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Videodokumentation:
Fleisch aus der Retorte

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Fleisch aus der Retorte

Autor: martin | Datum:
http://abenteuerwissen.zdf.de/ZDFde/inhalt/27/0,1872,7600315,00.html?dr=1


Zitat: Ist Kunstfleisch eine gute Alternative zum Schlachthof?

Der weltweite Fleischkonsum wächst rasant. Laut Experten wird er sich in den nächsten vierzig Jahren verdoppeln. Für die Viehzucht sind aber viel Platz und Unmengen von Energie notwendig. Die unvermeidliche Folge: gnadenlose Massentierhaltung. Für Tiere und Umwelt eine Katastrophe, fürs Gewissen eine schwere Last. Ist Fleisch aus dem Labor eine mögliche Lösung? Wie realistisch ist die Vision vom Kunstfleisch überhaupt?

Die Vision einiger Wissenschaftler ist so einfach wie revolutionär: die Herstellung von ökologisch und ethisch unbedenklichem Fleisch aus dem Labor. Dabei müsste kein Tier mehr aufwändig und zu Lasten der Umwelt gezüchtet werden. Rinder gelten heute geradezu als "Klimakiller". Während der Verdauungsprozesse in ihrem Darm entsteht das Treibhausgas Methan, das neben Kohlendioxid (CO2) für den Klimawandel verantwortlich gemacht wird. Zusätzlich verseuchen Unmengen von Gülle und Mist die Böden.

Kein Tier muss sterben

Über das Fleisch aus der Petrischale dürften sich eigentlich auch Vegetarier freuen, die aus ethischen Gründen auf Tiernahrung verzichten, denn beim Laborfleisch müsste kein Tier mehr in Legebatterien oder Käfigen gehalten werden. Vor allem müsste kein Tier mehr sterben. Die Tierschutz-Organisation PETA (People For The Ethical Treatment Of Animals) hat aus diesem Grund auch demjenigen eine Belohnung von einer Million Dollar in Aussicht gestellt, der es schafft, so genanntes "In-Vitro"-Fleisch in kommerziell verwertbaren Mengen herzustellen und zu konkurrenzfähigen Preisen auf den Markt zu bringen.

Die Belohnung soll auch als Anreiz dienen, die Forschung voranzutreiben, denn die Herstellung von Fleisch aus Stammzellen steckt noch in den Kinderschuhen. Vorreiter auf dem Gebiet der Züchtung von Kunstfleisch aus isolierten Zellen sind bislang vor allem holländische Wissenschaftler. Was Tiermediziner Henk Haagsman und sein Team von der Universität Utrecht in Tiefkühlbehältern lagern, sind Stammzellen, an denen kein Ethikrat Anstoß nimmt, denn sie stammen vom Schwein und werden aus dem Abfall von Schlachthöfen gewonnen.

Eine verlockende Utopie

Die Stammzellen vom Schlachthof können zu so gut wie allem werden, woraus ein Schwein besteht. Also auch zu Muskelzellen - dem, woraus Fleisch im Wesentlichen besteht. Eine einzelne Zelle liefert dabei die DNA, den genetischen Bauplan. Dieser Bauplan reicht theoretisch aus, um durch Teilung so viele Muskelzellen herzustellen, so dass sie den Fleischbedarf der ganzen Welt decken könnte. Eine verlockende Utopie, angesichts der globalen Probleme.

Damit sich die Zellen schließlich teilen und das Muskelfleisch wächst, wird eine Nährlösung und die richtige Temperatur benötigt. An der Universität Utrecht liegen die Zellen daher in Brutschränken, die auf Körpertemperatur eingestellt sind. Die auf diese Weise herangezüchteten Zellkulturen sind jedoch noch weit von den appetitlichen Eigenschaften eines Steaks enfernt. Sie gleichen eher eine Art Muskelbrei. Biomediziner Mark Post von der Technischen Universität Eindhoven arbeitet an einer Lösung für dieses Problem. Er bringt den Muskelbrei in Form, denn was wir Fleisch nennen, ist im Wesentlichen ein dreidimensionales Zellgeflecht, durchzogen von Stützgewebe aus Kollagen.

Muskeltraining im Labor

So ein Gerüst kriegen auch die Labormuskeln verpasst, indem man die Zellen mit Stromstößen stimuliert. Durch dieses "Fitnesstraining", das heißt durch elektrische Nervenimpulse und Bewegung entsteht auch im lebenden Tier erst die bekannte faserige, fleischige Struktur. Die Wissenschaftler versuchen bei diesem Training also genau das zu kopieren, was auch Rinder machen, um Muskeln aufzubauen, nämlich Herumlaufen und ihre Muskeln benutzen. Dadurch produzieren sie mehr Eiweiß und Fleisch und bekommen kräftigere Muskeln. Ein untrainierter Muskel hingegen degeneriert.

Bis endlich ein im Labor gezüchtetes, saftiges Steak auf unseren Tellern landen kann, müssen die Wissenschaftler aber noch einige Probleme lösen. So bringt die einfache Zelle zwar alles mit, damit das Laborfleisch nach Fleisch schmeckt, aber der typische Geschmack von Schwein, Rind oder Hammel entsteht vor allem durch die unterschiedlichen Lebens- und Fressgewohnheiten der Tiere. Die Geschmacksrichtungen müssten also ebenfall noch entwickelt werden.

Leckeres Laborfleisch?

Probleme bereitet auch die Nährstoff-Versorgung aller Muskelzellen. Schließlich fehlen dem Labormuskel jegliche Blutgefäße. Ungefähr ab fünf Millimeter Dicke sterben die inneren Schichten ab. Die Muskeln haben also eine recht kurze Lebensdauer. Sollten diese Probleme in Zukunft gelöst sein und Laborfleisch zu wirtschaftlich vertretbaren Preisen hergestellt werden können, stellt sich immernoch die Frage, wie es mit der Akzeptanz beim Verbraucher aussieht. Will man wirklich Laborfleisch auf dem Teller haben?

Der Holländer Dr. Henk Haagsmann steht jedenfalls zu seiner Vision von einer Zukunft, in der die Menschen über unsere heutige Fleischproduktion denken werden, wie schlecht sie für die Umwelt, die Tiere und die menschliche Gesundheit war. Aber vielleicht essen wir in der Zukunft auch beides: Laborfleisch und Fleisch von glücklichen Tieren, die gut gelebt haben und ordentlich geschlachtet wurden. Es wird auf jeden Fall noch Jahre dauern, bis diese Frage beantwortet werden kann.



Wir wissen selbstverständlich, daß die ganze Beschäftigung mit In-Vitro-Leichenteilen für Tierrechte kontraproduktiv und zeitverschwenderisch ist, da Veganismus aus sehr viel mehr besteht, als nur ein unveganes "Lebensmittel" zu ersetzen.
Siehe auch "Künstliche Leichenteile".
Davon abgesehen bringt der letzte Satz im Video mal wieder das Natürlichkeits-"Argument" und das in einem Beitrag, wo auch über die Züchtung von Ersatzorganen für kranke Menschen (positiv) berichtet wird. Äußerst peinlich, wenn die Leute nicht mehr wissen, was sie eigentlich sagen...

Re: Fleisch aus der Retorte

Autor: Claude | Datum:
Zitat: Kein Tier muss sterben


Diese Annahme beruht wohl auf Unwissen. Denn die Stammzellen und das Kälberserum müssen ja auch inrgendwo herkommen. Aber Newkirk, die das ganze sponsert, geht es ja eher um Ästhetik, also um Ethik.

Claude

Re: Fleisch aus der Retorte

Autor: Ricarda | Datum:
Irgendwie finde ich das ethisch gesehen nicht sonderlich "besser" als es momentan ist.

Ausserdem erinnert es mich ein wenig an eine Folge einer Serie, die ich letzte Woche gesehen habe.
Da hatten irgendwelche zwielichtigen Typen ein Wal-ähnliches Alien gefunden, welchem jegliches Fleisch, was sie aus ihm rausgeschnitten haben, wieder nachgewachsen ist.
Dafür hatten sie das Walalien festgekettet, mit Schmerzmitteln vollgepumpt (sollte ja human sein) und dann die ganze Zeit Fleischbrocken rausgeschnitten und an verkauft.
Als dann das "Team gegen die Bösen" ankam, meinte ein Teammitglied nur, dass sie doch das Alien erforschen sollten, weil man mit dieser "Technologie" ja den Hunger auf der Welt beenden könnte.
(Letztendlich hat ein anderes Teammitglied das Alien getötet um es von seinem Schmerz zu erlösen, wobei es sich ja eigentlich regenerieren konnte, aber naja..)

Wieso es sich einfach machen, wenn es auch schwer gehen kann.

Re: Fleisch aus der Retorte

Autor: Achim Stößer | Datum:
> Ausserdem erinnert es mich ein wenig an eine Folge einer
> Serie, die ich letzte Woche gesehen habe.

»Torchwood« Folge 17, "Fleisch (Meat)"

Bemerkenswert die Szene, in der sie, nachdem sie davon ausgingen, daß das "Fleisch" bereits im Umlauf war, die Wurst von der Pizza geklaubt haben ...

Dabei war es ja irgendwie vegetarisches Fleisch, schließlich lebte der "Wal" (noch) ...

Achim

Re: Fleisch aus der Retorte

Autor: Ricarda | Datum:
Achim Stößer schrieb:
>
> Bemerkenswert die Szene, in der sie, nachdem sie davon
> ausgingen, daß das "Fleisch" bereits im Umlauf war, die Wurst
> von der Pizza geklaubt haben ...
Ja, die Szene fand ich auch toll. Aber teilweise haben sie sich ja auch darüber lustig gemacht.

Ein paar Folgen vorher kam übrigens von der gleichen Person, die den Welthunger damit heilen wollte, ein eher in die andere Richtung gehender Kommentar.
Da hatten sie einen Weevil (ein anderes Alien) als Köder benutzt um herauszufinden, wohin einige andere Weevils verschleppt werden, wohlwissend, dass der Weevil höchst wahrscheinlich gequält und getötet wird.
Sie hat relativ aufgebracht gefragt, warum sie den Weevil so behandeln und meinte, dass sie das bei einem Menschen niemals getan hätten.
Naja, vielleicht war die Sache mit dem Welthunger ja auch eher in Richtung Tierrechte gemeint und der Charakter hat sich auch von PeTA blenden lassen ;)