Forenübersicht RSS

Videodokumentation:
Das Huhn von Frau Hahn

Anzahl Beiträge in diesem Thread: 2

Hinweis: Momentan können keine Beiträge erstellt werden.

Das Huhn von Frau Hahn

Autor: Achim Stößer | Datum:
Video

Zitat:
HÜHNER

Was braucht ein Huhn zum Wohlfühlen? Platz zum Laufen, Scharren, sich verstecken, ein geschütztes Nest zum Eierlegen, Sand fürs Staubbad und ein luftiges Plätzchen zum Schlafen. Wer als deutsches Haushuhn ein solches Leben führen kann, darf sich glücklich schätzen. Neun von zehn Eiern und die meisten Grillhähnchen vom Supermarkt sind immer noch Produkte einer gigantischen Geflügelindustrie, und dort sind die Lebensbedingungen für ein Huhn alles andere als rosig. Mehr und mehr Verbraucher sind sich allerdings inzwischen einig: wenn schon Eier oder Hühnerbraten, dann bitte schön vom glücklichen Huhn!


>> Verwandtschaft aus dem Dschungel

>> Das wilde Huhn in Menschenhand

>> Das Huhn als Wirtschaftsfaktor

>> Eier im Akkord

>> In 34 Tagen zum Broiler

>> Vom Käfig in die Freiheit


Verwandtschaft aus dem Dschungel
In Südostasien, 3000 vor Christus irgendwo im indischen Dschungeldickicht kam der Mensch auf das Huhn. Genauer gesagt: auf das Bankivahuhn. Es gilt neben drei anderen Wildhühnerarten als Urahn unserer heutigen 150 Hühnerrassen. Nach der zoologischen Systematik zählt das Bankivahuhn zur Ordnung der Hühnervögel, zur Unterfamilie der Fasane und zur Gattung der Kammhühner. Vom Aussehen her kommt die heutige “Italiener”-Rasse dem Gefieder des Bankivahuhns ziemlich nahe. Vielen von uns ist der “Italiener” als Prototyp des “Bilderbuchhahns” wohlbekannt. Wilde Bankivahühner legen zwei bis dreimal im Jahr ein bis zwölf Eier. Im Frühjahr kämpfen die Hähne um ihr Revier, in dem sie drei bis fünf Hennen um sich scharen. Wenn die Brutzeit vorbei ist, leben Bankivahennen und –hähne in großen Gemeinschaften von bis zu 50 Tieren zusammen. Im Gegensatz zu unseren Haushühnern wechseln die Hähne ihr buntes Prachtgefieder im Sommer gegen ein unscheinbareres “Ruhekleid” aus.


Das wilde Huhn in Menschenhand
Die ersten Schritte zur Mensch Huhn-Beziehung könnte man sich in etwa so vorstellen: Zunächst waren die Eier aus dem Nest eines Wildhuhns eine willkommene Bereicherung des antiken Speisezettels. Das Fleisch wurde ebenfalls probiert und für wohlschmeckend befunden. Man fand Gefallen an dem schillernden Prachtgefieder der Hähne und, wurde man Zeuge eines Revierkampfes, bewunderte man den Mut und die Kraft der Hähne. So zähmten die Menschen damals einige der zutraulicheren Wildhühner und kreuzten wilde Artgenossen mit gewünschten Eigenschaften ein. Hier begann eine lange Zuchttradition, die bis heute anhält und die unterschiedlichsten Rassemerkmale hervorbringt. Damals wie heute waren begehrte Merkmale: Schönheit, Kampfeslust, guter Fleischansatz und hohe Legeleistung.

Die domestizierten Hühner verbreiteten sich weiter über China und Ägypten bis nach Europa. Die Römer bescherten der Hühnerhaltung eine erste Blütezeit. Standen vorher eher Kult- und Bestattungsrituale im Vordergrund, schätzten die Römer mehr und mehr Fleisch und Eier der Tiere. Aber auch sie verehrten weiterhin Stolz und Kampfeslust der Hähne und weihten sie ihrem Kriegsgott Mars. Auch im Mittelalter war die Hühnerhaltung weit verbreitet. Bis heute halten die Menschen Hühner auf der ganzen Welt als Haus- und Nutztiere.

Das Huhn als Wirtschaftsfaktor
Deutsche Haushühner scharrten und gackerten bis in die 50er Jahre auf den Wiesen eines Bauernhofes oder in den Gärten von Privathaushalten. Nachts schliefen sie geschützt vor Fuchs und Marder im Hühnerstall. Dann stieg die Nachfrage nach Hühnerfleisch und Eiern, das Huhn entpuppte sich als Wirtschaftsfaktor. Wer jetzt gutes Geld mit Eiern und Fleisch verdienen wollte, rationalisierte die Hühnerhaltung. Auf manchen Höfen lebten jetzt bis zu 500 Hühner in fensterlosen Ställen. Sie mussten auf Tageslicht und grüne Wiesen verzichten.
Das Hühnergeschäft boomte. Bis zu diesem Zeitpunkt kamen Fleisch und Eier noch von den sogenannten “Zwiehühnern”. Die Hennen sorgten für Eiernachschub, die Hähne wurden für den Sonntagsbraten gemästet. Zu wenig Eier, zu wenig Fleisch, fanden die Hühnerbauern und züchteten ab jetzt Lege- und Masthühner getrennt auf Hochleistung. Da kam eine neue Methode aus Amerika gerade recht: die Hybridzucht. Dabei werden Inzuchtlinien von Rassen mit besonders herausragenden Eigenschaften gekreuzt – die Nachkommen sind besonders leistungsfähig, sind allerdings zur Weiterzucht nicht mehr geeignet.




Eier im Akkord
Das Geschäft mit dem Ei kam ins Rollen. Hennen, die jeden Tag ein Ei legen, gibt es immer noch nicht, aber man bemüht sich, damals wie heute, Legehuhn-Hybride zu kreieren, die diesem magischen Ziel schon recht nahe kommen. Die USA, Dänemark und Großbritannien erprobten in den 50er Jahren das sogenannte “Pennsylvania-System”. Erstmals wurden Legehennen auf durchgehend abgeschrägten Gitterböden gehalten. Das Einsammeln der Eier war jetzt ein Kinderspiel. Den Parasitenbefall, bisher ein Problem in der Hühnerhaltung, hatte man im Griff – es gab ja nun keine Einstreu mehr und keine Möglichkeit zum Scharren. Ab jetzt gab es allerdings ein anderes Problem. Die Hennen zeigten erste Verhaltensstörungen. Trotzdem, für die Wirtschaft galt: Hühner, die viele Eier legen, sind gut, viele Hühner, die viele Eier legen noch besser! Die Käfighaltung entwickelte sich fort, hin zu über hundert Tieren pro Quadratmeter, bis zu einer Million Tieren in mehreren Etagen übereinandergestapelt. Ab den sechziger Jahren legten die Hennen, lebenslang eingesperrt, ihre Eier weiterhin auf abgeschrägte Gitterböden. Die Legeleistung wurde durch unnatürlich lange andauerndes Kunstlichtangebot in die Höhe geschraubt. Eine deutsche Hochleistungslegehenne legt heute bis zu 300 Eier jährlich. 40 Millionen von 50 Millionen Legehennen leben in Deutschland in Käfigbatterien, 15 Monate lang, bis zu Ihrem Ende als Suppenhuhn. Normalerweise kann ein Huhn 20 bis 30 Jahre alt werden. Die Hähne der heutigen Legehybriden sind wirtschaftlich unrentabel. 40 Millionen männliche Küken werden pro Jahr direkt nach dem Schlüpfen in einem Trichter mit rotierenden Messern “gemust”.


In 34 Tagen zum Broiler
Masthühner, auch Broiler genannt, werden nicht nach Geschlecht selektiert. Das Grill”hähnchen” kann heute auch ein Grill”hennchen” sein. Auch wenn die Hähne hier überleben dürfen, ein langes Leben ist ihnen nicht beschieden. Ein Masthuhn lebt in der Regel gerade mal ein Fünftel der Lebensspanne einer Batterie-Legehenne. Innerhalb von 5 Wochen, nachdem sich ein Mastküken aus dem Ei gepellt hat, hat es das Schlachtgewicht von einem Kilogramm erreicht und wird per Fließband betäubt, geschlachtet, gerupft, ausgenommen, tiefgefroren und verpackt. In einem Masthuhn-Großbetrieb können täglich bis zu 120. 000 Hühner geschlachtet werden, im Jahr sind das 35 Millionen Broiler! Die Turbomast hat Folgen. Kreislauf, Muskeln, Knochen und Lungen einiger Masthuhnrassen kommen bei dem rasanten Größenwachstum nicht mehr mit.


Vom Käfig in die Freiheit
Hybridzucht und Lebensbedingungen, die unnatürlicher nicht sein können: Wie viel Huhn steckt da eigentlich noch in solchen Hochleistungstieren? Industriehühner wachsen ohne Glucke auf, sie kennen keine feste Rangordnung und haben in Ihrem Leben noch nie ein Sonnen- oder Staubbad genommen. Die Probe aufs Exempel zeigt Überraschendes: Eben noch eingesperrt, erkundet ein in die Freiheit entlassenes Batteriehuhn nach relativ kurzer Zeit seine Umgebung. Es scharrt, pickt Gras, Körner und Würmer, nimmt ein Bad in Sonne und Staub und flattert zum Eierlegen ins geschützte Buschwerk. Wie ein “richtiges” Huhn eben. Solche “Huhn-Resozialisierungen” sensibilisieren den Verbraucher. Der freut sich nämlich meistens darüber, wenn er sein Ei persönlich von Huhn Mathilde, Emma oder Heide gelegt bekommt. Inzwischen gibt es sogar Hühnerpatenschaften und die Nachfrage nach dem “glücklichen Ei” übersteigt schon das Angebot!




(Susanne Decker)

Re: Das Huhn von Frau Hahn

Autor: Achim Stößer | Datum:
Video

Das Video gibt nur einen kurzen Bericht - eben die Doku "Das Huhn von Frau Hahn" - wieder, die Sendung selbst - "Planet Wissen - Geschichten vom Hühnerhof" (Ausstrahlung z.B. Do, 8.4.04, SWR) dauerte eine Stunde.

> “Bilderbuchhahns” wohlbekannt. Wilde Bankivahühner legen zwei
> bis dreimal im Jahr ein bis zwölf Eier. Im Frühjahr kämpfen

In der Sendung slbst sprach der "Zoologe, Tierarzt und Verhaltensforscher Prof. Hans-Hinrich Sambraus" von 2-3 Gelegen mit je 8-10 Eiern pro Jahr (und einer Lebenserwartung von 12 Jahren).

Im "Wildpark" "Alte Fasanerie" (siehe http://maqi.de/bilder/schilder.html) ist von 5-6 Eiern die Rede ...

Achim