gelesen (und verstanden) hat, es sicher nicht bejubeln wird.
Das Glanzstück ist natürlich das Interview mit Vorzeige-Antiveganer Udo Pollmer. Er gibt zum besten, durch Anti-Übergewichtskampagnen würden "Kinder in den Tod getrieben". Es bisschen dick aufgetragen vielleicht. Aber zur Höchstform läuft er erst noch auf:
Man kann ihm nur zustimmen: Kinder vegetarisch zu ernähren ist eine Form von Kindesmisshandlung und zwar der Küken und Kälber, die für Eier und Tiermilch leiden und sterben müssen. Zum Glück ist aber ja nicht nötig, gibt es schließlich auch noch die vegane Kinderernährung.
Dass er hier über die mangelnde "Wahlfreiheit" ein paar Tränen vergießt, ist dennoch eigenartig. Es sollte doch jeder Wissen, dass man Kindern aus guten Gründen keine (absolute) Wahlfreiheit lässt, sonst würden sie sich wahrscheinlich nur von Süßigkeiten ernähren oder eben von Tierprodukten und damit Tieren immensen Schaden zufügen.
Den Grund, Kinder der eigenen Ethik entsprechend zu ernähren, hat er auch schnell ausgemacht:
Kennen wir, kennen wir. Haben schon die bösen Sklavereigegner vor 200 Jahren gemacht, diese Gutes-Gewissen-Egoisten. Auch die heutigen Rauchverbote dienen nur dem Zweck, dass sich die Politiker besser fühlen. Von absolut eindeutigen Studien über die Schädlichkeit von Passivrauchen hat schließlich noch niemand etwas gehört.
Reichlich ausgerutscht ist er dann mit Folgendem:
"Vegetarische Endlösung"? Ein "Ernährungsexperte" weiß nicht, dass für Vegetarismus sehr wohl Tiere (Rinder? Hühner? Bienen?) notwendig sind? Ein bisschen dünn. Mehr als Rhetorik ist es auch nicht, von "Beseitigung" zu sprechen. Fehlt nur noch die Behauptung, Tiere würden lieber ein Leben als "Nutztiere" (d.h.: kurzen, leidvolles Dahinvegetieren, das in der schmerzhaften Ermordung endet) vorziehen, als nicht geboren zu werden.
Massentierhaltung ist auch nichts Schlimmes, alles nur eine fehlerhafte Darstellung der Medien:
Auch wenn man die "Haustierhaltung" nicht schönreden darf: Hamster werden i.d.R. nicht zu 10.000 zusammengesperrt, damit ihnen nach sieben Wochen die Kehle durchgeschnitten wird (wie in einer kleinen "Hühner-Mastanlage").
Da hat Pollmer mal wieder reichlich daneben gegriffen. Aber kennen wir ja schon von seinem Umgang mit Quellen oder etwas B12-Polemik. Vielleicht wird es ja beim nächsten Mal besser.
Quellen
Du bist, was du isst: sonntagszeitung.ch/fokus/artikel-detailseite/?newsid=152368
Wenn die Wurst im Halse stecken bleibt: sonntagszeitung.ch/fokus/artikel-detailseite/?newsid=152388
«Ernährungsideologien sind eine moderne Form der Kindsmisshandlung»: sonntagszeitung.ch/fokus/artikel-detailseite/?newsid=152389
Im Artikel "Du bist, was du isst" steht zwei Absätze weiter oben diesen Abschnitt:
In welchem Zusammenhang das zum Thema steht, bleibt offen. Dass hier versucht wird eine subversive Assoziation zum nachfolgenden Veganismus zu erzeugen, kann aber nicht ausgeschlossen werden, denn es wäre nicht der erste Versuch, ethisches Essverhalten als Krankheit zu denunzieren. Bisher sind diese Versuche dennoch erfolglos geblieben.
Veganismus selbst wird im Artikel nur als Teil der Straight-Edge-Kultur beschrieben, nicht als (eigenständige) ethisch orientierte Lebensphilosophie. Immerhin wird die ethische Begründung nicht ganz vergessen ("Seit zwei Jahren ernährt sich Nicolas vegan. Wobei es ihm dabei nicht nur um die eigene Gesundheit geht: «Kein Tier soll für mein Essen eingesperrt sein oder gar sterben.»")
Jonathan Safran Foer "Tiere essen", so der zweite Artikel ("Wenn die Wurst im Halse stecken bleibt"), sei zur "Bibel der Vegetarier" geworden. Natürlich der Vegetarier, da in diesem Buch der Veganismus nicht oder schlecht dargestellt wird, wie man von jemandem, der ein Recht auf Leben für "merkwürdig" hält nicht anders erwarten kann. Allerdings heißt es im Artikel, neben den Medien würden auch "Fundamentalisten der Vegi-Fraktion" das Buch "bejubeln". Es gibt "fundamentalistische" Vegetarier? Das war mir neu. Da das Unwort "Vegi" auch Veganer einschließen soll, möchte man anmerken, dass jeder Veganer, der es gelesen (und verstanden) hat, es sicher nicht bejubeln wird.
Das Glanzstück ist natürlich das Interview mit Vorzeige-Antiveganer Udo Pollmer. Er gibt zum besten, durch Anti-Übergewichtskampagnen würden "Kinder in den Tod getrieben". Es bisschen dick aufgetragen vielleicht. Aber zur Höchstform läuft er erst noch auf:
Man kann ihm nur zustimmen: Kinder vegetarisch zu ernähren ist eine Form von Kindesmisshandlung und zwar der Küken und Kälber, die für Eier und Tiermilch leiden und sterben müssen. Zum Glück ist aber ja nicht nötig, gibt es schließlich auch noch die vegane Kinderernährung.
Dass er hier über die mangelnde "Wahlfreiheit" ein paar Tränen vergießt, ist dennoch eigenartig. Es sollte doch jeder Wissen, dass man Kindern aus guten Gründen keine (absolute) Wahlfreiheit lässt, sonst würden sie sich wahrscheinlich nur von Süßigkeiten ernähren oder eben von Tierprodukten und damit Tieren immensen Schaden zufügen.
Den Grund, Kinder der eigenen Ethik entsprechend zu ernähren, hat er auch schnell ausgemacht:
Kennen wir, kennen wir. Haben schon die bösen Sklavereigegner vor 200 Jahren gemacht, diese Gutes-Gewissen-Egoisten. Auch die heutigen Rauchverbote dienen nur dem Zweck, dass sich die Politiker besser fühlen. Von absolut eindeutigen Studien über die Schädlichkeit von Passivrauchen hat schließlich noch niemand etwas gehört.
Reichlich ausgerutscht ist er dann mit Folgendem:
"Vegetarische Endlösung"? Ein "Ernährungsexperte" weiß nicht, dass für Vegetarismus sehr wohl Tiere (Rinder? Hühner? Bienen?) notwendig sind? Ein bisschen dünn. Mehr als Rhetorik ist es auch nicht, von "Beseitigung" zu sprechen. Fehlt nur noch die Behauptung, Tiere würden lieber ein Leben als "Nutztiere" (d.h.: kurzen, leidvolles Dahinvegetieren, das in der schmerzhaften Ermordung endet) vorziehen, als nicht geboren zu werden.
Massentierhaltung ist auch nichts Schlimmes, alles nur eine fehlerhafte Darstellung der Medien:
Auch wenn man die "Haustierhaltung" nicht schönreden darf: Hamster werden i.d.R. nicht zu 10.000 zusammengesperrt, damit ihnen nach sieben Wochen die Kehle durchgeschnitten wird (wie in einer kleinen "Hühner-Mastanlage").
Da hat Pollmer mal wieder reichlich daneben gegriffen. Aber kennen wir ja schon von seinem Umgang mit Quellen oder etwas B12-Polemik. Vielleicht wird es ja beim nächsten Mal besser.
Quellen
Du bist, was du isst: sonntagszeitung.ch/fokus/artikel-detailseite/?newsid=152368
Wenn die Wurst im Halse stecken bleibt: sonntagszeitung.ch/fokus/artikel-detailseite/?newsid=152388
«Ernährungsideologien sind eine moderne Form der Kindsmisshandlung»: sonntagszeitung.ch/fokus/artikel-detailseite/?newsid=152389